Wir haben den Jahreswechsel mit Christine und unseren Nachbarn, der Familie Walraven, gefeiert. Traditionell hat Michi natürlich wieder eine Puppe gebastelt, um sie um Mitternacht zu verbrennen und so alles Schlechte loszuwerden.


Wir waren dann doch etwas müde und haben uns deshalb entschieden den Jahreswechsel gemeinsam mit den Sandwichinseln zu feiern.


Das Jahr 2025 hat für uns sehr gut begonnen. In der ersten Woche bekamen wir die frohe Kunde, dass wir bei Red de Bosques aufgenommen wurden. Das freut uns sehr, denn nun können wir unseren Wald beim Umweltministerium als privaten Schutzwald registrieren und bekommen dadurch einen neuen Status. Bis jetzt wurde er als Landwirtschaftsfläche geführt, aber neu ist es jetzt ein geschützter Wald. Red de Bosques hilft ihren Mitgliedern bei Problemen, sie haben ein riesiges Netzwerk. Wenn die Bedrohung der Goldwäscher auf unserem Land akuter wird, haben sie Anwälte, die helfen können. Aber sie haben auch gute Beziehungen in verschiedenste Behörden. Hoffen wir einfach, dass wir sie deswegen nicht brauchen werden.

Bei uns ist gerade viel los. Joëlle hat viel Arbeit bekommen, da in der Firma, für die sie arbeitet, jemand länger ausfällt. Michi hat auch mehrere kleinere Aufträge erhalten und Bambus konnten wir auch schon verkaufen. Zwar nur kleinere Mengen, aber so leert sich das Lager und wir müssen bald unseren Stock wieder auffüllen. Im Dezember hatte Michi noch geplant das Haus neu zu streichen und einen neuen Hühnerstall zu bauen. Das Haus kann warten, aber der Hühnerstall nicht. Unser neuer Hahn hat eine kräftige Stimme, aber vor allem singt er in einer sehr unangenehmen Tonlage. Sogar Hector schmerzt es in den Ohren, wenn der Schweizerhahn morgens um 4 Uhr kräht. Darum baut César nun den neuen Hühnerstall, etwas weiter vom Haus entfernt.



Michi hat gerade keine Zeit um beim Bau des Hühnerstalls mitzuwirken, denn er darf für ein Hotel eine Bar inkl. Stühle aus Bambus bauen. Als erstes musste er sie zeichnen, dann alle Verbindungen austüfteln und schon ging es los mit dem Zuschneiden. Die Deckplatte des Tresens und die Sitzflächen der Stühle werden aus Holz sein. Dieses Holz er bei einem hiesigen Schreiner zuschneiden lassen. Wir haben darauf geachtet, dass es keine geschützte Holzart ist aber vor allem, dass es legal geerntet wurde. Wir hoffen das die Platten bald kommen, so dass Michi alles zusammensetzten kann. Der Zeitdruck beim Kunden ist gross und wir wollen ihn ja auch nicht verlieren.

Seit Anfang des Jahres sind auch die Strassenplaner wieder einmal unterwegs. Wir wurden informiert, dass sie Bohrungen an den Strassenrändern machen, um festzustellen wie der Untergrund beschaffen ist und wo die neue Strassenführung durchgehen soll. Die Strasse sollte auf insgesamt neun Meter verbreitert und asphaltiert werden. Das sind Neuigkeiten die wir so bereits vor 14 Jahren gehört haben. Neu ist aber, dass tatsächlich Bohrungen gemacht werden. Wer weiss, vielleicht meinen sie es ja dieses Mal wirklich ernst. Wir würden ca. 1 500 m2 Land verlieren, eine Entschädigung dafür wird es nicht geben. Nur wenn sie einem mehr als fünf Prozent der gesamten Landfläche enteignen, muss der Staat Entschädigung zahlen. Wir sind ja mal gespannt wie es da weiter geht.
Tena wird immer etwas moderner, es ist ja auch die Hauptstadt der Provinz Napo. Bis jetzt gab es genau einen Supermarkt der Kette «TIA» in Tena und in der ganzen Provinz Napo gibt es davon gerade mal zwei Filialen. Seit zwei Wochen gibt es nun einen weiteren Supermarkt: TuTi. Das ist ein Harddiscounter, so wie es früher Aldi oder Lidl waren. Ein für Ecuador komplett neues Einkaufssystem das die Leute hier nicht kennen. Auch wir sind natürlich schauen gegangen. Es ist nicht alles günstiger, aber es hat ganz viele Produkte die es früher in Tena nicht gab – uns freut es.

Jetzt spüren wir die Nachfolgen der Stromeinsparungen die Ecuador vom 20. September 2024 bis 22. Dezember 2024 hatte. Es hat z. B. die Bierproduktion getroffen. Die zwei grossen und einzigen Bierkonzerne (Heineken: mit Biela, Brahma, Heineken und AmBev: mit Pilsener, Club, Budweiser) konnten nicht mehr brauen. Nun gibt es einen Lieferengpass bei den Bieren die in Ecuador hergestellt werden. Betroffen sind vor allem die Mehrwegflaschen in der «normalen» Grösse. Nun werden alle Lagerbestände von Einwegflaschen und Dosen geleert bis die Mehrwegflaschen gewaschen und wieder abgefüllt sein werden. Das hört sich erstmal komisch an, ist aber ein sehr grosses Problem. Denn da hängen sehr viele Arbeitsplätze dran. Es gibt keine Kurzarbeit in Ecuador, was bedeutet: Keine Arbeit = kein Job und demzufolge kein Einkommen. Bei der Stahlindustrie ist es genau das gleiche Bild. Bis die Industrie wieder hochgefahren ist und normal produzieren kann muss man schon bald wieder mit Stromeinsparungen rechnen, denn der Januar ist bis jetzt schon wieder viel zu trocken. Auf alle Fälle geniessen wir unser Feierabendbier noch solange wir Bier haben…

