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Trockenzeit

Etwas früher als erwartet hat bei uns die Trockenzeit begonnen, denn bereits im Juli hatten wir im Durchschnitt schon sehr wenig Regen. Das bedeutet nicht, dass es bei uns nicht regnet, das tut es sehr wohl nur einfach viel weniger. In den drei Jahren, die wir wieder zurück sind, hatten wir in den Monaten der Trockenzeit einen durschnittlichen Niederschlag von ca. 160 mm/m2. Das ist im Vergleich zur Jahresdurchschnittsmenge von ca. 330 mm/m2 pro Monat recht wenig. Ab dem ersten Tag (seit wir wieder hier sind) hat Michael eine Regenmessstation aufgestellt und misst bzw. notiert jeden Tag die Regenmenge. Die Natur braucht auch die Trockenzeit im Regenwald. Viele Baumsorten wie z.B. die Korallenbäume werfen zu Beginn der Trockenzeit alle Blätter ab und fangen im selben Moment an zu Blühen. Diese Bäume stechen regelrecht aus dem immer grünen Wald heraus. Ihre Blüten sind Rot bis Orange und man könnte meinen der Baum stünde in Flammen.

Das gleiche machen aber auch andere Baumarten. Es gibt verschiedenen „Farbenphasen“ im Wald. Zuerst sind die rotblühenden Bäume dran danach kommen die Gelben und zum Schluss die Violetten. Nein, sie blühen nie zur gleichen Zeit. Die auffallend leuchtenden Baumarten haben so viele Samen, die dadurch sicher verbreitet werden. Es sind alles Sekundärbaume welche diese Strategie zur Weiterverbreitung haben.

Hingegen blühen grosse Urwaldriesen sehr unauffällig und das auch nur alle zwei bis drei Jahre. Nach der Trockenzeit beginnt dann die Frucht- und Samenzeit. Auch wir werden dann wieder vermehrt einzelne Bäume anlaufen um zu schauen ob sie uns Samen schenken. Nicht nur für die Pflanzen sondern auch für diverse Tiere ist die Trockenzeit wichtig, besonders für einzelne Vogelarten. Die verschiedensten Vogelarten haben die verschiedensten Strategien entwickelt um sich erfolgreich Fortzupflanzen. Einzelne Taubenarten brüten das ganze Jahr hinweg. Sobald sie einen trockenen Platz gefunden haben, beginnen sie mit dem Brüten. So können sie bis zu acht Mal pro Jahr Junge aufziehen und wenn mal ein Gelege oder Küken gefressen wird, ist es nicht so schlimm und sie beginnen gleich mit der nächsten Brut. Sie betreiben darum auch keine wirkliche Brutpflege. Die Tangare machen es den Tauben gleich und brüten mehrmals pro Jahr. Die Papageinartigen, z.B. die Mülleramazonen, brüten am Ende der Trockenzeit um dann genügend Futter für die Jungen finden zu können und betreiben eine sehr intensive Brutpflege, denn sie haben nur eine Chance pro Jahr. Da aber Amazonen bis zu 60 Jahre alt werden können, haben sie auch bedeutend mehr Zeit. Tauben und Tangare werden nur ca. acht bis zehn Jahre alt, da bleibt ihnen nicht so viel Zeit. Die Familie der Stirnvögel Brütet nur in der Trockenzeit. Bei uns gibt es den Grünschopf-Stirnvogel und die Gelbbürzelkassike. Der grosse Stirnvogel heisst hier Oropendola, was frei ins Deutsche übersetzt Uhrenpendel heisst. Der Name leitet sich von ihrem Nest ab. Sie weben grosse freischwebende Nester. Es gibt eine rund einen Meter lange Eingangsröhre an deren unteren Ende sich das Nest befindet. Diese Nester werden immer entweder an einem frei stehenden oder einem alles überragenden Baum befestigt. Darum sieht man die Nester oft in Weiden bei einzelnen, freistehenden Bäumen. So schützen sich die Vögel vor Fressfeinden wie z.B. Affen oder auch Schlangen. Oropendolas sind sogenannte Kolonienbrüter und deshalb nie alleine.

