Kategorien
Allgemein

Strassenbau und Drohne

Wir wohnen an der Strasse die Tena mit Coca verbindet. Das sind zwei Provinzhauptstädte und somit ist die Strasse eine Nationalstrasse. Die ersten 35 km von Tena aus und die letzten 10 km vor Coca sind breit genug und asphaltiert. Ca. 90 km ist eine Schotterstrasse die mal breiter und  mal schmaler ist. Jetzt wurde mit der Verbreiterung dieser Schotterstrasse begonnen aber sie wird nicht asphaltiert werden, denn das ist viel zu teuer. Hier läuft so etwas nicht so ab wie in Europa wo man das ankündigt und vor allem mit den Landbesitzern das Gespräch sucht. Hier fahren einfach die Bagger auf. Wir haben schon länger gewusst dass sie kommen werden, denn sie arbeiten in unsere Richtung. Die Bagger fuhren auf und begannen die Ränder um 1.5 Meter zu verbreitern, so dass die Strasse am Schluss 50 cm Breiter ist. 510 Meter führt die Strasse durch unser Land. Das sind einige Quadratmeter die sie uns klauen und für die wir nicht entschädigt werden.

Die grösseren Probleme sind aber die Schäden die sie anrichten an unseren Zäunen und Weiden. Bäume werden einfach gefällt und zerstören unsere Zäune. Abwasserkanäle werden neu gezogen und einfach in die Weiden umgeleitet, so dass Abschwemmungen und neue Sumpfgebiete entstehen. Wir haben schnell beim zuständigen Bauleiter interveniert, dass es so nicht geht. Die Abwasserkanäle wurden wieder so zurückgebaut wie sie ursprünglich waren. Das hat nicht allen gefallen, aber das ist uns egal. Die Zäune wurden halb geflickt, aber das wird leider nicht ausreichen um unsere Kühe vom Ausbüxen abzuhalten.

Durch die schweren Maschinen hat es auch einige kleinere und grössere Erdrutsche gegeben. Die Strasse ist bei uns leicht abfallend, an einigen Stellen ist sie in unsere Weide hinein abgebrochen. Wie sie das reparieren wollen wissen wir noch nicht. Denn die Truppe, die das verursacht hat ist nicht zuständig für die Reparatur. Es wurde bereits begonnen die erste Schicht des neuen Schotterbelages aufzutragen und die grösste Abbruchstelle wurde einfach mit einem Stock und einem roten Fähnchen markiert bzw. gesichert. Bis die Strasse ganz abbrechen wird ist es nur eine Frage der Zeit.

Der jetzige Bautrupp ist nur für den groben Belag zuständig. Der Trupp davor war für das Ausebnen zuständig und der Trupp vor diesem Trupp für das Abbaggern und Abtransportieren von Erdmaterial. Der nächste Bautrupp ist dann für den feinen Belag zuständig. Aber keiner ist für Reparaturen oder das Abstützen der Strasse verantwortlich. Der kommt dann, oder auch nicht, wenn die Strasse fertig ist oder sie ganz abrutscht. Es macht ja auch keinen Sinn eine Strasse zu reparieren die man gerade am Bauen ist.

Wir sind jeden Tag präsent und intervenieren, wo nötig, sofort und das jetzt schon seit drei Wochen. Es wird sicher nochmals so lange dauern bis die Strasse fertig sein wird und wir werden noch einige Gespräche führen müssen. Leider beeinträchtigt uns das auch bei den Arbeiten und Vorbereitungen unseres Bambusprojekts das wir nahe an der Strasse bauen wollen.

Drohnenaufnahme von Simon Weidinger

Wir haben in unseren letzten Beiträgen ein paar Fotos von Luftaufnahmen unserer Region gepostet. Wir hatten letztes Jahr Besuch von Simon Weidinger, einem Reisenden, der mit Jessie und Claus vom Casa Helbling zu uns kam. Er hatte eine Drohne dabei und hat für uns diese schönen Fotos und Videos gemacht. Es war auch für uns sehr spannend unsere Finca aus der Vogelperspektive zu sehen. Lustig war auch, dass wir unsere Kühe auf diese Weise ganz einfach zählen und sie auch ohne körperlichen Aufwand suchen konnten. Es war sehr beindruckend zu sehen, dass umgefallene Bäume sehr gut sichtbar sind wenn man über den Wald fliegt.

Kategorien
Allgemein

Kühe und ihre Behandlung

Wir haben zurzeit 27 Kühe, davon sind 25 in einer Gruppe. Zwei kleine Stierchen haben wir von Nachbarn gekauft um sie gross zu ziehen und um sie später weiterverkaufen zu können. Sobald sie gross genug sind, werden sie auch in die Gruppe integriert werden.

Rambo und Luke

Wir haben reine Fleischkühe und betreiben Muttertierhaltung mit einem Zuchtstier. Wir werden immer wieder gefragt: „Warum habt ihr Kühe im Regenwald, die zerstören doch alles?“ Es stimmt natürlich, dass Kühe viel Platz brauchen und leider auch viel Regenwald dafür verschwindet. Wir haben deshalb begonnen die Weiden und Plantagen zu kombinieren. Damit möchten wir aufzeigen, dass ein Ertrag von beidem kombiniert möglich ist. Wenn man eine Kakaoplantage nicht zu dicht bepflanzt, also nicht intensiv sondern extensiv bewirtschaftet, können Kühe gut darin umhergehen und Gras und Kräuter fressen. Damit helfen sie sogar mit bei der Pflege der Plantage. Dies geht natürlich auch mit anderen Fruchtbäumen. Sobald unsere Setzlinge gross genug sind werden wir mit einer gemischten Fruchtbaumplantage beginnen. Solange die Nutzung nicht intensiv ist und der Kuhbestand klein bleibt kann man dies, wie gesagt, gut kombinieren. Die Früchte sind für den Eigenbedarf und für ein kleines Einkommen.

Hueca mit Tatiana (unser jüngstes Kalb)

Die lokale Bevölkerung ist „Fleisch-Esser“ und hat früher einfach Fleisch aus dem Wald geholt. Die Leute sind jagen gegangen und haben jedes Tier bejagt. Man kann ihnen das Jagen nicht verbieten ohne ihnen eine Alternative zur Fleischbeschaffung aufzuzeigen. Kühe halten ist aber nicht so einfach wie es klingt. Man muss sie jeden Tag kontrollieren und nach Wunden untersuchen. Eine kleine Wunde kann sich innert 48 Stunden zu einer grossen Entzündung mit Maden darin entwickeln. Das muss man dann gut behandeln und immer wieder reinigen.

