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Orchideen, Bromelien und mehr

Wenn man bei uns durch den Wald geht, sieht man sehr selten Blumen. Die meisten Bäume blühen in der Baumkrone, es gibt nur wenige Stammblütler im Regenwald. Die meisten Orchideen, Bromelien, Baumfarne, Baumkakteen usw. sind nicht sichtbar, da sie ganz oben in den Ästen sitzen. Dort oben entsteht immer eine ganz eigene Welt. Man bekommt sie nur zu Gesicht, wenn ein Urwaldriese unter der Last seiner Parasiten/Aufsitzer zusammenbricht. Wann immer Michi durch den Wald geht und so einen abgebrochenen Ast findet, schaut er genauer hin. Er hat begonnen die einzelnen Pflanzen zu sammeln und bringt sie mit nach Hause.

Wir haben einen Schwemmholzstamm, Mahagoni der von Michi am Fluss gefunden wurde, in den Garten gestellt. Michi bindet dort alle gesammelten Pflanzen auf und schafft so eine eigene, sichtbare Mikrowelt.

Mittlerweile ist der Stamm von unzähligen verschieden Aufsitzerpflanzen bewachsen, so dass sich auch verschiedene Tiere darin niedergelassen haben. Wir entdeckten zwei Froscharten, die in den Bromelien ein Zuhause gefunden haben. Die vielen Insekten ziehen natürlich auch Reptilien an. So haben wir bereits Anolis und auch Geckos gesichtet. Wir staunen jeden Tag aufs Neue, was da alles blüht und lebt.

Die Samenzeit ist in vollem Gange. Michi sammelt natürlich nicht nur Orchideen, nein wann immer er oder César im Wald unterwegs sind, halten sie ausschau nach Samen von Bäumen. Wir bekommen auch viele Samen von den Waldhütern von Selva Viva, denen es ebenfalls ein grosses Anliegen ist, die Artenvielfalt zu erhalten. Es gibt sehr viele verschiedene Baumarten im Regenwald die wir natürlich nicht alle nachziehen können oder wollen. Wir haben uns spezialisiert auf Edelhölzer aber auch auf wichtige Frucht- und Nussbäume. Die Samen von einigen Baumarten kennen die Waldhüter nicht und im Internet findet man auch nichts darüber. Wir kennen aber die Standorte von Mutterpflanzen, wo immer Jungpflanzen wachsen. Die holen wir dort, um sie bei uns gross zu ziehen und sie dann an anderen Standorten wieder auszupflanzen.

Samenbeet

Unsere Samenbeete sind fast voll und sehr viele haben bereits angefangen zu keimen. Zum Glück kommt bald Roland, der Neue Volontär, um Michi zu helfen. So viele Pflanzen einzutopfen dauert seine Zeit, und wir haben ja bekanntlich auch noch die eine oder andere Arbeit.

In rund drei Wochen wird bei uns die Kakaoernte beginnen, aber das ist noch etwas vom Wetter abhängig. Wir haben die Plantage gereinigt und die Jungtriebe rausgeschnitten und sind nun bereit. Die einzelnen Pflanzen tragen gut Früchte und blühen immer noch. Nach dem Ausfall von 75 Prozent der Ernte in Afrika sind die Preise für Kakaobohnen in die Höhe geschnellt. Sie haben sich verdoppelt, je nach Qualität sogar verdreifacht. Erstaunlicherweise wird hier der höhere Wert des Rohkakaos grösstenteils an die Produzenten weitergegeben. Leider sind nicht alle Einkäufer so grosszügig. Erstaunlich ist, dass auch der Preis für den schlechten Kakao, der nur für die einheimische Produktion verwendet wird, in die Höhe geschnellt ist. Dies wäre der Moment gewesen um an der Qualität arbeiten zu können. Der hohe Preis der Bohnen verleitet aber leider auch dazu, sich heimlich auf fremden Plantagen zu bedienen. Wir haben Vorsichtsmassnahmen getroffen und versteckte Kameras aufgestellt, so dass wir allfällige Diebe identifizieren können. Sowas wie letztes Jahr wollen wir nicht nochmals erleben.

unsere glücklichen Kühe beim Wiederkäuen

Im Gegensatz zu Kakao sind die Preise für Rindfleisch nicht gestiegen und verharren auf einem niedrigen Stand wie vor zehn Jahren. Das wird leider künstlich so gehalten um den Import von Billigfleisch aus Uruguay zu verhindern. Die Regierung sollte sich schnellstens eine andere Lösung suchen, sonst wird vielleicht bald kein Rindfleisch mehr produziert. Die Löhne sind auch dieses Jahr wieder um fünf Prozent angehoben worden und werden nächstes Jahr erneut um fünf Prozent steigen. Damit erreicht der Staat das Ziel einer zwanzigprozentigen Erhöhung des Mindestlohns. Auch wir haben unsere Kuhherde stark reduziert. Wir brauchen nun weniger Weidefläche und können so Löhne für die Reinigung und den Unterhalt der Weiden sparen. Die aufgegebene Fläche forsten wir auf oder wir strukturieren sie neu, so dass neue Lebensräume in den Weiden entstehen. Was unser Fleisch anbelangt sind wir Selbstversorger. Wir produzieren in etwa so viel, wie wir und unsere Mitarbeiter pro Jahr bei uns essen. Weil wir nicht so grosse Kühltruhen besitzen und das mit dem Strom so eine Sache ist, verkaufen wir unsere Tiere immer dem gleichen, lokalen Metzger. Da er auf Qualität setzt und diese immer persönlich kontrolliert, kaufen wir unser Fleisch welches wir das Jahr über konsumieren, bei ihm ein.

die nächste Generation
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Kurz vor Weihnachten

Ende November durften wir Sinchi, unseren treuen Gefährten und lieben Begleiter, gehen lassen. Er war während 14 Jahren und 7 Monaten stets an unserer Seite.

Sinchi hinterlässt nicht nur bei uns eine riesige Lücke, sondern auch bei unseren anderen drei Hunden. Sie müssen sich nun zuerst neu ordnen und bestimmen, wer die oder der neue Chef ist. Yuma erhebt da ihren berechtigten Anspruch, da sie am längsten bei uns ist.

Hektor weiss noch nicht so recht, was er davon halten soll, aber er fügt sich und Floh ist noch zu jung und hat andere Flausen im Kopf. Die Veränderung in der Meute ist zu spüren. Klar ist, dass wir alle Sinchi vermissen. Aber dennoch sind wir froh, dass wir ihn rechtzeitig gehen lassen durften. Er wird für immer in unseren Herzen bleiben.

Michi hat ein kleines Platzproblem bei seiner Werkstatt und hat deshalb den Vorplatz des Schulhäuschen in Beschlag genommen. Das ist aber keine dauerhafte Lösung, weshalb wir einen neuen Unterstand für unser Auto bauten. Natürlich ist auch dieser Bau aus Bambus.

So konnten wir erneut einigen jungen Leuten zeigen, wie man einfache und stabile Konstruktionen aus Bambus macht. Auch Louis, unser derzeitiger Praktikant (Student der ZHAW), konnte mithelfen und viele Erfahrungen sammeln. Jetzt kann Michi den alten Autounterstand zu einer Werkstatt umbauen. Mal schauen, wie lange es dauert bis auch da zu wenig Platz ist. Wir sind jedenfalls froh, wenn es nicht immer direkt neben dem Haus staubt, wenn jemand an der Arbeit ist.

