Kategorien
Allgemein

Führerschein

Nach über einem Jahr ist es endlich soweit, wir haben diese Woche unseren Ecuadorianischen Führerschein endlich erhalten. Auch das war eine grosse Herausforderung, wie so vieles hier. Uns war bewusst, dass wir höchstens drei Monate mit unseren Schweizer Führerscheinen hier Autofahren dürfen. Da wir aber letztes Jahr im Juli, während des Landesweiten Lockdowns, eingewandert sind war es lange Zeit nicht möglich Behördengänge zu machen. Denn die Behörden waren alle vollständig geschlossen. Das war dann auch der Grund weshalb es über ein halbes Jahr dauerte, bis wir unsere Ecuadorianischen Identitätskarten (Cedula) beantragen konnten. Und weil man ohne die Cedula keinen Ecuadorianischen Führerschein bekommt, hat das natürlich warten müssen. Bei Fahrzeugkontrollen durch die Polizei, und das waren einige, konnten wir uns zum Glück immer mit dem Argument „Covid“ rausreden. Bis dann Joëlle im Juni unseren Volontär Luca in Quito abholen ging. Dort geriet sie innert 10 Minuten in zwei Fahrzeugkontrollen. Bei der ersten ging noch alles gut aber bei der zweiten wollte der Polizist nicht „einsichtig“ sein. Zwar war es offensichtlich, dass er einfach „Kohle“ wollte, aber Joëlle liess nicht locker. Da hat sie zum Glück die richtige Frage gestellt: „wie können wir dieses Problem jetzt lösen?“. Daraufhin meinte der Polizist es müsse eine Person herkommen, die einen gültigen Führerschein besitze um uns weiterfahren zu lassen. Nichts leichter als das, Luca hatte einen internationalen Führerschein bei sich uns so durften die zwei schlussendlich weiterfahren.

Nun war aber klar, dass jetzt so schnell wie hier eben möglich die Ecuadorianischen Führerscheine erworben werden mussten. Auf Nachfragen bei der nationalen Behörde für Transport wurde klar, dass es etwas kompliziert werden würde. So mussten wir uns bei einer Fahrschule in Tena anmelden um die „Licencia de conducir por la primera vez“ (Führerschein zum ersten Mal) zu erwerben. Das bedeutet, dass wir einen komplett neuen Führerschein mit Verkehrskundeunterricht, Hausaufgaben, Fahrprüfung und Theorieabschlussprüfung machten. Wir mussten (online) an sechs Abenden pro Woche jeweils drei Stunden Verkehrskundeunterricht besuchen. Zu diesen Lektionen mussten wir jeweils Hausaufgaben einreichen die kontrolliert und bewertet wurden. Am Ende der Woche absolvierten wir online eine Theorieprüfung. Zur Fahrprüfung wurden wir zum Glück ohne vorherige Fahrstunden zugelassen. Die Fahrprüfung wurde von den Fahrlehrern der Fahrschule und nicht etwa von offiziellen Experten der nationalen Behörde für Transport durchgeführt. Da wir beide über 25 Jahre Fahrpraxis haben war diese Prüfung schnell und leicht zu bestehen. Einmal alle diese Schritte absolviert wurde unser Dossier bei der nationalen Behörde für Transport zur Kontrolle und Bestätigung eingereicht. Die Behörde hat die Dokumente danach wieder an die Fahrschule zurück geschickt und dort konnten wir sie dann abholen. Mit den Dossiers mussten wir uns dann wiederum zur Behörde begeben um sie dort abermals einzureichen und erneut eine Theorieprüfung zu absolvieren. Da es für Michi aufgrund seiner Legasthenie sehr schwer ist Spanisch zu lesen hat er von der freundlichen Dame die die Führerscheine ausstellt Hilfe bekommen. Nicht dass sie Deutsch sprach und ihm beim Übersetzen hätte helfen können, sie hat ihm einfach jeweils die richtige Antwort gezeigt. Was aber nicht bedeutet, dass er die Prüfung nicht bestanden hätte. So war es einfach für alle der einfachste Weg. Das Ganze hat vom ersten Mal Nachfragen bei der nationalen Behörde für Transport bis zur Ausstellung der Führerscheine auch grad nur 1,5 Monate gedauert. Aber jetzt haben wir es hinter uns und dürfen bis nächstes Jahr, wenn unser Visum erneuert werden muss, legal fahren. Aber dann werden wir nicht nochmals alles wiederholen müssen sondern einfach noch einmal die Theorieprüfung ablegen.