Die Wunde auf dem Foto zeigt eine Wunde nach der ersten Reinigung, Michael hat hunderte von Maden rausgenommen (zum Glück gibt es keine Geruchsfotos). Das war ein entzündeter Vampirbiss, ja hier gibt es Vampirfledermäuse. Sie kommen in der Nacht und machen mit ihren messerscharfen Zähnen einen kleinen Schnitt am Hals eines Tieres und geben ihren Speichel dazu, sodass das Blut nicht mehr gerinnt. Dann kann die Fledermaus in Ruhe das auslaufende Blut ablecken. Bei ausgewachsenen Kühen ist das nicht so schlimm, bei Kälbern aber schon. Die Wundheilung dauert etwas länger und darum gibt es oft Entzündungen und Infektionen. Das kann man aber gut ohne Antibiotika behandeln. Zecken, Milben und Deichselfliegenlarven sind die Hautparasiten der Kühe die man gut im Auge behalten muss. Sie haben einen Zyklus und treten  rund drei Mal pro Jahr in grossen Mengen auf. Dann müssen wir einfach schnell genug sein und den Kühen ein Insektenschutzmittel auftragen. Wenn man nicht schnell genug ist kann es zu Zeckenfieber kommen oder zu schweren Hautinfektionen. Bis jetzt haben wir alles gut im Griff und haben noch keine grösseren Infektionen gehabt.

Madonna, Lady Gaga, Bonnie und Bruce

Da unser Hühnerhaus fertig ist haben wir auch schon Bewohner dafür gesucht und gefunden. Wir haben drei Hennen und einen Hahn gekauft. Es ist nicht leicht hier eine Rasse zu finden die gross ist und zugleich Eier legt. Der Hahn ist noch jung und wie alt die Hennen sind können wir nicht genau sagen. Der Verkäufer meinte sie seien etwa ein Jahr alt, das kann sein oder auch nicht. Sie haben auf Jeden Fall schon die ersten Eier gelegt.

Sie wollen auch in unser Haus

Der Fischteich ist durch die starken Regenfälle in den letzten Tagen gut ausgewaschen worden und wir haben mit dem Füllen begonnen. Mit 27 Metern Länge und 8 Metern Breite bei einer Tiefe von über 1,5 Metern müsste man meinen dies dauere ein Weilchen. Aber nicht wenn es an Ostersonntag einen Dauerregen gab. Innert vier Stunden war er schon halb voll und wir können nächste Woche die ersten Fische kaufen gehen.

Fischteich halb voll
Kategorien
Allgemein

Hühnerhaus, Samen, Bagger und Besuch

Es hat eine Weile gedauert bis wir endlich wieder mal Zeit fanden einen Blogg zu schreiben. Bei uns ist viel los und die Ereignisse überschlagen sich momentan. Michael ist immer noch beeinträchtigt durch seinen Beinbruch und wir befinden uns gerade in einem Rechtsstreit mit dem Vorpächter auf unserem Land. Darüber werden wir aber erst dann berichten wenn alles geklärt ist und wir sicher sein können, dass sich die Gegenpartei auch an die richterliche Veranlassung hält. Aber deswegen können wir immer noch nicht mit der geplanten Plantage beginnen. Die Arbeit geht uns deshalb sicher nicht aus.

Unser Hühnerhaus ist fertig. Das Lehrstück für César und Michael ist ein Hühnerpalast geworden. Es hat grosses Interesse bei der Bevölkerung geweckt und einige Familien kamen vorbei um es sich anzuschauen. Sie konnten es meist kaum glauben, dass es ausschliesslich mit Bambus gebaut und kein Holz verarbeitet wurde. Sie versuchten daran zu rütteln und staunten sehr, dass es sich nicht bewegt – genauso wie bei einem Steinhaus. Wenn man ihnen dann noch die Materialkosten sagt bekommen sie grosse Augen. Nur 150 USD, davon kostet das Dach schon 90 USD, der Maschendraht 20 USD, der Zement 14.00 USD und Armierungseisen und Gewindestangen 20 USD. Der Rest sind Schrauben und Scharniere. César wird im April für zwei Wochen nach Macas gehen wo er beim Bau von einem grossen Bambushaus mithelfen darf. Danach wird er schon fast ein Spezialist sein und kann es dann für sich selbst nachbauen. Unser Bambusprojekt wird aus verschieden Gründen vorgezogen. Wir hoffen, dass wir uns damit finanziell nicht übernehmen werden.

Es ist Samenzeit bei den Edelhölzern und Michael ist fleissig am Pflanzen ziehen, das kann er gut mit seinem Bein. In den letzten Wochen hat er über 400 Setzlinge von fünf verschiedenen Baumsorten gezogen. Im Gewächshaus (Unterstand) wird es langsam aber sicher sehr eng. Es sollten dringend ca. 100 Jungbäume im Wald gepflanzt werden, das muss jetzt aber warten, denn so mobil ist er noch nicht.

Hinter dem Haus gibt es einen alten Fischteich der seit mehr als 15 Jahren nicht gereinigt worden ist und deshalb dort ein Sumpfgebiet entstand. Wir möchten aber gerne wieder einen Fischteich wo wir Tilapas züchten können. Das ist der Speisefisch Nummer eins in der Region. So hörten wir uns um wer einen Bagger hat und vor allem wie teuer der ist. Oskar, von dem wir auch jeweils Sand und Steine kaufen, hatte das günstigste Angebot. Deshalb haben wir letzte Woche den Bagger kommen lassen. Unsere Nachbarn hatten gleich auch noch Arbeit für ihn und so konnten wir uns den Transport teilen.

Es war sehr eindrücklich was da alles für Tiere aus dem Sumpf auftauchten. César hatte den Auftrag den Aushub zu überwachen und so viele Tiere wie möglich zu retten. Schildkröten, Schlangen, Frösche usw. kamen zum Vorschein. Am meisten hat uns erstaunt, dass es sogar Aale hatte. Ja richtig: Aale die es in dieser Region gar nicht geben sollte. César hatte in seinem ganzen Leben bis dahin noch keinen gesehen. Aber die älteren Leute von der Insel kannten sie und wollten sie haben da sie sehr gut zum Essen aber sehr schwer zu fangen sind. So haben wir 15 Aale verschenkt und rund 20 haben wir umgesiedelt. Alle anderen Tiere haben wir ebenfalls umgesiedelt. Nach elf Stunden baggern haben wir nun wieder einen grossen Fischteich den wir in den nächsten Wochen in Betrieb nehmen können. Wir freuen uns schon auf die ersten eigenen Fische.

Die letzten Wochen hatten wir Besuch von Chrigi und Sigi von Steiger denen ja das Haus gehört in dem wir zurzeit wohnen. Es war sehr schön sie bei uns zu haben und wir haben gemeinsam auch gleich gestalterische Veränderungen um das Haus vorgenommen. Der Vorplatz wurde zementiert und mit einem Mosaik verschönert. Nun ist es dort nicht mehr so sumpfig nach dem Regen und wir haben eine grössere Schmutzschleuse. Sie waren natürlich auch sehr gespannt wie die Kühe aussehen und haben sich sehr über die mittlerweile acht Kälber gefreut. Leider sind ihre Ferien schon wieder zu Ende. Ein grosses Dankeschön an Chrigi und Sigi für alles was sie für uns getan haben und dass wir bis auf weiteres in ihrem Haus leben dürfen.