César mit dem Bauteam

Wir haben begonnen rund zwei Hektaren alte Weidefläche wieder dem Wald zurückzugeben. Als Erstes haben wir es einfach Verbuschen lassen umso sehen zu können, welche Sekundärbäume da wachsen. Dann haben wir begonnen einzelne Fruchtbäume zu pflanzen oder zu fördern, indem wir sie frei schnitten. Nun sind wir in der Phase in der wir gezielt einzelne Primärbäume pflanzen und so die Artenvielfalt wieder erhöhen. In der ganzen Zeit liessen wir immer wieder die Kühe in diesen Abschnitt, die frassen das nachwachsend Gras. Wir müssen da aber immer noch gezielt die gepflanzten Bäume freischneiden gehen. Vereinzelt würden sie sonst von Schlingpflanzen zerdrückt werden. So geben wir den neuen Bäumen eine höhere Überlebenschance. Louis schreibt eine Arbeit zum Thema Auswirkungen der Viehhaltung auf den sekundären Regenwald. Kurz gesagt über das Zusammenspiel von Wiederaufforstung, Kühen und einheimischen Wildtieren. Er ist mit César mehrmals kontrollieren gegangen, ob die Bäumchen noch leben oder ob die Kühe sie gefressen oder zertrampelt haben. Mit Erstaunen stellte er fest, dass es mehr Schaden durch Insektenfrass gibt als durch die Kühe. Auch er durfte dort noch drei Bäume pflanzen die er dann als Patenpflanzen zu Weihnachten verschenken wird. Er weiss ja nun genau wo sie stehen und mit den Koordinaten, die er mit seinen Urkunden erhält, können auch die Beschenkten nachschauen, wo die Bäumchen stehen.

Drohnenaufnahme der Aufforstungssfläche

Louis hat für seine Arbeit auch Wildkameras aufgestellt. Zum einen bei der Aufforstungsfläche und zum anderen rund um die Finca Don Sigifredo. Michi hat ebenfalls noch weitere Kameras aufgestellt, um zu sehen was in einzelnen Sektoren geschieht, denn wir hören leider wieder vermehrt Schüsse aus dem Wald. Nach einem Monat holte Michi seine Kameras zurück und musste feststellen, dass eine gestohlen wurde. Zum Glück haben wir bei der betroffenen Stelle zwei Kameras aufgestellt, denn Michi hatte dort Tapir Spuren gefunden und wollte die Tiere sowohl von vorne als auch von der Seite fotografieren. Wir hatten auch tatsächlich Tapire auf den Bildern, worüber wir uns extrem freuten.

Zwei Tapire

Weniger schön waren dagegen die Bilder von einem Wilderer, wie er nur gerade 24 Stunden zuvor unsere Kamera stiehlt. Tatsächlich haben wir sehr gute Fotos, auf denen man das Gesicht des Wilderers gut erkennt und man sieht sein Gewehr. Aber vor allem sieht man wie er unsere Kamera, nachdem er sie von der Befestigung gelöst hat, in den Händen hält. Wir kennen die Person, er ist unser Nachbar auf der anderen Seite des Flusses.

Der Wilderer beim stehlen unsere Kamera

Für uns war klar, dass wir etwas unternehmen werden. Wir hofften sehr auf die Unterstützung von Selva Viva und dem amaZOOnico, um gemeinsam etwas zu unternehmen und eine geschlossene Haltung gegen die Wilderei zu zeigen. Die Fotos wurden nur 50 Meter von der Grenze zu Selva Viva und rund zwei Kilometer von der Wildtierauffangstation amaZOOnico aufgenommen. Zum ersten Mal gibt es gute Beweisfotos von einem Wilderer. Tja, es war einmal mehr nur Wunschdenken. Der Geschäftsführer von Selva Viva und Besitzer des amaZOOnicos sagte ganz klar, dass es zwar nicht schön ist, aber auch nicht im Schutzwald von Selva Viva geschah und deshalb unser eigenes Problem sei. Wir bekamen zwar vereinzelt Zustimmung vom Schweizer Vorstand Selva Vivas, aber der Geschäftsführer hat entschieden. Wir staunten nicht schlecht über die Absage. Auch der amaZOOnico hat kein Interesse etwas gegen die Wilderei zu unternehmen, obwohl die Tapire auf den Fotos vermutlich von ihnen ausgewildert wurden. Als dann vom Vorstand des Fördervereins des amaZOOnicos in der Schweiz, ehemalige Volontäre der Wildtierauffangstation, keine Reaktion oder Stellungnahme kam, stellten sich uns einige Fragen.

Wir liessen ein Schreiben durch unserem Anwalt aufsetzen, wo wir dem Wilderer die Möglichkeit gaben uns die Kamera oder deren Gegenwert zurückzugeben, um so einer Klage zu entgehen. Wir waren leider nicht zu Hause als der Wilderer tatsächlich eine Kamera zurückbrachte, Louis hat sie entgegengenommen. Er staunte jedoch nicht schlecht, denn es war nicht unsere Kamera, sondern seine. Am nächsten Tag sind Louis und César natürlich gleich seine anderen Kameras einsammeln gegangen. Von vier waren nur noch zwei da. Die Fotos für seine Arbeit sind weg und es fehlt ihm noch eine Kamera. Jetzt sind wir dabei den Wilderer erneut zu kontaktieren und mit ihm zu klären, wie viele Kameras er insgesamt gestohlen hat. Es müssen ja mindestens zwei sein. Diejenige welche wir bekommen haben, stimmt nicht mit derjenigen auf dem Foto überein. Leider kostet uns das viel Zeit und Nerven. Wir wissen nicht was uns mehr ärgert, die vermeintliche Scheinheiligkeit der sogenannten Tier- und Umweltschutzorganisationen und ihrer Funktionäre oder der reumütige Wilderer.

Sonnenaufgang

Auf diesem Weg wünschen wir allen unseren treuen Lesern, Spendern und Wohltätern ruhige und erholsame Weihnachten. Wir wünschen euch nur das Beste!

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Erfahrungsbericht von Louis Müller

Nach vier Jahren war es endlich wieder so weit: Südamerika und Regenwald! Im Rahmen meines Studiums an der ZHAW habe ich die Möglichkeit, für mindestens 12 Wochen ein Praktikum im Ausland zu absolvieren. Nach langer Suche wurde ich auf das Projekt einer Modellfarm im ecuadorianischen Regenwald aufmerksam gemacht: die Finca Don Sigifredo (FS). Da ich auf früheren Reisen bereits im Amazonasgebiet unterwegs war und diese Region zu lieben gelernt habe, war es für mich schnell klar. Da will ich hin.

Da ich früher bereits einige Wochen im Regenwald gearbeitet habe, hätte man meinen können, dass ich mir den hiesigen klimatischen Bedingungen bewusst wäre. Nach einem von der Sonne verbrannten Nacken und den ersten Arbeitstagen, an welchen ich vor Erschöpfung teilweise bereits vor dem Nachtessen eingeschlafen bin, wurde mir schnell bewusst, dass ich wohl doch ein bisschen Angewöhnungszeit brauchen würde und nicht jede Minute 110 Prozent geben könnte. Das war aber überhaupt kein Problem und es war seitens der Besitzer der FS Joëlle und Michael viel Verständnis vorhanden. Generell wurde ich sehr herzlich auf der Finca aufgenommen und bei allem unterstützt. Obwohl die beiden genug Arbeit haben, nehmen sie sich immer Zeit für mich, egal, ob ich schon die 20. Frage am Tag stelle oder sonst ein Anliegen habe. Auch bei den verschiedenen Arbeiten, bei welchen ich als Volontär mithelfe, wird mir immer genau erklärt, was zu tun ist. Aufgrund ihres grossen Fachwissens in verschiedenen Bereichen wie beispielsweise der Verarbeitung von Bambus oder dem Verhalten von (Wild)tieren, kann ich viel von ihnen lernen.

Bereits in der ersten Arbeitswoche lernte ich mehrere Personen kennen. Dazu gehören der langjährige Angestellte César und seine Frau Hilda, seine Söhne Widinson und John, sowie weitere Verwandte und Bekannte. César und seine Familie leben in der Nähe der FS, auf der Isla Anaconda zwischen dem Rio Arajuno und dem Rio Napo. Sie gehören zu der einheimischen Kichwa-Gemeinschaft, welche eine eigene Sprache und eine eigene Kultur haben. Ich durfte sie bereits zweimal bei ihnen zuhause besuchen und hatte somit die Möglichkeit, ihre Kultur und Gastfreundlichkeit näher kennenzulernen. Zusammen mit César habe ich auch während dem Arbeiten viele interessante Gespräche über Unterschiede und Gemeinsamkeiten unserer Kulturen, Heimatländer, Wildtiere, Fussballmannschaften, Biersorten usw.

