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Der Kampf gegen die Goldwäscher

Durch den stetig steigenden Goldpreis wird der illegale Goldabbau immer attraktiver. In der Provinzhauptstadt Tena gibt es kein einziges Autohaus; in der ganzen Provinz Napo kann man keinen Neuwagen kaufen. Aber in Tena hat vor zwei Monaten bereits das FÜNFTE «Baggerhaus» eröffnet, dort kann man sich direkt einen neuen Bagger besorgen. Wir haben schon mehrmals über den illegalen Goldabbau in unseren Beiträgen berichtet. Jetzt konnten wir leider auch viele Beweise sammeln, die Personen vom benachbarten Umweltprojekt betreffen. Für uns ist klar, dass wir nicht mehr mit diesem Projekt oder diesen Personen zusammenarbeiten werden und sie auch nicht mehr unterstützen, solange diese Doppelmoral herrscht. Wir bedauern sehr, dass all die gutgläubigen Spender vom betreffenden Projekt so dreist hinters Licht geführt werden.

Dragas (rechts) im Einsatz am Rio Arajuno auf der Höhe des amaZOOnicos (links) am 12. Oktober 2024

Ecuador ist das erste Land der Welt welches den Natur- und Tierschutz in der Verfassung verankert hat; somit haben die Natur und die Tiere Rechte. Leider ist die Korruption in Ecuador sehr gross. Es werden Millionen an Schmiergeldern bezahlt, so dass viele Beamte nicht hin- bzw. wegsehen. Der Übergangpräsident, Daniel Noboa, hat diesen Sommer ein Gesetz gegen den Terrorismus verabschiedet. Der Präsident kann nun selbst bestimmen, welche Organisationen oder sogar einzelne Personen als Terroristen eingestuft werden und kann diese mit Hilfe des Militärs bekämpfen, ohne zuvor den Notstand ausrufen zu müssen. Das ist eine gefährliche Macht, die sich da der Präsident verschafft hat. Das einzig positive ist, dass Präsident Noboa ein vermeintlich grünes Gewissen hat und den illegalen Bergbau als terroristischen Akt an der Natur betrachtet und so das Militär losschicken kann. In der letzten Woche kam es gleich zu zwei Aktionen in unserer direkten Umgebung gegen das illegale Goldwaschen. Das Militär ist aufgetaucht und hat sogleich Personen verhaftet und mit der Zerstörung der insgesamt 10 Bagger und einigen Waschanlagen begonnen. Das Militär muss jetzt nicht mehr Abklärungen treffen oder Material beschlagnahmen, es kann direkt Zerstören. Eine Aktion fand in unserer Gemeinde, Ahuano, statt.

Natürlich haben das die Goldwäscher bei uns am Arajuno mitbekommen und ihre Arbeiten eingestellt. Keiner will, dass das Militär auch hier auftaucht. Mal schauen, wie lange dieser positive Effekt anhält.

AmaSelva hat vor gut zwei Jahren eine Drohne gekauft, die sie bei uns auf der Finca Don Sigifredo stationiert haben. Wir fliegen sie sowohl im Auftrag von AmaSelva als auch von Selva Viva, haben aber auch die Erlaubnis sie anderweitig einzusetzen. In der Zeit, seit wir die Drohne bei uns haben, konnten wir schon vieles aufdecken. Sie ist besonders hilfreich gegen das illegale Goldwaschen. Da viele Minen nicht so einfach einzusehen sind, entdecken wir sie schnell bei einem Überflug. So können wir das Wachstum der Mine gut verfolgen und auch ganz genaue Koordinatenpunkte nehmen. Bei Überfügen über den Wald kontrollieren wir auch, ob es illegalen Holzschlag gibt. Besonders bei Sekundärwäldern mit hohem Aufkommen von Balsabäumen müssen wir gut schauen; die sind schnell geerntet. Wir setzten die Drohne aber auch ein, wenn wir das dumpfe Knallen von Dynamit im Fluss hören. Wir schicken sie gleich los, um zu schauen welche Personen mit Dynamit am Fischen sind. Auf den hochaufgelösten Bildern sind auch aus sicherer Entfernung die Gesichter gut erkennbar.

MIne am Rio Rodriguez angrenzend an Selva Viva

Solche Daten geben wir immer an Selva Viva weiter und informieren auch die Besitzer der Drohne, AmaSelva. Wir machen uns so natürlich nicht immer beliebt und wir müssen uns auch immer wieder bedeckt halten und die Drohne einige Zeit am Boden lassen. Leider gibt es eine Flugverbotszone quer über dem Schutzwald von Selva Viva. Das ist die Anflugschneise vom hiesigen Flughafen. Leider erkennt unsere Drohne das, und so können wir dort nicht fliegen. Als die Goldwäscher gerade in dieser Zone Gold abbauten, hat sich Michi dazu hinreissen lassen die Drohne mit einem Trick trotzdem Starten zu lassen. Zweimal hat es für zwei Minuten funktioniert und er konnte gut festhalten, wo und auf welchem Land gewaschen wurde. Aller guten Dinge sind drei, oder eben auch nicht. Das dritte Mal hat sich die Drohne zu schnell mit dem GPS verbunden und sogleich eine Notlandung in der verbotenen Zone eingeleitet – zum Schreck über dem Fluss. Michi konnte sie nur noch schnell ans Ufer fliegen, wo sie dann im Wasser verschwand. Er tauchte gleich hinterher, aber fand sie nicht sofort. Es dauerte etwa zwei bis drei Minuten, bis er sie am Grund ertastete. Sofort nahm er den Akku ab und versuchte so viel Wasser auszuschütteln, wie es ging. Zu Hause schraubte er alles, was möglich war auf und legte es in Reis an die Sonne. Nach einer Woche und vielen Stunden der Reinigung setzte er sie dann wieder zusammen. Der Akku hat es nicht überlebt, er hat sich gebläht und droht zu platzen. Die Stunde der Wahrheit war gekommen, und Michi wollte die Drohne zum Testen starten. Die Motoren sprangen an und die Drohne hob wieder ab. Glück gehabt! Privat nutzen wir sie hauptsächlich, um schöne Bilder zu machen.

Im Hintergrund ist Ahuano sichtbar

Die Wasserknappheit hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Ecuador trocknet aus. Die Stauseen sind fast leer und das bedeutet das noch verschärfter Wasser gespart werden muss. Seit bereits fünf Wochen wird der Strom abgeschaltet, um Wasser zu sparen. Am Anfang waren es sieben Stunden, dann acht und dann wurde zehn Stunden lang der Strom abgeschaltet. Inzwischen sind es sogar 14 Stunden am Tag, in denen wir nicht mit Strom versorgt werden. In gewissen Regionen wird sogar das Wasser für die Haushalte abgestellt. In Tena haben viele Geschäfte keinen Generator und schliessen einfach in dieser Zeit. Für uns ist das eine Herausforderung, was die Organisation betrifft. Wenn wir etwas besorgen müssen, wissen wir nie genau ob geöffnet ist oder nicht und wir fahren einfach mal auf gut Glück nach Tena. Am Anfang des «Stromsparens» haben wir uns einen grösseren Generator gekauft. Michi hat eine Installation gemacht, so dass nun das ganze Haus angeschlossen ist. Danke Claudio für die Info, Tipps und Tricks! So ein grosser Generator ist auch nicht der leiseste, die Lärmbelastung ist stark und kann einem recht auf die Nerven gehen. Michi hatte aber auch da eine Idee und hat Lärmschutzwände gebaut. Die reduzieren den Lärm hörbar, so dass man sich bei der Arbeit auch wieder konzentrieren kann.

Wir haben immer wieder kleine Aufträge, bei denen wir einige Bambus Stangen oder Latten verkaufen können. Kleine Mengen haben wir an Lager. Als kürzlich von einem bestehenden Kunden von uns eine neue Bestellung für 50 Stangen dünnwachsenden Bambus kam, waren wir sehr erfreut darüber. Er wollte ihn gewaschen, grün und auf vier Meter zugeschnitten. Ja, darüber freute sich auch der Bauer, bei dem wir diese spezielle Bambussorte einkaufen. Wir wollten die seit rund einem Jahr im Bau befindlichen Gebäude mal anschauen und haben deshalb den Transport gleich selbst übernommen. So machten wir einen schönen Ausflug in das Luxus Resort Richtung Puyo.

Bereits zur Abfahrt

In der Hotelanlage Heimatlos hat man eine wunderschöne Aussicht über das ganze Amazonasbecken von Ecuador. Die neuen Bungalows, die aus unserem Bambus gebaut wurden und immer noch werden sind traumhaft! Der Ausblick vom eigenen Whirlpool ist atemberaubend, aber eben im Luxusbereich. Eine Nacht wird rund USD 450 kosten, das ist nichts für unser Budget.

Es würde uns sehr freuen, wenn die zukünftigen Bungalows auch mit unserem Bambus gebaut würden.

