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Unsere Hunde

Nach unserem letzten Blogbeitrag über die Eskalation am Rio Punino wollen viele wissen, wie es bei uns nun aussieht. Nach einer dreitägigen Staatstrauer wird jetzt mit aller Kraft gegen die Goldwäscher, Drogenbanden und «Comandos de la Frontera» (ex FARC) vorgegangen. Das ecuadorianische Verteidigungsministerium hat am 12. Mai 2025 auf seiner Website folgendes veröffentlicht: «[…]. Nos vamos con todo. Esta guerra es contra los terroristas.» (Übersetzung: «Wir gehen aufs Ganze. Dieser Krieg ist ein Krieg gegen die Terroristen.»). Die Militärischen Zugriffe sind immer noch im Gange und die Erfolge werden täglich präsentiert. Das Ziel ist es die hauptsächlich aus Kolumbien kommenden Narco-Banden über die Grenzen zurückzudrängen. Es hat schon dutzende Tote gegeben. Wir spüren hier nicht so viel davon ausser, dass es eine vielfach höhere Militärpräsenz gibt. Wir werden sehen, wie es weiter geht und lassen es auf uns zukommen. Da wir gerade sehr viel Arbeit haben lenkt uns das gut ab und wir können nicht so viel darüber nachdenken.

Der erhoffe Bambus-Folgeauftrag ist eingegangen und ist sogar noch grösser als erwartet. Es war gerade Vollmond, als der Auftrag einging und so konnten wir direkt die aktuelle Mondphase des abnehmenden Monds ausnutzen. Wir hatten die letzten 14 Tage immer zwischen 7 – 14 Personen, die bei der Ernte und Vorbereitung zur Behandlung mitgearbeitet haben.

An dem Tag waren wir insgesamt 15 Personen beim Essen

Wir versuchen trotz Regenzeit das vorgegebene Ziel zu erreichen. Aber das mit dem Trocknen des Materials können wir leider nicht beeinflussen. Michi musste spüren, dass er sich mehr auf das Koordinieren und das Kontrollieren der Arbeit konzentrieren sollte als überall mit anzupacken. Die letzten zwei Wochen haben wir viel gelernt. Wir hoffen, dass wir es dann auch in den nächsten drei Monaten umsetzen können. Aber jetzt haben wir vorerst wieder eine ruhigere Zeit vor uns bis wir dann ab dem 11. Juni wieder ernten werden können. Langweilig wir es uns trotzdem nicht. Wir müssen nun Bambus einkaufen gehen, um den Auftrag erfüllen zu können. Es hat viele Pflanzungen in der Region, sei es «Bambus Gigante» oder der einheimische Guadua (kleiner Bambus). Viele wollen ihn uns verkaufen, doch leider werden wir uns oft beim Preis nicht einig oder die Qualität ist zu schlecht. César und Michi gehen den Bambus immer zuerst besichtigen. Kriterien für das Festsetzen des Preises sind Alter, Wachstum, Löcher durch Spechte und vor allem wo er sich befindet; ist er in der Nähe der Strasse oder des Flusses und was wächst rund herum; ernten wir oder erntet der Verkäufer. So kann der Preis für eine Stange zwischen 50 Cent und 3 Dollar schwanken. Wir haben sogar schon Bambus ausgeschlagen, weil die Einnahmen des Verkaufs die Kosten des Arbeitsaufwands nicht gedeckt hätten.  

Hera und Odin unsere zwei jungen Hunde halten uns ebenfalls auf Trab. Sie werden rasant grösser und wir können ihnen fast zuschauen, wie sie wachen. Odin musste leider für mehrere Tage in die Tierklinik da er nichts mehr gegessen und getrunken hat. Leider hat man nichts rausgefunden, ausser dass er eine Infektion hat. Aber woher sie kam, wissen wir bis heute nicht. Ihm wurden Infusionen gesetzt, um ihm genügend Flüssigkeit zukommen zu lassen. Nach zehn Tagen war gut für uns und wir haben ihn gegen den Willen der Tierärzte nach Hause genommen. Michi hatte Angst, dass er einen psychischen Schaden davontragen könnte, wenn er weiterhin so alleine in einer Box bleiben müsste. Leider sind die Standards in Ecuador nicht einmal im Ansatz vergleichbar mit denen in der Schweiz – besonders in Tena.

Odin in der kleinen Box

Wir haben ihn noch am gleichen Tag dazu gebracht wieder selber zu essen und auch selber zu Trinken. Es war ein Austesten des Futters, aber Michi (der erfahrene Tierpfleger) hat es geschafft und Odin ist wieder voll fit auch braucht keine zusätzlichen Medikamente mehr. Was er nach dieser Tortur vor allem brauchte, war viel Liebe und Zuneigung. Die bekam er natürlich von uns und Hera, und auch Hektor hat sich hinreissen lassen.

Die zwei Junghunde beherrschen schon den Grundgehorsam. Naja, so gut das halt bei Junghunden geht. Sie werden natürlich immer noch schnell abgelenkt, aber bei Spaziergängen durch den Wald laufen sie ohne Leine. Der «Wachhund» ist bei Odin schon etwas ausgeprägter als bei Hera. Odin mag, wie Hektor auch, keine Kinder. Da müssen wir immer gut aufpassen, wenn Besuch kommt.

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Goldrausch

Wir haben ja bereits der Öfteren über den illegalen Goldabbau berichtet. Nun hat es ein Ausmass angenommen, welches uns sehr nachdenklich stimmt. Wir müssen uns gut überlegen, was wir hier noch machen können, aber vor allem abwarten ob und wie die Regierung auf die Eskalation der letzten Tage reagiert. Das wird für uns wegweisend sein. Aber hier erst einmal was geschehen ist: Diese Woche wollte die Armee eine der grössten illegalen Minen im ecuadorianischen Amazonasbecken schliessen. Die mehrere Kilometer lange Mine befindet sich am Rio Punino an der Provinzgrenze zwischen Napo und Orellana. Es wurden mehrere Quadratkilometer Regenwald gerodet und der Fluss Punino ist für Tod erklärt worden, wegen der hohen Schwermetallbelastung. Aber tausende Indigene leben an und von diesem Fluss. Die Minenbetreiber sind Mitglieder von Narco-Banden und/oder Anhänger von Ablegern der ehemaligen FARC aus Kolumbien. Als die Soldaten ankamen, wurden sie von den Betreibern beschossen und mit Sprengstoff zurückgedrängt. Es starben elf Soldaten! Der Rio Punino liegt Luftlinien etwa 75 Kilometer von uns entfernt. Untenstehender Link führt zum detaillierten Bericht (Plan V ist eine digitale Plattform für investigativen Journalismus, Nachrichten und Analysen).

Masacre en el Alto Punino revela el avance de los Comandos de la Frontera en la Amazonía – Plan V

Diese Aktivitäten sind so aus dem Ruder gelaufen, dass sie sogar ganz einfach in GoogleMaps sichtbar sind:

Link zu GoogleMaps – Alto Punino

„Unsere“ illegale Mine hinter Ahuano nimmt auch solche Züge an. Keiner kennt die Leute die dort Gold waschen, man weiss lediglich, dass ein korrupter Exbürgermeister die Fäden vor Orte in der Hand hat. Wer aber genau dahintersteckt, weiss niemand der es preisgeben würde.

Treffen der lokalen Akteure
Foto: Sebastian Jahnke, 03.05.2025

Da auch die Gemeinderegierung von Ahuano die hohle Hand macht und deshalb in die andere Richtung schaut, wird sehr offensichtlich nichts dagegen unternommen. Denn „wo kein Kläger – da kein Richter“. All diejenigen die das bis jetzt schöngeredet haben, können sich den Tatsachen nicht mehr entziehen. Leider sind das auch Personen von befreundeten Organisationen. Solange der Goldpreis so hoch ist und immer weiter steigt, wird sich das auch nicht ändern.

