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Den Überblick behalten, keine einfache Aufgabe

Es ist erstaunlich, was in Ecuador alles zu einer Lebensaufgabe werden kann. Es ist absolut unmöglich, sich darauf zu verlassen, dass eine persönlich abgegebene schriftliche Anfrage oder ein persönlich bestätigter Auftrag auch tatsächlich bearbeitet wird. Es kommt immer wieder vor, dass man eine Fallnummer zur Nachverfolgung mit der entsprechenden Handynummer zur Kontaktaufnahme erhält. Leider ist es dann häufig so (gerade diese Woche wieder geschehen), dass bei der Handynummer eine Ziffer „vergessen“ oder so unleserlich geschrieben wird, dass sie unbrauchbar ist. Dies macht eine Nachverfolgung ohne erneuten persönlichen Besuch der Institution unmöglich. Ausserdem ist es üblich, alle Geschäfte über WhatsApp abzuwickeln. Auch die Bank oder das Krankenhaus kommunizieren extrem sorglos sehr sensible Daten über dieses Medium, daran muss man sich erst gewöhnen. Aber da es in Ecuador überhaupt keinen Datenschutz gibt, gewöhnt man sich eigentlich recht schnell daran. Um die „Pendenzen“ nicht aus den Augen zu verlieren, hat Joëlle beschlossen, wieder ganz altmodisch mit einer Papierliste zu arbeiten. Denn nur so kann sie einigermassen den Überblick behalten, wie weit etwas bearbeitet ist und wie oft sie schon nachgefragt hat.

Im letzten Blog haben wir über Floh berichtet, unsere kleine Findelhündin. Dank Michis Internetrecherchen über Hundezähne und deren Entwicklung bzw. Schäden durch Mangelernährung während des Wachstums wissen wir nun, dass sie zwischen 5 und 6 Monate alt sein muss. Unser Entschluss steht fest, wir behalten Floh und lassen sie kastrieren. Mittlerweile wissen wir, dass sie nicht vom Auto gefallen ist sondern ziemlich sicher ausgesetzt wurde.

Floh ist müde

Zwei Tage nachdem Floh bei uns aufgetaucht ist, haben Michi und César leider einen toten Kater im Bambusbecken gefunden. Einen weiteren Tag später haben sie im Bambuslager eine noch junge Kätzin mit vier neugeborenen Welpen angetroffen. Als Michi die Umgebung inspizierte, fand er wieder einen Sack, der aussah, als wäre er von innen aufgerissen worden. Nun müssen wir davon ausgehen, dass sowohl Floh als auch die Katzen in ihren Säcken am Puerto Barantilla zurückgelassen wurden. Britta, eine Lehrerin die gerade für Sommerunterricht hier ist, kümmert sich liebevoll um die kleine Katzenfamilie. Zweimal am Tag schaut sie nach, ob es allen gut geht und füttert sie. Wir haben jetzt nicht mehr nur ein halbes Tierheim…

Wir werden versuchen für die Katzen ein Zuhause zu finden

Michi hat angefangen, Möbel aus Bambus zu bauen. Zum einen, weil es ihm Spass macht und zum anderen, weil das Sofa, die Stühle und der Wohnzimmertisch im Haus seit Jahren von Erdtermiten zerfressen werden. Der erste Stuhl war nicht ganz einfach, da er ja noch nie so etwas gebaut hat. Aber mit viel Geduld, Einfallsreichtum und einigen cholerischen Ausbrüchen hat er es hingekriegt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen!

Der zweite Stuhl war dann auch viel schneller und einfacher zu bauen. Joëlle ist mächtig stolz auf ihren Mann, der aus Überzeugung und Leidenschaft Tierpfleger geworden ist und jetzt auch Möbel baut. Als Nächstes will er einen Wohnzimmertisch und ein Sofa bauen und dann sicher auch Betten. Diese Möbel werden ohne Nägel und Schrauben gebaut, sie halten nur durch den Druck und die Spannung der miteinander verbundenen Teile, die durch Bambusdübel gesichert werden. Er verwendet drei verschiedene Bambusarten. Wer weiss, vielleicht gibt es ja Privatpersonen oder sogar Hotelbesitzer, die sich für seine nachhaltigen und sozialverträglichen Möbel interessieren.