Faultiermosaik
Kategorien
Allgemein

Termiten, Hühnerhaus und Geschichten die der Alltag schreibt

Es ist ein Muss jeden Tag eine Kontrollrunde um die Gebäude und Holzlager zu drehen, denn die gefrässigen Termiten können innert Stunden einziehen. Aber solche Mitbewohner möchte man nicht. Die kleinen holzfressenden Insekten mit sehr grossem Appetit, fressen dir im wahrsten Sinne des Wortes das Haus unter dem Hintern weg. Hier gibt es zwei Arten von Termiten; die Erdtermiten und die Baumtermiten. Sie sind ein Segen für den Wald, denn sie zersetzen sehr schnell einen umgefallenen Baum und sie sind Futter für Ameisenbären, Gürteltiere sowie viele Vögel und Reptilienarten. Im Haus sind sie aber ein Fluch. Sie nisten sich im Holz ein und fressen es von innen her auf. Die Baumtermiten kommen meistens in der Nacht und bauen gleich eine überdachte Autobahn. Sie kommen nie alleine sondern immer mit einer Gefolgschaft von Millionen.

Die Erdtermiten machen eine kleine Strasse und suchen morsches Holz oder lieber noch Papier, dort fressen sie sich einfach durch die Blätter. Sie kommen aber nur mit einem kleinen Heer von ein paar hundert Tierchen. Wenn man nicht täglich alles kontrolliert können sie innert kürzester Zeit einen grossen Schaden anrichten. Und wenn sie einmal eingezogen sind kann man sie leider nur noch mit Insektengift loswerden.

Termiten beim Aufräumen

Im letzten Beitrag haben wir berichtet, dass wir einen Teil Bambus gerodet haben. Mit den geschnitten Bambusstangen haben wir begonnen ein Hühnerhaus zu bauen. Es ist ein Lernstück für die richtige Bauweise mit Bambus, wir haben dafür unbehandelten Bambus verwendet. Die Bauweise von unserem Hühnerhaus ist die gleiche wie die für ein zweistöckiges Wohnhaus. Für die Hühner ist dies schon etwas zu luxuriös. Aber es geht uns darum, dass unser Mitarbeiter César lernt mit Bambus zu bauen. Michael kennt bisher nur etwas Theorie, er hatte ja Zeit sich einzulesen, darum ist unser guter Freund Claus Vogel extra einen Tag aus Quito zu Besuch gekommen um César zu zeigen und zu erklären wie man damit baut.

César und Claus

Claus hat viel Erfahrung, denn er hat selber schon an der Küste Ecuadors Bambushäuser gebaut. Wir wollen den Bambus als nachhaltigen Baustoff in dieser Region fördern. Darum braucht es Leute die damit umgehen können. César war am Anfang sehr skeptisch mit Bambus zu bauen aber bald war er Feuer und Flamme dafür. Er hat verstanden, dass die Bauweise mit Bambus billiger und einfacher ist aber dennoch genau so gut hält. Die Materialkosten für unser Hühnerhaus mit Dach belaufen sich auf nur rund 300 USD. Die Materialkosten für ein Wohnhaus im gleichen Baustil, mit behandeltem Bambus (der eingekauft werden muss), belaufen sich auf nur etwa 5000 USD.

Claus baut im April ein Bambushaus in Macas. Das ist nur rund vier Stunden von uns entfernt. César darf bei Claus zwei Wochen mitarbeiten um zu sehen wie man ein Bambushaus als Grosses baut. Claus und wir wollen zusammen ein Bambusprojekt aufbauen; von der Pflanzung über die Behandlung und Verarbeitung von Bambus. Die ersten Schritte haben wir bereits unternommen. Wir haben über 100 Bambussetzlinge gepflanzt und hoffen, dass sie gut gedeihen werden.

Als Joëlle an einem Abend den Waldhüter Jaime mit dem Auto nach Hause gefahren hat ist ihr ein Polizeiauto entgegen gekommen. Bei der Rückfahrt wurde sie kurz vor unserem Haus von der Polizei gestoppt. Joëlle war nicht angegurtet und ohne Schutzmaske unterwegs. Es stellte sich dann heraus, dass die Polizei eine Panne hatte und Hilfe brauchte. Die Beamten hatten keinen Ersatzreifen, Wagenheber oder Werkzeug dabei. Hier ist dies aber obligatorisch für jedes Auto und wird auch von der Polizei kontrolliert und gebüsst. Joëlle nahm Carlos (Polizist), der übrigens auch keine Schutzmaske hatte und sich auch nicht angurtete, mit zu uns nach Hause um ihm mit Werkzeug auszuhelfen. Michael staunte nicht schlecht als sie mit ihm angefahren kam. Carlos war sehr froh, dass er unser Internet nutzen und so mit dem Stützpunkt telefonieren konnte. Genau, er hatte auch kein Guthaben auf dem Telefon, tja das ist halt so in Ecuador. Carlos grosser Traum ist es mal in die Schweiz zu reisen und er freute sich sehr darüber, dass wir Schweizer sind. Wir halfen ihm natürlich aus, das hat aber nicht viel gebracht denn die Felge war hinüber und der Reifen konnte nicht gepumpt werden. So mussten die Polizisten warten bis sie ein Ersatzrad vom Stützpunkt geliefert bekamen. Er sagte zu uns das einzige deutsche Wort das er kennt: „Danke“. Carlos ist nun unser neuer bester Freund und er und seine Kollegen sind auch schon zweimal auf ein kaltes Getränk bei uns vorbei gekommen. Eines Abends ist er gekommen um uns zu sagen, dass eine Kuh ausgebrochen sei und auf der Strasse spaziere. Ja es hat seine Vorteile wenn man gute Beziehungen zur Polizei hat. Jetzt werden wir umgehend informiert wenn unser Kühe wieder einmal ausgebrochen sind.

Nachtfalter
Kategorien
Allgemein

Neuigkeiten

Bei uns geht es weiter trotz all der Rückschläge. Michael hat sich abgefunden mit dem Beinbruch und ist sich nun bewusst, dass es etwas länger mit der Heilung dauern wird. Er koordiniert nun die Arbeiten und arbeitet selbst nicht mehr aktiv mit. Das fällt ihm aber sehr schwer. Wir sind gerade daran den alten Bambuswald zu reinigen um jungen Trieben eine Chance zu geben gerade hoch wachsen zu können. Wir haben rund ¾ Hektare verwilderten Bambus der über Jahre nicht geerntet wurde und somit zu einem undurchdringbaren Wald wurde. Der einheimische Bambus ist einer der besten der Welt und eignet sich dadurch perfekt zum Bauen von Häusern. Die Kultivierung ist aber etwas schwierig denn er hat Verästelungen mit spitzen und harten Dornen die ihn vor Fressfeinden schützen soll. Die Mitarbeiter haben bis auf die neuen Sprösslinge alles abgeschnitten und grosse Haufen mit Dornen und altem Bambus gemacht.

