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Familienzuwachs

Michi ist wieder zurück aus den Ferien und voller Tatendrang. Er konnte sich gut erholen und seine Batterien wieder aufladen. In seiner Abwesenheit sind die Jungpflanzen gut gewachsen und sind nun pflanzfertig, es sind über 70 Bäume von neun verschiedenen Arten. Seit einem Jahr bereiten wir eine ehemalige Kuhweide für die Wiederbewaldung vor. Sie verbuschte sehr schnell und wir waren erstaunt, was in einem Jahr alles wieder gewachsen ist. Entlang des Baches haben wir den grossen Bambus zur Ufer- und Hangsicherung gepflanzt. In etwa acht Jahren werden wir ihn selbst ernten und nutzen können. Oberhalb dieser Weidefläche haben wir bis zum Waldrand Bäume gepflanzt. So haben wir gut einen Hektar umgenutzt.

Die Aufforstung ist eine körperlich sehr anstrengende Arbeit. Zuerst müssen Schneisen durch die Buschlandschaft geschlagen werden. Dabei ist es sehr wichtig, die Pflanzen zu kennen, damit keine wertvollen Jungbäume gefällt werden. Anschliessend werden in dieser Schneise die Löcher für die Pflänzchen gegraben und zum Schluss werden noch die Jungbäume herangetragen. Leider ist es nicht möglich, sie mit einer Schubkarre zu transportieren, da das Gelände einerseits zu steil und andererseits stellenweise zu sumpfig ist. Zu viert waren wir eine Woche lang beschäftigt und hoffen nun, dass die Pflänzchen gut anwachsen. Zu guter Letzt haben César und Michi diese Woche noch die GPS-Koordinaten aufgenommen. Mit Freude haben wir festgestellt, dass bisher alle gut anwachsen sind. Sogar diejenigen, die alle Blätter an die Insekten verloren haben, treiben bereits wieder aus.

Video zur Aufforstung
Musik von Ronald Kah, Web: https://ronaldkah.de

Als Michael und César diese Woche in der Bambushalle arbeiteten, waren vor der Tür einige Autos beim Umladen. Da dies nichts Besonderes ist, haben wir dem Treiben keine grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Aber als plötzlich ein kleiner Hund bei uns auftauchte, der vom Nachbarshund verfolgt wurde, fragten wir uns, wem er wohl gehören könnte. César kennt ihn nicht, obwohl er wahrscheinlich 90% aller Hunde auf der Insel Anaconda kennt. Als der Nachbarshund nicht aufhörte zu bellen, ging Michael nachsehen, was los war. Der Junghund sass neben einem zerrissenen Sack und wurde lautstark weggebellt, worauf Michi sich des Fremden annahm. Michi konnte schnell das Eis brechen. Er konnte die Kleine sogar untersuchen und so stellte er fest, dass sie ein Mädchen ist. Wir vermuten, dass sie im Sack transportiert wurde und von einem Auto gefallen ist, da sie Schürfwunden an den Vorderbeinen hat und immer hinter dem Sack herlief. Joëlle war auch gerade da und wir fragten bei den Nachbarn und auf der Strasse nach, aber niemandem gehörte die Hündin. Ohne viel darüber zu reden, war es klar, dass wir sie für den Moment zu uns nach Hause nehmen würden. Wir lockten sie Richtung Haus wo sich natürlich unsere anderen Hunde befanden. Die Zusammenführung von Hunden ist nicht immer so einfach wie das bei uns der Fall war. Sinchi, der Chef beschnupperte sie und dann war gut. Bombi war etwas genervt von einem weiteren so kleinen aktiven Hund und liess sie links liegen. Hector hat sich sehr über die neue Spielkameradin gefreut. Nur Yuma ist etwas Zickig und zeigt ihr immer wieder, wo ihr Platz ist. Nach nur zwei Tagen macht die Kleine mit, als wäre sie schon immer dabei gewesen. Wir haben sie entfloht und entwurmt weil sie ein richtiges Flohtaxi war, deshalb heisst sie jetzt Floh.

Die Frage bleibt, wer kennt Floh oder ihren Besitzer? Floh ist weiblich, unkastriert und etwa 10 Monate alt. Wenn sich bis nächste Woche niemand bei uns meldet, werden wir sie kastrieren lassen und behalten. Wer weiss, vielleicht meldet sich der Besitzer noch. Bis dahin haben wir jetzt halt ein halbes Tierheim.

…und hungrig

Joëlle hat einen Auftrag für Bambus an Land gezogen. Er ist nicht so gross aber wir erhoffen uns Folgeaufträge. Da ein Mitbewerber schlechtes Material geliefert hatte, sind wir eingesprungen und durften nachliefern. Der Architekt hat uns besucht und unsere Anlage besichtigt. Er möchte nun bei den nächsten Bauprojekten mit uns zusammenarbeiten. Da er für gewisse Bauten besondere Anforderungen hat, haben wir uns für die Investition in zwei neue Maschinen entschieden. Das sind Maschinen, die es so nicht gibt und die man nicht einfach so kaufen kann. Michi hatte eine klare Vorstellung von einer Tischsäge mit zwei Sägeblättern mit der man Latten von 2, 4 oder 6 cm Breite direkt aus den Bambusstangen rausschneidet. Die zweite Maschine ist eine Anlage zur Herstellung von Bambusdübeln. In ganz Ecuador gibt es nur eine solche Maschine, die aus China importiert wurde. Wir haben einen Maschinenbauer gefunden der uns das genau so baute wie Michi es sich wünschte.

Neue Tischsäge nach Mass

Bei der Vorführung der Tischsäge in Tena schnitt sie alles super, aber zurück in der Werkstatt kam das alte leidige Thema wieder auf: die Stromspannung. Wir dachten, wir hätten das vor einem Jahr gelöst. Jetzt sind wir wieder an dem Punkt angelangt, an dem Joëlle sich mit der Stromgesellschaft herumschlagen muss, damit sie die Spannung bei uns hochschrauben. Die Bambusanlage hat einen eigenen Stromzähler, für den wir einen höheren Tarif bezahlen als für das Wohnhaus. Es ist ein Industriezähler und deshalb sollten wir auch eine höhere Spannung haben. Mal sehen, wie lange das dauert, oder ob wir uns ein eigenes Stromregelgerät anschaffen müssen um vernünftig arbeiten zu können.

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Schaffe, schaffe, Häusle baue

Wer Joëlle etwas besser kennt wird wissen, dass Kochen nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört. Dennoch musste sie die letzten Tage jeweils das Mittagessen für bis zu 17 Personen zubereiten. Dies war nötig, weil wir im Moment gerade an zwei verschiedenen Projekten gleichzeitig arbeiten. Zum einen ist da bekannter Weise der Bau des Modellhauses auf der Insel und zum anderen haben wir erneut 300 Stangen Bambus eingekauft. Die Stangen mussten wie jedes Mal zuerst gewaschen und dann gelocht werden, bevor wir sie ins Immunisierungsbecken geben können. Dies hat dazu geführt, dass für den Hausbau insgesamt 5 Personen plus Michi arbeiteten und für die angelieferten Stangen hatten wir 9 Personen plus Bernd unseren Volontär im Einsatz.

grosser Mittagstisch

Es geht endlich los mit dem Aufbau des Hauses. Wir hatten immer wieder Verzögerungen aus unterschiedlichsten Gründen. Wir transportierten alle Bambuselemente an den Bauplatz und begannen die einzelnen Elemente auf den Reifensäulen zusammenzustellen. Leider musste Michi schnell feststellen das der extra dafür engagierte „Meister des Zementes“ keine gute Arbeit geleistet hat. Deshalb war der Aufbau sehr «flexibel» und wir benötigten mehr Abstützungen. Wichtig war, dass die einzelnen Bambussäulen senkrecht standen was natürlich immer wieder kontrolliert werden musste. Das war gar nicht so einfach. Das Bauen mit Bambus ist was ganz anderes als das Bauen mit Holz. Holz kann man immer genau quadratisch zuschneiden, aber Bambus ist rund und immer konisch zulaufend. Holz ist ein gefüllter Block, Bambus ist hohl was einem das Bauen schon etwas erschwert. Eine Bambussäule vertikal zu stellen ist daher entsprechend schwieriger. Unsere Mitarbeiter hatten ihre liebe Mühe damit, denn sie schauten wie beim Holz nur auf eine Seite. Wenn man aber eine Säule aus vier Bambusstangen hat stimmt das einfach nicht.

Dennoch kamen wir gut voran und wir kamen unserem Ziel der ersten Woche sehr nahe. Wir wollten binnen der ersten Aufbauwoche das Dach aufsetzen. Doch dann wurde daraus leider nichts weil wir am Donnerstag einen Regentag einzogen. Deshalb konnten wir am Freitag nur das halbe Dach aufsetzen.

