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Limonen, Tierärzte und die Post

Wir haben bisher auf unseren Weiden zehn verschiedene Zitrusbäume gefunden. Von Mandarinen über Grapefruit bis hin zu sieben verschiedenen Limonen, die Auswahl ist gross. Wie die Limonen genau heissen weiss niemand, hier unterteilt man sie in Orangenlimonen, Mandarinenlimonen, grosse Limonen, kleine Limonen, Grapefruit, Lima (Zuckerlimone) und Mandarinen. Die Mandarinen tragen gerade keine Früchte darum haben wir leider kein Bild von ihnen. Wer nun denkt, dass die orangefarbenen am süssesten sind der täuscht sich sehr. Im Gegenteil dies sind die sauersten. Uns sind die grossen, schrumpelig aussehenden Limonen am liebsten weil sie am wenigsten Säure haben. Wir nennen Sie Titilimonen wegen eines Erlebnisses mit dem Totenkopfäffchen Titi, damals im amaZOOnico. Die Lima schmeckt wie Zuckerwasser und ist sehr erfrischend. Die Grapefruit ist auch sehr erfrischend und lange nicht so bitter wie die, die man in der Schweiz kaufen kann. Wir haben begonnen Grapefruit und Lima zu ziehen und sie zu pflanzen, so dass wir mehr von ihnen haben oder die Setzlinge verkaufen können. Sie sind nämlich selten geworden und die Leute lieben sie. An Vitamin C wird es uns also niemals mangeln.

Unser Kuhsammelplatz (Corral) ist fertig und die Kühe und wir können nun ohne grosse Schlammschlacht dort die Behandlungen und Impfungen durchführen. Obwohl wir täglich unsere Rindviecher anschauen gehen nehmen wir trotzdem jede zweite Wochen alle Kühe in den Corral und schauen sie dort genauer an. Sie bekommen extra Kraftfutter und Mineralsalze zugefüttert. Letzte Woche stellten wir fest, dass eine Kuh das Schultergelenk ausgekugelt hatte und wir nahmen sie sofort in den Corral. Es war ein grosser Schreckmoment, denn eine ausgekugelte Schulter ist hier ein Todesurteil. Wir informierten um 8.30 Uhr den Tierarzt vom Veterinäramt da wir sicher gehen wollten, dass es auch wirklich so ist. Der meinte ein Kollege komme gleich vorbei. Der Kuh hat die Isolation nicht gefallen und sie versuchte über die Abzäunung zu springen mit dem Gelenk das 20 cm vorstand. Ja, sie hat es dann tatsächlich gemacht und bei der Landung auf den Vorderbeinen sprang dann das Gelenk wieder rein. Sie hatte aber sehr grosse Schmerzen und belastete das Bein nicht. Also die Kuh wieder zurück in den Corral und auf den Tierarzt warten. Je länger wir warteten belastete sie mehr und mehr das Bein. Tja, wenn hier ein Tierarzt sagt er komme gleich bedeutet das er kommt erst um 17.30 Uhr. Wir hatten schon nicht mehr daran geglaubt als er endlich auftauchte. Er schaute sie dafür gut und gründlich an und konnte keine Frakturen oder Musskelabgänge feststellen. Er verordnete ihr Schmerzmittel für vier bis fünf Tage. Nein er verabreichte ihr nichts, denn Tierärzte gehen hier ohne Medikamente auf Krankenbesuch. Er schrieb uns den Namen des Medikaments auf und Michael fuhr am nächsten Morgen nach Tena und kaufte einfach so Schmerzmittel vom Stärksten. Keiner hier interessiert sich für was man es braucht und ein Rezept benötigt man nicht. Die Kuh hat das Schmerzmittel bekommen und ist nun wieder in der Herde zurück. Sie läuft normal mit den andern rum und es scheint als ob nie etwas gewesen wäre. Unsere Erleichterung ist riesengross, da wir bis zum ersehnten Eintreffen des Tierarztes mit dem Schlimmsten gerechnet hatten.

Wir werden häufig angefragt ob wir schon etwas aus der Schweiz vermissen würden und ob man uns was schicken könne. Da gibt es natürlich schon einige Gelüste aber uns kann man leider nichts schicken. Nachdem die Corona Krise ausbrach musste gespart werden in Ecuador und so schloss man als eine der ersten Institutionen die Post. Kaum vorstellbar für den Europäer ohne Postversand zu leben, insbesondere in dieser Krise wo die Post wieder extrem an Wichtigkeit zugenommen hat. Es gibt hier zwar einige private Zustellservice die liefern aber nicht über Landesgrenzen hinweg. Darum danken wir allen die uns was zukommen lassen wollten. Der Wille zählt und es ist schön zu sehen, dass wir nicht in Vergessenheit geraten sind.

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SOLIDARITÄTSMARSCH IN WÜRENLOS

Bericht von Patrick Cagliuli

Am Donnerstag den 17. September 2020 um 13.30 Uhr haben die Klassen ab der Mittelstufe bis zur Oberstufe am Würenloser Solidaritätsmarsch teilgenommen. Wegen der besonderen Lage mussten die Abstandsregeln eingehalten werden und auch die Spendensuche war nur im engeren familiären Umfeld angesagt.

Aber vor allem in diesen besonderen Zeiten ist die Solidarität sehr wichtig. Für uns in der Schweiz kaum spürbar was es bedeutet, denn bei uns funktioniert alles bestens. Wenn wir erkranken dann haben wir Ärzte und Spitäler, was in einem Drittweltland Kampf ums Überleben bedeutet.
In diesem Jahr hat sich die Mittelstufe der Schule Würenlos für ein Projekt vom ehemaligen Klassenlehrer Beni Brügger entschlossen.

Die Unterstützung von Strassenkindern in Kongo – Im „House of Grace“ werden für diese Strassenkindern gute Lebensmöglichkeiten geboten, in der Stadt Bunia werden Mahlzeiten, Schulmöglichkeiten und eine Unterkunft gegeben.

Die Oberstufe der Schule Würenlos hat sich für den Schutz des Regenwaldes eingesetzt.
Ehemalige Angestellte des Zürcher  Zoo’s sind nach Ecuador in den Amazonas ausgewandert, um dort einen nachhaltigen Schutz des Regenwaldes zu gewähren. Das Projekt heisst Finca Don Sigifredo und es handelt sich um ein Schulungszentrum für den nachhaltigen Schutz des Regenwaldes um so die Einheimischen in der Pflege und der örtlichen Natur auszubilden.

