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Doktorarbeit

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Die Arbeit lässt nicht nach und das ist auch gut und schön so. Michi hat den Auftrag für den Bau einer Bar aus Bambus zur vollsten Zufriedenheit des Auftraggebers erfüllen können.

Die Bar hat Michi mit unserem Auto transportiert und persönlich geliefert

Die Kunden waren überrascht, dass die Bar sogar noch besser aussieht als sie es sich vorgestellt hatten. Auch der Zeitplan wurde eingehalten. Jetzt kann man in der Grand Selva Lodge an der Bambusbar gemütlich ein kühles Bier trinken. Michi war froh, dass er in der Zeit fertig wurde, denn auf ihn wartete schon die nächste Herausforderung.

Die Bambusbar in der Grand Selva Lodge

Es hatte sich eine Doktorandin mit vier Helfern via Selva Viva bei uns angemeldet, weil sie mit den Waldhütern (von Selva Viva) im Schutzwald eine Bestandesaufnahme machen wollten. Die Gruppe hat das Schulhäuschen für sieben Tage bekommen. Wir wurden angefragt, ob wir für sie kochen und sie rumfahren können. Das mussten wir erst mal besprechen und haben dann eine Offerte gemacht, die angenommen wurde. Der Einkauf muss hier im Wald draussen gut geplant werden. Besonders wichtig ist dabei, was wird gegessen oder eben auch nicht. Bestellt wurde das Frühstück am Morgen, ein Lunch für den Mittag im Wald und das Abendessen für fünf Personen. Tatsächlich kamen dann aber sechs Personen. Erstes Problem: ein Bett zu wenig (schnell Platz geschafft und noch eine Matratze von unserem Gästezimmer ins Schulhäuschen gebracht). Zweites Problem: eine Person mehr zum Essen (Michi hat es hingekriegt, ohne dass wir dafür hungern mussten). Als sie dann auch noch für die Waldhüter Lunch bestellen, kam Michi dann doch etwas ins Rudern. Ja, so läuft es halt hier und man muss immer flexibel bleiben. Der nächste Supermarkt ist ja eine Stunde entfernt. Michi stand also eine Woche lang um 4.30 Uhr auf und bereitete Frühstück und Lunch für alle vor. Anschliessend fuhr er sie in den Wald. Joëlle holte sie am Abend um 18.00 Uhr ab, weil Michi da schon wieder am Kochen war, denn um 19.00 Uhr gab es das Abendessen. In den sieben Tagen wurde es uns nicht langweilig. Es ist eine sehr interessante Arbeit, die da entsteht. Ihre Arbeit baut auf den gleichen Untersuchungen auf, die bereits 2006 und 2011 im selben Planquadrat durchgeführt wurden. Wir hoffen, dass wir dann auch einen Einblick in die fertige Arbeit bekommen werden. Denn es soll festgestellt werden, wie sich die Natur im Schutzwald von Selva Viva in den letzten knapp 20 Jahren verändert hat.

Greifstachler knabbert am Zement des Aussichtsturms

Am Samstag der gleichen Woche kam auch noch ein Filmteam vom ecuadorianischen Fernsehen zu Besuch. Auch da haben wir uns als Anlaufstelle vor Ort für Selva Viva angeboten. Einer der Waldhüter hat sie bei uns abgeholt und auch wieder zurückgebracht. Unsere Nerven wurden jedoch schon etwas strapaziert. Wir haben schon einige Erfahrungen mit Filmteams gemacht, besonders Michi in der Schweiz, aber so was haben wir noch nie erlebt. Sie kamen um 10.00 Uhr morgens an und hatten genau sechs Stunden Zeit in denen sie einen Jaguar, einen Puma und Klammeraffen filmen wollten. Sie konnten nicht verstehen, dass die Tiere nicht einfach so schnell mal vor die Kamera hüpfen. Dem Waldhüter wurde, vereinfacht gesagt, Inkompetenz vorgeworfen, weil er nicht wusste, wo sich diese Tiere im Wald aufhielten. Zuerst glaubten wir es sei ein Scherz, bis wir begriffen, dass sie das mit den Wildkatzen und Affen ernst meinten. Michi schenkte ihnen dann eigenes Filmmaterial von den Wildkameras, so konnten wir sie wenigstens etwas beruhigen. Die Nerven zu behalten hat sich definitiv gelohnt. Sie haben einen gut fünfminütigen Bericht über Selva Viva gemacht, der wirklich schöne Werbung für den Schutzwald ist.

Währen dieser turbulenten Zeit ist ausgerechnet auch noch César ausgefallen. Er hat eine Entzündung im Ellenbogen und darf drei Mal die Woche (während drei Wochen) nach Tena zur Physiotherapie. Die Tage an denen er bei uns ist, kann er aber natürlich auch nur eingeschränkt arbeiten. So ist der Hühnerstall etwas später als geplant fertig geworden. Jetzt müssen die Hühner ihre neue Villa einfach noch akzeptieren. Hühner sind halt auch nur Gewohnheitstiere und man muss ihnen zu ihrem Glück verhelfen.