In der zweiten Woche kamen wir besser voran da wir bereits am Montag alles Bedachen konnten und nun so im Trockenen gearbeitet wurde (wenn es denn nochmals geregnet hätte), nun war das Dach halt ein Sonnenschutz. Am Ende der zweiten Woche hatten wir alle Verstrebungen eingebaut und die Füsse der Säulen waren mit Zement gefüllt.

Nächste Woche werden wir erneut viel Material auf die Insel bringen müssen, so dass wir den Boden und die Wände montieren können. Beim Tragen wird es Michi nicht brauchen und so kann er sich schon einmal seiner Idee von der Treppe widmen. Eins ist sicher auch das wird eine Überraschung sein für alle. Unser Modellhaus kommt voran. Leider verstehen viele Leute nicht, dass wir auf so viel Holz wie möglich verzichten möchten. Auch bei diesem Bau versuchen wir aus Vorbild- bzw. Modellgründen ohne Holz auszukommen. Aber ganz und gar ohne kommen wir leider doch nicht aus, weshalb wir um auf dem Gerüst sicher stehen zu können alte Bretter wieder verwenden. Hätten wir mehr Geld und Zeit könnte man dafür natürlich wieder verwendbare Bambusbretter herstellen. Warum wir so sehr darauf bedacht sind möglichst ohne Holz auszukommen hat einen sehr guten Grund: Fällt man in Europa Bäume müssen neue gepflanzt werden, hier in Ecuador geschieht das leider nicht und so wird einfach Holz aus dem Regenwald geholt und der wir ja bekannter Weise sehr rasant immer kleiner. Für ein Haus werden durchschnittlich fünf Bäume gefällt. In Europa gibt es nicht viele Alternativen für Holz bei uns in Form von Bambus aber schon und der wächst so schnell nach, dass man ihn durchschnittlich alle vier Jahre ernten kann. Die Leute müssen einfach wieder lernen bzw. sich daran gewöhnen wieder mit der alten Kulturpflanze Bambus zu bauen. Unser Bau hat viele Personen neugierig gemacht und so haben wir sehr viele Besucher auf der Baustelle. Das Ganze ermöglichen uns Christine von Steiger aus finanzieller Sicht und Claus Vogel mit seinem Wissen den wir immer wieder um Rat fragen.

Beladen des Camions

Letzte Woche durften wir die erste grössere Menge Stangen für ein Bauprojekt von Claus in der Nähe von Puyo liefern. Dabei hatten wir uns alle etwas verschätzt. Wir dachten wir könnten insgesamt 150 Guaduas („normaler“ Bambus), 150 Bambú gigante (Riesenbambus) und 200 m2 Esterillas (Bambusmatten)  aufs Mal liefern. Jetzt wissen wir es besser, es hatte nicht alles Material Platz im Camion.

Wir werden nochmals eine Lieferung der fehlenden 110 Guaduas nachsenden müssen. Einmal mehr bezahlen wir teures Lehrgeld. Was wir aber jetzt wissen ist, dass sich die ganze Mühe und Rumrennerei von Joëlle der letzten Monate gelohnt haben. Wir konnten problemlos die elektronische Rechnung ausstellen und auch die zwingend nötigen Transportpapiere waren Online innerhalb einiger weniger Minuten fertig gestellt.

Tatsächlich scheint das Interesse an Bambus zu zunehmen. Wir haben vermehrt Anfragen von potentiellen Käufern. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass wir immer bekannter werden. Sogar die Busfahrer reden mittlerweile von der Bambusanlage am Puerto Barantilla. Auch bekommen wir jetzt regelmässig Angebote von Leuten die uns ihren Bambus verkaufen wollen. Den Bambus den wir letzte Woche eingekauft haben kam aus Puca Chicta, was per Camion eine Fahrt von guten zwei Stunden ist. Da wir auf Platz geliefert $ 3 pro Stange bezahlen scheint es sich für den Verkäufer gelohnt zu haben. Nur die lokale Bevölkerung auf der Insel Anaconda ist der Meinung wir müssten mehr bezahlen, was wir nicht können und auch nicht wollen.

Gaby und Thorsten von AmaSelva waren zu Besuch. Für die Waldhüter von Selva Viva haben sie neue Handys mitgebracht. Leider waren die alten Handys bereits seit einiger Zeit nicht mehr funktionsfähig und so haben wir den Verein um Unterstützung gebeten. Die Waldhüter haben sich sehr gefreut, da sie jetzt wieder die für ihre Arbeit wichtigen Fotos mit Koordinaten schiessen können. Wir haben den Besuch unserer beiden Freunde sehr genossen da es mal wieder Abwechslung in unseren Alltag brachte. Sie haben uns sehr viel geholfen in dem sie häufig am Mittag für alle kochten und sich auch sonst im Haushalt nützlich machten.

Saquiri erhält von Thorsten sein neues Handy

Vor ein paar Wochen hat uns Francisco, der Besitzer der Anaconda Lodge, auf eine neue Mine aufmerksam gemacht. Seit ca. September 2022 wird beim Zusammenfluss von Rio Napo und Rio Arajuno Tag und Nacht gebaggert.

Offizieller Weise scheint dies der Entnahme von Material für den Strassenunterhalt zwischen Ahuano und Misahuallí zu dienen, das ist zumindest was die Gemeinderegierung von Ahuano sagt. Doch wer schon ein Weilchen in Ecuador lebt weiss, dass sicherlich niemand der für den Strassenunterhalt arbeitet jemals in der Nacht arbeiten würde… Das legt die Vermutung nahe, dass es sich um die Vorbereitung für eine Grossmine zum Goldwaschen handelt. Wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, wird das zur Umweltkatastrophe direkt vor unserer Haustüre derer Selva Vivas.

Francisco hat sich in den letzten Monaten extrem eingesetzt und wurde sogar einmal mit einer Waffe bedroht. Wir haben ihn unterstützt in dem wir ihm halfen unsere Kontakte zu Journalisten herzustellen und bei einem Anlass für einen Fernsehsender aus Quito hat Michi mit der Drohne Aufnahmen gemacht die wir dann dem Sender zur Verfügung stellten.

Video: Teleamazonas
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Erfahrungsbericht von Bernd Villwock

Der erste Monat als Volontär auf der Finca Don Sigifredo (FS) hat mir – neben durchaus anstrengender und Schweißtreibender Arbeit – eine Menge toller Erlebnisse und Begegnungen gebracht. Hinzu kamen erste Einblicke in das Projekt und die Prozesse der Farm, die ich dem angenehmen und intensiven Austausch mit Michi und Joëlle verdanke!
Daher versuche ich mich hier an einem Monatsbericht, der sich an den „Teilprojekten“ der Farm orientiert, die ich bereits aus praktischer Arbeit kennengelernt habe.

Ganaderia – Rinderhaltung

Idylle auf der Kuhweide

Die vergangenen Wochen zeigten Licht und Schatten dieses Bereichs, in dem ja schon vor längerer Zeit von Milch- auf Fleischproduktion und Zucht umgestellt wurde: Erfreulich war zunächst einmal der Verkauf von 2 Kühen an die Holländischen Nachbarn – offensichtlich hatte diese die Qualität der beiden hornlosen Zuchtrinder überzeugt! Hinzu kam der Verkauf von 6 Fleischrindern an einen auf Qualität setzenden Kooperationspartner aus Tena. Bei der Verladung der ersten 3 Kühe bewies Michi seine tierfreundliche Grundhaltung: durch die extra hierfür gezimmerte „Verlade-Brücke“ und ein wenig Geduld gelang der für die Kühe schmerzlose und weitgehend stressfreie Gang auf den Transporter.
Als sehr aufwendig aber erweist sich immer wieder die Pflege der Urwaldweiden: Einige Stunden pro Woche müssen die verschiedene Pastos von nachgewachsenen Büschen, Bäumen und zu harten Gräsern gesäubert werden. Auch die erschwerten Bedingungen der Wundpflege wurden deutlich: neue Verletzungen – wie die von Kälbchen Urpi – müssen schnell behandelt und aufmerksam nachversorgt werden, damit sich keine gefährlichen Fliegenlarven einnisten können! Erstaunlich empfand ich dabei die Cowboy-Qualitäten von César, der vor seiner Anstellung auf der FS keinen Umgang mit Rindern hatte: Er schwingt das Lasso und bringt Rinder an ihren Hinterläufen zu Fall, als hätte er sein Leben lang nichts Anderes gemacht!