In den alten und morschen Stängeln ist ein Käfer drin der grosse Löcher in die Stangen frisst und ihn dadurch schwächt. Rund 100 Stangen die nicht zu stark beschädigt waren haben wir zum Trocknen mitgenommen um sie für den Bau unseres zukünftigen Hühnerhaus zu gebrauchen.

Da kommt es nicht so auf die beste Qualität an. Wir haben auch 200 Setzlinge von Bambus gekauft die wir in der nächsten Woche einpflanzen werden. Wir wollen den Rohstoff Bambus wieder mehr bekannt machen, er ist leider etwas in Vergessenheit geraten. Dieser Baustoff ist nachhaltig und sehr robust.

Wir haben erneut Kühe verkauft, vier kleine Stiere mussten gehen. Das letzte Mal haben wir sie einem Viehhändler verkauft und konnten über den Preis handeln, denn er hatte nach Lebendgewicht bezahlt. Ja, das Abschätzen des Gewichts einer Kuh ist Verhandlungssache. Da zwei Rinder aber Träger von Neospora caninum waren wollten wir sicherstellen, dass sie sicher in den Schlachthof kommen. Neospora ist ein Parasit der über Samenflüssigkeit weiter gegeben wird und zu Fehlgeburten führt. Darum mussten sie gehen bevor sie zum Sprung kommen. Leider waren sie noch etwas klein aber besser so als ein Risiko einzugehen. Wir fragten einen Metzger ob er Interesse habe von uns Rinder zu kaufen. Er kam sie dann sofort anschauen und kaufte alle vier, aber nur zum offiziellen Schlachtpreis von 1,60 $ pro Libra. (1 Libra = 453 Gramm). Joëlle machte die Transportpapiere fertig und die Tiere wurden dann abgeholt. Hier kann man viel, aber ohne Papiere kann man keine Tiere in den Schlachthof bringen. Am darauffolgenden Tag ging dann Joëlle zum Metzger um das Fleisch anzuschauen und zu wiegen. Wir staunten nicht schlecht was alles zum Schlachtpreis dazu gehörte. Bis auf den Kopf, das Fell, den Darm, den Mageninhalt, die Lymphknoten und einige Fettablagerungen wird alles verkauft. Die Fettablagerungen und Lymphknoten durften wir sogar behalten. Unsere Hunde waren dankbar!

Da wir beim Metzger ein Vorkaufsrecht hatten fragten wir unser Mitarbeiter ob sie was von unseren Kühen haben wollten. Wir wollten natürlich ein Filetstück. Was für den normalen Europäer Schlachtabfälle sind, sind in Ecuador Delikatessen. Unsere Mitarbeiter wollten Pansen, Milz, Rippenstücke und am liebsten die Füsse mit Fell und Huf, aber gewaschen. Der Senior Metzger war begeistert von unserer Fleischqualität. Der Junior Metzger hingegen riet uns den Tieren weniger Auslauf zu geben um sie so etwas fetter zu machen. Für ihn hatte das Fleisch zu wenig Muskelfett. Für uns war es genau richtig, denn das Fleisch war sehr zart.

Kategorien
Allgemein

Auszeit im Regenwald

Ein Bericht von Tina Schwizer und Thömi Wüst

Unsere Ferienzeit in Ecuador begann damit, dass wir uns einen Businessflug gönnten um bereits erholt in Quito anzukommen. Die Bestellliste von Michi und Joëlle war lang und es kamen noch weitere Geschenke für ecuadorianische Freunde dazu, damit auch diese überrascht werden konnten. Somit waren unsere vier Koffer schnell prall gefüllt. Nachdem wir den Corona-Test überstanden hatten, ging es am 28. Dezember frühmorgens auf den Flughafen Zürich.

Tina im Flugzeug

Nach dem Zwischenstopp in Amsterdam landeten wir nachmittags (Ortszeit) in Quito. Dort wurden wir von Jessie und Claus (Casa Helbling) freudig erwartet. Am nächsten Tag bestellte uns Jessie ein Taxi nach Puerto Barantilla. Nach gut 3,5 Stunden Fahrt, hatte es unser Fahrer (und auch wir ;-)) ohne grosses Risiko durch die unterschiedlichen Strassenlandschaften geschafft. Es war ein herzliches Wiedersehen mit Michi (Bruder von Thömi), Joëlle (Lieblingsschwägerin) und den drei Hunden Sinchi, Bombi und Yuma. Michi zauberte trotz gebrochenem Bein eine erfrischende Piña Colada mit eigener Kokosnuss als Begrüssungsgetränk. Mhmmm lecker war‘s! Danach zeigte er uns das Umland und das Haus. Nachdem auch die hungrigen Mägen gefüllt waren, haben wir die Koffer geöffnet und die Augen von Michi und Joëlle zum Strahlen gebracht. Lustig was so ein Koffer bewirken kann.
Am selben Abend kamen auch die Tierpfleger Jan und Sebastian für zwei Nächte zu Besuch. Sie verbrachten ihre 4 Wochen Ferien im nahegelegenen amaZOOnico und halfen dort tatkräftig mit.

Am nächsten Tag fuhren wir mit Joëlle nach Tena um die Wocheneinkäufe zu machen und uns Stiefel zu organisieren, weil ohne diese, geht im Regenwald praktisch nichts. So viel wie möglich versuchten wir während unseren Ferien zu faulenzen, um uns mal wieder so richtig zu erholen. Parallel waren wir interessiert, viel zu entdecken. So waren wir zu unterschiedlichen Zeiten wach und aktiv. Kurz, Siesta ist einfach eine tolle Sache! 

Vanilleplantage

Später machten wir gemeinsam eine kleine Entdeckungstour im nahen Hügelgebiet. Dabei zeigte uns Joëlle die neue Vanilleplantage und nach einem weiteren Aufstieg, die oberen Weiden wo sich aktuell die Kühe befanden. Mit einem Augenzwinkern bat uns Joëlle, die Kühe mit ihr zu zählen. Dies erwies sich als nicht ganz so einfach, denn das Durcheinander von verschiedenen Fellfarben und -formen, unterschiedlichen Hornstellungen und diversen Grössenausgaben, tummelte hin- und her und rundherum und stupste und schubste. Alle Vierbeiner waren auf der Suche nach den letzten Kraftfutterstückchen. Es zeigte sich, dass das neugeborene Kalb und seine Mutter noch nicht dabei waren. Nach einigen Rufen erschien die Mutterkuh. Später suchten Joëlle und Tina nach dem Kälbchen, denn das war von seiner Mutter versteckt worden. Nach einiger Zeit des Umherirrens, wies die Mutterkuh den Weg, dies war sehr eindrücklich.
Auf dem Rückweg zeigte uns Joëlle die Unfallstelle von Michi und das berühmt berüchtigte „Unfallholz“. Dieses sollte zum Haus gelangen, was Thömi und Jan dann auch versuchten. Dies gelang ihnen zu einem guten Stück und dann kam der Sumpf. Um die Unfallquote mit diesem „Unfallholz“ nicht noch unnötig in die Höhe zu treiben, blieb das „gute“ Stück dann dort liegen und wartete auf „neue“ Herausforderer.