Die Studentengruppe musste nach sieben Tagen wieder abreisen, denn es standen die Präsidentschaftswahlen an und in Ecuador herrscht so etwas wie ein Wahlzwang. Wer nicht wählen geht bekommt eine Busse. Und seine Stimme kann man nur im Heimatort bzw. dort, wo man sich registriert hat, abgeben. Die diesjährigen Wahlen sind richtungsweisend. Es stehen zwei Arten von Regierungen zur Auswahl. Zum einen eine sozialistische Diktatur wie man sie aus Venezuela oder Kuba kennt oder zum anderen die jetzige Politik des harten Durchgreifens (mano dura) im Kampf gegen die Korruption und den Krieg gegen die Drogenbanden und Kartelle. Das Volk ist gespalten. Im April kommt es zur Stichwahl. Wir persönlich hoffen, dass der jetzige Überganspräsident bleiben wird. Er hat viel erreicht in den letzten 12 Monaten und den Drogenbanden den Krieg erklärt, ohne die Bevölkerung zu sehr mit reinzuziehen. Es würde uns aber wahrscheinlich nicht verwundern, wenn auch er den zweiten Wahlgang nicht erleben würde, denn er ist wirklich vielen auf die Füsse getreten. Am Ende wird es für die Wähler wohl so wie immer sein, sie werden sich wahrscheinlich für die Person, die sie als das kleinere Übel sehen, entscheiden. Wen es interessiert hier geht es zu einem Beitrag der das Thema gut auf den Punkt bringt: https://insightcrime.org/news/organized-crime-agenda-ecuadors-presidential-elections/

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Der Kampf gegen die Goldwäscher

Durch den stetig steigenden Goldpreis wird der illegale Goldabbau immer attraktiver. In der Provinzhauptstadt Tena gibt es kein einziges Autohaus; in der ganzen Provinz Napo kann man keinen Neuwagen kaufen. Aber in Tena hat vor zwei Monaten bereits das FÜNFTE «Baggerhaus» eröffnet, dort kann man sich direkt einen neuen Bagger besorgen. Wir haben schon mehrmals über den illegalen Goldabbau in unseren Beiträgen berichtet. Jetzt konnten wir leider auch viele Beweise sammeln, die Personen vom benachbarten Umweltprojekt betreffen. Für uns ist klar, dass wir nicht mehr mit diesem Projekt oder diesen Personen zusammenarbeiten werden und sie auch nicht mehr unterstützen, solange diese Doppelmoral herrscht. Wir bedauern sehr, dass all die gutgläubigen Spender vom betreffenden Projekt so dreist hinters Licht geführt werden.

Dragas (rechts) im Einsatz am Rio Arajuno auf der Höhe des amaZOOnicos (links) am 12. Oktober 2024

Ecuador ist das erste Land der Welt welches den Natur- und Tierschutz in der Verfassung verankert hat; somit haben die Natur und die Tiere Rechte. Leider ist die Korruption in Ecuador sehr gross. Es werden Millionen an Schmiergeldern bezahlt, so dass viele Beamte nicht hin- bzw. wegsehen. Der Übergangpräsident, Daniel Noboa, hat diesen Sommer ein Gesetz gegen den Terrorismus verabschiedet. Der Präsident kann nun selbst bestimmen, welche Organisationen oder sogar einzelne Personen als Terroristen eingestuft werden und kann diese mit Hilfe des Militärs bekämpfen, ohne zuvor den Notstand ausrufen zu müssen. Das ist eine gefährliche Macht, die sich da der Präsident verschafft hat. Das einzig positive ist, dass Präsident Noboa ein vermeintlich grünes Gewissen hat und den illegalen Bergbau als terroristischen Akt an der Natur betrachtet und so das Militär losschicken kann. In der letzten Woche kam es gleich zu zwei Aktionen in unserer direkten Umgebung gegen das illegale Goldwaschen. Das Militär ist aufgetaucht und hat sogleich Personen verhaftet und mit der Zerstörung der insgesamt 10 Bagger und einigen Waschanlagen begonnen. Das Militär muss jetzt nicht mehr Abklärungen treffen oder Material beschlagnahmen, es kann direkt Zerstören. Eine Aktion fand in unserer Gemeinde, Ahuano, statt.

Natürlich haben das die Goldwäscher bei uns am Arajuno mitbekommen und ihre Arbeiten eingestellt. Keiner will, dass das Militär auch hier auftaucht. Mal schauen, wie lange dieser positive Effekt anhält.

AmaSelva hat vor gut zwei Jahren eine Drohne gekauft, die sie bei uns auf der Finca Don Sigifredo stationiert haben. Wir fliegen sie sowohl im Auftrag von AmaSelva als auch von Selva Viva, haben aber auch die Erlaubnis sie anderweitig einzusetzen. In der Zeit, seit wir die Drohne bei uns haben, konnten wir schon vieles aufdecken. Sie ist besonders hilfreich gegen das illegale Goldwaschen. Da viele Minen nicht so einfach einzusehen sind, entdecken wir sie schnell bei einem Überflug. So können wir das Wachstum der Mine gut verfolgen und auch ganz genaue Koordinatenpunkte nehmen. Bei Überfügen über den Wald kontrollieren wir auch, ob es illegalen Holzschlag gibt. Besonders bei Sekundärwäldern mit hohem Aufkommen von Balsabäumen müssen wir gut schauen; die sind schnell geerntet. Wir setzten die Drohne aber auch ein, wenn wir das dumpfe Knallen von Dynamit im Fluss hören. Wir schicken sie gleich los, um zu schauen welche Personen mit Dynamit am Fischen sind. Auf den hochaufgelösten Bildern sind auch aus sicherer Entfernung die Gesichter gut erkennbar.

