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Doktorarbeit

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Die Arbeit lässt nicht nach und das ist auch gut und schön so. Michi hat den Auftrag für den Bau einer Bar aus Bambus zur vollsten Zufriedenheit des Auftraggebers erfüllen können.

Die Bar hat Michi mit unserem Auto transportiert und persönlich geliefert

Die Kunden waren überrascht, dass die Bar sogar noch besser aussieht als sie es sich vorgestellt hatten. Auch der Zeitplan wurde eingehalten. Jetzt kann man in der Grand Selva Lodge an der Bambusbar gemütlich ein kühles Bier trinken. Michi war froh, dass er in der Zeit fertig wurde, denn auf ihn wartete schon die nächste Herausforderung.

Die Bambusbar in der Grand Selva Lodge

Es hatte sich eine Doktorandin mit vier Helfern via Selva Viva bei uns angemeldet, weil sie mit den Waldhütern (von Selva Viva) im Schutzwald eine Bestandesaufnahme machen wollten. Die Gruppe hat das Schulhäuschen für sieben Tage bekommen. Wir wurden angefragt, ob wir für sie kochen und sie rumfahren können. Das mussten wir erst mal besprechen und haben dann eine Offerte gemacht, die angenommen wurde. Der Einkauf muss hier im Wald draussen gut geplant werden. Besonders wichtig ist dabei, was wird gegessen oder eben auch nicht. Bestellt wurde das Frühstück am Morgen, ein Lunch für den Mittag im Wald und das Abendessen für fünf Personen. Tatsächlich kamen dann aber sechs Personen. Erstes Problem: ein Bett zu wenig (schnell Platz geschafft und noch eine Matratze von unserem Gästezimmer ins Schulhäuschen gebracht). Zweites Problem: eine Person mehr zum Essen (Michi hat es hingekriegt, ohne dass wir dafür hungern mussten). Als sie dann auch noch für die Waldhüter Lunch bestellen, kam Michi dann doch etwas ins Rudern. Ja, so läuft es halt hier und man muss immer flexibel bleiben. Der nächste Supermarkt ist ja eine Stunde entfernt. Michi stand also eine Woche lang um 4.30 Uhr auf und bereitete Frühstück und Lunch für alle vor. Anschliessend fuhr er sie in den Wald. Joëlle holte sie am Abend um 18.00 Uhr ab, weil Michi da schon wieder am Kochen war, denn um 19.00 Uhr gab es das Abendessen. In den sieben Tagen wurde es uns nicht langweilig. Es ist eine sehr interessante Arbeit, die da entsteht. Ihre Arbeit baut auf den gleichen Untersuchungen auf, die bereits 2006 und 2011 im selben Planquadrat durchgeführt wurden. Wir hoffen, dass wir dann auch einen Einblick in die fertige Arbeit bekommen werden. Denn es soll festgestellt werden, wie sich die Natur im Schutzwald von Selva Viva in den letzten knapp 20 Jahren verändert hat.

Greifstachler knabbert am Zement des Aussichtsturms

Am Samstag der gleichen Woche kam auch noch ein Filmteam vom ecuadorianischen Fernsehen zu Besuch. Auch da haben wir uns als Anlaufstelle vor Ort für Selva Viva angeboten. Einer der Waldhüter hat sie bei uns abgeholt und auch wieder zurückgebracht. Unsere Nerven wurden jedoch schon etwas strapaziert. Wir haben schon einige Erfahrungen mit Filmteams gemacht, besonders Michi in der Schweiz, aber so was haben wir noch nie erlebt. Sie kamen um 10.00 Uhr morgens an und hatten genau sechs Stunden Zeit in denen sie einen Jaguar, einen Puma und Klammeraffen filmen wollten. Sie konnten nicht verstehen, dass die Tiere nicht einfach so schnell mal vor die Kamera hüpfen. Dem Waldhüter wurde, vereinfacht gesagt, Inkompetenz vorgeworfen, weil er nicht wusste, wo sich diese Tiere im Wald aufhielten. Zuerst glaubten wir es sei ein Scherz, bis wir begriffen, dass sie das mit den Wildkatzen und Affen ernst meinten. Michi schenkte ihnen dann eigenes Filmmaterial von den Wildkameras, so konnten wir sie wenigstens etwas beruhigen. Die Nerven zu behalten hat sich definitiv gelohnt. Sie haben einen gut fünfminütigen Bericht über Selva Viva gemacht, der wirklich schöne Werbung für den Schutzwald ist.

Währen dieser turbulenten Zeit ist ausgerechnet auch noch César ausgefallen. Er hat eine Entzündung im Ellenbogen und darf drei Mal die Woche (während drei Wochen) nach Tena zur Physiotherapie. Die Tage an denen er bei uns ist, kann er aber natürlich auch nur eingeschränkt arbeiten. So ist der Hühnerstall etwas später als geplant fertig geworden. Jetzt müssen die Hühner ihre neue Villa einfach noch akzeptieren. Hühner sind halt auch nur Gewohnheitstiere und man muss ihnen zu ihrem Glück verhelfen.

