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Erfahrungsbericht von Adele

Es ist genau einen Monat her, dass Joëlle und Michi mich am Flughafen von Quito abgeholt haben. Ich denke dies ist ein guter Zeitpunkt um euch über meine Erfahrungen als Volontärin hier zu berichten und euch eine neue Perspektive auf die Abenteuer der Finca Don Sigifredo zu vermitteln.
Ich bin eine ehemalige Arbeitskollegin von Joëlle, interessiere mich für Permakultur und möchte die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen fördern. Ich habe beschlossen ein ganzes Jahr lang zu reisen und als Volontärin in verschiedenen Projekten, die in diesem Bereich aktiv sind, mitzuwirken. Dort zu helfen, wo es nötig ist und so viel wie möglich von denjenigen zu lernen, die bereits Erfahrungen auf diesem Feld gesammelt haben. Die Pandemie hielt mich in Europa etwas länger fest als erwartet. Aber mit dem Eintreffen der Kälte auf der Nordhemnisphäre erinnerte ich mich sofort daran, dass in der Wärme, kurz hinter dem Äquator, noch ein Projekt auf mich wartete. Ohne zu viel Zeit zu verlieren packte ich meine Koffer, kaufte mein Flugticket und weniger als eine Woche später stand ich bereits am Gate.
Als ich hier auf der Finca Don Sigifredo ankam, war es bereits Nacht. Das Aufwachen in der Morgendämmerung des nächsten Tages war unglaublich! Der Morgen ist die Zeit der Vögel: ein Chor aus Pfeifen, Rufen, Zwitschern und buntem Flattern. Das Licht enthüllt langsam die atemberaubende Aussicht auf den Rio Arajuno und den umliegenden Wald. Es fühlt sich an, als befänden wir uns mitten im Nirgendwo, isoliert von allem und jedem, aber das sind wir nicht. Der Wald ist bewohnt und übersät mit Holzhäusern der Kichwas mit ihren traditionellen Plantagen von Yucca, Platano und Mais, die unter dem Blätterdach des Waldes unsichtbar sind. Manchmal kommt aus dem Dschungel das Geräusch des Motors eines Kanus oder der Gesang eines Hahns. An den Wochenenden wird gefeiert und man hört die Musik bis zum Morgengrauen.

Eine Mission der Finca Don Sigifredo in Zusammenarbeit mit Selva Viva ist die Wiederaufforstung des Waldes mit Baumarten, die durch die Ausbeutung des Holzes bedroht sind. Leider hat der illegale Holzeinschlag die Präsenz erwachsener Bäume selbst im Primärwald so drastisch reduziert, dass es schwierig ist noch Bäume zu finden die groß genug sind um Samen zu produzieren. Selva Viva hat beschlossen die ausgewachsenen Bäume von seltenen Arten, die Samen produzieren können, zu kartieren. Die Samen werden dann gekeimt und die Setzlinge so lange gepflegt, bis sie eine geeignete Grösse für die Verpflanzung in den Wald erreicht haben. Als ich ankam hatte Michi bereits viele Samen der Spanischen Zeder (Cedro) erfolgreich gekeimt. Eine meiner ersten Aufgaben auf der Finca war es, sie in Säcke mit fruchtbarer Erde zu verpflanzen um sie wachsen zu lassen. Das Ergebnis waren 150 gesunde Setzlinge der Spanischen Zeder.
Die Finca will nicht nur Edelholz (madera fina), sondern auch Setzlinge von Obstbäumen produzieren. Diese sollen auf den Weiden gepflanzt werden. Diese Bäume haben eine doppelte Funktion: Schatten zu spenden und eine natürliche Nahrungsergänzung für die Kühe zu produzieren. Die Kühe scheinen die reifen Früchte, die von den Bäumen fallen, besonders zu lieben. Dazu sind weitere Früchte wie Arazá oder Grapefruit lecker für die Zubereitung von erfrischenden Säften. Aus den Früchten wird Saatgut gewonnen, in der Hoffnung neue Setzlinge zu erzeugen. Es ist nicht einfach zu erraten, welche die beste Bedingung für die Keimung der einzelnen Arten ist. Nicht alles keimt, aber so ist das Leben. Durch Versuch und Irrtum lernt man immer etwas.

150 Setzlinge der Spanischen Zeder
Hochbeete für die Keimung
Setzlinge der Grapefruit

Die erste Woche hier war eine Mischung aus tropischem Gärtnern und Macheten-Dschungel-Fitness. Hier wachsen die Pflanzen schnell, sehr schnell. Die Weiden müssen regelmässig gereinigt werden sonst verwandeln sie sich in wenigen Monaten in einen Sekundärwald. Unerwünschte Sträucher werden mit Machetenschlägen entfernt. Bei dieser Arbeit zeigt der Dschungel all seine Unwirtlichkeit: Ameisenbisse, Mückenstiche, brennende Raupen, giftige Spinnen, dornige Sträucher und sogar Blätter mit irritierendem Haar… Ich trage lange Hosen und Gummistiefel. Habe die Socken in die Hose gesteckt, um unerwünschte Eindringlinge von unten zu verhindern. Mein langärmeliges T-Shirt stecke ich auch in meine Hose. Dazu kommen noch die Lederhandschuhe und die Mütze um mich vor allem zu schützen, was von oben herabfallen könnte. Das gesamte Outfit ist sicher nicht stylish, aber es ist auch der einzige Weg unangenehme Interaktionen zu minimieren. Selbst zu Hause, weit weg vom Wald, ist man nie in Sicherheit. Der Abend in Flip-Flops ist ein bisschen zu gewagt gewesen. Die Sandfliegen hier sind skrupellos. Dasselbe gilt für das kurzärmelige Hemd. Es gibt kein Antibrumm das wirklich funktioniert. Unbedeckte Haut = Sandfliegenbisse.
Zu meinem Glück bin ich nie alleine wenn ich die Weiden reinige. Joëlle und Michi haben zwei Helfer aus der lokalen indigenen Gemeinschaft eingestellt, César und sein Sohn Widison. In der Vergangenheit hatte César als Touristenführer gearbeitet. Er kennt die lokale Fauna und Flora sehr gut und erklärt mir die Namen und Gewohnheiten der Tiere und die Eigenschaften einiger Pflanzen. Bei der Arbeit mit ihm gibt es immer etwas Interessantes zu lernen und es ist auch eine gute Gelegenheit mein Spanisch zu üben.
Mit der Machete wird in der Regel nur morgens gearbeitet, weil es nachmittags zu heiss wird. Obwohl ich mich in der Hitze immer sehr wohl gefühlt habe muss ich sagen, dass die Arbeit unter diesen Bedingungen für den Körper ziemlich schwer sein kann. Da wir uns nur ein Grad südlich des Äquators befinden, ist die Sonneneinstrahlung hier wirklich stark. Die Sonne, wenn sie scheint, sie brennt; die Feuchtigkeit in der Luft lässt einen fast ertrinken; und wenn es regnet dann sieht es aus als ob ein Wasserhahn gebrochen wäre. An heissen Tagen, nach der Arbeit gibt es nichts Besseres als ein schönes Bad im Fluss oder ein kühles Bier, um Körper und Geist zu regenerieren.
Am Wochenende kann man die Batterien wieder richtig aufladen und die Lage geniessen. Ein Spaziergang im Wald auf der Suche nach wilden Vanille- oder Zimtsetzlingen, ein guter Brunch nach Schweizer Art mit Rösti und Spiegelei oder einfach nur mit einem guten Buch in der Hängematte schaukeln. Hier zu leben ist ein bisschen wie ein digitales Detox. Das Internet ist da und es funktioniert aber es ist sooo laaaaangsam, dass seine Nutzung auf das Unverzichtbare reduziert wird.

