Vor gut drei Wochen hatten wir einen gewaltigen Sturm. Der Wind kam den Rio Napo hoch gefegt und traf ungebremst auf die Insel Anaconda, es hat uns sehr hart getroffen. So starke Winde haben wir hier noch nie erlebt und in der Schweiz auch erst einmal, bei Lothar (1999). Es bildete sich eine Windhose, weshalb der Sturm von allen Seiten kam. Das der Strom ausfiel war mehr als verständlich. Der Sturm brachte auch etwas Regen mit sich, der dann von allen Seiten ins Haus rein gepeitscht wurde und so das ganze Haus unter Wasser setzte. Wir haben ja keine Glasfenster, die man schliessen kann. So waren wir vor allem damit beschäftigt alle elektrischen bzw. elektronischen Geräte ins Trockene zu bringen oder abzudecken. Das Ganze dauerte nur etwa eine Stunde und dann war der Spuck auch schon wieder vorbei. Als wir raus konnten um zu schauen was alles zerstört wurde stellten wir schnell fest, dass die Wasserleitung gerissen war. Zum Glück war das in der Nähe unseres Hauses und wir reparierten sie noch in der gleichen Nacht provisorisch, so dass der Tank sich nicht leerte. Am Haus waren nur kleine Schäden entstanden und bei der Werkstatt hatte sich eine Dachplatte verabschiedet und ein Balken wurde aus der Verankerung gerissen.
Am nächsten Morgen sahen wir dann aber das ganze Ausmass der Zerstörung. Bäume wurden entwurzelt und/oder einfach enthauptet. Urwaldriesen, die schon über hundert Jahre alt waren, wurden zu Fall gebracht.
Plantagen auf der Insel Anaconda wurden platt gewalzt und viele Häuser wurden abgedeckt. Wir waren einige Tage damit beschäftigt aufzuräumen und zu reparieren was möglich war. Ja, das Reparieren war eine Geduldssache da der Strom erst nach vier Tagen wieder floss. Die Hauptleitung wurde zerrissen und 12 Pfosten sind umgefallen, dass musste die Stromfirma auch erst mal reparieren und ersetzen.
Joëlles Weg, der Waldlehrpfad, wurde vom Sturm auch nicht verschont und so mussten wir da ebenfalls den Weg freischneiden und teilweise sogar neu anlegen. Michi hatte die Idee am höchsten Punkt des Weges einen Aussichtsturm zu bauen. Von dort oben hat man einen wunderschönen Rundumblick. Der Sturm hat die ehemalige Weidefläche zusätzlich gerodet, so dass die Aussicht dadurch noch erweitert wurde. Da Michi das schon lange geplant hatte, wurden die Fundamente bereits vor dem Sturm gegossen. Mit dem Bau, natürlich wieder aus Bambus, hat es dann aber etwas gedauert. Das langwierigste war das ganze Material da hochzubringen – Steine, Sand, Zement und wegen der Trockenzeit auch das Wasser. Wir kamen uns schon manchmal so vor wie Sisyphus der den ganzen Tag da Steine hoch trug, immerhin kamen wir oben an und es hat sich auch gelohnt.
Michi und César haben beim Bauen auch diesmal wieder junge Männer ausgebildet. Das Grundgerüst mit dem Dach war schnell erstellt, so dass wir im Schatten arbeiten konnten. Aufgrund der exponierten Lage müssen wir den Turm vor Sonne, Wind und Regen schützen. Die alten Dachplatten, die sich beim Sturm von der Werkstatt gelöst hatten, konnten wir hier gleich wieder verwenden und haben damit den Aussichtsturm eingekleidet.
Der einmalige Rundumblick lädt zum Verweilen ein. Für Ornithologen ist der Turm ein super Ort um Vögel zu beobachten. Wir werden auch noch einige spezielle Busch- und Baumsorten in der Umgebung pflanzen um noch eine höhere Vogelvielfalt anzulocken. Die Tukane und Arassaris haben uns aber zuerst genau beobachtet und aufgepasst, dass da ja alles mit rechten Dingen zu und her geht. Nun können wir im Gegenzug sie und viele andere Arten in Ruhe beobachten.
Wir haben uns bei «Red de Bosques (CNBRPE)» als Mitglieder beworben. «Red de Bosques» ist eine Organisation von privaten Waldbesitzern bzw. -schützern aus ganz Ecuador. Wir kennen sie von früher, aus der Zeit als wir den amaZOOnico leiteten. Damals war Selva Viva ein aktives Mitglied dieser Organisation und wir haben an verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen bzw. mitgeholfen. Nun wird Finca Don Sigifredo aufgenommen. Das freut uns sehr, denn das Netzwerk was da besteht ist sehr gross und über ganz Ecuador verteilt. Unser Wald wird über «Red de Bosques» beim Umweltamt als privates Naturschutzgebiet registriert werden, was leider für Privatpersonen nicht möglich ist. Als privates Naturschutzgebiet haben wir aber auch Verpflichtungen und dürfen dann in unserem als geschützt deklarierten Wald keine Bäume mehr fällen. Im Gegenzug erhalten wir aber durch das Netzwerk oder vom Umweltamt Hilfe im Falle von illegalen Tätigkeiten auf unserem Land. Durch eine einmalige Aufnahmegebühr wird die Registrierung durch «Red de Bosques» vorgenommen, was Joëlle natürlich sehr freut. Doch Papiere musste sie trotzdem ausfüllen und das waren nicht gerade wenige, aber wenigstens muss sie die Behördengänge nicht selbst machen. Für unser Projekt ist das ein Meilenstein und es freut uns sehr, dass wir bald ein deklariertes Naturschutzgebiet haben das unter Schutz steht und anerkannt ist. Wir werden euch auf dem Laufenden halten und euch mitteilen, so bald wir den Status erhalten haben.