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Goldrausch

Wir haben ja bereits der Öfteren über den illegalen Goldabbau berichtet. Nun hat es ein Ausmass angenommen, welches uns sehr nachdenklich stimmt. Wir müssen uns gut überlegen, was wir hier noch machen können, aber vor allem abwarten ob und wie die Regierung auf die Eskalation der letzten Tage reagiert. Das wird für uns wegweisend sein. Aber hier erst einmal was geschehen ist: Diese Woche wollte die Armee eine der grössten illegalen Minen im ecuadorianischen Amazonasbecken schliessen. Die mehrere Kilometer lange Mine befindet sich am Rio Punino an der Provinzgrenze zwischen Napo und Orellana. Es wurden mehrere Quadratkilometer Regenwald gerodet und der Fluss Punino ist für Tod erklärt worden, wegen der hohen Schwermetallbelastung. Aber tausende Indigene leben an und von diesem Fluss. Die Minenbetreiber sind Mitglieder von Narco-Banden und/oder Anhänger von Ablegern der ehemaligen FARC aus Kolumbien. Als die Soldaten ankamen, wurden sie von den Betreibern beschossen und mit Sprengstoff zurückgedrängt. Es starben elf Soldaten! Der Rio Punino liegt Luftlinien etwa 75 Kilometer von uns entfernt. Untenstehender Link führt zum detaillierten Bericht (Plan V ist eine digitale Plattform für investigativen Journalismus, Nachrichten und Analysen).

Masacre en el Alto Punino revela el avance de los Comandos de la Frontera en la Amazonía – Plan V

Diese Aktivitäten sind so aus dem Ruder gelaufen, dass sie sogar ganz einfach in GoogleMaps sichtbar sind:

Link zu GoogleMaps – Alto Punino

„Unsere“ illegale Mine hinter Ahuano nimmt auch solche Züge an. Keiner kennt die Leute die dort Gold waschen, man weiss lediglich, dass ein korrupter Exbürgermeister die Fäden vor Orte in der Hand hat. Wer aber genau dahintersteckt, weiss niemand der es preisgeben würde.

Treffen der lokalen Akteure
Foto: Sebastian Jahnke, 03.05.2025

Da auch die Gemeinderegierung von Ahuano die hohle Hand macht und deshalb in die andere Richtung schaut, wird sehr offensichtlich nichts dagegen unternommen. Denn „wo kein Kläger – da kein Richter“. All diejenigen die das bis jetzt schöngeredet haben, können sich den Tatsachen nicht mehr entziehen. Leider sind das auch Personen von befreundeten Organisationen. Solange der Goldpreis so hoch ist und immer weiter steigt, wird sich das auch nicht ändern.

Ohne den Versuch es zu Verschleiern, wird direkt an der Strasse gebaggert
Foto: Sebastian Jahnke, aktuelle Aufnahme vom 03.05.2025

Auch diese Tätigkeiten sind auf GoogleMaps sichtbar:

Link zu GoogleMaps – Huambuno (Ahuano)

Leider hat das auch Auswirkungen auf andere illegale Tätigkeiten wie z. B. die Jagd. Es gibt viele neue Personen, die gerne mal Wildfleisch essen und dadurch die illegale Jagd fördern. Wir wissen gleich von zwei Fällen, wo man einen Tapir geschossen und auf der Strasse an die Goldwäscher verkauft hat. Es sind leider die altbekannten Jäger die übrigens sehr aktiv im Nachbarsgrundstück illegal Goldwaschen und dabei die Gelegenheit zum Jagen nutzen. Die illegale Jagd nimmt wieder sichtlich zu. Wir, aber auch die Waldhüter von Selva Viva, haben vermehrt Unterstände oder Hochsitze an strategischen punkten gefunden und dann sofort zerstört. Seit die Tierauffangstation amaZOOnico wieder Tapire auswildert, hatte sich der Bestand in der Region erholt. Nun aber nimmt er rasant ab. Leider interessiert sich der Besitzer vom amaZOOnico nur dafür, was auf seinem eigenen Land geschieht. Wenn die Tiere auf fremden Grundstücken geschossen werden, will er nichts unternehmen. Verständlich, die altbekannten Jäger sind seine Freunde. Wir, die Finca Don Sigifredo, haben mit Selva Viva, Hotel La Casa del Suizo, Grand Selva Lodge, Comunidad 27 de Febrero, Comunidad Campococha, Frauenorganisation Campococha und weiteren Privatpersonen und Nachbarn eine kleine Allianz gebildet die sich gegenseitig hilft und im Fall eines illegalen Eindringens sofort warnt. Leider will der amaZOOnico und die Liana Lodge davon nichts wissen und sie hatten bis jetzt einfach keine Zeit. Auch bei der letzten Einladung zu einem Treffen wegen einer akuten Situation, hatten sie keine Zeit und so haben sie einmal mehr keine Stellung gegenüber des illegalen Goldwaschens bezogen. Traurig.

Das grüne Paradies ist am Untergehen. Sei es wegen des Abholzens für die Goldwäscher oder durch das Verschmutzen der Flüsse durch Schwermetalle als Folge des Goldwaschens. Wir versuchen das Paradies so lange es geht zu schützen. Durch die Aufklärungsarbeit, die wir betreiben und durch den Schutz des Waldes von Selva Viva hoffen wir und unsere Verbündeten das wir noch lange was davon haben. Der Schutz des Waldes ist aber teuer. Nicht alle arbeiten ehrenamtlich so wie wir. Die Waldhüter von Selva Viva bekommen Löhne und die Anwälte arbeiten zwar zum Selbstkostenpreis, aber verständlicherweise auch nicht gratis. Selva Viva braucht Unterstützung und sucht immer wieder Genossenschafter oder Spender, die mithelfen den Regenwald zu schützen. Du kannst unter Angabe des Zwecks direkt Spenden an:

Postfinance: CH42 0900 0000 1514 4267 7
BIC: POFICHBEXXX
Genossenschaft zum Schutz des Regenwaldes (GSR)

Oder einen Anteilsschein für CHF 1 000 per Einzahlung an obenerwähntes Konto erwerben. Wichtig, bei der Einzahlung den Hinweis «Anteilsschein» nicht vergessen.

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Bambusernte

Ein Architekt, mit dem wir schon einige Male zusammengearbeitet haben, hat bei uns eine grössere Bestellung an speziell behandeltem «Grossen Bambus» (Dendrocalamus) bestellt. Früher waren unsere Preise immer zu hoch und wir wurden nur im Notfall berücksichtigt. Nun aber braucht er Qualität, und da sind wir die Nummer eins. Wir erfüllen fast alle Wünsche unserer Kunden, aber das hat natürlich seinen Preis. Mehrere Folgeaufträge können bei guter Arbeit/Qualität folgen. Ja, wir sehen grosse Chancen für einen Auftrag, der über Monate laufen könnte. Aber zuerst mal müssen wir jetzt die erste Lieferung machen. Wir kaufen unseren Bambus, das Rohmaterial, ein. Den «Grossen Bambus» ernten wir selbst. Nur so können wir beste Qualität garantieren. Das Ernten von ca. 25 Meter langem Bambus muss gelernt sein und es ist auch gefährlich. Beim falschen Schneiden zerberstet schnell so ein Halm oder er bekommt kleine, kaum sichtbare Haarrisse.