Ohne den Versuch es zu Verschleiern, wird direkt an der Strasse gebaggert
Foto: Sebastian Jahnke, aktuelle Aufnahme vom 03.05.2025

Auch diese Tätigkeiten sind auf GoogleMaps sichtbar:

Link zu GoogleMaps – Huambuno (Ahuano)

Leider hat das auch Auswirkungen auf andere illegale Tätigkeiten wie z. B. die Jagd. Es gibt viele neue Personen, die gerne mal Wildfleisch essen und dadurch die illegale Jagd fördern. Wir wissen gleich von zwei Fällen, wo man einen Tapir geschossen und auf der Strasse an die Goldwäscher verkauft hat. Es sind leider die altbekannten Jäger die übrigens sehr aktiv im Nachbarsgrundstück illegal Goldwaschen und dabei die Gelegenheit zum Jagen nutzen. Die illegale Jagd nimmt wieder sichtlich zu. Wir, aber auch die Waldhüter von Selva Viva, haben vermehrt Unterstände oder Hochsitze an strategischen punkten gefunden und dann sofort zerstört. Seit die Tierauffangstation amaZOOnico wieder Tapire auswildert, hatte sich der Bestand in der Region erholt. Nun aber nimmt er rasant ab. Leider interessiert sich der Besitzer vom amaZOOnico nur dafür, was auf seinem eigenen Land geschieht. Wenn die Tiere auf fremden Grundstücken geschossen werden, will er nichts unternehmen. Verständlich, die altbekannten Jäger sind seine Freunde. Wir, die Finca Don Sigifredo, haben mit Selva Viva, Hotel La Casa del Suizo, Grand Selva Lodge, Comunidad 27 de Febrero, Comunidad Campococha, Frauenorganisation Campococha und weiteren Privatpersonen und Nachbarn eine kleine Allianz gebildet die sich gegenseitig hilft und im Fall eines illegalen Eindringens sofort warnt. Leider will der amaZOOnico und die Liana Lodge davon nichts wissen und sie hatten bis jetzt einfach keine Zeit. Auch bei der letzten Einladung zu einem Treffen wegen einer akuten Situation, hatten sie keine Zeit und so haben sie einmal mehr keine Stellung gegenüber des illegalen Goldwaschens bezogen. Traurig.

Das grüne Paradies ist am Untergehen. Sei es wegen des Abholzens für die Goldwäscher oder durch das Verschmutzen der Flüsse durch Schwermetalle als Folge des Goldwaschens. Wir versuchen das Paradies so lange es geht zu schützen. Durch die Aufklärungsarbeit, die wir betreiben und durch den Schutz des Waldes von Selva Viva hoffen wir und unsere Verbündeten das wir noch lange was davon haben. Der Schutz des Waldes ist aber teuer. Nicht alle arbeiten ehrenamtlich so wie wir. Die Waldhüter von Selva Viva bekommen Löhne und die Anwälte arbeiten zwar zum Selbstkostenpreis, aber verständlicherweise auch nicht gratis. Selva Viva braucht Unterstützung und sucht immer wieder Genossenschafter oder Spender, die mithelfen den Regenwald zu schützen. Du kannst unter Angabe des Zwecks direkt Spenden an:

Postfinance: CH42 0900 0000 1514 4267 7
BIC: POFICHBEXXX
Genossenschaft zum Schutz des Regenwaldes (GSR)

Oder einen Anteilsschein für CHF 1 000 per Einzahlung an obenerwähntes Konto erwerben. Wichtig, bei der Einzahlung den Hinweis «Anteilsschein» nicht vergessen.

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Wieder auf der Finca! 😀

Gastbeitrag von Bernd Villwock

In der ersten April-Hälfte war ich zum 4. Mal am Rio Barrantilla, wenn auch nur für 10 Tage – und mehr zu Besuch als zum Arbeiten. Herzlich wie immer nahmen mich Joëlle und Michi in Empfang. Und beim Anblick der kleinen Nebelschwaden über den benachbarten Hügeln ergriff mich augenblicklich eine tiefe Ruhe…

Die Tage waren wesentlich von den beiden erst 14 Wochen alten Hunden geprägt, die seit kurzem das Leben der Farm bereicherten (und manchmal auch ein wenig durcheinanderwirbelten). Wenn sie nicht gerade schliefen, tollten Hera und Odin lustig herum, balgten sich und erkundeten die Umgebung. Wie auf kleine Kinder musste man beständig ein Auge auf sie haben.


Joëlle war zusätzlich wegen ihrer Lektorinnen-Tätigkeit im Stress. Um die Farm finanziell über Wasser zu halten, hatte sie diese Tätigkeit bei einem Schweizer Unternehmen angenommen. Und vor dem geplanten Kurzurlaub waren noch mehrere Aufträge zu erledigen…

Wieder schlug ich mein Lager im Schulhäuschen auf. Dort hatte ich meine erste Volontärsstelle als Hilfslehrer vor 6 Jahren. Auch 3 Jahre nach der Pandemie ruht das Schul-Projekt noch – machtlos angesichts der verheerenden Auswirkungen auf die Lernstände einer ganzen Schüler-Generation…
Die Hoffnungen ruhen nun auf eine Reihe von Initiativen, die sich aus dem Bambus-Projekt ergeben, das Michi und Joëlle vor mehr als 3 Jahren in Gang gebracht haben. Auch in diesen Wochen waren wieder einer Reihe von Arbeitern mit dem Schneiden und der Weiterverarbeitung von Bambus beschäftigt – neben alten Hasen auch wieder 2 junge Anfänger. Auf diese Weise bietet das Projekt nicht nur Einkommensmöglichkeiten, sondern vermittelt auch zahlreiche Kompetenzen, die den jungen Männern berufliche Chancen eröffnen. Beim Bau des ersten Hauses auf der Insel vor 2 Jahren hatte ich mich selbst davon überzeugen können, und inzwischen hatte Michi auch Möbel und dekorative Gegenstände «im Programm».

Besonders schön war es für mich, beim Mittagessen mit Vorarbeiter César und weiteren bekannten Gesichtern ein paar Erinnerungen auszutauschen…
Mein eigener Beitrag zum Bambusprojekt bestand dieses Mal lediglich darin, ab und zu für 1-2 Stunden in dem kleinen, zur Farm gehörenden Guadua-Wäldchen die langen, stachelbewehrten Triebe abzuschneiden und an geeigneter Stelle zu stapeln. Nur wenn man diese Arbeit planvoll, umsichtig und voll konzentriert durchführt, vermeidet man schmerzhafte Stiche und zerrissene Kleidung – deshalb schätze ich diese Tätigkeit als eine Art Lebensschule.

Ansonsten versuchte ich, ein wenig Entlastung zu bringen, indem ich auf die kleinen Hunde aufpasste und jeden Tag einmal mit dem inzwischen erwachsenen Hund Hektor längere Zeit spazieren ging. Sehr genoss ich dabei die tollen, von César und Michi angelegten Wege rund um die Farm – und auch den schönen Ausblick von dem neu errichteten Beobachtungsturm.


Fast jeden Tag lockte es mich auch auf den Rundweg zu den oberen, ehemaligen Weiden. Einerseits vermisste ich die Kühe, die mir bei den letzten Aufenthalten ans Herz gewachsen waren. Andererseits freute ich mich zu sehen, wie auf den aufgelassenen Weiden die Natur zurückkam. Und anstelle der Kuhtritte entdeckte ich nun Fussspuren von Tapiren. Michi erzählte mir, dass auf den Fotofallen auf den Waldwegen nun häufiger auch Pumas zu sehen seien, und auch nächtliche Fotos eines Jaguars seien keine Seltenheit mehr – fantastisch!