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Rundumblick

Vor gut drei Wochen hatten wir einen gewaltigen Sturm. Der Wind kam den Rio Napo hoch gefegt und traf ungebremst auf die Insel Anaconda, es hat uns sehr hart getroffen. So starke Winde haben wir hier noch nie erlebt und in der Schweiz auch erst einmal, bei Lothar (1999). Es bildete sich eine Windhose, weshalb der Sturm von allen Seiten kam. Das der Strom ausfiel war mehr als verständlich. Der Sturm brachte auch etwas Regen mit sich, der dann von allen Seiten ins Haus rein gepeitscht wurde und so das ganze Haus unter Wasser setzte. Wir haben ja keine Glasfenster, die man schliessen kann. So waren wir vor allem damit beschäftigt alle elektrischen bzw. elektronischen Geräte ins Trockene zu bringen oder abzudecken. Das Ganze dauerte nur etwa eine Stunde und dann war der Spuck auch schon wieder vorbei. Als wir raus konnten um zu schauen was alles zerstört wurde stellten wir schnell fest, dass die Wasserleitung gerissen war. Zum Glück war das in der Nähe unseres Hauses und wir reparierten sie noch in der gleichen Nacht provisorisch, so dass der Tank sich nicht leerte. Am Haus waren nur kleine Schäden entstanden und bei der Werkstatt hatte sich eine Dachplatte verabschiedet und ein Balken wurde aus der Verankerung gerissen.

Schaden am Dach der Werkstatt

Am nächsten Morgen sahen wir dann aber das ganze Ausmass der Zerstörung. Bäume wurden entwurzelt und/oder einfach enthauptet. Urwaldriesen, die schon über hundert Jahre alt waren, wurden zu Fall gebracht.

Plantagen auf der Insel Anaconda wurden platt gewalzt und viele Häuser wurden abgedeckt. Wir waren einige Tage damit beschäftigt aufzuräumen und zu reparieren was möglich war. Ja, das Reparieren war eine Geduldssache da der Strom erst nach vier Tagen wieder floss. Die Hauptleitung wurde zerrissen und 12 Pfosten sind umgefallen, dass musste die Stromfirma auch erst mal reparieren und ersetzen.

Joëlles Weg, der Waldlehrpfad, wurde vom Sturm auch nicht verschont und so mussten wir da ebenfalls den Weg freischneiden und teilweise sogar neu anlegen. Michi hatte die Idee am höchsten Punkt des Weges einen Aussichtsturm zu bauen. Von dort oben hat man einen wunderschönen Rundumblick. Der Sturm hat die ehemalige Weidefläche zusätzlich gerodet, so dass die Aussicht dadurch noch erweitert wurde. Da Michi das schon lange geplant hatte, wurden die Fundamente bereits vor dem Sturm gegossen. Mit dem Bau, natürlich wieder aus Bambus, hat es dann aber etwas gedauert. Das langwierigste war das ganze Material da hochzubringen – Steine, Sand, Zement und wegen der Trockenzeit auch das Wasser. Wir kamen uns schon manchmal so vor wie Sisyphus der den ganzen Tag da Steine hoch trug, immerhin kamen wir oben an und es hat sich auch gelohnt.

Michi und César haben beim Bauen auch diesmal wieder junge Männer ausgebildet. Das Grundgerüst mit dem Dach war schnell erstellt, so dass wir im Schatten arbeiten konnten. Aufgrund der exponierten Lage müssen wir den Turm vor Sonne, Wind und Regen schützen. Die alten Dachplatten, die sich beim Sturm von der Werkstatt gelöst hatten, konnten wir hier gleich wieder verwenden und haben damit den Aussichtsturm eingekleidet.

Der einmalige Rundumblick lädt zum Verweilen ein. Für Ornithologen ist der Turm ein super Ort um Vögel zu beobachten. Wir werden auch noch einige spezielle Busch- und Baumsorten in der Umgebung pflanzen um noch eine höhere Vogelvielfalt anzulocken. Die Tukane und Arassaris haben uns aber zuerst genau beobachtet und aufgepasst, dass da ja alles mit rechten Dingen zu und her geht. Nun können wir im Gegenzug sie und viele andere Arten in Ruhe beobachten.

Wir haben uns bei «Red de Bosques (CNBRPE)» als Mitglieder beworben. «Red de Bosques» ist eine Organisation von privaten Waldbesitzern bzw. -schützern aus ganz Ecuador. Wir kennen sie von früher, aus der Zeit als wir den amaZOOnico leiteten. Damals war Selva Viva ein aktives Mitglied dieser Organisation und wir haben an verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen bzw. mitgeholfen. Nun wird Finca Don Sigifredo aufgenommen. Das freut uns sehr, denn das Netzwerk was da besteht ist sehr gross und über ganz Ecuador verteilt. Unser Wald wird über «Red de Bosques» beim Umweltamt als privates Naturschutzgebiet registriert werden, was leider für Privatpersonen nicht möglich ist. Als privates Naturschutzgebiet haben wir aber auch Verpflichtungen und dürfen dann in unserem als geschützt deklarierten Wald keine Bäume mehr fällen. Im Gegenzug erhalten wir aber durch das Netzwerk oder vom Umweltamt Hilfe im Falle von illegalen Tätigkeiten auf unserem Land. Durch eine einmalige Aufnahmegebühr wird die Registrierung durch «Red de Bosques» vorgenommen, was Joëlle natürlich sehr freut. Doch Papiere musste sie trotzdem ausfüllen und das waren nicht gerade wenige, aber wenigstens muss sie die Behördengänge nicht selbst machen. Für unser Projekt ist das ein Meilenstein und es freut uns sehr, dass wir bald ein deklariertes Naturschutzgebiet haben das unter Schutz steht und anerkannt ist. Wir werden euch auf dem Laufenden halten und euch mitteilen, so bald wir den Status erhalten haben.

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Kurz vor Weihnachten

Ende November durften wir Sinchi, unseren treuen Gefährten und lieben Begleiter, gehen lassen. Er war während 14 Jahren und 7 Monaten stets an unserer Seite.

Sinchi hinterlässt nicht nur bei uns eine riesige Lücke, sondern auch bei unseren anderen drei Hunden. Sie müssen sich nun zuerst neu ordnen und bestimmen, wer die oder der neue Chef ist. Yuma erhebt da ihren berechtigten Anspruch, da sie am längsten bei uns ist.

Hektor weiss noch nicht so recht, was er davon halten soll, aber er fügt sich und Floh ist noch zu jung und hat andere Flausen im Kopf. Die Veränderung in der Meute ist zu spüren. Klar ist, dass wir alle Sinchi vermissen. Aber dennoch sind wir froh, dass wir ihn rechtzeitig gehen lassen durften. Er wird für immer in unseren Herzen bleiben.

Michi hat ein kleines Platzproblem bei seiner Werkstatt und hat deshalb den Vorplatz des Schulhäuschen in Beschlag genommen. Das ist aber keine dauerhafte Lösung, weshalb wir einen neuen Unterstand für unser Auto bauten. Natürlich ist auch dieser Bau aus Bambus.

So konnten wir erneut einigen jungen Leuten zeigen, wie man einfache und stabile Konstruktionen aus Bambus macht. Auch Louis, unser derzeitiger Praktikant (Student der ZHAW), konnte mithelfen und viele Erfahrungen sammeln. Jetzt kann Michi den alten Autounterstand zu einer Werkstatt umbauen. Mal schauen, wie lange es dauert bis auch da zu wenig Platz ist. Wir sind jedenfalls froh, wenn es nicht immer direkt neben dem Haus staubt, wenn jemand an der Arbeit ist.

César mit dem Bauteam

Wir haben begonnen rund zwei Hektaren alte Weidefläche wieder dem Wald zurückzugeben. Als Erstes haben wir es einfach Verbuschen lassen umso sehen zu können, welche Sekundärbäume da wachsen. Dann haben wir begonnen einzelne Fruchtbäume zu pflanzen oder zu fördern, indem wir sie frei schnitten. Nun sind wir in der Phase in der wir gezielt einzelne Primärbäume pflanzen und so die Artenvielfalt wieder erhöhen. In der ganzen Zeit liessen wir immer wieder die Kühe in diesen Abschnitt, die frassen das nachwachsend Gras. Wir müssen da aber immer noch gezielt die gepflanzten Bäume freischneiden gehen. Vereinzelt würden sie sonst von Schlingpflanzen zerdrückt werden. So geben wir den neuen Bäumen eine höhere Überlebenschance. Louis schreibt eine Arbeit zum Thema Auswirkungen der Viehhaltung auf den sekundären Regenwald. Kurz gesagt über das Zusammenspiel von Wiederaufforstung, Kühen und einheimischen Wildtieren. Er ist mit César mehrmals kontrollieren gegangen, ob die Bäumchen noch leben oder ob die Kühe sie gefressen oder zertrampelt haben. Mit Erstaunen stellte er fest, dass es mehr Schaden durch Insektenfrass gibt als durch die Kühe. Auch er durfte dort noch drei Bäume pflanzen die er dann als Patenpflanzen zu Weihnachten verschenken wird. Er weiss ja nun genau wo sie stehen und mit den Koordinaten, die er mit seinen Urkunden erhält, können auch die Beschenkten nachschauen, wo die Bäumchen stehen.

