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Trockenzeit

Die Trockenzeit hält an. Der Klimawandel ist auch bei uns zu spüren und wird durch das Naturphänomen El Niño dieses Jahr noch verstärkt. Die Pegelstände der Flüsse sind schon über einen längeren Zeitraum hinweg sehr niedrig. Eigentlich sollte bei uns jetzt die kleine Regenzeit beginnen. Auch der Regen in den Anden fehlt was dazu führt, dass der Wasserstand in den Stauseen zu niedrig ist. Das wiederum führt dazu, dass man auch da Wasser sparen muss. Wassersparen in einem Stausee?! Ecuador hat zu 95 Prozent erneuerbaren Strom, davon stammt 90 Prozent aus Wasserkraft und 5 Prozent ist Solarenergie. Der Rest stammt aus Dieselgeneratoren, die sich hauptsächlich auf Galapagos befinden. In der Schweiz wird der überschüssige Strom genutzt um das Wasser zurück in die Stauseen zu pumpen, das macht man hier nicht. Das bedeutet: kein Wasser, kein Strom – und Wassersparen ist hier gleich Strom sparen. Wir haben vorgestern um 9.00 Uhr eine SMS von der Stomgesellschaft erhalten, dass Tena von 15 Uhr bis 18 Uhr vom Stromnetz getrennt werden wird. Und dann um 22.30 Uhr haben wir erneute eine SMS von der Stomgesellschaft erhalten in der mitgeteilt wurde, dass sowohl die Stadt Tena (Provinzhauptstadt) als auch der ganze Kanton Tena am nächsten Tag von 11.30 Uhr bis 16 Uhr erneut komplett vom Stromnetz abgehängt wird. Wer keinen Generator besitzt ist dann halt selbst schuld. In der Nacht gab es dann leider keinen Regen und somit auch keine Beruhigung der Lage. Wir sind uns mehrstündige und bisweilen sogar mehrtägige Stromausfälle gewöhnt, weshalb wir einen Generator besitzen um unsere Kühlschränke und das Internet am Laufen zu halten. So wird es jetzt weiter gehen, bis es richtig regnet und die Wasserreservoire aufgefüllt werden. Wir alle sehnen uns nach der Regenzeit mit viel Regen.

Während der Trockenzeit sind die Sonnenuntergänge besonders schön

Man gewöhnt sich daran, dass man auch mal über einen längeren Zeitraum keinen Strom oder Internet hat. Vor zwei Wochen hat ein Betrunkener das Internetkabel zerschnitten. Es war ihm im Weg als er seine Plantage reinigte. Es muss ihn wirklich sehr gestört haben, denn er es gleich drei Mal durchtrennt. Er hatte Glück, dass es nicht das Stromkabel war, denn das hängt am gleichen Masten und die beiden Kabel sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Doch der Wind hat nur das Glasfaserkabel des Internets runtergerissen. Da gerade Präsidentschaftswahlen waren mussten wir uns fünft Tage gedulden, bis der Techniker es reparieren kam. Übrigens ist er der einzige Techniker für Firmenkunden in der ganzen Provinz Napo, kein Scherz…

Für uns ist es das erste Jahr in dem wir bewusst El Niño in Ecuador miterleben. Es gab schon mal eines, in der Zeit als wir im amaZOOnico lebten, das war uns aber damals nicht bewusst. In einem solchen Jahr gibt es hier die sogenannten Santa Rosa Winde. Das ist ein sehr starker Nordwind der sich im Flussbecken des Rio Napos bildet und dann als Sturmböen den Fluss hochkommt. Er macht ganze Plantagen platt und entwurzelt viele Bäume. Besonders grossen Schaden richtet er in den Balsabaumplantagen an. Die Bäume werden einfach wie Streichhölzer umgeknickt. Auch wir haben leider Schäden zu beklagen. Ein alter Baum wurde in zwei gerissen und hat das Dach von unserem Gewächshaus getroffen, aber die Jungpflanzen wurden zum Glück nicht beschädigt.

