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Schaffe, schaffe, Häusle baue

Wer Joëlle etwas besser kennt wird wissen, dass Kochen nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört. Dennoch musste sie die letzten Tage jeweils das Mittagessen für bis zu 17 Personen zubereiten. Dies war nötig, weil wir im Moment gerade an zwei verschiedenen Projekten gleichzeitig arbeiten. Zum einen ist da bekannter Weise der Bau des Modellhauses auf der Insel und zum anderen haben wir erneut 300 Stangen Bambus eingekauft. Die Stangen mussten wie jedes Mal zuerst gewaschen und dann gelocht werden, bevor wir sie ins Immunisierungsbecken geben können. Dies hat dazu geführt, dass für den Hausbau insgesamt 5 Personen plus Michi arbeiteten und für die angelieferten Stangen hatten wir 9 Personen plus Bernd unseren Volontär im Einsatz.

grosser Mittagstisch

Es geht endlich los mit dem Aufbau des Hauses. Wir hatten immer wieder Verzögerungen aus unterschiedlichsten Gründen. Wir transportierten alle Bambuselemente an den Bauplatz und begannen die einzelnen Elemente auf den Reifensäulen zusammenzustellen. Leider musste Michi schnell feststellen das der extra dafür engagierte „Meister des Zementes“ keine gute Arbeit geleistet hat. Deshalb war der Aufbau sehr «flexibel» und wir benötigten mehr Abstützungen. Wichtig war, dass die einzelnen Bambussäulen senkrecht standen was natürlich immer wieder kontrolliert werden musste. Das war gar nicht so einfach. Das Bauen mit Bambus ist was ganz anderes als das Bauen mit Holz. Holz kann man immer genau quadratisch zuschneiden, aber Bambus ist rund und immer konisch zulaufend. Holz ist ein gefüllter Block, Bambus ist hohl was einem das Bauen schon etwas erschwert. Eine Bambussäule vertikal zu stellen ist daher entsprechend schwieriger. Unsere Mitarbeiter hatten ihre liebe Mühe damit, denn sie schauten wie beim Holz nur auf eine Seite. Wenn man aber eine Säule aus vier Bambusstangen hat stimmt das einfach nicht.

Dennoch kamen wir gut voran und wir kamen unserem Ziel der ersten Woche sehr nahe. Wir wollten binnen der ersten Aufbauwoche das Dach aufsetzen. Doch dann wurde daraus leider nichts weil wir am Donnerstag einen Regentag einzogen. Deshalb konnten wir am Freitag nur das halbe Dach aufsetzen.

In der zweiten Woche kamen wir besser voran da wir bereits am Montag alles Bedachen konnten und nun so im Trockenen gearbeitet wurde (wenn es denn nochmals geregnet hätte), nun war das Dach halt ein Sonnenschutz. Am Ende der zweiten Woche hatten wir alle Verstrebungen eingebaut und die Füsse der Säulen waren mit Zement gefüllt.