Es war gerade die richtige Mondphase, um sofort mit der Ernte loslegen zu können. Bestellt waren 150 Stangen zu sechs Metern und sie sollten oben wie unten keine grossen Abweichungen beim Durchmesser aufweisen. Der Rest des Bambushalms werden wir zu Bambusmatten verarbeiten. Von einem ca. 25 Meter Halm kann man nur 12 – 15 Meter nutzen. Die ersten zwei bis drei Meter sind zu dick und zu stark verholzt. Die nächsten 12 – 15 Meter sind gut, wenn sie denn auch gerade gewachsen sind.

ca. 25 Meter langer Halm

Von da an wo die Blätter wachsen, ist der Halm zu dünn und instabil. Wir hatten leider kein Wetterglück. War es die letzten Monate immer zu trocken, hatten wir jetzt die verregnetsten zehn Tage seit über einem Jahr. Michi war also mit fünf Arbeitern und zwei neuen Auszubildenden bei der Ernte aber konnte nicht arbeiten. Wenn es mal kurz aufgehört hat zu schütten, haben sie kurz geerntet. In drei Tagen konnten sie gerade mal 33 Stangen schneiden. Dann ein Tag mit Sonne und an dem sie durcharbeiten konnten und zack, waren 30 Halme geschnitten.

Die Stangen müssen immer noch gewaschen werden, was wir in einem Bach direkt neben dem Bambus machten. Aber auch da mussten wir die Arbeit einstellen, denn das Bächlein wurde wegen des starken Regens zum reissenden Strom. So konnten wir leider nur 65 Halme ernten. Wir meldeten das unserem Auftraggeber. Er hatte Verständnis, denn auch er konnte wegen des Dauerregens nicht bauen.

Leider werden wir nichts an der ersten Lieferung verdienen, denn die Zeit vom «Unterstehen» müssen wir ja auch bezahlen aber können sie nicht auf den Käufer abwälzen. Nun sind die Stangen im Becken, wo sie veredelt werden. Am 17. März beginnt die nächste abnehmende Mondphase und wir werden dann das nächste Mal ernten. Nun hoffen wir auf besseres Wetter.

Stangen sind im Becken

Bei uns ist aber auch sonst noch vieles geschehen. Michi hat sich anerboten für die Waldschutzorganisation Selva Viva ehrenamtlich die Koordination der Waldhüter vor Ort zu übernehmen. Jeden Montag treffen sich die Waldhüter im Schulhäusschen auf der Finca Don Sigifredo und planen ihre Woche. Michi plant momentan die Renovation der beiden Häuser von Selva Viva. Um Kosten zu sparen, müssen die Waldhüter mitarbeiten und das erweist sich als schwieriger als gedacht. Der eine hat zwei linke Hände und die anderen arbeiten nur dann, wenn du danebenstehst. Trotzdem soll der Schutz des Waldes nicht zu kurz kommen. Das braucht gute Planung und das können wir beide gut, denn wenn Michi nicht kann, springt Joëlle ein.

Ruben, Saquiri und Elder (v.l.n.r.), die Waldhüter von Selva Viva

Joëlle hat auch immer noch viel Arbeit wegen des längeren Ausfalls einer Mittarbeiterin. Wir werden nächste Woche mal etwas kürzertreten und uns zwei Tage eine Auszeit gönnen und nach Quito reisen. Die Reise hat aber auch einen Hintergedanken. Joëlle wünscht sich schon immer eine spezielle Hunderasse. Für ihr Sicherheitsgefühl und ihren Schutz, hätte sie gerne einen Rottweiler. Wir haben uns ja leider nicht nur Freunde gemacht, sondern auch Feinde, besonders bei den Goldwäschern. So ein grosser, treuer Hund macht dann schon richtig Eindruck. Michi hat ja zum Glück die Ausbildung und viel Erfahrung bei der Hundeerziehung und auch Hector hilft auch mit, denn er weiss genau worauf es ankommt. Wir haben einen Züchter gefunden der Vertrauenswürdig scheint und auch gerade Welpen hat. Einen Rottweiler, aber generell Hunde, kauft man am besten immer bei einem guten Züchter und niemals übers Internet ohne ihn persönlich gesehen zu haben. Das ist leider hier oft der Fall und Tierheime gibt es fast keine in Ecuador. Das erste Gespräch mit dem Züchter war sehr gut und Michi hat ein gutes Gefühl bei ihm. Mal schauen, ob uns ein Welpe ansprechen wird.

Diese beiden Welpen gehen wir besuchen
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Doktorarbeit

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Die Arbeit lässt nicht nach und das ist auch gut und schön so. Michi hat den Auftrag für den Bau einer Bar aus Bambus zur vollsten Zufriedenheit des Auftraggebers erfüllen können.

Die Bar hat Michi mit unserem Auto transportiert und persönlich geliefert

Die Kunden waren überrascht, dass die Bar sogar noch besser aussieht als sie es sich vorgestellt hatten. Auch der Zeitplan wurde eingehalten. Jetzt kann man in der Grand Selva Lodge an der Bambusbar gemütlich ein kühles Bier trinken. Michi war froh, dass er in der Zeit fertig wurde, denn auf ihn wartete schon die nächste Herausforderung.

Die Bambusbar in der Grand Selva Lodge

Es hatte sich eine Doktorandin mit vier Helfern via Selva Viva bei uns angemeldet, weil sie mit den Waldhütern (von Selva Viva) im Schutzwald eine Bestandesaufnahme machen wollten. Die Gruppe hat das Schulhäuschen für sieben Tage bekommen. Wir wurden angefragt, ob wir für sie kochen und sie rumfahren können. Das mussten wir erst mal besprechen und haben dann eine Offerte gemacht, die angenommen wurde. Der Einkauf muss hier im Wald draussen gut geplant werden. Besonders wichtig ist dabei, was wird gegessen oder eben auch nicht. Bestellt wurde das Frühstück am Morgen, ein Lunch für den Mittag im Wald und das Abendessen für fünf Personen. Tatsächlich kamen dann aber sechs Personen. Erstes Problem: ein Bett zu wenig (schnell Platz geschafft und noch eine Matratze von unserem Gästezimmer ins Schulhäuschen gebracht). Zweites Problem: eine Person mehr zum Essen (Michi hat es hingekriegt, ohne dass wir dafür hungern mussten). Als sie dann auch noch für die Waldhüter Lunch bestellen, kam Michi dann doch etwas ins Rudern. Ja, so läuft es halt hier und man muss immer flexibel bleiben. Der nächste Supermarkt ist ja eine Stunde entfernt. Michi stand also eine Woche lang um 4.30 Uhr auf und bereitete Frühstück und Lunch für alle vor. Anschliessend fuhr er sie in den Wald. Joëlle holte sie am Abend um 18.00 Uhr ab, weil Michi da schon wieder am Kochen war, denn um 19.00 Uhr gab es das Abendessen. In den sieben Tagen wurde es uns nicht langweilig. Es ist eine sehr interessante Arbeit, die da entsteht. Ihre Arbeit baut auf den gleichen Untersuchungen auf, die bereits 2006 und 2011 im selben Planquadrat durchgeführt wurden. Wir hoffen, dass wir dann auch einen Einblick in die fertige Arbeit bekommen werden. Denn es soll festgestellt werden, wie sich die Natur im Schutzwald von Selva Viva in den letzten knapp 20 Jahren verändert hat.

Greifstachler knabbert am Zement des Aussichtsturms

Am Samstag der gleichen Woche kam auch noch ein Filmteam vom ecuadorianischen Fernsehen zu Besuch. Auch da haben wir uns als Anlaufstelle vor Ort für Selva Viva angeboten. Einer der Waldhüter hat sie bei uns abgeholt und auch wieder zurückgebracht. Unsere Nerven wurden jedoch schon etwas strapaziert. Wir haben schon einige Erfahrungen mit Filmteams gemacht, besonders Michi in der Schweiz, aber so was haben wir noch nie erlebt. Sie kamen um 10.00 Uhr morgens an und hatten genau sechs Stunden Zeit in denen sie einen Jaguar, einen Puma und Klammeraffen filmen wollten. Sie konnten nicht verstehen, dass die Tiere nicht einfach so schnell mal vor die Kamera hüpfen. Dem Waldhüter wurde, vereinfacht gesagt, Inkompetenz vorgeworfen, weil er nicht wusste, wo sich diese Tiere im Wald aufhielten. Zuerst glaubten wir es sei ein Scherz, bis wir begriffen, dass sie das mit den Wildkatzen und Affen ernst meinten. Michi schenkte ihnen dann eigenes Filmmaterial von den Wildkameras, so konnten wir sie wenigstens etwas beruhigen. Die Nerven zu behalten hat sich definitiv gelohnt. Sie haben einen gut fünfminütigen Bericht über Selva Viva gemacht, der wirklich schöne Werbung für den Schutzwald ist.