Die Studentengruppe musste nach sieben Tagen wieder abreisen, denn es standen die Präsidentschaftswahlen an und in Ecuador herrscht so etwas wie ein Wahlzwang. Wer nicht wählen geht bekommt eine Busse. Und seine Stimme kann man nur im Heimatort bzw. dort, wo man sich registriert hat, abgeben. Die diesjährigen Wahlen sind richtungsweisend. Es stehen zwei Arten von Regierungen zur Auswahl. Zum einen eine sozialistische Diktatur wie man sie aus Venezuela oder Kuba kennt oder zum anderen die jetzige Politik des harten Durchgreifens (mano dura) im Kampf gegen die Korruption und den Krieg gegen die Drogenbanden und Kartelle. Das Volk ist gespalten. Im April kommt es zur Stichwahl. Wir persönlich hoffen, dass der jetzige Überganspräsident bleiben wird. Er hat viel erreicht in den letzten 12 Monaten und den Drogenbanden den Krieg erklärt, ohne die Bevölkerung zu sehr mit reinzuziehen. Es würde uns aber wahrscheinlich nicht verwundern, wenn auch er den zweiten Wahlgang nicht erleben würde, denn er ist wirklich vielen auf die Füsse getreten. Am Ende wird es für die Wähler wohl so wie immer sein, sie werden sich wahrscheinlich für die Person, die sie als das kleinere Übel sehen, entscheiden. Wen es interessiert hier geht es zu einem Beitrag der das Thema gut auf den Punkt bringt: https://insightcrime.org/news/organized-crime-agenda-ecuadors-presidential-elections/

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Das Neue Jahr hat gut begonnen

Wir haben den Jahreswechsel mit Christine und unseren Nachbarn, der Familie Walraven, gefeiert. Traditionell hat Michi natürlich wieder eine Puppe gebastelt, um sie um Mitternacht zu verbrennen und so alles Schlechte loszuwerden.

Wir waren dann doch etwas müde und haben uns deshalb entschieden den Jahreswechsel gemeinsam mit den Sandwichinseln zu feiern.

Das Jahr 2025 hat für uns sehr gut begonnen. In der ersten Woche bekamen wir die frohe Kunde, dass wir bei Red de Bosques aufgenommen wurden. Das freut uns sehr, denn nun können wir unseren Wald beim Umweltministerium als privaten Schutzwald registrieren und bekommen dadurch einen neuen Status. Bis jetzt wurde er als Landwirtschaftsfläche geführt, aber neu ist es jetzt ein geschützter Wald. Red de Bosques hilft ihren Mitgliedern bei Problemen, sie haben ein riesiges Netzwerk. Wenn die Bedrohung der Goldwäscher auf unserem Land akuter wird, haben sie Anwälte, die helfen können. Aber sie haben auch gute Beziehungen in verschiedenste Behörden. Hoffen wir einfach, dass wir sie deswegen nicht brauchen werden.

Sonnenaufgang am 1. Januar 2025

Bei uns ist gerade viel los. Joëlle hat viel Arbeit bekommen, da in der Firma, für die sie arbeitet, jemand länger ausfällt. Michi hat auch mehrere kleinere Aufträge erhalten und Bambus konnten wir auch schon verkaufen. Zwar nur kleinere Mengen, aber so leert sich das Lager und wir müssen bald unseren Stock wieder auffüllen. Im Dezember hatte Michi noch geplant das Haus neu zu streichen und einen neuen Hühnerstall zu bauen. Das Haus kann warten, aber der Hühnerstall nicht. Unser neuer Hahn hat eine kräftige Stimme, aber vor allem singt er in einer sehr unangenehmen Tonlage. Sogar Hector schmerzt es in den Ohren, wenn der Schweizerhahn morgens um 4 Uhr kräht. Darum baut César nun den neuen Hühnerstall, etwas weiter vom Haus entfernt.

Michi hat gerade keine Zeit um beim Bau des Hühnerstalls mitzuwirken, denn er darf für ein Hotel eine Bar inkl. Stühle aus Bambus bauen. Als erstes musste er sie zeichnen, dann alle Verbindungen austüfteln und schon ging es los mit dem Zuschneiden. Die Deckplatte des Tresens und die Sitzflächen der Stühle werden aus Holz sein. Dieses Holz er bei einem hiesigen Schreiner zuschneiden lassen. Wir haben darauf geachtet, dass es keine geschützte Holzart ist aber vor allem, dass es legal geerntet wurde. Wir hoffen das die Platten bald kommen, so dass Michi alles zusammensetzten kann. Der Zeitdruck beim Kunden ist gross und wir wollen ihn ja auch nicht verlieren.

Die Bar aus Bambus ist in Arbeit

Seit Anfang des Jahres sind auch die Strassenplaner wieder einmal unterwegs. Wir wurden informiert, dass sie Bohrungen an den Strassenrändern machen, um festzustellen wie der Untergrund beschaffen ist und wo die neue Strassenführung durchgehen soll. Die Strasse sollte auf insgesamt neun Meter verbreitert und asphaltiert werden. Das sind Neuigkeiten die wir so bereits vor 14 Jahren gehört haben. Neu ist aber, dass tatsächlich Bohrungen gemacht werden. Wer weiss, vielleicht meinen sie es ja dieses Mal wirklich ernst. Wir würden ca. 1 500 m2 Land verlieren, eine Entschädigung dafür wird es nicht geben. Nur wenn sie einem mehr als fünf Prozent der gesamten Landfläche enteignen, muss der Staat Entschädigung zahlen. Wir sind ja mal gespannt wie es da weiter geht.

Tena wird immer etwas moderner, es ist ja auch die Hauptstadt der Provinz Napo. Bis jetzt gab es genau einen Supermarkt der Kette «TIA» in Tena und in der ganzen Provinz Napo gibt es davon gerade mal zwei Filialen. Seit zwei Wochen gibt es nun einen weiteren Supermarkt: TuTi. Das ist ein Harddiscounter, so wie es früher Aldi oder Lidl waren. Ein für Ecuador komplett neues Einkaufssystem das die Leute hier nicht kennen. Auch wir sind natürlich schauen gegangen. Es ist nicht alles günstiger, aber es hat ganz viele Produkte die es früher in Tena nicht gab – uns freut es.

Fertigpizza, Eiscreme und sonst noch allerlei Ungesundes aus dem TuTi

Jetzt spüren wir die Nachfolgen der Stromeinsparungen die Ecuador vom 20. September 2024 bis 22. Dezember 2024 hatte. Es hat z. B. die Bierproduktion getroffen. Die zwei grossen und einzigen Bierkonzerne (Heineken: mit Biela, Brahma, Heineken und AmBev: mit Pilsener, Club, Budweiser) konnten nicht mehr brauen. Nun gibt es einen Lieferengpass bei den Bieren die in Ecuador hergestellt werden. Betroffen sind vor allem die Mehrwegflaschen in der «normalen» Grösse. Nun werden alle Lagerbestände von Einwegflaschen und Dosen geleert bis die Mehrwegflaschen gewaschen und wieder abgefüllt sein werden. Das hört sich erstmal komisch an, ist aber ein sehr grosses Problem. Denn da hängen sehr viele Arbeitsplätze dran. Es gibt keine Kurzarbeit in Ecuador, was bedeutet: Keine Arbeit = kein Job und demzufolge kein Einkommen. Bei der Stahlindustrie ist es genau das gleiche Bild. Bis die Industrie wieder hochgefahren ist und normal produzieren kann muss man schon bald wieder mit Stromeinsparungen rechnen, denn der Januar ist bis jetzt schon wieder viel zu trocken. Auf alle Fälle geniessen wir unser Feierabendbier noch solange wir Bier haben…

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Aktiver Waldschutz

Letzte Woche mussten wir leider unseren lieben Bombi gehen lassen. Er ist am 26. Dezember 2011 zu uns in den amaZOOnico gekommen und hat von da an unser Leben bereichert.

Aufgewachsen ist er mit Navi, einem Tapir, der die ersten vier Monate seine Spielkameradin und beste Freundin war. Bis sie zu gross wurde und in ein eigenes Gehege umzog.

Er reiste mit uns in die Schweiz, wo er den Winter am liebsten mochte. Im Sommer fand er, dass der Garten für ihn völlig ausreichte. Noch besser fand er Wasser, zumindest solange er mit seinen Pfoten Bodenkontakt hatte, denn Schwimmen war nicht so sein Ding. Sinchi und Bombi waren ein unzertrennliches Team.

Bombi liebte es neue Wege zu erkunden, da war ihm kein Aufstieg zu steil. Aber erkunden bedeutete für ihn, nur ein einziges Mal den gleichen Weg zu gehen. Ein zweites Mal ging ja gerade noch, aber warum man ein drittes oder sogar ein viertes Mal den gleichen Weg gehen sollte, verstand er gar nicht. Familie Niebecker, die immer unsere Hunde in den Ferien hütete, kann davon ein Liedchen singen. Er kam auch wieder mit uns nach Ecuador. Die letzte Zeit verbrachte er noch mit dem Bewachen des Hauses und hatte, wen wundert’s, keine Lust mehr in den Wald zu gehen… den kannte er ja schon. Unsere anderen Hunde konnten von ihm Abschied nehmen. Sinchi war etwas verwirrt und hat lange nach seiner Nummer Zwei gesucht. Wir alle vermissen ihn sehr, er wird immer einen Platz in unseren Herzen haben.