Nächste Woche werden wir erneut viel Material auf die Insel bringen müssen, so dass wir den Boden und die Wände montieren können. Beim Tragen wird es Michi nicht brauchen und so kann er sich schon einmal seiner Idee von der Treppe widmen. Eins ist sicher auch das wird eine Überraschung sein für alle. Unser Modellhaus kommt voran. Leider verstehen viele Leute nicht, dass wir auf so viel Holz wie möglich verzichten möchten. Auch bei diesem Bau versuchen wir aus Vorbild- bzw. Modellgründen ohne Holz auszukommen. Aber ganz und gar ohne kommen wir leider doch nicht aus, weshalb wir um auf dem Gerüst sicher stehen zu können alte Bretter wieder verwenden. Hätten wir mehr Geld und Zeit könnte man dafür natürlich wieder verwendbare Bambusbretter herstellen. Warum wir so sehr darauf bedacht sind möglichst ohne Holz auszukommen hat einen sehr guten Grund: Fällt man in Europa Bäume müssen neue gepflanzt werden, hier in Ecuador geschieht das leider nicht und so wird einfach Holz aus dem Regenwald geholt und der wir ja bekannter Weise sehr rasant immer kleiner. Für ein Haus werden durchschnittlich fünf Bäume gefällt. In Europa gibt es nicht viele Alternativen für Holz bei uns in Form von Bambus aber schon und der wächst so schnell nach, dass man ihn durchschnittlich alle vier Jahre ernten kann. Die Leute müssen einfach wieder lernen bzw. sich daran gewöhnen wieder mit der alten Kulturpflanze Bambus zu bauen. Unser Bau hat viele Personen neugierig gemacht und so haben wir sehr viele Besucher auf der Baustelle. Das Ganze ermöglichen uns Christine von Steiger aus finanzieller Sicht und Claus Vogel mit seinem Wissen den wir immer wieder um Rat fragen.

Beladen des Camions

Letzte Woche durften wir die erste grössere Menge Stangen für ein Bauprojekt von Claus in der Nähe von Puyo liefern. Dabei hatten wir uns alle etwas verschätzt. Wir dachten wir könnten insgesamt 150 Guaduas („normaler“ Bambus), 150 Bambú gigante (Riesenbambus) und 200 m2 Esterillas (Bambusmatten)  aufs Mal liefern. Jetzt wissen wir es besser, es hatte nicht alles Material Platz im Camion.

Wir werden nochmals eine Lieferung der fehlenden 110 Guaduas nachsenden müssen. Einmal mehr bezahlen wir teures Lehrgeld. Was wir aber jetzt wissen ist, dass sich die ganze Mühe und Rumrennerei von Joëlle der letzten Monate gelohnt haben. Wir konnten problemlos die elektronische Rechnung ausstellen und auch die zwingend nötigen Transportpapiere waren Online innerhalb einiger weniger Minuten fertig gestellt.

Tatsächlich scheint das Interesse an Bambus zu zunehmen. Wir haben vermehrt Anfragen von potentiellen Käufern. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass wir immer bekannter werden. Sogar die Busfahrer reden mittlerweile von der Bambusanlage am Puerto Barantilla. Auch bekommen wir jetzt regelmässig Angebote von Leuten die uns ihren Bambus verkaufen wollen. Den Bambus den wir letzte Woche eingekauft haben kam aus Puca Chicta, was per Camion eine Fahrt von guten zwei Stunden ist. Da wir auf Platz geliefert $ 3 pro Stange bezahlen scheint es sich für den Verkäufer gelohnt zu haben. Nur die lokale Bevölkerung auf der Insel Anaconda ist der Meinung wir müssten mehr bezahlen, was wir nicht können und auch nicht wollen.

Gaby und Thorsten von AmaSelva waren zu Besuch. Für die Waldhüter von Selva Viva haben sie neue Handys mitgebracht. Leider waren die alten Handys bereits seit einiger Zeit nicht mehr funktionsfähig und so haben wir den Verein um Unterstützung gebeten. Die Waldhüter haben sich sehr gefreut, da sie jetzt wieder die für ihre Arbeit wichtigen Fotos mit Koordinaten schiessen können. Wir haben den Besuch unserer beiden Freunde sehr genossen da es mal wieder Abwechslung in unseren Alltag brachte. Sie haben uns sehr viel geholfen in dem sie häufig am Mittag für alle kochten und sich auch sonst im Haushalt nützlich machten.

Saquiri erhält von Thorsten sein neues Handy

Vor ein paar Wochen hat uns Francisco, der Besitzer der Anaconda Lodge, auf eine neue Mine aufmerksam gemacht. Seit ca. September 2022 wird beim Zusammenfluss von Rio Napo und Rio Arajuno Tag und Nacht gebaggert.