Feierabend

Neben dem Wiederaufforstungsprojekt will Finca Don Sigifredo die Produktion und Verwendung von Bambus als alternatives Baumaterial fördern. Bambus wächst schnell und ist sehr widerstandsfähig, was ihn zu einer ausgezeichneten Alternative zu Holz als Baumaterial macht. Im Moment mangelt es auf der Finca jedoch nicht an Holz, es ist sogar fast unmöglich zu wissen wohin mit dem ganzen Holz. Vor vielen Jahren deponierte der Fluss einen Stamm Mindal (rosa Edelholz) am Strand vor dem Haus. Einige Bäume, die vom früheren Pächter gefällt wurden, liegen jetzt ungenutzt auf den Weiden. Andere sind aus natürlichen Gründen umgestürzt. César schneidet diese Stämme mit seiner Kettensäge in Scheiben als wären sie aus Butter. Das Ergebnis sind Bretter für die Herstellung von Möbeln, Pfosten für die Renovierung der Einzäunung der Kühe und Platten die für die Zementierung des Corrals (Sammelplatz für die Kühe) und der Kompostanalage verwendet werden. Alles wird aus Recyclingholz oder anderweitig Unbenutztem gebaut. Die Kettensäge habe ich natürlich nicht benutzt, aber ich konnte helfen das Holz aus dem Wald zu tragen und die Bretter für den Möbelbau zu schleifen und zu polieren.

Mindal
Latten geschnitten
noch mehr gefundenes Holz
Schleifen von Mindal

Die Erneuerung einiger der Zäune war wirklich dringend da die Kühe der Finca Don Sigifredo einen sehr eigenständigen Charakter haben. Manchmal entscheiden sie selbst, wann sie die Weide wechseln wollen und es gibt keinen Stacheldraht der sie zurückgehalten kann. Jeden Tag muss man sie suchen, prüfen wo sie sind, sich vergewissern, dass es ihnen gut geht und eventuelle Wunden behandeln. Sie sind sehr sportliche Kühe die keine Angst vor Schlamm oder steilen und rutschigen Hängen haben. Sie verstecken sich gerne in den Wäldern, es ist nicht immer leicht herauszufinden, wo sie alle sind.

Eines der letzten Projekte war die Restaurierung des Holzhauses in Chorongo Alpa. Dort war die Auswilderungsstation der Wollaffen, die in der Vergangenheit vom amaZOOnico benutzt wurde. Einige Teile der Struktur wurden von Termiten befallen und mussten ersetzt werden. Auch hier ist es der Wald der uns die Rohstoffe liefert: Bohlen und Balken werden aus einem riesigen Baumstamm gefertigt der in den nahe gelegenen Rio Rodrigues gefallen war. Gleichzeitig haben die Arbeiten zur Zementierung des Corrals begonnen. Dieser Ort ist besonders wichtig um die Kühe zu sammeln und zu kontrollieren. Aber wenn es regnet, verwandelt er sich in einen Sumpf und wird unbenutzbar. Die Zementierung war daher dringend nötig und wir müssen schnell arbeiten, da die Regenzeit immer näher rückt.

Für diese letzten Aufgaben brauchten wir ein paar zusätzliche Hände. Joëlle und Michi haben vorübergehend einige Mitarbeiter aus der lokalen Gemeinschaft eingestellt. Die Pandemie hat auch die Leute hier hart getroffen. Viele der Menschen die im Tourismus arbeiteten, haben keine Arbeit mehr. Auch dafür sind die Aktivitäten der Finca Don Sigifredo wichtig. Einerseits schafft sie Einkommen und Beschäftigung für die lokale Bevölkerung. Andererseits vermittelt sie den Menschen den Leitzweck der Finca, informiert sie über nachhaltigere Bauweisen, über konsistentere Einkommensquellen ohne Monokulturen und sensibilisiert für die Notwendigkeit des Schutzes des Waldes. Nur ein Beispiel: Gestern nach dem Mittagessen zeigten wir den Mitarbeitern die Bilder von einer Fotofalle, die einige Wochen in Wald aufgestellt war: Hirsche, Ameisenbären, Mardertiere, Warane, Wildschweine und viele Vögel.  Diese Aufnahmen weckten das Interesse unserer Mitarbeiter und zeigen die Wirksamkeit des Reservats für die Erhaltung der lokalen Wildbestände.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die einmonatige Volontärsarbeit mit ein wenig tropischem Gärtnern begann und nach einigen Schreinerarbeiten kamen wir zu echten Bauarbeiten.
Nach und nach ist die Arbeit physisch intensiver geworden. Ich versuche zu helfen so gut ich kann. Aber im Vergleich zu vier starken, gut akklimatisierten Einheimischen fühle ich mich etwas nutzlos. Bald erinnern mich Rücken- und Gelenkschmerzen daran, dass ich mich viel wohler fühle bei den Salaten im Garten als beim Sandschaufeln auf einer Baustelle.
Leider ist die Situation jedoch so, dass es im Moment nicht viele Gartenarbeiten auf der Finca Don Sigifredo gibt. Die Probleme mit dem vorherigen Pächter, der die Flächen der Plantage weiterhin ausbeutet als wären es seine eigenen, hindern uns daran mit der Arbeit auf diesem Land zu beginnen. Die Situation ist frustrierend. In Ecuador geht alles sehr langsam voran, aber Joëlle und Michi verlieren ihren Mut nicht. Sie wissen, dass derjenige vorankommt der am längsten durchhält. Früher oder später werden sie endlich in der Lage sein die Plantage einzurichten.
Im Allgemeinen war dieser Monat hier eine wunderbar abwechslungsreiche Erfahrung, die es mir ermöglicht hat viele Dinge zu lernen und auch meine Grenzen auszuloten. Ich bin sicher, dass ich vieles von dem was ich hier gelernt habe auch in anderen Projekten und neuen Situationen anwenden kann. Es ist jedoch schön zu wissen, dass ich zumindest einen kleinen Beitrag zu einem Projekt geleistet habe, das gleichzeitig in der nachhaltigen Landwirtschaft, der Wiederaufforstung des Waldes und der Förderung lokaler Gemeinschaften aktiv ist. Ausserdem, sollten alle 150 Setzlinge der Spanischen Zeder überleben und eine Höhe von 20 m erreichen, dann wäre der CO2-Ausstross meines Fluges (schätzungsweise 2,83 Tonnen) weitestgehend kompensiert. Sollte dieser Eintrag bei euch den Wunsch geweckt haben, dem Wintergrau zu entfliehen und in die Wärme hierher zu kommen dann wisst ihr auch, dass es hier an Arbeit nicht mangelt. Das Haus ist sehr gemütlich, Joëlle und Michi sind grossartige Gastgeber und ihr seid Alle willkommen!