Die Schule Würenlos hat in den letzten Jahren für folgende Projekte gesammelt:
Projekt 2019 „Milel Elimu Centre“ zu Gunsten einer Schule in einem Armenviertel von Mombasa
Projekt 2018 „Bessere Schul- und Berufsbildung in einem Dorf der Savannenregion von Nord-Togo“ Aufbau eines Lernateliers für Schneiderei-Lehrtöchter sowie die Beschaffung von Unterrichtsmaterial für die Primarschule im Dorf Bombouaka
Alle Projekte werden durch die Drittweltgruppe Würenlos organisiert. Diese besteht bereits seit 25 Jahren. Sie bieten Hilfe für:
Bildung und Ausbildung von Kindern, Frauen, Bauern, Handwerkern etc…
Aufklärung über Hygiene, Gesundheitsvorsorge, AIDS, Familienplanung etc…

Was mich am meisten beeindruckt und mich motiviert am Solidaritätsmarsch teil zu nehmen ist das Motto der Drittweltgruppe Würenlos:

„Gibst du einem Hungernden einen Fisch, so hat er zu essen für einen Tag. Lernst du ihn aber fischen, so hat er zu essen ein Leben lang“

http://drittweltgruppe-wuerenlos.ch
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Solidaritätsmarsch und Vanille

Noch vor unserer Abreise nach Ecuador haben wir am Geburtstag von Michis Freund, Sascha, dessen Nachbarn Michael Fux kennengelernt. Wir kamen ins Gespräch und erzählten ihm was wir vorhatten. Es stellte sich heraus, dass er Lehrer ist und jedes Jahr für die Drittwelgruppe Würenlos mit Schülern einen Solidaritätsmarsch veranstaltet. Er schlug unser Projekt vor und wir wurden zusammen mit einem Projekt für Strassenkinder im Kongo für den Marsch ausgewählt. Wir sollten am 31. August oder 1. September das Projekt in der Schule vorstellen. Aber da waren wir natürlich schon im Regenwald und konnten das nicht persönlich tun. Marco Lengg und Tina Schwizer wollten das für uns übernehmen. Beide waren früher schon einmal in Ecuador und kennen unser Vorhaben und die Region in der wir sind sehr gut. Es war Tina die am 31. August sich dann Zeit nahm unser Projekt den Kindern in der Schule vorzustellen und sie zu begeistern viele Kilometer für uns zu laufen. Am 17. September wurden dann viele Kilometer zurückgelegt und die Schüler haben für uns Fr. 4300 erlaufen. Wir hoffen, dass sie keinen zu grossen Muskelkater am nächsten Tag hatten. Herzlichen Dank an die Schüler der Schule Würenlos und die Drittweltgruppe Würenlos für das grosse Engagement mit dem sie für uns gelaufen sind! Das Geld können wir sehr gut brauchen und werden es sinnvoll investieren. Wenn dann unsere Cedros (Spanische Zeder) etwas grösser sind und wir sie im Wald pflanzen können werden wir einen Baum den Schülern widmen. Die Pflänzchen sind noch etwas klein und müssen noch in der Baumschule bleiben bis sie gross genug sind um für die Aufforstung ausgepflanzt zu werden.

Unsere Vanilleplantage ist im Aufbau und braucht jetzt viel Pflege. Wir haben mittlerweile ca. 45 Setzlinge gepflanzt. Wir möchten aber auf rund 300 Pflanzen erweitern. Der Platz ist da und wir suchen auch schon neue Wildpflanzen wovon wir Stecklinge ziehen können. Wichtig ist, dass wir immer wieder verschiedene Mutterpflanzen finden um die genetische Vielfalt zu verbessern und uns etwas abzusichern falls eine Pflanze nicht so gut sein sollte. Ein Steckling ist genetisch immer gleich wie die Mutterpflanze und hat somit auch die gleichen Anfälligkeiten aber natürlich auch die guten Eigenschaften. Die bereits gepflanzten Stecklinge wachsen gut und schnell. Es dauert einfach seine Zeit bis wir dann Vanille ernten können. Eine Pflanze braucht rund zwei Jahre bis sie blüht und dann müssen die Vanilleschoten noch ca. neun Monate an der Pflanze bleiben. Das ist eine langfristige Angelegenheit und da kann viel passieren. Dafür ist der Erlös sehr hoch, denn Vanille ist das drittteuerste Gewürz der Welt und es wächst bei uns einfach so im Wald. Leider gibt es nicht für alle Vanillesorten einen Absatzmarkt darum sind wir immer auf der Suche nach DER einen Sorte.

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Wildkamera und wieder online

Wir haben drei Wildkameras aus der Schweiz mitgebracht um zu schauen was für Tiere in unserem Wald leben. Sie sind immer im Einsatz und haben auch schon einige Tiere fotografisch fest gehalten. In Chorongo Alpa sind uns Tayra (Marderartig), Kleiner Ameisenbär (Tamandua), Gürteltier, Rehe, div. Opossums, Agutis, Warane, Pekaries und div. Vögel in die Falle gegangen. Leider haben wir bis jetzt noch nicht das Glück gehabt einen Tapir oder eine grosse Katze vor die Kamera zu bekommen. Wir haben es am Rio Rodriguez versucht. Auf einem Spaziergang am Fluss haben wir einen schönen Pool gefunden wo auch Tapir Spuren zu sehen waren. Gleich haben wir zwei Kameras gestellt an verschiedenen Orten, so ausgerichtet, dass sie den Tierpfad gut im Fokus hatten. Als wir nach rund 20 Tagen die Kameras holen wollten mussten wir mit schrecken feststellen, dass eine gestohlen wurde. Die Befestigung wurde durchgeschnitten und von der Kamera war weit und breit nichts zu sehen. Die beim Pool war zum Glück noch da. Als wir die Bilder zu Hause auswerteten stellten wir fest, dass keine Tiere auf den Fotos waren sondern Wilderer. Leider waren es nur Nachtfotos auf denen man die Personen nicht so gut erkennt. Sie haben der Kamera leider auch den Rücken zugedreht und direkt zum Tierpfad geschaut. Wir vermuten, dass die Wilderer die zweite Kamera entdeckt haben und sie verschwinden liessen. Natürlich haben wir versucht rauszufinden wer das auf den Bildern ist und haben die Fotos unseren Mitarbeitern und den Waldhütern von Selva Viva gezeigt. Leider erkannte sie niemand. Wir haben nun vielen Personen erzählt, dass bei uns im Wald Kameras versteckt sind. Das macht schnell die Runde in der Gemeinde und wir hoffen, dass sich die Wilderer so etwas abschrecken lassen. Nun fehlt uns eine und leider kann man die hier in Ecuador nicht kaufen. Wir arbeiten einfach mit den zwei die wir noch haben weiter und hoffen bald auf eine Neue, die Michaels Bruder aus der Schweiz mitbringen wird.