MIne am Rio Rodriguez angrenzend an Selva Viva

Solche Daten geben wir immer an Selva Viva weiter und informieren auch die Besitzer der Drohne, AmaSelva. Wir machen uns so natürlich nicht immer beliebt und wir müssen uns auch immer wieder bedeckt halten und die Drohne einige Zeit am Boden lassen. Leider gibt es eine Flugverbotszone quer über dem Schutzwald von Selva Viva. Das ist die Anflugschneise vom hiesigen Flughafen. Leider erkennt unsere Drohne das, und so können wir dort nicht fliegen. Als die Goldwäscher gerade in dieser Zone Gold abbauten, hat sich Michi dazu hinreissen lassen die Drohne mit einem Trick trotzdem Starten zu lassen. Zweimal hat es für zwei Minuten funktioniert und er konnte gut festhalten, wo und auf welchem Land gewaschen wurde. Aller guten Dinge sind drei, oder eben auch nicht. Das dritte Mal hat sich die Drohne zu schnell mit dem GPS verbunden und sogleich eine Notlandung in der verbotenen Zone eingeleitet – zum Schreck über dem Fluss. Michi konnte sie nur noch schnell ans Ufer fliegen, wo sie dann im Wasser verschwand. Er tauchte gleich hinterher, aber fand sie nicht sofort. Es dauerte etwa zwei bis drei Minuten, bis er sie am Grund ertastete. Sofort nahm er den Akku ab und versuchte so viel Wasser auszuschütteln, wie es ging. Zu Hause schraubte er alles, was möglich war auf und legte es in Reis an die Sonne. Nach einer Woche und vielen Stunden der Reinigung setzte er sie dann wieder zusammen. Der Akku hat es nicht überlebt, er hat sich gebläht und droht zu platzen. Die Stunde der Wahrheit war gekommen, und Michi wollte die Drohne zum Testen starten. Die Motoren sprangen an und die Drohne hob wieder ab. Glück gehabt! Privat nutzen wir sie hauptsächlich, um schöne Bilder zu machen.

Im Hintergrund ist Ahuano sichtbar

Die Wasserknappheit hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Ecuador trocknet aus. Die Stauseen sind fast leer und das bedeutet das noch verschärfter Wasser gespart werden muss. Seit bereits fünf Wochen wird der Strom abgeschaltet, um Wasser zu sparen. Am Anfang waren es sieben Stunden, dann acht und dann wurde zehn Stunden lang der Strom abgeschaltet. Inzwischen sind es sogar 14 Stunden am Tag, in denen wir nicht mit Strom versorgt werden. In gewissen Regionen wird sogar das Wasser für die Haushalte abgestellt. In Tena haben viele Geschäfte keinen Generator und schliessen einfach in dieser Zeit. Für uns ist das eine Herausforderung, was die Organisation betrifft. Wenn wir etwas besorgen müssen, wissen wir nie genau ob geöffnet ist oder nicht und wir fahren einfach mal auf gut Glück nach Tena. Am Anfang des «Stromsparens» haben wir uns einen grösseren Generator gekauft. Michi hat eine Installation gemacht, so dass nun das ganze Haus angeschlossen ist. Danke Claudio für die Info, Tipps und Tricks! So ein grosser Generator ist auch nicht der leiseste, die Lärmbelastung ist stark und kann einem recht auf die Nerven gehen. Michi hatte aber auch da eine Idee und hat Lärmschutzwände gebaut. Die reduzieren den Lärm hörbar, so dass man sich bei der Arbeit auch wieder konzentrieren kann.

Wir haben immer wieder kleine Aufträge, bei denen wir einige Bambus Stangen oder Latten verkaufen können. Kleine Mengen haben wir an Lager. Als kürzlich von einem bestehenden Kunden von uns eine neue Bestellung für 50 Stangen dünnwachsenden Bambus kam, waren wir sehr erfreut darüber. Er wollte ihn gewaschen, grün und auf vier Meter zugeschnitten. Ja, darüber freute sich auch der Bauer, bei dem wir diese spezielle Bambussorte einkaufen. Wir wollten die seit rund einem Jahr im Bau befindlichen Gebäude mal anschauen und haben deshalb den Transport gleich selbst übernommen. So machten wir einen schönen Ausflug in das Luxus Resort Richtung Puyo.

Bereits zur Abfahrt

In der Hotelanlage Heimatlos hat man eine wunderschöne Aussicht über das ganze Amazonasbecken von Ecuador. Die neuen Bungalows, die aus unserem Bambus gebaut wurden und immer noch werden sind traumhaft! Der Ausblick vom eigenen Whirlpool ist atemberaubend, aber eben im Luxusbereich. Eine Nacht wird rund USD 450 kosten, das ist nichts für unser Budget.

Es würde uns sehr freuen, wenn die zukünftigen Bungalows auch mit unserem Bambus gebaut würden.

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Besucher der Nacht

In Ecuador herrscht die schlimmste Dürre seit rund 60 Jahren. Es betrifft nicht nur den Regenwald, sondern das ganze Land. In den Anden brennt es überall. So auch letzte Woche in der Hauptstadt Quito. Das Feuer ist über einen Park bis in die Stadt reingekommen und hat einige Häuser zerstört. Auf Grund des Wassermangels wird logischerweise Wasser gespart, das heisst es wird Strom gespart. Bis die Stauseen wieder Normalstand haben wird es lange dauern. Bei uns wurde letzte Woche jeweils zweimal pro Tag für fünf Stunden der Strom ausgeschaltet, dies betrifft das ganze Land. Das macht es uns schwer etwas zu planen oder einkaufen zu gehen. Wer keinen Generator besitzt aber auf Strom angewiesen ist muss in dieser Zeit schliessen. Wir haben uns einen grösseren Generator gekauft, so dass wir das ganze Haus anschliessen können und Michael trotzdem noch in der Werkstatt arbeiten kann. Die Trockenzeit ist noch nicht vorbei und wir werden sehen, wie lange noch Strom gespart werden muss.