beschädigtes Gewächshaus

Das Gewächshaus konnten wir in zwei Tagen wieder reparieren. Der Hauptstamm des Baums ist noch gut, deshalb haben wir ihn der Inselgemeinschaft geschenkt. Sie bauen zurzeit ihr Veranstaltungshaus aus und können das Holz gut gebrauchen. Wir sind sehr überrascht worden von dem starken Wind. Deshalb haben Michael und César auch die anderen Bäume, die um die Häuser herum stehen kontrolliert. Wir haben uns aus Sicherheitsgründen entschieden zwei junge Balsabäume und einen alten Tocotabaum zu fällen; Sicherheit geht vor! Nun hoffen wir, dass die anderen Bäume halten und sollten sie dennoch fallen, hoffentlich keinen grossen Schaden mehr anrichten.

kaputtes Dach des Gewächshauses

Der Tomatenschwärmer oder auch Tabakschwärmer ist ein sehr imposanter Nachtfalter aber davor ist er eine sehr schöne Raupe die bis zu 8 cm gross werden kann. Sie wird aber niemals Joëlles Freund werden.

Tomatenschwärmer

Joëlle betreibt einen kleinen Garten mit Tomaten, wo verschiedene Sorten wachsen. Der Tomatenschwärmer heisst so weil er sich im Raupenstadium von Nachtschattengewächsen ernährt. Je grösser die Raupe wird umso mehr frisst sie. Das fängt bei den Blättern an, die wir ja noch teilen würden, aber endet dann bei den Tomaten, da verstehen wir dann kein Spass mehr. So eine Raupe kann bis zu zwei Cherrytomaten pro Nacht verputzen.

Da wir keine Insektizide einsetzten bedeutet dies, dass wir jeden Tag die Pflanzen kontrollieren müssen. Entdecken wir die Raupen, werden damit die Hühner glücklich gemacht. Es gibt auch einen natürlichen Feind der Tabakschwärmerraupe. Es ist eine spezialisierte Schlupfwespe, die Brackwespe. Sie legt ihre Eier auf der Raupe ab, die daraus schlüpfenden Larven bohren sich dann in die Raupe und fressen sie von innen her auf, bis sie sich selber verpuppen und dann als Wespe schlüpfen. So wird der Feind des Feindes zum Freund. Leider dauert der Prozess von der Eiablage bis zum Tod er Raupe gut drei bis vier Tage. Wenn wir mal eine Raupe übersehen wird sie es dennoch nicht überleben.

Raupe mit Wespeneiern
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Insekten und ihre Gefahren – Fleischteileten

Immer wieder zeigen wir Fotos von Insekten in vergrösserter Ansicht. Sie sind schön und manchmal auch gespenstisch aber die Meisten sind ungefährlich. Und dann gibt es noch die, die sehr schmerzhaft sein können. Es leben ca. 3000 Schmetterlingsarten, in allen Farben und Formen, in unserer Region.

Wo es Schmetterlinge gibt, gibt es auch Raupen. Sie sind meistens sehr bunt und stachelig. Wenn man sie aus Versehen berührt stechen sie nicht sondern sie nesseln, ähnlich wie Brennnesseln in Europa. Das kann sogar zu Blasenbildung führen und ist sehr schmerzhaft. Man sollte sie nur mit den Augen betrachten auch wenn sie sehr flauschig aussehen.

Bienen können etwas mühsam sein wenn sie einem um den Kopf schwirren sind aber ungefährlich, denn die Wildbienen haben keinen Stachel. Wespen hingegen schon. Sie greifen aber nur an wenn man ihnen direkt ins Nest reinläuft. Aber das kennt man ja auch von Zuhause. Eine Begegnung mit der Conga (Paraponera clavata) oder auch 24-Stunden-Ameise genannt kann sehr schmerzhaft sein. Ihr Stich gilt als der schmerzhafteste Insektenstich der Welt. Michael hatte früher schon seine Erfahrungen mit der Conga gemacht und auch jetzt wieder. Die Grundregel damit einen nichts sticht lautet: Schaue immer zuerst hin bevor du etwas anfasst und wenn du auf den Hintern fällst versuche dich auf keinen Fall fest zu halten, sondern lass dich fallen.