Offizieller Weise scheint dies der Entnahme von Material für den Strassenunterhalt zwischen Ahuano und Misahuallí zu dienen, das ist zumindest was die Gemeinderegierung von Ahuano sagt. Doch wer schon ein Weilchen in Ecuador lebt weiss, dass sicherlich niemand der für den Strassenunterhalt arbeitet jemals in der Nacht arbeiten würde… Das legt die Vermutung nahe, dass es sich um die Vorbereitung für eine Grossmine zum Goldwaschen handelt. Wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, wird das zur Umweltkatastrophe direkt vor unserer Haustüre derer Selva Vivas.

Francisco hat sich in den letzten Monaten extrem eingesetzt und wurde sogar einmal mit einer Waffe bedroht. Wir haben ihn unterstützt in dem wir ihm halfen unsere Kontakte zu Journalisten herzustellen und bei einem Anlass für einen Fernsehsender aus Quito hat Michi mit der Drohne Aufnahmen gemacht die wir dann dem Sender zur Verfügung stellten.

Video: Teleamazonas
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Besuch in der Schweiz

Letzten Monat war Michael zu Besuch in der Schweiz. Er sich dreieinhalb Wochen Zeit genommen um über unser Projekt zu berichten und Vorträge zu halten darüber was bisher geschehen ist und natürlich auch um neue Spenden zu sammeln. Jetzt können wir mit vollem Tatendrang weiter Planen. Der Besuch in der Schweiz war für ihn sehr schön und lehrreich. Er durfte einen Schweisserkurs bei seinem Bruder in der Schlosserei besuchen. Dort bekam er einen groben Einblick ins Schweissen. Natürlich hat er auch Urlaub gemacht und sich mit Freunden getroffen, Familie besucht und konnte sich dabei auch etwas erholen vom ganzen Trubel hier in Ecuador. Wir bedanken uns recht herzlich bei allen die Michael unterstützt haben sei es in Form von finanziellen Beiträgen für unser Projekt aber auch durch Unterkunft und Verpflegung und natürlich auch für das Ausleihen von Autos, so dass Michi immer schön flexibel bleiben konnte. Dadurch konnte Michi sein Bein richtig schonen und war nach seiner Rückkehr wieder voll einsatzfähig und voller neuem Tatendrang. In der Zwischenzeit war Joëlle hier auf der Finca Don Sigifredo tätig. Es ist leider noch nicht möglich, dass die beiden gemeinsam verreisen können. Deshalb hat sie während der Abwesenheit von Michi viele seiner Aufgaben übernommen. Es ist beindruckend, was alles täglich gemacht werden muss. Wenn man zu zweit ist fällt das manchmal gar nicht so richtig auf. Zudem waren da ja auch noch die administrativen Aufgaben die in dieser Zeit etwas hinten anstehen mussten. Täglich kamen neue Herausforderungen dazu. Manchmal wusste sie kaum mehr wo ihr der Kopf stand. Die Koordination der Arbeiten konnte sie zum Glück grösstenteils César überlassen. Er arbeitet ja schon seit etwas mehr als einem Jahr bei uns und kennt sich deshalb bestens aus.

Michael ist mit einer Drohne im Gepäck aus der Schweiz zurückgekommen. AmaSelva hat diese grosszügigerweise Selva Viva gespendet. Noch in der Schweiz konnte Michi bei seinem Freund Patrick, der die gleiche Drohne besitzt, Flugunterricht nehmen. Die Drohne dient Selva Viva zur Überwachung des Schutzwaldes, um darüber zu fliegen und zu kontrollieren ob Bäume rausgefällt werden und natürlich auch als Abschreckung für Wilderer. Die hohe Auflösung der Kamera erlaubt es uns, beim Zoomen von Bildern die in einer Höhe von 200 Meter gemacht wurden, die Gesichter von Menschen zu erkennen. Michi übt nun fast täglich über den Wald zu fliegen und dabei die nötige Flugroutine zu erlangen. Da die Drohne eine sehr grosse Reichweite hat können wir von unserem Haus aus rund einen Viertel des ganzen Schutzwaldes von Selva Viva sowie unseren eigenen Wald überfliegen. Wie schön wenn Arbeit auch richtig Spass macht.

