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Orchideen, Bromelien und mehr

Wenn man bei uns durch den Wald geht, sieht man sehr selten Blumen. Die meisten Bäume blühen in der Baumkrone, es gibt nur wenige Stammblütler im Regenwald. Die meisten Orchideen, Bromelien, Baumfarne, Baumkakteen usw. sind nicht sichtbar, da sie ganz oben in den Ästen sitzen. Dort oben entsteht immer eine ganz eigene Welt. Man bekommt sie nur zu Gesicht, wenn ein Urwaldriese unter der Last seiner Parasiten/Aufsitzer zusammenbricht. Wann immer Michi durch den Wald geht und so einen abgebrochenen Ast findet, schaut er genauer hin. Er hat begonnen die einzelnen Pflanzen zu sammeln und bringt sie mit nach Hause.

Wir haben einen Schwemmholzstamm, Mahagoni der von Michi am Fluss gefunden wurde, in den Garten gestellt. Michi bindet dort alle gesammelten Pflanzen auf und schafft so eine eigene, sichtbare Mikrowelt.

Mittlerweile ist der Stamm von unzähligen verschieden Aufsitzerpflanzen bewachsen, so dass sich auch verschiedene Tiere darin niedergelassen haben. Wir entdeckten zwei Froscharten, die in den Bromelien ein Zuhause gefunden haben. Die vielen Insekten ziehen natürlich auch Reptilien an. So haben wir bereits Anolis und auch Geckos gesichtet. Wir staunen jeden Tag aufs Neue, was da alles blüht und lebt.

Die Samenzeit ist in vollem Gange. Michi sammelt natürlich nicht nur Orchideen, nein wann immer er oder César im Wald unterwegs sind, halten sie ausschau nach Samen von Bäumen. Wir bekommen auch viele Samen von den Waldhütern von Selva Viva, denen es ebenfalls ein grosses Anliegen ist, die Artenvielfalt zu erhalten. Es gibt sehr viele verschiedene Baumarten im Regenwald die wir natürlich nicht alle nachziehen können oder wollen. Wir haben uns spezialisiert auf Edelhölzer aber auch auf wichtige Frucht- und Nussbäume. Die Samen von einigen Baumarten kennen die Waldhüter nicht und im Internet findet man auch nichts darüber. Wir kennen aber die Standorte von Mutterpflanzen, wo immer Jungpflanzen wachsen. Die holen wir dort, um sie bei uns gross zu ziehen und sie dann an anderen Standorten wieder auszupflanzen.

Samenbeet

Unsere Samenbeete sind fast voll und sehr viele haben bereits angefangen zu keimen. Zum Glück kommt bald Roland, der Neue Volontär, um Michi zu helfen. So viele Pflanzen einzutopfen dauert seine Zeit, und wir haben ja bekanntlich auch noch die eine oder andere Arbeit.

In rund drei Wochen wird bei uns die Kakaoernte beginnen, aber das ist noch etwas vom Wetter abhängig. Wir haben die Plantage gereinigt und die Jungtriebe rausgeschnitten und sind nun bereit. Die einzelnen Pflanzen tragen gut Früchte und blühen immer noch. Nach dem Ausfall von 75 Prozent der Ernte in Afrika sind die Preise für Kakaobohnen in die Höhe geschnellt. Sie haben sich verdoppelt, je nach Qualität sogar verdreifacht. Erstaunlicherweise wird hier der höhere Wert des Rohkakaos grösstenteils an die Produzenten weitergegeben. Leider sind nicht alle Einkäufer so grosszügig. Erstaunlich ist, dass auch der Preis für den schlechten Kakao, der nur für die einheimische Produktion verwendet wird, in die Höhe geschnellt ist. Dies wäre der Moment gewesen um an der Qualität arbeiten zu können. Der hohe Preis der Bohnen verleitet aber leider auch dazu, sich heimlich auf fremden Plantagen zu bedienen. Wir haben Vorsichtsmassnahmen getroffen und versteckte Kameras aufgestellt, so dass wir allfällige Diebe identifizieren können. Sowas wie letztes Jahr wollen wir nicht nochmals erleben.

unsere glücklichen Kühe beim Wiederkäuen

Im Gegensatz zu Kakao sind die Preise für Rindfleisch nicht gestiegen und verharren auf einem niedrigen Stand wie vor zehn Jahren. Das wird leider künstlich so gehalten um den Import von Billigfleisch aus Uruguay zu verhindern. Die Regierung sollte sich schnellstens eine andere Lösung suchen, sonst wird vielleicht bald kein Rindfleisch mehr produziert. Die Löhne sind auch dieses Jahr wieder um fünf Prozent angehoben worden und werden nächstes Jahr erneut um fünf Prozent steigen. Damit erreicht der Staat das Ziel einer zwanzigprozentigen Erhöhung des Mindestlohns. Auch wir haben unsere Kuhherde stark reduziert. Wir brauchen nun weniger Weidefläche und können so Löhne für die Reinigung und den Unterhalt der Weiden sparen. Die aufgegebene Fläche forsten wir auf oder wir strukturieren sie neu, so dass neue Lebensräume in den Weiden entstehen. Was unser Fleisch anbelangt sind wir Selbstversorger. Wir produzieren in etwa so viel, wie wir und unsere Mitarbeiter pro Jahr bei uns essen. Weil wir nicht so grosse Kühltruhen besitzen und das mit dem Strom so eine Sache ist, verkaufen wir unsere Tiere immer dem gleichen, lokalen Metzger. Da er auf Qualität setzt und diese immer persönlich kontrolliert, kaufen wir unser Fleisch welches wir das Jahr über konsumieren, bei ihm ein.