Drohnenaufnahme der Aufforstungssfläche

Louis hat für seine Arbeit auch Wildkameras aufgestellt. Zum einen bei der Aufforstungsfläche und zum anderen rund um die Finca Don Sigifredo. Michi hat ebenfalls noch weitere Kameras aufgestellt, um zu sehen was in einzelnen Sektoren geschieht, denn wir hören leider wieder vermehrt Schüsse aus dem Wald. Nach einem Monat holte Michi seine Kameras zurück und musste feststellen, dass eine gestohlen wurde. Zum Glück haben wir bei der betroffenen Stelle zwei Kameras aufgestellt, denn Michi hatte dort Tapir Spuren gefunden und wollte die Tiere sowohl von vorne als auch von der Seite fotografieren. Wir hatten auch tatsächlich Tapire auf den Bildern, worüber wir uns extrem freuten.

Zwei Tapire

Weniger schön waren dagegen die Bilder von einem Wilderer, wie er nur gerade 24 Stunden zuvor unsere Kamera stiehlt. Tatsächlich haben wir sehr gute Fotos, auf denen man das Gesicht des Wilderers gut erkennt und man sieht sein Gewehr. Aber vor allem sieht man wie er unsere Kamera, nachdem er sie von der Befestigung gelöst hat, in den Händen hält. Wir kennen die Person, er ist unser Nachbar auf der anderen Seite des Flusses.

Der Wilderer beim stehlen unsere Kamera

Für uns war klar, dass wir etwas unternehmen werden. Wir hofften sehr auf die Unterstützung von Selva Viva und dem amaZOOnico, um gemeinsam etwas zu unternehmen und eine geschlossene Haltung gegen die Wilderei zu zeigen. Die Fotos wurden nur 50 Meter von der Grenze zu Selva Viva und rund zwei Kilometer von der Wildtierauffangstation amaZOOnico aufgenommen. Zum ersten Mal gibt es gute Beweisfotos von einem Wilderer. Tja, es war einmal mehr nur Wunschdenken. Der Geschäftsführer von Selva Viva und Besitzer des amaZOOnicos sagte ganz klar, dass es zwar nicht schön ist, aber auch nicht im Schutzwald von Selva Viva geschah und deshalb unser eigenes Problem sei. Wir bekamen zwar vereinzelt Zustimmung vom Schweizer Vorstand Selva Vivas, aber der Geschäftsführer hat entschieden. Wir staunten nicht schlecht über die Absage. Auch der amaZOOnico hat kein Interesse etwas gegen die Wilderei zu unternehmen, obwohl die Tapire auf den Fotos vermutlich von ihnen ausgewildert wurden. Als dann vom Vorstand des Fördervereins des amaZOOnicos in der Schweiz, ehemalige Volontäre der Wildtierauffangstation, keine Reaktion oder Stellungnahme kam, stellten sich uns einige Fragen.

Wir liessen ein Schreiben durch unserem Anwalt aufsetzen, wo wir dem Wilderer die Möglichkeit gaben uns die Kamera oder deren Gegenwert zurückzugeben, um so einer Klage zu entgehen. Wir waren leider nicht zu Hause als der Wilderer tatsächlich eine Kamera zurückbrachte, Louis hat sie entgegengenommen. Er staunte jedoch nicht schlecht, denn es war nicht unsere Kamera, sondern seine. Am nächsten Tag sind Louis und César natürlich gleich seine anderen Kameras einsammeln gegangen. Von vier waren nur noch zwei da. Die Fotos für seine Arbeit sind weg und es fehlt ihm noch eine Kamera. Jetzt sind wir dabei den Wilderer erneut zu kontaktieren und mit ihm zu klären, wie viele Kameras er insgesamt gestohlen hat. Es müssen ja mindestens zwei sein. Diejenige welche wir bekommen haben, stimmt nicht mit derjenigen auf dem Foto überein. Leider kostet uns das viel Zeit und Nerven. Wir wissen nicht was uns mehr ärgert, die vermeintliche Scheinheiligkeit der sogenannten Tier- und Umweltschutzorganisationen und ihrer Funktionäre oder der reumütige Wilderer.

Sonnenaufgang

Auf diesem Weg wünschen wir allen unseren treuen Lesern, Spendern und Wohltätern ruhige und erholsame Weihnachten. Wir wünschen euch nur das Beste!

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Erfahrungsbericht von Louis Müller

Nach vier Jahren war es endlich wieder so weit: Südamerika und Regenwald! Im Rahmen meines Studiums an der ZHAW habe ich die Möglichkeit, für mindestens 12 Wochen ein Praktikum im Ausland zu absolvieren. Nach langer Suche wurde ich auf das Projekt einer Modellfarm im ecuadorianischen Regenwald aufmerksam gemacht: die Finca Don Sigifredo (FS). Da ich auf früheren Reisen bereits im Amazonasgebiet unterwegs war und diese Region zu lieben gelernt habe, war es für mich schnell klar. Da will ich hin.

Da ich früher bereits einige Wochen im Regenwald gearbeitet habe, hätte man meinen können, dass ich mir den hiesigen klimatischen Bedingungen bewusst wäre. Nach einem von der Sonne verbrannten Nacken und den ersten Arbeitstagen, an welchen ich vor Erschöpfung teilweise bereits vor dem Nachtessen eingeschlafen bin, wurde mir schnell bewusst, dass ich wohl doch ein bisschen Angewöhnungszeit brauchen würde und nicht jede Minute 110 Prozent geben könnte. Das war aber überhaupt kein Problem und es war seitens der Besitzer der FS Joëlle und Michael viel Verständnis vorhanden. Generell wurde ich sehr herzlich auf der Finca aufgenommen und bei allem unterstützt. Obwohl die beiden genug Arbeit haben, nehmen sie sich immer Zeit für mich, egal, ob ich schon die 20. Frage am Tag stelle oder sonst ein Anliegen habe. Auch bei den verschiedenen Arbeiten, bei welchen ich als Volontär mithelfe, wird mir immer genau erklärt, was zu tun ist. Aufgrund ihres grossen Fachwissens in verschiedenen Bereichen wie beispielsweise der Verarbeitung von Bambus oder dem Verhalten von (Wild)tieren, kann ich viel von ihnen lernen.

Bereits in der ersten Arbeitswoche lernte ich mehrere Personen kennen. Dazu gehören der langjährige Angestellte César und seine Frau Hilda, seine Söhne Widinson und John, sowie weitere Verwandte und Bekannte. César und seine Familie leben in der Nähe der FS, auf der Isla Anaconda zwischen dem Rio Arajuno und dem Rio Napo. Sie gehören zu der einheimischen Kichwa-Gemeinschaft, welche eine eigene Sprache und eine eigene Kultur haben. Ich durfte sie bereits zweimal bei ihnen zuhause besuchen und hatte somit die Möglichkeit, ihre Kultur und Gastfreundlichkeit näher kennenzulernen. Zusammen mit César habe ich auch während dem Arbeiten viele interessante Gespräche über Unterschiede und Gemeinsamkeiten unserer Kulturen, Heimatländer, Wildtiere, Fussballmannschaften, Biersorten usw.

Nebst den vielen neuen Persönlichkeiten lernte ich auch die Hunde Floh, Hector, Yuma und Sinchi kennen. Anfangs hatte ich noch ein bisschen Angst vor den Tieren, da sie beim Betreten des Grundstücks bellend auf einen zu rennen. Mir wurde aber schnell bewusst, dass sie nur ihren Job als Wachhunde ausüben und ansonsten sehr liebevoll sind und jede Streicheleinheit noch so gerne annehmen.

Die letzten 6 Wochen waren sehr lehrreich. So wurde ich z.B. mit den verschiedenen Prozessschritten der nachhaltigen Ressource und Baumaterial Bambus vertraut gemacht. Ich habe gelernt, wie Bambusstangen immunisiert resp. von den unzählbaren Insekten geschützt und gelagert werden, wie eine einheitlichen Faserfarbe erreicht wird, wie der Bambus in der Plantage gepflegt wird und last but not least: Wie damit etwas gebaut werden kann, beispielsweise eine Garage.
Während den morgendlichen Spazierwanderungen zu den Kühen (manchmal 20 Minuten, manchmal 1 bis 2 Stunden) und einigen längeren Urwaldrundgängen konnte ich bereits viel über die vorhandene Flora und Fauna und deren Dynamik lernen. Das Schöne, wenn man vor Ort ist: Man kann nicht nur Theoretisches lernen, sondern auch Praktisches sehen. Sichtungen von Wildtieren wie z.B. den Baumsteigerfrosch Rana venenosa ecuatoriana oder zahlreiche Spinnen sind für mich immer wieder ein Highlight.