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Edelholz und Internet

Wie wir schon in einem früheren Beitrag berichteten, fanden wir verschiedene Stämme von Edelhölzern am Fluss. Nach dem Ansteigen des Flusses hat der Rio Arajuno einen neuen Schatz preisgegeben. Eigentlich hat Michi Holz für Pfosten zum Reparieren der Weidezäune gesucht. Er gab César den Auftrag diesen freigeschwemmten Stamm zu Pfosten zu schneiden. Als César mit der Kettensäge losschnitt wurde ihm schnell klar, dass dieses Holz für Pfosten zu kostbar ist. Es handelte sich um Mindal (leider haben wir bis jetzt weder den deutschen, englischen oder lateinischen Namen herausgefunden). Das ist einer der seltensten Bäume die es im Regenwald von Ecuador gibt. Wenn man das Holz schneidet ist es leuchtend Pink. Dieses Holz ist so selten, dass auch Widison (er ist 19 Jahre alt) es noch nie in seinem Leben gesehen hat. César schnitt für uns den Stamm so zu, dass wir nun Bretter verschiedenster Art haben. Damit fertigen wir Möbel für unseren eigenen Bedarf an. Dies ist nicht ganz legal, da es sich dabei ja um sehr stark geschütztes Holz handelt. Aber der Baum wurde ja bedauerlicherweise bereits gefällt und wir haben den Stamm im Fluss gefunden wo er vermutlich die letzten zwanzig Jahre gelegen hatte. Es wär zu schade dieses Holz kaputt gehen zu lassen. Wenn das Holz trocknet verliert es diese wunderschöne leuchtende Farbe und wird braun. Michi experimentiert deshalb mit verschiedenen Techniken um die Farbe zu konservieren und diesen pinken Farbton zu erhalten. Er holt sich deshalb immer wieder Rat beim Farb- und Lackspezialisten in der Schweiz, DANKE Jürg!

Unser Engagement im Waldschutz beansprucht uns Zurzeit sehr. Wie bereits mehrmals erwähnt ist leider der Holzdiebstahl allgegenwärtig. Im Moment haben wir zwei Fälle in Selva Viva. Bei unseren Nachbarn und auch bei uns auf der Plantage wurden ebenfalls Palmen gefällt. Da Joëlle für Selva Viva arbeitet ist sie Zurzeit stark eingebunden betreffend des Vorgehens und der Anzeigen gegen die Diebstähle in Selva Viva. Leider machen wir uns damit nicht nur Freunde und unsere eigenen Arbeiten hinken deshalb auch hinterher.

Widison arbeitet ab und zu auch bei uns. Anfang des neuen Studienjahres wurde er nicht für das dritte Jahr zugelassen. Es hiess, dass er mit der Materie zu weit hinter den Anderen her hinkt. Dies war deshalb so, weil ab März kein Unterricht mehr stattfand und er keinen Zugang zum Internet hatte. Vor einigen Wochen hiess es plötzlich, falls er den Stoff nachholt und eine Prüfung ablegt würde er dann doch zugelassen werden. Er fragte uns ob es möglich sei nur morgens zu arbeiten um nachmittags den verpassten Stoff nachzuholen. Wir dachten an seine Zukunft und baten ihn vorläufig gar nicht mehr zu arbeiten. Doch das wollte er auf keinen Fall, da er ja mit seinem Einkommen auch einen Beitrag zur Unterstützung seiner Familie leistet. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass er das (momentan) unbenutzte Schulhäusschen hier auf Chrigis und Sigis Grundstück nutzen darf. Er hat die Zulassungsprüfung geschafft. Jetzt darf er am Nachmittag dem Online-Unterricht folgen. Aber wie gesagt, seine Familie hat kein Internet. Deshalb stellen wir ihm unseren Internetzugang gratis zur Verfügung. Die Verbindung ist leider sehr, sehr langsam. Wer schon mal mit uns per Whatsapp telefonierte weiss das leider allzu genau. Aber eine langsame Leitung ist immer noch besser als gar kein Unterricht. Wir freuen uns sehr, dass wir so Widison unterstützen können und dass er diese Chance nutzt.
Bis jetzt gibt es zwar bis zu einem gewissen Punkt auf der Insel Anaconda ein Internetkabel das von den Hotels und vom amaZOOnico genutzt wird. Doch das ist mehr als ein Kilometer von uns entfernt. Wenn wir das Kabel bis auf unser Grundstück ziehen lassen wollten, würde uns das ca. 3000 US-Dollar kosten. Da wir wegen Corona bisher schon viele unvorhergesehene Ausgaben hatten ist dieser Budgetpunkt für dieses Jahr bereits ausgeschöpft. Wir können uns im Moment solche Zusatzkosten nicht leisten weil sonst dringlichere Arbeiten wie z. B. der Aufbau der Plantage nicht realisiert werden kann.

Widison beim Lernen im Schulhäusschen
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Offizielle Autobesitzer und Vanillebauern