Hurra, wir haben wieder Zugang zum Internet. Es ist erstaunlicherweise sehr schnell gegangen. Gestern um 16.00 Uhr ist ein Techniker gekommen der die nötige Ausrüstung installiert hat. Das dauerte aber etwas. Bein Initialisieren stellte er fest, dass es einen Fehler in der Software gibt. Um das zu beheben brauchte der Techniker aber selber Internet. Hier gibt es zwar Handyempfang, aber nur mit einem E und manchmal mit einem H+ Netz – zu langsam. Also fuhren wir schnell zu unseren Nachbarn die den gleichen Anbieter haben wie wir. Sind ja nur vier Kilometer bis dorthin. Leider ist der Empfang bei ihnen auch nicht besser als bei uns und deshalb ebenfalls zu langsam. Nun gut das nächste gute Netz ist in Misahuallí, rund 35 Minuten von uns entfernt. Also fuhr der Techniker dorthin um seine Initialisierungs-App zu aktualisieren und den Fehler zu suchen. Um 18.00 Uhr war er wieder da und es ging nichts. Nach einem Telefongespräch mit seinem Chef fuhr er nochmals nach Misahuallí. Um 22.30 Uhr stand er wieder bei uns und startete den nächsten Versuch. Um genau 23.00 Uhr hatten wir wieder Zugang. Langsam, aber immerhin Internet. Der Techniker musste nachher noch nach Tena fahren und dann konnte auch er Feierabend machen.

Satelitenempfang für Internet

Wir haben schon wieder Zuwachs in unsere Kuh Herde bekommen. Redonda hat ihr Kalb geworfen. Es ist ein Bübchen und trägt den Namen Sascha. Er ist gesund und springt auch schon hinter der Mutter her.

Sascha

Sinchi, unser treuer Gefährte, wird langsam aber sicher alt. Er hatte letzte Woche einen Gehörsturz und hört nun nicht mehr so gut. Jetzt ist es sehr schwierig mit ihm Spaziergänge im Wald zu machen. Wir können ihn nicht mehr so gut abrufen und müssen immer schauen, dass wir ihn auf Sichtkontakt behalten. Leider versteht er das nicht so richtig und erschreckt sich jedes Mal wenn wir ihn anstupsen weil wir weiter laufen wollen. Er macht es aber super für sein Alter und Bombi hilft ihm auch dabei. Wir schauen uns auch schon um für einen Nachfolger, tun uns damit aber schwer. Leider haben wir noch keinen gefunden oder wir zögern es einfach raus, da Sinchi die Messlatte für seinen Nachfolger sehr hoch gelegt hat.

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Kuhsammelplatz, Wasser, Offline und andere Probleme

Hier kämpfen wir mit etwas anderen Problemen als man das in der Schweiz tut. Der Strom ist hier nicht immer konstant. Die Schwankungen sind enorm und das bekommen die Elektrogeräte zu spüren. Beispiel: unser Luftkompressor würde theoretisch 8 Bar Leistung bringen. Wenn aber die Stromspannung gerade wieder schlecht ist, und das ist sie meistens, bringt er nur 3 Bar hin. Da muss man durch und manche Elektromaschinen laufen dann halt nur auf halber Leistung. Natürlich haben wir auch einige Stromausfälle. Die sind aber meistens nur kurz während zwei bis drei Stunden. Das Längste das wir hatten waren 36 Stunden ohne Strom. Da muss man sich gut überlegen was man zum Kühlschrank raus nimmt, denn die Türe muss schnell wieder geschlossen werden sonst wird alles warm und verdirbt. Ab 18.00 Uhr braucht man dann Kerzen, die immer im Haus sein müssen. Kein Strom zu haben ist nicht so schlimm, schlimmer ist es wenn das Wasser ausgeht. Wir hatten dieses Problem letzte Woche. Die Arbeiter haben beim Betonieren den ganzen Wassertank gelehrt und Luft angezogen. Unsere Quelle ist rund 1,5 km weit entfernt. Durch die Luft in der Leitung haben sich feine Ablagerungen gelöst und die Leitung verstopft. Michael ist in der Nacht noch schauen gegangen ob er ein Loch in der Leitung findet. Als nach einer Stunde die Taschenlampe den Geist aufgab war uns klar: kein Wasser in dieser Nacht. Wir mussten sehr sparsam mit dem Resten den wir noch hatten umgehen. Am nächsten Morgen ging Michi gleich nach Sonnenaufgang wieder auf die Suche des Problems, denn die Arbeiter mussten weiter Betonieren können. 1500 Meter Leitung durch den Wald mussten kontrolliert werden. Man fängt von hinten an damit man so wenig Wasser wie möglich verliert. Nun gut, das Problem lag bei der ersten Kupplung. Das heisst die ganze Leitung hatte sich mit Luft gefüllt. Wir Lösten die Verstopfung und hofften, dass es bald wieder fliesst. Das war so ein Tag wo man besser nicht aufgestanden wäre. Es kam Wasser aber nur tröpfchenweise. Michi hatte eine Idee und brauchte dazu aber eine Ansaugpumpe. Er also los, mal schnell in den Baumarkt (HA HA), nach Tena gefahren um eine Pumpe, 10 Sack Zement und sonstige Kleinigkeiten zu kaufen. Das dauert nur ca. drei bis vier Stunden. Aber die Pumpe war dann da. Nachdem Michi sie installiert hatte floss schon mal etwas mehr Wasser aber mit viel Luft gemischt. Um 18.00 Uhr, als wir schon gar nicht mehr daran geglaubt haben, kam auf einmal der ganze Dreck aus der Leitung und das Wasser floss wieder normal, aber nur mit Hilfe der Pumpe. Um 19.00 Uhr haben wir dann die Pumpe ausgeschaltet und ab da floss es wieder so als ob nichts gewesen wäre. Ohne Strom kein Problem – ohne Wasser nicht schön!

Als wir mit dem Schreiben dieses Blogs angefangen haben, hatten wir noch Internet. Aber seit letztem Freitag nicht mehr. Joëlle hat den ganzen Montag in Tena verbracht um rauszufinden, dass durch eine Kette von Missverständnissen und Missgeschicken unser Vertrag für den Internetzugang unwiderruflich aufgelöst wurde. Das bedeutet, wir müssen jetzt einen neuen Internetanbieter finden. Das wird sicherlich einige Zeit dauern, wir hoffen aber, dass wir bis Ende Jahr wieder Internet in unserem Zuhause haben werden. Jetzt müssen wir für alle „online Sachen“ (seit der Corona Krise alles) nach Tena zu unserem Freund Sigi fahren. Er hat zum Glück seit letzter Woche einen Zugang. Bei ihm hat’s ungefähr drei Monate gedauert, bis er online war.

Die Bauarbeiten des Corrals (Sammelplatz der Kühe) sind sehr schnell vorwärts gegangen. In den letzten regenfreien Tagen konnten wir das Zementieren des Bodens fertig stellen. Auch ohne fliessendes Wasser mussten die Arbeiten weitergehen. Schwups schnappten wir uns zwei 60 – 70 Liter Tanks und trugen Wasser vom Fluss hoch. Das verlangsamte die Arbeiten und es wurde etwas schwieriger. Aber wir sind froh, dass der Corral jetzt fertig ist und nächste Woche (wenn der Zement getrocknet ist) für die Kühe in Betrieb genommen werden kann. Denn die Deparasitierung der Tiere steht an.

Übrigens hat am 1. November Torrera ihr erstes, bei uns geborenes, Kalb geworfen. Es ist ein Mädchen das wir Sherry tauften.