Die kleine Urpi mit ihrer Mama

Last but not least machen sich die Rinder immer wieder einmal selbständig, treten Zäune nieder und verlassen auch ab und zu den Bereich der Finca – was für den armen Michi erst kürzlich wieder zu ungeplanten, stundenlangen Suchaktionen führte. Und natürlich müssen die kaputten Zäune auch wieder repariert werden! Jeden Morgen wird deshalb die aktuelle Weide aufgesucht, um die Kühe zu zählen und mögliche Verletzungen zu sichten. Dies mag zwar durchaus für den Volontär zu angenehmen Erkundungsgängen des Terrains und schönen Naturerlebnissen führen – unter dem Aspekt des Arbeitsaufwandes jedoch schlägt dies erheblich negativ zu Buche!

Begegnung

Bambus als Baumaterial

Im diesem jüngsten Geschäftsbereich der FS liegen Vision und Wirklichkeit an manchen Stellen sehr dicht, an anderen noch ziemlich weit auseinander: Es gibt durchaus schon Aufträge, jüngst erst der für 200 m² Tablas, das sind zu Wand- oder Bodenteilen verarbeitete Bambusrohre. Die zweite Hälfte haben wir mit mit 9 Personen und sehr viel Schweiß binnen einer Woche abgearbeitet. Dies begann mit der Ernte unter allerhand Gefahren (Lanzenotter,  Skorpion, Wespenangriffe, …) und der abenteuerlichen Verschiffung mit selbst gebauten Bambusflössen (inkl. einer Kenterung mit unbeschadetem Ausgang aber ärgerlichem Materialverlust). Mit ausgefeilter Technik wurden die zugeschnittenen Rohre dann geöffnet, gesäubert und in die Immunisierungsanlage gegeben.

Herstellung von Tablas


Wie ja schon mehrfach berichtet, entsteht außerdem auf der Insel das erste „Musterhaus“, bei dem erstmals Bambus zum Einsatz kommt, der mit dem verbesserten Prozess haltbar gemacht wurde (inzwischen sind die 12 tragenden Pfeiler fertig gebaut und warten auf den nächsten Arbeitsschritt). Hier wird der Beweis erbracht, dass der schnell nachwachsende und viel CO2 bindende Bambus das Abholzen von Regenwald im Hausbau komplett überflüssig machen kann.
Schwierigkeiten macht jedoch weiterhin die Beschaffung des Rohmaterials: Für größere Aufträge ist derzeit das lokale Angebot noch zu klein bzw. es mangelt an der benötigten Qualität. Auch können pro Monat nur eine begrenzte Zahl abgenommen werden, da die Stangen vor der Immunisierung nicht zu trocken werden dürfen. Damit das Bambus-Geschäft zu einer wirtschaftlich tragende Säule der FS wird, braucht es also noch Geduld und Anstrengungen für die Entwicklung des lokalen Angebots.

Kurze Pause

Nicht ohne Interessenkonflikte erweist sich im Bambus-Bereich auch die Rolle von FS als bedeutendem lokalen Arbeitgeber: Begehrt und rar ist Arbeit zu fairen Bedingungen, auch über die Insel hinaus. Michi, César und auch diejenigen, die zum aktuellen Arbeiter-Pool gehören, werden von Freunden und Verwandten gedrängt, ein gutes Wort für sie einzulegen. Aber Michi muss ja letztlich Qualität liefern, für die es Vertrauen, Kompetenzerwerb und Kontinuität braucht – jeder Wechsel birgt Risiken. Hinzu kommt das Ziel, junge Menschen von der Insel gezielt zu fördern, um deren Zukunftschancen zu stärken. Diese Ziele unter einen Hut zu bringen, stellt Michi und Joëlle immer wieder vor Herausforderungen!

Agroforstwirtschaft und Wiederbewaldung

In der Kakao-Plantage, in der in wenigen Wochen geerntet werden kann, faszinierten mich die jüngsten Versuche der experimentierfreudigen FS-Leitung: Vanille-Ranken schlängeln sich an der Oberseite einiger Kakaopflanzen zum Licht – ob dies die Entwicklung der Kakaoblüten behindert, die ja direkt am Stamm ansetzen? In einem anderen Teil des Feldes stehen Kakao und Urwaldbäumchen im Wechsel, gleichfalls ein spannender neuer Ansatz.

Ahuanos nach dem Eintopfen


Highlight aus Perspektive des Volontärs jedoch war das Einpflanzen von Ahuano- (=Mahagoni-)Setzlingen in kleine „Töpfe“ aus Bambus-Schnittresten: Die von Michi höchst erfolgreich gezogenen Samen (40 von 40 waren aufgegangen!!) lassen den Traum von 40 stolzen Urwaldriesen träumen. Dies wird zwar noch viele Jahre dauern, und ist gerade deshalb so richtungsweisend: Bäume und eine lebenswerte Welt für nachfolgende Generationen – dies ist eines der zentralen Ziele von FS und Selva Viva!

Ahuanos nach einem Monat

Zum Schluss noch ein anderes Thema der letzten Wochen, das uns nicht wenig in Atem gehalten hat: „Wachwechsel“ bei den Hunden: Bombi und Sinchi sind nun an manchen Tagen sichtlich müde und unbeweglich – gerade schaffen sie es dann noch, bei Besuchen aufzustehen und mitzubellen. Zunehmend wird vor allem Sinchi auch senil und altersstarrsinnig: manchmal trabt er zügig los und weiß offenbar nach einigen Schritten gar nicht mehr, warum! Auch den Befehl beim Haus zu bleiben, vergisst er dann manchmal gleich wieder und trabt dann doch den Kollegen hinterher… Die beiden jungen Hunde jedoch sind noch nicht so ganz für ihre zukünftige Aufgabe bereit: Die 2-jährige kleine Yuma begibt sich immer wieder einmal auf mehrstündige (Jagd-?)Ausflüge – 2 mal war sie sogar über Nacht weg. Der 8 Monate alte Hector ist zwar schon ausreichend energisch und furchteinflößend, aber seine Verspieltheit bringt ihn manchmal noch auf Abwege: Er verstrickt sich dann in Spielereien mit Yuma, anstatt auf das Haus aufzupassen. Ob es auch seine aufdringlichen Aufforderungen zum Spiel sind, die Yuma letztlich vom Haus wegtreiben, oder ob er sich umgekehrt von Yuma zu ausgedehnten Ausflügen verführen lässt – für die Erfüllung seiner Aufgabe als Wachhund steht Hector dann jedenfalls nicht zu Verfügung! 🙂

Erschöpfte Ausreißerin

Für immer fehlen wird der FS die halbwilde Katze Fantasma. In den letzten Tagen war ihre Kopfwunde wieder aufgegangen und immer größer geworden. Als sie den zweiten Tag morgens nicht mehr nach ihrem Futter rief, wurde es Zeit zu handeln. Joëlle übernahm die traurige Aufgabe, sie zum Einschläfern nach Tena zu bringen. Jetzt ruht sie an einem schönen Ort auf dem Gelände der Finca unter einem neu gepflanzten Bäumchen.

Mehrere Verluste gab es auch bei den Meerschweinchen. Wieder einmal hatten sie einen Weg gefunden, ihr eingezäuntes Terrain zu verlassen. An aufeinander folgenden Tagen fanden wir jeweils ein totes Tier am gleichen Platz außerhalb des Zauns. Inzwischen ist nur noch ein einziges Tier übrig. Ob es wirklich eine Schlange war, wie wir aufgrund der fehlenden Wunden und des aufgeblähten Bauches vermuten, wird sich nicht abschließend klären lassen.

Sehr aktiv waren in diesen 4 Januar-Wochen auch wieder die Termiten. Gleich viermal tauchten sie in langen Kolonnen und mit ihren typischen Gängen auf, einmal am Geräteschuppen und dreimal am kleinen Schulhäuschen. Dort nutzen sie zum Eindringen das an verschiedenen Stellen brüchig gewordene Zementfundament, was die Bekämpfung schwieriger macht.

Müde aber Glücklich!
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Weihnachten an Neujahr

Wir hoffen, dass ihr alle gut ins neue Jahr gestartet seid. Für uns war der erste Tag im 2023 so etwas wie verspätete oder auch zwölf Monate zu frühe Weihnachten. Tina und Thomas, Michis Bruder und seine Partnerin, kamen uns besuchen. Sie sind am ersten Januar angekommen und haben natürlich viele Geschenke und super Leckereien aus der Schweiz mitgebracht. Wir möchten uns bei allen recht herzlich bedanken für die vielen schönen Überraschungen. So ins neue Jahr zu starten war extrem schön. Am gleichen Tag kam auch Bernd zu uns. Er ist unser Volontär für die nächsten drei Monate. Bernd war vor ca. fünf Jahren schon einmal hier, aber damals als Volontär für die Schule. Jetzt hilft er bei uns mit und entlastet uns bei der Arbeit. Der arme hatte einen wirklich schwierigen Einstieg. Er hatte eine Woche Zeit alles zu lernen, was das Haus und die Haustiere betrifft, bevor wir ihn sechs Tage allein liessen. Wir nutzten die Gelegenheit und sind mit Tina und Thomas kurzerhand in den Urlaub gefahren.