Es war fast eine Lebensaufgabe unser Auto auf unseren Namen einlösen zu können. Wir haben es bereits im März vom Neffen einer guten Freundin gekauft, weil wir damals noch glaubten wir würden bereits Anfang April nach Ecuador reisen können. Als wir dann endlich Anfang Juli hier ankamen, haben wir das Auto direkt am Flughafen übernommen. Doch leider stand zur der Zeit das Leben, und somit auch alle Ämter, noch still hier. Vor drei Wochen sind wir nach Quito gefahren, um den Kaufvertrag des Autos notariell beglaubigen zu lassen. Ohne diese Beglaubigung kann hier kein Auto auf einen neuen Besitzer umgeschrieben werden. Obwohl wir bereits im Voraus alle nötigen Informationen wie Namen, Passnummer, Geburtsdatum und Schuhgrösse bekannt gaben war es dann doch so, dass wir bei der Notarin nochmals ganz genau alle diese Daten erfassen lassen mussten. Sie hatten bereits im Voraus unsere Passkopie erhalten und wir haben auch unsere originalen Pässe zum Termin mitgebracht. Es wäre also rein theoretisch möglich gewesen alles vorzubereiten aber dies wäre wohl etwas zu effizient für ein Notariat in Ecuador gewesen. Deshalb haben wir eine gute Stunde damit verbracht ganz brav alle gestellten Fragen mündlich zu beantworten mit dem jeweiligen Hinweis auf die Passkopie bei Zweifeln über die Schreibweise von z.B. Joëlle oder Wüst. Danach war es dann tatsächlich so, dass im Zentralcomputer der Autozulassungsbehörde der Name von Joëlle Wüst als Besitzerin des Autos erfasst war. Ja wirklich, das gibt es hier. Doch die Papiere bei der Notarin mussten jetzt noch unterschrieben, gestempelt, kopiert, gescannt nochmals unterschrieben und gestempelt werden. Deshalb konnten wir den beglaubigten Kaufvertrag nicht direkt mitnehmen. Dieser wurde unserem Anwalt, ja das braucht man hier um einen Kaufvertrag beglaubigen lassen zu können, zwei Tage später ausgehändigt. Der Anwalt hat uns dann den Vertrag per Kurierdienst nach Tena senden lassen wo wir ihn im Büro eben dieses Kurierdienstes abholen konnten. Mit dem Vertrag musste Joëlle zur Bank (irgendeine, spielt keine Rolle welche, geht bei jeder) um die Mehrwertsteuer des Autos zu bezahlen. Mit der Quittung konnte sie dann zum Strassenverkehrsamt um die Überschreibung zu beantragen. Dort wurden erneut, obwohl ja bereits alle Daten im Zentralcomputer der Autozulassungsbehörde erfasst waren, alle Daten nochmals abgefragt. Auch hier hat Joëlle schön brav alles beantwortet ebenfalls mit dem jeweiligen Hinweis, bei Zweifeln über die Schreibweise von z.B. Joëlle oder Wüst, auf die Passkopie, den Vertrag, die Quittungen und den Zentralcomputer. Die Überschreibung war nicht günstig, die kostete 25 $. Die Strassenbenützungsgebühr hingegen war ein echtes Schnäppchen, nur 8 $ kostet das. Nach der Überschreibung war eine Fahrzeugkontrolle fällig. Da wurde geprüft ob alle Lichter, Blinker und das Lämpchen des Rückwärtsgangs funktionieren. Ebenfalls ob man ein Ersatzrad bei sich hat sowie einen Feuerlöscher, Warndreiecke und eine Notfallapotheke. Keine Bremsen, Stossdämpfer, Abgase oder sonstige Funktionen wurden angeschaut. Der Motor lief während dieser Kontrolle kein einziges Mal. Da aber leider die Internetverbindung zum Zentralcomputer an diesem Tag nicht funktionierte, konnten wir unseren neuen Fahrzeugeisweis nicht mitnehmen da dieser nicht ausgedruckt werden konnte. Also ging Joëlle am darauffolgenden Montag erneut zum Strassenverkehrsamt um endlich das lang ersehnte Papier abzuholen. Jetzt sind wir endlich offiziell eingetragene Besitzer unseres Autos das wir bereits im März gekauft hatten.

Das Auto gehört uns

Wir haben angefangen unsere Vanilleplantage zu bepflanzen. Nachdem wir eine verwucherte Weide bereits zurückgeschnitten hatten begannen wir mit der Bepflanzung. Die ersten 15 selbgeszogenen Stecklingen gedeihen sehr gut. Wir haben auch bereits neue Stecklinge gesammelt die noch Wurzeln schlagen müssen. Hier gibt es mehrer Vanillesorten. Darum versuchen wir an verschiedenen Orten die Vanille zu integrieren. Mit der «Waldvanille» haben wir einen Versuch gestartet sie in die alte Kakaoplantage zu integrieren da diese Art nicht so viel Licht benötigt. Jetzt müssen wir abwarten und schauen ob und wie sich die Pflanzen an ihre neue Umgebung gewöhnen. In der Zwischenzeit suchen wir weiter nach Pflanzen die bereits im Wald und auf dem Grundstrück wachsen um sie kultivieren und Stecklinge zu ziehen.

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Es geht vorwärts

Unser Versuchs-Gewächshaus ist fertig gebaut. Wir haben bereits begonnen Samen von Fruchtbäumen und Edelhölzern, die jetzt Saison haben, zu sammeln und zu ziehen. Die ersten Erfolge sind schon da. Der Cedro (Cedrela odorata) gedeiht hervorragend, wir haben ca. 100 Setzlinge die wir vom Samenbeet auch schon vereinzelt in die Baumschule umpflanzen konnten. Später werden wir mit diesen Setzlingen einen Teil des Waldes aufforsten und eine kleine Plantage für unsere finanzielle Zukunft anlegen. Wir hoffen in 20 Jahren die Bäume ernten zu können um so unsere Altersvorsoge zu sichern. Wir haben auch einige einheimische Fruchtbäume deren Setzlinge gut gedeihen. Diese wollen wir als Plantage in der Kuhweide anlegen.

Unsere Versuchs-Kompostanlage wurde mittlerweile auch fertig gebaut. Das Zementfundament muss jetzt noch ca. 2 Wochen gut trocknen, dann ist sie einsatzbereit. In der Zwischenzeit versuchen wir eine Häckselmaschine zu kaufen. Das scheint leider nicht so einfach zu sein, weil man das in unserer Gegend nicht so kenn. Falls wir doch eine finden werden wird sie aber deshalb sehr teuer sein.

Letzte Woche haben wir eine ungenutzte und verbuschte Weide zurück geschnitten, so dass wir in möglichst natürlichem Umfeld eine Vanilleplantage anlegen können. Seit wir hier sind, sammeln wir wilde Vanille im Wald und machen Stecklinge um die Pflanzen zu kultivieren. In den nächsten Tagen werden wir die ersten 30 Stecklinge pflanzen können.

Joëlle experimentiert im Moment mit der Herstellung verschiedener Sirups aus Hierba Luisa (Zitronengras), Limone und Arazá (Amazonas Guave). Leider sind im Moment keine Glasflaschen zum Abfüllen erhältlich. Wir müssen im Moment alles in gebrauchten PET-Flaschen lagern, was die Haltbarkeit extrem verkürzt da Plastik nicht mit heissem Wasser sterilisiert werden kann, er schmilzt. Ebenfalls hat sie den ersten Versuch mit Bananenessig gestartet. Die Gärung hat gut funktioniert, jetzt heisst es ca. 5 bis 6 Wochen abwarten ob aus dem Anfangsprodukt tatsächlich guter Essig entsteht. Wir werden sicherlich auch noch Versuche mit anderen Früchten machen und mal schauen ob es dafür eine Nachfrage gibt. Evtl. kann durch diese Produkte ein kleines Zusatzeinkommen generiert werden.

Diese Woche waren wir von Montag bis Mittwoch in Quito weil wir einige administrative Angelegenheiten erledigen mussten. Seit der Corona Kriese muss beim Kauf eines Autos der Vertrag notariell beglaubigt werden. Falls das nicht gemacht wird, kann man das Auto nicht auf sich einlösen lassen. Da wir unser Auto von einem Freund gekauft haben war es für ihn in Ordnung, dass wir vorerst mit dem Auto fuhren aber es weiterhin auf ihn eingelöst war. Jetzt haben wir die Beglaubigung und Joëlle wird nächste Woche endlich versuchen können, das Auto auf ihren Namen einzulösen. Mal schauen wie lange das dauen wird. Zudem haben wir uns auf der Schweizer Botschaft als Auslandschweizer angemeldet. Dies bedeutet, dass wir jetzt endlich die AHV-Versicherung für Schweizer im Ausland beantragen können. Ebenfalls müssen wir unsere schweizer Krankenkassenverträge kündigen. Keine Angst, wir haben eine gute Auslandversicherung abgeschlossen.

