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Besucher der Nacht

In Ecuador herrscht die schlimmste Dürre seit rund 60 Jahren. Es betrifft nicht nur den Regenwald, sondern das ganze Land. In den Anden brennt es überall. So auch letzte Woche in der Hauptstadt Quito. Das Feuer ist über einen Park bis in die Stadt reingekommen und hat einige Häuser zerstört. Auf Grund des Wassermangels wird logischerweise Wasser gespart, das heisst es wird Strom gespart. Bis die Stauseen wieder Normalstand haben wird es lange dauern. Bei uns wurde letzte Woche jeweils zweimal pro Tag für fünf Stunden der Strom ausgeschaltet, dies betrifft das ganze Land. Das macht es uns schwer etwas zu planen oder einkaufen zu gehen. Wer keinen Generator besitzt aber auf Strom angewiesen ist muss in dieser Zeit schliessen. Wir haben uns einen grösseren Generator gekauft, so dass wir das ganze Haus anschliessen können und Michael trotzdem noch in der Werkstatt arbeiten kann. Die Trockenzeit ist noch nicht vorbei und wir werden sehen, wie lange noch Strom gespart werden muss.

Durch die Dürre sind auch die Flusspegel gesunken. Wegen des niedrigen Wasserstands können die Kanus kaum mehr mit viel Last fahren. An den ehemals tiefen Stellen des Flusses entstanden kleine Lagunen, wo sich die Fische drin sammeln. Das heisst gesammelt hatten, denn es hat da keinen Fisch mehr. Einige Personen haben mit Dynamit gefischt. Ja, dies ist höchst illegal und auch sehr gefährlich. Leider ist es aber hier noch weit verbreitet. Wir verurteilen das aufs schärfste und jedes Mal, wenn wir einen Knall hören, schicken wir die Drohne von AmaSelva los um zu schauen wer es ist. Es sind immer wieder dieselben Personen, die wir beim Einsammeln der wenigen Fische fotografieren.

Da wir den Akt des Reinwerfens des Dynamits nicht festhalten können, haben wir keine offiziellen Beweise und können deshalb auch keine Anzeige machen. Wir sprechen aber mit den Leuten und verweigern ihnen folglich jegliche Hilfe oder Zusammenarbeit. Leider sehen das nicht alle hiesigen Umweltorganisationen so wie wir, sogar dann nicht wenn es direkt vor ihrem Strand geschieht. Auf unserem Flussabschnitt ist es sichtlich ruhiger geworden, seit wir die Drohne zum Fotografieren der Täter fliegen lassen. Dafür hat es Flussabwärts jetzt zugenommen. Der niedrige Flussstand hat leider auch die Goldwäscher angelockt. Die Flussufer werden mit kleinen Waschanlagen, sogenannte Dragas, richtiggehend ausgewaschen.

Draga mit Saugschlauch im Einsatz
Ein wenig Flussabwärts wurde die Wäsche im vom aufgewühlten Schlamm verschmutzten Wasser gewaschen…
…und zum Trocknen auf die Steine gelegt.

Ja, auch das ist illegal und wir können nichts dagegen machen. Bis die Polizei sie auf frischer Tat stellen kann, sind die Goldwäscher längst vorgewarnt und haben mit dem Waschen aufgehört. Auch hier kennen wir die Leute, die Gold waschen, und wen wundert es… es sind immer die gleichen Familien. Leider mussten wir feststellen, dass der Besitzer einer Öko-Lodge und eines Naturschutzprojekts ebenfalls Gold waschen lässt. Er besitzt selbst eine Draga und seine Mitarbeiter waschen für ihn Gold – für uns unverständlich. Nicht nur, dass man den Lebensraum vieler Wassertiere zerstört, auch der Lärm der Wasserpumpe ist für uns wie aber auch für Touristen sehr nervend. Wir sind dabei die Zusammenarbeit mit den betreffenden Projekten zu beenden, da wir auf keinen Fall damit in Verbindung gebracht werden wollen. Um es mit den Worten einer Frau zu sagen, die ihn von ihrem Land verwiesen hat: Warum macht er das? Er hat doch eine Lodge, ein Naturschutzprojekt und ein teures Auto, er hat doch alles. Warum muss er noch unser Land abwaschen? Auf meinem Land wird nicht gewaschen, ausser ich tue es selbst.

