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Wenn es am schönsten ist,…

von Bernd Villwock

Es gab anfangs Tage, da haben mich die Insektenstiche beinahe verrückt gemacht. Und irgendwann zur Halbzeit, nach mehrtägigen Magen-Darm-Problemen, habe ich mich auch mal gefragt warum ich mir diesen Wahnsinn antue… Inzwischen weiß ich was zu tun ist, kann mich auf die Arbeit und das Umfeld konzentrieren und bin nach insgesamt drei Monaten auf der Finca richtig gut angekommen. Time to say goodbye!

Es war ein unglaublicher Glücksfall, dass genau in diesen drei Monaten das Bambus-Häuschen auf der Insel gebaut wurde! Ich habe alles miterlebt, von den Fundamenten über das Richtfest bis zu den letzten Schönheitsarbeiten. Hautnah konnte ich spüren, wie die Begeisterung der beteiligten jungen Leute und das Interesse der Nachbarn mit jedem Tag wuchs und beobachten, dass das Konzept «learning by doing» tatsächlich aufgeht: eine Reihe der jungen Männer hat jetzt eine sehr konkrete Vorstellung und praktische Kompetenzen, was den Bambusbau betrifft.

Mein Herz aber habe ich an die Pflanzen, Tiere und Menschen hier verloren.

Beim Mittagessen mit den Mitarbeitenden

Es war eine tolle Erfahrung, die 40 kleinen Ahuanos (Mahagoni) einzutopfen und sie in den ersten Monaten wachsen zu sehen. Auch der ersten Insektenplage haben sie bereits erfolgreich widerstanden. Erst gestern durfte ich dann auch das Gebiet besuchen, in der Michael und Joëlle die Wiederaufforstung begonnen haben: in einer aufgelassenen illegalen Balsa-Plantage wachsen jetzt zahlreiche heimische Frucht- und große Urwaldbäume – darunter auch einer der Bobos, für den meine Familie die Patenschaft übernommen hat.

Moral Bobo für den meine Familie die Patenschaft übernommen hat

Immer wieder gern bin ich zu den Kühen gegangen, habe sie gezählt, nach Verletzungen geschaut und einfach ein wenig Zeit mit ihnen verbracht. Dabei sind einige von ihnen mir wirklich ans Herz gewachsen. Der majestätische Zuchtbulle Flocho zum Beispiel, der ganz entspannt über seine Gruppe wacht und sich erstaunlich gerne kraulen lässt. Die kleine Urpi, die ich in den ersten Wochen einmal mit César notfallbehandelt habe und die jetzt kraftvoll durch die steilen Weiden steigt. Die noch kleinere Victoria, um die wir uns in den ersten Tagen viele Sorgen gemacht haben. Zwischen Neugier und Angst schwankend wird sie bald wie ihre älteren Freundinnen mit Hector spielen. Und schließlich auch mehrere der erwachsenen Kühe, die gemeinsam einen kleinen Kinderhort betreiben und ihre Schützlinge, teils eigene teils adoptierte, gemeinsam beaufsichtigen.

Kuhherde

Auch die lokale Kichwa-Gemeinschaft habe ich durch die vielen gemeinsamen Arbeitsstunden kennen und schätzen gelernt. Besonders natürlich den Vorarbeiter César, mit dem ich auch öfter mal alleine unterwegs war und viel Austausch hatte. Mit ihm und seiner Frau Hilda zusammen konnte ich die Woche gut meistern in der Joëlle und Michael Urlaub gemacht haben. So gar nicht meinen Kichwa-Klischees folgend, lernte ich sie auch als liebevoll füreinander sorgendes Paar kennen. Und das nach mehr als 20 gemeinsamen Jahren!

Hilda und César in der Mittagspause

Last but not least: Joëlle und Michi! Ich habe größten Respekt vor ihrem Einsatz, ihrem Mut und ihrer Bereitschaft mit großer Ausdauer durch alle Probleme durchzugehen und weiter zumachen. Unter den gegebenen Bedingungen eine Farm zu betreiben und mit lokalen Mitarbeitern eine Vision von einer Ökomodellfarm umzusetzen ist phasenweise absoluter Dauerstress! Dass sie sich trotzdem immer wieder Zeit genommen haben, mir Dinge zu zeigen und zu erklären, lässt mich in großer Dankbarkeit gehen. Ich bin sicher dass ich die beiden noch ab und zu besuchen werde.

Bis dahin wünsche ich ihnen Glück, eine gute Hand und ganz viel Kraft!

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Eine Antwort auf „Wenn es am schönsten ist,…“

Danke Bernd für deine Erlebnisberichte. Waren sehr interessant und informativ geschrieben. Die Berichte zeigen sehr gut die bunte Vielfalt der harten Arbeit die unter nicht ganz einfachen Verhältnissen und mit viel Improvisation zu erledigen ist.
Joëlle und Michi, euch weiterhin alles Gute. Liebe Grüsse André

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