In Quito ist Maskenpflicht, auch alleine im Auto

Am Mittwoch ist Adele in Quito gelandet. Sie ist eine ehemalige Arbeitskollegin von Joëlle und unsere erste Volontärin. Wir haben uns riesig gefreut als sie uns letzte Woche mitteilte, dass sie bereits diesen Mittwoch landen wird. Das Timing war perfekt, da wir ja sowieso in Quito sein würden. So konnten wir sie am Mittwoch am Flughafen abholen und sie mit dem Auto mit zu uns nehmen. Jetzt haben wir Unterstützung und eine weitere Person mit Visionen und Ideen. Uns geht’s gut Zurzeit und mit unserem Projekt geht es endlich vorwärts.

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Stützmauer

Unsere Zufahrtsstrasse drohte immer mehr abzurutschen. Die letzten Regengüsse haben verursacht, dass die Strasse um weitere 50 cm abgebrochen ist. Wir mussten also handeln bevor wir nicht mehr zum Haus hochfahren konnten. Die Idee war mit alten LKW- und Autoreifen eine Stützmauer zu bauen, so dass der Hang nicht weiter abrutschen kann. Wir organisierten gebrauchte Reifen die man in Tena in jeder Werkstatt gratis mitnehmen darf. Jedes Mal wenn wir nach Tena fuhren, brachten wir eine Ladung gebrauchte Pneus mit zurück. Die Reifen mussten innen ausgefüllt werden, daher bestellten wir einen Lastwagen voller Steine in verschiedenen Grössen. 12 Kubik wurden uns angeliefert. Als wir ca. 50 Reifen zusammen hatten, begannen wir mit der ersten Lage.

Schnell stellte sich heraus, dass wir mit so wenigen Reifen nirgends hinkommen würden und es zu lange dauert um die nötige Anzahl selbst herzuschaffen. Deshalb beauftragten wir Fabian uns ausrangierte Reifen in Tena zusammen zu sammeln und zu uns zu bringen. Das klappte super, schnell hatten wir ca. 200 Stück zusammen. Lage für Lage füllten wir die alten Pneus mit Steinen und befestigten mit Metallröhren und Schrauben die einzelnen Lagen damit sich diese nicht mehr bewegen können. Leider reichten die 12 Kubik Füllmaterial nicht. Deshalb suchten wir grosse Steine am Strassenrand zusammen damit wir die Pneus ganz füllen konnten. Am Ende verarbeiteten wir 180 Reifen in verschiedenen Grössen, ca. 16 Kubik Steine, Schotter und Sand, 40 Meter Stangen und rund 150 Schrauben. Die Stützmauer ist soweit fertig, der Regen schwemmt den Sand immer wieder in die ungefüllten Stellen rein. Deshalb werden wir vorläufig immer wieder Sand nachfüllen müssen.

In rund zwei Wochen, wenn die Löcher gefüllt sein werden, wird die Stützmauer mit Vetiver (spezielle Grass Sorte) bepflanzen. Dieses Gras hat sehr lange Wurzeln die bis zu 5 Meter in den Boden reinwachsen und so Hänge stabilisiert. Vetiver wird deshalb häufig als „Hangschutz“ genutzt. Jetzt heisst es abwarten bis die nächste Regenzeit kommt. Dann sehen wir ob der Hang hält oder ob er wieder abrechen wird. Hier in Ecuador wird Kautschuk leider nicht rezykliert, alte Reifen werden in die Mülldeponie gebracht. Wir haben uns deshalb für diese Art von Zweitnutzung der Reifen entschieden. Sie wären leider sowieso nicht so entsorgt worden wie wir uns das wünschen.

Hier herrscht Zurzeit eine riesige Nachfrage nach Balsaholz. Das hat zur Folge, dass es fast keine grossen Balsabäume mehr gibt. Wir hatten bereits in einem früheren Beitrag berichtet, dass bei uns Bäume gefällt wurden. Mittlerweile wissen wir, dass es 14 Bäume waren die auf unserem Grundstück gestohlen wurden. Wenn man den Preis für einen Kubik Balsa von ca. 250 bis 300 Dollar bedenkt ist es nachvollziehbar, dass die Balsabäume überall rausgeholt wurden. Wir können uns noch an die Zeit von früher im amaZOOnico erinnern. Da mussten wir einige grosse Balsabäume fällen weil sie drohten auf Gehege und Bauten zu fallen. Damals hat man sie einfach liegen gelassen weil das Holz nur etwa 5 bis 10 Dollar pro Kubik wert war. Man konnte damals für ca. 20 Dollar ein Floss aus getrocknetem Balsaholz kaufen. Damit wurden Touren auf dem Napo gemacht. Heute würde so ein Balsafloss ca. 300 Dollar kosten. Sehr viele Leute pflanzen jetzt Balsa an. Natürlich in der Hoffnung, dass in 5 bis 6 Jahren, wenn die Bäume geerntet werden können, der Preis immer noch so hoch sein wird. Balsa boomt so extrem weil in China und in Russland heutzutage sehr viel Modellbau betrieben wird. Auch bei uns wachsen viele junge Balsabäume die man früher einfach weggeschnitten hätte. Wir nutzen jetzt diese Bäume als Schattenspender für unsere Jungpflanzen von Edelhölzern die wir anbauen werden. Wir haben nur noch einen einzigen grossen Balsabaum der zum Glück beim grossen Klauen übersehen wurde. Wer jedoch denkt, dass in fünf Jahren der Preis für Balsa immer noch so hoch sein wird ist wohl ein hoffnungsloser Träumer. Sobald der Markt in China und Russland gesättigt ist wird der Preis wieder tief sinken. Es wäre nachhaltiger und sinnvoller in Baufähiges Holz zu investieren oder noch besser einfach der Natur ihren Lauf zu lassen.