Sherry versteckt sich bei der Mama
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Erfahrungsbericht von Adele

Es ist genau einen Monat her, dass Joëlle und Michi mich am Flughafen von Quito abgeholt haben. Ich denke dies ist ein guter Zeitpunkt um euch über meine Erfahrungen als Volontärin hier zu berichten und euch eine neue Perspektive auf die Abenteuer der Finca Don Sigifredo zu vermitteln.
Ich bin eine ehemalige Arbeitskollegin von Joëlle, interessiere mich für Permakultur und möchte die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen fördern. Ich habe beschlossen ein ganzes Jahr lang zu reisen und als Volontärin in verschiedenen Projekten, die in diesem Bereich aktiv sind, mitzuwirken. Dort zu helfen, wo es nötig ist und so viel wie möglich von denjenigen zu lernen, die bereits Erfahrungen auf diesem Feld gesammelt haben. Die Pandemie hielt mich in Europa etwas länger fest als erwartet. Aber mit dem Eintreffen der Kälte auf der Nordhemnisphäre erinnerte ich mich sofort daran, dass in der Wärme, kurz hinter dem Äquator, noch ein Projekt auf mich wartete. Ohne zu viel Zeit zu verlieren packte ich meine Koffer, kaufte mein Flugticket und weniger als eine Woche später stand ich bereits am Gate.
Als ich hier auf der Finca Don Sigifredo ankam, war es bereits Nacht. Das Aufwachen in der Morgendämmerung des nächsten Tages war unglaublich! Der Morgen ist die Zeit der Vögel: ein Chor aus Pfeifen, Rufen, Zwitschern und buntem Flattern. Das Licht enthüllt langsam die atemberaubende Aussicht auf den Rio Arajuno und den umliegenden Wald. Es fühlt sich an, als befänden wir uns mitten im Nirgendwo, isoliert von allem und jedem, aber das sind wir nicht. Der Wald ist bewohnt und übersät mit Holzhäusern der Kichwas mit ihren traditionellen Plantagen von Yucca, Platano und Mais, die unter dem Blätterdach des Waldes unsichtbar sind. Manchmal kommt aus dem Dschungel das Geräusch des Motors eines Kanus oder der Gesang eines Hahns. An den Wochenenden wird gefeiert und man hört die Musik bis zum Morgengrauen.

Eine Mission der Finca Don Sigifredo in Zusammenarbeit mit Selva Viva ist die Wiederaufforstung des Waldes mit Baumarten, die durch die Ausbeutung des Holzes bedroht sind. Leider hat der illegale Holzeinschlag die Präsenz erwachsener Bäume selbst im Primärwald so drastisch reduziert, dass es schwierig ist noch Bäume zu finden die groß genug sind um Samen zu produzieren. Selva Viva hat beschlossen die ausgewachsenen Bäume von seltenen Arten, die Samen produzieren können, zu kartieren. Die Samen werden dann gekeimt und die Setzlinge so lange gepflegt, bis sie eine geeignete Grösse für die Verpflanzung in den Wald erreicht haben. Als ich ankam hatte Michi bereits viele Samen der Spanischen Zeder (Cedro) erfolgreich gekeimt. Eine meiner ersten Aufgaben auf der Finca war es, sie in Säcke mit fruchtbarer Erde zu verpflanzen um sie wachsen zu lassen. Das Ergebnis waren 150 gesunde Setzlinge der Spanischen Zeder.
Die Finca will nicht nur Edelholz (madera fina), sondern auch Setzlinge von Obstbäumen produzieren. Diese sollen auf den Weiden gepflanzt werden. Diese Bäume haben eine doppelte Funktion: Schatten zu spenden und eine natürliche Nahrungsergänzung für die Kühe zu produzieren. Die Kühe scheinen die reifen Früchte, die von den Bäumen fallen, besonders zu lieben. Dazu sind weitere Früchte wie Arazá oder Grapefruit lecker für die Zubereitung von erfrischenden Säften. Aus den Früchten wird Saatgut gewonnen, in der Hoffnung neue Setzlinge zu erzeugen. Es ist nicht einfach zu erraten, welche die beste Bedingung für die Keimung der einzelnen Arten ist. Nicht alles keimt, aber so ist das Leben. Durch Versuch und Irrtum lernt man immer etwas.

150 Setzlinge der Spanischen Zeder
Hochbeete für die Keimung
Setzlinge der Grapefruit

Die erste Woche hier war eine Mischung aus tropischem Gärtnern und Macheten-Dschungel-Fitness. Hier wachsen die Pflanzen schnell, sehr schnell. Die Weiden müssen regelmässig gereinigt werden sonst verwandeln sie sich in wenigen Monaten in einen Sekundärwald. Unerwünschte Sträucher werden mit Machetenschlägen entfernt. Bei dieser Arbeit zeigt der Dschungel all seine Unwirtlichkeit: Ameisenbisse, Mückenstiche, brennende Raupen, giftige Spinnen, dornige Sträucher und sogar Blätter mit irritierendem Haar… Ich trage lange Hosen und Gummistiefel. Habe die Socken in die Hose gesteckt, um unerwünschte Eindringlinge von unten zu verhindern. Mein langärmeliges T-Shirt stecke ich auch in meine Hose. Dazu kommen noch die Lederhandschuhe und die Mütze um mich vor allem zu schützen, was von oben herabfallen könnte. Das gesamte Outfit ist sicher nicht stylish, aber es ist auch der einzige Weg unangenehme Interaktionen zu minimieren. Selbst zu Hause, weit weg vom Wald, ist man nie in Sicherheit. Der Abend in Flip-Flops ist ein bisschen zu gewagt gewesen. Die Sandfliegen hier sind skrupellos. Dasselbe gilt für das kurzärmelige Hemd. Es gibt kein Antibrumm das wirklich funktioniert. Unbedeckte Haut = Sandfliegenbisse.
Zu meinem Glück bin ich nie alleine wenn ich die Weiden reinige. Joëlle und Michi haben zwei Helfer aus der lokalen indigenen Gemeinschaft eingestellt, César und sein Sohn Widison. In der Vergangenheit hatte César als Touristenführer gearbeitet. Er kennt die lokale Fauna und Flora sehr gut und erklärt mir die Namen und Gewohnheiten der Tiere und die Eigenschaften einiger Pflanzen. Bei der Arbeit mit ihm gibt es immer etwas Interessantes zu lernen und es ist auch eine gute Gelegenheit mein Spanisch zu üben.
Mit der Machete wird in der Regel nur morgens gearbeitet, weil es nachmittags zu heiss wird. Obwohl ich mich in der Hitze immer sehr wohl gefühlt habe muss ich sagen, dass die Arbeit unter diesen Bedingungen für den Körper ziemlich schwer sein kann. Da wir uns nur ein Grad südlich des Äquators befinden, ist die Sonneneinstrahlung hier wirklich stark. Die Sonne, wenn sie scheint, sie brennt; die Feuchtigkeit in der Luft lässt einen fast ertrinken; und wenn es regnet dann sieht es aus als ob ein Wasserhahn gebrochen wäre. An heissen Tagen, nach der Arbeit gibt es nichts Besseres als ein schönes Bad im Fluss oder ein kühles Bier, um Körper und Geist zu regenerieren.
Am Wochenende kann man die Batterien wieder richtig aufladen und die Lage geniessen. Ein Spaziergang im Wald auf der Suche nach wilden Vanille- oder Zimtsetzlingen, ein guter Brunch nach Schweizer Art mit Rösti und Spiegelei oder einfach nur mit einem guten Buch in der Hängematte schaukeln. Hier zu leben ist ein bisschen wie ein digitales Detox. Das Internet ist da und es funktioniert aber es ist sooo laaaaangsam, dass seine Nutzung auf das Unverzichtbare reduziert wird.