Währen dieser turbulenten Zeit ist ausgerechnet auch noch César ausgefallen. Er hat eine Entzündung im Ellenbogen und darf drei Mal die Woche (während drei Wochen) nach Tena zur Physiotherapie. Die Tage an denen er bei uns ist, kann er aber natürlich auch nur eingeschränkt arbeiten. So ist der Hühnerstall etwas später als geplant fertig geworden. Jetzt müssen die Hühner ihre neue Villa einfach noch akzeptieren. Hühner sind halt auch nur Gewohnheitstiere und man muss ihnen zu ihrem Glück verhelfen.

Die Studentengruppe musste nach sieben Tagen wieder abreisen, denn es standen die Präsidentschaftswahlen an und in Ecuador herrscht so etwas wie ein Wahlzwang. Wer nicht wählen geht bekommt eine Busse. Und seine Stimme kann man nur im Heimatort bzw. dort, wo man sich registriert hat, abgeben. Die diesjährigen Wahlen sind richtungsweisend. Es stehen zwei Arten von Regierungen zur Auswahl. Zum einen eine sozialistische Diktatur wie man sie aus Venezuela oder Kuba kennt oder zum anderen die jetzige Politik des harten Durchgreifens (mano dura) im Kampf gegen die Korruption und den Krieg gegen die Drogenbanden und Kartelle. Das Volk ist gespalten. Im April kommt es zur Stichwahl. Wir persönlich hoffen, dass der jetzige Überganspräsident bleiben wird. Er hat viel erreicht in den letzten 12 Monaten und den Drogenbanden den Krieg erklärt, ohne die Bevölkerung zu sehr mit reinzuziehen. Es würde uns aber wahrscheinlich nicht verwundern, wenn auch er den zweiten Wahlgang nicht erleben würde, denn er ist wirklich vielen auf die Füsse getreten. Am Ende wird es für die Wähler wohl so wie immer sein, sie werden sich wahrscheinlich für die Person, die sie als das kleinere Übel sehen, entscheiden. Wen es interessiert hier geht es zu einem Beitrag der das Thema gut auf den Punkt bringt: https://insightcrime.org/news/organized-crime-agenda-ecuadors-presidential-elections/

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Das Jahr geht zu Ende

Wir sassen mal wieder wegen eines Streiks fest und mussten einmal mehr improvisieren. Als uns die Materialen für die Renovation des Hauses ausgingen, nutzten wir die Zeit um Bäume zu pflanzen. Bei uns hat es endlich begonnen regelmässig zu regnen und die Böden sind auch wieder gut getränkt. Also passte alles und wir konnten in drei Tagen 50 neue Bäume pflanzen. Michi hatte einen wichtigen Zahnarzttermin in Quito und am gleichen Tag erwarteten wir Besuch aus der Schweiz. Da die Strassen aber wegen des Streiks alle blockiert waren, konnte er nicht den normalen Weg fahren und musste einen Umweg von vier Stunden in Kauf nehmen. Er hat deshalb viele neue Strassen und Fähren gefunden, die nirgends verzeichnet sind und die man nur findet, wenn man die jeweiligen Anwohner fragt, wo der schnellste Weg nach Loreto ist.

Auf der Fähre über den Rio Napo

Am Tag darauf, bei der Rückfahrt mit Christine (unsere Besucherin) waren dann bereits die Strassenblockaden verschwunden und man konnte wieder den normalen Weg fahren. Bis sich nach einem Streik in Tena wieder alles normalisiert und alles wieder vorrätig ist, dauert es schon einige Tage. Die Streikenden haben sich, Tena und uns immerhin 14 Tage von der Umwelt abgeschnitten. Ob sie mit dieser Aktion Erfolg hatten, wird sich erst nach den Feiertagen zeigen. Falls nicht, wird der Irrsinn wieder von vorne beginnen. Wir verstehen das Anliegen, welches an den Präsidenten gerichtet ist sehr gut und finden das neue Gefängnis mitten in der Stadt auch idiotisch. Die eigene Stadt aber von der Aussenwelt abzuschneiden ist garantiert nicht der richtige Weg und bringt vor allem viel Unverständnis in der eigenen Bevölkerung.

Auch wir versuchen die Weihnachtstage etwas ruhiger zu gestalten. Leider war die Vorweihnachtszeit überhaupt nicht ruhig. Einmal mehr war es Michi der festgestellt hat, dass man im Schutzwald von Selva Viva aktiv Gold wäscht. Es wurden zwar keine Bagger eingesetzt, aber mit Wasserpumpen wurde das Ufer abgewaschen. Nach Rücksprache mit dem neuen Geschäftsführer von Selva Viva, Lester Espin, stellten wir Fotofallen auf und konnten so innert weniger Tage die Personen identifizieren. Der Geschäftsführer ist dann auch gleich mit den drei Waldhütern und Christine, die ja Präsidentin von Selva Viva ist, zu diesen Personen hin gegangen und hat das Gespräch gesucht. Mal schauen, ob sie nochmal auf den Kameras auftauchen werden, denn davon wissen sie nichts.

ausgewaschene Uferböschung

Nur gerade einen Tag später hat uns unser niederländischer Nachbar angerufen und erzählt, dass er soeben einen Bagger mit einer Waschanlage von seinem Grundstück verscheucht hat. Der Bagger sei im Fluss in unsere Richtung unterwegs.

Bagger mit Waschanlage im Rio Cusano

Da liegt aber noch ein Grundstück des Hotels Casa del Suizo dazwischen. Und genau da hat sie Michi dann auch mit der Drohne gefunden. Joëlle hat sofort die Besitzer vom Casa del Suizo und noch viele Personen mehr informiert. Damit die Kommunikation aller involvierten Personen einfacher wurde und alle auf dem gleichen Stand gebracht werden mussten, eröffnete Joëlle eine WhatsApp Gruppe. Innert weniger Stunden konnte so die Umweltpolizei und das Militär informiert werden und sie warteten nur noch auf den Befehl zum Ausrücken. Der Geschäftsführer von Selva Viva hat es sogar geschafft den Gouverneur der Provinz Napo auf den Plan zu rufen.

Michi schaute mit Hilfe der Drohne immer wieder, wo die Goldwäscher sich gerade befanden und Casa del Suizo ging direkt vor Ort, um nachzuschauen.

Bagger im Rio Cusano und flussaufwärts die Waschanlage

Noch in der gleichen Nacht wurde es den Goldwäschen vermutlich zu gefährlich und sie haben sich aus dem Staub gemacht. Casa del Suizo hat die Verantwortlichen dieser illegalen Goldwaschaktion enttarnt und mit ihnen gesprochen. Das war eine extrem erfolgreiche Aktion, bei der alle am gleichen Strick zogen und dem illegalen Goldwaschen in unserer Region der Kampf angesagt wurde. Es zeigt uns endlich, dass wir doch nicht die einzigen sind die dieses grüne Paradies hier, solange dies noch möglich ist, erhalten wollen. Leider hat sich aber auch einmal mehr gezeigt, dass die vermeintlich gleichgesinnten Projekte dem Umweltschutz doch nicht so nahestehen, aber dafür andere, von denen wir es nicht erwartet hätten, uns tatkräftig beistanden und mithalfen.