Weit weniger schön zu hören war, dass sich die illegalen Goldwäscher-Aktivitäten zu einer dauerhaften Bedrohung der Flüsse entwickelt haben, die auch vor der Gesundheit der Insel-Gemeinschaft nicht Halt macht. Da sich Quecksilber und andere toxische Stoffe durch Abkochen nicht entschärfen lassen, hat Joëlle vor, zu diesem Thema Aufklärungsarbeit zu leisten. Um die erwünschte Wirkung zu erreichen, setzt sie auf die Zusammenarbeit mit einer anderen betroffenen Kichwa-Gemeinschaft…

Was aus dieser weiteren guten Idee geworden ist, werde ich bei meinem nächsten Besuch erfahren. Denn das scheint mir sicher: dem Zauber vom Puerto Barrantilla und der Neugier auf das Lebensprojekt von Joëlle und Michi werde ich mich auch in Zukunft nicht entziehen können!

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Familienzuwachs

Der Bambusauftrag ist fürs Erste erledigt und wir ernten bereits für den Folgeauftrag. Wir haben jeweils zwei Wochen Erntezeit und dann zwei Wochen Zeit für die Verarbeitung und Behandlung. Der Kunde hat bei uns 250 Matten aus Bambus bestellt. Das ist ein grosser Auftrag und viel Arbeit. Eine Matte ist standardmässig drei Meter lang und wenn sie aus Bambus Gigante ist ca. 45 cm breit. Um eine Bambusmatte herzustellen, muss man den Bambus mit der Axt oder der Machete öffnen. Durch das Aufschlagen der Fasern an mehreren Stellen lässt sich das Bambusrohr öffnen. Für diese Arbeit beschäftigen wir vorwiegend Frauen. Sie sind schneller und ausdauernder als die Männer und haben auch den genaueren Schlag drauf.

Ja, der Schlag muss die Fasern in der Länge aufbrechen und sie nicht durchtrennen. Leider hatten wir während der letzten Ernte Probleme mit einigen Personen des Personals, welche nicht zur Arbeit erschienen, weil sie am Morgen immer noch betrunken vor dem Haus lagen. Nein das ist nicht bildlich gesprochen, das ist leider wirklich so. Solches Personal müssen wir austauschen. Leider ist Alkohol ein riesiges Problem hier. Die Einheimischen haben kein Mass und es wird getrunken bis sie ins Koma fallen. Vor allem die Männer, darum arbeiten wir, wo wir können, immer mehr mit jungen Frauen zusammen. Bei der Arbeit herrscht null Toleranz, was Alkohol betrifft.

Wegen der gefährlichen Arbeit, muss das Personal nüchtern sein

Wir haben Familienzuwachs bekommen. Wir sind letzten Monat nach Quito gefahren, um uns Rotweilerwelpen anzuschauen. Die waren sehr süss und wir durften sogar die ganze Zucht anschauen, aber beim Preis wurden wir uns nicht mit dem Züchter einig. Nur weil wir Ausländer sind, bezahlen wir keine 1 500 Dollar für einen Welpen. Für dieses Geld können wir einen in der Schweiz kaufen und einfliegen lassen. So schauten wir uns weiter um. Auch andere grosse Rassen kamen nun für uns in Frage. Joëlle hat dann über Facebook einen anderen Rottweiler Züchter gefunden, der gerade noch einen Welpen hatte. Michi hatte sich in der gleichen Zeit in einen Bully verliebt. Von beiden Züchtern haben wir Fotos von den Hundeeltern und vom Umfeld bekommen. So vereinbarten wir ein Treffen mit der Voraussetzung, dass, wenn sie uns gefielen und gesund waren, wir sie sofort mitnehmen würden. Michi fuhr am Morgen um 3.30 Uhr los, denn das Rottweilermädchen war in Riobamba (250 km, 4 Stunden entfernt) und der kleine Bully in Latacunga (100 km, 1.5 Stunden von Riobamba). Das Ganze natürlich auch wieder zurück. Michael war um 16.30 Uhr wieder zu Hause mit den zwei Welpen. Er konnte die Familie der Welpen sehen und auch wo sie die ersten Wochen aufwuchsen. Hera ist die Rotweilerdame und Odin der Bully. Bully ist eine nicht anerkannte Rasse. Es sind Mischlinge aus Bullterrier, Amerikanischen Bulldoggen, Pitbull usw. Die zwei halten uns gerade sehr auf Trab.

Hauptsache sie können etwas auseinander nehmen

Wir haben sie aber sehr schnell stubenrein hinbekommen, so gut das halt geht bei kleinen Welpen. In der Aufregung kann halt immer noch etwas schieflaufen. Das werden wir aber auch noch in den Griff kriegen. Hector war am Anfang etwas überfordert mit den zwei Kleinen. Aber er hat seinen Rückzugsort, wo er seine Ruhe hat, und den nutzt er auch. Das strickte Arbeiten mit den Zweien ist ein muss aber auch nicht immer leicht, denn sie sind so zuckersüss.

Hera und Odin beim Nickerchen nach dem Spielen

Beide sind grosse und kräftige Rassen, die man im Welpenalter schon richtig erziehen muss, sonst kann das gefährlich werden. Mit ihren 15 Wochen hören sie schon sehr gut auf ihre Namen und das erste Kommando und einige Benimmregeln haben sie bereits gelernt.

Schon jetzt üben sie es, beindruckend auszusehen

Bernd, unser treuer Volontär und lieber Freund, ist uns mal wieder besuchen kommen. Er hat uns angeboten, ein paar Tage auf Haus und Hof aufzupassen, damit wir mal rauskommen. Wir sagten gerne ja dazu, aber wir mussten gut planen. Zuerst noch den Bambus aus dem Becken holen, dies und das erledigen und dann konnten wir los für drei Tage. Joëlle hat ihren Laptop mitgenommen, da sie noch einen dringenden Auftrag erledigen musste. Wir machten so richtig die Touristen und konnten die drei Tage geniessen. Ok, einige kleine Unterbrechungen gab es schon. Wir konnten uns dennoch etwas erholen. Bernd, vielen lieben Dank dafür!

Glasplattform – Aussichtspunkt mit Blick auf Baños
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Bambusernte

Ein Architekt, mit dem wir schon einige Male zusammengearbeitet haben, hat bei uns eine grössere Bestellung an speziell behandeltem «Grossen Bambus» (Dendrocalamus) bestellt. Früher waren unsere Preise immer zu hoch und wir wurden nur im Notfall berücksichtigt. Nun aber braucht er Qualität, und da sind wir die Nummer eins. Wir erfüllen fast alle Wünsche unserer Kunden, aber das hat natürlich seinen Preis. Mehrere Folgeaufträge können bei guter Arbeit/Qualität folgen. Ja, wir sehen grosse Chancen für einen Auftrag, der über Monate laufen könnte. Aber zuerst mal müssen wir jetzt die erste Lieferung machen. Wir kaufen unseren Bambus, das Rohmaterial, ein. Den «Grossen Bambus» ernten wir selbst. Nur so können wir beste Qualität garantieren. Das Ernten von ca. 25 Meter langem Bambus muss gelernt sein und es ist auch gefährlich. Beim falschen Schneiden zerberstet schnell so ein Halm oder er bekommt kleine, kaum sichtbare Haarrisse.