Feierabend

Neben dem Wiederaufforstungsprojekt will Finca Don Sigifredo die Produktion und Verwendung von Bambus als alternatives Baumaterial fördern. Bambus wächst schnell und ist sehr widerstandsfähig, was ihn zu einer ausgezeichneten Alternative zu Holz als Baumaterial macht. Im Moment mangelt es auf der Finca jedoch nicht an Holz, es ist sogar fast unmöglich zu wissen wohin mit dem ganzen Holz. Vor vielen Jahren deponierte der Fluss einen Stamm Mindal (rosa Edelholz) am Strand vor dem Haus. Einige Bäume, die vom früheren Pächter gefällt wurden, liegen jetzt ungenutzt auf den Weiden. Andere sind aus natürlichen Gründen umgestürzt. César schneidet diese Stämme mit seiner Kettensäge in Scheiben als wären sie aus Butter. Das Ergebnis sind Bretter für die Herstellung von Möbeln, Pfosten für die Renovierung der Einzäunung der Kühe und Platten die für die Zementierung des Corrals (Sammelplatz für die Kühe) und der Kompostanalage verwendet werden. Alles wird aus Recyclingholz oder anderweitig Unbenutztem gebaut. Die Kettensäge habe ich natürlich nicht benutzt, aber ich konnte helfen das Holz aus dem Wald zu tragen und die Bretter für den Möbelbau zu schleifen und zu polieren.

Mindal
Latten geschnitten
noch mehr gefundenes Holz
Schleifen von Mindal

Die Erneuerung einiger der Zäune war wirklich dringend da die Kühe der Finca Don Sigifredo einen sehr eigenständigen Charakter haben. Manchmal entscheiden sie selbst, wann sie die Weide wechseln wollen und es gibt keinen Stacheldraht der sie zurückgehalten kann. Jeden Tag muss man sie suchen, prüfen wo sie sind, sich vergewissern, dass es ihnen gut geht und eventuelle Wunden behandeln. Sie sind sehr sportliche Kühe die keine Angst vor Schlamm oder steilen und rutschigen Hängen haben. Sie verstecken sich gerne in den Wäldern, es ist nicht immer leicht herauszufinden, wo sie alle sind.

Eines der letzten Projekte war die Restaurierung des Holzhauses in Chorongo Alpa. Dort war die Auswilderungsstation der Wollaffen, die in der Vergangenheit vom amaZOOnico benutzt wurde. Einige Teile der Struktur wurden von Termiten befallen und mussten ersetzt werden. Auch hier ist es der Wald der uns die Rohstoffe liefert: Bohlen und Balken werden aus einem riesigen Baumstamm gefertigt der in den nahe gelegenen Rio Rodrigues gefallen war. Gleichzeitig haben die Arbeiten zur Zementierung des Corrals begonnen. Dieser Ort ist besonders wichtig um die Kühe zu sammeln und zu kontrollieren. Aber wenn es regnet, verwandelt er sich in einen Sumpf und wird unbenutzbar. Die Zementierung war daher dringend nötig und wir müssen schnell arbeiten, da die Regenzeit immer näher rückt.

Für diese letzten Aufgaben brauchten wir ein paar zusätzliche Hände. Joëlle und Michi haben vorübergehend einige Mitarbeiter aus der lokalen Gemeinschaft eingestellt. Die Pandemie hat auch die Leute hier hart getroffen. Viele der Menschen die im Tourismus arbeiteten, haben keine Arbeit mehr. Auch dafür sind die Aktivitäten der Finca Don Sigifredo wichtig. Einerseits schafft sie Einkommen und Beschäftigung für die lokale Bevölkerung. Andererseits vermittelt sie den Menschen den Leitzweck der Finca, informiert sie über nachhaltigere Bauweisen, über konsistentere Einkommensquellen ohne Monokulturen und sensibilisiert für die Notwendigkeit des Schutzes des Waldes. Nur ein Beispiel: Gestern nach dem Mittagessen zeigten wir den Mitarbeitern die Bilder von einer Fotofalle, die einige Wochen in Wald aufgestellt war: Hirsche, Ameisenbären, Mardertiere, Warane, Wildschweine und viele Vögel.  Diese Aufnahmen weckten das Interesse unserer Mitarbeiter und zeigen die Wirksamkeit des Reservats für die Erhaltung der lokalen Wildbestände.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die einmonatige Volontärsarbeit mit ein wenig tropischem Gärtnern begann und nach einigen Schreinerarbeiten kamen wir zu echten Bauarbeiten.
Nach und nach ist die Arbeit physisch intensiver geworden. Ich versuche zu helfen so gut ich kann. Aber im Vergleich zu vier starken, gut akklimatisierten Einheimischen fühle ich mich etwas nutzlos. Bald erinnern mich Rücken- und Gelenkschmerzen daran, dass ich mich viel wohler fühle bei den Salaten im Garten als beim Sandschaufeln auf einer Baustelle.
Leider ist die Situation jedoch so, dass es im Moment nicht viele Gartenarbeiten auf der Finca Don Sigifredo gibt. Die Probleme mit dem vorherigen Pächter, der die Flächen der Plantage weiterhin ausbeutet als wären es seine eigenen, hindern uns daran mit der Arbeit auf diesem Land zu beginnen. Die Situation ist frustrierend. In Ecuador geht alles sehr langsam voran, aber Joëlle und Michi verlieren ihren Mut nicht. Sie wissen, dass derjenige vorankommt der am längsten durchhält. Früher oder später werden sie endlich in der Lage sein die Plantage einzurichten.
Im Allgemeinen war dieser Monat hier eine wunderbar abwechslungsreiche Erfahrung, die es mir ermöglicht hat viele Dinge zu lernen und auch meine Grenzen auszuloten. Ich bin sicher, dass ich vieles von dem was ich hier gelernt habe auch in anderen Projekten und neuen Situationen anwenden kann. Es ist jedoch schön zu wissen, dass ich zumindest einen kleinen Beitrag zu einem Projekt geleistet habe, das gleichzeitig in der nachhaltigen Landwirtschaft, der Wiederaufforstung des Waldes und der Förderung lokaler Gemeinschaften aktiv ist. Ausserdem, sollten alle 150 Setzlinge der Spanischen Zeder überleben und eine Höhe von 20 m erreichen, dann wäre der CO2-Ausstross meines Fluges (schätzungsweise 2,83 Tonnen) weitestgehend kompensiert. Sollte dieser Eintrag bei euch den Wunsch geweckt haben, dem Wintergrau zu entfliehen und in die Wärme hierher zu kommen dann wisst ihr auch, dass es hier an Arbeit nicht mangelt. Das Haus ist sehr gemütlich, Joëlle und Michi sind grossartige Gastgeber und ihr seid Alle willkommen!

