Durch den stetig steigenden Goldpreis wird der illegale Goldabbau immer attraktiver. In der Provinzhauptstadt Tena gibt es kein einziges Autohaus; in der ganzen Provinz Napo kann man keinen Neuwagen kaufen. Aber in Tena hat vor zwei Monaten bereits das FÜNFTE «Baggerhaus» eröffnet, dort kann man sich direkt einen neuen Bagger besorgen. Wir haben schon mehrmals über den illegalen Goldabbau in unseren Beiträgen berichtet. Jetzt konnten wir leider auch viele Beweise sammeln, die Personen vom benachbarten Umweltprojekt betreffen. Für uns ist klar, dass wir nicht mehr mit diesem Projekt oder diesen Personen zusammenarbeiten werden und sie auch nicht mehr unterstützen, solange diese Doppelmoral herrscht. Wir bedauern sehr, dass all die gutgläubigen Spender vom betreffenden Projekt so dreist hinters Licht geführt werden.
Ecuador ist das erste Land der Welt welches den Natur- und Tierschutz in der Verfassung verankert hat; somit haben die Natur und die Tiere Rechte. Leider ist die Korruption in Ecuador sehr gross. Es werden Millionen an Schmiergeldern bezahlt, so dass viele Beamte nicht hin- bzw. wegsehen. Der Übergangpräsident, Daniel Noboa, hat diesen Sommer ein Gesetz gegen den Terrorismus verabschiedet. Der Präsident kann nun selbst bestimmen, welche Organisationen oder sogar einzelne Personen als Terroristen eingestuft werden und kann diese mit Hilfe des Militärs bekämpfen, ohne zuvor den Notstand ausrufen zu müssen. Das ist eine gefährliche Macht, die sich da der Präsident verschafft hat. Das einzig positive ist, dass Präsident Noboa ein vermeintlich grünes Gewissen hat und den illegalen Bergbau als terroristischen Akt an der Natur betrachtet und so das Militär losschicken kann. In der letzten Woche kam es gleich zu zwei Aktionen in unserer direkten Umgebung gegen das illegale Goldwaschen. Das Militär ist aufgetaucht und hat sogleich Personen verhaftet und mit der Zerstörung der insgesamt 10 Bagger und einigen Waschanlagen begonnen. Das Militär muss jetzt nicht mehr Abklärungen treffen oder Material beschlagnahmen, es kann direkt Zerstören. Eine Aktion fand in unserer Gemeinde, Ahuano, statt.
Natürlich haben das die Goldwäscher bei uns am Arajuno mitbekommen und ihre Arbeiten eingestellt. Keiner will, dass das Militär auch hier auftaucht. Mal schauen, wie lange dieser positive Effekt anhält.
AmaSelva hat vor gut zwei Jahren eine Drohne gekauft, die sie bei uns auf der Finca Don Sigifredo stationiert haben. Wir fliegen sie sowohl im Auftrag von AmaSelva als auch von Selva Viva, haben aber auch die Erlaubnis sie anderweitig einzusetzen. In der Zeit, seit wir die Drohne bei uns haben, konnten wir schon vieles aufdecken. Sie ist besonders hilfreich gegen das illegale Goldwaschen. Da viele Minen nicht so einfach einzusehen sind, entdecken wir sie schnell bei einem Überflug. So können wir das Wachstum der Mine gut verfolgen und auch ganz genaue Koordinatenpunkte nehmen. Bei Überfügen über den Wald kontrollieren wir auch, ob es illegalen Holzschlag gibt. Besonders bei Sekundärwäldern mit hohem Aufkommen von Balsabäumen müssen wir gut schauen; die sind schnell geerntet. Wir setzten die Drohne aber auch ein, wenn wir das dumpfe Knallen von Dynamit im Fluss hören. Wir schicken sie gleich los, um zu schauen welche Personen mit Dynamit am Fischen sind. Auf den hochaufgelösten Bildern sind auch aus sicherer Entfernung die Gesichter gut erkennbar.