Es war gerade die richtige Mondphase, um sofort mit der Ernte loslegen zu können. Bestellt waren 150 Stangen zu sechs Metern und sie sollten oben wie unten keine grossen Abweichungen beim Durchmesser aufweisen. Der Rest des Bambushalms werden wir zu Bambusmatten verarbeiten. Von einem ca. 25 Meter Halm kann man nur 12 – 15 Meter nutzen. Die ersten zwei bis drei Meter sind zu dick und zu stark verholzt. Die nächsten 12 – 15 Meter sind gut, wenn sie denn auch gerade gewachsen sind.

ca. 25 Meter langer Halm

Von da an wo die Blätter wachsen, ist der Halm zu dünn und instabil. Wir hatten leider kein Wetterglück. War es die letzten Monate immer zu trocken, hatten wir jetzt die verregnetsten zehn Tage seit über einem Jahr. Michi war also mit fünf Arbeitern und zwei neuen Auszubildenden bei der Ernte aber konnte nicht arbeiten. Wenn es mal kurz aufgehört hat zu schütten, haben sie kurz geerntet. In drei Tagen konnten sie gerade mal 33 Stangen schneiden. Dann ein Tag mit Sonne und an dem sie durcharbeiten konnten und zack, waren 30 Halme geschnitten.

Die Stangen müssen immer noch gewaschen werden, was wir in einem Bach direkt neben dem Bambus machten. Aber auch da mussten wir die Arbeit einstellen, denn das Bächlein wurde wegen des starken Regens zum reissenden Strom. So konnten wir leider nur 65 Halme ernten. Wir meldeten das unserem Auftraggeber. Er hatte Verständnis, denn auch er konnte wegen des Dauerregens nicht bauen.

Leider werden wir nichts an der ersten Lieferung verdienen, denn die Zeit vom «Unterstehen» müssen wir ja auch bezahlen aber können sie nicht auf den Käufer abwälzen. Nun sind die Stangen im Becken, wo sie veredelt werden. Am 17. März beginnt die nächste abnehmende Mondphase und wir werden dann das nächste Mal ernten. Nun hoffen wir auf besseres Wetter.

Stangen sind im Becken

Bei uns ist aber auch sonst noch vieles geschehen. Michi hat sich anerboten für die Waldschutzorganisation Selva Viva ehrenamtlich die Koordination der Waldhüter vor Ort zu übernehmen. Jeden Montag treffen sich die Waldhüter im Schulhäusschen auf der Finca Don Sigifredo und planen ihre Woche. Michi plant momentan die Renovation der beiden Häuser von Selva Viva. Um Kosten zu sparen, müssen die Waldhüter mitarbeiten und das erweist sich als schwieriger als gedacht. Der eine hat zwei linke Hände und die anderen arbeiten nur dann, wenn du danebenstehst. Trotzdem soll der Schutz des Waldes nicht zu kurz kommen. Das braucht gute Planung und das können wir beide gut, denn wenn Michi nicht kann, springt Joëlle ein.

Ruben, Saquiri und Elder (v.l.n.r.), die Waldhüter von Selva Viva

Joëlle hat auch immer noch viel Arbeit wegen des längeren Ausfalls einer Mittarbeiterin. Wir werden nächste Woche mal etwas kürzertreten und uns zwei Tage eine Auszeit gönnen und nach Quito reisen. Die Reise hat aber auch einen Hintergedanken. Joëlle wünscht sich schon immer eine spezielle Hunderasse. Für ihr Sicherheitsgefühl und ihren Schutz, hätte sie gerne einen Rottweiler. Wir haben uns ja leider nicht nur Freunde gemacht, sondern auch Feinde, besonders bei den Goldwäschern. So ein grosser, treuer Hund macht dann schon richtig Eindruck. Michi hat ja zum Glück die Ausbildung und viel Erfahrung bei der Hundeerziehung und auch Hector hilft auch mit, denn er weiss genau worauf es ankommt. Wir haben einen Züchter gefunden der Vertrauenswürdig scheint und auch gerade Welpen hat. Einen Rottweiler, aber generell Hunde, kauft man am besten immer bei einem guten Züchter und niemals übers Internet ohne ihn persönlich gesehen zu haben. Das ist leider hier oft der Fall und Tierheime gibt es fast keine in Ecuador. Das erste Gespräch mit dem Züchter war sehr gut und Michi hat ein gutes Gefühl bei ihm. Mal schauen, ob uns ein Welpe ansprechen wird.

Diese beiden Welpen gehen wir besuchen
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Doktorarbeit

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Die Arbeit lässt nicht nach und das ist auch gut und schön so. Michi hat den Auftrag für den Bau einer Bar aus Bambus zur vollsten Zufriedenheit des Auftraggebers erfüllen können.

Die Bar hat Michi mit unserem Auto transportiert und persönlich geliefert

Die Kunden waren überrascht, dass die Bar sogar noch besser aussieht als sie es sich vorgestellt hatten. Auch der Zeitplan wurde eingehalten. Jetzt kann man in der Grand Selva Lodge an der Bambusbar gemütlich ein kühles Bier trinken. Michi war froh, dass er in der Zeit fertig wurde, denn auf ihn wartete schon die nächste Herausforderung.

Die Bambusbar in der Grand Selva Lodge

Es hatte sich eine Doktorandin mit vier Helfern via Selva Viva bei uns angemeldet, weil sie mit den Waldhütern (von Selva Viva) im Schutzwald eine Bestandesaufnahme machen wollten. Die Gruppe hat das Schulhäuschen für sieben Tage bekommen. Wir wurden angefragt, ob wir für sie kochen und sie rumfahren können. Das mussten wir erst mal besprechen und haben dann eine Offerte gemacht, die angenommen wurde. Der Einkauf muss hier im Wald draussen gut geplant werden. Besonders wichtig ist dabei, was wird gegessen oder eben auch nicht. Bestellt wurde das Frühstück am Morgen, ein Lunch für den Mittag im Wald und das Abendessen für fünf Personen. Tatsächlich kamen dann aber sechs Personen. Erstes Problem: ein Bett zu wenig (schnell Platz geschafft und noch eine Matratze von unserem Gästezimmer ins Schulhäuschen gebracht). Zweites Problem: eine Person mehr zum Essen (Michi hat es hingekriegt, ohne dass wir dafür hungern mussten). Als sie dann auch noch für die Waldhüter Lunch bestellen, kam Michi dann doch etwas ins Rudern. Ja, so läuft es halt hier und man muss immer flexibel bleiben. Der nächste Supermarkt ist ja eine Stunde entfernt. Michi stand also eine Woche lang um 4.30 Uhr auf und bereitete Frühstück und Lunch für alle vor. Anschliessend fuhr er sie in den Wald. Joëlle holte sie am Abend um 18.00 Uhr ab, weil Michi da schon wieder am Kochen war, denn um 19.00 Uhr gab es das Abendessen. In den sieben Tagen wurde es uns nicht langweilig. Es ist eine sehr interessante Arbeit, die da entsteht. Ihre Arbeit baut auf den gleichen Untersuchungen auf, die bereits 2006 und 2011 im selben Planquadrat durchgeführt wurden. Wir hoffen, dass wir dann auch einen Einblick in die fertige Arbeit bekommen werden. Denn es soll festgestellt werden, wie sich die Natur im Schutzwald von Selva Viva in den letzten knapp 20 Jahren verändert hat.