Zu sehen gibt es leider auch Negatives. Zusammen mit Michi kontrollierten wir die Entwicklung einer illegalen Goldmiene, welche sich nur wenige Autominuten von der FS entfernt befindet. Voller Ernüchterung mussten wir feststellen, dass sie in wenigen Wochen stark gewachsen ist und die Betreiber bereits daran sind, weitere Bäume zu fällen und das Abbaugebiet zu erweitern. Des Weiteren fahren zurzeit täglich mehrere Sattelschlepper vorbei und beliefern eine Erdölförderungsfirma, welche sich wenige Stunden von der FS befindet. Nichtsdestotrotz geniesse ich meine Zeit hier und ich freue mich, auf die nächsten Projekte und Erfahrungen, welche wir in Angriff nehmen werden.

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Familienzuwachs

Michi ist wieder zurück aus den Ferien und voller Tatendrang. Er konnte sich gut erholen und seine Batterien wieder aufladen. In seiner Abwesenheit sind die Jungpflanzen gut gewachsen und sind nun pflanzfertig, es sind über 70 Bäume von neun verschiedenen Arten. Seit einem Jahr bereiten wir eine ehemalige Kuhweide für die Wiederbewaldung vor. Sie verbuschte sehr schnell und wir waren erstaunt, was in einem Jahr alles wieder gewachsen ist. Entlang des Baches haben wir den grossen Bambus zur Ufer- und Hangsicherung gepflanzt. In etwa acht Jahren werden wir ihn selbst ernten und nutzen können. Oberhalb dieser Weidefläche haben wir bis zum Waldrand Bäume gepflanzt. So haben wir gut einen Hektar umgenutzt.

Die Aufforstung ist eine körperlich sehr anstrengende Arbeit. Zuerst müssen Schneisen durch die Buschlandschaft geschlagen werden. Dabei ist es sehr wichtig, die Pflanzen zu kennen, damit keine wertvollen Jungbäume gefällt werden. Anschliessend werden in dieser Schneise die Löcher für die Pflänzchen gegraben und zum Schluss werden noch die Jungbäume herangetragen. Leider ist es nicht möglich, sie mit einer Schubkarre zu transportieren, da das Gelände einerseits zu steil und andererseits stellenweise zu sumpfig ist. Zu viert waren wir eine Woche lang beschäftigt und hoffen nun, dass die Pflänzchen gut anwachsen. Zu guter Letzt haben César und Michi diese Woche noch die GPS-Koordinaten aufgenommen. Mit Freude haben wir festgestellt, dass bisher alle gut anwachsen sind. Sogar diejenigen, die alle Blätter an die Insekten verloren haben, treiben bereits wieder aus.

Video zur Aufforstung
Musik von Ronald Kah, Web: https://ronaldkah.de

Als Michael und César diese Woche in der Bambushalle arbeiteten, waren vor der Tür einige Autos beim Umladen. Da dies nichts Besonderes ist, haben wir dem Treiben keine grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Aber als plötzlich ein kleiner Hund bei uns auftauchte, der vom Nachbarshund verfolgt wurde, fragten wir uns, wem er wohl gehören könnte. César kennt ihn nicht, obwohl er wahrscheinlich 90% aller Hunde auf der Insel Anaconda kennt. Als der Nachbarshund nicht aufhörte zu bellen, ging Michael nachsehen, was los war. Der Junghund sass neben einem zerrissenen Sack und wurde lautstark weggebellt, worauf Michi sich des Fremden annahm. Michi konnte schnell das Eis brechen. Er konnte die Kleine sogar untersuchen und so stellte er fest, dass sie ein Mädchen ist. Wir vermuten, dass sie im Sack transportiert wurde und von einem Auto gefallen ist, da sie Schürfwunden an den Vorderbeinen hat und immer hinter dem Sack herlief. Joëlle war auch gerade da und wir fragten bei den Nachbarn und auf der Strasse nach, aber niemandem gehörte die Hündin. Ohne viel darüber zu reden, war es klar, dass wir sie für den Moment zu uns nach Hause nehmen würden. Wir lockten sie Richtung Haus wo sich natürlich unsere anderen Hunde befanden. Die Zusammenführung von Hunden ist nicht immer so einfach wie das bei uns der Fall war. Sinchi, der Chef beschnupperte sie und dann war gut. Bombi war etwas genervt von einem weiteren so kleinen aktiven Hund und liess sie links liegen. Hector hat sich sehr über die neue Spielkameradin gefreut. Nur Yuma ist etwas Zickig und zeigt ihr immer wieder, wo ihr Platz ist. Nach nur zwei Tagen macht die Kleine mit, als wäre sie schon immer dabei gewesen. Wir haben sie entfloht und entwurmt weil sie ein richtiges Flohtaxi war, deshalb heisst sie jetzt Floh.

Die Frage bleibt, wer kennt Floh oder ihren Besitzer? Floh ist weiblich, unkastriert und etwa 10 Monate alt. Wenn sich bis nächste Woche niemand bei uns meldet, werden wir sie kastrieren lassen und behalten. Wer weiss, vielleicht meldet sich der Besitzer noch. Bis dahin haben wir jetzt halt ein halbes Tierheim.

…und hungrig

Joëlle hat einen Auftrag für Bambus an Land gezogen. Er ist nicht so gross aber wir erhoffen uns Folgeaufträge. Da ein Mitbewerber schlechtes Material geliefert hatte, sind wir eingesprungen und durften nachliefern. Der Architekt hat uns besucht und unsere Anlage besichtigt. Er möchte nun bei den nächsten Bauprojekten mit uns zusammenarbeiten. Da er für gewisse Bauten besondere Anforderungen hat, haben wir uns für die Investition in zwei neue Maschinen entschieden. Das sind Maschinen, die es so nicht gibt und die man nicht einfach so kaufen kann. Michi hatte eine klare Vorstellung von einer Tischsäge mit zwei Sägeblättern mit der man Latten von 2, 4 oder 6 cm Breite direkt aus den Bambusstangen rausschneidet. Die zweite Maschine ist eine Anlage zur Herstellung von Bambusdübeln. In ganz Ecuador gibt es nur eine solche Maschine, die aus China importiert wurde. Wir haben einen Maschinenbauer gefunden der uns das genau so baute wie Michi es sich wünschte.

Neue Tischsäge nach Mass

Bei der Vorführung der Tischsäge in Tena schnitt sie alles super, aber zurück in der Werkstatt kam das alte leidige Thema wieder auf: die Stromspannung. Wir dachten, wir hätten das vor einem Jahr gelöst. Jetzt sind wir wieder an dem Punkt angelangt, an dem Joëlle sich mit der Stromgesellschaft herumschlagen muss, damit sie die Spannung bei uns hochschrauben. Die Bambusanlage hat einen eigenen Stromzähler, für den wir einen höheren Tarif bezahlen als für das Wohnhaus. Es ist ein Industriezähler und deshalb sollten wir auch eine höhere Spannung haben. Mal sehen, wie lange das dauert, oder ob wir uns ein eigenes Stromregelgerät anschaffen müssen um vernünftig arbeiten zu können.

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Dies und Das

Michi ist gerade zu Besuch in der Schweiz um seine Familie und Freunde zu besuchen. In der Zwischenzeit ist Joëlle darum bemüht den Tagesbetrieb der Finca Don Sigifredo aufrecht zu erhalten. Dies natürlich immer in Rücksprache mit Michi der genau weiss, was ansteht und dringend erledigt werden muss. Da im Moment Erntezeit für Kakao ist, konnten wir bereits eine gute Menge verkaufen. Alles was ab jetzt noch geerntet und verkauft werden kann, ist Gewinn. Darüber freuen wir uns besonders, da bis jetzt dieses Geschäft leider eine „Nullrunde“ war. Ebenfalls haben wir Bambus eingekauft, immunisiert und getrocknet. Im Moment ist hier Regenzeit weshalb das Besonnen und Trocknen länger dauert als „normal“. Aber es muss dringend erledigt werden, da wir die Stangen die zum Besonnen draussen stehen rein nehmen müssen um Platz zu schaffen für die Stangen die sich noch im Immunisierungsbecken befinden. Je länger die Stangen draussen den momentan sehr wechselhaften klimatischen Bedingungen ausgesetzt sind umso grösser ist die Gefahr, dass die Stangen aufplatzen und somit nicht mehr brauchbar sind. Und je länger die Stangen im Immunisierungsbad verbleiben je grösser ist die Gefahr, dass sie durch zu langes Wässern kaputt gehen.

Das Herausnehmen der Stangen ist schwere Arbeit

Michi hatte vor seiner Abreise ein Schild für unsere Bambusanlage hergestellt. César und sein Bruder Lino haben letzte Woche die nötige Installation für die Aufhängung des Schildes gebaut. Jetzt haben wir endlich einen offiziellen Namen für diesen Teil unserer Finca: Wamak Wasi. Das bedeutet in der Sprache der Kichwas Haus des Bambus – Wamak = Bambus, Wasi = Haus. Weitere Informationen zu unserem Bambusprojekt finden sich hier: https://fincadonsigifredo.ch/site/wamak-wasi/.