Als Michael endlich zurückkehrte und nachdem Joëlle ihn informierte was alles gelaufen war, brauchte auch sie eine kleine Auszeit. Unsere lieben Tanten haben extra für Joëlle einen kleinen „Batzen“ mitgegeben, so dass sie sich drei Tage lang eine Auszeit in den Thermalquellen von Papallacta nehmen konnte. Sie lag so lange im heissen Wasser bis ihr fast Schwimmhäute wuchsen und sich Kiemen bildeten. Danach kam sie erholt und entspannt wieder zurück. Sie konnte diese kleine Auszeit richtig geniessen. Nach ihrer Rückkehr gab es eine Überraschung wenn nicht sogar eine kleine Sensation. Denn unsere Kuh Asia, hatte endlich ihr Kalb geworfen. Wir hatten schon fast nicht mehr daran geglaubt, denn seit wir damals 2020 hier ankamen, war sie immer die dickste Kuh auf der Weide. Wir waren kurz davor einen Tierarzt zu bitten eine Kontrolle durchzuführen ob sie tatsächlich trächtig ist.

Endlich haben wir den Vertrag für die Finca Don Sigifredo bekommen um für Selva Viva im Schutzwald ca. drei Hektaren aufzuforsten. Als Gegenleistung dürfen wir eine halbe Hektare alte Kakao Plantage, die an unsere Finca grenzt, bewirtschaften. Umgehend haben wir damit begonnen diese Plantage frei zu schneiden, zu säubern und die Bäume etwas zurückzuschneiden. Wir hoffen, dass wir nicht zu spät waren beim Rückschnitt der Plantage, denn die Kakao Blüte hat bereits begonnen. Nun haben wir insgesamt rund eine Hektare Kakao der wir durch neue Pflanzung eine weitere Hektare hinzufügen möchten. Für das Wiederaufforsten der drei Hektaren haben wir bereits Pflanzen gezogen und werden nächsten Monat rund 200 Bäume auspflanzen.

Mit Michis Rückkehr haben wir einen kleinen Bauauftrag für Christines Schulhäusschen bekommen. Es wird ein grösserer Aussenbereich entstehen und der Dachstock wird zu einer Wohnung für die Lehrer ausgebaut. Da sind wir im Moment dran und mittendrin. Das ist hier im Regenwald nicht so einfach, denn man darf beim Einkaufen nichts vergessen auch keine Kleinigkeiten wie Schrauben, Nägel usw. Der nächste Baumarkt ist eine Stunde von uns entfernt, man kann da nicht mal eben hinfahren um noch schnell etwas Fehlendes zu besorgen…

Umbau des Dachstocks zum Wohnbereich

In den letzten drei Wochen fiel hier kaum Regen und die Böden sind stark ausgetrocknet. Der Fluss Arajuno ist sehr, sehr niedrig, so dass man jetzt sogar an gewissen Stellen knietief hindurchwaten kann. Wenn es im Regenwald nicht mehr regnet ist das ein Problem. Unsere Quellfassung droht zu versiegen und falls es soweit kommen sollte werden wir ein riesiges Problem haben. Denn Wasser ist Lebensgrundlage. Auch für das Auspflanzen ist es wichtig, dass der Boden genügend feucht ist. Letzte Nacht kam endlich das langersehnte Gewitter. Es hielt acht Stunden mit Blitz, Donner und etwas Regen an. Es war aber nur der berühmte Tropfen auf den sprichwörtlich heissen Stein denn es fielen nur 20 mm. Der Regen wurde von der Erde direkt aufgesogen.

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