Durch die Dürre sind auch die Flusspegel gesunken. Wegen des niedrigen Wasserstands können die Kanus kaum mehr mit viel Last fahren. An den ehemals tiefen Stellen des Flusses entstanden kleine Lagunen, wo sich die Fische drin sammeln. Das heisst gesammelt hatten, denn es hat da keinen Fisch mehr. Einige Personen haben mit Dynamit gefischt. Ja, dies ist höchst illegal und auch sehr gefährlich. Leider ist es aber hier noch weit verbreitet. Wir verurteilen das aufs schärfste und jedes Mal, wenn wir einen Knall hören, schicken wir die Drohne von AmaSelva los um zu schauen wer es ist. Es sind immer wieder dieselben Personen, die wir beim Einsammeln der wenigen Fische fotografieren.

Da wir den Akt des Reinwerfens des Dynamits nicht festhalten können, haben wir keine offiziellen Beweise und können deshalb auch keine Anzeige machen. Wir sprechen aber mit den Leuten und verweigern ihnen folglich jegliche Hilfe oder Zusammenarbeit. Leider sehen das nicht alle hiesigen Umweltorganisationen so wie wir, sogar dann nicht wenn es direkt vor ihrem Strand geschieht. Auf unserem Flussabschnitt ist es sichtlich ruhiger geworden, seit wir die Drohne zum Fotografieren der Täter fliegen lassen. Dafür hat es Flussabwärts jetzt zugenommen. Der niedrige Flussstand hat leider auch die Goldwäscher angelockt. Die Flussufer werden mit kleinen Waschanlagen, sogenannte Dragas, richtiggehend ausgewaschen.

Draga mit Saugschlauch im Einsatz
Ein wenig Flussabwärts wurde die Wäsche im vom aufgewühlten Schlamm verschmutzten Wasser gewaschen…
…und zum Trocknen auf die Steine gelegt.

Ja, auch das ist illegal und wir können nichts dagegen machen. Bis die Polizei sie auf frischer Tat stellen kann, sind die Goldwäscher längst vorgewarnt und haben mit dem Waschen aufgehört. Auch hier kennen wir die Leute, die Gold waschen, und wen wundert es… es sind immer die gleichen Familien. Leider mussten wir feststellen, dass der Besitzer einer Öko-Lodge und eines Naturschutzprojekts ebenfalls Gold waschen lässt. Er besitzt selbst eine Draga und seine Mitarbeiter waschen für ihn Gold – für uns unverständlich. Nicht nur, dass man den Lebensraum vieler Wassertiere zerstört, auch der Lärm der Wasserpumpe ist für uns wie aber auch für Touristen sehr nervend. Wir sind dabei die Zusammenarbeit mit den betreffenden Projekten zu beenden, da wir auf keinen Fall damit in Verbindung gebracht werden wollen. Um es mit den Worten einer Frau zu sagen, die ihn von ihrem Land verwiesen hat: Warum macht er das? Er hat doch eine Lodge, ein Naturschutzprojekt und ein teures Auto, er hat doch alles. Warum muss er noch unser Land abwaschen? Auf meinem Land wird nicht gewaschen, ausser ich tue es selbst.

Wir haben immer mal wieder nächtliche Besucher. Über die einen freuen wir uns mehr und über die anderen etwas weniger. Wenn der Greifstachler (Coendou spp.) bei uns vorbei kommt, riecht Michael ihn schon von weitem oder er weiss, dass er mal wieder da war. Der Greifstachler gehört zu der Familie der Nagetiere und ist in der Nacht unterwegs. Die männlichen Tiere haben eine Drüse die – sagen wir es mal so – in der menschlichen Nase nicht gut riecht aber für seine Damenwelt unwiderstehlich ist. Greifstachler sind eher gemütliche Tiere und bewegen sich langsam; nur keine Eile. Aufgrund der Stacheln haben sie fast keine Fressfeinde, ausser der Harpyie, auch Affenadler genannt, und dem Jaguar. Solange er unser Holzlager nicht anfrisst, ist er willkommen.

Uns besuchen aber auch einigen Schlangen in der Nacht. Die Abgottschlange (Boa constrictor) frisst hauptsächlich kleine Nager oder kleine Opossums. Somit ist sie herzlich willkommen bei uns. Die Regenbogenboa (Epicrates cenchria) ist schon etwas seltener, aber auch nicht so beliebt. Ihren Namen hat sie wegen der Lichtbrechung auf ihrer Haut, die bei Bestrahlung wie ein Regenbogen schimmert. Geschlechtsreife Tiere leben hauptsächlich am Boden und jagen da auch. Immer wenn eine Henne Küken hat, bleibt sie mit ihnen in der Nacht, die ersten zwei Wochen, am Boden und wärmt so die Küken. Das ist der Moment wo die Regenbogenboa kommt und die Küken lautlos unter der Henne rausholt. Beim zweiten oder oft auch erst beim dritten Jungtier merkt die Henne, dass da was nicht stimmt und wird nervös, da sie die Schlange in der Nacht nicht gut sehen kann. Durch das nervöse Gackern werden wir dann aus dem Schlaf geholt und gehen nachschauen. Die Schlange hat es nicht eilig, warum auch, wenn sie sich schnell bewegt wird sie von den Hühnern ja entdeckt. Uns sind so leider schon einige Küken abhanden gekommen. Unser Hühnerstall bietet Schutz gegen Fressfeinde, aber eine Schlange findet immer irgendwo ein Loch, etwa so wie die Mäuse.