Unser treuer Freund und alter „Grosspapi“ Sinchi lebt ein noch immer sehr lebenswertes Leben. Er freut sich jeden Morgen und Abend auf sein Essen was er mal genüsslicher und mal weniger Glücklich zu sich nimmt. Zudem können wir ihm immer wieder mal eine grosse Freude bereiten in dem wir ihm einen Knochen oder ein anderes Leckerli geben. Er wackelt eher langsam aber irgendwie zufrieden ums Haus herum. Jedoch hat er im Moment das grosse Problem, dass Michi nicht hier ist und er ihn immer mal wieder suchen geht. So kommt es vor, dass er sich auf eigene Faust Richtung Bambusanlage begibt. Das ist für einen jungen Hund überhaupt kein Problem. Aber unser alter Sinchi hört nicht mehr gut und sieht nicht mehr viel. Der Weg dahin führt ein Stück der Strasse entlang was für ihn, ohne Begleitung durch uns, recht gefährlich werden kann. Heute hat der „alte Gwaggli“ aber den Vogel abgeschossen in dem er César hinterherlatschte als dieser die Kühe kontrollieren ging. Sinchi ist eher langsam unterwegs weshalb César, in Begleitung unseres jungen Hectors, nicht merkte dass sie „verfolgt“ werden. Sie waren natürlich viel schneller als Sinchi unterwegs und obwohl Hector immer mal wieder zurücklaufen wollte, hat sich César selbstverständlich keine Gedanken gemacht. Die Kühe befinden sich im Moment auf unserer obersten und hintersten Weide was für Sinchi einen Marsch von mind. 20 bis 25 Minuten bedeutete. Als dann César merkte, dass der Grosspapi auch da war hat er sich recht erschrocken. Er mochte sich nicht vorstellen was ihm unterwegs alles hätte zustossen können und war unendlich froh als er ihn wohlauf wieder zurück zu Joëlle brachte. Jetzt liegt Sinchi völlig erschöpft aber glücklich in seinem Bettchen. Bleibt nur zu hoffen, dass er die nächsten 10 Tage, bis zu Michis Rückkehr, ruhig bleibt und nicht noch einmal das Gefühlt hat er könne auf der Suche nach Michi Berge besteigen.

Sinchi nach seinem Abenteuer

Auch Bombi hat sein Alter und gehört zu den Pensionären in unserem Haus. Schon früher hat er sich nicht so gerne weit weg bewegt, was sich mit zunehmendem Alter nicht gebessert hat. Unser guter, alter Hund bleibt gerne zu Hause wo er hervorragend auf das Haus aufpasst. Im Gegensatz zu Sinchi hört er noch recht gut und bellt zuverlässig wenn etwas nicht so ist wie es sein sollte.

Unser lieber Bombi

Die beiden jungen Hunde, Yuma und Hector, lernen im Moment noch viel von den beiden alten Kameraden. Natürlich haben sie Flausen im Kopf und sind bereit für alles Mögliche. Deshalb reissen sie manchmal aus und bleiben dann stundenlang weg. Was sie in dieser Zeit anstellen wissen wir nicht. Da sie nach ihrer Rückkehr normalerweise völlig fertig und extrem hungrig sind gehen wir davon aus, dass sie nicht zum Jagen unterwegs sind. Wahrscheinlich rennen sie einfach herum und verfolgen alle möglichen Spuren die spannend riechen. Auch Sinchi ist in seinen jungen Jahren immer wieder ausgebüxt und hat sich erst mit zunehmendem Alter beruhigt.

Was Yuma und Hector wohl gerade aushecken?
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Vor unserer Haustür

Die Kakaoernte hat begonnen. Bis Mitte Juni können wir nun alle 2-3 Wochen Kakao ernten. Wir waren sehr gespannt, wie die erste Ernte dieses Jahr ausfallen würde. Sie war sehr gut und wir hatten fast keine pilzbefallenen Schoten mehr. Ja, das rigorose Beschneiden hat sich ausgezahlt. Wir konnten auf Anhieb 100 kg ernten. César und sein Bruder haben die Schoten geerntet und Michael war den ganzen Tag damit beschäftigt, sie zu öffnen.

Geerntete Kakaoschoten beim ehemaligen Saustall

Bei der zweiten Ernte mussten wir leider feststellen, dass wir bestohlen wurden. Ein Drittel der Plantage war abgeerntet! Da die Plantage nicht direkt am Haus liegt, haben wir sie nicht immer unter Kontrolle. Wir gehen jetzt mit Kameras vor, um die Diebe auf frischer Tat zu ertappen.

Wir haben eine grössere Bambusbestellung für den Herbst in Aussicht und haben deshalb begonnen, einen kleinen Vorrat an Riesenbambus anzulegen. Wir haben ihn schon gekauft und müssen ihn nur noch ernten. Auch hier werden wir immer schneller und die Abläufe werden langsam zur Routine. Um 70 Bambusse zu schneiden und zu waschen, brauchen wir nur noch 2 Tage, nach 3 Tagen ist er schon im Becken zur Immunisierung.

Als wir nach Ecuador ausgewandert sind, wussten wir schon, dass es hier offene Korruption gibt. Wir hatten Geschichten gehört oder gelesen und teilweise auch persönlich erlebt. Aber jetzt passieren Dinge direkt vor unserer Haustür, die uns fundamental erschüttern. Es gibt Momente, da wissen wir nicht mehr, ob das, was wir hier machen, überhaupt noch Sinn macht.

In einem Blog vom Februar haben wir bereits über eine illegale Goldmine berichtet. Diese Mine liegt von uns aus nur fünf Kilometer flussabwärts. Dort wurde der Flusslauf des Rio Napos stark verändert, indem ein über 100 Meter langer und ca. 6 Meter hoher Damm aufgeschüttet wurde, um in Ruhe Material abbauen zu können. Unser guter Freund Francisco, Besitzer der Anaconda Lodge, hat sich seit September sehr für die Schliessung der Mine eingesetzt. Er hatte mehrere Fernseh- und Radioauftritte und sammelte Beweise für die Bestechung der lokalen Behörden. Es ist bekannt, dass mehr als 500.000 Dollar geflossen sind und jeden Tag weiter fliessen. Für jeden Lastwagen, der Material aus der Mine abtransportiert, erhalten 3 grosse Familien (die viel Einfluss haben) je 1 Dollar. Täglich verlassen 50 bis 70 LKWs die Mine. Inzwischen wird Tag und Nacht abgebaut, was je nach Wind und Wetter auch bei uns zu hören ist. Die lokalen Behörden verkaufen das Treiben unter dem Deckmantel des Fortschritts oder geben vor, grosszügig Strassen zu bauen. Aber der Sand wird gewaschen und das Gold mit Quecksilber herausgelöst. Die Strassen führen einfach in den Wald und zu abgelegenen Flüssen, wo es auch Gold gibt. Dort leben kaum Menschen, deshalb braucht man auch keine Strasse für die Anwohner, denn dort ist nichts ausser Gold im Boden… Die regionalen Behörden dürfen gar keine Genehmigungen für neue Minen erteilen, das kann nur der Staat, genauer gesagt das Ministerium für Bergbau und nicht erneuerbare Ressourcen zusammen mit der Umweltbehörde, und die sitzen in Quito. Francisco ist der lokalen Regierung und den Minenbetreibern so auf die Füsse getreten, dass sie ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt haben. Die lokale Gemeinschaft mit ihrer lokalen Vertretung in Tena hat zur „justicia idigena“ aufgerufen, das bedeutet Selbstjustiz und das Gesetzt wird in die eigenen Hände genommen. Ja, man wollte ihn zum Schweigen bringen. Die Staatsanwaltschaft hat Francisco zu seinem eigenen Schutz unter Hausarrest gestellt. Von einer Rückkehr in sein Heimatland Chile wurde ihm abgeraten, da er auch dort nicht sicher wäre. Er und seine Frau haben nun ein humanitäres Visum für die USA erhalten und sind letzte Woche in einer Nacht- und Nebelaktion geflohen. Doch damit ist für ihn noch nicht Schluss. Er wird demnächst mit der internationalen Presse an die Öffentlichkeit gehen und hofft so, dass zumindest diese Mine geschlossen wird. Wir werden sehen, wie es weitergeht.

Für uns bedeutet das, dass wir nicht mehr überall und zu allem unsere Meinung sagen sollten, weil wir nicht wissen, wer in diese Korruption verwickelt ist. Auch in anderen Partnerprojekten trauen wir niemandem mehr, da wir aufgrund gewisser Vorkommnisse davon ausgehen müssen, dass gewisse Personen ebenfalls in den Geldfluss involviert sind. Die einzige Person, der wir im Moment noch vertrauen, ist unser Mitarbeiter César.

Die Mine befindet sich direkt beim Zusammenfluss von Rio Napo und Rio Arajuno

Somit sehen wir uns gezwungen, diese unsägliche Umweltzerstörung schweigend mit anzusehen. Denn zu unserem eigenen Schutz dürfen wir uns nicht öffentlich dazu äussern. Was uns endgültig und schmerzlich bewusst wurde, als sich Francisco aus Sicherheitsgründen gerade mal zwei Tage vor seiner Abreise von uns verabschiedete.