Wir haben immer mal wieder nächtliche Besucher. Über die einen freuen wir uns mehr und über die anderen etwas weniger. Wenn der Greifstachler (Coendou spp.) bei uns vorbei kommt, riecht Michael ihn schon von weitem oder er weiss, dass er mal wieder da war. Der Greifstachler gehört zu der Familie der Nagetiere und ist in der Nacht unterwegs. Die männlichen Tiere haben eine Drüse die – sagen wir es mal so – in der menschlichen Nase nicht gut riecht aber für seine Damenwelt unwiderstehlich ist. Greifstachler sind eher gemütliche Tiere und bewegen sich langsam; nur keine Eile. Aufgrund der Stacheln haben sie fast keine Fressfeinde, ausser der Harpyie, auch Affenadler genannt, und dem Jaguar. Solange er unser Holzlager nicht anfrisst, ist er willkommen.

Uns besuchen aber auch einigen Schlangen in der Nacht. Die Abgottschlange (Boa constrictor) frisst hauptsächlich kleine Nager oder kleine Opossums. Somit ist sie herzlich willkommen bei uns. Die Regenbogenboa (Epicrates cenchria) ist schon etwas seltener, aber auch nicht so beliebt. Ihren Namen hat sie wegen der Lichtbrechung auf ihrer Haut, die bei Bestrahlung wie ein Regenbogen schimmert. Geschlechtsreife Tiere leben hauptsächlich am Boden und jagen da auch. Immer wenn eine Henne Küken hat, bleibt sie mit ihnen in der Nacht, die ersten zwei Wochen, am Boden und wärmt so die Küken. Das ist der Moment wo die Regenbogenboa kommt und die Küken lautlos unter der Henne rausholt. Beim zweiten oder oft auch erst beim dritten Jungtier merkt die Henne, dass da was nicht stimmt und wird nervös, da sie die Schlange in der Nacht nicht gut sehen kann. Durch das nervöse Gackern werden wir dann aus dem Schlaf geholt und gehen nachschauen. Die Schlange hat es nicht eilig, warum auch, wenn sie sich schnell bewegt wird sie von den Hühnern ja entdeckt. Uns sind so leider schon einige Küken abhanden gekommen. Unser Hühnerstall bietet Schutz gegen Fressfeinde, aber eine Schlange findet immer irgendwo ein Loch, etwa so wie die Mäuse.

Regenbogenboa mit Beute
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Rundumblick

Vor gut drei Wochen hatten wir einen gewaltigen Sturm. Der Wind kam den Rio Napo hoch gefegt und traf ungebremst auf die Insel Anaconda, es hat uns sehr hart getroffen. So starke Winde haben wir hier noch nie erlebt und in der Schweiz auch erst einmal, bei Lothar (1999). Es bildete sich eine Windhose, weshalb der Sturm von allen Seiten kam. Das der Strom ausfiel war mehr als verständlich. Der Sturm brachte auch etwas Regen mit sich, der dann von allen Seiten ins Haus rein gepeitscht wurde und so das ganze Haus unter Wasser setzte. Wir haben ja keine Glasfenster, die man schliessen kann. So waren wir vor allem damit beschäftigt alle elektrischen bzw. elektronischen Geräte ins Trockene zu bringen oder abzudecken. Das Ganze dauerte nur etwa eine Stunde und dann war der Spuck auch schon wieder vorbei. Als wir raus konnten um zu schauen was alles zerstört wurde stellten wir schnell fest, dass die Wasserleitung gerissen war. Zum Glück war das in der Nähe unseres Hauses und wir reparierten sie noch in der gleichen Nacht provisorisch, so dass der Tank sich nicht leerte. Am Haus waren nur kleine Schäden entstanden und bei der Werkstatt hatte sich eine Dachplatte verabschiedet und ein Balken wurde aus der Verankerung gerissen.

Schaden am Dach der Werkstatt

Am nächsten Morgen sahen wir dann aber das ganze Ausmass der Zerstörung. Bäume wurden entwurzelt und/oder einfach enthauptet. Urwaldriesen, die schon über hundert Jahre alt waren, wurden zu Fall gebracht.