Regenbogenboa mit Beute
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Aktiver Waldschutz

Letzte Woche mussten wir leider unseren lieben Bombi gehen lassen. Er ist am 26. Dezember 2011 zu uns in den amaZOOnico gekommen und hat von da an unser Leben bereichert.

Aufgewachsen ist er mit Navi, einem Tapir, der die ersten vier Monate seine Spielkameradin und beste Freundin war. Bis sie zu gross wurde und in ein eigenes Gehege umzog.

Er reiste mit uns in die Schweiz, wo er den Winter am liebsten mochte. Im Sommer fand er, dass der Garten für ihn völlig ausreichte. Noch besser fand er Wasser, zumindest solange er mit seinen Pfoten Bodenkontakt hatte, denn Schwimmen war nicht so sein Ding. Sinchi und Bombi waren ein unzertrennliches Team.

Bombi liebte es neue Wege zu erkunden, da war ihm kein Aufstieg zu steil. Aber erkunden bedeutete für ihn, nur ein einziges Mal den gleichen Weg zu gehen. Ein zweites Mal ging ja gerade noch, aber warum man ein drittes oder sogar ein viertes Mal den gleichen Weg gehen sollte, verstand er gar nicht. Familie Niebecker, die immer unsere Hunde in den Ferien hütete, kann davon ein Liedchen singen. Er kam auch wieder mit uns nach Ecuador. Die letzte Zeit verbrachte er noch mit dem Bewachen des Hauses und hatte, wen wundert’s, keine Lust mehr in den Wald zu gehen… den kannte er ja schon. Unsere anderen Hunde konnten von ihm Abschied nehmen. Sinchi war etwas verwirrt und hat lange nach seiner Nummer Zwei gesucht. Wir alle vermissen ihn sehr, er wird immer einen Platz in unseren Herzen haben.

Wir sind immer aktiv, um unseren Wald zu schützen. Michi und César laufen regelmässig durch den Wald, um die Wildkameras zu kontrollieren und um Drittpersonen zu zeigen, dass sie hier nichts verloren haben. Auch bei Selva Viva helfen wir mit. Dafür haben wir eine Drohne von AmaSelva – Bündnis Urwaldschutz e.V. bekommen. Als Michael einer seiner Drohnenflüge über Selva Viva machte, entdeckte er eine Goldmine direkt an der Grenze zum Schutzwald. Wir haben einen Zusammenarbeitsvertrag zwischen Finca Don Sigifredo und Selva Viva und sind Genossenschafter der GSR, aber nicht nur deshalb meldete er seine schreckliche Entdeckung umgehend dem Vorstand von Selva Viva. Es wurde eine Dringlichkeitssitzung einberufen mit verschiedenen Vertretern, unter anderem war auch ein Umweltanwalt dabei. Michi machte dafür nochmals aktuelle Aufnahmen. Mit Schrecken stellten wir fest, dass die Mine innert kurzer Zeit sehr schnell gewachsen ist. Noch am gleichen Abend bekam Joëlle einen Anruf vom Minen Betreiber. Michi war nach einem kurzen Schreckmoment so geistesgegenwärtig, dass er das Gespräch aufgezeichnet hat. Der Mann drohte nicht uns persönlich, da Joëlle ihm erklärte, dass wir im Auftrag von Selva Viva handelten. Er drohte aber Selva Viva mit dem Abholzen von einigen Hektaren Wald sollte er nicht in Ruhe weiter Goldwaschen können. An der Sitzung war man sich einig, dass man dringend etwas unternehmen muss. Es wurde ein Mandat an den Anwalt vergeben. Leider hat sind im Nachhinein herausgestellt, dass nicht alle Personen, die an der Sitzung dabei waren, ganz ehrlich gewesen sind. So stehen nun einer raschen Bearbeitung leider einige Hindernisse im Weg. Der Vorstand von Selva Viva und der Anwalt gehen aber weiter gegen die illegale Goldmine vor. Das ist auch gut so, denn Michi hat bereits wieder neue Fotos gemacht und die zeigen, wie rasant die Mine wächst und wie immer mehr Wald zerstört und der Fluss Rio Rodriguez verschmutz wird.

Starke Vermutzung des Wasser

Der Anwalt sieht gute Chancen, dass dem Treiben ein Ende gemacht wird, da die Regierung seit kurzem vermehrt und viel aggressiver gegen illegale Mienen vorgeht. Früher wurde, wenn überhaupt, die Gerätschaft beschlagnahmt. Heute wird sie vor Ort zerstört, das ist bedeutend billiger und effektiver. Vor einigen Tagen wurde in der Region Tena eine Mine samt Gerätschaften zerstört. Mit dem vor Ort beschlagnahmten Diesel wurden kurzerhand die Bagger und Waschanlagen in Brand gesetzt, oder sogar mit dem vorgefundenen Dynamit gesprengt. Dies belegen Bilder und Videos der Armee. So wurden in den letzten Wochen mehrere kleine und grosse Goldminen in der Amazonía zerstört, wir hoffen auf das Gleiche für die Bedrohung direkt vor unserer Haustür.

Aufnahme vom 23. August 2023
Aufnahme vom 12. September 2023
Aufnahme vom 29. September 2023

Bei uns ist auch sonst noch einiges los wir sind immer noch damit beschäftigt unser Bambuslager zu füllen. Die Trockenzeit ist sehr gut, um schnell Bambus zu trocknen und so unser Lager aufzufüllen. Michi nutz die Zeit auch um Möbel und sonstiges aus Bambus zu bauen. Die Verarbeitung wird immer sauberer und genauer. Das Bambusbett ist sein letztes Werk, das ebenfalls ohne Metall gebaut wurde.