Greifstachler knabbert am Zement des Aussichtsturms

Am Samstag der gleichen Woche kam auch noch ein Filmteam vom ecuadorianischen Fernsehen zu Besuch. Auch da haben wir uns als Anlaufstelle vor Ort für Selva Viva angeboten. Einer der Waldhüter hat sie bei uns abgeholt und auch wieder zurückgebracht. Unsere Nerven wurden jedoch schon etwas strapaziert. Wir haben schon einige Erfahrungen mit Filmteams gemacht, besonders Michi in der Schweiz, aber so was haben wir noch nie erlebt. Sie kamen um 10.00 Uhr morgens an und hatten genau sechs Stunden Zeit in denen sie einen Jaguar, einen Puma und Klammeraffen filmen wollten. Sie konnten nicht verstehen, dass die Tiere nicht einfach so schnell mal vor die Kamera hüpfen. Dem Waldhüter wurde, vereinfacht gesagt, Inkompetenz vorgeworfen, weil er nicht wusste, wo sich diese Tiere im Wald aufhielten. Zuerst glaubten wir es sei ein Scherz, bis wir begriffen, dass sie das mit den Wildkatzen und Affen ernst meinten. Michi schenkte ihnen dann eigenes Filmmaterial von den Wildkameras, so konnten wir sie wenigstens etwas beruhigen. Die Nerven zu behalten hat sich definitiv gelohnt. Sie haben einen gut fünfminütigen Bericht über Selva Viva gemacht, der wirklich schöne Werbung für den Schutzwald ist.

Währen dieser turbulenten Zeit ist ausgerechnet auch noch César ausgefallen. Er hat eine Entzündung im Ellenbogen und darf drei Mal die Woche (während drei Wochen) nach Tena zur Physiotherapie. Die Tage an denen er bei uns ist, kann er aber natürlich auch nur eingeschränkt arbeiten. So ist der Hühnerstall etwas später als geplant fertig geworden. Jetzt müssen die Hühner ihre neue Villa einfach noch akzeptieren. Hühner sind halt auch nur Gewohnheitstiere und man muss ihnen zu ihrem Glück verhelfen.

Die Studentengruppe musste nach sieben Tagen wieder abreisen, denn es standen die Präsidentschaftswahlen an und in Ecuador herrscht so etwas wie ein Wahlzwang. Wer nicht wählen geht bekommt eine Busse. Und seine Stimme kann man nur im Heimatort bzw. dort, wo man sich registriert hat, abgeben. Die diesjährigen Wahlen sind richtungsweisend. Es stehen zwei Arten von Regierungen zur Auswahl. Zum einen eine sozialistische Diktatur wie man sie aus Venezuela oder Kuba kennt oder zum anderen die jetzige Politik des harten Durchgreifens (mano dura) im Kampf gegen die Korruption und den Krieg gegen die Drogenbanden und Kartelle. Das Volk ist gespalten. Im April kommt es zur Stichwahl. Wir persönlich hoffen, dass der jetzige Überganspräsident bleiben wird. Er hat viel erreicht in den letzten 12 Monaten und den Drogenbanden den Krieg erklärt, ohne die Bevölkerung zu sehr mit reinzuziehen. Es würde uns aber wahrscheinlich nicht verwundern, wenn auch er den zweiten Wahlgang nicht erleben würde, denn er ist wirklich vielen auf die Füsse getreten. Am Ende wird es für die Wähler wohl so wie immer sein, sie werden sich wahrscheinlich für die Person, die sie als das kleinere Übel sehen, entscheiden. Wen es interessiert hier geht es zu einem Beitrag der das Thema gut auf den Punkt bringt: https://insightcrime.org/news/organized-crime-agenda-ecuadors-presidential-elections/

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Das Neue Jahr hat gut begonnen

Wir haben den Jahreswechsel mit Christine und unseren Nachbarn, der Familie Walraven, gefeiert. Traditionell hat Michi natürlich wieder eine Puppe gebastelt, um sie um Mitternacht zu verbrennen und so alles Schlechte loszuwerden.

Wir waren dann doch etwas müde und haben uns deshalb entschieden den Jahreswechsel gemeinsam mit den Sandwichinseln zu feiern.

Das Jahr 2025 hat für uns sehr gut begonnen. In der ersten Woche bekamen wir die frohe Kunde, dass wir bei Red de Bosques aufgenommen wurden. Das freut uns sehr, denn nun können wir unseren Wald beim Umweltministerium als privaten Schutzwald registrieren und bekommen dadurch einen neuen Status. Bis jetzt wurde er als Landwirtschaftsfläche geführt, aber neu ist es jetzt ein geschützter Wald. Red de Bosques hilft ihren Mitgliedern bei Problemen, sie haben ein riesiges Netzwerk. Wenn die Bedrohung der Goldwäscher auf unserem Land akuter wird, haben sie Anwälte, die helfen können. Aber sie haben auch gute Beziehungen in verschiedenste Behörden. Hoffen wir einfach, dass wir sie deswegen nicht brauchen werden.

Sonnenaufgang am 1. Januar 2025

Bei uns ist gerade viel los. Joëlle hat viel Arbeit bekommen, da in der Firma, für die sie arbeitet, jemand länger ausfällt. Michi hat auch mehrere kleinere Aufträge erhalten und Bambus konnten wir auch schon verkaufen. Zwar nur kleinere Mengen, aber so leert sich das Lager und wir müssen bald unseren Stock wieder auffüllen. Im Dezember hatte Michi noch geplant das Haus neu zu streichen und einen neuen Hühnerstall zu bauen. Das Haus kann warten, aber der Hühnerstall nicht. Unser neuer Hahn hat eine kräftige Stimme, aber vor allem singt er in einer sehr unangenehmen Tonlage. Sogar Hector schmerzt es in den Ohren, wenn der Schweizerhahn morgens um 4 Uhr kräht. Darum baut César nun den neuen Hühnerstall, etwas weiter vom Haus entfernt.

Michi hat gerade keine Zeit um beim Bau des Hühnerstalls mitzuwirken, denn er darf für ein Hotel eine Bar inkl. Stühle aus Bambus bauen. Als erstes musste er sie zeichnen, dann alle Verbindungen austüfteln und schon ging es los mit dem Zuschneiden. Die Deckplatte des Tresens und die Sitzflächen der Stühle werden aus Holz sein. Dieses Holz er bei einem hiesigen Schreiner zuschneiden lassen. Wir haben darauf geachtet, dass es keine geschützte Holzart ist aber vor allem, dass es legal geerntet wurde. Wir hoffen das die Platten bald kommen, so dass Michi alles zusammensetzten kann. Der Zeitdruck beim Kunden ist gross und wir wollen ihn ja auch nicht verlieren.

Die Bar aus Bambus ist in Arbeit

Seit Anfang des Jahres sind auch die Strassenplaner wieder einmal unterwegs. Wir wurden informiert, dass sie Bohrungen an den Strassenrändern machen, um festzustellen wie der Untergrund beschaffen ist und wo die neue Strassenführung durchgehen soll. Die Strasse sollte auf insgesamt neun Meter verbreitert und asphaltiert werden. Das sind Neuigkeiten die wir so bereits vor 14 Jahren gehört haben. Neu ist aber, dass tatsächlich Bohrungen gemacht werden. Wer weiss, vielleicht meinen sie es ja dieses Mal wirklich ernst. Wir würden ca. 1 500 m2 Land verlieren, eine Entschädigung dafür wird es nicht geben. Nur wenn sie einem mehr als fünf Prozent der gesamten Landfläche enteignen, muss der Staat Entschädigung zahlen. Wir sind ja mal gespannt wie es da weiter geht.

Tena wird immer etwas moderner, es ist ja auch die Hauptstadt der Provinz Napo. Bis jetzt gab es genau einen Supermarkt der Kette «TIA» in Tena und in der ganzen Provinz Napo gibt es davon gerade mal zwei Filialen. Seit zwei Wochen gibt es nun einen weiteren Supermarkt: TuTi. Das ist ein Harddiscounter, so wie es früher Aldi oder Lidl waren. Ein für Ecuador komplett neues Einkaufssystem das die Leute hier nicht kennen. Auch wir sind natürlich schauen gegangen. Es ist nicht alles günstiger, aber es hat ganz viele Produkte die es früher in Tena nicht gab – uns freut es.