Bagger auf der Isla Anaconda geparkt, bis zum Einbruch der Dunkelheit

Für uns neigt sich ein schwieriges Jahr dem Ende zu. Wir mussten viele schwere Entscheidungen treffen, was unser Projekt Finca Don Sigifredo betrifft. Wir erlitten viele Rückschläge und hatten so einige Zweifel. Joëlles Job hat uns aber in finanzieller Hinsicht viel Ruhe gebracht und sichert die Existenz der Finca Don Sigifredo. Die erfolgreiche Aktion gegen die Goldwäscher war ein sehr versöhnlicher Abschluss für uns. Klar ist, wir werden uns selber treu bleiben und uns auch nächstes Jahr wieder für den Umweltschutz stark machen, auch wenn das natürlich nicht allen gefällt.

Sonnenaufgang im Nebel

Nachträglich noch schöne und besinnliche Weihnachten, die ihr alle hoffentlich hattet, und dann vor allem einen guten Start ins neue Jahr.

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Swissness im Regenwald

Als Michael in der Schweiz war hat er eine Kuhschelle im Keller seiner Eltern entdeckt. Gleich kam ihm die Idee, daraus eine Hausklingel zu machen – wir hatten bis jetzt einen grossen Triangel. Leider haben das nicht alle Leute verstanden und mit dem Metallstab überall anders drauf gehauen als auf den Triangel. Britta, die Lehrerin der Sommerschule, hat uns dann die Kuhschelle aus der Schweiz mitgebracht. Michael hatte nämlich keinen Platz mehr in seinem Gepäck. Nun hängt die Schelle am Eingangstor. Wir hatten eine kleinere Diskussion, ob es denn eine Glocke oder Schelle ist. Eine Glocke ist gegossen und hat einen Widerhall im Klang. Eine Schelle wird aus einem Blech geformt und vernietet oder verschweisst. Ob Glocke oder Schelle hat nichts mit der Grösse zu tun, aber es ist natürlich auch umgangssprachlich je nach Region und Dialekt unterschiedlich. Es war ja auch der Schellenursli und nicht der Glockenursli. Michis Vater Hans ahnte 1979, als er das Winterschiessen gewonnen hatte und diese Schelle bekam, noch nichts davon, dass die mal im Regenwald von Ecuador als Hausklingel enden würde. 

Schelle mit eigenem Dach

Michi hatte aber noch was ganz anderes im Gepäck als er aus der Schweiz nach Hause kam. Er brachte 10 Bruteier vom Schweizerhuhn (alte ProSpecieRara Rasse) mit. Ob das legal war, wissen wir nicht – sie wurden aber auch nicht beschlagnahmt. Neun Eier kamen heil im Regenwald an. Walravens, unsere Nachbarn, haben eine Brutmaschine für ihre Geflügelzucht. Sie haben für uns freundlicherweise die Eier bebrütet. Trotz aller Ungläubigkeit von vielen Personen waren sechs Eier befruchtet und vier Küken sind dann auch geschlüpft. Leider ist eines noch am gleichen Tag gestorben. Nun rennen drei kleine Schweizerhühner bei uns im Garten rum. Es sind eine Henne und zwei Hähne. Für den überschüssigen Hahn haben wir schon einen Platz. Wir werden ihn unseren Nachbarn für die Blutauffrischung in der Geflügelzucht geben. 

Sina, Büne und Kuno

Wir haben begonnen eine zweite Lagerhalle für das Trocknen von Bambus zu bauen. Da wir immer mehr Erfahrung haben mit dem Bauen mit Bambus, kamen wir sehr schnell voran. Nach nur zwei Tagen war das Dach schon montiert und wir konnten bereits im Trockenen bzw. im Schatten arbeiten. Auch dieses Mal haben wir einen jungen Mann mitarbeiten lassen. So können wir immer mehr Personen im Bau von Bambus schulen. Bei der Trocknungshalle handelt es sich um eine einfache Bauweise, mit Verstrebungen wird sie gegen den Wind gestützt. Die Regale in der Halle, müssen aber sehr genau gearbeitet werden. Jedes Fach muss über drei Tonnen Bambus tragen können. Sie ist für 180 Stangen Bambus Gigante oder für 300 Stangen Bambus (Guadua) à je 6 Meter konzipiert. Bevor wir sie aber in Betrieb nehmen können, müssen wir noch den Boden zementieren. Das bedeutet Steine schleppen. Da haben wir gerade ein kleines Problem, denn uns fehlen die Steine und sie im Fluss zu holen ist sehr zeit- aber vor allem kostenintensiv. Da wir keine Eile haben zögern wir es noch etwas raus und warten bis die Strasse repariert wird. Da werden wir im gleichen Arbeitsaufwand einige Steine kaufen können, sie werden dann geliefert und mit dem Bagger hingelegt. Das wird hoffentlich in ca. zwei bis vier Wochen der Fall sein.

Als Britta einmal nach ihrer Joggingtour zurück kam fragte sie Michi ob er mit der Zahl 127 was anfangen könne. Es war die Anzahl PET-Flaschen die sie am Strassenrand im Wald von Selva Viva gezählt hatte. Ok dachten wir uns, da muss etwas geschehen. Deshalb organisierten wir einen «Clean Up Day» (Strassenreinigung) mit allen Partnerprojekten von Selva Viva um wieder einen sauberen Wald zu haben. Wir teilten unser Vorhaben der jeweiligen Geschäftsstelle von Selva Viva, amaZOOnico, Liana Loge und der Gemeinschaft 27 de Febrero mit. Die Finca Don Sigifredo übernahm dabei die Koordination von allen Helfern und spendierte die Verpflegung. Am letzten Freitag war es soweit und wir legten los mit dem «Wald putzen». Insgesamt waren 15 Personen gekommen, die nun gemeinsam die 4.5 Kilometer lange Strasse durch den Schutzwald reinigten.

Müllsammeltruppe

Bereits nach drei Stunden hatten wir es geschafft. Es türmten sich am Ende 6 Säcke mit PET-Flaschen, 5 Säcke mit Müll und ein halber Sack mit Metall. Die PET-Flaschen und das Metall geben wir zum Recyceln und der Rest nahm die Mühlabfuhr mit.

Jede Menge Müll wurde eingesammelt

Die Idee war aber auch, dass ein ungezwungener Austausch in lockerer Atmosphäre unter den einzelnen Projekten stattfinden könnte. Das war aber leider nur bedingt möglich. Einige Geschäftsführer haben ihre Abwesenheit entschuldigt und trotzdem Volontäre aus ihrem Projekt geschickt. Andere haben sicherlich in guter Absicht irgendwelche Personen geschickt, die nichts mit den Projekten zu tun haben. Und wieder andere sind gar nicht erst erschienen. So konnte nur bedingt ein Austausch beim Waldspaziergang und dem anschliessenden Essen stattfinden. Das war sehr schade, aber es war trotzdem ein gelungener Tag für die Umwelt. Der neue Geschäftsführer von Selva Viva, Lester Espin, der selbst mithalf hat sich bei allen beteiligten herzlichst für ihre Mithilfe bedankt. Bei allen Helfern kam die Aktion gut an. Wir freuen uns schon jetzt darauf, dieses tolle Event zu wiederholen! Dann werden wir versuchen alle Geschäftsführer zu motivieren, selbst mitzuhelfen. Unser Ziel ist es, beim gemeinsamen Müllsammeln einen lockeren und informellen Austausch zwischen den Partnerprojekten auf Leitungsebene zu schaffen.

Pause beim Waldhüterhaus «Casa Blanca»
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Aktiver Waldschutz

Letzte Woche mussten wir leider unseren lieben Bombi gehen lassen. Er ist am 26. Dezember 2011 zu uns in den amaZOOnico gekommen und hat von da an unser Leben bereichert.

Aufgewachsen ist er mit Navi, einem Tapir, der die ersten vier Monate seine Spielkameradin und beste Freundin war. Bis sie zu gross wurde und in ein eigenes Gehege umzog.

Er reiste mit uns in die Schweiz, wo er den Winter am liebsten mochte. Im Sommer fand er, dass der Garten für ihn völlig ausreichte. Noch besser fand er Wasser, zumindest solange er mit seinen Pfoten Bodenkontakt hatte, denn Schwimmen war nicht so sein Ding. Sinchi und Bombi waren ein unzertrennliches Team.