Eine kurze Beschreibung wie sich unsere Hunde die letzten Jahre verändert und entwickelt haben: Als wir damals noch im amaZOOnico lebten, durften sie nicht ins Haus. Ihr Reich war im Garten und geschlafen haben sie unter dem Haus. Mit dem Umzug in die Schweiz und in ein ganz anderes viel kühleres Klima war es uns klar, dass sie ins Haus reinkommen dürfen. Als wir noch in Wallbach lebten, war ihr Reich im Garten und im Erdgeschoss des Hauses. Wir zogen um nach Ittenthal und dort hatten sie einen riesigen Garten der nun ihr neues Reich war sowie der untere Stock des Hauses. Ausser bei Gewitter, dann durften sie ausnahmsweise in den oberen Stock. Jetzt wieder zurück in Ecuador haben sie ein noch viel grösseres Reich draussen, sie dürfen ins Haus und sie dürfen dort den unteren und den oberen Stock betreten. Schleichend haben sie sich alle Rechte jederzeit und überall mit dabei zu sein geholt…

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Wetter- und andere Kapriolen

Das Wetter spielt nicht nur in der Schweiz verrückt sondern auch in Ecuador. Wir sind am Ende der Regenzeit in unserem neuen zu Hause angekommen und haben auch einige starke Gewitter erlebt. Wir haben eine Regenmessstation mitgebracht um die Regenmenge jeden Tag zu ermitteln. Leider zeigt sie nur bis 35 mm an. Es war für Michi schnell zu anstrengend sie mehrmals in der Stunde zu lehren. Vor allem in der Nacht wenn man schlafen möchte. So hat er sie kurzerhand umgebaut und kann jetzt durschlafen. Die grösste Messung die wir bis jetzt hatten waren 80 mm und das in nur zwei Stunden. Jedoch hatten wir noch keinen ganzen Tag durchgehenden Regen. Es regnet immer nur kurz und heftig und dann kommt die Sonne wieder raus. Nun hat die Trockenzeit begonnen und die ist wirklich trocken. Wenn sieben Tage kein Regen fällt und die Temperatur auf 32 Grad steigt, bei einer noch immer 75 %igen Luftfeuchtigkeit, ist das sehr heiss und man kann die Luft fast schneiden. Einmal war es recht kalt und wir froren sehr. Nach einer Regenstunde (55 mm) hat es auf 22 Grad abgekühlt. Mit einer Luftfeuchtigkeit von 95 % fängt man schnell an zu frieren. In der Nacht fiel die Temperatur auf 20 Grad und wir brauchten zwei Wolldecken zum Schlafen. Von wegen Tropennacht… Temperaturen unter 22 Grad sind in der Nacht sehr kalt. Es kühlte aber ganz Ecuador ab. Es fiel sogar Schnee bis auf 3500 Meter. Das passiert nur alle fünf Jahre mal. Strassen wurden gesperrt und Nationalpärke geschlossen die höher als 3000 Meter liegen.

Sinchi und Bombi haben eine neue Freundin. Sie heisst Fany und ist eine weisse Katze. Wir haben sie mit dem Haus übernommen. Aufgrund ihrer Färbung hat sie leider Probleme mit ihren Ohrenspitzen. Das ist leider bei vielen weissen Katzen so. Fany ist dem Haus vor fünf Jahren zugelaufen. Keiner weiss woher sie gekommen ist, da ja unsere nächsten Nachbarn auf dem Landweg fünf Kilometer entfernt sind und die haben Hunde. Sinchi und Bombi kennen Katzen – sie lebten schliesslich sieben Jahre mit Sherry zusammen. Fany ist aber sehr misstrauisch den Zweien gegenüber und kommt ihnen nicht näher als zwei Meter. Die Hunde leben im Haus – die Katze bleibt draussen und fängt für uns Ratten und Mäuse die versuchen ans Haus zu kommen. Das haben nicht wir so bestimmt, das haben sie untereinander so geregelt. Katze gegen Ratten und Mäuse und Hunde gegen alles Andere.

Unsere Pojekte sind am Laufen und wir haben auch schon begonnen mit den ersten Pflanzungen von Bäumen und dem Ziehen von Vanille und Baumsamen. Michi hat mit César einige Setzlinge direkt am Strassenrand gefunden. Bei der nächsten Strassensanierung hätte man sie sowieso platt gemacht. Michi versucht eine Pflanze bzw. einen Baum pro Woche besser kennenzulernen, sie zu erkennen, wissen was man mit ihr macht oder für was man das Holz gebrauchen kann. Das ist nicht einfach denn sie sind alle grün und es gibt tausende Pflanzen hier. So beschränkt er sich fürs Erste auf die Wichtigsten die wir bereits haben oder haben möchten.

Zimtbaum
Grapefruitbaum und Bombi

Wir bleiben dran aber die Projekte laufen leider etwas langsamer als geplant. Uns fehlen die freiwilligen Helfer die uns unterstützen wollten, besonders beim Aufbau. Die Corona Krise wirft alles über den Haufen und wir müssen sehr geduldig sein. Für all diejenigen die eine Auszeit brauchen oder der Coronapanik für ein Weilchen entfliehen möchten: Ihr seid herzlich willkommen mit euren Ideen und eurem Knowhow! Im Regenwald hat man sehr wenig Kontakt zu anderen Personen und man ist immer an der frischen Luft. Die Ansteckungsgefahr ist hier sicher sehr gering.

Pilze
Pilze auf morschem Stamm
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Arbeit – ein kleiner Einblick

Es gibt viel zu tun, wir packen es an. Joëlle ist hauptsächlich für die Administration, Buchhaltung und Ämter zuständig. Michi ist vorallem für die Tiere, die Plantagen und das Grobe zuständig. Die Arbeit von Joëlle ist keineswegs wenig. Die Gänge zu den Ämtern sind sehr kompliziert wie z.B. das Eröffnen eines Bankkontos. Es hat sich über eine Woche hingezogen, bis Joëlle mit Hilfe von Beziehungen und einem persönlichen Empfehlungsschreiben von unserem Freund Uli endlich ein Konto eröffnen konnte. Auch die ganzen Abklärungen zu unserer ecuadorianischen Identitätskarte (Cedula) ist Nervenaufreibend und Zeitraubend. Sie hat es diese Woche endlich geschafft, einen Termin für den «orden de cedulación» zu bekommen. Am 11. Dezember 2020 sind wir an der Reihe, ist ja auch nicht mehr lange hin… und das ist noch nicht der Termin wo wir die Cedula bekommen werden, sondern erst der Vortermin wo, wenn denn alles klappen sollte, ein Auftrag für die Ausstellung erteilt wird. Ob es klappt und wie lange es bis zur Ausstellung dauert, wissen wir noch nicht. Das wird sich dann in fünf Monaten, bei diesem Termin. herausstellen. Nächste Woche muss sie sich um die Überschreibung der Kühe auf uns als Besitzer kümmern. Wir mussten so lange damit warten, weil wir erst die Impfung des Aphtose-Fiebers durch das zuständige Ministerium abwarten mussten. Nun haben wir ein offizielles Dokument wo wir als Besitzer aufgeführt sind. Nur damit ist es jetzt möglich uns bei diesem Ministerium als Besitzer eintragen lassen zu können. Wir rechnen damit, dass diese Eintragung mehr als ein Besuch bei diesem Amt brauchen wird. Um solche und andere Abklärungen machen zu können, haben wir Joëlle ein kleines Büro eingerichtet. Es fehlt noch Einiges, aber unser Holz muss erst trocknen bevor es zu Möbeln verarbeitet werden kann. Auch Joëlles Arbeit ist schweisstreibend. Bei 30 °C im Schatten und 90 % Luftfeuchtigkeit schwitzt man auch im Sitzen.

Joëlle im Büro

Michi ist draussen für die Koordination der temporären Mitarbeiter zuständig. Wir sind noch immer mit der Arbeit des Weideputzens beschäftigt. Da muss man konstant dranbleiben, sonst holt sich der Wald sehr schnell alles wieder zurück. Bei einer Weide brauchten wir eine Brücke, damit die Kühe über ein grösseres Schlammloch hinweg kommen. Im Schlamm sinken sie bis zum Bauch ein. Die Gefahr, dass eine Kuh steckenbleiben könnte ist sehr gross. Deshalb haben wir innerhalb eines Tages eine Brücke gebaut.

Die Arbeit für unsere Pflanzenschule hat begonnen. Die Fundamente für die Pfosten sind betoniert, sie müssen jetzt aber noch trocknen. Der Bambus für die Pfosten des Unterstands ist geschnitten und muss auch noch eine Woche trocknen. Dann können wir Aufrichten. Da viele Arbeiten wie das Betonieren und das Trocknen des Bambus Zeitaufwändig sind, laufen mehrere Projekte gleichzeitig.

Wir sind gerade auch noch dran die Auffahrt zum Haus zu reparieren. Aus alten Autoreifen und mit 12 Kubik Flussteinen wollen wir die Strasse reparieren bzw. eine Stützmauer bauen. All diese Arbeiten kann man natürlich zu unterschiedlichen Zeiten machen. Wenn es regnet können wir Steine schleppen, wenn die Sonne scheint können wir Arbeiten mit elektro- und motorbetriebenen Werkzeugen ausführen. Das bedeutet wir schauen jeden Tag aufs Neue an welchem Projekt wir weiterarbeiten können. Natürlich besprechen wir uns auch mit unserem Mitarbeiter César, der mittlerweile schon so etwas wie unser Vorarbeiter geworden ist.

Die Arbeiten draussen sind sehr schweisstreiben und kärfteraubend. Man kann nicht sagen ob es angenehmer ist vom Regen durchnässt oder tropfnass vom Schwitzen zu sein. Jedenfalls kommt Michi häufig an seine körperliche Grenzen und muss jetzt deshalb lernen körperlich anstrengende Arbeit besser zu delegieren. Er weiss das. Schön ist es aber immer wieder wenn man um 12.00 Uhr zum Mitagessen kommt das Joëlle für die Mitarbeiter und uns kocht. Diese Stunde Mittagszeit geniessen wir und die Mitarbeiter sehr. Denn dann können wir auch mal andere Gespräche miteinander führen und gegenseitig die Kulturen besser kennenlernen.

Bambus zum trocknen

Der Arbeitstag geht von 7.00 bis 16.00 Uhr. Aber wir müssen auch Einkaufen gehen. Wegen Corona ist es uns aber nur Montag, Mittwoch und Freitag gestattet, mit dem Auto zu fahren. Deshalb müssen wir dies während der Woche tun. Das wird dann häufig mit den Behördengängen von Joëlle verbunden. Darum arbeiten wir nicht nur von Montag bis Freitag sondern auch mal Abends und an den Wochenenden. Wir können hier nicht von einer Fünftagewoche sprechen sondern von Zeitabschnitten in denen wir unsere Arbeit erledigen.

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Kauf und Einsatz einer Kettensäge (Rette den Regenwald mit Stihl)

Schnell war uns klar, dass wir eine Kettensäge brauchen. Michael unterhielt sich mit verschiedenen Personen wo man am besten eine Kettensäge kaufen kann und wer vertrauenswürdig ist. Es kristallisierte sich heraus, dass die offizielle Stihl-Vertretung die beste Option ist. Wir wollten eine mittelgrosse Maschine kaufen und liessen uns beraten. Die Auswahl an Kettensägen war gross. Wir entschieden uns für eine die etwa so gross ist wie eine normale Kettensäge für den Wald (in der Schweiz) und hier eine mittelgrosse ist (meinte Michi). Zu Hause wollten wir sie gleich nutzen um einen Kanal frei zu schneiden. César schaute sie nur an und meinte das ist eine Kettensäge für den Bau, eine Kleine eben. Für kleinere Arbeiten ist sie gut aber nicht für hartes Holz. Zu Michis Verteidigung: es gab noch fünf Modelle die kleiner und nur sechs die grösser waren. Und diese gekaufte Säge hat schon ein Vermögen gekostet. Nun gut, wir nutzen sie jetzt für die Arbeiten für die sie geeignet ist. Für alles andere, wofür sie nicht geeignet ist, leihen wir uns einfach eine Grosse aus (inkl. Mitarbeiter).

Wir brauchen Holz für Regale, Pfosten und für Bretter zum Betonieren. Michael fand am Strand auf unserem Land diverse Holzstämme und fragte César ob das gutes Holz sei. Ja das ist sogar super hartes und sehr langlebiges Holz. In unserer Plantage hat unser „Vorpächter“ einfach mal ein bisschen die Fläche vergrössert und einige Bäume gefällt. Die liegen da einfach rum und verrotten. Aus zwei Stämmen kann man gute Bretter schneiden die keine hohe Qualität haben, die können wir aber gut gebrauchen um sie als Verschalung beim Betonieren einzusetzen. Aus den vier Stämmen vom Ufer kann man einige Bretter und Pfosten schneiden aber nicht mit unserer Kettensäge. César brachte deshalb seine grosse Kettensäge mit und ja das ist wirklich eine grosse Maschine. Er begann die Stämme zu zersägen und das von blossem Auge. Die Bretter sind auf ca. 1 mm genau geschnitten. Der Abtransport war ein Kraftakt, die 3 Meter langen Bretter wogen um die 150 kg. Wir nahmen unser Auto zu Hilfe und parkten es direkt am Hafen der ca. 70 Meter weiter vorne als die Bretter liegt. Mit zweimal abstellen brachten wir die Bretter über den Steinstrand zum Auto. Einige Passanten wunderten sich, dass wir Holz vom Fluss nutzen denn das ist normalerweise Abfall. Wir haben aber aus vier Stämmen 15 Bretter von 1,5 Metern Länge (für Regale und Möbel), drei Bretter von 3 Metern Länge (für Möbel) und 12 Pfosten für Zäune geschnitten. Und das aus den Edelhölzern die ein Vermögen kosten in der Schweiz. Übrigens sind die Pfosten, für die Zäune, so hart dass sie uns überleben werden und man keine Agraffe einschlagen kann. Die Stämme aus der Plantage ergaben rund 50 Bretter von 2 Metern Länge. Wir werden so wenig Bäume wie möglich fällen und nutzen deshalb zuerst das Holz was rumliegt.