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Schaffe, schaffe, Häusle baue

Wer Joëlle etwas besser kennt wird wissen, dass Kochen nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört. Dennoch musste sie die letzten Tage jeweils das Mittagessen für bis zu 17 Personen zubereiten. Dies war nötig, weil wir im Moment gerade an zwei verschiedenen Projekten gleichzeitig arbeiten. Zum einen ist da bekannter Weise der Bau des Modellhauses auf der Insel und zum anderen haben wir erneut 300 Stangen Bambus eingekauft. Die Stangen mussten wie jedes Mal zuerst gewaschen und dann gelocht werden, bevor wir sie ins Immunisierungsbecken geben können. Dies hat dazu geführt, dass für den Hausbau insgesamt 5 Personen plus Michi arbeiteten und für die angelieferten Stangen hatten wir 9 Personen plus Bernd unseren Volontär im Einsatz.

grosser Mittagstisch

Es geht endlich los mit dem Aufbau des Hauses. Wir hatten immer wieder Verzögerungen aus unterschiedlichsten Gründen. Wir transportierten alle Bambuselemente an den Bauplatz und begannen die einzelnen Elemente auf den Reifensäulen zusammenzustellen. Leider musste Michi schnell feststellen das der extra dafür engagierte „Meister des Zementes“ keine gute Arbeit geleistet hat. Deshalb war der Aufbau sehr «flexibel» und wir benötigten mehr Abstützungen. Wichtig war, dass die einzelnen Bambussäulen senkrecht standen was natürlich immer wieder kontrolliert werden musste. Das war gar nicht so einfach. Das Bauen mit Bambus ist was ganz anderes als das Bauen mit Holz. Holz kann man immer genau quadratisch zuschneiden, aber Bambus ist rund und immer konisch zulaufend. Holz ist ein gefüllter Block, Bambus ist hohl was einem das Bauen schon etwas erschwert. Eine Bambussäule vertikal zu stellen ist daher entsprechend schwieriger. Unsere Mitarbeiter hatten ihre liebe Mühe damit, denn sie schauten wie beim Holz nur auf eine Seite. Wenn man aber eine Säule aus vier Bambusstangen hat stimmt das einfach nicht.

Dennoch kamen wir gut voran und wir kamen unserem Ziel der ersten Woche sehr nahe. Wir wollten binnen der ersten Aufbauwoche das Dach aufsetzen. Doch dann wurde daraus leider nichts weil wir am Donnerstag einen Regentag einzogen. Deshalb konnten wir am Freitag nur das halbe Dach aufsetzen.

In der zweiten Woche kamen wir besser voran da wir bereits am Montag alles Bedachen konnten und nun so im Trockenen gearbeitet wurde (wenn es denn nochmals geregnet hätte), nun war das Dach halt ein Sonnenschutz. Am Ende der zweiten Woche hatten wir alle Verstrebungen eingebaut und die Füsse der Säulen waren mit Zement gefüllt.

Nächste Woche werden wir erneut viel Material auf die Insel bringen müssen, so dass wir den Boden und die Wände montieren können. Beim Tragen wird es Michi nicht brauchen und so kann er sich schon einmal seiner Idee von der Treppe widmen. Eins ist sicher auch das wird eine Überraschung sein für alle. Unser Modellhaus kommt voran. Leider verstehen viele Leute nicht, dass wir auf so viel Holz wie möglich verzichten möchten. Auch bei diesem Bau versuchen wir aus Vorbild- bzw. Modellgründen ohne Holz auszukommen. Aber ganz und gar ohne kommen wir leider doch nicht aus, weshalb wir um auf dem Gerüst sicher stehen zu können alte Bretter wieder verwenden. Hätten wir mehr Geld und Zeit könnte man dafür natürlich wieder verwendbare Bambusbretter herstellen. Warum wir so sehr darauf bedacht sind möglichst ohne Holz auszukommen hat einen sehr guten Grund: Fällt man in Europa Bäume müssen neue gepflanzt werden, hier in Ecuador geschieht das leider nicht und so wird einfach Holz aus dem Regenwald geholt und der wir ja bekannter Weise sehr rasant immer kleiner. Für ein Haus werden durchschnittlich fünf Bäume gefällt. In Europa gibt es nicht viele Alternativen für Holz bei uns in Form von Bambus aber schon und der wächst so schnell nach, dass man ihn durchschnittlich alle vier Jahre ernten kann. Die Leute müssen einfach wieder lernen bzw. sich daran gewöhnen wieder mit der alten Kulturpflanze Bambus zu bauen. Unser Bau hat viele Personen neugierig gemacht und so haben wir sehr viele Besucher auf der Baustelle. Das Ganze ermöglichen uns Christine von Steiger aus finanzieller Sicht und Claus Vogel mit seinem Wissen den wir immer wieder um Rat fragen.

Beladen des Camions

Letzte Woche durften wir die erste grössere Menge Stangen für ein Bauprojekt von Claus in der Nähe von Puyo liefern. Dabei hatten wir uns alle etwas verschätzt. Wir dachten wir könnten insgesamt 150 Guaduas („normaler“ Bambus), 150 Bambú gigante (Riesenbambus) und 200 m2 Esterillas (Bambusmatten)  aufs Mal liefern. Jetzt wissen wir es besser, es hatte nicht alles Material Platz im Camion.

Wir werden nochmals eine Lieferung der fehlenden 110 Guaduas nachsenden müssen. Einmal mehr bezahlen wir teures Lehrgeld. Was wir aber jetzt wissen ist, dass sich die ganze Mühe und Rumrennerei von Joëlle der letzten Monate gelohnt haben. Wir konnten problemlos die elektronische Rechnung ausstellen und auch die zwingend nötigen Transportpapiere waren Online innerhalb einiger weniger Minuten fertig gestellt.

Tatsächlich scheint das Interesse an Bambus zu zunehmen. Wir haben vermehrt Anfragen von potentiellen Käufern. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass wir immer bekannter werden. Sogar die Busfahrer reden mittlerweile von der Bambusanlage am Puerto Barantilla. Auch bekommen wir jetzt regelmässig Angebote von Leuten die uns ihren Bambus verkaufen wollen. Den Bambus den wir letzte Woche eingekauft haben kam aus Puca Chicta, was per Camion eine Fahrt von guten zwei Stunden ist. Da wir auf Platz geliefert $ 3 pro Stange bezahlen scheint es sich für den Verkäufer gelohnt zu haben. Nur die lokale Bevölkerung auf der Insel Anaconda ist der Meinung wir müssten mehr bezahlen, was wir nicht können und auch nicht wollen.

Gaby und Thorsten von AmaSelva waren zu Besuch. Für die Waldhüter von Selva Viva haben sie neue Handys mitgebracht. Leider waren die alten Handys bereits seit einiger Zeit nicht mehr funktionsfähig und so haben wir den Verein um Unterstützung gebeten. Die Waldhüter haben sich sehr gefreut, da sie jetzt wieder die für ihre Arbeit wichtigen Fotos mit Koordinaten schiessen können. Wir haben den Besuch unserer beiden Freunde sehr genossen da es mal wieder Abwechslung in unseren Alltag brachte. Sie haben uns sehr viel geholfen in dem sie häufig am Mittag für alle kochten und sich auch sonst im Haushalt nützlich machten.

Saquiri erhält von Thorsten sein neues Handy

Vor ein paar Wochen hat uns Francisco, der Besitzer der Anaconda Lodge, auf eine neue Mine aufmerksam gemacht. Seit ca. September 2022 wird beim Zusammenfluss von Rio Napo und Rio Arajuno Tag und Nacht gebaggert.

Offizieller Weise scheint dies der Entnahme von Material für den Strassenunterhalt zwischen Ahuano und Misahuallí zu dienen, das ist zumindest was die Gemeinderegierung von Ahuano sagt. Doch wer schon ein Weilchen in Ecuador lebt weiss, dass sicherlich niemand der für den Strassenunterhalt arbeitet jemals in der Nacht arbeiten würde… Das legt die Vermutung nahe, dass es sich um die Vorbereitung für eine Grossmine zum Goldwaschen handelt. Wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, wird das zur Umweltkatastrophe direkt vor unserer Haustüre derer Selva Vivas.

Francisco hat sich in den letzten Monaten extrem eingesetzt und wurde sogar einmal mit einer Waffe bedroht. Wir haben ihn unterstützt in dem wir ihm halfen unsere Kontakte zu Journalisten herzustellen und bei einem Anlass für einen Fernsehsender aus Quito hat Michi mit der Drohne Aufnahmen gemacht die wir dann dem Sender zur Verfügung stellten.

Video: Teleamazonas
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Erfahrungsbericht von Bernd Villwock

Der erste Monat als Volontär auf der Finca Don Sigifredo (FS) hat mir – neben durchaus anstrengender und Schweißtreibender Arbeit – eine Menge toller Erlebnisse und Begegnungen gebracht. Hinzu kamen erste Einblicke in das Projekt und die Prozesse der Farm, die ich dem angenehmen und intensiven Austausch mit Michi und Joëlle verdanke!
Daher versuche ich mich hier an einem Monatsbericht, der sich an den „Teilprojekten“ der Farm orientiert, die ich bereits aus praktischer Arbeit kennengelernt habe.