Bombi liebte es neue Wege zu erkunden, da war ihm kein Aufstieg zu steil. Aber erkunden bedeutete für ihn, nur ein einziges Mal den gleichen Weg zu gehen. Ein zweites Mal ging ja gerade noch, aber warum man ein drittes oder sogar ein viertes Mal den gleichen Weg gehen sollte, verstand er gar nicht. Familie Niebecker, die immer unsere Hunde in den Ferien hütete, kann davon ein Liedchen singen. Er kam auch wieder mit uns nach Ecuador. Die letzte Zeit verbrachte er noch mit dem Bewachen des Hauses und hatte, wen wundert’s, keine Lust mehr in den Wald zu gehen… den kannte er ja schon. Unsere anderen Hunde konnten von ihm Abschied nehmen. Sinchi war etwas verwirrt und hat lange nach seiner Nummer Zwei gesucht. Wir alle vermissen ihn sehr, er wird immer einen Platz in unseren Herzen haben.

Wir sind immer aktiv, um unseren Wald zu schützen. Michi und César laufen regelmässig durch den Wald, um die Wildkameras zu kontrollieren und um Drittpersonen zu zeigen, dass sie hier nichts verloren haben. Auch bei Selva Viva helfen wir mit. Dafür haben wir eine Drohne von AmaSelva – Bündnis Urwaldschutz e.V. bekommen. Als Michael einer seiner Drohnenflüge über Selva Viva machte, entdeckte er eine Goldmine direkt an der Grenze zum Schutzwald. Wir haben einen Zusammenarbeitsvertrag zwischen Finca Don Sigifredo und Selva Viva und sind Genossenschafter der GSR, aber nicht nur deshalb meldete er seine schreckliche Entdeckung umgehend dem Vorstand von Selva Viva. Es wurde eine Dringlichkeitssitzung einberufen mit verschiedenen Vertretern, unter anderem war auch ein Umweltanwalt dabei. Michi machte dafür nochmals aktuelle Aufnahmen. Mit Schrecken stellten wir fest, dass die Mine innert kurzer Zeit sehr schnell gewachsen ist. Noch am gleichen Abend bekam Joëlle einen Anruf vom Minen Betreiber. Michi war nach einem kurzen Schreckmoment so geistesgegenwärtig, dass er das Gespräch aufgezeichnet hat. Der Mann drohte nicht uns persönlich, da Joëlle ihm erklärte, dass wir im Auftrag von Selva Viva handelten. Er drohte aber Selva Viva mit dem Abholzen von einigen Hektaren Wald sollte er nicht in Ruhe weiter Goldwaschen können. An der Sitzung war man sich einig, dass man dringend etwas unternehmen muss. Es wurde ein Mandat an den Anwalt vergeben. Leider hat sind im Nachhinein herausgestellt, dass nicht alle Personen, die an der Sitzung dabei waren, ganz ehrlich gewesen sind. So stehen nun einer raschen Bearbeitung leider einige Hindernisse im Weg. Der Vorstand von Selva Viva und der Anwalt gehen aber weiter gegen die illegale Goldmine vor. Das ist auch gut so, denn Michi hat bereits wieder neue Fotos gemacht und die zeigen, wie rasant die Mine wächst und wie immer mehr Wald zerstört und der Fluss Rio Rodriguez verschmutz wird.

Starke Vermutzung des Wasser

Der Anwalt sieht gute Chancen, dass dem Treiben ein Ende gemacht wird, da die Regierung seit kurzem vermehrt und viel aggressiver gegen illegale Mienen vorgeht. Früher wurde, wenn überhaupt, die Gerätschaft beschlagnahmt. Heute wird sie vor Ort zerstört, das ist bedeutend billiger und effektiver. Vor einigen Tagen wurde in der Region Tena eine Mine samt Gerätschaften zerstört. Mit dem vor Ort beschlagnahmten Diesel wurden kurzerhand die Bagger und Waschanlagen in Brand gesetzt, oder sogar mit dem vorgefundenen Dynamit gesprengt. Dies belegen Bilder und Videos der Armee. So wurden in den letzten Wochen mehrere kleine und grosse Goldminen in der Amazonía zerstört, wir hoffen auf das Gleiche für die Bedrohung direkt vor unserer Haustür.

Aufnahme vom 23. August 2023
Aufnahme vom 12. September 2023
Aufnahme vom 29. September 2023

Bei uns ist auch sonst noch einiges los wir sind immer noch damit beschäftigt unser Bambuslager zu füllen. Die Trockenzeit ist sehr gut, um schnell Bambus zu trocknen und so unser Lager aufzufüllen. Michi nutz die Zeit auch um Möbel und sonstiges aus Bambus zu bauen. Die Verarbeitung wird immer sauberer und genauer. Das Bambusbett ist sein letztes Werk, das ebenfalls ohne Metall gebaut wurde.

Gecko aus einer Bambuswurzel mit Kokosnusskopf

Joëlle hat einen Nebenjob angenommen, um so unser Leben finanziell zu unterstützen. Sie redigiert Dokumente für eine Schweizer Firma. Das kann sie gut in Ecuador machen, dafür muss sie nicht in der Schweiz sein.

Leider haben wir einen grossen Rückschlag in unserer Vanilleplantage erlebt. Bei einer Nacht- und Nebelaktion wurden unsere Vanillepflanzen allesamt gestohlen, über 100 Pflanzen! Wir hatten ja die Idee, die Plantage in die bestehende Kuhweide am Waldrand zu integrieren. Das ist aber nicht direkt bei unserem Haus und das wurde uns zum Verhängnis da wir sie dort nicht unter Kontrolle hatten. 60 cm Vanillepflanze kostet rund 2 Dollar. Das ist viel Geld bei über 100 Pflanzen von insgesamt über 300 Metern. Das verlorene Geld ist das eine Übel, schlimmer sind die fast drei Jahre Arbeit die jetzt kurz vor der ersten Blühte weg sind, es ist alles vorbei. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen und sind schon auf der Suche nach einem sichereren Standort für die neue Plantage.

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Schaffe, schaffe, Häusle baue

Wer Joëlle etwas besser kennt wird wissen, dass Kochen nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört. Dennoch musste sie die letzten Tage jeweils das Mittagessen für bis zu 17 Personen zubereiten. Dies war nötig, weil wir im Moment gerade an zwei verschiedenen Projekten gleichzeitig arbeiten. Zum einen ist da bekannter Weise der Bau des Modellhauses auf der Insel und zum anderen haben wir erneut 300 Stangen Bambus eingekauft. Die Stangen mussten wie jedes Mal zuerst gewaschen und dann gelocht werden, bevor wir sie ins Immunisierungsbecken geben können. Dies hat dazu geführt, dass für den Hausbau insgesamt 5 Personen plus Michi arbeiteten und für die angelieferten Stangen hatten wir 9 Personen plus Bernd unseren Volontär im Einsatz.

grosser Mittagstisch

Es geht endlich los mit dem Aufbau des Hauses. Wir hatten immer wieder Verzögerungen aus unterschiedlichsten Gründen. Wir transportierten alle Bambuselemente an den Bauplatz und begannen die einzelnen Elemente auf den Reifensäulen zusammenzustellen. Leider musste Michi schnell feststellen das der extra dafür engagierte „Meister des Zementes“ keine gute Arbeit geleistet hat. Deshalb war der Aufbau sehr «flexibel» und wir benötigten mehr Abstützungen. Wichtig war, dass die einzelnen Bambussäulen senkrecht standen was natürlich immer wieder kontrolliert werden musste. Das war gar nicht so einfach. Das Bauen mit Bambus ist was ganz anderes als das Bauen mit Holz. Holz kann man immer genau quadratisch zuschneiden, aber Bambus ist rund und immer konisch zulaufend. Holz ist ein gefüllter Block, Bambus ist hohl was einem das Bauen schon etwas erschwert. Eine Bambussäule vertikal zu stellen ist daher entsprechend schwieriger. Unsere Mitarbeiter hatten ihre liebe Mühe damit, denn sie schauten wie beim Holz nur auf eine Seite. Wenn man aber eine Säule aus vier Bambusstangen hat stimmt das einfach nicht.