Nebst den vielen neuen Persönlichkeiten lernte ich auch die Hunde Floh, Hector, Yuma und Sinchi kennen. Anfangs hatte ich noch ein bisschen Angst vor den Tieren, da sie beim Betreten des Grundstücks bellend auf einen zu rennen. Mir wurde aber schnell bewusst, dass sie nur ihren Job als Wachhunde ausüben und ansonsten sehr liebevoll sind und jede Streicheleinheit noch so gerne annehmen.

Die letzten 6 Wochen waren sehr lehrreich. So wurde ich z.B. mit den verschiedenen Prozessschritten der nachhaltigen Ressource und Baumaterial Bambus vertraut gemacht. Ich habe gelernt, wie Bambusstangen immunisiert resp. von den unzählbaren Insekten geschützt und gelagert werden, wie eine einheitlichen Faserfarbe erreicht wird, wie der Bambus in der Plantage gepflegt wird und last but not least: Wie damit etwas gebaut werden kann, beispielsweise eine Garage.
Während den morgendlichen Spazierwanderungen zu den Kühen (manchmal 20 Minuten, manchmal 1 bis 2 Stunden) und einigen längeren Urwaldrundgängen konnte ich bereits viel über die vorhandene Flora und Fauna und deren Dynamik lernen. Das Schöne, wenn man vor Ort ist: Man kann nicht nur Theoretisches lernen, sondern auch Praktisches sehen. Sichtungen von Wildtieren wie z.B. den Baumsteigerfrosch Rana venenosa ecuatoriana oder zahlreiche Spinnen sind für mich immer wieder ein Highlight.


Zu sehen gibt es leider auch Negatives. Zusammen mit Michi kontrollierten wir die Entwicklung einer illegalen Goldmiene, welche sich nur wenige Autominuten von der FS entfernt befindet. Voller Ernüchterung mussten wir feststellen, dass sie in wenigen Wochen stark gewachsen ist und die Betreiber bereits daran sind, weitere Bäume zu fällen und das Abbaugebiet zu erweitern. Des Weiteren fahren zurzeit täglich mehrere Sattelschlepper vorbei und beliefern eine Erdölförderungsfirma, welche sich wenige Stunden von der FS befindet. Nichtsdestotrotz geniesse ich meine Zeit hier und ich freue mich, auf die nächsten Projekte und Erfahrungen, welche wir in Angriff nehmen werden.

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Wenn es am schönsten ist,…

von Bernd Villwock

Es gab anfangs Tage, da haben mich die Insektenstiche beinahe verrückt gemacht. Und irgendwann zur Halbzeit, nach mehrtägigen Magen-Darm-Problemen, habe ich mich auch mal gefragt warum ich mir diesen Wahnsinn antue… Inzwischen weiß ich was zu tun ist, kann mich auf die Arbeit und das Umfeld konzentrieren und bin nach insgesamt drei Monaten auf der Finca richtig gut angekommen. Time to say goodbye!

Es war ein unglaublicher Glücksfall, dass genau in diesen drei Monaten das Bambus-Häuschen auf der Insel gebaut wurde! Ich habe alles miterlebt, von den Fundamenten über das Richtfest bis zu den letzten Schönheitsarbeiten. Hautnah konnte ich spüren, wie die Begeisterung der beteiligten jungen Leute und das Interesse der Nachbarn mit jedem Tag wuchs und beobachten, dass das Konzept «learning by doing» tatsächlich aufgeht: eine Reihe der jungen Männer hat jetzt eine sehr konkrete Vorstellung und praktische Kompetenzen, was den Bambusbau betrifft.

Mein Herz aber habe ich an die Pflanzen, Tiere und Menschen hier verloren.

Beim Mittagessen mit den Mitarbeitenden

Es war eine tolle Erfahrung, die 40 kleinen Ahuanos (Mahagoni) einzutopfen und sie in den ersten Monaten wachsen zu sehen. Auch der ersten Insektenplage haben sie bereits erfolgreich widerstanden. Erst gestern durfte ich dann auch das Gebiet besuchen, in der Michael und Joëlle die Wiederaufforstung begonnen haben: in einer aufgelassenen illegalen Balsa-Plantage wachsen jetzt zahlreiche heimische Frucht- und große Urwaldbäume – darunter auch einer der Bobos, für den meine Familie die Patenschaft übernommen hat.

Moral Bobo für den meine Familie die Patenschaft übernommen hat

Immer wieder gern bin ich zu den Kühen gegangen, habe sie gezählt, nach Verletzungen geschaut und einfach ein wenig Zeit mit ihnen verbracht. Dabei sind einige von ihnen mir wirklich ans Herz gewachsen. Der majestätische Zuchtbulle Flocho zum Beispiel, der ganz entspannt über seine Gruppe wacht und sich erstaunlich gerne kraulen lässt. Die kleine Urpi, die ich in den ersten Wochen einmal mit César notfallbehandelt habe und die jetzt kraftvoll durch die steilen Weiden steigt. Die noch kleinere Victoria, um die wir uns in den ersten Tagen viele Sorgen gemacht haben. Zwischen Neugier und Angst schwankend wird sie bald wie ihre älteren Freundinnen mit Hector spielen. Und schließlich auch mehrere der erwachsenen Kühe, die gemeinsam einen kleinen Kinderhort betreiben und ihre Schützlinge, teils eigene teils adoptierte, gemeinsam beaufsichtigen.

Kuhherde

Auch die lokale Kichwa-Gemeinschaft habe ich durch die vielen gemeinsamen Arbeitsstunden kennen und schätzen gelernt. Besonders natürlich den Vorarbeiter César, mit dem ich auch öfter mal alleine unterwegs war und viel Austausch hatte. Mit ihm und seiner Frau Hilda zusammen konnte ich die Woche gut meistern in der Joëlle und Michael Urlaub gemacht haben. So gar nicht meinen Kichwa-Klischees folgend, lernte ich sie auch als liebevoll füreinander sorgendes Paar kennen. Und das nach mehr als 20 gemeinsamen Jahren!

Hilda und César in der Mittagspause

Last but not least: Joëlle und Michi! Ich habe größten Respekt vor ihrem Einsatz, ihrem Mut und ihrer Bereitschaft mit großer Ausdauer durch alle Probleme durchzugehen und weiter zumachen. Unter den gegebenen Bedingungen eine Farm zu betreiben und mit lokalen Mitarbeitern eine Vision von einer Ökomodellfarm umzusetzen ist phasenweise absoluter Dauerstress! Dass sie sich trotzdem immer wieder Zeit genommen haben, mir Dinge zu zeigen und zu erklären, lässt mich in großer Dankbarkeit gehen. Ich bin sicher dass ich die beiden noch ab und zu besuchen werde.

Bis dahin wünsche ich ihnen Glück, eine gute Hand und ganz viel Kraft!

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Erfahrungsbericht von Bernd Villwock

Der erste Monat als Volontär auf der Finca Don Sigifredo (FS) hat mir – neben durchaus anstrengender und Schweißtreibender Arbeit – eine Menge toller Erlebnisse und Begegnungen gebracht. Hinzu kamen erste Einblicke in das Projekt und die Prozesse der Farm, die ich dem angenehmen und intensiven Austausch mit Michi und Joëlle verdanke!
Daher versuche ich mich hier an einem Monatsbericht, der sich an den „Teilprojekten“ der Farm orientiert, die ich bereits aus praktischer Arbeit kennengelernt habe.