Die Gelbbürzelkassiken bauen ebefalls an freistehenden Bäumen ihr Nest, aber das ist nicht freischwebend. Auch sie weben in der Kolonie eine Kugel mit verschieden Eingängen und mit verschieden Brutkammern. So können sie beim Eindringen eines Feindes flüchten oder den Feind von hinten angreifen. Das Kollektiv bei der Brut ist sehr wichtig.

Das sind nur wenige Beispiele von der Wichtigkeit der Trockenzeit und auch nur ein ganz kleiner Einblick in das Brutverhalten einiger Vögel.

Auch für uns ist die Trockenzeit eine arbeitsintensive Zeit. Es ist die Zeit des Baumschnittes bei der Kakaoplantage. Wir haben zum einen die Bäume zurückgeschnitten und zum anderen auch gleich bei rund einem Viertel der Bäume den Verjüngungsschnitt gemacht. Die Trockenzeit ist auch die Zeit mit sehr viel Sonnenschein und eignet sie sich deshalb super um Bambus zu trocknen. Darum werden wir auch nach dem nächsten Vollmond wieder Bambus ernten und behandeln. So hoffen wir innert Kürze unsere Lagerhalle wieder füllen zu können.

Michael war wieder einmal gezwungen nur zu zuschauen. Er durfte endlich den Nagel und die Schrauben entfernen lassen, die seit der Operation nach dem Beinbruch im Dezember 2020 in seinem Bein waren. Er konnte aber natürlich nicht still sitzen und so hat er es denn auch ab und zu etwas übertrieben was er schmerzhaft spürte. Er plante Joëlles neues Büro und hat die Möbel auch gleich selber gebaut – natürlich alles aus Bambus.

Joëlles neues Büro

Zuerst musste aber die ganze Stubeneinrichtung neu gezimmert werden, denn da waren vor längerer Zeit Erdtermiten eingezogen, welche die Stühle von innen heraus langsam auffrassen. Alle Möbel wurden aus Bambus gefertigt ohne einen einzigen Nagel oder Schraube zu benutzen, alle Verbindungen sind aus Bambusdübeln.

Neue Wohnzimmermöbel
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Arbeit – ein kleiner Einblick

Es gibt viel zu tun, wir packen es an. Joëlle ist hauptsächlich für die Administration, Buchhaltung und Ämter zuständig. Michi ist vorallem für die Tiere, die Plantagen und das Grobe zuständig. Die Arbeit von Joëlle ist keineswegs wenig. Die Gänge zu den Ämtern sind sehr kompliziert wie z.B. das Eröffnen eines Bankkontos. Es hat sich über eine Woche hingezogen, bis Joëlle mit Hilfe von Beziehungen und einem persönlichen Empfehlungsschreiben von unserem Freund Uli endlich ein Konto eröffnen konnte. Auch die ganzen Abklärungen zu unserer ecuadorianischen Identitätskarte (Cedula) ist Nervenaufreibend und Zeitraubend. Sie hat es diese Woche endlich geschafft, einen Termin für den «orden de cedulación» zu bekommen. Am 11. Dezember 2020 sind wir an der Reihe, ist ja auch nicht mehr lange hin… und das ist noch nicht der Termin wo wir die Cedula bekommen werden, sondern erst der Vortermin wo, wenn denn alles klappen sollte, ein Auftrag für die Ausstellung erteilt wird. Ob es klappt und wie lange es bis zur Ausstellung dauert, wissen wir noch nicht. Das wird sich dann in fünf Monaten, bei diesem Termin. herausstellen. Nächste Woche muss sie sich um die Überschreibung der Kühe auf uns als Besitzer kümmern. Wir mussten so lange damit warten, weil wir erst die Impfung des Aphtose-Fiebers durch das zuständige Ministerium abwarten mussten. Nun haben wir ein offizielles Dokument wo wir als Besitzer aufgeführt sind. Nur damit ist es jetzt möglich uns bei diesem Ministerium als Besitzer eintragen lassen zu können. Wir rechnen damit, dass diese Eintragung mehr als ein Besuch bei diesem Amt brauchen wird. Um solche und andere Abklärungen machen zu können, haben wir Joëlle ein kleines Büro eingerichtet. Es fehlt noch Einiges, aber unser Holz muss erst trocknen bevor es zu Möbeln verarbeitet werden kann. Auch Joëlles Arbeit ist schweisstreibend. Bei 30 °C im Schatten und 90 % Luftfeuchtigkeit schwitzt man auch im Sitzen.