Am 31. Dezember 2020 war der Tag an dem die Ecuadorianer sich eine Puppe bauen um sie mitternachts zu verbrennen und so das Alte zu verabschieden. Dabei ist es auch wichtig, ein Testament zu schreiben. Michis Puppe habt ihr sicher bereits in diesem Blog entdeckt. Ganz ehrlich gesagt, bei uns wurde es nicht Mitternacht, denn wir alle waren so müde, dass wir beschlossen, irgendwo auf der Welt ist es 0 Uhr und wir gehen jetzt schlafen.

Michi mit Muñeco

Einmal gingen wir in den amZOOnico, um uns ein Bild von der Situation dort zu machen. Am 2. Wochenende kamen Claus und Jessie zu Besuch. Ein gemütlicher Abend mit dem Feuer, welches nur mit Hilfe eines Föns brennen gelernt hat.

Jessie mit Fön

Ab Sonntag hüteten wir die Finca alleine. Die vier „Ecuadorianer“ reisten nach Quito und wir hatten etwas Zeit für uns. Die Hunde, die Meerschweinchen und Luke, das Kalb, wurden von uns versorgt. An Zwei Tagen haben wir für die Arbeiter und uns gekocht, was uns grossen Spass machte.

Luke und Mike

Am Donnerstag gingen wir auf eine Kanutour mit Sebastian und Jan, rund um die Insel Anaconda. Dabei besuchten wir die Chocolate Lodge, welche von einer Kichwa-Frau betrieben wird. Es war ein eindrückliches Erlebnis, zu sehen, wie die Einheimischen Schokolade herstellen. Als Abschluss der Tour gab es Tilapia mit Beilagen, ein Mittagessen bei den Einheimischen. Zwischen den Touren und dem Arbeiten (z.B. Pflanzen umtopfen) gingen wir zweimal in die Plantage von Joëlle und Michi. Natürlich geleitet von meinem Bruder. Anstelle einer halben Stunde, ging es dann meistens ein bis anderthalb Stunden ;-).

Die Ferien in Puerto Barantilla waren erholsam. Naja, ausser den lästigen und hartnäckigen Sandfliegen. Auf die könnten wir grosszügig verzichten. Den Abschluss unserer Ferien machten wir dann auf 3500m in Papallacta (Thermen). Dies hat Michi im Blog schon beschrieben. Am letzten Montag wurden wir wieder nach Quito verfrachtet, denn wir mussten nochmals einen Corona-Test machen. Nach 2 Nächten in Quito haben wir uns dann von Michi, Joëlle, Jessie und Claus verabschiedet. Viele Stunden später sind wir in der Schweiz spätabends gelandet. Wir wurden von Anja (Tinas Tochter) schon sehnlichst erwartet. Joëlle und Michi, wir danken euch und wer weiss, wann wir wiederkommen ;-).

Thömi und Tina
Kategorien
Allgemein

Besuch aus der Schweiz, Baumpatenschaften

Am 28. Dezember sind mein Bruder Thomas und seine Partnerin Tina uns für dreri Wochen Besuchen gekommen. Sie haben uns viele Leckereien aus der Schweiz mitgebracht. Auch die vier versprochenen Wildkameras haben sie mitgebracht. Wir durften sie nicht bezahlen da sie uns von Thomas und meinen Eltern gespendet wurden. Danke vielmals! Auf Grund meines Beinbruchs konnte ich den beiden leider nicht viel vom Wald zeigen. César hat aber mit ihnen einen Tagesausflug nach Chorongo Alpa gemacht. Da konnten sie auch gleich eine von unseren „alten“ Wildkameras einsammeln. Anstelle von Tagesausflüge haben sie tatkräftig mitgeholfen auf der Finca. Sie haben Joëlle sehr entlasten können die viele Arbeiten von mir auffangen muss. Thomas und Tina haben über 250 Pflanzen pikiert und umgepflanzt. Fast täglich die Kühe gezählt und für uns und unsere Mitarbeiter gekocht. Natürlich haben sie auch ihre Ferien genossen, hoffen wir zumindest. Wir werden ja sehen ob sie uns wieder einmal besuchen kommen. Zum Abschluss ihrer Ferien gingen wir dann alle vier zum Baden in die Thermen von Papallacta. César und seine Familie passten solange auf das Haus und die Tiere auf. Die Thermalquellen auf 3500 M.ü.M. sind wirklich einen Besuch wert. Für mich und Joëlle waren das die ersten zwei freien Tage, seid wir in Ecuador sind. Einfach mal nichts tun müssen, keine Behördengänge, keine Kälber tränken und einfach nicht arbeiten – das tat uns richtig gut.

Finca Don Sigifredo

Zur gleichen Zeit waren auch Sebastian und sein Kollege Jan als Volontäre im amaZOOnico. Sie wollten natürlich wissen was wir Neues aufbauen und sind uns regelmässig besuchen gekommen. Jan war begeistert von unseren Baumpatenschaften. Er ist Präsident eines Vereins der sich für Regenwaldschutz einsetzt und hat sich gleich mit dem Vorstand in Verbindung gesetzt um einige Patenschaften zu übernehmen für den Verein und für sich privat. Sebastian und Jan durften dann natürlich ihre Patenbäume selber Pflanzen. César hat geeignete Standorte gesucht und geschaut, dass die Bäumchen richtig gepflanzt wurden. Jan stellte schnell fest, dass das Pflanzen sehr schweisstreibende Arbeit ist und das Gelände unserer Finca nicht immer nur flach ist. Joëlle hat die Koordinaten mit GPS aufgenommen.

Das waren unsere ersten verkauften Patenschaften und wir hatten noch keine richtigen Urkunden. Melanie Niebecker hat uns in kürzester Zeit welche hingezaubert. Nun können wir für jede Patenschaft eine Urkunde mit GPS-Daten ausstellen und jeder kann auf GoogleMaps schauen wo sein Baum steht. Und wer seinen Patenbaum besuchen kommen möchte findet ihn auch.

Urkunde Baumpatenschaft

Mein Beinbruch hält vieles auf. Der Alltag (wenn man von sowas überhaupt schreiben kann) geht aber trotzdem weiter. Ich muss mich in Geduld üben und mach das was ich kann und helfe wo es mein Bein es zulässt. Joëlle wächst dafür über sich hinaus. Sie musste viele alltägliche Arbeiten von mir übernehmen, besonders am Wochenende. Auch César hat vieles übernehmen müssen und ist dabei auch gewachsen. Es ist nicht üblich in der Kultur hier, dass man mitdenken darf und muss. Aber genau das macht César und darum ist er auch ein so wichtiger Mitarbeiter der sogar andere führen kann. Wir lassen uns nicht aufhalten und unsere nächsten Projekte sind auch schon am Start und werden halt von mir leider nur beratend geleitet.