Ganaderia – Rinderhaltung

Idylle auf der Kuhweide

Die vergangenen Wochen zeigten Licht und Schatten dieses Bereichs, in dem ja schon vor längerer Zeit von Milch- auf Fleischproduktion und Zucht umgestellt wurde: Erfreulich war zunächst einmal der Verkauf von 2 Kühen an die Holländischen Nachbarn – offensichtlich hatte diese die Qualität der beiden hornlosen Zuchtrinder überzeugt! Hinzu kam der Verkauf von 6 Fleischrindern an einen auf Qualität setzenden Kooperationspartner aus Tena. Bei der Verladung der ersten 3 Kühe bewies Michi seine tierfreundliche Grundhaltung: durch die extra hierfür gezimmerte „Verlade-Brücke“ und ein wenig Geduld gelang der für die Kühe schmerzlose und weitgehend stressfreie Gang auf den Transporter.
Als sehr aufwendig aber erweist sich immer wieder die Pflege der Urwaldweiden: Einige Stunden pro Woche müssen die verschiedene Pastos von nachgewachsenen Büschen, Bäumen und zu harten Gräsern gesäubert werden. Auch die erschwerten Bedingungen der Wundpflege wurden deutlich: neue Verletzungen – wie die von Kälbchen Urpi – müssen schnell behandelt und aufmerksam nachversorgt werden, damit sich keine gefährlichen Fliegenlarven einnisten können! Erstaunlich empfand ich dabei die Cowboy-Qualitäten von César, der vor seiner Anstellung auf der FS keinen Umgang mit Rindern hatte: Er schwingt das Lasso und bringt Rinder an ihren Hinterläufen zu Fall, als hätte er sein Leben lang nichts Anderes gemacht!

Die kleine Urpi mit ihrer Mama

Last but not least machen sich die Rinder immer wieder einmal selbständig, treten Zäune nieder und verlassen auch ab und zu den Bereich der Finca – was für den armen Michi erst kürzlich wieder zu ungeplanten, stundenlangen Suchaktionen führte. Und natürlich müssen die kaputten Zäune auch wieder repariert werden! Jeden Morgen wird deshalb die aktuelle Weide aufgesucht, um die Kühe zu zählen und mögliche Verletzungen zu sichten. Dies mag zwar durchaus für den Volontär zu angenehmen Erkundungsgängen des Terrains und schönen Naturerlebnissen führen – unter dem Aspekt des Arbeitsaufwandes jedoch schlägt dies erheblich negativ zu Buche!

Begegnung

Bambus als Baumaterial

Im diesem jüngsten Geschäftsbereich der FS liegen Vision und Wirklichkeit an manchen Stellen sehr dicht, an anderen noch ziemlich weit auseinander: Es gibt durchaus schon Aufträge, jüngst erst der für 200 m² Tablas, das sind zu Wand- oder Bodenteilen verarbeitete Bambusrohre. Die zweite Hälfte haben wir mit mit 9 Personen und sehr viel Schweiß binnen einer Woche abgearbeitet. Dies begann mit der Ernte unter allerhand Gefahren (Lanzenotter,  Skorpion, Wespenangriffe, …) und der abenteuerlichen Verschiffung mit selbst gebauten Bambusflössen (inkl. einer Kenterung mit unbeschadetem Ausgang aber ärgerlichem Materialverlust). Mit ausgefeilter Technik wurden die zugeschnittenen Rohre dann geöffnet, gesäubert und in die Immunisierungsanlage gegeben.

Herstellung von Tablas


Wie ja schon mehrfach berichtet, entsteht außerdem auf der Insel das erste „Musterhaus“, bei dem erstmals Bambus zum Einsatz kommt, der mit dem verbesserten Prozess haltbar gemacht wurde (inzwischen sind die 12 tragenden Pfeiler fertig gebaut und warten auf den nächsten Arbeitsschritt). Hier wird der Beweis erbracht, dass der schnell nachwachsende und viel CO2 bindende Bambus das Abholzen von Regenwald im Hausbau komplett überflüssig machen kann.
Schwierigkeiten macht jedoch weiterhin die Beschaffung des Rohmaterials: Für größere Aufträge ist derzeit das lokale Angebot noch zu klein bzw. es mangelt an der benötigten Qualität. Auch können pro Monat nur eine begrenzte Zahl abgenommen werden, da die Stangen vor der Immunisierung nicht zu trocken werden dürfen. Damit das Bambus-Geschäft zu einer wirtschaftlich tragende Säule der FS wird, braucht es also noch Geduld und Anstrengungen für die Entwicklung des lokalen Angebots.

Kurze Pause

Nicht ohne Interessenkonflikte erweist sich im Bambus-Bereich auch die Rolle von FS als bedeutendem lokalen Arbeitgeber: Begehrt und rar ist Arbeit zu fairen Bedingungen, auch über die Insel hinaus. Michi, César und auch diejenigen, die zum aktuellen Arbeiter-Pool gehören, werden von Freunden und Verwandten gedrängt, ein gutes Wort für sie einzulegen. Aber Michi muss ja letztlich Qualität liefern, für die es Vertrauen, Kompetenzerwerb und Kontinuität braucht – jeder Wechsel birgt Risiken. Hinzu kommt das Ziel, junge Menschen von der Insel gezielt zu fördern, um deren Zukunftschancen zu stärken. Diese Ziele unter einen Hut zu bringen, stellt Michi und Joëlle immer wieder vor Herausforderungen!

Agroforstwirtschaft und Wiederbewaldung

In der Kakao-Plantage, in der in wenigen Wochen geerntet werden kann, faszinierten mich die jüngsten Versuche der experimentierfreudigen FS-Leitung: Vanille-Ranken schlängeln sich an der Oberseite einiger Kakaopflanzen zum Licht – ob dies die Entwicklung der Kakaoblüten behindert, die ja direkt am Stamm ansetzen? In einem anderen Teil des Feldes stehen Kakao und Urwaldbäumchen im Wechsel, gleichfalls ein spannender neuer Ansatz.

Ahuanos nach dem Eintopfen


Highlight aus Perspektive des Volontärs jedoch war das Einpflanzen von Ahuano- (=Mahagoni-)Setzlingen in kleine „Töpfe“ aus Bambus-Schnittresten: Die von Michi höchst erfolgreich gezogenen Samen (40 von 40 waren aufgegangen!!) lassen den Traum von 40 stolzen Urwaldriesen träumen. Dies wird zwar noch viele Jahre dauern, und ist gerade deshalb so richtungsweisend: Bäume und eine lebenswerte Welt für nachfolgende Generationen – dies ist eines der zentralen Ziele von FS und Selva Viva!

Ahuanos nach einem Monat

Zum Schluss noch ein anderes Thema der letzten Wochen, das uns nicht wenig in Atem gehalten hat: „Wachwechsel“ bei den Hunden: Bombi und Sinchi sind nun an manchen Tagen sichtlich müde und unbeweglich – gerade schaffen sie es dann noch, bei Besuchen aufzustehen und mitzubellen. Zunehmend wird vor allem Sinchi auch senil und altersstarrsinnig: manchmal trabt er zügig los und weiß offenbar nach einigen Schritten gar nicht mehr, warum! Auch den Befehl beim Haus zu bleiben, vergisst er dann manchmal gleich wieder und trabt dann doch den Kollegen hinterher… Die beiden jungen Hunde jedoch sind noch nicht so ganz für ihre zukünftige Aufgabe bereit: Die 2-jährige kleine Yuma begibt sich immer wieder einmal auf mehrstündige (Jagd-?)Ausflüge – 2 mal war sie sogar über Nacht weg. Der 8 Monate alte Hector ist zwar schon ausreichend energisch und furchteinflößend, aber seine Verspieltheit bringt ihn manchmal noch auf Abwege: Er verstrickt sich dann in Spielereien mit Yuma, anstatt auf das Haus aufzupassen. Ob es auch seine aufdringlichen Aufforderungen zum Spiel sind, die Yuma letztlich vom Haus wegtreiben, oder ob er sich umgekehrt von Yuma zu ausgedehnten Ausflügen verführen lässt – für die Erfüllung seiner Aufgabe als Wachhund steht Hector dann jedenfalls nicht zu Verfügung! 🙂

Erschöpfte Ausreißerin

Für immer fehlen wird der FS die halbwilde Katze Fantasma. In den letzten Tagen war ihre Kopfwunde wieder aufgegangen und immer größer geworden. Als sie den zweiten Tag morgens nicht mehr nach ihrem Futter rief, wurde es Zeit zu handeln. Joëlle übernahm die traurige Aufgabe, sie zum Einschläfern nach Tena zu bringen. Jetzt ruht sie an einem schönen Ort auf dem Gelände der Finca unter einem neu gepflanzten Bäumchen.