Mit unseren Projekten geht es aber natürlich auch weiter. Wir haben damit begonnen mit selbstgezogenen Fruchtbäumen (Guanábana) die Weiden zu bepflanzen, so dass es eine Plantage gibt die integriert in die Kuhweiden ist und wo die Kühe umhergehen können. Dies ist problemlos möglich da diese Fruchtbäume keine grossen Schattenspender sind und wir sie nicht dicht aufeinander pflanzen. Auch bei der Kakaoplantage haben wir begonnen selbstgezogene Edelhölzer zu pflanzen. Da mischen wir Chuncho- mit Kakaobäumen indem wir die Abstände der Bäume gross halten und somit eine Kombination problemlos ist. Unser Versuch die Vanille an Kakaobäumen hochwachsen zu lassen war bis jetzt sehr erfolgreich. Somit haben wir bereits drei verschiedene Kulturpflanzen in einer Plantage zusammenführen können. Den Kakao können wir nächstes Jahr ernten, bis die erste Vanille geerntet werden kann wird es noch ca. zwei Jahre dauern und die Chunchobäume können wir wohl erst in ca. 20 bis 25 Jahre ernten. Dazwischen wachsen wilde Balsabäume die wir in vier bis fünf Jahren ernten werden.

Leider ist Ende Juli unser lieber Freund und Gönner Sigi (Don Sigifredo) verstorben. Wir vermissen ihn sehr. Er hat hier seinen eigenen Gedenkplatz auf einer der Weiden seiner Kühe und mit Aussicht auf den Fluss. Dort haben wir einen Cedro gepflanzt und aus einer angeschwemmten Mindalwurzel hergestellte Gedenktafel errichtet.

Kategorien
Allgemein

Cédula – eine Lebensaufgabe

Mitte Dezember sind wir nach Quito gefahren, weil wir endlich unseren Termin für die Autorisierung unserer ecuadorianischen Identitätskarte (Cédula) hatten. Den Termin haben wir bereits im August vereinbart, vier Monate Wartezeit ist ja auch kein Ding. Wir hatten unser Terminfenster (ja Fenster, keinen persönlichen Termin) zwischen 8.00 und 9.00 Uhr. Um 10.00 Uhr waren wir dann tatsächlich an der Reihe. Obwohl wir dachten wir seien super vorbereitet und mit allen nötigen Dokumenten ausgerüstet, fehlten natürlich noch einige lustige Papierchen. Hinzu kam noch, dass wir alle Dokumente gelocht und abgeheftet in einer Kartonmappe präsentieren mussten. Das war nirgends erwähnt, aber man scheint das wissen zu müssen. Hinzu kam auch noch, dass die Kopie unserer Pässe zu schlechte Qualität hatte – die Informationen schienen nicht lesbar zu sein. Deshalb sind wir wieder raus aus der Ausländerbehörde wo uns eine sehr nette Frau, spezialisiert auf dumme Ausländer, mit allen zusätzlichen Dokumenten, neuen Passkopien, einem Locher und Kartonmappen geholfen hat. Natürlich gegen Entgelt. Um 11.00 Uhr hielten wir dann endlich die Autorisierung in Händen und wurden zum Schalter für die Ausstellung der Cédula geschickt. Dort standen wir erneut eine halbe Stunde in einer Warteschlange nur um dann zu hören, dass nicht mehr als 100 Cédulas pro Tag ausgestellt werden können, dies sei die maximale Kapazität. Wir versuchten es dann auf die blonde Art und sagten wir wohnen so weit weg und ob es denn nicht irgendeine Möglichkeit für eine Ausnahme gäbe. NEIN, auch nicht für uns. Danach haben wir frustriert die fünf-stündige Fahrt nach Hause angetreten. Am nächsten Tag hat sich Joëlle beim Zivilstandsamt in Tena erkundigt, ob wir evtl. dort ausnahmsweise unsere Cédula ausstellen lassen könnten. Nee, is nich! Für Ausländer ist das nur in Quito und Guayaquil möglich. Aaaaaaber, aufgrund der Information auf der Autorisierung müssten wir dann auch noch unsere Geburtsurkunden sowie einen Auszug aus dem Heiratsregister präsentieren. Diese Dokumente müssen natürlich international in fünf Sprachen ausgestellt und apostilliert sein.