Nach einem strengen Tag tut ein gutes Essen richtig gut, vor allem Leckereien aus der Schweiz. Thomas und Tina haben uns auf unseren Wunsch hin Fondue mitgebracht. Wir waren aber nicht ausgerüstet für ein Fondue und ich musste mir überlegen wie wir es richtig essen und geniessen können. Alupfannen, das wissen wir von früher, gehen nicht. Zumindest die aus Ecuador sind nicht brauchbar. Also musste unsere beschichtete Pfanne herhalten. Da darf man aber nicht mit Metallgabeln rein. Deshalb musste ich schnell Fonduegabeln aus Bambus schnitzen. Nun noch der Campingkocher und zwei Steine in ein Rechaud verwandeln und schon kann man genüsslich Fondue im Regenwald essen. Ja es war ein strenger, kalter (22 Grad) und verregneter Tag als wir uns etwas Seelenfutter gönnten. Es war soooo lecker, dass wir es mit der Menge ein wenig übertrieben haben und deshalb sind wir danach ins Bett gerollt.

Fonduegabeln aus Bambus
Kategorien
Allgemein

Cédula – eine Lebensaufgabe

Mitte Dezember sind wir nach Quito gefahren, weil wir endlich unseren Termin für die Autorisierung unserer ecuadorianischen Identitätskarte (Cédula) hatten. Den Termin haben wir bereits im August vereinbart, vier Monate Wartezeit ist ja auch kein Ding. Wir hatten unser Terminfenster (ja Fenster, keinen persönlichen Termin) zwischen 8.00 und 9.00 Uhr. Um 10.00 Uhr waren wir dann tatsächlich an der Reihe. Obwohl wir dachten wir seien super vorbereitet und mit allen nötigen Dokumenten ausgerüstet, fehlten natürlich noch einige lustige Papierchen. Hinzu kam noch, dass wir alle Dokumente gelocht und abgeheftet in einer Kartonmappe präsentieren mussten. Das war nirgends erwähnt, aber man scheint das wissen zu müssen. Hinzu kam auch noch, dass die Kopie unserer Pässe zu schlechte Qualität hatte – die Informationen schienen nicht lesbar zu sein. Deshalb sind wir wieder raus aus der Ausländerbehörde wo uns eine sehr nette Frau, spezialisiert auf dumme Ausländer, mit allen zusätzlichen Dokumenten, neuen Passkopien, einem Locher und Kartonmappen geholfen hat. Natürlich gegen Entgelt. Um 11.00 Uhr hielten wir dann endlich die Autorisierung in Händen und wurden zum Schalter für die Ausstellung der Cédula geschickt. Dort standen wir erneut eine halbe Stunde in einer Warteschlange nur um dann zu hören, dass nicht mehr als 100 Cédulas pro Tag ausgestellt werden können, dies sei die maximale Kapazität. Wir versuchten es dann auf die blonde Art und sagten wir wohnen so weit weg und ob es denn nicht irgendeine Möglichkeit für eine Ausnahme gäbe. NEIN, auch nicht für uns. Danach haben wir frustriert die fünf-stündige Fahrt nach Hause angetreten. Am nächsten Tag hat sich Joëlle beim Zivilstandsamt in Tena erkundigt, ob wir evtl. dort ausnahmsweise unsere Cédula ausstellen lassen könnten. Nee, is nich! Für Ausländer ist das nur in Quito und Guayaquil möglich. Aaaaaaber, aufgrund der Information auf der Autorisierung müssten wir dann auch noch unsere Geburtsurkunden sowie einen Auszug aus dem Heiratsregister präsentieren. Diese Dokumente müssen natürlich international in fünf Sprachen ausgestellt und apostilliert sein.

Und dann war Michis Unfall… deshalb konnten wir nicht rechtzeitig zurück nach Quito um die Cédula ausstellen zu lassen. Zudem ist die Autorisierung nur 15 Tage gültig. Es war deshalb klar, dass wir den ganzen Prozess von vorne beginnen müssen. In der Zwischenzeit sind die Heirats- und Geburtsurkunden per DHL in die Schweizer Botschaft geliefert worden. Dies weil es in Ecuador ja keine Post mehr gibt. Das ist Service Public der Schweizer Botschaft. Vielen Dank an die Zivilstandregister Rorschach, Wolhusen und Laufenburg für den prompten Service und die unkomplizierte Hilfe. Und natürlich einen riesigen Dank an Jürg, der für uns die Dokumente gesammelt und per DHL weitergeleitet hat!

Warteschlange bis zum Ende des Gebäudes

Zweiter Anlauf: Diesmal haben wir vorgesorgt und eine Rechtsanwältin engagiert, spezialisiert auf solche Aufgaben, die uns helfen konnte. Nochmal das Ganze von vorne, aber diesmal mit „Unfallbonus“ wegen Michis Beinbruch. Er geht an Krücken und kann nicht sehr lange stehen, deshalb wurden wir beim Anstehen jeweils bevorzugt. Diesmal bekamen wir die Autorisierung innert 30 Minuten, das ist rekordverdächtig. Bei der anschliessenden Ausstellung der Cédula wurde festgestellt, dass wir bereits vor neun Jahren eine Cédula hatten. Die Autorisierung war aber für eine Cédula die neu ausgestellt werden soll, wir hätten aber eine Verlängerung beantragen müssen – hoppla! Zudem haben wir in der Zwischenzeit geheiratet und Joëlle hat den Namen Wüst angenommen. Deshalb mussten wir zuerst im ecuadorianischen Zivilstandsregister die neun Jahre alten Daten ändern lassen. Nur so konnten wir eine neue Autorisierung für eine Verlängerung bekommen. Da es mittlerweile Mittag war als wir die neue Autorisierung in den Händen hielten, war es nicht mehr möglich am gleichen Tag die Cédula ausstellen zu lassen. Am nächsten Morgen waren wir um ca. 7.40 Uhr wieder beim Zivilstandsamt. Dort warteten in einer langen Schlange schon sehr viele Leute auf den Einlass ins Gebäude. Doch ein sehr freundlicher Wachmann hat uns wegen Michis Krücken vorgelassen und so ging es sehr rasch vorwärts. Bereits um 9.30 hielten wir unsere Cédulas in den Händen! Mit diesen Ausweisen können wir ab sofort legal agieren. Wir werden endlich César einen richtigen Arbeitsvertrag für eine Festanstellung geben können und auch Steuern dürfen wir jetzt bezahlen.