Mehrere Verluste gab es auch bei den Meerschweinchen. Wieder einmal hatten sie einen Weg gefunden, ihr eingezäuntes Terrain zu verlassen. An aufeinander folgenden Tagen fanden wir jeweils ein totes Tier am gleichen Platz außerhalb des Zauns. Inzwischen ist nur noch ein einziges Tier übrig. Ob es wirklich eine Schlange war, wie wir aufgrund der fehlenden Wunden und des aufgeblähten Bauches vermuten, wird sich nicht abschließend klären lassen.

Sehr aktiv waren in diesen 4 Januar-Wochen auch wieder die Termiten. Gleich viermal tauchten sie in langen Kolonnen und mit ihren typischen Gängen auf, einmal am Geräteschuppen und dreimal am kleinen Schulhäuschen. Dort nutzen sie zum Eindringen das an verschiedenen Stellen brüchig gewordene Zementfundament, was die Bekämpfung schwieriger macht.

Müde aber Glücklich!
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Wir haben noch viel vor

Für unser Bambusprojekt sind die Lagerhalle und die ersten Regale endlich fertig errichtet und wir haben bereits begonnen sie langsam zu füllen. Wir hatten extra ein Becken von 13 Metern gebaut um zwölf Meter Stangen immunisieren zu können, was wir nun auch das erste Mal taten.

Der Riesenbambus (bambú gigante) ist über 20 Meter lang und hat einen Durchmesser von bis zu 25 cm am Fuss. Er wächst auch in unserer Region und bei einigen Familien ist er erntereif. Wir haben uns mit Remigio geeinigt, dass wir zehn Stangen ernten dürfen um so Erfahrung sammeln zu können. Denn Riesenbambus so zu schneiden das er nicht splittert und dadurch unbrauchbar wird, muss gelernt werden. Wir hatten uns zum Glück gute Instruktionen von einem Spezialisten geholt und so ist uns tatsächlich keine Stange kaputt gegangen. Remigio staunte darüber nicht schlecht, denn ihm sind leider alle gesplittert. Wir schnitten den Bambus auf die richtige Länge zu und danach transportierten wir die Stangen per Kanu und zu Fuss bis zum Becken. Das ist einfacher gesagt als es getan war. Zwölf Meter (frischer) Bambus hat ein Gewicht von über 500 kg. Fünf starke Männer brauchte es um die Stangen zu tragen.

Bevor die Stangen ins Becken gelegt werden können, müssen sie zuerst gewaschen und danach durchbohrt werden. Dafür hat Michael extra einen Bohrer XXL von 7 Metern hergestellt in dem er den Bohrer auf ein Armierungseisen schweisste. Zu Dritt werden dann damit die Stangen durchbohrt. Nach diesem Arbeitsschritt müssen die Stangen vom Riesenbambus für 14 Tage im Becken bzw. in der Salzwasserlösung bleiben. Da wir schon einige Erfahrung damit haben sechs Meter Stangen aus dem Becken zu nehmen ist das für uns „einfach“ geworden. Zwölf Meter Stangen sind jedoch etwas anderes und wir haben bei der ersten schon gemerkt, dass wir die Höhe des Daches leider etwas knapp berechnet haben. Wir mussten gut überlegen wie wir die Stangen wieder aus dem Becken rausbringen, so dass kein zu grosser Wasserverlust entsteht. Nach der vierten Stange hatten wir den Dreh raus. Das aufrechte Besonnen geht leider nicht, das hatte sich Mich doch etwas zu einfach vorgestellt. Diese Stangen werden nun liegend besonnt und danach gehen sie ins Regal zum Trocknen.

Wir haben viel gelernt und können nun auf Wunsch zwölf Meter Stangen behandeln und liefern. Wir werden nächsten Monat nochmals zehn Stangen Riesenbambus einkaufen, zum einen um zu üben und zum anderen um einen kleinen Vorrat anzulegen. Wir sind aber auch dabei den Vorrat der sechs Meter Stangen zu erhöhen, vor allem da wir für das nächste Jahr einen Grossauftrag in Aussicht haben. Das alles kostet Geld und unsere Reserven neigen sich dem Ende zu. Da ist uns jetzt im richtigen Augenblick ein Auftrag in den Schoss gefallen, wir dürfen ein kleines Bambushaus bauen. Es ist ein Geschenk von der Mutter von Christine von Steiger an ihren (mittlerweile erwachsenen) Patensohn. Für uns und seine Familie ist es ein Lehrobjekt. Unser Ziel ist es aufzuzeigen, dass man ganz ohne Holz ein Haus bauen kann. Das Budget ist leider nicht so hoch und die Familie die es bekommt, muss unentgeltlich mit helfen. Das machen sie aber gerne. So ist Michi nun am Planen, Rechnen und Vorbereiten – er wird jetzt auch noch „Architekt“. Nein, es wird eine ganz einfache Konstruktion sein die aber trotzdem geplant werden muss.

Wir schreiben so viel über das Bambusprojekt und dabei geht oft vergessen, dass wir ja noch viele andere Projekte am Laufen haben. Wir haben es endlich geschafft die Kakaoplantage fertig aus zu schneiden bzw. zu putzen – sie hatte dringend einen Verjüngungsschnitt nötig. Dabei haben wir sie auch gleich erweitert und ca. 50 neue Kakaobäume gepflanzt. In die Erweiterung der Plantage haben wir auch gleich noch einige Chuncho-Bäume gepflanzt. Das sind Bäume mit gutem Holz die man in zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren ernten werden kann. Die Vanille wächst gut und deshalb überlegen wir uns die Plantage zu vergrössern.

Leider brauchen die Kühe die meiste Aufmerksamkeit und viel zu viel Geld. Der Unterhalt der Weiden braucht viel Zeit und ist sehr teuer geworden. Leider hat der letzte Generalstreik dem Fleischpreis nichts gebracht, er ist noch immer auf demselben Stand wie vor zwölf Jahren. So vieles ist teurer geworden auch Kraftfutter, Mineralsalz, Medikamente und sogar der Transport der Tiere und dies obwohl der Benzinpreis gesenkt wurde. Wir haben unsere Kosten erneut durchgerechnet und sind zum Schluss gekommen, dass wir die Kuhherde verkleinern müssen damit wir weniger Weidefläche brauchen. Wir haben leider fast keine geraden Flächen die einfach und schnell von Unkräutern zu reinigen sind. In der Schweiz würden wir mit unseren Weideflächen wahrscheinlich «Subventionen für Bergbauern» bekommen doch verständlicherweise gibt es so etwas in Ecuador nicht. So haben wir uns schweren Herzens entschieden von elf auf vier Mutterkühe zu reduzieren, der Stier und die Kälber bleiben. Nun sind wir auf der Suche nach Käufern. Einige Kühe sind schon so alt, dass sie mit den jungen Stieren zum Metzger gegeben werden müssen. Da wir nun auf die Zucht von zukünftigen Zuchttieren umstellen behalten wir die vier schönsten und unserer Meinung nach besten Kühe. Wir sind nicht die Einzigen die unter dem Preisdruck leiden, auch unsere Niederländischen Nachbarn sind aus der Milchwirtschaft ausgestiegen. Sie bekamen für die Kuhfladen (als Dünger) mehr Geld als für die Milch. Jetzt haben sie noch ca. elf Tiere die zum einen ein Hobby sind und zum anderen als Düngerlieferant für ihre Vanilleplantage dienen.

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Baggermangel in Tena

Heute Mal was Anderes zum Anfang. Im Napo Fluss gibt es bekanntlich viel Gold und da der Goldpreis in den letzten Jahren stark gestiegen ist lohnt es sich nun auch das Gold abzubauen. So entstand ganz in der Nähe von Tena ein unvorstellbar grosses Abbaugebiet am Rio Napo, wo man mit Baggern die Ufer und angrenzendes Land abgetragen hat umso an das Gold zu kommen. Die Bevölkerung hat während mehrerer Monate immer wieder dagegen protestiert. Es wurde kurzerhand auch einfach bewirtschaftetes Land umgebaggert und hat so viele Leute von ihrem zu Hause vertrieben. Da das ganze illegal war, und schon seit 2018 keine Lizenzen mehr für den Abbau von Gold vergeben werden, wurden leider auch Chemikalien wie Quecksilber eingesetzt. Das hat dann auch Umwelt Organisationen und die Presse auf den Platz gerufen. Der Druck auf die Behörden wurde schlussendlich zu stark. In einer grossangelegten Aktion sind das Militär und die Polizei auf gefahren und haben die Mine geschlossen. Vorgängig wurde weiträumig alles abgesperrt (ca. drei Quadratkilometer) und dann fand der Zugriff statt. Sämtliche Maschinen wurden beschlagnahmt und alle Anwesenden wurden verhaftet, auch wenn sie nur für gerade einen Tag ins Gefängnis mussten. Während drei Wochen wurde das beschlagnahmte Material abtransportiert und auf dem Polizeigelände geparkt. Es waren mehr als 150 Bagger, über 20 grosse und unzählige kleine Waschanlagen. Der Parkplatz war so voll, dass wir das Ausmass nicht auf ein einzelnes Foto gebracht haben. Mit der Drohne durften wir kein Foto machen da wir nicht von der Presse sind.

Nun hat es in der Provinz Napo zu wenig Bagger, weil jeder der keinen Bauauftrag hatte da am Goldwaschen war. Wenn man jetzt einen Bagger braucht muss man lange warten bis er kommt, denn um einen Bagger auszulösen muss man tief in die Taschen greifen. Zwischen 20`000 bis 30`000 Dollar kostet das Auslösen, das ist hier extrem viel Geld. Alle Maschinen die nicht innerhalb von zwei Jahren ausgelöst sein werden, werden dann versteigert. Solange stehen sie einfach rum und rosten vor sich hin. Es gibt immer noch viele kleine illegale Minen entlang des Napos. Die werden aber von Familien betrieben und dort wird von Hand abgetragen und häufig wird kein Quecksilber eingesetzt. Denn dafür haben die Meisten kein Geld und so ist der Schaden an der Umwelt auch nicht ganz so gross.

Der Jaguar geht bei uns um und macht die Kühe sehr nervös. Als Michael letzte Woche unsere Kühe kontrollieren ging stellte es fest, dass sie alle sehr dicht beieinander standen. Sie waren auf der hintersten Weide direkt am Waldrand. Obwohl es noch genügend Grass hatte, wollten sie nicht da bleiben. Michael war etwas irritiert wegen ihres Verhaltens. Auf dem nachhause Weg nahm er die Wildkameras mit die um die Weide herum platziert waren. Beim Auswerten der Fotos wurde ihm klar warum die Kühe so nervös waren. Nur vier Stunden zuvor hatte die Kamera einen Jaguar aufgenommen und das nur 100 Meter neben der Kuhweide. In den letzten vier Wochen wurden die Kameras dreimal durch den Jaguar ausgelöst.

Jaguar ganz in der Nähe unserer Kühe

Normalerweise zieht ein Jaguar herum und bleibt nicht so lange am gleichen Ort. Warum er nun so lange da ist wissen wir nicht, wir können nur spekulieren. Vielleicht blieb er länger weil es wieder mehr Wild bei uns hat.

Der Jaguar ist sogar am Tag unterwegs

Auf Grund der Kameraauswertungen wissen wir, dass der Wildbestand in den letzten Monaten zugenommen hat. Es wurden auch vermehrt seltene Tiere aufgenommen wie zum Beispiel Tayra, Tamandua (Kleiner Ameisenbär) oder auch Krabbenwaschbären. Uns freut es sehr wenn der Wald wieder anfängt zu leben und unsere Kühe sind zum Glück noch alle da. Ja, in der Schweiz haben die Schäfer es mit dem Wolf zu tun und wir hier mit dem Jaguar.

Krabbenwaschbären

Unser Bambus Projekt nimmt viel Zeit in Anspruch. Wir müssen auch sicherstellen, dass wir in Zukunft zu genügend Bambus kommen. Wir können uns da nicht nur auf die einheimische Bevölkerung verlassen. Darum haben wir einen Vertag mit unseren Niederländischen Nachbarn gemacht. Sie haben ca. drei Hektaren Bambus den wir für die nächsten vier Jahre ernten können. Diese Woche haben wir das erste Mal geerntet. Der Bambus wächst direkt an einem Fluss der in den Arajuno mündet der wiederum vor unsere Haustür vorbei fliesst. So haben wir kurzum die geschnittenen Stangen zu Flössen zusammen gebunden und sind den Fluss runter getrieben.

Touristen zahlen viel Geld dafür sich mal auf einem Floss den Fluss runter treiben zu lassen. Mal schauen ob wir das nächste Mal zahlende Begleitung finden. So sind nun die nächsten 65 Bambusstangen im Becken und wir fangen langsam an einen Grundstock an immunisiertem Bambus anzulegen.

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Das Bambusbecken ist in Betrieb

Letze Woche war es endlich soweit, dass wir unser Becken für die Immunisierung von Bambus in Betrieb nehmen konnten. Es hat viele Arbeitstage und noch mehr schlaflose Nächte gebraucht bis es endlich so weit war. Uns ist eine schwere Last von den Schultern gefallen als wir das gefüllte Becken sahen. Michi hat sich so sehr gefreut, dass er beim rumalbern hingefallen ist und sich einige Schürfwunden und Prellungen zu zog. Aber alles war nur halb so schlimm, er hatte mal wieder Glück im Unglück. Ja, das passiert halt wenn man das Gefühl hat noch zwanzig zu sein.

Bambusanlieferung

Bis eine Stange ins Becken eingelegt werden kann sind einige Arbeitsschritte nötig. Zuerst müssen sie Stangen gewaschen werden, danach werden sie auf die richtige länge zugeschnitten und dann müssen sie noch durchbohrt werden. Man muss alle Kammern öffnen, so dass der Bambus nicht an der Oberfläche schwimmt und die Boraxsalzlösung in die Stange reinfliessen kann. Damit die osmoseartige Wirkung (Austausch von Stärke mit Borax) erzielt wird muss sich der ganze Halm unter Wasser befinden. Das durchbohren von sechs Meter langen Stangen ist eine Herausforderung, Michi hat dafür extra einen dreieinhalb Meter langen Bohrer zusammen geschweisst.

Widinson und César durchbohren die Bambushalme

Wenn alle Schritte durchlaufen sind kommen die Stangen für fünf bis zehn Tage, je nach Dicke der Kammerwände, in die Salzwasserlösung. Jeder Schritt wird jetzt mit der «Stoppuhr» gemessen damit wir den Arbeitsaufwand für eine Stange berechnen und so auch einen Verkaufspreis kalkulieren können.

Nach dem Immunisierungsbad geht der Bambus in die Besonnungsanlage, da wechselt er die Farbe von Grün auf Braun, eine erste Trocknung findet schon statt. Anschliessend werden die Stangen im Trocknungsraum gelagert wo sie einfach noch etwas rumliegen. Unsere Trocknungsanlage bzw. Lagerhalle werden wir mit dem ersten selber immunisierten Bambus bauen. Bis dahin nutzen wir ein Provisorium gleich neben dem Becken.

Leider zeigt der Krieg in der Ukraine auch hier seine Auswirkungen. Wir hatten Kaufzusicherungen für Bambus von zwei Bauprojecken. Diese Projekte sind aber bis auf weiteres auf Eis gelegt worden da jetzt die Finanzierung aus Europa fehlt. Mit dem Bau sind wir ein hohes Risiko eingegangen und haben unsere letzten finanziellen Reserven reingesteckt. Da wir aber das einzige, fix gebaute, 13 Meter Immunisierungsbecken von ganz Ecuador-Amazonien haben stehen die Chancen trotzdem gut in den Markt zu kommen. Joëlle bemüht sich mit verschiedenen Organisationen in Kontakt zu treten und uns so bekannt zu machen. Als wir mit dem ersten Einkauf von den ersten 100 Stangen begonnen haben sind nur wenige Tage später viele Familien auf uns zu gekommen um Bambus zu verkaufen. Es hat sich sehr schnell rumgesprochen und wir könnten tatsächlich tausende von Stangen kaufen. Leider müssen wir momentan die Familien auf später vertrösten. Wir erklären ihnen aber dennoch wie sie ihre Bambushaine pflegen sollten, so dass wir ihn dann später kaufen können. Wir kaufen nur guten, zur richtigen Zeit frisch geernteten, Bambus weil wir viel Wert auf gute Qualität legen. Die hohe Qualität wird dann auch unser Verkaufs Argument sein.

Die letzte Woche haben wir Holz verkauft. Der starke Regen hatte die Böden so sehr aufgeweicht, dass gleich fünf Pigüe Bäume die an der Strasse standen umzufallen drohten. Pigües sind Sekundärbäume aus deren Holz man Kisten oder Verschalungsbretter herstellt. Wir haben uns entschieden sie zu fällen bevor sie umfallen und so keinen Nutzen mehr haben werden. Viel verdient man aber nicht damit. Immerhin wurden unsere Kosten gedeckt und zwei Personen hatten für drei Tage Arbeit.

Yuma hilft bei der Kakaoernte

Die Kakaoernte ist in vollem Gange und wir konnten wieder über 100 kg ernten. Wir werden sicher noch drei bis vier Mal ernten können. Danach müssen wir die Bäume richtig zurück schneiden um nächstes Jahr mehr Ertrag erzielen zu können. Unsere Mittarbeiter können es jetzt schon kaum glauben, dass wir so viel ernten ohne Chemie einzusetzen.

Uriel und Café au Lait

Unsere Kuh „Café au Lait“ hat ihr erstes gesundes Kalb geboren. Sie hatte letztes Jahr leider eine Todgeburt, vermutlich weil sie noch zu jung war. Darum hielten wir sie die letzten Wochen ganz besonders im Blick. „Uriel“ ist ihr erstes Kalb und sie macht es hervorragend. Sie liess den Kleinen in den ersten fünf Tagen nicht aus den Augen, wenn er sich ausruhen musste stand sie daneben und beschützte ihn. Nicht so wie die anderen erfahreneren Kühe die Ihr Junges ins Gebüsch legen und dann einfach fröhlich weiter Grasen gehen. Der Kleine wächst schnell und sie lässt ihn jetzt auch schon mit den andern Kälbern rumtollen.

Uriel

Letzte Woche haben wir erneut eine alte Plantage aufgeforstet. Wir liessen das Gelände bewusst ein Jahr zuwachsen. Jetzt haben wir Wege frei gemacht, so dass wir im Schatten der Sekundärbäume die über hundert Primär- und Fruchtbäume pflanzen konnten. Da unsere Pflanzenschule immer grösser wird konnten wir ein breit gefächertes Sortiment auspflanzen und hoffen so eine bessere Durchmischung einzubringen. Wir haben trotz der vielen Arbeit mit dem Bambusprojekt die Grundidee des Waldschutzes durch Aufforstung nicht vernachlässigt.

Aufladen der Pflänzchen zum Transport für die Aufforstung
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Die Brücke

Vor etwas mehr als einem Jahr haben wir eine Brücke über ein Schlammloch gebaut, so dass die Kühe einfacher die Weide wechseln konnten. Als letzte Woche unser Mittarbeiter Frank die Kühe kontrollieren ging hatte er festgestellt, dass es Löcher in den Bretten gab. Deshalb war klar, dass diese Bretter so rasch als möglich ersetzt werden mussten. In der Nähe lagen noch ein paar übriggebliebene Stücke von einem umgefallenen Mahagonibaum und so liessen wir diese richtig zuschneiden um die Brücke reparieren zu können. Das war ja recht und gut aber die Kühe wollten genau wissen was Frank da repariert und sind gleich zu fünft auf die Brücke gegangen um zu schauen, dass er es auch richtig macht. Wenn der Chef nicht kontrolliert machen es halt die Begünstigten. Das war aber zu viel Gewicht für den mittleren Balken und so ist dieser unter der immensen Last eingebrochen. Nur gut, dass nichts passiert ist. Frank hat alles beobachtet und uns gesagt die Kühe seien einfach von der Brücke runter spaziert und weg gegangen. Jetzt war das Ganze etwas schwieriger zu reparieren. Zuerst musste ein neuer Mittelbalken her und das musste hartes Holz sein. Dafür mussten wir einen kleinen Baum fällen der das Gewicht aushält und auch einige Zeit bestand haben wird. Den Stamm zu tragen war nicht einfach. Zu sechst haben wir ihn über unwegsames Gelände hingetragen und dann in die Brücke eingesetzt. Jetzt steht die Brücke wieder wie eine Eins. Wir haben auch den Kühen mitgeteilt, dass maximal drei Tiere darauf dürfen Mal schauen wie lange sie sich daran halten werden.

Auf Grund der immer noch anhaltenden Arbeitslosigkeit werden wir immer wieder um Arbeit gebeten. Leider haben wir aber nur begrenzt Arbeit und unser Budget ist nicht mehr so gross wie es auch schon war. Viele Leute versuchen nun Arbeit im ganzen Land zu finden. Der Bruch der Ölpipeline oberhalb des Rio Cocas ist eine Katastrophe mit einem Ausmass das man sich kaum vorstellen kann. Einige Leute aus der Region, besonders erfahrene Kanufahrer, haben da vorübergehend Arbeit gefunden.

Ein Gewitter zieht auf

Um die Familien zu unterstützen starteten wir ein neues kleines Projekt. Wir lassen bei den Familien verschiedene Sachen herstellen die wir dann in die Schweiz bringen lassen und dort probieren zu verkaufen. Die (erweiterte) Familie von César hat uns über hundert Fonduegabeln aus Bambus geschnitzt. Wir haben pro Rohling 1 $ bezahlt und sie bei uns noch etwas nach geschliffen und poliert.

Milena beim Fonduegabeln schleifen

Eine andere Familie hat uns 100 Armbänder geknüpft. Auch da haben wir einen fairen Preis bezahlt, 2.50 $, was normalerweise der Verkaufspreis für Touristen ist (die ja leider fehlen).

Wir bekommen aber nicht nur Verkaufsangebote von Kichwas auch die Waoranis (eine andere indigene Ethnie die noch tiefer im Wald lebt) kommen vorbei und brauchen Geld. Da haben wir dann eine Hängematte bestellt. Als sie zwei Monate später wieder kamen, was wir nicht geglaubt hätten, brachten sie gleich zwei Hängematten mit. Natürlich haben wir sie beide gekauft. Die Eine hat Michael selber behalten und die Andere wurde in die Schweiz gebracht. So eine Hängematte wird ausschliesslich aus Palmfasern gemacht. Es braucht rund 500 Meter Seil das aus einem einzigen Stück besteht, was natürlich selber von Hand hergestellt wird. Alleine für das verweben des Seils brauchen sie zwei Wochen. Der Handel mit den Waoranis ist immer etwas Spezielles. Sie laufen oft tagelang durch den Wald um zu uns zu kommen. Die Frauen verkaufen ihre Handarbeit um Geld für Salz, Öl, Seife, Reis und andere benötigte Dinge zu bekommen. Die Männer verkaufen manchmal Wildfleisch von Tieren die sie auf dem Weg erlegt haben. Jedes Mal wenn sie da sind kaufen wir etwas von den Frauen und geben ihnen auch noch was zu Essen mit auf den Weg. Uns ist wichtig nicht nur eine Frau oder Familie zu berücksichtigen. Deshalb kaufen wir immer jeder Person etwas ab, so dass alle etwas verdienen können. So konnten wir einen vollen Koffer mit diversen Sachen gratis in die Schweiz schicken (vielen Dank Christine!).

Waoranifrauen die uns die Hängematten verkauft haben

Wir haben auch viel Schokolade von Kallari mit geschickt. Kallari kauft unseren Kakao.

Michaels Bruder Stefan verkauft im Gasthaus Bad, Hemberg (077 444 81 65) diese Produkte. Dort bekommt man auch mehr Infos zu den Produkten und ihren Produzenten. Der Verkaufserlös wird direkt wieder in unser Projekt gesteckt. Wenn es Anklang findet werden wir versuchen das Angebot auszubauen um so ein weiteres kleines Einkommen für die umliegende Bevölkerung zu schaffen. Wir würden uns sehr freuen wenn wir zumindest die Kosten decken könnten. Falls jemand einen speziellen Wunsch hat, z.B. nur die Naturfäden aus Palmfasern (Armbänder sowie Hängematte sind daraus gefertigt) oder eine extragrosse Hängematte und es nicht eilt, der kann sich direkt bei uns melden:

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    Erfahrungsbericht aus dem Regenwald von Milena

    Ankunft und Wartezeit

    Nach meiner Ankunft holte mich Joëlle in Quito mit dem Auto ab. Auf unserer Fahrt in den Regenwald sahen wir bereits wunderschöne Landschaften und ich war fasziniert von dem fremden neuen Land. Joëlle erzählte mir, dass sie mit Luca festgesteckt war, weil die Strasse aufgrund eines Erdrutsches gesperrt war. Zuerst lachten wir noch darüber aber als wir an besagter Stelle ankamen, stand bereits eine Schlange an Autos und Lastwagen in dem kleinen Dörfchen. Nach Erkundigungen stellte sich heraus, dass ein Träger der Brücke eingestürzt war und diese repariert werden musste. Der erste Kulturschock; es gab keine Möglichkeit diese kaputte Brücke etwas weiter unten oder oben zu umfahren. Die nächste Umfahrungsstrasse, welche bereits einen grossen Umweg dargestellt hätte, war ebenfalls durch Bauarbeiten gesperrt und so haben wir gewartet. Und wir haben gewartet und gewartet und gewartet. Insgesamt standen wir ca. 11 Stunden und bewegten uns nicht vom Fleck.

    warten, warten, warten…

    Eingewöhnungszeit und Alltag

    In der ersten Woche konnte ich es gemütlich angehen. Joëlle und Michi zeigten mir das Haus und die Umgebung. Die Sandfliegen und ihre vielen Stiche machte mir am Anfang ziemlich zu schaffen. Nach circa einem Monat hier, verheilten die aufgekratzten Stellen aber langsam und ich reagierte weniger extrem auf neue Stiche.
    Ich lernte bald, wie die Meerschweinchen, Hühner, Hunde und die Katze gefüttert werden und durfte dies selbständig erledigen. Da ich Tiere liebe machte mir diese Arbeit viel Freude.

    Yuma freut sich

    Nach kurzer Zeit wurde ich zur Pflanzenfrau gekürt und pflanzte ums Haus herum Jamaica und Chili. Das Bambusprojekt von Joëlle und Michi war während meines Aufenthalts voll im Aufbau. Um zu verhindern, dass die Hänge rund um die Baustelle abrutschen, war ich dafür zuständig, Vetiver, eine Pflanze deren Wurzeln bis zu 5 Meter lang werden, zur Stabilisierung in die Hänge einzusetzen. Dabei habe ich mehr als 400 Pflänzchen gesetzt und es warten noch mehr Hänge darauf bepflanzt zu werden.

    Passionsblumen-Käfer

    Der Bau der Bambus-Immunisierungsanlage beanspruchte mehr Zeit als geplant und ich konnte mich dort nicht wirklich gut einsetzen. So arbeitete ich viel ums und im Haus. Joëlle und Michi gaben sich Mühe, mir immer passende und abwechslungsreiche Arbeiten zu übergeben. Zu meinen Tätigkeiten gehörten zum Beispiel in Bambusbehälter eingepflanzte Setzlinge und Weiden von Unkraut zu befreien, die Fliegengitter in den Fenstern zu reinigen und neue Gitter zuzuschneiden. Ab und zu am Mittag für uns und die Arbeiter zu kochen, was eine interessante Herausforderung war, da ich bis anhin noch nie für so viele Leute gekocht hatte. Zudem durfte ich Fondue Gabeln, welche von César und seiner Familie aus Bambus geschnitzt wurden, schleifen, damit Michi diese in die Schweiz zu seinem Bruder für dessen Restaurant schicken konnte. Diese Arbeit war total meditativ und hat mir viel Spass gemacht. In meiner letzten Woche habe ich noch meinen eigenen Baum gepflanzt, für den ich direkt eine Baumpatenschaft abgeschlossen habe. Dies war mir sehr wichtig.

    Kühe pflegen

    Am Ende meiner ersten Woche bei Joëlle und Michi stand ein Verkauf von Kühen an. Das bedeutete die Kühe von der Weide zum Haus zurücktreiben. Diese fanden wir allerdings nicht auf der Weide, wo sie sein sollten, sondern in einem steilen Waldstück. Das zurücktreiben, war für mich am Anfang ziemlich respekteinflössend, da die Kühe zum Teil recht ungehalten den Hang im Wald runter kamen. Ich ahmte so gut es ging die Rufe der anderen Arbeiter nach, um die Kühe anzutreiben und es machte mir mit der Zeit echt Spass. Beim Haus wurden die Kühe zuerst nach Verletzungen untersucht, eingefangen und behandelt. Ich sah, dass Michi und Joëlle sehr gut zu den Tieren und ihrem Wohlbefinden schauen.
    Während meines ganzen Aufenthalts half ich immer wieder die Kühe zum Haus zurückzutreiben, da diese bei Weidenwechsel jeweils spezielles Futter bekamen und die verletzten Tiere gründlich versorgt wurden. Auch bei der Verarztung konnte ich assistieren.

    Waldspaziergänge

    Ich durfte Michael einmal nach Chorongo Alpa begleiten, um dort aufgestellte Wildkameras einzusammeln. Auf diesem Spaziergang durch den Regenwald erklärte mir Michi viele spannende Details über den Wald, die Pflanzen welche dort wachsen und die Tiere die dort leben. Die Vielfältigkeit des Waldes zu erleben, war für mich wunderschön und ich kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Auch die Reinheit der Luft fand ich überwältigend.

    Ein anderes Mal konnte ich mit Michi ausgepflanzte Baumsetzlinge kontrollieren gehen. Danach führte er mich noch in den Primärwald und ich durfte Urwaldriesen bestaunen. Auf diesem Ausflug, erlebte ich den Regenwald hautnah. Uns überraschten zwei Regenschauer während wir im Wald waren und wir kamen klitschnass zum Haus zurück.

    Freizeit und Kultur

    In der Hängematte zu liegen, ein Buch zu lesen oder den Tieren zuzuhören, spazieren oder im nahgelegenen Fluss schwimmen zu gehen, gehörten zu meinen Lieblingsaktivitäten während meiner Freizeit. Sehr gerne verbrachte ich auch Zeit mit Joëlle und Michi auf der Veranda, wo ich eine Antwort auf alle möglichen Fragen erhielt und ich sehr viel über das Land Ecuador, die Politik, die Kultur und die Verhaltensweisen und Eigenarten der Menschen erfahren konnte sowie ganz viele Tipps für meine weitere Reise erhielt.
    In Tena, der nächstgelegenen Stadt, durfte ich gratis im Studentenwohnheim von Christine übernachten, was ich sehr schätze. Es gibt keinen Fahrplan für den Bus von Puerto Barantialla nach Tena. Einfach an der Bushaltestelle warten bis der nächste kommt, auch etwas an das man sich als europäische Person zuerst gewöhnen muss.
    Während meiner Zeit auf der Finca durfte ich zusammen mit Joëlle an eine traditionelle Kichwa Hochzeit gehen. So nahe an der Kultur von indigenen Menschen zu sein war für mich unglaublich spannend und eindrücklich.

    Hochzeitsfest mit vielen Gästen und Geschenken

    Kurz vor Weihnachten begleitete ich Joëlle an das Weihnachtsfest der Schule, was auch eine interessante und lustige Erfahrung war.
    Michi und Joëlle waren immer sehr rücksichtsvoll und haben mir einen wundervollen Aufenthalt bereitet. Ich bin ihnen sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit hatte und werde die Erlebnisse hier nie vergessen.

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