Plantagen auf der Insel Anaconda wurden platt gewalzt und viele Häuser wurden abgedeckt. Wir waren einige Tage damit beschäftigt aufzuräumen und zu reparieren was möglich war. Ja, das Reparieren war eine Geduldssache da der Strom erst nach vier Tagen wieder floss. Die Hauptleitung wurde zerrissen und 12 Pfosten sind umgefallen, dass musste die Stromfirma auch erst mal reparieren und ersetzen.

Joëlles Weg, der Waldlehrpfad, wurde vom Sturm auch nicht verschont und so mussten wir da ebenfalls den Weg freischneiden und teilweise sogar neu anlegen. Michi hatte die Idee am höchsten Punkt des Weges einen Aussichtsturm zu bauen. Von dort oben hat man einen wunderschönen Rundumblick. Der Sturm hat die ehemalige Weidefläche zusätzlich gerodet, so dass die Aussicht dadurch noch erweitert wurde. Da Michi das schon lange geplant hatte, wurden die Fundamente bereits vor dem Sturm gegossen. Mit dem Bau, natürlich wieder aus Bambus, hat es dann aber etwas gedauert. Das langwierigste war das ganze Material da hochzubringen – Steine, Sand, Zement und wegen der Trockenzeit auch das Wasser. Wir kamen uns schon manchmal so vor wie Sisyphus der den ganzen Tag da Steine hoch trug, immerhin kamen wir oben an und es hat sich auch gelohnt.

Michi und César haben beim Bauen auch diesmal wieder junge Männer ausgebildet. Das Grundgerüst mit dem Dach war schnell erstellt, so dass wir im Schatten arbeiten konnten. Aufgrund der exponierten Lage müssen wir den Turm vor Sonne, Wind und Regen schützen. Die alten Dachplatten, die sich beim Sturm von der Werkstatt gelöst hatten, konnten wir hier gleich wieder verwenden und haben damit den Aussichtsturm eingekleidet.

Der einmalige Rundumblick lädt zum Verweilen ein. Für Ornithologen ist der Turm ein super Ort um Vögel zu beobachten. Wir werden auch noch einige spezielle Busch- und Baumsorten in der Umgebung pflanzen um noch eine höhere Vogelvielfalt anzulocken. Die Tukane und Arassaris haben uns aber zuerst genau beobachtet und aufgepasst, dass da ja alles mit rechten Dingen zu und her geht. Nun können wir im Gegenzug sie und viele andere Arten in Ruhe beobachten.

Wir haben uns bei «Red de Bosques (CNBRPE)» als Mitglieder beworben. «Red de Bosques» ist eine Organisation von privaten Waldbesitzern bzw. -schützern aus ganz Ecuador. Wir kennen sie von früher, aus der Zeit als wir den amaZOOnico leiteten. Damals war Selva Viva ein aktives Mitglied dieser Organisation und wir haben an verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen bzw. mitgeholfen. Nun wird Finca Don Sigifredo aufgenommen. Das freut uns sehr, denn das Netzwerk was da besteht ist sehr gross und über ganz Ecuador verteilt. Unser Wald wird über «Red de Bosques» beim Umweltamt als privates Naturschutzgebiet registriert werden, was leider für Privatpersonen nicht möglich ist. Als privates Naturschutzgebiet haben wir aber auch Verpflichtungen und dürfen dann in unserem als geschützt deklarierten Wald keine Bäume mehr fällen. Im Gegenzug erhalten wir aber durch das Netzwerk oder vom Umweltamt Hilfe im Falle von illegalen Tätigkeiten auf unserem Land. Durch eine einmalige Aufnahmegebühr wird die Registrierung durch «Red de Bosques» vorgenommen, was Joëlle natürlich sehr freut. Doch Papiere musste sie trotzdem ausfüllen und das waren nicht gerade wenige, aber wenigstens muss sie die Behördengänge nicht selbst machen. Für unser Projekt ist das ein Meilenstein und es freut uns sehr, dass wir bald ein deklariertes Naturschutzgebiet haben das unter Schutz steht und anerkannt ist. Wir werden euch auf dem Laufenden halten und euch mitteilen, so bald wir den Status erhalten haben.