die nächste Generation
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Regenzeit und Früchtezeit

Die Regenzeit hat pünktlich zu Karneval begonnen. Fasnacht ist auch in Ecuador eine sehr wichtige Zeit. Es sind gleich vier offizielle Feiertage und somit die zweitwichtigsten Tage nach Allerheiligen und Allerseelen das sind dann aber fünf Feiertage. Mit den Feiertagen ist das in Ecuador so eine Sache. Feiertage die auf einen Wochentag fallen werden kurzerhand verschoben, so dass sich ein langes Wochenende ergibt. Das bedeutet z.B. in diesem Jahr wird der Nationalfeiertag vom Mittwoch 10. August auf den Freitag 12. August verschoben. Ja, das kann manchmal schon etwas verwirrend sein da es viele Feiertage gibt. Wir haben auf jeden Fall die Zeit genutzt etwas kürzer zu treten und mussten nicht mal ein schlechtes Gewissen haben, da es viel und oft und immer und immer wieder geregnet hat. Regenzeit bedeutet nicht, dass es die ganze Zeit Regnet – nein es kommt sogar fast täglich die Sonne kurz zum Vorschein. Es bedeutet einfach, dass sich die Niederschlagsintensität und die Regenmenge verdreifachen. Da kann es schon mal vorkommen, dass in 15 Minuten über 20 mm Regen fällt und das zwei oder dreimal am Tag und dann ist es aber gut. So kann es sein, dass es zwar gesamthaft nur eine Stunde regnet aber dafür über 60 mm fallen und die Bäche und Flüsse steigen innert Minuten rasant an. Die Temperaturen fallen auch etwas ab auf rund 22 Grad, dafür steigt die Luftfeuchtigkeit auf über 90 % und das führt zu einem grösseren Kälteempfinden. Die Regenzeit dauert normalerweise bis Ende Mai. Mal schauen ob es dieses Jahr so sein wird oder ob sich der Klimawandel erneut zeigt.

Regenzeit

Etwas vor der Regenzeit beginnt die Frucht und Samenzeit im Wald. Wir sind wieder mächtig daran Samen und wilde Früchte im Wald zu sammeln und versuchen sie in unserem Gewächsunterstand zu ziehen. Die Pflanzen vom letzten Jahr sind schon fast alle ausgepflanzt und wir brauchen wieder Nachschub. Da gewisse Baumarten nur alle zwei bis drei Jahre Samen oder Früchte tragen hoffen wir, dass sich die Vielfalt dieses Jahr etwas erhöhen wird. Wir haben auch dieses Jahr die Waldhüter von Selva Viva um das Sammeln gebeten. Sie sind die Spezialisten im Wald und wissen genau wo welche Baumart wächst und welche Samen oder Früchte tragen. Die ersten neuen Samen haben wir bereits erhalten.

Es gibt natürlich nicht nur Früchte im Wald. Auch wir haben einige verschiedene Bäume mit Früchten, z.B. ist die Guaba eine sehr leckere davon. Davon gibt es etwa fünf verschiedene Arten und wir haben drei davon. Diejenige welche am besten schmeckt und auch die grössten Früchte trägt ist die Guaba Machetona. Sie wird bis zu einem halben Meter lang und die Samen sind rund 5 cm gross mit viel Fruchtfleisch drumherum. Das ernten ist leider etwas schwierig da die Bäume gut 20 Meter gross werden und die Früchte weit aussen an den Ästen hängen. Der Aufwand lohnt sich aber.

Es gibt natürlich noch viele andere Früchte die man in Europa nicht kennt da sie dort nicht Importiert werden. Etwas stolz sind wir gerade auf unsere Badea (Königs-Granadille) die Königin unter den Passionsblumen. Wir lassen sie an einer Pergola hochwachsen umso schönere und mehr Früchte zu bekommen. Sie blüht noch immer und die ersten Früchte sind auch schon da und wachsen täglich mehr. Die Frucht ist etwas grösser als eine Melone und wiegt etwas über 1,5 Kg. Der Geschmack erinnert an eine Honigmelone mit Mango. Da sie viele Früchte trägt werden wir veruchen sie zu verkaufen. Wir können ja nicht alle selber essen.

Pergola mit Badeafrüchten und Blüten

Regenzeit bedeutet aber nicht, dass wir bei uns im Projekt nicht weiter arbeiten. Wir haben bei unserem Bambusbecken das Dach schon drauf und wenn wir ausserhalb arbeiten, müssen wir einfach immer zuerst eine Blache spannen, so dass wir im Trocknen arbeiten können. Das mussten wir auch beim Bau von unserem Galgen machen, so dass Michi sechs Stunden lang das ganze Ding zusammen schweissen konnte.

Der Galgen für den Bambus ist am Schluss acht Meter hoch und wird gebraucht um die einzelnen Stangen aus dem Becken zu ziehen und abtropfen zulassen. Nun stehen wir aber schon vor dem nächste Problem: Das Aufstellen von diesem Eintonnen schweren Gerüst. Mal schauen wie wir das schaffen können. Vermutlich werden wir einfach auf der Strasse einen vorbeifahrenden Bagger anhalten und Fragen mal nett ob er uns helfen kann.

Modell des zukünftigen Galgens