Dennoch kamen wir gut voran und wir kamen unserem Ziel der ersten Woche sehr nahe. Wir wollten binnen der ersten Aufbauwoche das Dach aufsetzen. Doch dann wurde daraus leider nichts weil wir am Donnerstag einen Regentag einzogen. Deshalb konnten wir am Freitag nur das halbe Dach aufsetzen.

In der zweiten Woche kamen wir besser voran da wir bereits am Montag alles Bedachen konnten und nun so im Trockenen gearbeitet wurde (wenn es denn nochmals geregnet hätte), nun war das Dach halt ein Sonnenschutz. Am Ende der zweiten Woche hatten wir alle Verstrebungen eingebaut und die Füsse der Säulen waren mit Zement gefüllt.

Nächste Woche werden wir erneut viel Material auf die Insel bringen müssen, so dass wir den Boden und die Wände montieren können. Beim Tragen wird es Michi nicht brauchen und so kann er sich schon einmal seiner Idee von der Treppe widmen. Eins ist sicher auch das wird eine Überraschung sein für alle. Unser Modellhaus kommt voran. Leider verstehen viele Leute nicht, dass wir auf so viel Holz wie möglich verzichten möchten. Auch bei diesem Bau versuchen wir aus Vorbild- bzw. Modellgründen ohne Holz auszukommen. Aber ganz und gar ohne kommen wir leider doch nicht aus, weshalb wir um auf dem Gerüst sicher stehen zu können alte Bretter wieder verwenden. Hätten wir mehr Geld und Zeit könnte man dafür natürlich wieder verwendbare Bambusbretter herstellen. Warum wir so sehr darauf bedacht sind möglichst ohne Holz auszukommen hat einen sehr guten Grund: Fällt man in Europa Bäume müssen neue gepflanzt werden, hier in Ecuador geschieht das leider nicht und so wird einfach Holz aus dem Regenwald geholt und der wir ja bekannter Weise sehr rasant immer kleiner. Für ein Haus werden durchschnittlich fünf Bäume gefällt. In Europa gibt es nicht viele Alternativen für Holz bei uns in Form von Bambus aber schon und der wächst so schnell nach, dass man ihn durchschnittlich alle vier Jahre ernten kann. Die Leute müssen einfach wieder lernen bzw. sich daran gewöhnen wieder mit der alten Kulturpflanze Bambus zu bauen. Unser Bau hat viele Personen neugierig gemacht und so haben wir sehr viele Besucher auf der Baustelle. Das Ganze ermöglichen uns Christine von Steiger aus finanzieller Sicht und Claus Vogel mit seinem Wissen den wir immer wieder um Rat fragen.

Beladen des Camions

Letzte Woche durften wir die erste grössere Menge Stangen für ein Bauprojekt von Claus in der Nähe von Puyo liefern. Dabei hatten wir uns alle etwas verschätzt. Wir dachten wir könnten insgesamt 150 Guaduas („normaler“ Bambus), 150 Bambú gigante (Riesenbambus) und 200 m2 Esterillas (Bambusmatten)  aufs Mal liefern. Jetzt wissen wir es besser, es hatte nicht alles Material Platz im Camion.

Wir werden nochmals eine Lieferung der fehlenden 110 Guaduas nachsenden müssen. Einmal mehr bezahlen wir teures Lehrgeld. Was wir aber jetzt wissen ist, dass sich die ganze Mühe und Rumrennerei von Joëlle der letzten Monate gelohnt haben. Wir konnten problemlos die elektronische Rechnung ausstellen und auch die zwingend nötigen Transportpapiere waren Online innerhalb einiger weniger Minuten fertig gestellt.

Tatsächlich scheint das Interesse an Bambus zu zunehmen. Wir haben vermehrt Anfragen von potentiellen Käufern. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass wir immer bekannter werden. Sogar die Busfahrer reden mittlerweile von der Bambusanlage am Puerto Barantilla. Auch bekommen wir jetzt regelmässig Angebote von Leuten die uns ihren Bambus verkaufen wollen. Den Bambus den wir letzte Woche eingekauft haben kam aus Puca Chicta, was per Camion eine Fahrt von guten zwei Stunden ist. Da wir auf Platz geliefert $ 3 pro Stange bezahlen scheint es sich für den Verkäufer gelohnt zu haben. Nur die lokale Bevölkerung auf der Insel Anaconda ist der Meinung wir müssten mehr bezahlen, was wir nicht können und auch nicht wollen.

Gaby und Thorsten von AmaSelva waren zu Besuch. Für die Waldhüter von Selva Viva haben sie neue Handys mitgebracht. Leider waren die alten Handys bereits seit einiger Zeit nicht mehr funktionsfähig und so haben wir den Verein um Unterstützung gebeten. Die Waldhüter haben sich sehr gefreut, da sie jetzt wieder die für ihre Arbeit wichtigen Fotos mit Koordinaten schiessen können. Wir haben den Besuch unserer beiden Freunde sehr genossen da es mal wieder Abwechslung in unseren Alltag brachte. Sie haben uns sehr viel geholfen in dem sie häufig am Mittag für alle kochten und sich auch sonst im Haushalt nützlich machten.

Saquiri erhält von Thorsten sein neues Handy

Vor ein paar Wochen hat uns Francisco, der Besitzer der Anaconda Lodge, auf eine neue Mine aufmerksam gemacht. Seit ca. September 2022 wird beim Zusammenfluss von Rio Napo und Rio Arajuno Tag und Nacht gebaggert.

Offizieller Weise scheint dies der Entnahme von Material für den Strassenunterhalt zwischen Ahuano und Misahuallí zu dienen, das ist zumindest was die Gemeinderegierung von Ahuano sagt. Doch wer schon ein Weilchen in Ecuador lebt weiss, dass sicherlich niemand der für den Strassenunterhalt arbeitet jemals in der Nacht arbeiten würde… Das legt die Vermutung nahe, dass es sich um die Vorbereitung für eine Grossmine zum Goldwaschen handelt. Wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, wird das zur Umweltkatastrophe direkt vor unserer Haustüre derer Selva Vivas.

Francisco hat sich in den letzten Monaten extrem eingesetzt und wurde sogar einmal mit einer Waffe bedroht. Wir haben ihn unterstützt in dem wir ihm halfen unsere Kontakte zu Journalisten herzustellen und bei einem Anlass für einen Fernsehsender aus Quito hat Michi mit der Drohne Aufnahmen gemacht die wir dann dem Sender zur Verfügung stellten.

Video: Teleamazonas
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La Casa del Payazo

Michi und unsere Mitarbeiter haben diesen Samstag den überdeckten Parkplatz und die Holzwerkstatt fertig gebaut. Das war wohl nicht ganz einfach und einer unserer Mitarbeiter hat während des Aufstellens der Bambuskonstruktion gemeint, da alles so schief und instabil sei hätte er grosse Lust dem ganzen einen Stoss zu verpassen und es den Hang runter zu werfen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass aus der Konstruktion mit der richtigen Technik am Ende ein wirklich standfestes Gebäude zustande kommen wird.

César gut geschütz vor der Sonne bei der Installation des Dachs

Jetzt ist es fertig und steht wie eine Eins, dennoch nennen es unsere Mitarbeiter „La Casa del Payazo“ (Haus des Clowns) weil es eben nicht dem „normalen“ Baustil entspricht. Wir mögen es sehr auch deshalb weil nichts rechtwinklig ist und es schon fast ein bisschen was vom „Hundertwasser Stil“ hat. Wir freuen uns auf weitere Bauten im selben Stil. Den ersten Sturm hat es bereits überstanden.