Zuchtbeet

In unserem Projekt wachsen die Pflanzen fleissig weiter. Tina und Thomas sind für Michi eingesprungen und haben rund 250 Pflanzen pikiert. Es sind verschiedene Fruchtbäume die wir in unseren Kuhweiden pflanzen werden. Unsere spanischen Zedern sind so gut gewachsen, dass wir mit der Auspflanzung begonnen haben. Das ist der Beginn der Wiederaufforstung unseres Waldes. Auch unsere Kühe sind sehr fruchtbar, insgesamt haben wir bis jetzt vier Kälbchen die munter mit ihren Müttern in der Herde unterwegs sind. Ausserdem haben wir noch weitere vier trächtige Kühe die in den nächsten Wochen werfen sollten.

Kategorien
Allgemein

Jahreswechsel

Wir wünschen allen einen guten Start ins neue Jahr und dass wir alle gesund bleiben und uns bald wieder in die Arme nehmen können.

Den Jahreswechsel haben wir mit einem ecuadorianischen Brauch gefeiert. Man baut sich eine Puppe (Muñeco) in der man die negativen Energien vom alten Jahr verarbeitet, Dinge und Ereignisse die man einfach hinter sich lassen und abschliessen möchte. Es können aber auch positive Dinge sein die man ins neue Jahr mitnehmen möchte. Wichtig ist ein geschriebenes Testament das man der Puppe beigibt. Um 24 Uhr wird die Puppe angezündet und abgebrannt. Die Flammen und der Rauch sollen die verbrannten Gedanken zu den Naturgeistern bringen, auf dass es so kommen wird wie im Testament festgehalten. Auch wir bauten eine Puppe und legten ihr ein Testament bei. Beim Jahreswechsel zündeten wir sie an und stiessen darauf an. Beim Bau der Puppe war natürlich klar, dass wir Michis Beinbruch hinter uns lassen wollen. Am liebsten hätten wir die Puppe auf dem Unglücksholz verbrannt was aber nicht möglich war, da das Holzstück noch immer nicht bis zum Haus gekommen ist. Und dies trotz intensivster Bemühungen. Ja, es ist ein Unglücksholz. Michis Bruder Thomas, der gerade auf Besuch ist und zwei Freunde, die gerade im amaZOOnico sind, haben es versucht. Dem Einen ist es auf den Fuss gefallen und er ist mit einer starken Prellung davon gekommen, der Andere hatte einen Zuckersturz und der Dritte ist im Sumpf knietief eingesunken, so dass er hinfiel und die Holzplatte jetzt im Sumpf liegt. Die Übung wurde abgebrochen bevor ein weiterer Unfall passieren konnte. Zumindest liegt die Platte jetzt 200 Meter näher beim Haus.

„Woher stammt das Unglücksholz eigentlich?“ wurden wir oft gefragt. Wie ihr evtl. wisst versuchen wir ja so wenige Bäume wie möglich zu schlagen und suchen deshalb immer nach gefallenem Holz am Fluss und im Wald. Einer der Waldhüter von Selva Viva hatte uns gesagt, dass auf unserer obersten Weide ganz hinten ein Mahagonibaum gefällt wurde. Er wurde vor rund zwei Jahren von unserem Vorpächter gefällt. Warum ist uns unklar denn er stand ganz hinten direkt am Waldrand. Jetzt lag er da und drohte zu verrotten. César sollte ihn sich anschauen und einen Probeschnitt machen. Der Weg bis zum Baum dauert ohne Gepäck ca. 30 Minuten. Als César den Schnitt machte war schnell klar, dass der Kern kein Loch hat und das Holz deshalb gut ist. Wir vermassen den Stamm und stellten fest, dass er 21 Meter lang ist und einen Durchmesser von ca. 110 Zentimetern hat. Es war klar, dass César den Stamm nicht schneiden konnte. Er ist super für kleinere Schnitte aber für diesen Stamm musste ein Profi her. Wir fragten Wilbert, er ist der Spezialist wenn es um solche Arbeiten geht. Er machte uns einen Kostenvoranschlag für das Schneiden und den Transport des Holzes. Aufgrund der Distanz und des Gewichtes des Holzes wurde der Transport etwas teuer und wir vereinbarten, dass er nur die Vierkanthölzer (24 cm x 12 cm x 240 cm) runter bringen sollte. Die zehn runden Platten wollte ich selber tragen. Hätten wir mal besser nur neun Platten schneiden lassen… Er bekam den Auftrag und begann dann gleich mit dem Zersägen des Stammes. Roter Mahagoni ist sehr hartes Holz und mit einer Dichte von ca. 1,6 bis 1,8 auch sehr schwer. Er konnte aus dem Stamm 42 Balken schneiden und verbrauchte dabei eine neue Kette der Säge. Wilbert ist ein Meister der Kettensäge und ich staune immer wieder, wie er auf rund 2 mm genau Balken schneidet. Man kann einen rechten Winkel hinlegen und er stimmt und das bei einem Holz in das man einen Nagel nur schwer einschlagen kann. Die ganze und erweiterte Familie von Wilbert, auch Frauen und Kinder, halfen dann die Balken zu transportieren. Ein Balken wiegt gut 150 bis 200 kg.

An einem Tag halfen bis zu 14 Personen mit beim Schleppen. Innert drei Tagen war das Holz vor unserem Haus. Jetzt haben wir ca. vier Kubikmeter rotes Mahagoni das wir verwenden können für Möbel- und Hausbau. Auch wenn das mit dem Hausbau noch zwei bis drei Jahre warten muss, verrottet das Holz nicht. Leider wurde aber ein sehr wertvoller Primärbaum vor zwei Jahren gefällt. Wir machen nun einfach noch das Beste aus ihm, so dass er nicht ganz um sonst gefällt wurde.

Kategorien
Allgemein

Familienzuwachs und Glück im Unglück

Als wir vor zwei Wochen (freiwillig) in Quito waren konnten wir unsere neue Hündin Yuma abholen. Wir hatten zuvor unserer Tierärztin, Ellen, geschrieben ob sie jemand kennen würde der einen grossen kurzhaarigen Hund platzieren möchte. Sie hörte sich um und fand tatsächlich einen. Ellen schickte uns Fotos und wir schliessen das Hündchen gleich ins Herz. Einen Tag später war dann die Hündin bei der Tierärztin zur Kontrolle. Eine schöne Überraschung war das als uns Ellen sagte, dass Yuma schon etwas kleiner sei als sie auf dem Foto aussieht. Sie wog nur 6,5 kg, dafür war sie schon unterbunden und das mit nur fünf Monaten. Wir adoptierten sie trotzdem. Die Fahrt in ihr neues zu Hause meisterte sie gut. Zuhause angekommen warteten Sinchi und Bombi schon auf uns. Die zwei alten Herren ignorierten Yuma aber und hatten mehr Freude, dass wir wieder nach Hause gekommen waren. Es dauerte eine Weile bis sie merkten, dass da noch was Neues ist. Yuma wuchs in der Stadt Quito in einer Wohnung auf und kannte noch nichts von der Welt. Natürlich wusste sie auch nicht wo sie auf die Toilette gehen muss, nämlich nach draussen. Wir mussten einige Male den Boden aufwischen bis sie es kapiert hat. Beim ersten längeren Spaziergang lief sie super mit und war danach fix und foxi. Wir hoffen nun, dass Sinchi und Bombi ihr noch ganz viel beibringen können. Die Meute macht es bis jetzt super und sie harmonieren von Tag zu Tag besser.