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Edelholz und Internet

Wie wir schon in einem früheren Beitrag berichteten, fanden wir verschiedene Stämme von Edelhölzern am Fluss. Nach dem Ansteigen des Flusses hat der Rio Arajuno einen neuen Schatz preisgegeben. Eigentlich hat Michi Holz für Pfosten zum Reparieren der Weidezäune gesucht. Er gab César den Auftrag diesen freigeschwemmten Stamm zu Pfosten zu schneiden. Als César mit der Kettensäge losschnitt wurde ihm schnell klar, dass dieses Holz für Pfosten zu kostbar ist. Es handelte sich um Mindal (leider haben wir bis jetzt weder den deutschen, englischen oder lateinischen Namen herausgefunden). Das ist einer der seltensten Bäume die es im Regenwald von Ecuador gibt. Wenn man das Holz schneidet ist es leuchtend Pink. Dieses Holz ist so selten, dass auch Widison (er ist 19 Jahre alt) es noch nie in seinem Leben gesehen hat. César schnitt für uns den Stamm so zu, dass wir nun Bretter verschiedenster Art haben. Damit fertigen wir Möbel für unseren eigenen Bedarf an. Dies ist nicht ganz legal, da es sich dabei ja um sehr stark geschütztes Holz handelt. Aber der Baum wurde ja bedauerlicherweise bereits gefällt und wir haben den Stamm im Fluss gefunden wo er vermutlich die letzten zwanzig Jahre gelegen hatte. Es wär zu schade dieses Holz kaputt gehen zu lassen. Wenn das Holz trocknet verliert es diese wunderschöne leuchtende Farbe und wird braun. Michi experimentiert deshalb mit verschiedenen Techniken um die Farbe zu konservieren und diesen pinken Farbton zu erhalten. Er holt sich deshalb immer wieder Rat beim Farb- und Lackspezialisten in der Schweiz, DANKE Jürg!

Unser Engagement im Waldschutz beansprucht uns Zurzeit sehr. Wie bereits mehrmals erwähnt ist leider der Holzdiebstahl allgegenwärtig. Im Moment haben wir zwei Fälle in Selva Viva. Bei unseren Nachbarn und auch bei uns auf der Plantage wurden ebenfalls Palmen gefällt. Da Joëlle für Selva Viva arbeitet ist sie Zurzeit stark eingebunden betreffend des Vorgehens und der Anzeigen gegen die Diebstähle in Selva Viva. Leider machen wir uns damit nicht nur Freunde und unsere eigenen Arbeiten hinken deshalb auch hinterher.

Widison arbeitet ab und zu auch bei uns. Anfang des neuen Studienjahres wurde er nicht für das dritte Jahr zugelassen. Es hiess, dass er mit der Materie zu weit hinter den Anderen her hinkt. Dies war deshalb so, weil ab März kein Unterricht mehr stattfand und er keinen Zugang zum Internet hatte. Vor einigen Wochen hiess es plötzlich, falls er den Stoff nachholt und eine Prüfung ablegt würde er dann doch zugelassen werden. Er fragte uns ob es möglich sei nur morgens zu arbeiten um nachmittags den verpassten Stoff nachzuholen. Wir dachten an seine Zukunft und baten ihn vorläufig gar nicht mehr zu arbeiten. Doch das wollte er auf keinen Fall, da er ja mit seinem Einkommen auch einen Beitrag zur Unterstützung seiner Familie leistet. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass er das (momentan) unbenutzte Schulhäusschen hier auf Chrigis und Sigis Grundstück nutzen darf. Er hat die Zulassungsprüfung geschafft. Jetzt darf er am Nachmittag dem Online-Unterricht folgen. Aber wie gesagt, seine Familie hat kein Internet. Deshalb stellen wir ihm unseren Internetzugang gratis zur Verfügung. Die Verbindung ist leider sehr, sehr langsam. Wer schon mal mit uns per Whatsapp telefonierte weiss das leider allzu genau. Aber eine langsame Leitung ist immer noch besser als gar kein Unterricht. Wir freuen uns sehr, dass wir so Widison unterstützen können und dass er diese Chance nutzt.
Bis jetzt gibt es zwar bis zu einem gewissen Punkt auf der Insel Anaconda ein Internetkabel das von den Hotels und vom amaZOOnico genutzt wird. Doch das ist mehr als ein Kilometer von uns entfernt. Wenn wir das Kabel bis auf unser Grundstück ziehen lassen wollten, würde uns das ca. 3000 US-Dollar kosten. Da wir wegen Corona bisher schon viele unvorhergesehene Ausgaben hatten ist dieser Budgetpunkt für dieses Jahr bereits ausgeschöpft. Wir können uns im Moment solche Zusatzkosten nicht leisten weil sonst dringlichere Arbeiten wie z. B. der Aufbau der Plantage nicht realisiert werden kann.

Widison beim Lernen im Schulhäusschen
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Offizielle Autobesitzer und Vanillebauern

