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Besucher der Nacht

In Ecuador herrscht die schlimmste Dürre seit rund 60 Jahren. Es betrifft nicht nur den Regenwald, sondern das ganze Land. In den Anden brennt es überall. So auch letzte Woche in der Hauptstadt Quito. Das Feuer ist über einen Park bis in die Stadt reingekommen und hat einige Häuser zerstört. Auf Grund des Wassermangels wird logischerweise Wasser gespart, das heisst es wird Strom gespart. Bis die Stauseen wieder Normalstand haben wird es lange dauern. Bei uns wurde letzte Woche jeweils zweimal pro Tag für fünf Stunden der Strom ausgeschaltet, dies betrifft das ganze Land. Das macht es uns schwer etwas zu planen oder einkaufen zu gehen. Wer keinen Generator besitzt aber auf Strom angewiesen ist muss in dieser Zeit schliessen. Wir haben uns einen grösseren Generator gekauft, so dass wir das ganze Haus anschliessen können und Michael trotzdem noch in der Werkstatt arbeiten kann. Die Trockenzeit ist noch nicht vorbei und wir werden sehen, wie lange noch Strom gespart werden muss.

Durch die Dürre sind auch die Flusspegel gesunken. Wegen des niedrigen Wasserstands können die Kanus kaum mehr mit viel Last fahren. An den ehemals tiefen Stellen des Flusses entstanden kleine Lagunen, wo sich die Fische drin sammeln. Das heisst gesammelt hatten, denn es hat da keinen Fisch mehr. Einige Personen haben mit Dynamit gefischt. Ja, dies ist höchst illegal und auch sehr gefährlich. Leider ist es aber hier noch weit verbreitet. Wir verurteilen das aufs schärfste und jedes Mal, wenn wir einen Knall hören, schicken wir die Drohne von AmaSelva los um zu schauen wer es ist. Es sind immer wieder dieselben Personen, die wir beim Einsammeln der wenigen Fische fotografieren.

Da wir den Akt des Reinwerfens des Dynamits nicht festhalten können, haben wir keine offiziellen Beweise und können deshalb auch keine Anzeige machen. Wir sprechen aber mit den Leuten und verweigern ihnen folglich jegliche Hilfe oder Zusammenarbeit. Leider sehen das nicht alle hiesigen Umweltorganisationen so wie wir, sogar dann nicht wenn es direkt vor ihrem Strand geschieht. Auf unserem Flussabschnitt ist es sichtlich ruhiger geworden, seit wir die Drohne zum Fotografieren der Täter fliegen lassen. Dafür hat es Flussabwärts jetzt zugenommen. Der niedrige Flussstand hat leider auch die Goldwäscher angelockt. Die Flussufer werden mit kleinen Waschanlagen, sogenannte Dragas, richtiggehend ausgewaschen.

Draga mit Saugschlauch im Einsatz
Ein wenig Flussabwärts wurde die Wäsche im vom aufgewühlten Schlamm verschmutzten Wasser gewaschen…
…und zum Trocknen auf die Steine gelegt.

Ja, auch das ist illegal und wir können nichts dagegen machen. Bis die Polizei sie auf frischer Tat stellen kann, sind die Goldwäscher längst vorgewarnt und haben mit dem Waschen aufgehört. Auch hier kennen wir die Leute, die Gold waschen, und wen wundert es… es sind immer die gleichen Familien. Leider mussten wir feststellen, dass der Besitzer einer Öko-Lodge und eines Naturschutzprojekts ebenfalls Gold waschen lässt. Er besitzt selbst eine Draga und seine Mitarbeiter waschen für ihn Gold – für uns unverständlich. Nicht nur, dass man den Lebensraum vieler Wassertiere zerstört, auch der Lärm der Wasserpumpe ist für uns wie aber auch für Touristen sehr nervend. Wir sind dabei die Zusammenarbeit mit den betreffenden Projekten zu beenden, da wir auf keinen Fall damit in Verbindung gebracht werden wollen. Um es mit den Worten einer Frau zu sagen, die ihn von ihrem Land verwiesen hat: Warum macht er das? Er hat doch eine Lodge, ein Naturschutzprojekt und ein teures Auto, er hat doch alles. Warum muss er noch unser Land abwaschen? Auf meinem Land wird nicht gewaschen, ausser ich tue es selbst.