Joëlle kümmert sich um die Administration der Finca Don Sigifredo. Das beinhaltet Aufgaben wie Buchhaltung, Planung- und Einkauf der benötigten Lebensmittel, Kommunikation mit verschiedenen Institutionen wie Landwirtschaftsamt, Vorsorgeeinrichtung der Mitarbeiter, Steueramt, Arbeitsamt usw. Daneben ist sie seit über einem Jahr die Verantwortliche für die Kasse der Stiftung Selva Viva in Ecuador. Aber bis sie tatsächlich Zugriff auf das Konto von Selva Viva erhielt war es ein langer und anstrengender Prozess. Bank- und Behördengänge sind immer sehr Zeitaufwändig und Nerv tötend. Das kann schon Mal zu einer Mission werden oder gar zur Lebensaufgabe ausarten. Eigentlich hätte im Frühling 2020 der Stiftungsrat von Selva Viva Ecuador durch das Umweltministerium neu bestätigt werden müssen. Doch durch den Ausbruch der Pandemie war dies nicht möglich. Aufgrund der fehlenden Bestätigung war es deshalb der Bank aus juristischen Gründen nicht möglich Joëlle den Zugriff auf das Konto zu gewähren. Soweit ist das durchaus verständlich und nachvollziehbar. Als Joëlles Vorgänger Mitte dieses Jahres aus gesundheitlichen Gründen in die Schweiz reiste, hatte plötzlich niemand mehr Zugriff. Um wenigstens die Löhne der Waldhüter bezahlen zu können hatte Joëlle eine Handvoll unterzeichneter Blankochecks. Das ist im Falle von Diebstahl absolut verantwortungslos aber es blieb keine andere Wahl. Nach über einem halben Jahr und unzähligen Gängen zur Bank und zum Umweltministerium hat sie jetzt seit knapp einem Monat die Unterschriftsberechtigung um Checks auszustellen. Auch der Zugriff aufs E-Banking funktioniert, allerdings nur um Saldoabfragen zu tätigen. Überweisungen sind im Moment nicht möglich. Es konnten zwar letzte Woche drei Überweisungen getätigt werden doch seit dieser Woche geht das nicht mehr. Nun stehen wieder Besuche bei der Bank an um abzuklären, weshalb es nicht mehr funktioniert.

Hildegard besucht uns manchmal nachts

Immer wieder kommen Leute vorbei und bitten um Hilfe. Meistens geht es dabei darum, dass wir ihnen Geld „ausleihen“ sollen. Wir haben bereits darüber berichtet. Diese Gespräche können lange dauern und sind nicht immer einfach. Besonders dann, wenn wir die Anfrage ablehnen müssen. Letzten Monat hat uns Klever besucht. Er und seine Frau haben selber keine Kinder. Letztes Jahr haben Sie ein Kind angenommen dessen Mutter leider gestorben ist und dessen Vater sich nicht selbst um das Kleinkind kümmern konnte. Trauriger Weise ist das Kind körperlich behindert und obwohl es bereits zwei Jahre alt ist kann es noch immer nur krabbeln. Im lokalen Gesundheitszentrum konnten die Ärzte leider nicht weiterhelfen. Deshalb hat er uns gebeten ihm Geld auszuleihen, damit er und seine Frau einen Arzt in Tena aufsuchen konnten. Dort wurde das Kind gründlich untersucht. Die Familie muss jetzt orthopädische Schuhe kaufen. Diese sollen dabei helfen, dass das Kind langsam anfängt laufen zu lernen. Für eine Familie ohne regelmässiges Einkommen sind solche Aufwände kaum zu finanzieren. Zum Glück standen bei uns gerade viele Arbeiten an und so konnten wir Klever die letzten drei Wochen bei uns arbeiten lassen. Wir werden Klever und seine Familie in den nächsten Wochen weiter unterstützen indem wir sie zum Arzt sowie zum Orthopäden begleiten werden um gründlich alles abzuklären und nachzufragen. Selbstverständlich helfen wir finanziell auch beim Kauf dieser Schuhe. In unserem Projekt wird der soziale Aspekt je länger je wichtiger, da die Weltweite Krise anhält und es hier in Ecuador vor allem die indigene Bevölkerung trifft – eine Rückkehr zur „Normalität“ wird für eine sehr lange Zeit nicht möglich sein.

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Besuch in der Schweiz

Letzten Monat war Michael zu Besuch in der Schweiz. Er sich dreieinhalb Wochen Zeit genommen um über unser Projekt zu berichten und Vorträge zu halten darüber was bisher geschehen ist und natürlich auch um neue Spenden zu sammeln. Jetzt können wir mit vollem Tatendrang weiter Planen. Der Besuch in der Schweiz war für ihn sehr schön und lehrreich. Er durfte einen Schweisserkurs bei seinem Bruder in der Schlosserei besuchen. Dort bekam er einen groben Einblick ins Schweissen. Natürlich hat er auch Urlaub gemacht und sich mit Freunden getroffen, Familie besucht und konnte sich dabei auch etwas erholen vom ganzen Trubel hier in Ecuador. Wir bedanken uns recht herzlich bei allen die Michael unterstützt haben sei es in Form von finanziellen Beiträgen für unser Projekt aber auch durch Unterkunft und Verpflegung und natürlich auch für das Ausleihen von Autos, so dass Michi immer schön flexibel bleiben konnte. Dadurch konnte Michi sein Bein richtig schonen und war nach seiner Rückkehr wieder voll einsatzfähig und voller neuem Tatendrang. In der Zwischenzeit war Joëlle hier auf der Finca Don Sigifredo tätig. Es ist leider noch nicht möglich, dass die beiden gemeinsam verreisen können. Deshalb hat sie während der Abwesenheit von Michi viele seiner Aufgaben übernommen. Es ist beindruckend, was alles täglich gemacht werden muss. Wenn man zu zweit ist fällt das manchmal gar nicht so richtig auf. Zudem waren da ja auch noch die administrativen Aufgaben die in dieser Zeit etwas hinten anstehen mussten. Täglich kamen neue Herausforderungen dazu. Manchmal wusste sie kaum mehr wo ihr der Kopf stand. Die Koordination der Arbeiten konnte sie zum Glück grösstenteils César überlassen. Er arbeitet ja schon seit etwas mehr als einem Jahr bei uns und kennt sich deshalb bestens aus.

Michael ist mit einer Drohne im Gepäck aus der Schweiz zurückgekommen. AmaSelva hat diese grosszügigerweise Selva Viva gespendet. Noch in der Schweiz konnte Michi bei seinem Freund Patrick, der die gleiche Drohne besitzt, Flugunterricht nehmen. Die Drohne dient Selva Viva zur Überwachung des Schutzwaldes, um darüber zu fliegen und zu kontrollieren ob Bäume rausgefällt werden und natürlich auch als Abschreckung für Wilderer. Die hohe Auflösung der Kamera erlaubt es uns, beim Zoomen von Bildern die in einer Höhe von 200 Meter gemacht wurden, die Gesichter von Menschen zu erkennen. Michi übt nun fast täglich über den Wald zu fliegen und dabei die nötige Flugroutine zu erlangen. Da die Drohne eine sehr grosse Reichweite hat können wir von unserem Haus aus rund einen Viertel des ganzen Schutzwaldes von Selva Viva sowie unseren eigenen Wald überfliegen. Wie schön wenn Arbeit auch richtig Spass macht.