Es war fast eine Lebensaufgabe unser Auto auf unseren Namen einlösen zu können. Wir haben es bereits im März vom Neffen einer guten Freundin gekauft, weil wir damals noch glaubten wir würden bereits Anfang April nach Ecuador reisen können. Als wir dann endlich Anfang Juli hier ankamen, haben wir das Auto direkt am Flughafen übernommen. Doch leider stand zur der Zeit das Leben, und somit auch alle Ämter, noch still hier. Vor drei Wochen sind wir nach Quito gefahren, um den Kaufvertrag des Autos notariell beglaubigen zu lassen. Ohne diese Beglaubigung kann hier kein Auto auf einen neuen Besitzer umgeschrieben werden. Obwohl wir bereits im Voraus alle nötigen Informationen wie Namen, Passnummer, Geburtsdatum und Schuhgrösse bekannt gaben war es dann doch so, dass wir bei der Notarin nochmals ganz genau alle diese Daten erfassen lassen mussten. Sie hatten bereits im Voraus unsere Passkopie erhalten und wir haben auch unsere originalen Pässe zum Termin mitgebracht. Es wäre also rein theoretisch möglich gewesen alles vorzubereiten aber dies wäre wohl etwas zu effizient für ein Notariat in Ecuador gewesen. Deshalb haben wir eine gute Stunde damit verbracht ganz brav alle gestellten Fragen mündlich zu beantworten mit dem jeweiligen Hinweis auf die Passkopie bei Zweifeln über die Schreibweise von z.B. Joëlle oder Wüst. Danach war es dann tatsächlich so, dass im Zentralcomputer der Autozulassungsbehörde der Name von Joëlle Wüst als Besitzerin des Autos erfasst war. Ja wirklich, das gibt es hier. Doch die Papiere bei der Notarin mussten jetzt noch unterschrieben, gestempelt, kopiert, gescannt nochmals unterschrieben und gestempelt werden. Deshalb konnten wir den beglaubigten Kaufvertrag nicht direkt mitnehmen. Dieser wurde unserem Anwalt, ja das braucht man hier um einen Kaufvertrag beglaubigen lassen zu können, zwei Tage später ausgehändigt. Der Anwalt hat uns dann den Vertrag per Kurierdienst nach Tena senden lassen wo wir ihn im Büro eben dieses Kurierdienstes abholen konnten. Mit dem Vertrag musste Joëlle zur Bank (irgendeine, spielt keine Rolle welche, geht bei jeder) um die Mehrwertsteuer des Autos zu bezahlen. Mit der Quittung konnte sie dann zum Strassenverkehrsamt um die Überschreibung zu beantragen. Dort wurden erneut, obwohl ja bereits alle Daten im Zentralcomputer der Autozulassungsbehörde erfasst waren, alle Daten nochmals abgefragt. Auch hier hat Joëlle schön brav alles beantwortet ebenfalls mit dem jeweiligen Hinweis, bei Zweifeln über die Schreibweise von z.B. Joëlle oder Wüst, auf die Passkopie, den Vertrag, die Quittungen und den Zentralcomputer. Die Überschreibung war nicht günstig, die kostete 25 $. Die Strassenbenützungsgebühr hingegen war ein echtes Schnäppchen, nur 8 $ kostet das. Nach der Überschreibung war eine Fahrzeugkontrolle fällig. Da wurde geprüft ob alle Lichter, Blinker und das Lämpchen des Rückwärtsgangs funktionieren. Ebenfalls ob man ein Ersatzrad bei sich hat sowie einen Feuerlöscher, Warndreiecke und eine Notfallapotheke. Keine Bremsen, Stossdämpfer, Abgase oder sonstige Funktionen wurden angeschaut. Der Motor lief während dieser Kontrolle kein einziges Mal. Da aber leider die Internetverbindung zum Zentralcomputer an diesem Tag nicht funktionierte, konnten wir unseren neuen Fahrzeugeisweis nicht mitnehmen da dieser nicht ausgedruckt werden konnte. Also ging Joëlle am darauffolgenden Montag erneut zum Strassenverkehrsamt um endlich das lang ersehnte Papier abzuholen. Jetzt sind wir endlich offiziell eingetragene Besitzer unseres Autos das wir bereits im März gekauft hatten.

Das Auto gehört uns

Wir haben angefangen unsere Vanilleplantage zu bepflanzen. Nachdem wir eine verwucherte Weide bereits zurückgeschnitten hatten begannen wir mit der Bepflanzung. Die ersten 15 selbgeszogenen Stecklingen gedeihen sehr gut. Wir haben auch bereits neue Stecklinge gesammelt die noch Wurzeln schlagen müssen. Hier gibt es mehrer Vanillesorten. Darum versuchen wir an verschiedenen Orten die Vanille zu integrieren. Mit der «Waldvanille» haben wir einen Versuch gestartet sie in die alte Kakaoplantage zu integrieren da diese Art nicht so viel Licht benötigt. Jetzt müssen wir abwarten und schauen ob und wie sich die Pflanzen an ihre neue Umgebung gewöhnen. In der Zwischenzeit suchen wir weiter nach Pflanzen die bereits im Wald und auf dem Grundstrück wachsen um sie kultivieren und Stecklinge zu ziehen.

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Es geht vorwärts

Unser Versuchs-Gewächshaus ist fertig gebaut. Wir haben bereits begonnen Samen von Fruchtbäumen und Edelhölzern, die jetzt Saison haben, zu sammeln und zu ziehen. Die ersten Erfolge sind schon da. Der Cedro (Cedrela odorata) gedeiht hervorragend, wir haben ca. 100 Setzlinge die wir vom Samenbeet auch schon vereinzelt in die Baumschule umpflanzen konnten. Später werden wir mit diesen Setzlingen einen Teil des Waldes aufforsten und eine kleine Plantage für unsere finanzielle Zukunft anlegen. Wir hoffen in 20 Jahren die Bäume ernten zu können um so unsere Altersvorsoge zu sichern. Wir haben auch einige einheimische Fruchtbäume deren Setzlinge gut gedeihen. Diese wollen wir als Plantage in der Kuhweide anlegen.

Unsere Versuchs-Kompostanlage wurde mittlerweile auch fertig gebaut. Das Zementfundament muss jetzt noch ca. 2 Wochen gut trocknen, dann ist sie einsatzbereit. In der Zwischenzeit versuchen wir eine Häckselmaschine zu kaufen. Das scheint leider nicht so einfach zu sein, weil man das in unserer Gegend nicht so kenn. Falls wir doch eine finden werden wird sie aber deshalb sehr teuer sein.

Letzte Woche haben wir eine ungenutzte und verbuschte Weide zurück geschnitten, so dass wir in möglichst natürlichem Umfeld eine Vanilleplantage anlegen können. Seit wir hier sind, sammeln wir wilde Vanille im Wald und machen Stecklinge um die Pflanzen zu kultivieren. In den nächsten Tagen werden wir die ersten 30 Stecklinge pflanzen können.

Joëlle experimentiert im Moment mit der Herstellung verschiedener Sirups aus Hierba Luisa (Zitronengras), Limone und Arazá (Amazonas Guave). Leider sind im Moment keine Glasflaschen zum Abfüllen erhältlich. Wir müssen im Moment alles in gebrauchten PET-Flaschen lagern, was die Haltbarkeit extrem verkürzt da Plastik nicht mit heissem Wasser sterilisiert werden kann, er schmilzt. Ebenfalls hat sie den ersten Versuch mit Bananenessig gestartet. Die Gärung hat gut funktioniert, jetzt heisst es ca. 5 bis 6 Wochen abwarten ob aus dem Anfangsprodukt tatsächlich guter Essig entsteht. Wir werden sicherlich auch noch Versuche mit anderen Früchten machen und mal schauen ob es dafür eine Nachfrage gibt. Evtl. kann durch diese Produkte ein kleines Zusatzeinkommen generiert werden.

Diese Woche waren wir von Montag bis Mittwoch in Quito weil wir einige administrative Angelegenheiten erledigen mussten. Seit der Corona Kriese muss beim Kauf eines Autos der Vertrag notariell beglaubigt werden. Falls das nicht gemacht wird, kann man das Auto nicht auf sich einlösen lassen. Da wir unser Auto von einem Freund gekauft haben war es für ihn in Ordnung, dass wir vorerst mit dem Auto fuhren aber es weiterhin auf ihn eingelöst war. Jetzt haben wir die Beglaubigung und Joëlle wird nächste Woche endlich versuchen können, das Auto auf ihren Namen einzulösen. Mal schauen wie lange das dauen wird. Zudem haben wir uns auf der Schweizer Botschaft als Auslandschweizer angemeldet. Dies bedeutet, dass wir jetzt endlich die AHV-Versicherung für Schweizer im Ausland beantragen können. Ebenfalls müssen wir unsere schweizer Krankenkassenverträge kündigen. Keine Angst, wir haben eine gute Auslandversicherung abgeschlossen.