Wir haben immer mal wieder nächtliche Besucher. Über die einen freuen wir uns mehr und über die anderen etwas weniger. Wenn der Greifstachler (Coendou spp.) bei uns vorbei kommt, riecht Michael ihn schon von weitem oder er weiss, dass er mal wieder da war. Der Greifstachler gehört zu der Familie der Nagetiere und ist in der Nacht unterwegs. Die männlichen Tiere haben eine Drüse die – sagen wir es mal so – in der menschlichen Nase nicht gut riecht aber für seine Damenwelt unwiderstehlich ist. Greifstachler sind eher gemütliche Tiere und bewegen sich langsam; nur keine Eile. Aufgrund der Stacheln haben sie fast keine Fressfeinde, ausser der Harpyie, auch Affenadler genannt, und dem Jaguar. Solange er unser Holzlager nicht anfrisst, ist er willkommen.

Uns besuchen aber auch einigen Schlangen in der Nacht. Die Abgottschlange (Boa constrictor) frisst hauptsächlich kleine Nager oder kleine Opossums. Somit ist sie herzlich willkommen bei uns. Die Regenbogenboa (Epicrates cenchria) ist schon etwas seltener, aber auch nicht so beliebt. Ihren Namen hat sie wegen der Lichtbrechung auf ihrer Haut, die bei Bestrahlung wie ein Regenbogen schimmert. Geschlechtsreife Tiere leben hauptsächlich am Boden und jagen da auch. Immer wenn eine Henne Küken hat, bleibt sie mit ihnen in der Nacht, die ersten zwei Wochen, am Boden und wärmt so die Küken. Das ist der Moment wo die Regenbogenboa kommt und die Küken lautlos unter der Henne rausholt. Beim zweiten oder oft auch erst beim dritten Jungtier merkt die Henne, dass da was nicht stimmt und wird nervös, da sie die Schlange in der Nacht nicht gut sehen kann. Durch das nervöse Gackern werden wir dann aus dem Schlaf geholt und gehen nachschauen. Die Schlange hat es nicht eilig, warum auch, wenn sie sich schnell bewegt wird sie von den Hühnern ja entdeckt. Uns sind so leider schon einige Küken abhanden gekommen. Unser Hühnerstall bietet Schutz gegen Fressfeinde, aber eine Schlange findet immer irgendwo ein Loch, etwa so wie die Mäuse.

Regenbogenboa mit Beute
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Erfahrungsbericht aus dem Regenwald von Milena

Ankunft und Wartezeit

Nach meiner Ankunft holte mich Joëlle in Quito mit dem Auto ab. Auf unserer Fahrt in den Regenwald sahen wir bereits wunderschöne Landschaften und ich war fasziniert von dem fremden neuen Land. Joëlle erzählte mir, dass sie mit Luca festgesteckt war, weil die Strasse aufgrund eines Erdrutsches gesperrt war. Zuerst lachten wir noch darüber aber als wir an besagter Stelle ankamen, stand bereits eine Schlange an Autos und Lastwagen in dem kleinen Dörfchen. Nach Erkundigungen stellte sich heraus, dass ein Träger der Brücke eingestürzt war und diese repariert werden musste. Der erste Kulturschock; es gab keine Möglichkeit diese kaputte Brücke etwas weiter unten oder oben zu umfahren. Die nächste Umfahrungsstrasse, welche bereits einen grossen Umweg dargestellt hätte, war ebenfalls durch Bauarbeiten gesperrt und so haben wir gewartet. Und wir haben gewartet und gewartet und gewartet. Insgesamt standen wir ca. 11 Stunden und bewegten uns nicht vom Fleck.

warten, warten, warten…

Eingewöhnungszeit und Alltag

In der ersten Woche konnte ich es gemütlich angehen. Joëlle und Michi zeigten mir das Haus und die Umgebung. Die Sandfliegen und ihre vielen Stiche machte mir am Anfang ziemlich zu schaffen. Nach circa einem Monat hier, verheilten die aufgekratzten Stellen aber langsam und ich reagierte weniger extrem auf neue Stiche.
Ich lernte bald, wie die Meerschweinchen, Hühner, Hunde und die Katze gefüttert werden und durfte dies selbständig erledigen. Da ich Tiere liebe machte mir diese Arbeit viel Freude.

Yuma freut sich

Nach kurzer Zeit wurde ich zur Pflanzenfrau gekürt und pflanzte ums Haus herum Jamaica und Chili. Das Bambusprojekt von Joëlle und Michi war während meines Aufenthalts voll im Aufbau. Um zu verhindern, dass die Hänge rund um die Baustelle abrutschen, war ich dafür zuständig, Vetiver, eine Pflanze deren Wurzeln bis zu 5 Meter lang werden, zur Stabilisierung in die Hänge einzusetzen. Dabei habe ich mehr als 400 Pflänzchen gesetzt und es warten noch mehr Hänge darauf bepflanzt zu werden.