Yuma mit ihrem 1. Knochen

Der letzte Beitrag ist schon ein rechtes Weilchen her. Ich hatte Glück im Unglück. Als ich den letzten Holzabschnitt von einer Weide runtertragen wollte, brach ich mir das Bein. Aber schön der Reihe nach. Die Geschichte vom Baum erzählen wir ein anderes Mal. Ich wollte nur noch das letzte Holzstück holen. Ein Holzteller von ca. 50 kg. Neun Stück hatte ich bereits in der letzten Woche geholt. Der Rückweg führt über einen steilen Abhang der etwa in der Mitte des Weges liegt. Ich pausierte noch bevor ich runter ging.

Unglücksort

Als ich losging rutschte ich aus, verdrehte das Bein und hörte ein lautes knacken und fiel sogleich zu Boden. Zuerst dachte ich noch ich sei auf einen Ast getreten, da sah ich aber schon meinen verdrehten Fuss und wusste sofort was Sache ist. Schien- und Wadenbein waren gebrochen. Der Schmerz und das Adrenalin schossen in mir hoch. Nun musste ich Ruhe bewahren und schauen wie ich das meistere. Glücklicherweise bin ich an einer Stelle hingefallen wo es Handyempfang gibt. Um neun Uhr rief ich Joëlle an und die war innert Rekordzeit bei mir oben. Sie musste aber noch weiter hoch zu unseren Arbeitern rennen, die nochmals 15 Minuten. weiter entfernt waren. Sie haben meine Hilferufe nicht gehört da sie auf der anderen Seite des Hügels arbeiteten. Nach gut 20 Minuten kamen dann César und die ganze Familie die bei uns gerade gearbeitet haben angerannt. Wir schienten das Bein mit Ästen und meinem Rucksack. Joëlle rannte wieder zum Haus zurück und versuchte dabei unsere niederländischen Nachbarn zu erreichen. César und Widinson bauten eine Trage aus Ästen und Bettlaken die Widinson im Haus bei Joëlle holte. Die Äste schnitten sie mit den Victorinox die wir ihnen zum Glück geschenkt hatten. Unsere Nachbarn waren jetzt auch da um mich runterzutragen. Nach 30 Minuten Weg lag ich dann endlich auf der Ladefläche unseres Pickups und bekam die ersten drei 800er Ibuprofen Tabletten die mir Joëlle aus dem Haus brachte. Ja, solche Tabletten hat man im Haus wenn man im Wald lebt. Jetzt folgte eine Stunde Fahrt nach Tena ins Spital die sehr schmerzhaft wegen den Vibrationen war. Hier gibt es keine Rega und keine Krankenwagen die einen holen kommen. Hier muss man selber schauen wie man sich rettet. Punkt zwölf Uhr waren wir im Spital. Dort wurde ich geröntgt und jetzt war es sicher, dass beide Knochen gebrochen waren. Ich bekam super Schmerzmittel und Joëlle musste sich um den Papierkram kümmern. Im Spital in Tena konnte ich nicht bleiben da sie nicht eingerichtet sind für solche Operationen. So richteten sie mir nur das Bein und machten einen Stützgips. Richten ist etwas übertrieben zu sagen, sie stellten mein Bein von einem 90 auf einen 45 Grad Winkel – aber nicht gerade. Joëlle regelte alles mit der Versicherung und wir durften nach Quito in ein Privatspital. Ja aber der Transport? Auch das organisierte Joëlle, aber dies war erst am nächsten Tag möglich. Eine Nacht im Spital in Tena ist nicht schön. Zum Glück bekam ich starke Medikamente. Joëlle fuhr in der Nacht nach Hause um alles mit dem Haus und den Tieren zu regeln. César und seine Familie haben sofort eingewilligt dort zu schlafen und die Arbeiten mit den Tieren zu übernehmen. So konnten wir beruhigt beide nach Quito hoch. Am nächsten Morgen hatten wir dann einen privaten Ambulanzdienst der uns nach Quito fuhr. Man hat uns schon im Hospital Metropolitano erwartet. Um 14 Uhr waren wir da und der Arzt hat sich mein Bein gleich angeschaut. Er besprach die OP mit uns besser gesagt mit Joëlle, denn ich hatte sehr farbige Träume von den Schmerzmitteln. Bevor wir ein Zimmer bekamen musste ich noch einem Coronatest machen der zum Glück negativ war. Um 17 Uhr waren wir im Zimmer und um 20 Uhr wurde ich bereits operiert. Viel bekam ich nicht mit von der OP. Nun habe ich einen langen Nagel im ganzen Schienbein der mit fünf Schrauben fixiert ist.

Da ich ein Einzelzimmer bekam konnte Joëlle auch im Spital bei mir schlafen. Am nächsten Morgen bei der Visite sagte uns der Doktor, dass ich bereits nach dem Mittag wieder gehen kann. Sie gaben mir eine Tüte voller Medikamente, Krücken und sagten was ich machen und was ich nicht machen soll und wann sie mich wieder zur Nachkotrolle sehen wollen. Super, nach Hause. Wir blieben noch eine Nacht in Quito bei Freunden.

Im Casa Helbling bei unseren Freunden Jessie und Claus

Joëlle organisierte ein Privattaxi das uns dann wieder nach Tena brachte. Der Bus war keine Option mit meinem Bein. Nun sind wir wieder im Wald und ich bin arbeitsunfähig für eine ganze Weile. Unsere Projekte kommen jetzt wieder sehr ins Stocken. Ausgerechnet jetzt wo alles so richtig Fahrt aufgenommen hatte und so viele Arbeiten anstehen. Wir hatten bis zum Unfall einen super Monat. Bis ich wieder voll arbeiten kann werden ca. 90 Tage vergehen. Das wird uns viel Geld und Geduld kosten da wir jetzt noch jemanden einstellen müssen für diese Zeit. Joëlle kann nicht alle Arbeiten von mir auffangen und César muss auch mal frei haben. Wir sind froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist und dass wir so gute Mitarbeiter wie César und Widinson haben. Auch die Nachbarschaftshilfe ist super und wir können nicht genug Danke sagen. Ich humple nun im Haus rum mit einer Tasche um den Hals, so dass ich alles selber holen kann und Joëlle so etwas entlaste und ihr nicht auf die Nerven gehe. Hoffentlich bin ich schnell wieder auf beiden Beinen und kann bald wieder mit anpacken.

Michi ist mobil

Wir wünschen allen schöne Weihnachten! Passt auf euch auf und bleibt gesund!

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner