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Die Strasse

Die Strasse die zu uns raus führt ist eine Interprovinzial Strasse welche die Provinzhauptstädte von Napo und Orellana, also Tena mit Coca verbindet und darum eine Staatsstrasse ist. Wir haben schon einmal in einem Blog über sie berichtet, damals ging es um die Verbreiterung. Seit der Verbreiterung vor gut zwei Jahren ist nicht mehr geschehen. Die Strasse wurde vor ca. 25 Jahren von der Ölgesellschaft gebaut. Etwa 40 Kilometer von uns entfernt befindet sich ein Ölfeld, wo Bohrtürme stehen und Öl gefördert wird (Bloque 21 Yuralpa). Bis vor ungefähr zehn Jahren war diese Strasse eine Sackgasse. Dann verband man sie mit der Strasse die von Coca her kommt. Früher kümmerte sich die Ölgesellschaft um den Unterhalt, damit sie mit ihren Lastwagen problemlos hin und her fahren konnten. Heute fühlt sich niemand mehr verantwortlich und sie zerfällt. Besonders die Brücken leiden, da diese nie für solche Belastungen gebaut wurden und auch nicht mehr unterhalten werden. Die letzten sieben Kilometer, nachdem die asphaltierte Strasse zu Ende ist, bis zu unserm Haus sind jedes Mal recht abenteuerlich.

Zum einen da die Brücken einige Löcher aufweisen., die immer grösser werden, und zum anderen rutscht bzw. bricht die Strasse an vielen Stellen ab und wird immer schmaler. Zum Glück haben wir ein geländetaugliches Auto, sonst kämen wir nicht zu Hause an.

Wenn wir sehen, welche LKWs der Ölgesellschaft vor unserer Haustüre durchfahren staunen wir immer wieder, dass die Brücken noch da sind. Vor einigen Wochen hat die Ölgesellschaft mal wieder einen Bohrturm mit allen dazugehörigen Materialien ersetzt. Die Ausrüstung und das ganze Material wird auf Sattelschleppern an die Küste transportiert wo es gewartet wird. Für so einen Austausch braut es mindesten 120 LKWs.

Wir waren gerade beim Abendessen als wir LKWs hörten und bei uns plötzlich das Licht aus ging. Wir rannten los, um zu schauen was geschehen war. Leider mussten wir feststellen, dass ein LKW unsere Stromleitung zum Bambuslager mitgerissen hat, er hatte es mit der Höhe der Ladung etwas übertrieben. Man beachte, dass die Leitung auf mehr als sechs Metern über der Strasse hing. Da wir uns bei der Strominstallation für ein gutes Kabel entschieden hatten, hielt es sehr gut, weshalb der Strompfahl und die Stromzähler arg in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Das Kabel lag, nachdem es ausgerissen wurde auf der Strasse und alle nachfolgenden LKWs, rund ein Dutzend, sowie der restliche Verkehr fuhren darüber hinweg. Wir konnten leider den Verursacher nicht anhalten, aber den nachfolgende LKW schon. Der Chauffeur spielte alles runter. Wir setzten uns gleich mit der Transportfirma in Verbindung. Die schickten noch am gleichen Abend, etwa drei Stunden später, jemanden der das Kabel wieder aufhängte, es aber nicht ersetzte. Da über das Kabel LKWs mit über 40 Tonnen und andere Fahrzeug hinweg fuhren, weist es einige risse auf. Wir mussten diese Angelegenheit unserem Anwalt übergeben, der jetzt eine Klage einreicht um den entstandenen Schaden einzufordern. Wenn man keine Klage einreicht, bleibt man selbst auf den Kosten sitzen. Wir mussten nicht lange überlegen, ob wir diesen Schritt gehen, denn die ganze Installation hat uns über 1000 Dollar gekostet. Bei unserem Nachbarn in Campococha hat der gleiche LKW das Internetkabel runtergeholt, er konnte ihn auch nicht stoppen. Mal schauen, wie es mit dieser Geschichte weiter geht.

Wir haben uns für das neue Jahr vorgenommen alles etwas ruhiger anzugehen. Letztes Jahr war bei uns sehr viel los, besonders wegen der illegalen Goldmine und der Wilderei. Dies hat uns sehr viel Nerven gekostet. Wir mussten viele Gespräche führen, die nicht immer spurlos an uns vorbei gingen. Ja, für den Umweltschutz hier vor Ort braucht man ein richtig dickes Fell, das wächst einem aber nur langsam. Auf keinen Fall werden wir unseren Idealen untreu weshalb wir uns weiterhin für den Tier- und Umweltschutz einsetzten. Die Klage wegen des Diebstahls der Wildkamera und der Wilderei ist eingereicht und läuft.