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Die Strasse

Die Strasse die zu uns raus führt ist eine Interprovinzial Strasse welche die Provinzhauptstädte von Napo und Orellana, also Tena mit Coca verbindet und darum eine Staatsstrasse ist. Wir haben schon einmal in einem Blog über sie berichtet, damals ging es um die Verbreiterung. Seit der Verbreiterung vor gut zwei Jahren ist nicht mehr geschehen. Die Strasse wurde vor ca. 25 Jahren von der Ölgesellschaft gebaut. Etwa 40 Kilometer von uns entfernt befindet sich ein Ölfeld, wo Bohrtürme stehen und Öl gefördert wird (Bloque 21 Yuralpa). Bis vor ungefähr zehn Jahren war diese Strasse eine Sackgasse. Dann verband man sie mit der Strasse die von Coca her kommt. Früher kümmerte sich die Ölgesellschaft um den Unterhalt, damit sie mit ihren Lastwagen problemlos hin und her fahren konnten. Heute fühlt sich niemand mehr verantwortlich und sie zerfällt. Besonders die Brücken leiden, da diese nie für solche Belastungen gebaut wurden und auch nicht mehr unterhalten werden. Die letzten sieben Kilometer, nachdem die asphaltierte Strasse zu Ende ist, bis zu unserm Haus sind jedes Mal recht abenteuerlich.

Zum einen da die Brücken einige Löcher aufweisen., die immer grösser werden, und zum anderen rutscht bzw. bricht die Strasse an vielen Stellen ab und wird immer schmaler. Zum Glück haben wir ein geländetaugliches Auto, sonst kämen wir nicht zu Hause an.

Wenn wir sehen, welche LKWs der Ölgesellschaft vor unserer Haustüre durchfahren staunen wir immer wieder, dass die Brücken noch da sind. Vor einigen Wochen hat die Ölgesellschaft mal wieder einen Bohrturm mit allen dazugehörigen Materialien ersetzt. Die Ausrüstung und das ganze Material wird auf Sattelschleppern an die Küste transportiert wo es gewartet wird. Für so einen Austausch braut es mindesten 120 LKWs.

Wir waren gerade beim Abendessen als wir LKWs hörten und bei uns plötzlich das Licht aus ging. Wir rannten los, um zu schauen was geschehen war. Leider mussten wir feststellen, dass ein LKW unsere Stromleitung zum Bambuslager mitgerissen hat, er hatte es mit der Höhe der Ladung etwas übertrieben. Man beachte, dass die Leitung auf mehr als sechs Metern über der Strasse hing. Da wir uns bei der Strominstallation für ein gutes Kabel entschieden hatten, hielt es sehr gut, weshalb der Strompfahl und die Stromzähler arg in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Das Kabel lag, nachdem es ausgerissen wurde auf der Strasse und alle nachfolgenden LKWs, rund ein Dutzend, sowie der restliche Verkehr fuhren darüber hinweg. Wir konnten leider den Verursacher nicht anhalten, aber den nachfolgende LKW schon. Der Chauffeur spielte alles runter. Wir setzten uns gleich mit der Transportfirma in Verbindung. Die schickten noch am gleichen Abend, etwa drei Stunden später, jemanden der das Kabel wieder aufhängte, es aber nicht ersetzte. Da über das Kabel LKWs mit über 40 Tonnen und andere Fahrzeug hinweg fuhren, weist es einige risse auf. Wir mussten diese Angelegenheit unserem Anwalt übergeben, der jetzt eine Klage einreicht um den entstandenen Schaden einzufordern. Wenn man keine Klage einreicht, bleibt man selbst auf den Kosten sitzen. Wir mussten nicht lange überlegen, ob wir diesen Schritt gehen, denn die ganze Installation hat uns über 1000 Dollar gekostet. Bei unserem Nachbarn in Campococha hat der gleiche LKW das Internetkabel runtergeholt, er konnte ihn auch nicht stoppen. Mal schauen, wie es mit dieser Geschichte weiter geht.

Wir haben uns für das neue Jahr vorgenommen alles etwas ruhiger anzugehen. Letztes Jahr war bei uns sehr viel los, besonders wegen der illegalen Goldmine und der Wilderei. Dies hat uns sehr viel Nerven gekostet. Wir mussten viele Gespräche führen, die nicht immer spurlos an uns vorbei gingen. Ja, für den Umweltschutz hier vor Ort braucht man ein richtig dickes Fell, das wächst einem aber nur langsam. Auf keinen Fall werden wir unseren Idealen untreu weshalb wir uns weiterhin für den Tier- und Umweltschutz einsetzten. Die Klage wegen des Diebstahls der Wildkamera und der Wilderei ist eingereicht und läuft.