Gecko aus einer Bambuswurzel mit Kokosnusskopf

Joëlle hat einen Nebenjob angenommen, um so unser Leben finanziell zu unterstützen. Sie redigiert Dokumente für eine Schweizer Firma. Das kann sie gut in Ecuador machen, dafür muss sie nicht in der Schweiz sein.

Leider haben wir einen grossen Rückschlag in unserer Vanilleplantage erlebt. Bei einer Nacht- und Nebelaktion wurden unsere Vanillepflanzen allesamt gestohlen, über 100 Pflanzen! Wir hatten ja die Idee, die Plantage in die bestehende Kuhweide am Waldrand zu integrieren. Das ist aber nicht direkt bei unserem Haus und das wurde uns zum Verhängnis da wir sie dort nicht unter Kontrolle hatten. 60 cm Vanillepflanze kostet rund 2 Dollar. Das ist viel Geld bei über 100 Pflanzen von insgesamt über 300 Metern. Das verlorene Geld ist das eine Übel, schlimmer sind die fast drei Jahre Arbeit die jetzt kurz vor der ersten Blühte weg sind, es ist alles vorbei. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen und sind schon auf der Suche nach einem sichereren Standort für die neue Plantage.

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Schaffe, schaffe, Häusle baue

Wer Joëlle etwas besser kennt wird wissen, dass Kochen nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört. Dennoch musste sie die letzten Tage jeweils das Mittagessen für bis zu 17 Personen zubereiten. Dies war nötig, weil wir im Moment gerade an zwei verschiedenen Projekten gleichzeitig arbeiten. Zum einen ist da bekannter Weise der Bau des Modellhauses auf der Insel und zum anderen haben wir erneut 300 Stangen Bambus eingekauft. Die Stangen mussten wie jedes Mal zuerst gewaschen und dann gelocht werden, bevor wir sie ins Immunisierungsbecken geben können. Dies hat dazu geführt, dass für den Hausbau insgesamt 5 Personen plus Michi arbeiteten und für die angelieferten Stangen hatten wir 9 Personen plus Bernd unseren Volontär im Einsatz.

grosser Mittagstisch

Es geht endlich los mit dem Aufbau des Hauses. Wir hatten immer wieder Verzögerungen aus unterschiedlichsten Gründen. Wir transportierten alle Bambuselemente an den Bauplatz und begannen die einzelnen Elemente auf den Reifensäulen zusammenzustellen. Leider musste Michi schnell feststellen das der extra dafür engagierte „Meister des Zementes“ keine gute Arbeit geleistet hat. Deshalb war der Aufbau sehr «flexibel» und wir benötigten mehr Abstützungen. Wichtig war, dass die einzelnen Bambussäulen senkrecht standen was natürlich immer wieder kontrolliert werden musste. Das war gar nicht so einfach. Das Bauen mit Bambus ist was ganz anderes als das Bauen mit Holz. Holz kann man immer genau quadratisch zuschneiden, aber Bambus ist rund und immer konisch zulaufend. Holz ist ein gefüllter Block, Bambus ist hohl was einem das Bauen schon etwas erschwert. Eine Bambussäule vertikal zu stellen ist daher entsprechend schwieriger. Unsere Mitarbeiter hatten ihre liebe Mühe damit, denn sie schauten wie beim Holz nur auf eine Seite. Wenn man aber eine Säule aus vier Bambusstangen hat stimmt das einfach nicht.

Dennoch kamen wir gut voran und wir kamen unserem Ziel der ersten Woche sehr nahe. Wir wollten binnen der ersten Aufbauwoche das Dach aufsetzen. Doch dann wurde daraus leider nichts weil wir am Donnerstag einen Regentag einzogen. Deshalb konnten wir am Freitag nur das halbe Dach aufsetzen.

In der zweiten Woche kamen wir besser voran da wir bereits am Montag alles Bedachen konnten und nun so im Trockenen gearbeitet wurde (wenn es denn nochmals geregnet hätte), nun war das Dach halt ein Sonnenschutz. Am Ende der zweiten Woche hatten wir alle Verstrebungen eingebaut und die Füsse der Säulen waren mit Zement gefüllt.

Nächste Woche werden wir erneut viel Material auf die Insel bringen müssen, so dass wir den Boden und die Wände montieren können. Beim Tragen wird es Michi nicht brauchen und so kann er sich schon einmal seiner Idee von der Treppe widmen. Eins ist sicher auch das wird eine Überraschung sein für alle. Unser Modellhaus kommt voran. Leider verstehen viele Leute nicht, dass wir auf so viel Holz wie möglich verzichten möchten. Auch bei diesem Bau versuchen wir aus Vorbild- bzw. Modellgründen ohne Holz auszukommen. Aber ganz und gar ohne kommen wir leider doch nicht aus, weshalb wir um auf dem Gerüst sicher stehen zu können alte Bretter wieder verwenden. Hätten wir mehr Geld und Zeit könnte man dafür natürlich wieder verwendbare Bambusbretter herstellen. Warum wir so sehr darauf bedacht sind möglichst ohne Holz auszukommen hat einen sehr guten Grund: Fällt man in Europa Bäume müssen neue gepflanzt werden, hier in Ecuador geschieht das leider nicht und so wird einfach Holz aus dem Regenwald geholt und der wir ja bekannter Weise sehr rasant immer kleiner. Für ein Haus werden durchschnittlich fünf Bäume gefällt. In Europa gibt es nicht viele Alternativen für Holz bei uns in Form von Bambus aber schon und der wächst so schnell nach, dass man ihn durchschnittlich alle vier Jahre ernten kann. Die Leute müssen einfach wieder lernen bzw. sich daran gewöhnen wieder mit der alten Kulturpflanze Bambus zu bauen. Unser Bau hat viele Personen neugierig gemacht und so haben wir sehr viele Besucher auf der Baustelle. Das Ganze ermöglichen uns Christine von Steiger aus finanzieller Sicht und Claus Vogel mit seinem Wissen den wir immer wieder um Rat fragen.