Fertigpizza, Eiscreme und sonst noch allerlei Ungesundes aus dem TuTi

Jetzt spüren wir die Nachfolgen der Stromeinsparungen die Ecuador vom 20. September 2024 bis 22. Dezember 2024 hatte. Es hat z. B. die Bierproduktion getroffen. Die zwei grossen und einzigen Bierkonzerne (Heineken: mit Biela, Brahma, Heineken und AmBev: mit Pilsener, Club, Budweiser) konnten nicht mehr brauen. Nun gibt es einen Lieferengpass bei den Bieren die in Ecuador hergestellt werden. Betroffen sind vor allem die Mehrwegflaschen in der «normalen» Grösse. Nun werden alle Lagerbestände von Einwegflaschen und Dosen geleert bis die Mehrwegflaschen gewaschen und wieder abgefüllt sein werden. Das hört sich erstmal komisch an, ist aber ein sehr grosses Problem. Denn da hängen sehr viele Arbeitsplätze dran. Es gibt keine Kurzarbeit in Ecuador, was bedeutet: Keine Arbeit = kein Job und demzufolge kein Einkommen. Bei der Stahlindustrie ist es genau das gleiche Bild. Bis die Industrie wieder hochgefahren ist und normal produzieren kann muss man schon bald wieder mit Stromeinsparungen rechnen, denn der Januar ist bis jetzt schon wieder viel zu trocken. Auf alle Fälle geniessen wir unser Feierabendbier noch solange wir Bier haben…

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Das Jahr geht zu Ende

Wir sassen mal wieder wegen eines Streiks fest und mussten einmal mehr improvisieren. Als uns die Materialen für die Renovation des Hauses ausgingen, nutzten wir die Zeit um Bäume zu pflanzen. Bei uns hat es endlich begonnen regelmässig zu regnen und die Böden sind auch wieder gut getränkt. Also passte alles und wir konnten in drei Tagen 50 neue Bäume pflanzen. Michi hatte einen wichtigen Zahnarzttermin in Quito und am gleichen Tag erwarteten wir Besuch aus der Schweiz. Da die Strassen aber wegen des Streiks alle blockiert waren, konnte er nicht den normalen Weg fahren und musste einen Umweg von vier Stunden in Kauf nehmen. Er hat deshalb viele neue Strassen und Fähren gefunden, die nirgends verzeichnet sind und die man nur findet, wenn man die jeweiligen Anwohner fragt, wo der schnellste Weg nach Loreto ist.

Auf der Fähre über den Rio Napo

Am Tag darauf, bei der Rückfahrt mit Christine (unsere Besucherin) waren dann bereits die Strassenblockaden verschwunden und man konnte wieder den normalen Weg fahren. Bis sich nach einem Streik in Tena wieder alles normalisiert und alles wieder vorrätig ist, dauert es schon einige Tage. Die Streikenden haben sich, Tena und uns immerhin 14 Tage von der Umwelt abgeschnitten. Ob sie mit dieser Aktion Erfolg hatten, wird sich erst nach den Feiertagen zeigen. Falls nicht, wird der Irrsinn wieder von vorne beginnen. Wir verstehen das Anliegen, welches an den Präsidenten gerichtet ist sehr gut und finden das neue Gefängnis mitten in der Stadt auch idiotisch. Die eigene Stadt aber von der Aussenwelt abzuschneiden ist garantiert nicht der richtige Weg und bringt vor allem viel Unverständnis in der eigenen Bevölkerung.

Auch wir versuchen die Weihnachtstage etwas ruhiger zu gestalten. Leider war die Vorweihnachtszeit überhaupt nicht ruhig. Einmal mehr war es Michi der festgestellt hat, dass man im Schutzwald von Selva Viva aktiv Gold wäscht. Es wurden zwar keine Bagger eingesetzt, aber mit Wasserpumpen wurde das Ufer abgewaschen. Nach Rücksprache mit dem neuen Geschäftsführer von Selva Viva, Lester Espin, stellten wir Fotofallen auf und konnten so innert weniger Tage die Personen identifizieren. Der Geschäftsführer ist dann auch gleich mit den drei Waldhütern und Christine, die ja Präsidentin von Selva Viva ist, zu diesen Personen hin gegangen und hat das Gespräch gesucht. Mal schauen, ob sie nochmal auf den Kameras auftauchen werden, denn davon wissen sie nichts.

ausgewaschene Uferböschung

Nur gerade einen Tag später hat uns unser niederländischer Nachbar angerufen und erzählt, dass er soeben einen Bagger mit einer Waschanlage von seinem Grundstück verscheucht hat. Der Bagger sei im Fluss in unsere Richtung unterwegs.

Bagger mit Waschanlage im Rio Cusano

Da liegt aber noch ein Grundstück des Hotels Casa del Suizo dazwischen. Und genau da hat sie Michi dann auch mit der Drohne gefunden. Joëlle hat sofort die Besitzer vom Casa del Suizo und noch viele Personen mehr informiert. Damit die Kommunikation aller involvierten Personen einfacher wurde und alle auf dem gleichen Stand gebracht werden mussten, eröffnete Joëlle eine WhatsApp Gruppe. Innert weniger Stunden konnte so die Umweltpolizei und das Militär informiert werden und sie warteten nur noch auf den Befehl zum Ausrücken. Der Geschäftsführer von Selva Viva hat es sogar geschafft den Gouverneur der Provinz Napo auf den Plan zu rufen.

Michi schaute mit Hilfe der Drohne immer wieder, wo die Goldwäscher sich gerade befanden und Casa del Suizo ging direkt vor Ort, um nachzuschauen.

Bagger im Rio Cusano und flussaufwärts die Waschanlage

Noch in der gleichen Nacht wurde es den Goldwäschen vermutlich zu gefährlich und sie haben sich aus dem Staub gemacht. Casa del Suizo hat die Verantwortlichen dieser illegalen Goldwaschaktion enttarnt und mit ihnen gesprochen. Das war eine extrem erfolgreiche Aktion, bei der alle am gleichen Strick zogen und dem illegalen Goldwaschen in unserer Region der Kampf angesagt wurde. Es zeigt uns endlich, dass wir doch nicht die einzigen sind die dieses grüne Paradies hier, solange dies noch möglich ist, erhalten wollen. Leider hat sich aber auch einmal mehr gezeigt, dass die vermeintlich gleichgesinnten Projekte dem Umweltschutz doch nicht so nahestehen, aber dafür andere, von denen wir es nicht erwartet hätten, uns tatkräftig beistanden und mithalfen.

Bagger auf der Isla Anaconda geparkt, bis zum Einbruch der Dunkelheit

Für uns neigt sich ein schwieriges Jahr dem Ende zu. Wir mussten viele schwere Entscheidungen treffen, was unser Projekt Finca Don Sigifredo betrifft. Wir erlitten viele Rückschläge und hatten so einige Zweifel. Joëlles Job hat uns aber in finanzieller Hinsicht viel Ruhe gebracht und sichert die Existenz der Finca Don Sigifredo. Die erfolgreiche Aktion gegen die Goldwäscher war ein sehr versöhnlicher Abschluss für uns. Klar ist, wir werden uns selber treu bleiben und uns auch nächstes Jahr wieder für den Umweltschutz stark machen, auch wenn das natürlich nicht allen gefällt.

Sonnenaufgang im Nebel

Nachträglich noch schöne und besinnliche Weihnachten, die ihr alle hoffentlich hattet, und dann vor allem einen guten Start ins neue Jahr.