César und Michi arbeiten momentan an der Fertigstellung der neuen Werkstatt. Es entsteht auch ein kleines Lagerhäuschen, welches in den Hang hineingebaut wird. Das bedeutet aber, dass eine Wassersperre eingebaut werden muss. Das Verstand der «Zementmeister» anfangs nicht ganz, weshalb ihm Michi vorzeigen musste warum, und vor allem wie er es möchte. Michi kann Vieles, aber beim Zement hat er nur Fragen. Er weiss wie er hält und was es braucht, aber er kann es nicht umsetzten. Auch César versteht die Materie nicht ganz und so brauchten sie einen Meister der das Lager so baut, wie es geplant wurde.

In etwa vier Wochen beginnt die Kakaoernte. Die Bäume tragen viele Früchte und wir hoffen auf eine gute Ernte. Aufgrund von Ernteausfällen in Afrika ist der Kakaopreis um75 Prozent gestiegen. Wir erwarten deshalb einen guten Ertrag.

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Trockenzeit

Die Trockenzeit hält an. Der Klimawandel ist auch bei uns zu spüren und wird durch das Naturphänomen El Niño dieses Jahr noch verstärkt. Die Pegelstände der Flüsse sind schon über einen längeren Zeitraum hinweg sehr niedrig. Eigentlich sollte bei uns jetzt die kleine Regenzeit beginnen. Auch der Regen in den Anden fehlt was dazu führt, dass der Wasserstand in den Stauseen zu niedrig ist. Das wiederum führt dazu, dass man auch da Wasser sparen muss. Wassersparen in einem Stausee?! Ecuador hat zu 95 Prozent erneuerbaren Strom, davon stammt 90 Prozent aus Wasserkraft und 5 Prozent ist Solarenergie. Der Rest stammt aus Dieselgeneratoren, die sich hauptsächlich auf Galapagos befinden. In der Schweiz wird der überschüssige Strom genutzt um das Wasser zurück in die Stauseen zu pumpen, das macht man hier nicht. Das bedeutet: kein Wasser, kein Strom – und Wassersparen ist hier gleich Strom sparen. Wir haben vorgestern um 9.00 Uhr eine SMS von der Stomgesellschaft erhalten, dass Tena von 15 Uhr bis 18 Uhr vom Stromnetz getrennt werden wird. Und dann um 22.30 Uhr haben wir erneute eine SMS von der Stomgesellschaft erhalten in der mitgeteilt wurde, dass sowohl die Stadt Tena (Provinzhauptstadt) als auch der ganze Kanton Tena am nächsten Tag von 11.30 Uhr bis 16 Uhr erneut komplett vom Stromnetz abgehängt wird. Wer keinen Generator besitzt ist dann halt selbst schuld. In der Nacht gab es dann leider keinen Regen und somit auch keine Beruhigung der Lage. Wir sind uns mehrstündige und bisweilen sogar mehrtägige Stromausfälle gewöhnt, weshalb wir einen Generator besitzen um unsere Kühlschränke und das Internet am Laufen zu halten. So wird es jetzt weiter gehen, bis es richtig regnet und die Wasserreservoire aufgefüllt werden. Wir alle sehnen uns nach der Regenzeit mit viel Regen.

Während der Trockenzeit sind die Sonnenuntergänge besonders schön

Man gewöhnt sich daran, dass man auch mal über einen längeren Zeitraum keinen Strom oder Internet hat. Vor zwei Wochen hat ein Betrunkener das Internetkabel zerschnitten. Es war ihm im Weg als er seine Plantage reinigte. Es muss ihn wirklich sehr gestört haben, denn er es gleich drei Mal durchtrennt. Er hatte Glück, dass es nicht das Stromkabel war, denn das hängt am gleichen Masten und die beiden Kabel sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Doch der Wind hat nur das Glasfaserkabel des Internets runtergerissen. Da gerade Präsidentschaftswahlen waren mussten wir uns fünft Tage gedulden, bis der Techniker es reparieren kam. Übrigens ist er der einzige Techniker für Firmenkunden in der ganzen Provinz Napo, kein Scherz…

Für uns ist es das erste Jahr in dem wir bewusst El Niño in Ecuador miterleben. Es gab schon mal eines, in der Zeit als wir im amaZOOnico lebten, das war uns aber damals nicht bewusst. In einem solchen Jahr gibt es hier die sogenannten Santa Rosa Winde. Das ist ein sehr starker Nordwind der sich im Flussbecken des Rio Napos bildet und dann als Sturmböen den Fluss hochkommt. Er macht ganze Plantagen platt und entwurzelt viele Bäume. Besonders grossen Schaden richtet er in den Balsabaumplantagen an. Die Bäume werden einfach wie Streichhölzer umgeknickt. Auch wir haben leider Schäden zu beklagen. Ein alter Baum wurde in zwei gerissen und hat das Dach von unserem Gewächshaus getroffen, aber die Jungpflanzen wurden zum Glück nicht beschädigt.

beschädigtes Gewächshaus

Das Gewächshaus konnten wir in zwei Tagen wieder reparieren. Der Hauptstamm des Baums ist noch gut, deshalb haben wir ihn der Inselgemeinschaft geschenkt. Sie bauen zurzeit ihr Veranstaltungshaus aus und können das Holz gut gebrauchen. Wir sind sehr überrascht worden von dem starken Wind. Deshalb haben Michael und César auch die anderen Bäume, die um die Häuser herum stehen kontrolliert. Wir haben uns aus Sicherheitsgründen entschieden zwei junge Balsabäume und einen alten Tocotabaum zu fällen; Sicherheit geht vor! Nun hoffen wir, dass die anderen Bäume halten und sollten sie dennoch fallen, hoffentlich keinen grossen Schaden mehr anrichten.

kaputtes Dach des Gewächshauses

Der Tomatenschwärmer oder auch Tabakschwärmer ist ein sehr imposanter Nachtfalter aber davor ist er eine sehr schöne Raupe die bis zu 8 cm gross werden kann. Sie wird aber niemals Joëlles Freund werden.

Tomatenschwärmer

Joëlle betreibt einen kleinen Garten mit Tomaten, wo verschiedene Sorten wachsen. Der Tomatenschwärmer heisst so weil er sich im Raupenstadium von Nachtschattengewächsen ernährt. Je grösser die Raupe wird umso mehr frisst sie. Das fängt bei den Blättern an, die wir ja noch teilen würden, aber endet dann bei den Tomaten, da verstehen wir dann kein Spass mehr. So eine Raupe kann bis zu zwei Cherrytomaten pro Nacht verputzen.

Da wir keine Insektizide einsetzten bedeutet dies, dass wir jeden Tag die Pflanzen kontrollieren müssen. Entdecken wir die Raupen, werden damit die Hühner glücklich gemacht. Es gibt auch einen natürlichen Feind der Tabakschwärmerraupe. Es ist eine spezialisierte Schlupfwespe, die Brackwespe. Sie legt ihre Eier auf der Raupe ab, die daraus schlüpfenden Larven bohren sich dann in die Raupe und fressen sie von innen her auf, bis sie sich selber verpuppen und dann als Wespe schlüpfen. So wird der Feind des Feindes zum Freund. Leider dauert der Prozess von der Eiablage bis zum Tod er Raupe gut drei bis vier Tage. Wenn wir mal eine Raupe übersehen wird sie es dennoch nicht überleben.

Raupe mit Wespeneiern
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Kuhsammelplatz, Wasser, Offline und andere Probleme