Beladen des Camions

Letzte Woche durften wir die erste grössere Menge Stangen für ein Bauprojekt von Claus in der Nähe von Puyo liefern. Dabei hatten wir uns alle etwas verschätzt. Wir dachten wir könnten insgesamt 150 Guaduas („normaler“ Bambus), 150 Bambú gigante (Riesenbambus) und 200 m2 Esterillas (Bambusmatten)  aufs Mal liefern. Jetzt wissen wir es besser, es hatte nicht alles Material Platz im Camion.

Wir werden nochmals eine Lieferung der fehlenden 110 Guaduas nachsenden müssen. Einmal mehr bezahlen wir teures Lehrgeld. Was wir aber jetzt wissen ist, dass sich die ganze Mühe und Rumrennerei von Joëlle der letzten Monate gelohnt haben. Wir konnten problemlos die elektronische Rechnung ausstellen und auch die zwingend nötigen Transportpapiere waren Online innerhalb einiger weniger Minuten fertig gestellt.

Tatsächlich scheint das Interesse an Bambus zu zunehmen. Wir haben vermehrt Anfragen von potentiellen Käufern. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass wir immer bekannter werden. Sogar die Busfahrer reden mittlerweile von der Bambusanlage am Puerto Barantilla. Auch bekommen wir jetzt regelmässig Angebote von Leuten die uns ihren Bambus verkaufen wollen. Den Bambus den wir letzte Woche eingekauft haben kam aus Puca Chicta, was per Camion eine Fahrt von guten zwei Stunden ist. Da wir auf Platz geliefert $ 3 pro Stange bezahlen scheint es sich für den Verkäufer gelohnt zu haben. Nur die lokale Bevölkerung auf der Insel Anaconda ist der Meinung wir müssten mehr bezahlen, was wir nicht können und auch nicht wollen.

Gaby und Thorsten von AmaSelva waren zu Besuch. Für die Waldhüter von Selva Viva haben sie neue Handys mitgebracht. Leider waren die alten Handys bereits seit einiger Zeit nicht mehr funktionsfähig und so haben wir den Verein um Unterstützung gebeten. Die Waldhüter haben sich sehr gefreut, da sie jetzt wieder die für ihre Arbeit wichtigen Fotos mit Koordinaten schiessen können. Wir haben den Besuch unserer beiden Freunde sehr genossen da es mal wieder Abwechslung in unseren Alltag brachte. Sie haben uns sehr viel geholfen in dem sie häufig am Mittag für alle kochten und sich auch sonst im Haushalt nützlich machten.

Saquiri erhält von Thorsten sein neues Handy

Vor ein paar Wochen hat uns Francisco, der Besitzer der Anaconda Lodge, auf eine neue Mine aufmerksam gemacht. Seit ca. September 2022 wird beim Zusammenfluss von Rio Napo und Rio Arajuno Tag und Nacht gebaggert.

Offizieller Weise scheint dies der Entnahme von Material für den Strassenunterhalt zwischen Ahuano und Misahuallí zu dienen, das ist zumindest was die Gemeinderegierung von Ahuano sagt. Doch wer schon ein Weilchen in Ecuador lebt weiss, dass sicherlich niemand der für den Strassenunterhalt arbeitet jemals in der Nacht arbeiten würde… Das legt die Vermutung nahe, dass es sich um die Vorbereitung für eine Grossmine zum Goldwaschen handelt. Wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, wird das zur Umweltkatastrophe direkt vor unserer Haustüre derer Selva Vivas.

Francisco hat sich in den letzten Monaten extrem eingesetzt und wurde sogar einmal mit einer Waffe bedroht. Wir haben ihn unterstützt in dem wir ihm halfen unsere Kontakte zu Journalisten herzustellen und bei einem Anlass für einen Fernsehsender aus Quito hat Michi mit der Drohne Aufnahmen gemacht die wir dann dem Sender zur Verfügung stellten.

Video: Teleamazonas
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Besuch in der Schweiz

Letzten Monat war Michael zu Besuch in der Schweiz. Er sich dreieinhalb Wochen Zeit genommen um über unser Projekt zu berichten und Vorträge zu halten darüber was bisher geschehen ist und natürlich auch um neue Spenden zu sammeln. Jetzt können wir mit vollem Tatendrang weiter Planen. Der Besuch in der Schweiz war für ihn sehr schön und lehrreich. Er durfte einen Schweisserkurs bei seinem Bruder in der Schlosserei besuchen. Dort bekam er einen groben Einblick ins Schweissen. Natürlich hat er auch Urlaub gemacht und sich mit Freunden getroffen, Familie besucht und konnte sich dabei auch etwas erholen vom ganzen Trubel hier in Ecuador. Wir bedanken uns recht herzlich bei allen die Michael unterstützt haben sei es in Form von finanziellen Beiträgen für unser Projekt aber auch durch Unterkunft und Verpflegung und natürlich auch für das Ausleihen von Autos, so dass Michi immer schön flexibel bleiben konnte. Dadurch konnte Michi sein Bein richtig schonen und war nach seiner Rückkehr wieder voll einsatzfähig und voller neuem Tatendrang. In der Zwischenzeit war Joëlle hier auf der Finca Don Sigifredo tätig. Es ist leider noch nicht möglich, dass die beiden gemeinsam verreisen können. Deshalb hat sie während der Abwesenheit von Michi viele seiner Aufgaben übernommen. Es ist beindruckend, was alles täglich gemacht werden muss. Wenn man zu zweit ist fällt das manchmal gar nicht so richtig auf. Zudem waren da ja auch noch die administrativen Aufgaben die in dieser Zeit etwas hinten anstehen mussten. Täglich kamen neue Herausforderungen dazu. Manchmal wusste sie kaum mehr wo ihr der Kopf stand. Die Koordination der Arbeiten konnte sie zum Glück grösstenteils César überlassen. Er arbeitet ja schon seit etwas mehr als einem Jahr bei uns und kennt sich deshalb bestens aus.