Ganaderia – Rinderhaltung

Idylle auf der Kuhweide

Die vergangenen Wochen zeigten Licht und Schatten dieses Bereichs, in dem ja schon vor längerer Zeit von Milch- auf Fleischproduktion und Zucht umgestellt wurde: Erfreulich war zunächst einmal der Verkauf von 2 Kühen an die Holländischen Nachbarn – offensichtlich hatte diese die Qualität der beiden hornlosen Zuchtrinder überzeugt! Hinzu kam der Verkauf von 6 Fleischrindern an einen auf Qualität setzenden Kooperationspartner aus Tena. Bei der Verladung der ersten 3 Kühe bewies Michi seine tierfreundliche Grundhaltung: durch die extra hierfür gezimmerte „Verlade-Brücke“ und ein wenig Geduld gelang der für die Kühe schmerzlose und weitgehend stressfreie Gang auf den Transporter.
Als sehr aufwendig aber erweist sich immer wieder die Pflege der Urwaldweiden: Einige Stunden pro Woche müssen die verschiedene Pastos von nachgewachsenen Büschen, Bäumen und zu harten Gräsern gesäubert werden. Auch die erschwerten Bedingungen der Wundpflege wurden deutlich: neue Verletzungen – wie die von Kälbchen Urpi – müssen schnell behandelt und aufmerksam nachversorgt werden, damit sich keine gefährlichen Fliegenlarven einnisten können! Erstaunlich empfand ich dabei die Cowboy-Qualitäten von César, der vor seiner Anstellung auf der FS keinen Umgang mit Rindern hatte: Er schwingt das Lasso und bringt Rinder an ihren Hinterläufen zu Fall, als hätte er sein Leben lang nichts Anderes gemacht!

Die kleine Urpi mit ihrer Mama

Last but not least machen sich die Rinder immer wieder einmal selbständig, treten Zäune nieder und verlassen auch ab und zu den Bereich der Finca – was für den armen Michi erst kürzlich wieder zu ungeplanten, stundenlangen Suchaktionen führte. Und natürlich müssen die kaputten Zäune auch wieder repariert werden! Jeden Morgen wird deshalb die aktuelle Weide aufgesucht, um die Kühe zu zählen und mögliche Verletzungen zu sichten. Dies mag zwar durchaus für den Volontär zu angenehmen Erkundungsgängen des Terrains und schönen Naturerlebnissen führen – unter dem Aspekt des Arbeitsaufwandes jedoch schlägt dies erheblich negativ zu Buche!

Begegnung

Bambus als Baumaterial

Im diesem jüngsten Geschäftsbereich der FS liegen Vision und Wirklichkeit an manchen Stellen sehr dicht, an anderen noch ziemlich weit auseinander: Es gibt durchaus schon Aufträge, jüngst erst der für 200 m² Tablas, das sind zu Wand- oder Bodenteilen verarbeitete Bambusrohre. Die zweite Hälfte haben wir mit mit 9 Personen und sehr viel Schweiß binnen einer Woche abgearbeitet. Dies begann mit der Ernte unter allerhand Gefahren (Lanzenotter,  Skorpion, Wespenangriffe, …) und der abenteuerlichen Verschiffung mit selbst gebauten Bambusflössen (inkl. einer Kenterung mit unbeschadetem Ausgang aber ärgerlichem Materialverlust). Mit ausgefeilter Technik wurden die zugeschnittenen Rohre dann geöffnet, gesäubert und in die Immunisierungsanlage gegeben.

Herstellung von Tablas


Wie ja schon mehrfach berichtet, entsteht außerdem auf der Insel das erste „Musterhaus“, bei dem erstmals Bambus zum Einsatz kommt, der mit dem verbesserten Prozess haltbar gemacht wurde (inzwischen sind die 12 tragenden Pfeiler fertig gebaut und warten auf den nächsten Arbeitsschritt). Hier wird der Beweis erbracht, dass der schnell nachwachsende und viel CO2 bindende Bambus das Abholzen von Regenwald im Hausbau komplett überflüssig machen kann.
Schwierigkeiten macht jedoch weiterhin die Beschaffung des Rohmaterials: Für größere Aufträge ist derzeit das lokale Angebot noch zu klein bzw. es mangelt an der benötigten Qualität. Auch können pro Monat nur eine begrenzte Zahl abgenommen werden, da die Stangen vor der Immunisierung nicht zu trocken werden dürfen. Damit das Bambus-Geschäft zu einer wirtschaftlich tragende Säule der FS wird, braucht es also noch Geduld und Anstrengungen für die Entwicklung des lokalen Angebots.

Kurze Pause

Nicht ohne Interessenkonflikte erweist sich im Bambus-Bereich auch die Rolle von FS als bedeutendem lokalen Arbeitgeber: Begehrt und rar ist Arbeit zu fairen Bedingungen, auch über die Insel hinaus. Michi, César und auch diejenigen, die zum aktuellen Arbeiter-Pool gehören, werden von Freunden und Verwandten gedrängt, ein gutes Wort für sie einzulegen. Aber Michi muss ja letztlich Qualität liefern, für die es Vertrauen, Kompetenzerwerb und Kontinuität braucht – jeder Wechsel birgt Risiken. Hinzu kommt das Ziel, junge Menschen von der Insel gezielt zu fördern, um deren Zukunftschancen zu stärken. Diese Ziele unter einen Hut zu bringen, stellt Michi und Joëlle immer wieder vor Herausforderungen!

Agroforstwirtschaft und Wiederbewaldung

In der Kakao-Plantage, in der in wenigen Wochen geerntet werden kann, faszinierten mich die jüngsten Versuche der experimentierfreudigen FS-Leitung: Vanille-Ranken schlängeln sich an der Oberseite einiger Kakaopflanzen zum Licht – ob dies die Entwicklung der Kakaoblüten behindert, die ja direkt am Stamm ansetzen? In einem anderen Teil des Feldes stehen Kakao und Urwaldbäumchen im Wechsel, gleichfalls ein spannender neuer Ansatz.

Ahuanos nach dem Eintopfen


Highlight aus Perspektive des Volontärs jedoch war das Einpflanzen von Ahuano- (=Mahagoni-)Setzlingen in kleine „Töpfe“ aus Bambus-Schnittresten: Die von Michi höchst erfolgreich gezogenen Samen (40 von 40 waren aufgegangen!!) lassen den Traum von 40 stolzen Urwaldriesen träumen. Dies wird zwar noch viele Jahre dauern, und ist gerade deshalb so richtungsweisend: Bäume und eine lebenswerte Welt für nachfolgende Generationen – dies ist eines der zentralen Ziele von FS und Selva Viva!

Ahuanos nach einem Monat

Zum Schluss noch ein anderes Thema der letzten Wochen, das uns nicht wenig in Atem gehalten hat: „Wachwechsel“ bei den Hunden: Bombi und Sinchi sind nun an manchen Tagen sichtlich müde und unbeweglich – gerade schaffen sie es dann noch, bei Besuchen aufzustehen und mitzubellen. Zunehmend wird vor allem Sinchi auch senil und altersstarrsinnig: manchmal trabt er zügig los und weiß offenbar nach einigen Schritten gar nicht mehr, warum! Auch den Befehl beim Haus zu bleiben, vergisst er dann manchmal gleich wieder und trabt dann doch den Kollegen hinterher… Die beiden jungen Hunde jedoch sind noch nicht so ganz für ihre zukünftige Aufgabe bereit: Die 2-jährige kleine Yuma begibt sich immer wieder einmal auf mehrstündige (Jagd-?)Ausflüge – 2 mal war sie sogar über Nacht weg. Der 8 Monate alte Hector ist zwar schon ausreichend energisch und furchteinflößend, aber seine Verspieltheit bringt ihn manchmal noch auf Abwege: Er verstrickt sich dann in Spielereien mit Yuma, anstatt auf das Haus aufzupassen. Ob es auch seine aufdringlichen Aufforderungen zum Spiel sind, die Yuma letztlich vom Haus wegtreiben, oder ob er sich umgekehrt von Yuma zu ausgedehnten Ausflügen verführen lässt – für die Erfüllung seiner Aufgabe als Wachhund steht Hector dann jedenfalls nicht zu Verfügung! 🙂

Erschöpfte Ausreißerin

Für immer fehlen wird der FS die halbwilde Katze Fantasma. In den letzten Tagen war ihre Kopfwunde wieder aufgegangen und immer größer geworden. Als sie den zweiten Tag morgens nicht mehr nach ihrem Futter rief, wurde es Zeit zu handeln. Joëlle übernahm die traurige Aufgabe, sie zum Einschläfern nach Tena zu bringen. Jetzt ruht sie an einem schönen Ort auf dem Gelände der Finca unter einem neu gepflanzten Bäumchen.