Passionsblumen-Käfer

Der Bau der Bambus-Immunisierungsanlage beanspruchte mehr Zeit als geplant und ich konnte mich dort nicht wirklich gut einsetzen. So arbeitete ich viel ums und im Haus. Joëlle und Michi gaben sich Mühe, mir immer passende und abwechslungsreiche Arbeiten zu übergeben. Zu meinen Tätigkeiten gehörten zum Beispiel in Bambusbehälter eingepflanzte Setzlinge und Weiden von Unkraut zu befreien, die Fliegengitter in den Fenstern zu reinigen und neue Gitter zuzuschneiden. Ab und zu am Mittag für uns und die Arbeiter zu kochen, was eine interessante Herausforderung war, da ich bis anhin noch nie für so viele Leute gekocht hatte. Zudem durfte ich Fondue Gabeln, welche von César und seiner Familie aus Bambus geschnitzt wurden, schleifen, damit Michi diese in die Schweiz zu seinem Bruder für dessen Restaurant schicken konnte. Diese Arbeit war total meditativ und hat mir viel Spass gemacht. In meiner letzten Woche habe ich noch meinen eigenen Baum gepflanzt, für den ich direkt eine Baumpatenschaft abgeschlossen habe. Dies war mir sehr wichtig.

Kühe pflegen

Am Ende meiner ersten Woche bei Joëlle und Michi stand ein Verkauf von Kühen an. Das bedeutete die Kühe von der Weide zum Haus zurücktreiben. Diese fanden wir allerdings nicht auf der Weide, wo sie sein sollten, sondern in einem steilen Waldstück. Das zurücktreiben, war für mich am Anfang ziemlich respekteinflössend, da die Kühe zum Teil recht ungehalten den Hang im Wald runter kamen. Ich ahmte so gut es ging die Rufe der anderen Arbeiter nach, um die Kühe anzutreiben und es machte mir mit der Zeit echt Spass. Beim Haus wurden die Kühe zuerst nach Verletzungen untersucht, eingefangen und behandelt. Ich sah, dass Michi und Joëlle sehr gut zu den Tieren und ihrem Wohlbefinden schauen.
Während meines ganzen Aufenthalts half ich immer wieder die Kühe zum Haus zurückzutreiben, da diese bei Weidenwechsel jeweils spezielles Futter bekamen und die verletzten Tiere gründlich versorgt wurden. Auch bei der Verarztung konnte ich assistieren.

Waldspaziergänge

Ich durfte Michael einmal nach Chorongo Alpa begleiten, um dort aufgestellte Wildkameras einzusammeln. Auf diesem Spaziergang durch den Regenwald erklärte mir Michi viele spannende Details über den Wald, die Pflanzen welche dort wachsen und die Tiere die dort leben. Die Vielfältigkeit des Waldes zu erleben, war für mich wunderschön und ich kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Auch die Reinheit der Luft fand ich überwältigend.

Ein anderes Mal konnte ich mit Michi ausgepflanzte Baumsetzlinge kontrollieren gehen. Danach führte er mich noch in den Primärwald und ich durfte Urwaldriesen bestaunen. Auf diesem Ausflug, erlebte ich den Regenwald hautnah. Uns überraschten zwei Regenschauer während wir im Wald waren und wir kamen klitschnass zum Haus zurück.

Freizeit und Kultur

In der Hängematte zu liegen, ein Buch zu lesen oder den Tieren zuzuhören, spazieren oder im nahgelegenen Fluss schwimmen zu gehen, gehörten zu meinen Lieblingsaktivitäten während meiner Freizeit. Sehr gerne verbrachte ich auch Zeit mit Joëlle und Michi auf der Veranda, wo ich eine Antwort auf alle möglichen Fragen erhielt und ich sehr viel über das Land Ecuador, die Politik, die Kultur und die Verhaltensweisen und Eigenarten der Menschen erfahren konnte sowie ganz viele Tipps für meine weitere Reise erhielt.
In Tena, der nächstgelegenen Stadt, durfte ich gratis im Studentenwohnheim von Christine übernachten, was ich sehr schätze. Es gibt keinen Fahrplan für den Bus von Puerto Barantialla nach Tena. Einfach an der Bushaltestelle warten bis der nächste kommt, auch etwas an das man sich als europäische Person zuerst gewöhnen muss.
Während meiner Zeit auf der Finca durfte ich zusammen mit Joëlle an eine traditionelle Kichwa Hochzeit gehen. So nahe an der Kultur von indigenen Menschen zu sein war für mich unglaublich spannend und eindrücklich.

Hochzeitsfest mit vielen Gästen und Geschenken

Kurz vor Weihnachten begleitete ich Joëlle an das Weihnachtsfest der Schule, was auch eine interessante und lustige Erfahrung war.
Michi und Joëlle waren immer sehr rücksichtsvoll und haben mir einen wundervollen Aufenthalt bereitet. Ich bin ihnen sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit hatte und werde die Erlebnisse hier nie vergessen.

