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La Casa del Payazo

Michi und unsere Mitarbeiter haben diesen Samstag den überdeckten Parkplatz und die Holzwerkstatt fertig gebaut. Das war wohl nicht ganz einfach und einer unserer Mitarbeiter hat während des Aufstellens der Bambuskonstruktion gemeint, da alles so schief und instabil sei hätte er grosse Lust dem ganzen einen Stoss zu verpassen und es den Hang runter zu werfen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass aus der Konstruktion mit der richtigen Technik am Ende ein wirklich standfestes Gebäude zustande kommen wird.

César gut geschütz vor der Sonne bei der Installation des Dachs

Jetzt ist es fertig und steht wie eine Eins, dennoch nennen es unsere Mitarbeiter „La Casa del Payazo“ (Haus des Clowns) weil es eben nicht dem „normalen“ Baustil entspricht. Wir mögen es sehr auch deshalb weil nichts rechtwinklig ist und es schon fast ein bisschen was vom „Hundertwasser Stil“ hat. Wir freuen uns auf weitere Bauten im selben Stil. Den ersten Sturm hat es bereits überstanden.

Joëlle kümmert sich um die Administration der Finca Don Sigifredo. Das beinhaltet Aufgaben wie Buchhaltung, Planung- und Einkauf der benötigten Lebensmittel, Kommunikation mit verschiedenen Institutionen wie Landwirtschaftsamt, Vorsorgeeinrichtung der Mitarbeiter, Steueramt, Arbeitsamt usw. Daneben ist sie seit über einem Jahr die Verantwortliche für die Kasse der Stiftung Selva Viva in Ecuador. Aber bis sie tatsächlich Zugriff auf das Konto von Selva Viva erhielt war es ein langer und anstrengender Prozess. Bank- und Behördengänge sind immer sehr Zeitaufwändig und Nerv tötend. Das kann schon Mal zu einer Mission werden oder gar zur Lebensaufgabe ausarten. Eigentlich hätte im Frühling 2020 der Stiftungsrat von Selva Viva Ecuador durch das Umweltministerium neu bestätigt werden müssen. Doch durch den Ausbruch der Pandemie war dies nicht möglich. Aufgrund der fehlenden Bestätigung war es deshalb der Bank aus juristischen Gründen nicht möglich Joëlle den Zugriff auf das Konto zu gewähren. Soweit ist das durchaus verständlich und nachvollziehbar. Als Joëlles Vorgänger Mitte dieses Jahres aus gesundheitlichen Gründen in die Schweiz reiste, hatte plötzlich niemand mehr Zugriff. Um wenigstens die Löhne der Waldhüter bezahlen zu können hatte Joëlle eine Handvoll unterzeichneter Blankochecks. Das ist im Falle von Diebstahl absolut verantwortungslos aber es blieb keine andere Wahl. Nach über einem halben Jahr und unzähligen Gängen zur Bank und zum Umweltministerium hat sie jetzt seit knapp einem Monat die Unterschriftsberechtigung um Checks auszustellen. Auch der Zugriff aufs E-Banking funktioniert, allerdings nur um Saldoabfragen zu tätigen. Überweisungen sind im Moment nicht möglich. Es konnten zwar letzte Woche drei Überweisungen getätigt werden doch seit dieser Woche geht das nicht mehr. Nun stehen wieder Besuche bei der Bank an um abzuklären, weshalb es nicht mehr funktioniert.

Hildegard besucht uns manchmal nachts

Immer wieder kommen Leute vorbei und bitten um Hilfe. Meistens geht es dabei darum, dass wir ihnen Geld „ausleihen“ sollen. Wir haben bereits darüber berichtet. Diese Gespräche können lange dauern und sind nicht immer einfach. Besonders dann, wenn wir die Anfrage ablehnen müssen. Letzten Monat hat uns Klever besucht. Er und seine Frau haben selber keine Kinder. Letztes Jahr haben Sie ein Kind angenommen dessen Mutter leider gestorben ist und dessen Vater sich nicht selbst um das Kleinkind kümmern konnte. Trauriger Weise ist das Kind körperlich behindert und obwohl es bereits zwei Jahre alt ist kann es noch immer nur krabbeln. Im lokalen Gesundheitszentrum konnten die Ärzte leider nicht weiterhelfen. Deshalb hat er uns gebeten ihm Geld auszuleihen, damit er und seine Frau einen Arzt in Tena aufsuchen konnten. Dort wurde das Kind gründlich untersucht. Die Familie muss jetzt orthopädische Schuhe kaufen. Diese sollen dabei helfen, dass das Kind langsam anfängt laufen zu lernen. Für eine Familie ohne regelmässiges Einkommen sind solche Aufwände kaum zu finanzieren. Zum Glück standen bei uns gerade viele Arbeiten an und so konnten wir Klever die letzten drei Wochen bei uns arbeiten lassen. Wir werden Klever und seine Familie in den nächsten Wochen weiter unterstützen indem wir sie zum Arzt sowie zum Orthopäden begleiten werden um gründlich alles abzuklären und nachzufragen. Selbstverständlich helfen wir finanziell auch beim Kauf dieser Schuhe. In unserem Projekt wird der soziale Aspekt je länger je wichtiger, da die Weltweite Krise anhält und es hier in Ecuador vor allem die indigene Bevölkerung trifft – eine Rückkehr zur „Normalität“ wird für eine sehr lange Zeit nicht möglich sein.

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Urwald Snacks

Mit dem Umbau des Schulhäusschens sind wir gut vorangekommen. Unter andrem auch deswegen weil es nicht geregnet hat. Wir konnten sehr schnell das Dach vom neuen Schulzimmer anbringen und den Boden zementieren.

Leider haben wir aber auch einige Baumängel beim bestehenden Haus gefunden die wir unbedingt reparieren mussten. Das hat uns fast mehr Zeit gekostet als die neue Konstruktion und der Umbau des Dachstocks.

Durch den Umbau haben wir unseren gedeckten Parkplatz verloren und wir mussten uns überlegen wo wir einen neuen bauen wollen. Der neue Platz war schnell gefunden, da müssen wir aber viel Erdreich bewegen. Es ist ein sehr guter Platz und wir können da auch gleich unser Holzlager einrichten. Unser Holz wird zurzeit überall, etwas verstreut, gelagert. Es ist viel Arbeit aber die Leute die wir so beschäftigen können freut es sehr, denn sie bekommen selbstverständlich einen Lohn dafür.

Baustelle Parkplatz und Holzlager

Letzte Nacht hatten wir endlich wieder mal Regen und unser Fischteich hat sich im nu gefüllt, es war ein richtiger Tropenregen. Es wurde etwas weniger und ist nun einfach ein Regen der anhält und das ist gut so. Die Böden sind viel zu trocken. Wir hatten in den letzten drei Wochen nur einige Tropfen abbekommen – und das im Regenwald. Wir sollten schon längst mit dem Auspflanzen von diversen Pflanzen für die Wiederaufforstung beginnen. Nun hoffen wir, dass es noch den ganzen Tag weiter regnet, denn nur dann können wir bald auspflanzen.

Es gibt einige Urwald Snacks die für Europäer etwas Ekelerregend wirken können. Lasst all jenen gesagt sein: Es ist nur eine Kopfsache. Wenn man einen Waldspaziergang mach findet man oft Bäume die von der Limonen Ameise befallen sind. Sie nisten sich unter der Baumrinde ein und bauen so ihren Staat in dem Baum auf, ohne den Baum zu töten. Wenn man einen der Ameisen-Knoten öffnet kommen da hunderte nur millimetergrosse Limonen Ameisen raus. Die kann man essen und sie schmecken sehr gut. Limonen Ameisen heissen so weil sie nach Limone schmecken. Klar, man wird nicht satt davon aber es gibt einen angenehmen Geschmack im Mund. Anders ist das bei den Blattschneider Ameisen. Die fliegen einmal pro Jahr in der Nacht aus, in dieser Nacht fliegen Millionen von jungen Königinnen aus. Sie sind ca. zwei Zentimeter gross und ihr Hinterleib ist mit Nektar gefüllt, der soll sie in den ersten Wochen beim Aufbau ihres neuen Staates ernähren. Das ist nicht nur für alle insektenfressenden Tiere eine willkommene Abwechslung, sondern auch für die Einheimischen Leute. Sie gehen mit Taschenlampen nach draussen und locken so die Königinnen an. César und seine Familie haben so innert einer Stunde eine ganze Einkaufstasche voll mit Ameisenköniginnen gesammelt.

Flugnacht der Blattschneider Ameisen
Video: César Cerda

Anschliessend wurden sie in der Pfanne geröstet und fertig war der energiereiche Snack. Da wir keinen Blattschneider Ameisenbau in unsere Umgebung haben konnten wir das Schauspiel diesmal nicht miterleben. César hat uns aber einen Becher voll mitgebracht den wir dann mit unserem Volontär, Luca, gemütlich verzehrt haben.

Eine wahrhafte Delikatesse sind Chonta Curos „Chontapalmmaden“. Das sind Larven des Schwarzrüsselkäfers. Die legen ihre Eier in gefällte Chontapalmstämme wo dann zu bis zu fünf Zentimeter grosse Maden wachsen. Nach rund vier Monaten öffnet man den Stamm und sammelt die Maden ein. Das ist aber nicht so einfach, denn der Stamm ist mit Dornen übersäht wie bei einem Kaktus. Die Dornen haben viele Widerhacken, sodass man sie nicht einfach rausziehen kann. Wer schon einmal Kontakt mit einer Chontapalme hatte weiss von was wir schreiben. Die Chonta Curos werden entweder an einem Spiess gegrillt oder in einem Bananenblatt gegart. Die Maden sind eine wahre Delikatesse und sind im Handel sehr teuer. Drei Maden kosten einen Dollar! Auch wir haben kürzlich von einem Mitarbeiter einige Maden als Dankeschön erhalten. Wir haben sie schon oft gegessen aber noch nie haben wir sie selber zubereitet. Hilda, die Frau von César, hat uns deshalb gezeigt wie man das richtig macht. Als Dank dafür haben wir ihr natürlich eine Made geschenkt die sie sogleich roh gegessen hat.

Hilda bei der Zubereitung

Den Rest haben wir im Bananenblatt gegart und als Nachmittagssnack gegessen. Das war dann doch Zuviel für Luca und er hat nicht mit genascht, die Lehrerinnen der Schule aber schon. Nun die Frage wie schmecken sie eigentlich? Sie haben einen leichten Erdnuss Geschmack und die ätherischen Öle des Bananenblatts geben eine spezielle Note dazu. Man muss sie einfach mal probiert haben, wir mögen sie sehr.

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