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Ferien mal anders

Michis Bruder Thomas und seine Partnerin Tina sind uns besuchen kommen. Sie haben uns viele Leckereien und noch andere Überraschungen aus der Schweiz mit gebracht. Danke vielmals dafür! Die Chance, mal wieder gemeinsam Ferien zu machen, haben wir natürlich genutzt. Wir haben so daraufhin gearbeitet, dass alle offenen oder dringenden Arbeiten bei ihrer Ankunft erledigt sein sollten. Es hätte fast geklappt, aber wir hatten ja noch Zeit während ihrer Akklimatisierung den Rest zu erledigen. César und seine Familie passten in den zehn Tagen unsere Abwesenheit auf unser Haus und die Tiere auf. So konnten wir dann auch zusammen losfahren. Wir waren an Orten, die man als Tourist ohne ein Auto nicht einfach besuchen kann. Ecuador leidet immer noch unter der grössten Dürre aller Zeiten und so hatten wir also auch in den Ferien «Strom-Abschaltungen». Das waren recht spezielle Situationen, wenn im Hotel auf einmal alles dunkel und ruhig wurde. Wir legten uns einfach früher schlafen und standen dafür etwas früher auf. Wir waren auch im Intag Tal das bekannt ist für seine schönen Nebelwälder. Es hatte schon Wälder, die waren aber nicht grün und sämtliche Kulturflächen waren braun und ausgetrocknet. Es hatte da seit Mitte Juni nie mehr geregnet, weshalb alles ausgetrocknet ist. Von Nebel war weit und breit nichts zu sehen. Leider hatte es auch sehr viele Waldbrände die nicht nur Anbauflächen, sondern auch Wälder verbrannten.

Sichtbare Spuren der Trockenheit und der Brände

Wir erkundeten das Tal und waren völlig überrascht eine uralte Kulturstätte zu finden: Wariman oder auch Gualimàn mit dem Sonnentempel der Cara Kultur bzw. der Cacicazgos. Diese Zivilisation lebte dort vor den Inkas, also vor über 3000 Jahren.

Es befindet sich auf einem Hochplateau mitten im Tal. Die Hänge sind senkrecht abfallend und es gib nur eine Zufahrt, sie ist sehr, sehr steil und man kommt nur mit einem 4X4-Fahrzeug hoch.

Drohnenfoto des Hochplateaus

Wir bekamen eine ausgiebige Führung, die super interessant war und wir lernten viel über die Kultur und von den Vorfahren der Inkas. Alles hat ein Ende, so auch unser Urlaub, der aber sehr erholsam war. Thomas und Tina blieben noch einige Tage länger als wir in Mindo, dem grössten Vogelparadies der Welt. Nirgendwo sonst gibt es so viele verschiedene Vogelarten. Als die beiden wieder bei uns waren, machten wir noch einige Ausflüge und Waldspaziergänge von hier aus. Auch ihre Ferien gingen vorbei und Michi brachte sie für Ihre Rückreise zum Flughafen nach Quito.

Kaum waren sie abgeflogen tauchten wir wieder in die Arbeitswelt ein und es kam der nächste Schock. In der Provinz Napo in der wir leben, wird gestreikt. Das bedeutet das öffentliche Leben wird mittels Strassenblockaden zum stillstandgebracht. Seit einer Woche sind alle wichtigen Verkehrsknotenpunkte blockiert, wir kommen nicht mehr nach Tena. Der Grund für die Proteste ist das geplante neue Hochsicherheitsgefängnis in Archidona. Bis jetzt war das Gefängnis eins für Leute, die ihre Busen nicht bezahlen konnten oder wollten. Also eher leichte Vergehen wie z.B. Trunkenheit am Steuer, nicht Bezahlen der Alimente oder Diebstahl. Nun soll es umgebaut werden und daraus ein Hochsicherheitsgefängnis für Schwerkriminelle entstehen. Das jetzige Gefängnis steht mitten im Dorf umgeben von Schulen. Nicht unbedingt der passende Ort für ein Gefängnis nach Bukele-Manier. Mal sehen, wie lange die Proteste andauern werden. Unsere Vorräte halten noch einige Tage, nur mit dem Benzin für den Generator könnte es knapp werden.

Strassensperre in Archidona – Foto: PRIMICIAS

Mittlerweile ist unser Bambusprojekt bekannt dafür, dass wir über Lagerbestand verfügen und somit kleine bis mittlere Mengen sofort abgeholt bzw. geliefert werden können. Genau jetzt hatten wir so eine Expressbestellung von einem Architekten der schlechte Ware eingekauft hat. Ja, das passiert, wenn man nur auf den Preis achtet. Leider können wir wegen des Streiks nicht liefern und so geht uns einmal mehr ein guter Auftrag verloren. Das ganze Bambusprojekt ist ins Stocken geraten da Ecuador von einer Krise in die nächste schlittert und somit der Tourismus komplett eingebrochen ist. Kaum jemand investiert in Neubauten oder Renovationen. Alle geplanten Projekte, für die wir liefern sollten, sind auf Eis gelegt oder ganz abgesagt worden. Seit Joëlle einen zusätzlichen Job hat und damit ein Zusatzeinkommen, das im Moment unser Haupteinkommen ist, können wir auch wieder ruhiger schlafen, weil wir dadurch abgesichert sind. Sie redigiert Dokumente für ein Schweizer Unternehmen. Dazu braucht sie Internet und hat einen Laptop des Unternehmens. Um während der Stromunterbrüche trotzdem arbeiten zu können, ist auch dafür der Generator und das Benzin so wichtig.

Michi hat festgestellt, dass am Haus ein tragender Balken am Verfaulen ist und der drohte durchzubrechen. Er musste ihn ersetzen und da hat er gleich einen resp. zwei Stahlträger verwendet. Er hatte das noch mit Thomas angeschaut der ihm viele Tipps geben konnte. Danke dafür! Es war nicht ganz einfach. César und Michi haben es aber geschafft, ohne weiteren grösseren Schaden anzurichten. Beim Kontrollieren des Nachbarbalkens stellten sie dann fest, dass der inwendig komplett am Verfaulen ist. Auch den müssten sie schnellstmöglich ersetzten, aber da ist ja der Streik und wir können keine Träger kaufen gehen. Nun muss das warten weshalb der Balkon aus Sicherheitsgründen bis dahin gesperrt bleibt.

Bei UNS gab es, zumindest in der letzten Zeit, wieder einige Regengüsse. Die Böden sind zwar noch nicht gesättigt aber wir hoffen auf mehr Regen. So planen wir endlich unsere 100 neuen Bäume auszupflanzen. Die sollten eigentlich schon im Juli eingepflanzt werden aber wegen der Trockenheit war das unmöglich. Es sind hauptsächlich Nussbäume und zwei Harthölzer die wir am Waldrand einpflanzen werden. Wir müssen Platz schaffen für die neue Samenzeit die Im Januar beginnen sollte.

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Der Kampf gegen die Goldwäscher

Durch den stetig steigenden Goldpreis wird der illegale Goldabbau immer attraktiver. In der Provinzhauptstadt Tena gibt es kein einziges Autohaus; in der ganzen Provinz Napo kann man keinen Neuwagen kaufen. Aber in Tena hat vor zwei Monaten bereits das FÜNFTE «Baggerhaus» eröffnet, dort kann man sich direkt einen neuen Bagger besorgen. Wir haben schon mehrmals über den illegalen Goldabbau in unseren Beiträgen berichtet. Jetzt konnten wir leider auch viele Beweise sammeln, die Personen vom benachbarten Umweltprojekt betreffen. Für uns ist klar, dass wir nicht mehr mit diesem Projekt oder diesen Personen zusammenarbeiten werden und sie auch nicht mehr unterstützen, solange diese Doppelmoral herrscht. Wir bedauern sehr, dass all die gutgläubigen Spender vom betreffenden Projekt so dreist hinters Licht geführt werden.