In Quito ist Maskenpflicht, auch alleine im Auto

Am Mittwoch ist Adele in Quito gelandet. Sie ist eine ehemalige Arbeitskollegin von Joëlle und unsere erste Volontärin. Wir haben uns riesig gefreut als sie uns letzte Woche mitteilte, dass sie bereits diesen Mittwoch landen wird. Das Timing war perfekt, da wir ja sowieso in Quito sein würden. So konnten wir sie am Mittwoch am Flughafen abholen und sie mit dem Auto mit zu uns nehmen. Jetzt haben wir Unterstützung und eine weitere Person mit Visionen und Ideen. Uns geht’s gut Zurzeit und mit unserem Projekt geht es endlich vorwärts.

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Stützmauer

Unsere Zufahrtsstrasse drohte immer mehr abzurutschen. Die letzten Regengüsse haben verursacht, dass die Strasse um weitere 50 cm abgebrochen ist. Wir mussten also handeln bevor wir nicht mehr zum Haus hochfahren konnten. Die Idee war mit alten LKW- und Autoreifen eine Stützmauer zu bauen, so dass der Hang nicht weiter abrutschen kann. Wir organisierten gebrauchte Reifen die man in Tena in jeder Werkstatt gratis mitnehmen darf. Jedes Mal wenn wir nach Tena fuhren, brachten wir eine Ladung gebrauchte Pneus mit zurück. Die Reifen mussten innen ausgefüllt werden, daher bestellten wir einen Lastwagen voller Steine in verschiedenen Grössen. 12 Kubik wurden uns angeliefert. Als wir ca. 50 Reifen zusammen hatten, begannen wir mit der ersten Lage.

Schnell stellte sich heraus, dass wir mit so wenigen Reifen nirgends hinkommen würden und es zu lange dauert um die nötige Anzahl selbst herzuschaffen. Deshalb beauftragten wir Fabian uns ausrangierte Reifen in Tena zusammen zu sammeln und zu uns zu bringen. Das klappte super, schnell hatten wir ca. 200 Stück zusammen. Lage für Lage füllten wir die alten Pneus mit Steinen und befestigten mit Metallröhren und Schrauben die einzelnen Lagen damit sich diese nicht mehr bewegen können. Leider reichten die 12 Kubik Füllmaterial nicht. Deshalb suchten wir grosse Steine am Strassenrand zusammen damit wir die Pneus ganz füllen konnten. Am Ende verarbeiteten wir 180 Reifen in verschiedenen Grössen, ca. 16 Kubik Steine, Schotter und Sand, 40 Meter Stangen und rund 150 Schrauben. Die Stützmauer ist soweit fertig, der Regen schwemmt den Sand immer wieder in die ungefüllten Stellen rein. Deshalb werden wir vorläufig immer wieder Sand nachfüllen müssen.

In rund zwei Wochen, wenn die Löcher gefüllt sein werden, wird die Stützmauer mit Vetiver (spezielle Grass Sorte) bepflanzen. Dieses Gras hat sehr lange Wurzeln die bis zu 5 Meter in den Boden reinwachsen und so Hänge stabilisiert. Vetiver wird deshalb häufig als „Hangschutz“ genutzt. Jetzt heisst es abwarten bis die nächste Regenzeit kommt. Dann sehen wir ob der Hang hält oder ob er wieder abrechen wird. Hier in Ecuador wird Kautschuk leider nicht rezykliert, alte Reifen werden in die Mülldeponie gebracht. Wir haben uns deshalb für diese Art von Zweitnutzung der Reifen entschieden. Sie wären leider sowieso nicht so entsorgt worden wie wir uns das wünschen.

Hier herrscht Zurzeit eine riesige Nachfrage nach Balsaholz. Das hat zur Folge, dass es fast keine grossen Balsabäume mehr gibt. Wir hatten bereits in einem früheren Beitrag berichtet, dass bei uns Bäume gefällt wurden. Mittlerweile wissen wir, dass es 14 Bäume waren die auf unserem Grundstück gestohlen wurden. Wenn man den Preis für einen Kubik Balsa von ca. 250 bis 300 Dollar bedenkt ist es nachvollziehbar, dass die Balsabäume überall rausgeholt wurden. Wir können uns noch an die Zeit von früher im amaZOOnico erinnern. Da mussten wir einige grosse Balsabäume fällen weil sie drohten auf Gehege und Bauten zu fallen. Damals hat man sie einfach liegen gelassen weil das Holz nur etwa 5 bis 10 Dollar pro Kubik wert war. Man konnte damals für ca. 20 Dollar ein Floss aus getrocknetem Balsaholz kaufen. Damit wurden Touren auf dem Napo gemacht. Heute würde so ein Balsafloss ca. 300 Dollar kosten. Sehr viele Leute pflanzen jetzt Balsa an. Natürlich in der Hoffnung, dass in 5 bis 6 Jahren, wenn die Bäume geerntet werden können, der Preis immer noch so hoch sein wird. Balsa boomt so extrem weil in China und in Russland heutzutage sehr viel Modellbau betrieben wird. Auch bei uns wachsen viele junge Balsabäume die man früher einfach weggeschnitten hätte. Wir nutzen jetzt diese Bäume als Schattenspender für unsere Jungpflanzen von Edelhölzern die wir anbauen werden. Wir haben nur noch einen einzigen grossen Balsabaum der zum Glück beim grossen Klauen übersehen wurde. Wer jedoch denkt, dass in fünf Jahren der Preis für Balsa immer noch so hoch sein wird ist wohl ein hoffnungsloser Träumer. Sobald der Markt in China und Russland gesättigt ist wird der Preis wieder tief sinken. Es wäre nachhaltiger und sinnvoller in Baufähiges Holz zu investieren oder noch besser einfach der Natur ihren Lauf zu lassen.

Eine kurze Beschreibung wie sich unsere Hunde die letzten Jahre verändert und entwickelt haben: Als wir damals noch im amaZOOnico lebten, durften sie nicht ins Haus. Ihr Reich war im Garten und geschlafen haben sie unter dem Haus. Mit dem Umzug in die Schweiz und in ein ganz anderes viel kühleres Klima war es uns klar, dass sie ins Haus reinkommen dürfen. Als wir noch in Wallbach lebten, war ihr Reich im Garten und im Erdgeschoss des Hauses. Wir zogen um nach Ittenthal und dort hatten sie einen riesigen Garten der nun ihr neues Reich war sowie der untere Stock des Hauses. Ausser bei Gewitter, dann durften sie ausnahmsweise in den oberen Stock. Jetzt wieder zurück in Ecuador haben sie ein noch viel grösseres Reich draussen, sie dürfen ins Haus und sie dürfen dort den unteren und den oberen Stock betreten. Schleichend haben sie sich alle Rechte jederzeit und überall mit dabei zu sein geholt…

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