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Kuhhandel

Unser erstes Geschäft ist getätigt, wir haben drei Kühe verkauft. Zum Einen ist dies unser alter Zuchtstier, der seiner Arbeit nicht mehr so richtig nachkommen konnte. Die Jungen waren einfach schneller und flinker als er. Zum Anderen ist dies ein halbwüchsiger Muni, den wir wegen der Gefahr von Inzest verkaufen wollten. Und dann noch eine ältere Kuh, die schon seit drei Jahren keine Jungen mehr hatte. Da wir keine Erfahrung im Viehhandel haben baten wir unsere Nachbarn, die Walravens, um Hilfe. Auch sie wollten gerade eine Kuh verkaufen, deshalb kamen sie zu uns auf die Finca um uns beim ersten Verkauf zu unterstützen. Natürlich haben sie uns im Voraus beraten und wir haben uns abgesprochen. Als der Metzger dann vor Ort war wurde es spannend und es kam zu einem richtigen Kuhhandel. Als Erstes wurde das Alter und die Gewichte der Tiere geschätzt. Hier rechnet man Gewichte in Libras und Quintales, was zu viel Verwirrung unsererseits führte. Schlussendlich hatten wir den Metzger soweit, dass er uns einen Gesamtpreis für alle drei Tiere vorschlug. Dieser entsprach exakt dem Preis den wir vorgängig mit Walravens besprochen hatten. Also ein sehr guter Preis. Wir hätten noch mehr rausholen können. Jedoch hätten wir dann selbst den Transport und die Transportpapiere organisieren und bezahlen müssen. Wir sind der Meinung, dass sich der höhere Preis im Vergleich zum Aufwand nicht gelohnt hätte.

Wenn man im Wald lebt und dringend eine Leiter braucht aber keine zur Hand hat muss man sich eben eine bauen. Zum Glück ist unser Mitarbeiter César gut im Leitern bauen. Wir gingen los und fällten uns zwei lange Bambusstangen und suchten passende Sträucher die harte und langhaltende Äste haben für die Sprossen. Jetzt lernte Michi wie man mit Nichts eine Leiter baut. Zuerst müssen die Sprossen zugeschnitten werden. Dann werden die passenden Löcher in die Bambusstangen geschnitten. Dies macht man ganz einfach mit einem schweizer Taschenmesser. Das Schwierigste war die Löcher in einer geraden Linie zu machen und danach die Sprossen nicht mehr zu vertauschen. Das Zusammensetzten erfolgt so: erst die Sprossen in die Löcher der einen Bambusstange einführen, dann versuchen die zweite Bambusstange auf die Sprossen zu bringen. Mit dem eigenen Körpergewicht werden die Sprossen in die Löcher gedrückt und zum Schluss wird oben, unten und in der Mittte der Leiter je ein Draht rumgewickelt, so dass die Sprossen nicht mehr rausfallen können. Fertig ist die 6 Meter lange Leiter nach ca. drei Stunden. Da der Bambus noch grün ist, ist die Leiter etwas schwer. In den nächsten zwei Monaten wird der Bambus trocknen und an Wasser verlieren, dann wird sie immer etwas leichter werden. Wenn man die Leiter nicht im Regen stehen lässt, sollte sie ca. drei Jahre halten. Da bei uns genügend Bambus wächst können wir, wenn nötig, wieder eine bauen.

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Erster Ausflug in den Wald

Noch immer kennen wir nicht das ganze Ausmass unserer Landstücke. Am letzten Sonntag sind wir am Morgen auf eine kleine Wanderung gegangen. Wir wollten Chorongo Alpa, das ist das kleinere unserer beiden Landstücke, besuchen. Es ist von unserem Haus aus ca. 2 km entfernt. Deshalb sind wir den ersten Teil der Strecke, ca. 1 km, mit dem Auto (und den Hunden) gefahren. Das Landstück liegt hinter einem Landstück von Freunden, es gehört den Besitzern des Casa del Suizo. Als Familie begaben wir uns in den Wald und wanderten in Richtung unser Ziel. Schnell stellten wir fest, dass hier der Weg verbreitert wurde. Es gingen anscheinend viele Leute sogar mit Pferden durch. Dies bedeutet, dass auch hier Bäume gefällt und gestohlen wurden.

Eingang zum Landstück Chorongo Alpa

Nach ca. 30 Minuten erreichten wir den Rio Rodriguez. Dahinter liegt unser Häuschen welches, noch aus amaZOOnico Zeiten, Chorongo Alpa heisst. Das Gebäude ist noch in recht gutem Zustand. Es müsste nur gereinigt und ein paar kleine Reparaturen vorgenommen werden, dann wäre es wieder bezugsbereit. Da es uns wunder nahm, wer mit wem und mit was hier durchläuft haben wir eine Wildkamera installiert. Wir hoffen, dass sie niemand gesehen und mitgenommen hat. Die Fotos werden wir am Wochende auswerten. Mal schauen was aufgenommen wurde.

Sinchi und Bombi haben den Ausflug sehr genossen. Sie waren sichtlich erfreut auch einmal ohne Leine raus zu dürfen. Hier gibt es keine Leinenpflicht. Bombi war leider etwas zu ungestüm, er muss erst wieder lernen richtig durch den Wald zu gehen. Er hat sich eine grössere Schramme an der Vorderpfote zugegezogen, die ihn diese Woche sehr geschmerzt hat. Er wollte deshalb die letzten Tage nicht so richtig spazieren gehen. Sinchi findet sich hier super mit den Begebenheiten zurecht. Er hat sich in den letzten Wochen keine Wunden zugezogen. Bombi muss sich jetzt wieder daran gewöhnen mit Dornen, Lianen, Insekten und am Boden liegenden Ästen umzugehen. Er hat bis jetzt drei Wunden, die eine an der Pfote etwas grösser und zwei kleinere die aber schon sehr gut am abheilen sind.

Sinchi und Bombi sind schon wieder voll im Element. Das Bewachen des Hauses und der Familie haben sie im Blut. Sobald sich jemand dem Haus nähert wird mit starkem Gebell mitgeteilt, dass sie hier aufpassen. Bombi mit seiner Grösse und seiner Farbe beeindruckt jeden auf Anhieb. Er hat es super drauf zurückzukommen wenn man ihn ruft. Er akzeptiert dann auch die Personen nachdem wir sie begrüsst haben. Sinchi bellt «ins gleiche Horn». Es hat sich aber rausgestellt, dass unser verschmuster Therapiehund wohl die Europäer weiterhin therapieren möchte. Leider verhält er sich gegenüber den Kichwas wie ein hinterhältiger Apppenzellerbless. Wenn sich die Person umdreht, versucht er sie hinterücks in die Wade zu beissen. Ja, er hat leider schon eine Kichwadame in die Wade gezwickt. Das Foto dieser Wade wurde in der Familie bereits herumgezeigt – man kennt den Hund jetzt gut. Jedesmal wenn César kommt, ist es für ihn eine Gratwanderung. Aber Sinchi fängt langsam an (hat ja nur eine Woche gedauert) ihn zu akzeptieren.

Finca Don Sigifredo

Wer sich nun fragt ob wir auch etwas arbeiten. Ja, das tun wir. Noch immer müssen die Zäune und Tore repariert werden. Auch die Weiden müssen noch «geputzt» werden, das heisst von Unkraut befreit und wieder Weidbar gemacht werden.