Dragas (rechts) im Einsatz am Rio Arajuno auf der Höhe des amaZOOnicos (links) am 12. Oktober 2024

Ecuador ist das erste Land der Welt welches den Natur- und Tierschutz in der Verfassung verankert hat; somit haben die Natur und die Tiere Rechte. Leider ist die Korruption in Ecuador sehr gross. Es werden Millionen an Schmiergeldern bezahlt, so dass viele Beamte nicht hin- bzw. wegsehen. Der Übergangpräsident, Daniel Noboa, hat diesen Sommer ein Gesetz gegen den Terrorismus verabschiedet. Der Präsident kann nun selbst bestimmen, welche Organisationen oder sogar einzelne Personen als Terroristen eingestuft werden und kann diese mit Hilfe des Militärs bekämpfen, ohne zuvor den Notstand ausrufen zu müssen. Das ist eine gefährliche Macht, die sich da der Präsident verschafft hat. Das einzig positive ist, dass Präsident Noboa ein vermeintlich grünes Gewissen hat und den illegalen Bergbau als terroristischen Akt an der Natur betrachtet und so das Militär losschicken kann. In der letzten Woche kam es gleich zu zwei Aktionen in unserer direkten Umgebung gegen das illegale Goldwaschen. Das Militär ist aufgetaucht und hat sogleich Personen verhaftet und mit der Zerstörung der insgesamt 10 Bagger und einigen Waschanlagen begonnen. Das Militär muss jetzt nicht mehr Abklärungen treffen oder Material beschlagnahmen, es kann direkt Zerstören. Eine Aktion fand in unserer Gemeinde, Ahuano, statt.

Natürlich haben das die Goldwäscher bei uns am Arajuno mitbekommen und ihre Arbeiten eingestellt. Keiner will, dass das Militär auch hier auftaucht. Mal schauen, wie lange dieser positive Effekt anhält.

AmaSelva hat vor gut zwei Jahren eine Drohne gekauft, die sie bei uns auf der Finca Don Sigifredo stationiert haben. Wir fliegen sie sowohl im Auftrag von AmaSelva als auch von Selva Viva, haben aber auch die Erlaubnis sie anderweitig einzusetzen. In der Zeit, seit wir die Drohne bei uns haben, konnten wir schon vieles aufdecken. Sie ist besonders hilfreich gegen das illegale Goldwaschen. Da viele Minen nicht so einfach einzusehen sind, entdecken wir sie schnell bei einem Überflug. So können wir das Wachstum der Mine gut verfolgen und auch ganz genaue Koordinatenpunkte nehmen. Bei Überfügen über den Wald kontrollieren wir auch, ob es illegalen Holzschlag gibt. Besonders bei Sekundärwäldern mit hohem Aufkommen von Balsabäumen müssen wir gut schauen; die sind schnell geerntet. Wir setzten die Drohne aber auch ein, wenn wir das dumpfe Knallen von Dynamit im Fluss hören. Wir schicken sie gleich los, um zu schauen welche Personen mit Dynamit am Fischen sind. Auf den hochaufgelösten Bildern sind auch aus sicherer Entfernung die Gesichter gut erkennbar.

MIne am Rio Rodriguez angrenzend an Selva Viva

Solche Daten geben wir immer an Selva Viva weiter und informieren auch die Besitzer der Drohne, AmaSelva. Wir machen uns so natürlich nicht immer beliebt und wir müssen uns auch immer wieder bedeckt halten und die Drohne einige Zeit am Boden lassen. Leider gibt es eine Flugverbotszone quer über dem Schutzwald von Selva Viva. Das ist die Anflugschneise vom hiesigen Flughafen. Leider erkennt unsere Drohne das, und so können wir dort nicht fliegen. Als die Goldwäscher gerade in dieser Zone Gold abbauten, hat sich Michi dazu hinreissen lassen die Drohne mit einem Trick trotzdem Starten zu lassen. Zweimal hat es für zwei Minuten funktioniert und er konnte gut festhalten, wo und auf welchem Land gewaschen wurde. Aller guten Dinge sind drei, oder eben auch nicht. Das dritte Mal hat sich die Drohne zu schnell mit dem GPS verbunden und sogleich eine Notlandung in der verbotenen Zone eingeleitet – zum Schreck über dem Fluss. Michi konnte sie nur noch schnell ans Ufer fliegen, wo sie dann im Wasser verschwand. Er tauchte gleich hinterher, aber fand sie nicht sofort. Es dauerte etwa zwei bis drei Minuten, bis er sie am Grund ertastete. Sofort nahm er den Akku ab und versuchte so viel Wasser auszuschütteln, wie es ging. Zu Hause schraubte er alles, was möglich war auf und legte es in Reis an die Sonne. Nach einer Woche und vielen Stunden der Reinigung setzte er sie dann wieder zusammen. Der Akku hat es nicht überlebt, er hat sich gebläht und droht zu platzen. Die Stunde der Wahrheit war gekommen, und Michi wollte die Drohne zum Testen starten. Die Motoren sprangen an und die Drohne hob wieder ab. Glück gehabt! Privat nutzen wir sie hauptsächlich, um schöne Bilder zu machen.

Im Hintergrund ist Ahuano sichtbar

Die Wasserknappheit hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Ecuador trocknet aus. Die Stauseen sind fast leer und das bedeutet das noch verschärfter Wasser gespart werden muss. Seit bereits fünf Wochen wird der Strom abgeschaltet, um Wasser zu sparen. Am Anfang waren es sieben Stunden, dann acht und dann wurde zehn Stunden lang der Strom abgeschaltet. Inzwischen sind es sogar 14 Stunden am Tag, in denen wir nicht mit Strom versorgt werden. In gewissen Regionen wird sogar das Wasser für die Haushalte abgestellt. In Tena haben viele Geschäfte keinen Generator und schliessen einfach in dieser Zeit. Für uns ist das eine Herausforderung, was die Organisation betrifft. Wenn wir etwas besorgen müssen, wissen wir nie genau ob geöffnet ist oder nicht und wir fahren einfach mal auf gut Glück nach Tena. Am Anfang des «Stromsparens» haben wir uns einen grösseren Generator gekauft. Michi hat eine Installation gemacht, so dass nun das ganze Haus angeschlossen ist. Danke Claudio für die Info, Tipps und Tricks! So ein grosser Generator ist auch nicht der leiseste, die Lärmbelastung ist stark und kann einem recht auf die Nerven gehen. Michi hatte aber auch da eine Idee und hat Lärmschutzwände gebaut. Die reduzieren den Lärm hörbar, so dass man sich bei der Arbeit auch wieder konzentrieren kann.

Wir haben immer wieder kleine Aufträge, bei denen wir einige Bambus Stangen oder Latten verkaufen können. Kleine Mengen haben wir an Lager. Als kürzlich von einem bestehenden Kunden von uns eine neue Bestellung für 50 Stangen dünnwachsenden Bambus kam, waren wir sehr erfreut darüber. Er wollte ihn gewaschen, grün und auf vier Meter zugeschnitten. Ja, darüber freute sich auch der Bauer, bei dem wir diese spezielle Bambussorte einkaufen. Wir wollten die seit rund einem Jahr im Bau befindlichen Gebäude mal anschauen und haben deshalb den Transport gleich selbst übernommen. So machten wir einen schönen Ausflug in das Luxus Resort Richtung Puyo.

Bereits zur Abfahrt

In der Hotelanlage Heimatlos hat man eine wunderschöne Aussicht über das ganze Amazonasbecken von Ecuador. Die neuen Bungalows, die aus unserem Bambus gebaut wurden und immer noch werden sind traumhaft! Der Ausblick vom eigenen Whirlpool ist atemberaubend, aber eben im Luxusbereich. Eine Nacht wird rund USD 450 kosten, das ist nichts für unser Budget.

Es würde uns sehr freuen, wenn die zukünftigen Bungalows auch mit unserem Bambus gebaut würden.