Unterwegs nach Vilcabamba

Das war unser erster gemeinsamer Urlaub seit über 2,5 Jahren. Bernd kannte das Haus und die Region von früher schon und darum war er auch damit einverstanden. César war ja tagsüber für Hof und Tiere da. Wir fuhren mit unserem Auto nach Vilcabamba ins Hotel Izhcayluma um unsere Freunde zu besuchen. Das liegt gerade mal 650 km südlich von unserer Finca. In der Schweiz wäre das eine 6-Stunden Fahrt hier sind es 11 Stunden wenn man entlang des Amazonasbeckens fährt oder 14 Stunden über die Anden. Es war eine sehr schöne Zeit und wir konnten uns mal etwas erholen. Klar sind sechs Tage kurz ja eher sogar zu kurz, aber wir nehmen was wir bekommen. Tina und Thomas sind dann weiter nach Cuenca und danach nach Galapagos gereist. Wir werden sie vor ihrem Rückflug nochmals in Quito treffen.

Unsere Rückfahrt führte uns über die Anden in zwei Tagen zurück nach Hause. Unterwegs haben wir sehr viele Eindrücke gesammelt. Nun wissen wir auch wieder warum wir im Regenwald leben. Bei uns ist es einfach wärmer und viel, viel grüner. OK, es gibt in den Anden keine stechenden Insekten aber man kann ja leider nicht alles haben. Bernd war schon etwas erleichtert als wir wieder zurück waren. Er hat es super gemacht und alle Tiere sind wohl auf.

In der Zwischenzeit ist die Arbeit aber nicht stehen geblieben. Für das Bambushaus auf der Insel hatten wir begonnen die Fundamente zu giessen. Wie bereits erwähnt wird das Haus auf Stelzen gebaut zum Schutz bei Hochwasser. Michael will mit diesem Modellhaus aufzeigen, dass man beim Bauen komplett auf Holz verzichten kann. Darum machen wir die Stelzen aus gebrauchten Autoreifen und verzichten auch da auf Verschalungsbretter. Mit Zement gefüllte und in den Boden eingelassene LKW-Reifen dienen als Fundamente.

LKW-Reifen im Boden eingelassen
Mit Zement gefüllte Reifen

Um zwölf solche Pfeiler mit Zement zu füllen braucht es eine beachtliche Menge Sand und Steine, was alles  zum Bauplatz auf die Insel getragen werden muss. Da haben wir uns betreffend des Aufwands ordentlich verschätzt und es hat zwei volle Arbeitstage länger gedauert als dies vorgesehen war. Jetzt müssen wir schauen wo wir das wieder einsparen können. Michael kann vieles, aber mit Zement da kennt er sich überhaupt nicht aus. Und da er das weiss hat er darum von Anfang an einen Spezialisten angestellt. César hatte den Auftrag die Zementierungsarbeiten während unserer Abwesenheit zu überwachen. Jetzt muss das Ganze erst richtig aushärten und dann können wir darauf aufbauen.

Transport über den Arajuno im Kanu

Fair Trade ist uns persönlich sehr wichtig und gerade deshalb wollen auch wir niemanden ausnutzen. In der ersten Januarwoche hat uns Leo, ein Bekannter von uns, eine grosse Menge Bambus Gigante angeboten da er in einer finanziellen Notlage war und dringend Geld benötigte. Wir hatten bei ihm schon mal Bambus gekauft und in einem vorgängigen Beitrag auch darüber geschrieben. Damals hatten wir uns auf einen Preis pro Meter geeinigt. Doch wegen seines Notfalls wollte er uns gleich eine ganze Matte (bzw. Strauch) Bambus verkaufen. Ihm war egal wann wir die Stangen ernten würden aber er brauchte das Geld jetzt sofort. Michael kannte bereits die Dimensionen der Matten und hatte aufgrund dessen ein sehr konkretes finanzielles Limit vor Augen. Wir dachten, wenn wir eine durchschnittliche Matte für $1’000 kaufen könnten wäre das für uns ein gutes Geschäft. Er bot uns aber eine grosse Matte an und gab uns noch den Rest von der bereits vorgängig teilweise abgeernteten dazu und das für $1’000. Nun muss man wissen, dass man in Ecuador immer handelt. Wenn man also $800 erzielen möchte beginnt man bei  $1’200, so bekommt man dann auch was man möchte. In diesen 1 ¼ Matten stehen ca. 350 gute Halme und bei $1’000 bezahlen wir nur $3 pro 18 Meter was die Hälfte unter dem Durchschnitt im Einkauf ist. Wir staunten also nicht schlecht über das Angebot. Und wie gesagt hätten wir den Preis noch drücken können, das wäre aber nicht mehr fair gewesen und deshalb haben wir ihm dann ohne zu Handeln die $1’000 bezahlt. Leo war überglücklich das wir ihm den Preis zahlten und er strahlte über das ganze Gesicht. Der Vertag wurde dann auch gleich mit einer Chicha de Chonta (vergorene Palmfrüchte) beschlossen. Dies ist unsere lieblings Chicha die es nur saisonal gibt. Nun haben wir Riesen Bambus auf Vorrat eingekauft und hoffen nun auf grosse Aufträge, nicht dass wir dann noch darauf sitzen bleiben.

Das ist die gekaufte Matte

Mit den Aufträgen ist es leider so eine Sache. Wir hatten einen riesen Auftrag der über 10`000 Stangen betrug und dafür wurde auch bereits eine Anzahlung gemacht. Dieser Auftrag war auch der Grund weshalb wir unsere ganze Anlage so gross gebaut haben. Über Weihnachten wurden wir informiert, dass das Bauprojekt geplatzt ist. Das war für uns ein grosser Schock, den wir erst mal verdauen mussten. Uns war natürlich bewusst, dass wir mit dem Bau hoch gepokert hatten. Aber mit dem riesen Auftrag hätten wir unsere Investitionen wieder draussen gehabt. Einmal mehr haben wir wieder dazu gelernt und müssen schauen wie wir das mit der Vorauszahlung regeln. Unglücklicherweise haben wir es im Vertrag als Kredit für den Bau bezeichnet mit einer Rückzahlung in Form von Bambus. Der wird ja aber jetzt nicht mehr benötigt. Mal abwarten was die Vertragspartner meinen und bis wann sie das Geld zurückhaben wollen. Im Moment arbeiten wir an einem kleineren Auftrag für ein Hotel in der Nähe von Puyo. Benötigt werden 150 Stangen Bambus Gigante den haben wir bereits und 150 Stangen Guadua die sind gerade noch am trocknen. Hinzu kommen 200 m2 geöffneter Bambus (esterillas oder caña picada) oder auch Bambusbretter genannt. Wir werden nächste Woche die noch fehlenden 100 m2 produzieren.

Im Moment ist Blütezeit des Kakaos. Unsere Bäume tragen sehr viele Blühten da wir rechtzeitig mit dem Baumschnitt fertig waren. Nun hoffen wir auf eine grosse Ernte, welche wir in ca. drei Wochen beginnen werden können.

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Die Plagegeister sind da

Unsere liebe Leitkuh Brunella ist leider gestorben. Sie war eine der ersten Kühe die Sigi (Don Sigifredo) ganz am Anfang gekauft hatte und darum wissen wir, dass sie über 17 Jahre alt wurde. Sie hat dieses Jahr noch ein Kalb auf die Welt gebracht. Wegen ihres Alters war sie die unangefochtene Chefin. Jetzt fehlt sie sehr in der Herde und die anderen Kühe haben noch keine Nachfolgerin erkoren. Das macht unsere Arbeit anstrengender da die Tiere momentan nicht mehr als Herde auftreten und wir sie deshalb oft lange suchen müssen. Das reintreiben zum Sammelplatz ist auch eine Herausforderung da keine voran gehen möchte, hoffentlich finden sie bald eine neue Nummer Eins.