Michael ist mit einer Drohne im Gepäck aus der Schweiz zurückgekommen. AmaSelva hat diese grosszügigerweise Selva Viva gespendet. Noch in der Schweiz konnte Michi bei seinem Freund Patrick, der die gleiche Drohne besitzt, Flugunterricht nehmen. Die Drohne dient Selva Viva zur Überwachung des Schutzwaldes, um darüber zu fliegen und zu kontrollieren ob Bäume rausgefällt werden und natürlich auch als Abschreckung für Wilderer. Die hohe Auflösung der Kamera erlaubt es uns, beim Zoomen von Bildern die in einer Höhe von 200 Meter gemacht wurden, die Gesichter von Menschen zu erkennen. Michi übt nun fast täglich über den Wald zu fliegen und dabei die nötige Flugroutine zu erlangen. Da die Drohne eine sehr grosse Reichweite hat können wir von unserem Haus aus rund einen Viertel des ganzen Schutzwaldes von Selva Viva sowie unseren eigenen Wald überfliegen. Wie schön wenn Arbeit auch richtig Spass macht.

Als Michael endlich zurückkehrte und nachdem Joëlle ihn informierte was alles gelaufen war, brauchte auch sie eine kleine Auszeit. Unsere lieben Tanten haben extra für Joëlle einen kleinen „Batzen“ mitgegeben, so dass sie sich drei Tage lang eine Auszeit in den Thermalquellen von Papallacta nehmen konnte. Sie lag so lange im heissen Wasser bis ihr fast Schwimmhäute wuchsen und sich Kiemen bildeten. Danach kam sie erholt und entspannt wieder zurück. Sie konnte diese kleine Auszeit richtig geniessen. Nach ihrer Rückkehr gab es eine Überraschung wenn nicht sogar eine kleine Sensation. Denn unsere Kuh Asia, hatte endlich ihr Kalb geworfen. Wir hatten schon fast nicht mehr daran geglaubt, denn seit wir damals 2020 hier ankamen, war sie immer die dickste Kuh auf der Weide. Wir waren kurz davor einen Tierarzt zu bitten eine Kontrolle durchzuführen ob sie tatsächlich trächtig ist.

Endlich haben wir den Vertrag für die Finca Don Sigifredo bekommen um für Selva Viva im Schutzwald ca. drei Hektaren aufzuforsten. Als Gegenleistung dürfen wir eine halbe Hektare alte Kakao Plantage, die an unsere Finca grenzt, bewirtschaften. Umgehend haben wir damit begonnen diese Plantage frei zu schneiden, zu säubern und die Bäume etwas zurückzuschneiden. Wir hoffen, dass wir nicht zu spät waren beim Rückschnitt der Plantage, denn die Kakao Blüte hat bereits begonnen. Nun haben wir insgesamt rund eine Hektare Kakao der wir durch neue Pflanzung eine weitere Hektare hinzufügen möchten. Für das Wiederaufforsten der drei Hektaren haben wir bereits Pflanzen gezogen und werden nächsten Monat rund 200 Bäume auspflanzen.

Mit Michis Rückkehr haben wir einen kleinen Bauauftrag für Christines Schulhäusschen bekommen. Es wird ein grösserer Aussenbereich entstehen und der Dachstock wird zu einer Wohnung für die Lehrer ausgebaut. Da sind wir im Moment dran und mittendrin. Das ist hier im Regenwald nicht so einfach, denn man darf beim Einkaufen nichts vergessen auch keine Kleinigkeiten wie Schrauben, Nägel usw. Der nächste Baumarkt ist eine Stunde von uns entfernt, man kann da nicht mal eben hinfahren um noch schnell etwas Fehlendes zu besorgen…

Umbau des Dachstocks zum Wohnbereich

In den letzten drei Wochen fiel hier kaum Regen und die Böden sind stark ausgetrocknet. Der Fluss Arajuno ist sehr, sehr niedrig, so dass man jetzt sogar an gewissen Stellen knietief hindurchwaten kann. Wenn es im Regenwald nicht mehr regnet ist das ein Problem. Unsere Quellfassung droht zu versiegen und falls es soweit kommen sollte werden wir ein riesiges Problem haben. Denn Wasser ist Lebensgrundlage. Auch für das Auspflanzen ist es wichtig, dass der Boden genügend feucht ist. Letzte Nacht kam endlich das langersehnte Gewitter. Es hielt acht Stunden mit Blitz, Donner und etwas Regen an. Es war aber nur der berühmte Tropfen auf den sprichwörtlich heissen Stein denn es fielen nur 20 mm. Der Regen wurde von der Erde direkt aufgesogen.