Als Michael endlich zurückkehrte und nachdem Joëlle ihn informierte was alles gelaufen war, brauchte auch sie eine kleine Auszeit. Unsere lieben Tanten haben extra für Joëlle einen kleinen „Batzen“ mitgegeben, so dass sie sich drei Tage lang eine Auszeit in den Thermalquellen von Papallacta nehmen konnte. Sie lag so lange im heissen Wasser bis ihr fast Schwimmhäute wuchsen und sich Kiemen bildeten. Danach kam sie erholt und entspannt wieder zurück. Sie konnte diese kleine Auszeit richtig geniessen. Nach ihrer Rückkehr gab es eine Überraschung wenn nicht sogar eine kleine Sensation. Denn unsere Kuh Asia, hatte endlich ihr Kalb geworfen. Wir hatten schon fast nicht mehr daran geglaubt, denn seit wir damals 2020 hier ankamen, war sie immer die dickste Kuh auf der Weide. Wir waren kurz davor einen Tierarzt zu bitten eine Kontrolle durchzuführen ob sie tatsächlich trächtig ist.

Endlich haben wir den Vertrag für die Finca Don Sigifredo bekommen um für Selva Viva im Schutzwald ca. drei Hektaren aufzuforsten. Als Gegenleistung dürfen wir eine halbe Hektare alte Kakao Plantage, die an unsere Finca grenzt, bewirtschaften. Umgehend haben wir damit begonnen diese Plantage frei zu schneiden, zu säubern und die Bäume etwas zurückzuschneiden. Wir hoffen, dass wir nicht zu spät waren beim Rückschnitt der Plantage, denn die Kakao Blüte hat bereits begonnen. Nun haben wir insgesamt rund eine Hektare Kakao der wir durch neue Pflanzung eine weitere Hektare hinzufügen möchten. Für das Wiederaufforsten der drei Hektaren haben wir bereits Pflanzen gezogen und werden nächsten Monat rund 200 Bäume auspflanzen.

Mit Michis Rückkehr haben wir einen kleinen Bauauftrag für Christines Schulhäusschen bekommen. Es wird ein grösserer Aussenbereich entstehen und der Dachstock wird zu einer Wohnung für die Lehrer ausgebaut. Da sind wir im Moment dran und mittendrin. Das ist hier im Regenwald nicht so einfach, denn man darf beim Einkaufen nichts vergessen auch keine Kleinigkeiten wie Schrauben, Nägel usw. Der nächste Baumarkt ist eine Stunde von uns entfernt, man kann da nicht mal eben hinfahren um noch schnell etwas Fehlendes zu besorgen…

Umbau des Dachstocks zum Wohnbereich

In den letzten drei Wochen fiel hier kaum Regen und die Böden sind stark ausgetrocknet. Der Fluss Arajuno ist sehr, sehr niedrig, so dass man jetzt sogar an gewissen Stellen knietief hindurchwaten kann. Wenn es im Regenwald nicht mehr regnet ist das ein Problem. Unsere Quellfassung droht zu versiegen und falls es soweit kommen sollte werden wir ein riesiges Problem haben. Denn Wasser ist Lebensgrundlage. Auch für das Auspflanzen ist es wichtig, dass der Boden genügend feucht ist. Letzte Nacht kam endlich das langersehnte Gewitter. Es hielt acht Stunden mit Blitz, Donner und etwas Regen an. Es war aber nur der berühmte Tropfen auf den sprichwörtlich heissen Stein denn es fielen nur 20 mm. Der Regen wurde von der Erde direkt aufgesogen.

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Edelholz und Internet

Wie wir schon in einem früheren Beitrag berichteten, fanden wir verschiedene Stämme von Edelhölzern am Fluss. Nach dem Ansteigen des Flusses hat der Rio Arajuno einen neuen Schatz preisgegeben. Eigentlich hat Michi Holz für Pfosten zum Reparieren der Weidezäune gesucht. Er gab César den Auftrag diesen freigeschwemmten Stamm zu Pfosten zu schneiden. Als César mit der Kettensäge losschnitt wurde ihm schnell klar, dass dieses Holz für Pfosten zu kostbar ist. Es handelte sich um Mindal (leider haben wir bis jetzt weder den deutschen, englischen oder lateinischen Namen herausgefunden). Das ist einer der seltensten Bäume die es im Regenwald von Ecuador gibt. Wenn man das Holz schneidet ist es leuchtend Pink. Dieses Holz ist so selten, dass auch Widison (er ist 19 Jahre alt) es noch nie in seinem Leben gesehen hat. César schnitt für uns den Stamm so zu, dass wir nun Bretter verschiedenster Art haben. Damit fertigen wir Möbel für unseren eigenen Bedarf an. Dies ist nicht ganz legal, da es sich dabei ja um sehr stark geschütztes Holz handelt. Aber der Baum wurde ja bedauerlicherweise bereits gefällt und wir haben den Stamm im Fluss gefunden wo er vermutlich die letzten zwanzig Jahre gelegen hatte. Es wär zu schade dieses Holz kaputt gehen zu lassen. Wenn das Holz trocknet verliert es diese wunderschöne leuchtende Farbe und wird braun. Michi experimentiert deshalb mit verschiedenen Techniken um die Farbe zu konservieren und diesen pinken Farbton zu erhalten. Er holt sich deshalb immer wieder Rat beim Farb- und Lackspezialisten in der Schweiz, DANKE Jürg!

Unser Engagement im Waldschutz beansprucht uns Zurzeit sehr. Wie bereits mehrmals erwähnt ist leider der Holzdiebstahl allgegenwärtig. Im Moment haben wir zwei Fälle in Selva Viva. Bei unseren Nachbarn und auch bei uns auf der Plantage wurden ebenfalls Palmen gefällt. Da Joëlle für Selva Viva arbeitet ist sie Zurzeit stark eingebunden betreffend des Vorgehens und der Anzeigen gegen die Diebstähle in Selva Viva. Leider machen wir uns damit nicht nur Freunde und unsere eigenen Arbeiten hinken deshalb auch hinterher.

Widison arbeitet ab und zu auch bei uns. Anfang des neuen Studienjahres wurde er nicht für das dritte Jahr zugelassen. Es hiess, dass er mit der Materie zu weit hinter den Anderen her hinkt. Dies war deshalb so, weil ab März kein Unterricht mehr stattfand und er keinen Zugang zum Internet hatte. Vor einigen Wochen hiess es plötzlich, falls er den Stoff nachholt und eine Prüfung ablegt würde er dann doch zugelassen werden. Er fragte uns ob es möglich sei nur morgens zu arbeiten um nachmittags den verpassten Stoff nachzuholen. Wir dachten an seine Zukunft und baten ihn vorläufig gar nicht mehr zu arbeiten. Doch das wollte er auf keinen Fall, da er ja mit seinem Einkommen auch einen Beitrag zur Unterstützung seiner Familie leistet. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass er das (momentan) unbenutzte Schulhäusschen hier auf Chrigis und Sigis Grundstück nutzen darf. Er hat die Zulassungsprüfung geschafft. Jetzt darf er am Nachmittag dem Online-Unterricht folgen. Aber wie gesagt, seine Familie hat kein Internet. Deshalb stellen wir ihm unseren Internetzugang gratis zur Verfügung. Die Verbindung ist leider sehr, sehr langsam. Wer schon mal mit uns per Whatsapp telefonierte weiss das leider allzu genau. Aber eine langsame Leitung ist immer noch besser als gar kein Unterricht. Wir freuen uns sehr, dass wir so Widison unterstützen können und dass er diese Chance nutzt.
Bis jetzt gibt es zwar bis zu einem gewissen Punkt auf der Insel Anaconda ein Internetkabel das von den Hotels und vom amaZOOnico genutzt wird. Doch das ist mehr als ein Kilometer von uns entfernt. Wenn wir das Kabel bis auf unser Grundstück ziehen lassen wollten, würde uns das ca. 3000 US-Dollar kosten. Da wir wegen Corona bisher schon viele unvorhergesehene Ausgaben hatten ist dieser Budgetpunkt für dieses Jahr bereits ausgeschöpft. Wir können uns im Moment solche Zusatzkosten nicht leisten weil sonst dringlichere Arbeiten wie z. B. der Aufbau der Plantage nicht realisiert werden kann.

Widison beim Lernen im Schulhäusschen