Brunella die Leitkuh

Brunellas Verlust hat uns hart getroffen, leider auch finanziell. Wir wollten sie verkaufen sobald das Kalb etwas grösser ist, aber jetzt ist sie einfach so gegangen. Da sie am Morgen Tod in der Weide lag und ein Schlangenbiss ausgeschlossen ist, haben wir sie Alirio geschenkt. Er ist der junge Familienvater für den wir das Bambushaus bauen dürfen. Wir gaben ihm die Kuh mit der Bedingung das Fleisch so zu verteilen, dass die Familien die davon bekommen ihm dann helfen werden das Material für den Hausbau zu transportieren. Natürlich war er damit einverstanden. Mal schauen wie viele Leute dann wirklich mithelfen werden. Mit dieser Lösung haben wir keine Lohn und Verpflegungskosten, da diese ja somit im Voraus schon beglichen wurden. Nächste Woche geht es endlich mit dem Bau des Fundaments weiter. Wir werden 12 m3 Sand und 50 Sack Zement angeliefert bekommen. Das ganze muss am Montag mit Hilfe eben diesen Familien die Fleisch bekamen auf die Insel transportiert werden, so dass wir bis Ende Jahr die Zementpfosten giessen können.

Wir haben, wie bereits berichtet, einen kleinen Auftrag bekommen wo wir Bambus liefern dürfen. Der hat sich mit Claus Hilfe gerade verdoppelt aber wir sind schon etwas am Rotieren, denn die Lieferung sollte am liebsten Gestern schon gewesen sein. Ja, auch in Ecuador kommt das vor. Wir lassen uns aber darum nicht aus der Ruhe bringen und machen einfach was wir können. Wir merken aber jetzt schon, dass wir bei Eilbestellungen schnell an unsere Grenzen kommen. Wir dachten recht grosszügig gebaut zu haben, aber Michi weiss schon jetzt wo wir uns vergrössern können. Dafür müssen aber noch so einige Bambusstangen verkauft werden oder das Christkindchen legt uns ein riesiges Geschenk unter den Baum.

Immunisierte Stangen zum Verkauf

Wie aus dem Nichts ist ein Tierchen ähnlich dem Borkenkäfer aufgetaucht. Er befällt unsere neu immunisierten Bambusstangen. Genau, das Immunisieren Hilft gegen den Befall von Käfern und anderen Insekten. Leider wissen die Käfer nicht, dass sie beim Fressen sterben und so beissen sie kräftig zu und bohren unsere Stangen an. Nach 1 mm des genüsslichen Festmahls sterben sie dann aber weil sie wegen des Salzes austrocknen. Dem Bambus macht das nichts aber die vielen kleinen Löcher sehen nicht so schön aus wen man die Stangen verkaufen möchte. Wir haben bei unseren Mittarbeitern nachgefragt woher die Kerlchen auf einmal kommen und warum sie nur gerade die neusten Stangen befallen und vor allem warum sie den  nicht behandelten Bambus in Ruhe lassen. Keiner konnte uns eine Antwort geben. Auch sie haben ein derartiges Auftreten noch nicht erlebt und während wir so am Reden waren, flogen direkt neue Käfer umher und alle wollten sich verköstigen. Wir haben auch bei anderen Spezialisten nachgefragt und keiner konnte uns sagen woher sie kommen, ausser dass sie bei Neumond vermehrt auftreten. Jetzt müssen wir leider doch etwas Insektengift anwenden um die Plagegeister fernzuhalten. Aber nun wissen wir es und schauen wie sich das weiter entwickeln wird.

Joëlle ist zurück in Ecuador und schon wieder voll bei der Arbeit. Die Gesetze haben mal wieder geändert und wir müssen nun neu ab dem 1. Dezember elektronische Rechnungen mit elektronischer Unterschrift ausstellen. In der Schweiz wäre so was wahrscheinlich sehr einfach zu bewerkstelligen, ist hier aber leider wie immer eine richtig grosse Aufgabe. Alleine die elektronische Unterschrift zu erhalten ist ein Kampf. Ohne die Hilfe unseres Freundes und Anwalt wäre Joëlle vermutlich verzweifelt. Dank ihm hat es recht schnell geklappt und ab nächstem Jahr werden wir nur noch elektronische Rechnungen ausstellen. Natürlich auch nur dann, wenn es Joëlle noch bis Ende Jahr hinbekommt mit der elektronischen Unterschrift auch das nötige Programm runterzuladen und zu aktivieren… Ab dann ist Michi raus, da er der Meinung ist es nicht verstehen zu können. Für Michi ist es eine grosse Erleichterung, dass er nicht mehr alleine hier ist denn die Arbeit ist gerade schon etwas viel und erdrückend.

In der Kakaoplantage schneiden wir gerade die Wassertriebe raus und haben zu unserer Freude festgestellt, dass die Kakaobäume viel mehr Blüten tragen und dass unsere Vanille super wächst. Das Experiment die Vanille an den Kakaopflanzen hochwachsen zu lassen scheint zu funktionieren. Mal abwarten wie die Kakaoernte ausfallen wird und wir hoffen, dass wir nächstes Jahr auch die ersten Vanilleblüten haben werden.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei unseren Familien und allen Freunden bedanken die uns immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und natürlich ein riesiges Dankeschön an alle Pflanzenpaten und Gönner, die uns so grosszügig unterstützt haben und wir hoffen, dass sie uns auch weiterhin begleiten werden! Wir wünschen allen ein ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr.

Das Team von Finca Don Sigifredo beim Weihnachtsapéro
Hector wünscht allen frohe Weihnachten
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Bambusernte

Unser treuer Freund Sinchi wäre fast gestorben. Er hatte einen kleinen Tumor hinten am Sprunggelenkt der auf einmal rasant gewachsen und aufgeplatzt ist. Dann mussten wir leider das tun was wir vermeiden wollten. Er musste operiert werden und das mit seinen 13 ½ Jahren. Wir suchten also den «besten» Tierarzt in Tena und fuhren los. Er wurde sofort operiert und wir durften ihn noch am gleichen Tag wieder mit nach Hause nehmen. Leider hat er die Narkose nicht ohne Folgen überstanden und er ist nicht mehr derselbe. Er ist in unserer Wahrnehmung um mind. zwei Jahre gealtert und wir befürchteten, dass er das Ganze nicht überleben wird. Bei der nächsten Kontrolle und Verbandswechsel beim Tierarzt haben wir unsere Bedenken geäussert und die behandelnde Ärztin hat verstanden, dass wir unseren Sinchi in Würde gehenlassen wollen und nicht noch lange experimentiert werden soll. Sie gab ihm eine Spritze mit einem Wundermittel… Aber wir bekamen auch eine aufgezogene Spritze mit Euthanasierungsmittel um im Notfall Sinchi erlösen zu können. Aber Sinchi ist noch immer ein Kämpfer und es geht im wieder besser. Mittlerweile sind wir uns sicher, dass er die ganze Aufmerksamkeit geniesst und das hat er sich auch verdient. Dennoch sind wir uns aber schmerzlich bewusst, dass es auf einmal sehr schnell gehen kann.

Vor kurzem besuchten uns Michaels Nichte und ihr Freund. Anja und Samuel tourten durch Peru und Ecuador und haben sich bei uns eine Auszeit gegönnt. Das war natürlich der perfekte Zeitpunkt selber etwas kürzer zu treten und ihnen alles zu zeigen. Die ersten Tage war das noch eher schwierig aber Michi nahm sie überall hin mit und so konnten sie die Gegend und die Leute von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Michael nahm sie auch mit auf der Suche nach Bambus den wir kaufen wollten und so sahen sie dann auch gleich wie man hier verhandelt. Sie waren gut zehn Tage bei uns und Michael begleitete sie dann noch drei Tage nach Cuenca. Das waren seine ersten freien Tage seit über 14 Monaten. Das hat ihm gut getan und war auch dringend nötig.

Kaum zurück ging es auch gleich mit der Arbeit weiter. Wir haben einen Auftrag in Aussicht der, wenn wir gutes Material liefern, sehr gross werden kann. Darum haben wir mit der Ernte von Bambú Gigante (Riesenbambus) begonnen. In der Zwischenzeit kam auch schon der nächste Besuch, Sebastian und seine beiden Freunde Laura und Mark. Sie konnten gleich mithelfen bei der Bambus Ernte. Trotz der körperlich extremen Anstrengung war das auch für sie sehr spannend. Das Schneiden von solchen Halmen muss gelernt sein. César ist mittlerweile ein richtiger Spezialist und er hat ein Auge dafür entwickelt welche Stangen wie der Reihe nach geschnitten werden müssen.