Solche Daten geben wir immer an Selva Viva weiter und informieren auch die Besitzer der Drohne, AmaSelva. Wir machen uns so natürlich nicht immer beliebt und wir müssen uns auch immer wieder bedeckt halten und die Drohne einige Zeit am Boden lassen. Leider gibt es eine Flugverbotszone quer über dem Schutzwald von Selva Viva. Das ist die Anflugschneise vom hiesigen Flughafen. Leider erkennt unsere Drohne das, und so können wir dort nicht fliegen. Als die Goldwäscher gerade in dieser Zone Gold abbauten, hat sich Michi dazu hinreissen lassen die Drohne mit einem Trick trotzdem Starten zu lassen. Zweimal hat es für zwei Minuten funktioniert und er konnte gut festhalten, wo und auf welchem Land gewaschen wurde. Aller guten Dinge sind drei, oder eben auch nicht. Das dritte Mal hat sich die Drohne zu schnell mit dem GPS verbunden und sogleich eine Notlandung in der verbotenen Zone eingeleitet – zum Schreck über dem Fluss. Michi konnte sie nur noch schnell ans Ufer fliegen, wo sie dann im Wasser verschwand. Er tauchte gleich hinterher, aber fand sie nicht sofort. Es dauerte etwa zwei bis drei Minuten, bis er sie am Grund ertastete. Sofort nahm er den Akku ab und versuchte so viel Wasser auszuschütteln, wie es ging. Zu Hause schraubte er alles, was möglich war auf und legte es in Reis an die Sonne. Nach einer Woche und vielen Stunden der Reinigung setzte er sie dann wieder zusammen. Der Akku hat es nicht überlebt, er hat sich gebläht und droht zu platzen. Die Stunde der Wahrheit war gekommen, und Michi wollte die Drohne zum Testen starten. Die Motoren sprangen an und die Drohne hob wieder ab. Glück gehabt! Privat nutzen wir sie hauptsächlich, um schöne Bilder zu machen.
Die Wasserknappheit hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Ecuador trocknet aus. Die Stauseen sind fast leer und das bedeutet das noch verschärfter Wasser gespart werden muss. Seit bereits fünf Wochen wird der Strom abgeschaltet, um Wasser zu sparen. Am Anfang waren es sieben Stunden, dann acht und dann wurde zehn Stunden lang der Strom abgeschaltet. Inzwischen sind es sogar 14 Stunden am Tag, in denen wir nicht mit Strom versorgt werden. In gewissen Regionen wird sogar das Wasser für die Haushalte abgestellt. In Tena haben viele Geschäfte keinen Generator und schliessen einfach in dieser Zeit. Für uns ist das eine Herausforderung, was die Organisation betrifft. Wenn wir etwas besorgen müssen, wissen wir nie genau ob geöffnet ist oder nicht und wir fahren einfach mal auf gut Glück nach Tena. Am Anfang des «Stromsparens» haben wir uns einen grösseren Generator gekauft. Michi hat eine Installation gemacht, so dass nun das ganze Haus angeschlossen ist. Danke Claudio für die Info, Tipps und Tricks! So ein grosser Generator ist auch nicht der leiseste, die Lärmbelastung ist stark und kann einem recht auf die Nerven gehen. Michi hatte aber auch da eine Idee und hat Lärmschutzwände gebaut. Die reduzieren den Lärm hörbar, so dass man sich bei der Arbeit auch wieder konzentrieren kann.
Wir haben immer wieder kleine Aufträge, bei denen wir einige Bambus Stangen oder Latten verkaufen können. Kleine Mengen haben wir an Lager. Als kürzlich von einem bestehenden Kunden von uns eine neue Bestellung für 50 Stangen dünnwachsenden Bambus kam, waren wir sehr erfreut darüber. Er wollte ihn gewaschen, grün und auf vier Meter zugeschnitten. Ja, darüber freute sich auch der Bauer, bei dem wir diese spezielle Bambussorte einkaufen. Wir wollten die seit rund einem Jahr im Bau befindlichen Gebäude mal anschauen und haben deshalb den Transport gleich selbst übernommen. So machten wir einen schönen Ausflug in das Luxus Resort Richtung Puyo.
In der Hotelanlage Heimatlos hat man eine wunderschöne Aussicht über das ganze Amazonasbecken von Ecuador. Die neuen Bungalows, die aus unserem Bambus gebaut wurden und immer noch werden sind traumhaft! Der Ausblick vom eigenen Whirlpool ist atemberaubend, aber eben im Luxusbereich. Eine Nacht wird rund USD 450 kosten, das ist nichts für unser Budget.
Es würde uns sehr freuen, wenn die zukünftigen Bungalows auch mit unserem Bambus gebaut würden.