Joëlle im Büro

Michi ist draussen für die Koordination der temporären Mitarbeiter zuständig. Wir sind noch immer mit der Arbeit des Weideputzens beschäftigt. Da muss man konstant dranbleiben, sonst holt sich der Wald sehr schnell alles wieder zurück. Bei einer Weide brauchten wir eine Brücke, damit die Kühe über ein grösseres Schlammloch hinweg kommen. Im Schlamm sinken sie bis zum Bauch ein. Die Gefahr, dass eine Kuh steckenbleiben könnte ist sehr gross. Deshalb haben wir innerhalb eines Tages eine Brücke gebaut.

Die Arbeit für unsere Pflanzenschule hat begonnen. Die Fundamente für die Pfosten sind betoniert, sie müssen jetzt aber noch trocknen. Der Bambus für die Pfosten des Unterstands ist geschnitten und muss auch noch eine Woche trocknen. Dann können wir Aufrichten. Da viele Arbeiten wie das Betonieren und das Trocknen des Bambus Zeitaufwändig sind, laufen mehrere Projekte gleichzeitig.

Wir sind gerade auch noch dran die Auffahrt zum Haus zu reparieren. Aus alten Autoreifen und mit 12 Kubik Flussteinen wollen wir die Strasse reparieren bzw. eine Stützmauer bauen. All diese Arbeiten kann man natürlich zu unterschiedlichen Zeiten machen. Wenn es regnet können wir Steine schleppen, wenn die Sonne scheint können wir Arbeiten mit elektro- und motorbetriebenen Werkzeugen ausführen. Das bedeutet wir schauen jeden Tag aufs Neue an welchem Projekt wir weiterarbeiten können. Natürlich besprechen wir uns auch mit unserem Mitarbeiter César, der mittlerweile schon so etwas wie unser Vorarbeiter geworden ist.

Die Arbeiten draussen sind sehr schweisstreiben und kärfteraubend. Man kann nicht sagen ob es angenehmer ist vom Regen durchnässt oder tropfnass vom Schwitzen zu sein. Jedenfalls kommt Michi häufig an seine körperliche Grenzen und muss jetzt deshalb lernen körperlich anstrengende Arbeit besser zu delegieren. Er weiss das. Schön ist es aber immer wieder wenn man um 12.00 Uhr zum Mitagessen kommt das Joëlle für die Mitarbeiter und uns kocht. Diese Stunde Mittagszeit geniessen wir und die Mitarbeiter sehr. Denn dann können wir auch mal andere Gespräche miteinander führen und gegenseitig die Kulturen besser kennenlernen.

Bambus zum trocknen

Der Arbeitstag geht von 7.00 bis 16.00 Uhr. Aber wir müssen auch Einkaufen gehen. Wegen Corona ist es uns aber nur Montag, Mittwoch und Freitag gestattet, mit dem Auto zu fahren. Deshalb müssen wir dies während der Woche tun. Das wird dann häufig mit den Behördengängen von Joëlle verbunden. Darum arbeiten wir nicht nur von Montag bis Freitag sondern auch mal Abends und an den Wochenenden. Wir können hier nicht von einer Fünftagewoche sprechen sondern von Zeitabschnitten in denen wir unsere Arbeit erledigen.

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