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Kühe und ihre Behandlung

Wir haben zurzeit 27 Kühe, davon sind 25 in einer Gruppe. Zwei kleine Stierchen haben wir von Nachbarn gekauft um sie gross zu ziehen und um sie später weiterverkaufen zu können. Sobald sie gross genug sind, werden sie auch in die Gruppe integriert werden.

Rambo und Luke

Wir haben reine Fleischkühe und betreiben Muttertierhaltung mit einem Zuchtstier. Wir werden immer wieder gefragt: „Warum habt ihr Kühe im Regenwald, die zerstören doch alles?“ Es stimmt natürlich, dass Kühe viel Platz brauchen und leider auch viel Regenwald dafür verschwindet. Wir haben deshalb begonnen die Weiden und Plantagen zu kombinieren. Damit möchten wir aufzeigen, dass ein Ertrag von beidem kombiniert möglich ist. Wenn man eine Kakaoplantage nicht zu dicht bepflanzt, also nicht intensiv sondern extensiv bewirtschaftet, können Kühe gut darin umhergehen und Gras und Kräuter fressen. Damit helfen sie sogar mit bei der Pflege der Plantage. Dies geht natürlich auch mit anderen Fruchtbäumen. Sobald unsere Setzlinge gross genug sind werden wir mit einer gemischten Fruchtbaumplantage beginnen. Solange die Nutzung nicht intensiv ist und der Kuhbestand klein bleibt kann man dies, wie gesagt, gut kombinieren. Die Früchte sind für den Eigenbedarf und für ein kleines Einkommen.

Hueca mit Tatiana (unser jüngstes Kalb)

Die lokale Bevölkerung ist „Fleisch-Esser“ und hat früher einfach Fleisch aus dem Wald geholt. Die Leute sind jagen gegangen und haben jedes Tier bejagt. Man kann ihnen das Jagen nicht verbieten ohne ihnen eine Alternative zur Fleischbeschaffung aufzuzeigen. Kühe halten ist aber nicht so einfach wie es klingt. Man muss sie jeden Tag kontrollieren und nach Wunden untersuchen. Eine kleine Wunde kann sich innert 48 Stunden zu einer grossen Entzündung mit Maden darin entwickeln. Das muss man dann gut behandeln und immer wieder reinigen.

Die Wunde auf dem Foto zeigt eine Wunde nach der ersten Reinigung, Michael hat hunderte von Maden rausgenommen (zum Glück gibt es keine Geruchsfotos). Das war ein entzündeter Vampirbiss, ja hier gibt es Vampirfledermäuse. Sie kommen in der Nacht und machen mit ihren messerscharfen Zähnen einen kleinen Schnitt am Hals eines Tieres und geben ihren Speichel dazu, sodass das Blut nicht mehr gerinnt. Dann kann die Fledermaus in Ruhe das auslaufende Blut ablecken. Bei ausgewachsenen Kühen ist das nicht so schlimm, bei Kälbern aber schon. Die Wundheilung dauert etwas länger und darum gibt es oft Entzündungen und Infektionen. Das kann man aber gut ohne Antibiotika behandeln. Zecken, Milben und Deichselfliegenlarven sind die Hautparasiten der Kühe die man gut im Auge behalten muss. Sie haben einen Zyklus und treten  rund drei Mal pro Jahr in grossen Mengen auf. Dann müssen wir einfach schnell genug sein und den Kühen ein Insektenschutzmittel auftragen. Wenn man nicht schnell genug ist kann es zu Zeckenfieber kommen oder zu schweren Hautinfektionen. Bis jetzt haben wir alles gut im Griff und haben noch keine grösseren Infektionen gehabt.

Madonna, Lady Gaga, Bonnie und Bruce

Da unser Hühnerhaus fertig ist haben wir auch schon Bewohner dafür gesucht und gefunden. Wir haben drei Hennen und einen Hahn gekauft. Es ist nicht leicht hier eine Rasse zu finden die gross ist und zugleich Eier legt. Der Hahn ist noch jung und wie alt die Hennen sind können wir nicht genau sagen. Der Verkäufer meinte sie seien etwa ein Jahr alt, das kann sein oder auch nicht. Sie haben auf Jeden Fall schon die ersten Eier gelegt.

Sie wollen auch in unser Haus

Der Fischteich ist durch die starken Regenfälle in den letzten Tagen gut ausgewaschen worden und wir haben mit dem Füllen begonnen. Mit 27 Metern Länge und 8 Metern Breite bei einer Tiefe von über 1,5 Metern müsste man meinen dies dauere ein Weilchen. Aber nicht wenn es an Ostersonntag einen Dauerregen gab. Innert vier Stunden war er schon halb voll und wir können nächste Woche die ersten Fische kaufen gehen.

Fischteich halb voll