Und dann war Michis Unfall… deshalb konnten wir nicht rechtzeitig zurück nach Quito um die Cédula ausstellen zu lassen. Zudem ist die Autorisierung nur 15 Tage gültig. Es war deshalb klar, dass wir den ganzen Prozess von vorne beginnen müssen. In der Zwischenzeit sind die Heirats- und Geburtsurkunden per DHL in die Schweizer Botschaft geliefert worden. Dies weil es in Ecuador ja keine Post mehr gibt. Das ist Service Public der Schweizer Botschaft. Vielen Dank an die Zivilstandregister Rorschach, Wolhusen und Laufenburg für den prompten Service und die unkomplizierte Hilfe. Und natürlich einen riesigen Dank an Jürg, der für uns die Dokumente gesammelt und per DHL weitergeleitet hat!

Warteschlange bis zum Ende des Gebäudes

Zweiter Anlauf: Diesmal haben wir vorgesorgt und eine Rechtsanwältin engagiert, spezialisiert auf solche Aufgaben, die uns helfen konnte. Nochmal das Ganze von vorne, aber diesmal mit „Unfallbonus“ wegen Michis Beinbruch. Er geht an Krücken und kann nicht sehr lange stehen, deshalb wurden wir beim Anstehen jeweils bevorzugt. Diesmal bekamen wir die Autorisierung innert 30 Minuten, das ist rekordverdächtig. Bei der anschliessenden Ausstellung der Cédula wurde festgestellt, dass wir bereits vor neun Jahren eine Cédula hatten. Die Autorisierung war aber für eine Cédula die neu ausgestellt werden soll, wir hätten aber eine Verlängerung beantragen müssen – hoppla! Zudem haben wir in der Zwischenzeit geheiratet und Joëlle hat den Namen Wüst angenommen. Deshalb mussten wir zuerst im ecuadorianischen Zivilstandsregister die neun Jahre alten Daten ändern lassen. Nur so konnten wir eine neue Autorisierung für eine Verlängerung bekommen. Da es mittlerweile Mittag war als wir die neue Autorisierung in den Händen hielten, war es nicht mehr möglich am gleichen Tag die Cédula ausstellen zu lassen. Am nächsten Morgen waren wir um ca. 7.40 Uhr wieder beim Zivilstandsamt. Dort warteten in einer langen Schlange schon sehr viele Leute auf den Einlass ins Gebäude. Doch ein sehr freundlicher Wachmann hat uns wegen Michis Krücken vorgelassen und so ging es sehr rasch vorwärts. Bereits um 9.30 hielten wir unsere Cédulas in den Händen! Mit diesen Ausweisen können wir ab sofort legal agieren. Wir werden endlich César einen richtigen Arbeitsvertrag für eine Festanstellung geben können und auch Steuern dürfen wir jetzt bezahlen.

Zuchtbeet

In unserem Projekt wachsen die Pflanzen fleissig weiter. Tina und Thomas sind für Michi eingesprungen und haben rund 250 Pflanzen pikiert. Es sind verschiedene Fruchtbäume die wir in unseren Kuhweiden pflanzen werden. Unsere spanischen Zedern sind so gut gewachsen, dass wir mit der Auspflanzung begonnen haben. Das ist der Beginn der Wiederaufforstung unseres Waldes. Auch unsere Kühe sind sehr fruchtbar, insgesamt haben wir bis jetzt vier Kälbchen die munter mit ihren Müttern in der Herde unterwegs sind. Ausserdem haben wir noch weitere vier trächtige Kühe die in den nächsten Wochen werfen sollten.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner