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Bambusernte

Ein Architekt, mit dem wir schon einige Male zusammengearbeitet haben, hat bei uns eine grössere Bestellung an speziell behandeltem «Grossen Bambus» (Dendrocalamus) bestellt. Früher waren unsere Preise immer zu hoch und wir wurden nur im Notfall berücksichtigt. Nun aber braucht er Qualität, und da sind wir die Nummer eins. Wir erfüllen fast alle Wünsche unserer Kunden, aber das hat natürlich seinen Preis. Mehrere Folgeaufträge können bei guter Arbeit/Qualität folgen. Ja, wir sehen grosse Chancen für einen Auftrag, der über Monate laufen könnte. Aber zuerst mal müssen wir jetzt die erste Lieferung machen. Wir kaufen unseren Bambus, das Rohmaterial, ein. Den «Grossen Bambus» ernten wir selbst. Nur so können wir beste Qualität garantieren. Das Ernten von ca. 25 Meter langem Bambus muss gelernt sein und es ist auch gefährlich. Beim falschen Schneiden zerberstet schnell so ein Halm oder er bekommt kleine, kaum sichtbare Haarrisse.

Es war gerade die richtige Mondphase, um sofort mit der Ernte loslegen zu können. Bestellt waren 150 Stangen zu sechs Metern und sie sollten oben wie unten keine grossen Abweichungen beim Durchmesser aufweisen. Der Rest des Bambushalms werden wir zu Bambusmatten verarbeiten. Von einem ca. 25 Meter Halm kann man nur 12 – 15 Meter nutzen. Die ersten zwei bis drei Meter sind zu dick und zu stark verholzt. Die nächsten 12 – 15 Meter sind gut, wenn sie denn auch gerade gewachsen sind.

ca. 25 Meter langer Halm

Von da an wo die Blätter wachsen, ist der Halm zu dünn und instabil. Wir hatten leider kein Wetterglück. War es die letzten Monate immer zu trocken, hatten wir jetzt die verregnetsten zehn Tage seit über einem Jahr. Michi war also mit fünf Arbeitern und zwei neuen Auszubildenden bei der Ernte aber konnte nicht arbeiten. Wenn es mal kurz aufgehört hat zu schütten, haben sie kurz geerntet. In drei Tagen konnten sie gerade mal 33 Stangen schneiden. Dann ein Tag mit Sonne und an dem sie durcharbeiten konnten und zack, waren 30 Halme geschnitten.

Die Stangen müssen immer noch gewaschen werden, was wir in einem Bach direkt neben dem Bambus machten. Aber auch da mussten wir die Arbeit einstellen, denn das Bächlein wurde wegen des starken Regens zum reissenden Strom. So konnten wir leider nur 65 Halme ernten. Wir meldeten das unserem Auftraggeber. Er hatte Verständnis, denn auch er konnte wegen des Dauerregens nicht bauen.

Leider werden wir nichts an der ersten Lieferung verdienen, denn die Zeit vom «Unterstehen» müssen wir ja auch bezahlen aber können sie nicht auf den Käufer abwälzen. Nun sind die Stangen im Becken, wo sie veredelt werden. Am 17. März beginnt die nächste abnehmende Mondphase und wir werden dann das nächste Mal ernten. Nun hoffen wir auf besseres Wetter.

Stangen sind im Becken

Bei uns ist aber auch sonst noch vieles geschehen. Michi hat sich anerboten für die Waldschutzorganisation Selva Viva ehrenamtlich die Koordination der Waldhüter vor Ort zu übernehmen. Jeden Montag treffen sich die Waldhüter im Schulhäusschen auf der Finca Don Sigifredo und planen ihre Woche. Michi plant momentan die Renovation der beiden Häuser von Selva Viva. Um Kosten zu sparen, müssen die Waldhüter mitarbeiten und das erweist sich als schwieriger als gedacht. Der eine hat zwei linke Hände und die anderen arbeiten nur dann, wenn du danebenstehst. Trotzdem soll der Schutz des Waldes nicht zu kurz kommen. Das braucht gute Planung und das können wir beide gut, denn wenn Michi nicht kann, springt Joëlle ein.

Ruben, Saquiri und Elder (v.l.n.r.), die Waldhüter von Selva Viva

Joëlle hat auch immer noch viel Arbeit wegen des längeren Ausfalls einer Mittarbeiterin. Wir werden nächste Woche mal etwas kürzertreten und uns zwei Tage eine Auszeit gönnen und nach Quito reisen. Die Reise hat aber auch einen Hintergedanken. Joëlle wünscht sich schon immer eine spezielle Hunderasse. Für ihr Sicherheitsgefühl und ihren Schutz, hätte sie gerne einen Rottweiler. Wir haben uns ja leider nicht nur Freunde gemacht, sondern auch Feinde, besonders bei den Goldwäschern. So ein grosser, treuer Hund macht dann schon richtig Eindruck. Michi hat ja zum Glück die Ausbildung und viel Erfahrung bei der Hundeerziehung und auch Hector hilft auch mit, denn er weiss genau worauf es ankommt. Wir haben einen Züchter gefunden der Vertrauenswürdig scheint und auch gerade Welpen hat. Einen Rottweiler, aber generell Hunde, kauft man am besten immer bei einem guten Züchter und niemals übers Internet ohne ihn persönlich gesehen zu haben. Das ist leider hier oft der Fall und Tierheime gibt es fast keine in Ecuador. Das erste Gespräch mit dem Züchter war sehr gut und Michi hat ein gutes Gefühl bei ihm. Mal schauen, ob uns ein Welpe ansprechen wird.

Diese beiden Welpen gehen wir besuchen
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Schaffe, schaffe, Häusle baue

Wer Joëlle etwas besser kennt wird wissen, dass Kochen nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört. Dennoch musste sie die letzten Tage jeweils das Mittagessen für bis zu 17 Personen zubereiten. Dies war nötig, weil wir im Moment gerade an zwei verschiedenen Projekten gleichzeitig arbeiten. Zum einen ist da bekannter Weise der Bau des Modellhauses auf der Insel und zum anderen haben wir erneut 300 Stangen Bambus eingekauft. Die Stangen mussten wie jedes Mal zuerst gewaschen und dann gelocht werden, bevor wir sie ins Immunisierungsbecken geben können. Dies hat dazu geführt, dass für den Hausbau insgesamt 5 Personen plus Michi arbeiteten und für die angelieferten Stangen hatten wir 9 Personen plus Bernd unseren Volontär im Einsatz.

grosser Mittagstisch

Es geht endlich los mit dem Aufbau des Hauses. Wir hatten immer wieder Verzögerungen aus unterschiedlichsten Gründen. Wir transportierten alle Bambuselemente an den Bauplatz und begannen die einzelnen Elemente auf den Reifensäulen zusammenzustellen. Leider musste Michi schnell feststellen das der extra dafür engagierte „Meister des Zementes“ keine gute Arbeit geleistet hat. Deshalb war der Aufbau sehr «flexibel» und wir benötigten mehr Abstützungen. Wichtig war, dass die einzelnen Bambussäulen senkrecht standen was natürlich immer wieder kontrolliert werden musste. Das war gar nicht so einfach. Das Bauen mit Bambus ist was ganz anderes als das Bauen mit Holz. Holz kann man immer genau quadratisch zuschneiden, aber Bambus ist rund und immer konisch zulaufend. Holz ist ein gefüllter Block, Bambus ist hohl was einem das Bauen schon etwas erschwert. Eine Bambussäule vertikal zu stellen ist daher entsprechend schwieriger. Unsere Mitarbeiter hatten ihre liebe Mühe damit, denn sie schauten wie beim Holz nur auf eine Seite. Wenn man aber eine Säule aus vier Bambusstangen hat stimmt das einfach nicht.

Dennoch kamen wir gut voran und wir kamen unserem Ziel der ersten Woche sehr nahe. Wir wollten binnen der ersten Aufbauwoche das Dach aufsetzen. Doch dann wurde daraus leider nichts weil wir am Donnerstag einen Regentag einzogen. Deshalb konnten wir am Freitag nur das halbe Dach aufsetzen.

In der zweiten Woche kamen wir besser voran da wir bereits am Montag alles Bedachen konnten und nun so im Trockenen gearbeitet wurde (wenn es denn nochmals geregnet hätte), nun war das Dach halt ein Sonnenschutz. Am Ende der zweiten Woche hatten wir alle Verstrebungen eingebaut und die Füsse der Säulen waren mit Zement gefüllt.

Nächste Woche werden wir erneut viel Material auf die Insel bringen müssen, so dass wir den Boden und die Wände montieren können. Beim Tragen wird es Michi nicht brauchen und so kann er sich schon einmal seiner Idee von der Treppe widmen. Eins ist sicher auch das wird eine Überraschung sein für alle. Unser Modellhaus kommt voran. Leider verstehen viele Leute nicht, dass wir auf so viel Holz wie möglich verzichten möchten. Auch bei diesem Bau versuchen wir aus Vorbild- bzw. Modellgründen ohne Holz auszukommen. Aber ganz und gar ohne kommen wir leider doch nicht aus, weshalb wir um auf dem Gerüst sicher stehen zu können alte Bretter wieder verwenden. Hätten wir mehr Geld und Zeit könnte man dafür natürlich wieder verwendbare Bambusbretter herstellen. Warum wir so sehr darauf bedacht sind möglichst ohne Holz auszukommen hat einen sehr guten Grund: Fällt man in Europa Bäume müssen neue gepflanzt werden, hier in Ecuador geschieht das leider nicht und so wird einfach Holz aus dem Regenwald geholt und der wir ja bekannter Weise sehr rasant immer kleiner. Für ein Haus werden durchschnittlich fünf Bäume gefällt. In Europa gibt es nicht viele Alternativen für Holz bei uns in Form von Bambus aber schon und der wächst so schnell nach, dass man ihn durchschnittlich alle vier Jahre ernten kann. Die Leute müssen einfach wieder lernen bzw. sich daran gewöhnen wieder mit der alten Kulturpflanze Bambus zu bauen. Unser Bau hat viele Personen neugierig gemacht und so haben wir sehr viele Besucher auf der Baustelle. Das Ganze ermöglichen uns Christine von Steiger aus finanzieller Sicht und Claus Vogel mit seinem Wissen den wir immer wieder um Rat fragen.

Beladen des Camions

Letzte Woche durften wir die erste grössere Menge Stangen für ein Bauprojekt von Claus in der Nähe von Puyo liefern. Dabei hatten wir uns alle etwas verschätzt. Wir dachten wir könnten insgesamt 150 Guaduas („normaler“ Bambus), 150 Bambú gigante (Riesenbambus) und 200 m2 Esterillas (Bambusmatten)  aufs Mal liefern. Jetzt wissen wir es besser, es hatte nicht alles Material Platz im Camion.

Wir werden nochmals eine Lieferung der fehlenden 110 Guaduas nachsenden müssen. Einmal mehr bezahlen wir teures Lehrgeld. Was wir aber jetzt wissen ist, dass sich die ganze Mühe und Rumrennerei von Joëlle der letzten Monate gelohnt haben. Wir konnten problemlos die elektronische Rechnung ausstellen und auch die zwingend nötigen Transportpapiere waren Online innerhalb einiger weniger Minuten fertig gestellt.

Tatsächlich scheint das Interesse an Bambus zu zunehmen. Wir haben vermehrt Anfragen von potentiellen Käufern. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass wir immer bekannter werden. Sogar die Busfahrer reden mittlerweile von der Bambusanlage am Puerto Barantilla. Auch bekommen wir jetzt regelmässig Angebote von Leuten die uns ihren Bambus verkaufen wollen. Den Bambus den wir letzte Woche eingekauft haben kam aus Puca Chicta, was per Camion eine Fahrt von guten zwei Stunden ist. Da wir auf Platz geliefert $ 3 pro Stange bezahlen scheint es sich für den Verkäufer gelohnt zu haben. Nur die lokale Bevölkerung auf der Insel Anaconda ist der Meinung wir müssten mehr bezahlen, was wir nicht können und auch nicht wollen.

Gaby und Thorsten von AmaSelva waren zu Besuch. Für die Waldhüter von Selva Viva haben sie neue Handys mitgebracht. Leider waren die alten Handys bereits seit einiger Zeit nicht mehr funktionsfähig und so haben wir den Verein um Unterstützung gebeten. Die Waldhüter haben sich sehr gefreut, da sie jetzt wieder die für ihre Arbeit wichtigen Fotos mit Koordinaten schiessen können. Wir haben den Besuch unserer beiden Freunde sehr genossen da es mal wieder Abwechslung in unseren Alltag brachte. Sie haben uns sehr viel geholfen in dem sie häufig am Mittag für alle kochten und sich auch sonst im Haushalt nützlich machten.

Saquiri erhält von Thorsten sein neues Handy

Vor ein paar Wochen hat uns Francisco, der Besitzer der Anaconda Lodge, auf eine neue Mine aufmerksam gemacht. Seit ca. September 2022 wird beim Zusammenfluss von Rio Napo und Rio Arajuno Tag und Nacht gebaggert.

Offizieller Weise scheint dies der Entnahme von Material für den Strassenunterhalt zwischen Ahuano und Misahuallí zu dienen, das ist zumindest was die Gemeinderegierung von Ahuano sagt. Doch wer schon ein Weilchen in Ecuador lebt weiss, dass sicherlich niemand der für den Strassenunterhalt arbeitet jemals in der Nacht arbeiten würde… Das legt die Vermutung nahe, dass es sich um die Vorbereitung für eine Grossmine zum Goldwaschen handelt. Wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, wird das zur Umweltkatastrophe direkt vor unserer Haustüre derer Selva Vivas.

Francisco hat sich in den letzten Monaten extrem eingesetzt und wurde sogar einmal mit einer Waffe bedroht. Wir haben ihn unterstützt in dem wir ihm halfen unsere Kontakte zu Journalisten herzustellen und bei einem Anlass für einen Fernsehsender aus Quito hat Michi mit der Drohne Aufnahmen gemacht die wir dann dem Sender zur Verfügung stellten.

Video: Teleamazonas