Heuschrecke

Michael war dabei eine Kuh zu behandeln als er sich wegen seinem Bein am Zaun abstützen wollte. Als er die Röhre festhielt liess er sie mit einem Schrei auch gleich wieder los. Tja, selber schuld, er hatte nicht zuerst hin geschaut. Eine Conga hatte ihn in die Fingerkuppe des linken Ringfingers gestochen. Michael weiss nicht recht was schmerzhafter war, sein Beinbruch oder dieser Stich. Beim Beinbruch schiesst einem Adrenalin hoch um den Schmerz zu lindern. Bei Congastichen ist es nur reiner Schmerz. Er war froh, dass wir noch starke Schmerzmittel zu Hause hatten um den Schmerz zu stillen. Die Schmerzen halten nur ca. zwölf Stunden an aber man kann auch schon mal Fieber für 24 Stunden bekommen. Daher kommt auch der Deutsche Name 24-Stunden-Ameise. Im Englischen heisst sie übrigens Bullet Ant (Gewehrkugelameise) weil ihr Stich so schmerzhaft wie eine Schussverletzung ist. Der Schmerz ging vorbei aber das injizierte Nervengift machte die Fingerkuppe von Michaels Ringfinger für rund zwei Wochen gefühlstaub. Es war eine schmerzhafte Erfahrung aber es blieben keine Schäden zurück.

Mit diesen Informationen wollen wir niemanden erschrecken und vor allem keine zukünftigen Besucher abschrecken. Bis jetzt wurde weder Joëlle noch ein Besucher je von einer Conga gestochen. Sie passen eben einfach besser auf als Michael das tut.

Wir haben leider letzte Woche eine grosse Kuh verloren. Sie hatte wohl Limonen direkt vom Baum gefressen und dabei ist ihr eine in den Rachen gerutscht und sie erstickte daran. Was in der Schweiz mit Äpfeln passieren kann, geschieht hier mit Limonen. Wir hatten die Kuh am Vortag nicht gefunden und suchten sie darum rund zwei Stunden lang bis es zu dunkel wurde. Am nächsten Morgen haben wir sie dann aber mitten auf der Weide tot aufgefunden. Sie konnte noch nicht lange gestorben sein, denn wie war noch nicht gebläht und auch noch nicht ganz steif. Sie lag auf einer Weide die mit dem Auto nicht zugänglich sondern nur per Fussmarsch von ca. 20 Minuten erreichbar ist. Wir konnten sie also nicht in einem Stück runter bringen und deshalb auch nicht verkaufen. Da lagen nun 500 kg Fleisch das wir nicht verrotten lassen wollten. Wir fragten unsere Mitarbeiter ob die Bevölkerung der Insel Anaconda wohl daran interessiert sei, sie müssten es einfach bei uns abholen. Wir wollten ihnen die Kuh schenken. César, unser Mitarbeiter, machte genau fünf Telefonate und rund eine Stunde später standen über 30 Familien da und die Stimmung war ähnlich wie bei einem Volksfest. Das Buschtelefon ist schnell, wenn es darauf ankommt.

Sie alle halfen mit die Kuh zu zerlegen. César schaute dafür, dass das Fleisch und die Innereien gerecht an alle Familien verteilt wurden. Am Schluss waren nur noch die Haut und das ungeborene Kalb übrig. Alles andere wurde verwertet und mitgenommen, auch der Kopf aus dem eine Suppe gemacht wird. Da es natürlich zu viel Fleisch auf einmal für einige Familien war, haben sie es dann nochmals zu Hause mit den Nachbarn und weiteren Familienangehörigen geteilt. Viel davon wurde auch geräuchert um es haltbar zu machen und die Familien, die einen Tiefkühler besitzen, haben es eingefroren. Wir haben zwar über 900 Dollar verloren, konnten dafür aber über 30 Familien helfen und glücklich machen. In der momentanen Krise fehlt Vielen das Geld für Fleisch und einige Familien hatten wohl schon länger keines mehr gehabt.

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