Wir haben eine Bambusmatte gekauft mit einem Durchmesser von über vier Metern. Dort stehen rund 100 Bambushalme von über 30 Metern Länge. Das Schneiden ist die eine Sache, aber das Abtransportieren die Andere. Wir brauchen sechs Meter Stangen und die können schnell mal über 150 kg wiegen. Zum Bauen können wir von einem geschnittenen Halm die untersten 12 Meter nutzen. Die nächsten sechs Meter kann man noch für die Produktion von Bambuslatten oder Bambusmatten brauchen und den Rest liessen wir liegen. Fürs Erste brauchen wir jetzt 100 gute Stangen. Der Bambus soll nur bei abnehmendem Mond geschnitten werden sonst leidet die Qualität.

Die Ernte und Immunisierung des Riesenbambus läuft gleichzeitig mit dem Hausbau. Da sind wir auch schon etwas weiter und wir haben begonnen die einzelnen Pfeiler und Balken zusammen zu bauen. Leider können César und Michael nicht überall gleichzeitig sein um es den Leuten beizubringen, deshalb muss immer mal wieder etwas warten. Uns fehlen kurzgesagt erfahrene Arbeiter. Wir beschäftigen deswegen auch vorwiegend junge Leute auf temporärer Basis ohne festen Anstellungsvertrag. Wir hoffen, dass sie viel lernen und uns so künftig entlasten können. Bei den älteren Leuten ist es oft sehr schwierig da sie gegenüber Neuem zu festgefahren sind in ihrer Meinung. Jedoch hätten die ganz alten Leute noch das Wissen über Bambus und seine Handhabung. Zurzeit haben wir gleich zwei Schulabgänger von Christines Schule was natürlich praktisch ist für Michael denn die können noch sehr gut Deutsch. So haben sie die Möglichkeit wieder mehr Deutsch zu sprechen und es weiterhin beizubehalten. Um ein richtiger Lehrbetrieb zu werden fehlen uns leider noch die finanziellen Mittel, aber wer weiss wenn wir genügend Bambus und Früchte verkaufen können, steht dem vielleicht irgendwann nichts mehr im Wege. Vorläufig machen wir es nach dem Motto «Lernen bei der Arbeit».

Bambus wird gewaschen

In der Nacht des 19. Novembers ist Joëlles Papa gestorben. Deshalb ist sie kurzfristig in die Schweiz gereist und wird bis Mitte Dezember dort bleiben. Wir sind dankbar, dass er ohne zu leiden einfach einschlafen durfte. Wir vermissen ihn sehr.

Papi, tu nous manques!
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Irgendwie fehlt uns die Zeit

Wir haben noch so viel vor aber uns fehlt irgendwie die Zeit. Das letzte Mal haben wir berichtet, dass wir ein Bambushaus bauen dürfen. Da sind wir gerade mitten in der Planung und den Vorbereitungen. Aber es ist etwas schwierig zu planen da das Haus auf der Insel Anaconda gebaut wird. Das bedeutet, dass alle Materialien über den Fluss und dann ca. 200 Meter ins Innere der Insel transportiert werden müssen. Die Insel wird mindestens einmal pro Jahr überschwemmt und deshalb muss das Haus auf Stelzen gebaut werden. Das wiederum bedeutet, dass wir viel Sand und Zement benötigen um die Stelzen zu bauen. Es ist bereits jetzt schon klar, dass da viel getragen werden muss. Dafür wird dann die Familie, die das Haus bekommt und deren erweiterte Familie, zuständig sein. So können Kosten gespart werden. Das Ganze zu koordinieren ist recht schwierig denn es hängt von sehr vielen verschiedenen Faktoren ab, allen voran das Wetter. Bei Regen sind die Materialien doppelt so schwer und bei Sonnenschein ist es nachmittags viel zu heiss. Ja, das ist für uns eine grosse Herausforderung und wir werden sicher nicht mit Schweizer Pünktlichkeit fertig werden, aber wir sind ja auch nicht in der Schweiz. Mal schauen wie wir uns schlagen, auf jeden Fall werden wir euch auf dem Laufenden halten.

Wir haben uns einen Lastenanhänger fürs Auto gekauft der uns das Leben um einiges erleichtert. Nun können wir den Bambus vom Flussufer die ca. 200 Meter zu unserer Anlage fahren und müssen ihn nicht mehr hochtragen. Es ist zwar nicht allzu weit aber eine Bambusstange wiegt durchschnittlich 50 kg und bei einer Anlieferung von 100 Stangen ist man sehr viel schneller und schont den Rücken. Michael hat am Anhänger noch einige Verbesserungen vorgenommen, so dass wir sechs Meter langen Bambus problemlos transportieren können. Wir sind nun auch flexibler beim Einkaufen des Bambus. Da wir jetzt einen Anhänger haben können wir der Strasse entlang einkaufen gehen. Hier in Ecuador braucht man zum Glück keine Anhängerprüfung, die ist „inbegriffen“, etwa so wie früher in der Schweiz. Eine technische Abnahme vom Anhänger braucht es auch nicht. Er darf einfach nicht breiter als 160 cm sein und nicht mehr als 1750 kg Gesamtgewicht haben. Wenn er kein Licht hat darf man nur tagsüber damit fahren und am Ende des Anhängers muss ein rotes Tuch oder Pannendreieck befestigt werden.

Wir sind am Ende der Trockenzeit angelangt, dieses Jahr machte sie ihrem Namen alle Ehre. Wochenlang gab es keinen Regen und wenn er mal kam war das kaum der Rede wert. Die Trockenzeit hat dieses Jahr viel früher eingesetzt als letztes Jahr, bereits anfangs August. Die Flüsse hatten Tage lang einen extrem tiefen Pegelstand, so dass die Kanus nicht mehr normal fahren konnten. Es mussten Fahrrillen ausgehoben und tausende Steine aus dem Weg geräumt werden. Unsere Wasserzufuhr zum Fischteich versiegte und der Wasserspiegel fiel auf einen sorgenerregenden Tiefstand. Zum Glück haben wir Fischarten in diesem Teich die das gut aushalten. Die Schotterstrasse die bei uns vorbei führt löste sich bei jedem vorbeifahrenden Fahrzeug (im wahrsten Sinne des Wortes) in Staub auf.

Strasse löst sich in Staub auf

Der Staub wurde dann mit dem Wind überall ins Haus hinein getragen. So intensiv hatten wir das noch nie erlebt, vor allem nicht über einen so langen Zeitraum. Zum Glück regnet es jetzt wieder ab und zu und die Situation normalisiert sich zusehends.

Wenn das Morgenrot so intensiv ist regnet es am Abend

Viele haben unseren neuen Hund Hector schon einige Male auf Bildern gesehen und er wurde auch schon, als Michael ihn überfahren hatte, in einem Blog erwähnt. Nun wollen wir ihn endlich richtig vorstellen. Hector haben wir von einer befreundeten Farm bekommen. Wir kennen also seine Vorgeschichte und vor allem seine Eltern was eine recht interessante Mischung ist. Die Mutter ist ein rassenreiner sibirischer Husky und der Vater ist ein rassenreiner  Shar-Pei. Als Hector noch kleiner war schien er mehr nach dem Vater zu kommen doch nun hat er die Grösse und Körperform der Mutter, aber die Färbung ist noch die des Vaters. Da beide Eltern Hofhunde sind und klare Aufgaben wie die Bewachung des Hofes und den Schutz der Familie haben, hat unser Hector das quasi schon etwas in den Genen. Die Intelligenz und Treue hat er bestimmt von beiden Rassen und das zeigt sich schon sehr. Er gehorcht super und schaut sich alles von den drei älteren Hunden ab. Natürlich ist er immer noch ein junger Hund und hat Flausen im Kopf. Am liebsten möchte er den ganzen Tag mit Yuma spielen oder mit Michael herum laufen. Den Bewegungsdrang hat er sicherlich von der Mutter. Wenn er so richtig aktiv drauf ist und er Bombi versucht zum Spielen zu bringen erteilt ihm dieser jeweils eine sehr klare und bestimmte Absage die Hector dann aber auch ganz schnell akzeptiert. Er kennt die Hierarchie und an der kann er noch nicht rütteln. So lange unser treuer Gefährte Sinchi noch da ist, wird es da sowieso keine Veränderung geben. Die vier Hunde sind ein gutes Gespann und Hector wird hoffentlich einmal so beeindruckend wie Sinchi oder Bombi werden, die Grösse hat er auf jeden Fall schon bald erreicht. Hoffentlich werden wir noch viele Stunden mit den Vieren verbringen können.

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Wir haben noch viel vor

Für unser Bambusprojekt sind die Lagerhalle und die ersten Regale endlich fertig errichtet und wir haben bereits begonnen sie langsam zu füllen. Wir hatten extra ein Becken von 13 Metern gebaut um zwölf Meter Stangen immunisieren zu können, was wir nun auch das erste Mal taten.

Der Riesenbambus (bambú gigante) ist über 20 Meter lang und hat einen Durchmesser von bis zu 25 cm am Fuss. Er wächst auch in unserer Region und bei einigen Familien ist er erntereif. Wir haben uns mit Remigio geeinigt, dass wir zehn Stangen ernten dürfen um so Erfahrung sammeln zu können. Denn Riesenbambus so zu schneiden das er nicht splittert und dadurch unbrauchbar wird, muss gelernt werden. Wir hatten uns zum Glück gute Instruktionen von einem Spezialisten geholt und so ist uns tatsächlich keine Stange kaputt gegangen. Remigio staunte darüber nicht schlecht, denn ihm sind leider alle gesplittert. Wir schnitten den Bambus auf die richtige Länge zu und danach transportierten wir die Stangen per Kanu und zu Fuss bis zum Becken. Das ist einfacher gesagt als es getan war. Zwölf Meter (frischer) Bambus hat ein Gewicht von über 500 kg. Fünf starke Männer brauchte es um die Stangen zu tragen.

Bevor die Stangen ins Becken gelegt werden können, müssen sie zuerst gewaschen und danach durchbohrt werden. Dafür hat Michael extra einen Bohrer XXL von 7 Metern hergestellt in dem er den Bohrer auf ein Armierungseisen schweisste. Zu Dritt werden dann damit die Stangen durchbohrt. Nach diesem Arbeitsschritt müssen die Stangen vom Riesenbambus für 14 Tage im Becken bzw. in der Salzwasserlösung bleiben. Da wir schon einige Erfahrung damit haben sechs Meter Stangen aus dem Becken zu nehmen ist das für uns „einfach“ geworden. Zwölf Meter Stangen sind jedoch etwas anderes und wir haben bei der ersten schon gemerkt, dass wir die Höhe des Daches leider etwas knapp berechnet haben. Wir mussten gut überlegen wie wir die Stangen wieder aus dem Becken rausbringen, so dass kein zu grosser Wasserverlust entsteht. Nach der vierten Stange hatten wir den Dreh raus. Das aufrechte Besonnen geht leider nicht, das hatte sich Mich doch etwas zu einfach vorgestellt. Diese Stangen werden nun liegend besonnt und danach gehen sie ins Regal zum Trocknen.

Wir haben viel gelernt und können nun auf Wunsch zwölf Meter Stangen behandeln und liefern. Wir werden nächsten Monat nochmals zehn Stangen Riesenbambus einkaufen, zum einen um zu üben und zum anderen um einen kleinen Vorrat anzulegen. Wir sind aber auch dabei den Vorrat der sechs Meter Stangen zu erhöhen, vor allem da wir für das nächste Jahr einen Grossauftrag in Aussicht haben. Das alles kostet Geld und unsere Reserven neigen sich dem Ende zu. Da ist uns jetzt im richtigen Augenblick ein Auftrag in den Schoss gefallen, wir dürfen ein kleines Bambushaus bauen. Es ist ein Geschenk von der Mutter von Christine von Steiger an ihren (mittlerweile erwachsenen) Patensohn. Für uns und seine Familie ist es ein Lehrobjekt. Unser Ziel ist es aufzuzeigen, dass man ganz ohne Holz ein Haus bauen kann. Das Budget ist leider nicht so hoch und die Familie die es bekommt, muss unentgeltlich mit helfen. Das machen sie aber gerne. So ist Michi nun am Planen, Rechnen und Vorbereiten – er wird jetzt auch noch „Architekt“. Nein, es wird eine ganz einfache Konstruktion sein die aber trotzdem geplant werden muss.

Wir schreiben so viel über das Bambusprojekt und dabei geht oft vergessen, dass wir ja noch viele andere Projekte am Laufen haben. Wir haben es endlich geschafft die Kakaoplantage fertig aus zu schneiden bzw. zu putzen – sie hatte dringend einen Verjüngungsschnitt nötig. Dabei haben wir sie auch gleich erweitert und ca. 50 neue Kakaobäume gepflanzt. In die Erweiterung der Plantage haben wir auch gleich noch einige Chuncho-Bäume gepflanzt. Das sind Bäume mit gutem Holz die man in zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren ernten werden kann. Die Vanille wächst gut und deshalb überlegen wir uns die Plantage zu vergrössern.

Leider brauchen die Kühe die meiste Aufmerksamkeit und viel zu viel Geld. Der Unterhalt der Weiden braucht viel Zeit und ist sehr teuer geworden. Leider hat der letzte Generalstreik dem Fleischpreis nichts gebracht, er ist noch immer auf demselben Stand wie vor zwölf Jahren. So vieles ist teurer geworden auch Kraftfutter, Mineralsalz, Medikamente und sogar der Transport der Tiere und dies obwohl der Benzinpreis gesenkt wurde. Wir haben unsere Kosten erneut durchgerechnet und sind zum Schluss gekommen, dass wir die Kuhherde verkleinern müssen damit wir weniger Weidefläche brauchen. Wir haben leider fast keine geraden Flächen die einfach und schnell von Unkräutern zu reinigen sind. In der Schweiz würden wir mit unseren Weideflächen wahrscheinlich «Subventionen für Bergbauern» bekommen doch verständlicherweise gibt es so etwas in Ecuador nicht. So haben wir uns schweren Herzens entschieden von elf auf vier Mutterkühe zu reduzieren, der Stier und die Kälber bleiben. Nun sind wir auf der Suche nach Käufern. Einige Kühe sind schon so alt, dass sie mit den jungen Stieren zum Metzger gegeben werden müssen. Da wir nun auf die Zucht von zukünftigen Zuchttieren umstellen behalten wir die vier schönsten und unserer Meinung nach besten Kühe. Wir sind nicht die Einzigen die unter dem Preisdruck leiden, auch unsere Niederländischen Nachbarn sind aus der Milchwirtschaft ausgestiegen. Sie bekamen für die Kuhfladen (als Dünger) mehr Geld als für die Milch. Jetzt haben sie noch ca. elf Tiere die zum einen ein Hobby sind und zum anderen als Düngerlieferant für ihre Vanilleplantage dienen.

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Es ist viel passiert

Lange ist es her seit wir den letzten Beitrag veröffentlichten. Bei uns ist viel los, Joëlle ist seit Mitte August in der Schweiz und Michael managt die Finca alleine.

Der Bau der Trocknungsanlage und des Lagers für unsere Bambusanlage konnten wir bereits abschliessen. Uns fehlen nur noch die Regale und dann ist alles bezugsbereit. Für die Arbeiten haben wir extra einen Meister im Bambusbau angestellt. Peter kommt aus Mindo und wir kennen ihn seit dem Bau in Macas wo César ihm helfen durfte um praktische Erfahrungen zu sammeln. Peter war der Bauleiter und César war seine rechte Hand da César so viel wie möglich von Peter lernen sollte. Dani und William, zwei junge Männer von der Insel Anaconda, waren die Helfer. Beide sind gerade 20 Jahre alt geworden und sind bereits Familienväter. Wir haben mit der Urwaldschule von Christine von Steiger die Abmachung, dass Schulabgänger die keinen festen Job haben bei uns arbeiten dürfen und so praktische Erfahrung sammeln können, Bambusbauten sind schon was Spezielles. So haben sie innert zwei Wochen den Unterbau erstellt und das Dach drauf gesetzt.

Michi konnte leider nicht viel mithelfen da es noch ganz viele andere Arbeiten gab. Wir sind mächtig stolz auf die Halle, vor allem weil wir kein bisschen Holz verwendet haben. Auch bei den Fundamenten haben wir komplett auf Holz verzichtet. Sie bestehen aus mit Zement gefüllten Autoreifen. Als wir im Voraus ankündigten, dass wir den Bau ohne Holz machen werden haben uns einige sehr zweifelnd angeschaut.

Nun konnten wir zeigen, dass es anders und vor allem auch günstiger geht. Gutes Bauholz wird in Ecuador immer seltener und dadurch auch viel teurer. Klar gibt es noch Harthölzer, die stehen aber sehr weit im Wald drin und die rauszuholen ist sehr teuer. Das können sich nur noch Reiche leisten. Wir versuchen der lokalen Bevölkerung gute Alternativen aufzuzeigen und leben diese aus Überzeugung vor.

Die fertige Anlage

Ja und dann hat Michi die Woche eingezogen in der einfach alles schief ging. Maschinen gingen kaputt und alles was er anpackte ging schief. Kühe sind durchgebrannt und haben einen Zaun zerstört als ob da nie einer war. Tja, das Gras auf der anderen Seite des Zauns ist bekanntlich immer grüner und schmeckt viel besser… aber doch bitte nicht beim Fischteich! Die Kühe haben alle gepflanzten Bäumchen nieder gewalzt. Nichts lief mehr bei Michi und als sich dann auch noch unser neuer Hund Hector vor das Auto warf und er ihn überfuhr war es bei ihm vorbei mit der Zuversicht und dem Glauben an das Gute. Hector hat es zum Glück ohne schwere Verletzungen überlebt, auch wenn das Vorderrad gut zehn Sekunden auf ihm drauf war. Hector hat jetzt natürlich Angst vor Autos und rennt davon wenn eins kommt (was gar nicht so schlecht ist). Zum Glück hat sich Hector nicht schwer verletzt, aber Michis Zuversicht das alles gut wird hat schon sehr darunter gelitten.

Auch bei Joëlle in der Schweiz läuft es gerade nicht so wie erhofft. Dieses Wochenende wollte sie einen Vortrag über unsere letzten zwei Jahre in Ecuador halten mit dem Ziel Spenden zu sammeln. Leider war das Datum von uns sehr unglücklich gewählt, in einigen Kantonen waren noch Ferien und auch sonst waren viele Leute bereits verabredet. Deshalb gab es kein Publikum und der Vortrag wurde abgesagt. Es scheint, als sei Regenwaldschutz im Moment gerade gar kein Thema mehr in Europa. Deshalb müssen wir jetzt, bis wir mit unseren Aktivitäten ein gesichertes Einkommen generieren können, auf Aufforstung und andere Projekte verzichten. Da wir keine Reserven mehr haben beschränken wir uns auf täglich nötige Arbeiten und so können wir, immerhin vorläufig, César weiterhin beschäftigen.

Wie ihr lesen könnt bleibt nicht allzu viel Zeit für einen grossen Beitrag und dafür entschuldigen wir uns. Wir werden sobald alles etwas ruhiger ist wieder einen ausführlicheren Bericht schreiben.

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Visum Teil 2

Der Generalstreik wurde zum Glück nach 18 Tagen aufgehoben. Der Präsident bzw. seine Vertreter haben sich mit den Parteien an einen Tisch gesetzt. Bei einem Punkt wurde sofort eingelenkt, die Spritpreise wurden sogleich um 15 Cent gesenkt. Neu kostet nun eine Gallone Benzin $ 2.40. Um die anderen neun Punkte zu erfüllen hat die Regierung 90 Tage Zeit bekommen. Falls sie nicht innert dieser Frist erfüllt sein werden geht das ganze wieder von vorne los. Mal schauen wie es weiter geht. Bei uns hat sich nach dem Streik fast alles normalisiert und man bekommt auch wieder viele Produkte. Aber es wird schon noch etwas dauern bis wirklich alles wieder erhältlich sein wird.

Hector völlig erschöpft nach einer Klopapier-Party

Der Streik hatte auch Auswirkungen auf Joëlles Visum, die waren aber eher positiv. Da auch in Quito nicht gearbeitet werden konnte verlängerte sich die Eingabefrist beim Amt und so konnte unsere Anwältin alles rechtzeitig einreichen. Michael hatte ja bereits sein Visum erhalten da dafür als Sicherheit unser Land diente welches auf seinen Namen lautet. Joëlles Visum sollte einfach an Michis Visum angehängt werden weil wir ja verheiratet sind. Und dafür brauchte es, wie bereits berichtet, erneut per Express die internationale und apostillierte Heiratsurkunde. Am letzten Montag bekamen wir dann Bescheid, dass wir beide uns am Donnerstag bei der Ausländerbehörde in Quito einfinden müssen um zu prüfen ob wir eine Scheinehe führen. Dafür brauchte Michael aber natürlich schon wieder eine Migrationsbescheinigung der Ausländerpolizei wo drin steht wie oft und wann er ins Land ein- und ausgereist ist. Seine letzte Bescheinigung war nicht mehr gültig denn, wie könnte es auch anders sein, sie war älter als ein Monat. Weshalb dieses Dokument so enorm wichtig ist bleibt für uns ein Rätsel, denn man holt es bei der Ausländerpolizei und bringt es dann der Ausländerbehörde. Also fuhren wir einmal mehr nach Quito hoch. Das dauert ja auch grad mal nur vier bis fünf Stunden (wenn die Strasse in gutem Zustand ist). Für Michael organisierten wir einen Übersetzter der ihm bei der Befragung helfen würde. Die Beamten in Quito haben leider nicht viel Geduld und die Erfahrung zeigte, dass sie Fragen nicht gerne widerholen oder auch nur ansatzweise langsamer sprechen würden. Tatsächlich mussten wir, getrennt voneinander, einen schriftlichen Fragebogen mit 32 Fragen ausfüllen. Da wollten sie dann z.B. wissen was die jeweilige Lieblingsfarbe ist, was der Partner nicht gerne isst, wie die Geschwister heissen, was einem am Partner stört und wann und wo wir uns kennenlernten. Wir mussten sogar beschreiben wie das Haus in dem wir wohnen aussieht, wie viele Zimmer es hat, wie viele Fernseher wir haben und in welchen Zimmern sie sich befinden. Ja wir kamen uns etwas doof vor, vor allem auch deshalb weil die Überschrift des Fragebogens „Ehe von Ecuadorianern mit Ausländern“ hiess. Die Beamtin schaute die Fragenbögen kurz zwei Minuten durch und dann endlich bekam Joëlle ihr Visum. jetzt sind wir beide wieder legal in Ecuador, denn unsere Visa waren am 2. Juni abgelaufen. Nun steht aber schon der nächste Bürokratiewahnsinn an. Die Cédula (Identitätskarte) sollte theoretisch innert 20 Tagen nach Bewilligung des Visums gemacht werden. Tja Michael hat seinen Termin am 23. August beim Zivilstandsregister, um da einen Termin zur Erneuerung der Cédula zu beantragen. Hä? Genau: beim diesem Termin wird nur die Richtigkeit des Visums (welches man ja gerade vom Ausländeramt erhalten hat) und der erneut einzureichenden Dokumente geprüft. Joëlle hat ihren Termin übrigens erst am 16. September. Ja wir werden noch viel Zeit, Geld und Nerven brauchen bis wir alles haben.

Michi schweisst das Tor

Michael hatte noch vor dem Streik mit der Konstruktion eines Tors für die Bambusanlage begonnen. Leider musste das auch warten da wir nicht alle Materialien besorgen konnten. Nun ist es aber fertig und Michael ist mächtig stolz darauf, er hat es von A – Z selber gemacht und es sieht wirklich super aus. Natürlich musste er schon einige Leute um Rat bitten, besonders Thomas sein Bruder der Schlosser ist. Aber es ist ja schliesslich auch Michaels erstes selber konstruiertes Tor.

Diese Woche hatten wir zwei Mal Besuch von Gruppen aus Gemeinden in der Nähe von Tena. INBAR (International Bamboo and Rattan Organisation) hat das mit dem Ziel eines interkulturellen Austauschs organisiert. INBAR ist eine weltweit tätige Organisation die den Anbau und die Verarbeitung von Bambus und Rattan fördert. Der Chef von INBAR Tena war schon einmal privat bei uns zu Besuch und war sehr begeistert von unserm Konzept. Er findet unsere vielen kleinen aber nachhaltigen Projekte super. Sie fragten uns an ob wir unsere Modellfarm, den Schutzwald und natürlich unser Bambusprojekt vorstellen würden. Es kamen zwei Gruppen von je 15 Personen. Jaime, der Waldhüter von Selva Viva hat die Wald Tour gemacht und César hat unsere Finca und unsere Projekte vorgestellt. Da sowohl die Teilnehmer als auch unsere Mitarbeiter alle Kichwa sprechen, konnte der komplette Anlass in Kichwa durchgeführt werden. Für uns war es sehr erstaunlich, dass die Hälfte der Teilnehmer noch nie im Primärwald war und so einen Teil ihrer eigenen Natur kennen lernten. Zum Abschluss der jeweiligen Besuche hat uns Hilda, die Frau von César, ein typisches Mittagessen zubereitet. Es gab Fisch im Bananenblatt mit Yuca und Kochbanane. Die Teilnehmer waren allesamt begeistert und wir werden nächste Woche nochmals zwei Gruppen begrüssen dürfen. Viel verdienen wir dabei leider nicht, aber wir haben jetzt zumindest „einen Fuss in der Türe“ bei INBAR und wer weiss vielleicht fragen sie uns ja erneut an. Dann werden wir sicher nochmals über den Preis verhandeln. Aber für uns ist es vor allem wichtig anderen Leuten zu zeigen wie es auch anders gehen kann und ihnen neue Ideen mit auf den Weg zu geben.

César erklärt der Gruppe die Bambuskonstruktion unserer Hühnervilla
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