Hier kämpfen wir mit etwas anderen Problemen als man das in der Schweiz tut. Der Strom ist hier nicht immer konstant. Die Schwankungen sind enorm und das bekommen die Elektrogeräte zu spüren. Beispiel: unser Luftkompressor würde theoretisch 8 Bar Leistung bringen. Wenn aber die Stromspannung gerade wieder schlecht ist, und das ist sie meistens, bringt er nur 3 Bar hin. Da muss man durch und manche Elektromaschinen laufen dann halt nur auf halber Leistung. Natürlich haben wir auch einige Stromausfälle. Die sind aber meistens nur kurz während zwei bis drei Stunden. Das Längste das wir hatten waren 36 Stunden ohne Strom. Da muss man sich gut überlegen was man zum Kühlschrank raus nimmt, denn die Türe muss schnell wieder geschlossen werden sonst wird alles warm und verdirbt. Ab 18.00 Uhr braucht man dann Kerzen, die immer im Haus sein müssen. Kein Strom zu haben ist nicht so schlimm, schlimmer ist es wenn das Wasser ausgeht. Wir hatten dieses Problem letzte Woche. Die Arbeiter haben beim Betonieren den ganzen Wassertank gelehrt und Luft angezogen. Unsere Quelle ist rund 1,5 km weit entfernt. Durch die Luft in der Leitung haben sich feine Ablagerungen gelöst und die Leitung verstopft. Michael ist in der Nacht noch schauen gegangen ob er ein Loch in der Leitung findet. Als nach einer Stunde die Taschenlampe den Geist aufgab war uns klar: kein Wasser in dieser Nacht. Wir mussten sehr sparsam mit dem Resten den wir noch hatten umgehen. Am nächsten Morgen ging Michi gleich nach Sonnenaufgang wieder auf die Suche des Problems, denn die Arbeiter mussten weiter Betonieren können. 1500 Meter Leitung durch den Wald mussten kontrolliert werden. Man fängt von hinten an damit man so wenig Wasser wie möglich verliert. Nun gut, das Problem lag bei der ersten Kupplung. Das heisst die ganze Leitung hatte sich mit Luft gefüllt. Wir Lösten die Verstopfung und hofften, dass es bald wieder fliesst. Das war so ein Tag wo man besser nicht aufgestanden wäre. Es kam Wasser aber nur tröpfchenweise. Michi hatte eine Idee und brauchte dazu aber eine Ansaugpumpe. Er also los, mal schnell in den Baumarkt (HA HA), nach Tena gefahren um eine Pumpe, 10 Sack Zement und sonstige Kleinigkeiten zu kaufen. Das dauert nur ca. drei bis vier Stunden. Aber die Pumpe war dann da. Nachdem Michi sie installiert hatte floss schon mal etwas mehr Wasser aber mit viel Luft gemischt. Um 18.00 Uhr, als wir schon gar nicht mehr daran geglaubt haben, kam auf einmal der ganze Dreck aus der Leitung und das Wasser floss wieder normal, aber nur mit Hilfe der Pumpe. Um 19.00 Uhr haben wir dann die Pumpe ausgeschaltet und ab da floss es wieder so als ob nichts gewesen wäre. Ohne Strom kein Problem – ohne Wasser nicht schön!

Als wir mit dem Schreiben dieses Blogs angefangen haben, hatten wir noch Internet. Aber seit letztem Freitag nicht mehr. Joëlle hat den ganzen Montag in Tena verbracht um rauszufinden, dass durch eine Kette von Missverständnissen und Missgeschicken unser Vertrag für den Internetzugang unwiderruflich aufgelöst wurde. Das bedeutet, wir müssen jetzt einen neuen Internetanbieter finden. Das wird sicherlich einige Zeit dauern, wir hoffen aber, dass wir bis Ende Jahr wieder Internet in unserem Zuhause haben werden. Jetzt müssen wir für alle „online Sachen“ (seit der Corona Krise alles) nach Tena zu unserem Freund Sigi fahren. Er hat zum Glück seit letzter Woche einen Zugang. Bei ihm hat’s ungefähr drei Monate gedauert, bis er online war.

Die Bauarbeiten des Corrals (Sammelplatz der Kühe) sind sehr schnell vorwärts gegangen. In den letzten regenfreien Tagen konnten wir das Zementieren des Bodens fertig stellen. Auch ohne fliessendes Wasser mussten die Arbeiten weitergehen. Schwups schnappten wir uns zwei 60 – 70 Liter Tanks und trugen Wasser vom Fluss hoch. Das verlangsamte die Arbeiten und es wurde etwas schwieriger. Aber wir sind froh, dass der Corral jetzt fertig ist und nächste Woche (wenn der Zement getrocknet ist) für die Kühe in Betrieb genommen werden kann. Denn die Deparasitierung der Tiere steht an.

Übrigens hat am 1. November Torrera ihr erstes, bei uns geborenes, Kalb geworfen. Es ist ein Mädchen das wir Sherry tauften.

Sherry versteckt sich bei der Mama