Mehrere Verluste gab es auch bei den Meerschweinchen. Wieder einmal hatten sie einen Weg gefunden, ihr eingezäuntes Terrain zu verlassen. An aufeinander folgenden Tagen fanden wir jeweils ein totes Tier am gleichen Platz außerhalb des Zauns. Inzwischen ist nur noch ein einziges Tier übrig. Ob es wirklich eine Schlange war, wie wir aufgrund der fehlenden Wunden und des aufgeblähten Bauches vermuten, wird sich nicht abschließend klären lassen.

Sehr aktiv waren in diesen 4 Januar-Wochen auch wieder die Termiten. Gleich viermal tauchten sie in langen Kolonnen und mit ihren typischen Gängen auf, einmal am Geräteschuppen und dreimal am kleinen Schulhäuschen. Dort nutzen sie zum Eindringen das an verschiedenen Stellen brüchig gewordene Zementfundament, was die Bekämpfung schwieriger macht.

Müde aber Glücklich!
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Weihnachten an Neujahr

Wir hoffen, dass ihr alle gut ins neue Jahr gestartet seid. Für uns war der erste Tag im 2023 so etwas wie verspätete oder auch zwölf Monate zu frühe Weihnachten. Tina und Thomas, Michis Bruder und seine Partnerin, kamen uns besuchen. Sie sind am ersten Januar angekommen und haben natürlich viele Geschenke und super Leckereien aus der Schweiz mitgebracht. Wir möchten uns bei allen recht herzlich bedanken für die vielen schönen Überraschungen. So ins neue Jahr zu starten war extrem schön. Am gleichen Tag kam auch Bernd zu uns. Er ist unser Volontär für die nächsten drei Monate. Bernd war vor ca. fünf Jahren schon einmal hier, aber damals als Volontär für die Schule. Jetzt hilft er bei uns mit und entlastet uns bei der Arbeit. Der arme hatte einen wirklich schwierigen Einstieg. Er hatte eine Woche Zeit alles zu lernen, was das Haus und die Haustiere betrifft, bevor wir ihn sechs Tage allein liessen. Wir nutzten die Gelegenheit und sind mit Tina und Thomas kurzerhand in den Urlaub gefahren.

Unterwegs nach Vilcabamba

Das war unser erster gemeinsamer Urlaub seit über 2,5 Jahren. Bernd kannte das Haus und die Region von früher schon und darum war er auch damit einverstanden. César war ja tagsüber für Hof und Tiere da. Wir fuhren mit unserem Auto nach Vilcabamba ins Hotel Izhcayluma um unsere Freunde zu besuchen. Das liegt gerade mal 650 km südlich von unserer Finca. In der Schweiz wäre das eine 6-Stunden Fahrt hier sind es 11 Stunden wenn man entlang des Amazonasbeckens fährt oder 14 Stunden über die Anden. Es war eine sehr schöne Zeit und wir konnten uns mal etwas erholen. Klar sind sechs Tage kurz ja eher sogar zu kurz, aber wir nehmen was wir bekommen. Tina und Thomas sind dann weiter nach Cuenca und danach nach Galapagos gereist. Wir werden sie vor ihrem Rückflug nochmals in Quito treffen.

Unsere Rückfahrt führte uns über die Anden in zwei Tagen zurück nach Hause. Unterwegs haben wir sehr viele Eindrücke gesammelt. Nun wissen wir auch wieder warum wir im Regenwald leben. Bei uns ist es einfach wärmer und viel, viel grüner. OK, es gibt in den Anden keine stechenden Insekten aber man kann ja leider nicht alles haben. Bernd war schon etwas erleichtert als wir wieder zurück waren. Er hat es super gemacht und alle Tiere sind wohl auf.

In der Zwischenzeit ist die Arbeit aber nicht stehen geblieben. Für das Bambushaus auf der Insel hatten wir begonnen die Fundamente zu giessen. Wie bereits erwähnt wird das Haus auf Stelzen gebaut zum Schutz bei Hochwasser. Michael will mit diesem Modellhaus aufzeigen, dass man beim Bauen komplett auf Holz verzichten kann. Darum machen wir die Stelzen aus gebrauchten Autoreifen und verzichten auch da auf Verschalungsbretter. Mit Zement gefüllte und in den Boden eingelassene LKW-Reifen dienen als Fundamente.

LKW-Reifen im Boden eingelassen
Mit Zement gefüllte Reifen

Um zwölf solche Pfeiler mit Zement zu füllen braucht es eine beachtliche Menge Sand und Steine, was alles  zum Bauplatz auf die Insel getragen werden muss. Da haben wir uns betreffend des Aufwands ordentlich verschätzt und es hat zwei volle Arbeitstage länger gedauert als dies vorgesehen war. Jetzt müssen wir schauen wo wir das wieder einsparen können. Michael kann vieles, aber mit Zement da kennt er sich überhaupt nicht aus. Und da er das weiss hat er darum von Anfang an einen Spezialisten angestellt. César hatte den Auftrag die Zementierungsarbeiten während unserer Abwesenheit zu überwachen. Jetzt muss das Ganze erst richtig aushärten und dann können wir darauf aufbauen.

Transport über den Arajuno im Kanu

Fair Trade ist uns persönlich sehr wichtig und gerade deshalb wollen auch wir niemanden ausnutzen. In der ersten Januarwoche hat uns Leo, ein Bekannter von uns, eine grosse Menge Bambus Gigante angeboten da er in einer finanziellen Notlage war und dringend Geld benötigte. Wir hatten bei ihm schon mal Bambus gekauft und in einem vorgängigen Beitrag auch darüber geschrieben. Damals hatten wir uns auf einen Preis pro Meter geeinigt. Doch wegen seines Notfalls wollte er uns gleich eine ganze Matte (bzw. Strauch) Bambus verkaufen. Ihm war egal wann wir die Stangen ernten würden aber er brauchte das Geld jetzt sofort. Michael kannte bereits die Dimensionen der Matten und hatte aufgrund dessen ein sehr konkretes finanzielles Limit vor Augen. Wir dachten, wenn wir eine durchschnittliche Matte für $1’000 kaufen könnten wäre das für uns ein gutes Geschäft. Er bot uns aber eine grosse Matte an und gab uns noch den Rest von der bereits vorgängig teilweise abgeernteten dazu und das für $1’000. Nun muss man wissen, dass man in Ecuador immer handelt. Wenn man also $800 erzielen möchte beginnt man bei  $1’200, so bekommt man dann auch was man möchte. In diesen 1 ¼ Matten stehen ca. 350 gute Halme und bei $1’000 bezahlen wir nur $3 pro 18 Meter was die Hälfte unter dem Durchschnitt im Einkauf ist. Wir staunten also nicht schlecht über das Angebot. Und wie gesagt hätten wir den Preis noch drücken können, das wäre aber nicht mehr fair gewesen und deshalb haben wir ihm dann ohne zu Handeln die $1’000 bezahlt. Leo war überglücklich das wir ihm den Preis zahlten und er strahlte über das ganze Gesicht. Der Vertag wurde dann auch gleich mit einer Chicha de Chonta (vergorene Palmfrüchte) beschlossen. Dies ist unsere lieblings Chicha die es nur saisonal gibt. Nun haben wir Riesen Bambus auf Vorrat eingekauft und hoffen nun auf grosse Aufträge, nicht dass wir dann noch darauf sitzen bleiben.

Das ist die gekaufte Matte

Mit den Aufträgen ist es leider so eine Sache. Wir hatten einen riesen Auftrag der über 10`000 Stangen betrug und dafür wurde auch bereits eine Anzahlung gemacht. Dieser Auftrag war auch der Grund weshalb wir unsere ganze Anlage so gross gebaut haben. Über Weihnachten wurden wir informiert, dass das Bauprojekt geplatzt ist. Das war für uns ein grosser Schock, den wir erst mal verdauen mussten. Uns war natürlich bewusst, dass wir mit dem Bau hoch gepokert hatten. Aber mit dem riesen Auftrag hätten wir unsere Investitionen wieder draussen gehabt. Einmal mehr haben wir wieder dazu gelernt und müssen schauen wie wir das mit der Vorauszahlung regeln. Unglücklicherweise haben wir es im Vertrag als Kredit für den Bau bezeichnet mit einer Rückzahlung in Form von Bambus. Der wird ja aber jetzt nicht mehr benötigt. Mal abwarten was die Vertragspartner meinen und bis wann sie das Geld zurückhaben wollen. Im Moment arbeiten wir an einem kleineren Auftrag für ein Hotel in der Nähe von Puyo. Benötigt werden 150 Stangen Bambus Gigante den haben wir bereits und 150 Stangen Guadua die sind gerade noch am trocknen. Hinzu kommen 200 m2 geöffneter Bambus (esterillas oder caña picada) oder auch Bambusbretter genannt. Wir werden nächste Woche die noch fehlenden 100 m2 produzieren.

Im Moment ist Blütezeit des Kakaos. Unsere Bäume tragen sehr viele Blühten da wir rechtzeitig mit dem Baumschnitt fertig waren. Nun hoffen wir auf eine grosse Ernte, welche wir in ca. drei Wochen beginnen werden können.