César und Michi arbeiten momentan an der Fertigstellung der neuen Werkstatt. Es entsteht auch ein kleines Lagerhäuschen, welches in den Hang hineingebaut wird. Das bedeutet aber, dass eine Wassersperre eingebaut werden muss. Das Verstand der «Zementmeister» anfangs nicht ganz, weshalb ihm Michi vorzeigen musste warum, und vor allem wie er es möchte. Michi kann Vieles, aber beim Zement hat er nur Fragen. Er weiss wie er hält und was es braucht, aber er kann es nicht umsetzten. Auch César versteht die Materie nicht ganz und so brauchten sie einen Meister der das Lager so baut, wie es geplant wurde.

In etwa vier Wochen beginnt die Kakaoernte. Die Bäume tragen viele Früchte und wir hoffen auf eine gute Ernte. Aufgrund von Ernteausfällen in Afrika ist der Kakaopreis um75 Prozent gestiegen. Wir erwarten deshalb einen guten Ertrag.

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2. Erfahrungsbericht von Louis Müller

Mein Praktikum bei der Finca Don Sigifredo (FS) verging wie im Flug. Doch wenn die Zeit schnell vergeht, ist das ein gutes Zeichen. Mein Aufenthalt war von so vielen verschiedenen Ereignissen geprägt – kein Tag war wie der Vorherige. Im zweiten Teil meines Praktikums habe ich beispielsweise bei der Konstruktion, respektive der Umstrukturierung der alten Garage zur neuen Werkstatt mitgeholfen. Dabei lernte ich unter anderem, wie man eine grössere Fläche planiert und möglichst flach zementiert.

Zudem beteiligte ich mich an der Planung und dem Aushub des Abwasserkanales der Werkstatt. Bei diesem Projekt waren wir insgesamt zu acht, sechs Kichwas und zwei Schweizer. Solche grösseren Projekte gaben mir die Möglichkeit meine handwerklichen Fähigkeiten, aber auch mein Spanisch zu verbessern. Die Kommunikation in einer Fremdsprache auf einer Baustelle ist gar nicht so einfach, da es viele neue Fachwörter gab und die Lautstärke der Umgebung natürlich eher laut war. Die neue Werkstatt finde ich ein gelungenes Projekt, auch wenn der flache Boden gar nicht so flach herauskam und ein- oder zweimal nachgebessert werden musste.

In der zweiten Hälfte meines Praktikums haben sich meine Freizeitaktivitäten verändert. Ich musste nicht mehr für die Spanisch-Sprachprüfung lernen und hatte allgemein immer mehr Energie, da ich mich Tag für Tag mehr an die klimatischen Bedingungen und die teilweise anstrengende Arbeit gewöhnen konnte. Ich mochte es sehr, mit den Hunden an den Fluss zu gehen, die Totenkopfäffchen zu beobachten oder einen Nachtspaziergang beim Tilapiateich zu machen, um dabei Amphibien zu suchen. Allgemein war es eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, die vielfältige Tierwelt dieses Gebietes zu sichten und zu fotografieren. Zu den Highlights gehört definitiv die Serpiente látigo colilarga (Peitschenschlange), welche uns eines Tages wenige Meter vom Haus entfernt besuchte. Das Ziel ihrer Reise waren wohl die kleinen Küken, welche sich tagsüber frei auf dem Gelände bewegen.

Ein anderer Moment, welchen ich so schnell nicht vergessen werde, war die Sichtung eines Rehs, welches César und mir im Rio Rodriguez über den Weg lief.

Natürlich gehören auch der Kaulquappen tragenden Baumsteiger, der Brasilzwergkauz, eine flache, blattähnliche Kröte der Gattung Rhinella und viele andere Tiere zu den Highlights meiner Zeit bei der FS.

Als die Weihnachtszeit näherkam, hatte ich die perfekte Idee für ein Geschenk: einen Patenbaum für meine Freundin, meinen Neffen und meine Nichte. Zusammen mit Michi habe ich anschliessend die passenden Baumarten und Pflanzkoordinaten herausgesucht. Bei der Umsetzung resp. dem Transport der Jungbäume half mir César (muchas gracias!). Der Transport und das Pflanzen waren zwar anstrengend, aber was gibt es Besseres, als die Verbindung von Aufforstung des Regenwaldes und Weihnachtsgeschenken?

Gegen Ende meines Aufenthalts habe ich alle aufgestellten Wildtierkameras zurückgeholt, die Daten extrahiert und aufgelistet. Dabei musste ich leider feststellen, dass sich unser Verdacht bestätigt hat. Eine meiner Kameras wurde von einer uns bekannten Person gestohlen und formatiert. Die Kamera wurde zurückgegeben, doch die fehlenden Daten beeinträchtigen meine Arbeit. Dies ist ärgerlich, da diese Kamera an einem Wildtierpfad installiert wurde, welcher ziemlich sicher viele gute Aufnahmen gebracht hätte. Zudem waren es wichtige Daten für meine Analyse, welche mir jetzt fehlen. Nichtsdestotrotz habe ich mit den anderen Kameras viele Daten sammeln können, welche einige Highlights enthalten. Dazu gehören beispielsweise die zweifache Sichtung eines Ameisenbäres, welcher ein Jungtier auf dem Rücken trägt, oder die Aufnahmen eines Ozelots und anderen Wildtieren. Die schönste und gleichzeitig überraschendste Aufnahme ist jedoch ein Jaguar, welcher Mitte Dezember nur 500 m von der Finca entfernt auf einem Pfad entlanglief, welcher von uns selbst auch sehr häufig genutzt wird.

Die Daten habe ich noch nicht fertig analysiert, doch die ersten Resultate zeigen, dass die Kuhhaltung, wie sie bei der FS stattfindet, keinen starken Einfluss auf die Wildtiere und die Aufforstung hat. Dieses Zwischenresultat erfreut mich, da es zeigt, dass eine Kuhhaltung in einem Sekundärwald respektive einem Aufforstungsgebiet durchaus möglich ist. Natürlich darf dabei nicht vergessen gehen, dass es sich um 9 bis 13 Kühe handelt, und das Resultat bei einer grösseren Anzahl möglicherweise ein anderes wäre. Die Zeit auf der FS war intensiv, aber unvergesslich schön. Ich bin Michael und Joëlle extrem dankbar, dass sie mich so herzlich aufgenommen und mich in ihr Projekt integriert haben. Ich habe grossen Respekt davor, wie sie sich für den Schutz des Regenwaldes einsetzen und sich dabei auch weniger schönen Angelegenheiten widmen. An dieser Stelle wünsche ich euch alles Gute und vor allem viel Energie und Durchhaltewille! Ich freue mich jetzt schon, irgendwann wieder einmal zurückzukehren 😊

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Kurz vor Weihnachten

Ende November durften wir Sinchi, unseren treuen Gefährten und lieben Begleiter, gehen lassen. Er war während 14 Jahren und 7 Monaten stets an unserer Seite.

Sinchi hinterlässt nicht nur bei uns eine riesige Lücke, sondern auch bei unseren anderen drei Hunden. Sie müssen sich nun zuerst neu ordnen und bestimmen, wer die oder der neue Chef ist. Yuma erhebt da ihren berechtigten Anspruch, da sie am längsten bei uns ist.

Hektor weiss noch nicht so recht, was er davon halten soll, aber er fügt sich und Floh ist noch zu jung und hat andere Flausen im Kopf. Die Veränderung in der Meute ist zu spüren. Klar ist, dass wir alle Sinchi vermissen. Aber dennoch sind wir froh, dass wir ihn rechtzeitig gehen lassen durften. Er wird für immer in unseren Herzen bleiben.

Michi hat ein kleines Platzproblem bei seiner Werkstatt und hat deshalb den Vorplatz des Schulhäuschen in Beschlag genommen. Das ist aber keine dauerhafte Lösung, weshalb wir einen neuen Unterstand für unser Auto bauten. Natürlich ist auch dieser Bau aus Bambus.

So konnten wir erneut einigen jungen Leuten zeigen, wie man einfache und stabile Konstruktionen aus Bambus macht. Auch Louis, unser derzeitiger Praktikant (Student der ZHAW), konnte mithelfen und viele Erfahrungen sammeln. Jetzt kann Michi den alten Autounterstand zu einer Werkstatt umbauen. Mal schauen, wie lange es dauert bis auch da zu wenig Platz ist. Wir sind jedenfalls froh, wenn es nicht immer direkt neben dem Haus staubt, wenn jemand an der Arbeit ist.

César mit dem Bauteam

Wir haben begonnen rund zwei Hektaren alte Weidefläche wieder dem Wald zurückzugeben. Als Erstes haben wir es einfach Verbuschen lassen umso sehen zu können, welche Sekundärbäume da wachsen. Dann haben wir begonnen einzelne Fruchtbäume zu pflanzen oder zu fördern, indem wir sie frei schnitten. Nun sind wir in der Phase in der wir gezielt einzelne Primärbäume pflanzen und so die Artenvielfalt wieder erhöhen. In der ganzen Zeit liessen wir immer wieder die Kühe in diesen Abschnitt, die frassen das nachwachsend Gras. Wir müssen da aber immer noch gezielt die gepflanzten Bäume freischneiden gehen. Vereinzelt würden sie sonst von Schlingpflanzen zerdrückt werden. So geben wir den neuen Bäumen eine höhere Überlebenschance. Louis schreibt eine Arbeit zum Thema Auswirkungen der Viehhaltung auf den sekundären Regenwald. Kurz gesagt über das Zusammenspiel von Wiederaufforstung, Kühen und einheimischen Wildtieren. Er ist mit César mehrmals kontrollieren gegangen, ob die Bäumchen noch leben oder ob die Kühe sie gefressen oder zertrampelt haben. Mit Erstaunen stellte er fest, dass es mehr Schaden durch Insektenfrass gibt als durch die Kühe. Auch er durfte dort noch drei Bäume pflanzen die er dann als Patenpflanzen zu Weihnachten verschenken wird. Er weiss ja nun genau wo sie stehen und mit den Koordinaten, die er mit seinen Urkunden erhält, können auch die Beschenkten nachschauen, wo die Bäumchen stehen.

Drohnenaufnahme der Aufforstungssfläche

Louis hat für seine Arbeit auch Wildkameras aufgestellt. Zum einen bei der Aufforstungsfläche und zum anderen rund um die Finca Don Sigifredo. Michi hat ebenfalls noch weitere Kameras aufgestellt, um zu sehen was in einzelnen Sektoren geschieht, denn wir hören leider wieder vermehrt Schüsse aus dem Wald. Nach einem Monat holte Michi seine Kameras zurück und musste feststellen, dass eine gestohlen wurde. Zum Glück haben wir bei der betroffenen Stelle zwei Kameras aufgestellt, denn Michi hatte dort Tapir Spuren gefunden und wollte die Tiere sowohl von vorne als auch von der Seite fotografieren. Wir hatten auch tatsächlich Tapire auf den Bildern, worüber wir uns extrem freuten.

Zwei Tapire

Weniger schön waren dagegen die Bilder von einem Wilderer, wie er nur gerade 24 Stunden zuvor unsere Kamera stiehlt. Tatsächlich haben wir sehr gute Fotos, auf denen man das Gesicht des Wilderers gut erkennt und man sieht sein Gewehr. Aber vor allem sieht man wie er unsere Kamera, nachdem er sie von der Befestigung gelöst hat, in den Händen hält. Wir kennen die Person, er ist unser Nachbar auf der anderen Seite des Flusses.

Der Wilderer beim stehlen unsere Kamera

Für uns war klar, dass wir etwas unternehmen werden. Wir hofften sehr auf die Unterstützung von Selva Viva und dem amaZOOnico, um gemeinsam etwas zu unternehmen und eine geschlossene Haltung gegen die Wilderei zu zeigen. Die Fotos wurden nur 50 Meter von der Grenze zu Selva Viva und rund zwei Kilometer von der Wildtierauffangstation amaZOOnico aufgenommen. Zum ersten Mal gibt es gute Beweisfotos von einem Wilderer. Tja, es war einmal mehr nur Wunschdenken. Der Geschäftsführer von Selva Viva und Besitzer des amaZOOnicos sagte ganz klar, dass es zwar nicht schön ist, aber auch nicht im Schutzwald von Selva Viva geschah und deshalb unser eigenes Problem sei. Wir bekamen zwar vereinzelt Zustimmung vom Schweizer Vorstand Selva Vivas, aber der Geschäftsführer hat entschieden. Wir staunten nicht schlecht über die Absage. Auch der amaZOOnico hat kein Interesse etwas gegen die Wilderei zu unternehmen, obwohl die Tapire auf den Fotos vermutlich von ihnen ausgewildert wurden. Als dann vom Vorstand des Fördervereins des amaZOOnicos in der Schweiz, ehemalige Volontäre der Wildtierauffangstation, keine Reaktion oder Stellungnahme kam, stellten sich uns einige Fragen.

Wir liessen ein Schreiben durch unserem Anwalt aufsetzen, wo wir dem Wilderer die Möglichkeit gaben uns die Kamera oder deren Gegenwert zurückzugeben, um so einer Klage zu entgehen. Wir waren leider nicht zu Hause als der Wilderer tatsächlich eine Kamera zurückbrachte, Louis hat sie entgegengenommen. Er staunte jedoch nicht schlecht, denn es war nicht unsere Kamera, sondern seine. Am nächsten Tag sind Louis und César natürlich gleich seine anderen Kameras einsammeln gegangen. Von vier waren nur noch zwei da. Die Fotos für seine Arbeit sind weg und es fehlt ihm noch eine Kamera. Jetzt sind wir dabei den Wilderer erneut zu kontaktieren und mit ihm zu klären, wie viele Kameras er insgesamt gestohlen hat. Es müssen ja mindestens zwei sein. Diejenige welche wir bekommen haben, stimmt nicht mit derjenigen auf dem Foto überein. Leider kostet uns das viel Zeit und Nerven. Wir wissen nicht was uns mehr ärgert, die vermeintliche Scheinheiligkeit der sogenannten Tier- und Umweltschutzorganisationen und ihrer Funktionäre oder der reumütige Wilderer.

Sonnenaufgang

Auf diesem Weg wünschen wir allen unseren treuen Lesern, Spendern und Wohltätern ruhige und erholsame Weihnachten. Wir wünschen euch nur das Beste!

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Baggermangel in Tena

Heute Mal was Anderes zum Anfang. Im Napo Fluss gibt es bekanntlich viel Gold und da der Goldpreis in den letzten Jahren stark gestiegen ist lohnt es sich nun auch das Gold abzubauen. So entstand ganz in der Nähe von Tena ein unvorstellbar grosses Abbaugebiet am Rio Napo, wo man mit Baggern die Ufer und angrenzendes Land abgetragen hat umso an das Gold zu kommen. Die Bevölkerung hat während mehrerer Monate immer wieder dagegen protestiert. Es wurde kurzerhand auch einfach bewirtschaftetes Land umgebaggert und hat so viele Leute von ihrem zu Hause vertrieben. Da das ganze illegal war, und schon seit 2018 keine Lizenzen mehr für den Abbau von Gold vergeben werden, wurden leider auch Chemikalien wie Quecksilber eingesetzt. Das hat dann auch Umwelt Organisationen und die Presse auf den Platz gerufen. Der Druck auf die Behörden wurde schlussendlich zu stark. In einer grossangelegten Aktion sind das Militär und die Polizei auf gefahren und haben die Mine geschlossen. Vorgängig wurde weiträumig alles abgesperrt (ca. drei Quadratkilometer) und dann fand der Zugriff statt. Sämtliche Maschinen wurden beschlagnahmt und alle Anwesenden wurden verhaftet, auch wenn sie nur für gerade einen Tag ins Gefängnis mussten. Während drei Wochen wurde das beschlagnahmte Material abtransportiert und auf dem Polizeigelände geparkt. Es waren mehr als 150 Bagger, über 20 grosse und unzählige kleine Waschanlagen. Der Parkplatz war so voll, dass wir das Ausmass nicht auf ein einzelnes Foto gebracht haben. Mit der Drohne durften wir kein Foto machen da wir nicht von der Presse sind.

Nun hat es in der Provinz Napo zu wenig Bagger, weil jeder der keinen Bauauftrag hatte da am Goldwaschen war. Wenn man jetzt einen Bagger braucht muss man lange warten bis er kommt, denn um einen Bagger auszulösen muss man tief in die Taschen greifen. Zwischen 20`000 bis 30`000 Dollar kostet das Auslösen, das ist hier extrem viel Geld. Alle Maschinen die nicht innerhalb von zwei Jahren ausgelöst sein werden, werden dann versteigert. Solange stehen sie einfach rum und rosten vor sich hin. Es gibt immer noch viele kleine illegale Minen entlang des Napos. Die werden aber von Familien betrieben und dort wird von Hand abgetragen und häufig wird kein Quecksilber eingesetzt. Denn dafür haben die Meisten kein Geld und so ist der Schaden an der Umwelt auch nicht ganz so gross.

Der Jaguar geht bei uns um und macht die Kühe sehr nervös. Als Michael letzte Woche unsere Kühe kontrollieren ging stellte es fest, dass sie alle sehr dicht beieinander standen. Sie waren auf der hintersten Weide direkt am Waldrand. Obwohl es noch genügend Grass hatte, wollten sie nicht da bleiben. Michael war etwas irritiert wegen ihres Verhaltens. Auf dem nachhause Weg nahm er die Wildkameras mit die um die Weide herum platziert waren. Beim Auswerten der Fotos wurde ihm klar warum die Kühe so nervös waren. Nur vier Stunden zuvor hatte die Kamera einen Jaguar aufgenommen und das nur 100 Meter neben der Kuhweide. In den letzten vier Wochen wurden die Kameras dreimal durch den Jaguar ausgelöst.

Jaguar ganz in der Nähe unserer Kühe

Normalerweise zieht ein Jaguar herum und bleibt nicht so lange am gleichen Ort. Warum er nun so lange da ist wissen wir nicht, wir können nur spekulieren. Vielleicht blieb er länger weil es wieder mehr Wild bei uns hat.

Der Jaguar ist sogar am Tag unterwegs

Auf Grund der Kameraauswertungen wissen wir, dass der Wildbestand in den letzten Monaten zugenommen hat. Es wurden auch vermehrt seltene Tiere aufgenommen wie zum Beispiel Tayra, Tamandua (Kleiner Ameisenbär) oder auch Krabbenwaschbären. Uns freut es sehr wenn der Wald wieder anfängt zu leben und unsere Kühe sind zum Glück noch alle da. Ja, in der Schweiz haben die Schäfer es mit dem Wolf zu tun und wir hier mit dem Jaguar.

Krabbenwaschbären

Unser Bambus Projekt nimmt viel Zeit in Anspruch. Wir müssen auch sicherstellen, dass wir in Zukunft zu genügend Bambus kommen. Wir können uns da nicht nur auf die einheimische Bevölkerung verlassen. Darum haben wir einen Vertag mit unseren Niederländischen Nachbarn gemacht. Sie haben ca. drei Hektaren Bambus den wir für die nächsten vier Jahre ernten können. Diese Woche haben wir das erste Mal geerntet. Der Bambus wächst direkt an einem Fluss der in den Arajuno mündet der wiederum vor unsere Haustür vorbei fliesst. So haben wir kurzum die geschnittenen Stangen zu Flössen zusammen gebunden und sind den Fluss runter getrieben.

Touristen zahlen viel Geld dafür sich mal auf einem Floss den Fluss runter treiben zu lassen. Mal schauen ob wir das nächste Mal zahlende Begleitung finden. So sind nun die nächsten 65 Bambusstangen im Becken und wir fangen langsam an einen Grundstock an immunisiertem Bambus anzulegen.

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Der Wald lebt

Wie wir schon in vorangegangenen Berichten geschrieben haben, stellen wir Wildkameras auf um zu schauen was für Tiere auf unserem Land leben oder es durchstreifen. Und natürlich auch um uns einen Eindruck zu verschaffen ob und wie sich der Wildbestand verändert. Es soll aber auch zur Abschreckung für Wilderer dienen. Das erscheint uns recht erfolgreich zu sein. Waren in den ersten Monaten noch drei Wilderer auf den Bildern zu sehen, hatten wir im letzten Jahr keinen Einzigen mehr auf den Fotos. Es hat sich wohl rumgesprochen und jetzt meiden sie unser Land. Das Hauptziel ist aber schon Tiere vor der Kameras zu haben. Zwei Kameras stehen immer am gleichen Ort und bei vier weiteren Kameras wechseln wir alle sechs Wochen den Standort. Wir konnten schon einige Säugetiere und Vögel auf den Bildern entdecken. Das sind Nasenbären, Krabbenwaschbären, Agutis, Pakas, Hirsche, Gürteltiere, verschiedene Opossums, Ozelote, Wieselkatzen, Tairas, Wildschweine und sogar einen Puma.

Als Michael aber letzte Woche die Kameras zurückholte und sie auswertete machte er eine extrem erfreuliche Entdeckung. Ein Tapir ist auf den Fotos an gleich drei verschiedenen Tagen zu sehn. Da hatten wir also zum ersten Mal einen Tapir vor der Linse und nur einen Tag später auch den Jaguar. Wir waren extrem erfreut und sehr überrascht, dass der Jaguar und der Tapir unseren Wald durchkreuzen. Laut den Waldhütern sind Jaguar Spuren selten so nahe an der Strasse gefunden worden.

Tapir
Jaguar

Da es sich um Fotos von einer fix stationierten Kamera handelt, ist sie auch nicht weit entfernt von unserem Haus platziert. Sie befindet sich 300 Meter Luftlinie in einer alten Plantage die wir am Aufforsten sind. Das wiederum bedeutet aber auch nur 100 Meter hinter und neben einer unserer Kuhweiden. Tatsächlich waren die Kühe gerade auf dieser Weide als das Foto geschossen wurde. Zum Glück gibt es anscheinend wieder mehr Beutetiere für den Jaguar und so lässt er unsere Kühe in Ruhe. Wir sind froh wenn er den Hirsch- und Wildschweinbestand etwas reduziert oder vertreibt, denn die haben leider einigen Schaden an den neu gepflanzten Bäumen angerichtet und wir müssen teilweise nachpflanzen gehen. Sie haben uns vier Patenbäumchen abgefressen, die wir natürlich ersetzten werden.

Pekaris

Aber der Jaguar hat seine Sache gut gemacht. In den darauf folgenden Tagen war kein grösseres Säugetier mehr auf den Fotos zu sehen. Mal sehen wie lange der Schreckeffekt anhält. Als Michael eine Kamera aus dem Wald auswertete stellte er fest, dass über 400 Fotos darauf waren und er war sehr gespannt was da alles in die Falle ging. Es war recht lustig als er feststellte, dass wir ein balzendes Paar Brillenvögel vor der Linse hatten die genau da ihren Tanz aufführten und so die Kamera 350 Mal auslösten. Leider war die Videofunktion nicht eingeschaltet. Einmal hatten wir einen Königsgeier auf einem Video. Laut Literatur kommt er in dieser Region nicht vor. Wir waren also sehr erstaunt und hoch erfreut als wir diesen riesigen Vogel sahen.

Für unser Bambusprojekt haben wir letzten Sonntag den acht Meter hohen Galgen aufgestellt. Wir hatten einen Bagger der uns half die Röhrenkonstruktion hoch zu heben und sie in die vorgesehenen Löcher zu stellen. Schnell musste noch ein Kubikmeter Zement gemischt und in die Löcher gefüllt werden (von Hand natürlich) und dann stand das Ungetüm. Nun müssen wir nur noch die Verstrebungen anbringen, dann wird der Galgen einsatzfähig sein. „Ja, nur noch schnell“ das wurde Michael zum Verhängnis und er hat sich an einer Röhre von 200 kg übertan und ist nun mit starken Rückenschmerzen ausser Gefecht. Das bedeutet Stillstand und das schmerzt Michael fast am meisten. Aber so hatte er Zeit eine Rohfassung von diesem Blog zu schreiben. Und Joëlle, die gerade die Grippe hat, liegt auch flach. Wir sollten wirklich etwas kürzer treten, unsere Körper haben es uns gerade diese Woche wieder mitgeteilt.

Letzte Woche ernteten wir unseren ersten Kakao dieses Jahr. Der Rückschnitt der Plantage vom letzten Jahr trägt Früchte. Bei dieser ersten Ernte hatten wir über 50 kg Ertrag. Das entspricht etwa gleichviel wie der Menge des ganzen letzten Jahres. Jetzt können wir bis im Juli alle drei bis vier Wochen ernten. Währendem alles teurer wird, fallen die Kakaopreise in den Keller, das soll einer mal verstehen… Ecuador hat per Anfang Jahr den Mindestlohn um 5 % angehoben und somit wurde alles viel teurer. Die Absatzpreise sind aber immer noch die gleichen wie vor zwölf Jahren oder wie im Falle von Kakao sogar gesunken. Als wir vor zwölf Jahren im amaZOOnico arbeiteten, zahlten wir für ca. 20 kg Kochbananen $ 2.50. Der Preis ist noch heute der gleiche, egal wo man die Produkte verkauft. Kakao und Kaffeepreise sind gesunken, in der Schweiz aber steigen die Preise!

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Wildkamera und wieder online

Wir haben drei Wildkameras aus der Schweiz mitgebracht um zu schauen was für Tiere in unserem Wald leben. Sie sind immer im Einsatz und haben auch schon einige Tiere fotografisch fest gehalten. In Chorongo Alpa sind uns Tayra (Marderartig), Kleiner Ameisenbär (Tamandua), Gürteltier, Rehe, div. Opossums, Agutis, Warane, Pekaries und div. Vögel in die Falle gegangen. Leider haben wir bis jetzt noch nicht das Glück gehabt einen Tapir oder eine grosse Katze vor die Kamera zu bekommen. Wir haben es am Rio Rodriguez versucht. Auf einem Spaziergang am Fluss haben wir einen schönen Pool gefunden wo auch Tapir Spuren zu sehen waren. Gleich haben wir zwei Kameras gestellt an verschiedenen Orten, so ausgerichtet, dass sie den Tierpfad gut im Fokus hatten. Als wir nach rund 20 Tagen die Kameras holen wollten mussten wir mit schrecken feststellen, dass eine gestohlen wurde. Die Befestigung wurde durchgeschnitten und von der Kamera war weit und breit nichts zu sehen. Die beim Pool war zum Glück noch da. Als wir die Bilder zu Hause auswerteten stellten wir fest, dass keine Tiere auf den Fotos waren sondern Wilderer. Leider waren es nur Nachtfotos auf denen man die Personen nicht so gut erkennt. Sie haben der Kamera leider auch den Rücken zugedreht und direkt zum Tierpfad geschaut. Wir vermuten, dass die Wilderer die zweite Kamera entdeckt haben und sie verschwinden liessen. Natürlich haben wir versucht rauszufinden wer das auf den Bildern ist und haben die Fotos unseren Mitarbeitern und den Waldhütern von Selva Viva gezeigt. Leider erkannte sie niemand. Wir haben nun vielen Personen erzählt, dass bei uns im Wald Kameras versteckt sind. Das macht schnell die Runde in der Gemeinde und wir hoffen, dass sich die Wilderer so etwas abschrecken lassen. Nun fehlt uns eine und leider kann man die hier in Ecuador nicht kaufen. Wir arbeiten einfach mit den zwei die wir noch haben weiter und hoffen bald auf eine Neue, die Michaels Bruder aus der Schweiz mitbringen wird.

Hurra, wir haben wieder Zugang zum Internet. Es ist erstaunlicherweise sehr schnell gegangen. Gestern um 16.00 Uhr ist ein Techniker gekommen der die nötige Ausrüstung installiert hat. Das dauerte aber etwas. Bein Initialisieren stellte er fest, dass es einen Fehler in der Software gibt. Um das zu beheben brauchte der Techniker aber selber Internet. Hier gibt es zwar Handyempfang, aber nur mit einem E und manchmal mit einem H+ Netz – zu langsam. Also fuhren wir schnell zu unseren Nachbarn die den gleichen Anbieter haben wie wir. Sind ja nur vier Kilometer bis dorthin. Leider ist der Empfang bei ihnen auch nicht besser als bei uns und deshalb ebenfalls zu langsam. Nun gut das nächste gute Netz ist in Misahuallí, rund 35 Minuten von uns entfernt. Also fuhr der Techniker dorthin um seine Initialisierungs-App zu aktualisieren und den Fehler zu suchen. Um 18.00 Uhr war er wieder da und es ging nichts. Nach einem Telefongespräch mit seinem Chef fuhr er nochmals nach Misahuallí. Um 22.30 Uhr stand er wieder bei uns und startete den nächsten Versuch. Um genau 23.00 Uhr hatten wir wieder Zugang. Langsam, aber immerhin Internet. Der Techniker musste nachher noch nach Tena fahren und dann konnte auch er Feierabend machen.

Satelitenempfang für Internet

Wir haben schon wieder Zuwachs in unsere Kuh Herde bekommen. Redonda hat ihr Kalb geworfen. Es ist ein Bübchen und trägt den Namen Sascha. Er ist gesund und springt auch schon hinter der Mutter her.

Sascha

Sinchi, unser treuer Gefährte, wird langsam aber sicher alt. Er hatte letzte Woche einen Gehörsturz und hört nun nicht mehr so gut. Jetzt ist es sehr schwierig mit ihm Spaziergänge im Wald zu machen. Wir können ihn nicht mehr so gut abrufen und müssen immer schauen, dass wir ihn auf Sichtkontakt behalten. Leider versteht er das nicht so richtig und erschreckt sich jedes Mal wenn wir ihn anstupsen weil wir weiter laufen wollen. Er macht es aber super für sein Alter und Bombi hilft ihm auch dabei. Wir schauen uns auch schon um für einen Nachfolger, tun uns damit aber schwer. Leider haben wir noch keinen gefunden oder wir zögern es einfach raus, da Sinchi die Messlatte für seinen Nachfolger sehr hoch gelegt hat.

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