Wir sind immer aktiv, um unseren Wald zu schützen. Michi und César laufen regelmässig durch den Wald, um die Wildkameras zu kontrollieren und um Drittpersonen zu zeigen, dass sie hier nichts verloren haben. Auch bei Selva Viva helfen wir mit. Dafür haben wir eine Drohne von AmaSelva – Bündnis Urwaldschutz e.V. bekommen. Als Michael einer seiner Drohnenflüge über Selva Viva machte, entdeckte er eine Goldmine direkt an der Grenze zum Schutzwald. Wir haben einen Zusammenarbeitsvertrag zwischen Finca Don Sigifredo und Selva Viva und sind Genossenschafter der GSR, aber nicht nur deshalb meldete er seine schreckliche Entdeckung umgehend dem Vorstand von Selva Viva. Es wurde eine Dringlichkeitssitzung einberufen mit verschiedenen Vertretern, unter anderem war auch ein Umweltanwalt dabei. Michi machte dafür nochmals aktuelle Aufnahmen. Mit Schrecken stellten wir fest, dass die Mine innert kurzer Zeit sehr schnell gewachsen ist. Noch am gleichen Abend bekam Joëlle einen Anruf vom Minen Betreiber. Michi war nach einem kurzen Schreckmoment so geistesgegenwärtig, dass er das Gespräch aufgezeichnet hat. Der Mann drohte nicht uns persönlich, da Joëlle ihm erklärte, dass wir im Auftrag von Selva Viva handelten. Er drohte aber Selva Viva mit dem Abholzen von einigen Hektaren Wald sollte er nicht in Ruhe weiter Goldwaschen können. An der Sitzung war man sich einig, dass man dringend etwas unternehmen muss. Es wurde ein Mandat an den Anwalt vergeben. Leider hat sind im Nachhinein herausgestellt, dass nicht alle Personen, die an der Sitzung dabei waren, ganz ehrlich gewesen sind. So stehen nun einer raschen Bearbeitung leider einige Hindernisse im Weg. Der Vorstand von Selva Viva und der Anwalt gehen aber weiter gegen die illegale Goldmine vor. Das ist auch gut so, denn Michi hat bereits wieder neue Fotos gemacht und die zeigen, wie rasant die Mine wächst und wie immer mehr Wald zerstört und der Fluss Rio Rodriguez verschmutz wird.

Starke Vermutzung des Wasser

Der Anwalt sieht gute Chancen, dass dem Treiben ein Ende gemacht wird, da die Regierung seit kurzem vermehrt und viel aggressiver gegen illegale Mienen vorgeht. Früher wurde, wenn überhaupt, die Gerätschaft beschlagnahmt. Heute wird sie vor Ort zerstört, das ist bedeutend billiger und effektiver. Vor einigen Tagen wurde in der Region Tena eine Mine samt Gerätschaften zerstört. Mit dem vor Ort beschlagnahmten Diesel wurden kurzerhand die Bagger und Waschanlagen in Brand gesetzt, oder sogar mit dem vorgefundenen Dynamit gesprengt. Dies belegen Bilder und Videos der Armee. So wurden in den letzten Wochen mehrere kleine und grosse Goldminen in der Amazonía zerstört, wir hoffen auf das Gleiche für die Bedrohung direkt vor unserer Haustür.

Aufnahme vom 23. August 2023
Aufnahme vom 12. September 2023
Aufnahme vom 29. September 2023

Bei uns ist auch sonst noch einiges los wir sind immer noch damit beschäftigt unser Bambuslager zu füllen. Die Trockenzeit ist sehr gut, um schnell Bambus zu trocknen und so unser Lager aufzufüllen. Michi nutz die Zeit auch um Möbel und sonstiges aus Bambus zu bauen. Die Verarbeitung wird immer sauberer und genauer. Das Bambusbett ist sein letztes Werk, das ebenfalls ohne Metall gebaut wurde.

Gecko aus einer Bambuswurzel mit Kokosnusskopf

Joëlle hat einen Nebenjob angenommen, um so unser Leben finanziell zu unterstützen. Sie redigiert Dokumente für eine Schweizer Firma. Das kann sie gut in Ecuador machen, dafür muss sie nicht in der Schweiz sein.

Leider haben wir einen grossen Rückschlag in unserer Vanilleplantage erlebt. Bei einer Nacht- und Nebelaktion wurden unsere Vanillepflanzen allesamt gestohlen, über 100 Pflanzen! Wir hatten ja die Idee, die Plantage in die bestehende Kuhweide am Waldrand zu integrieren. Das ist aber nicht direkt bei unserem Haus und das wurde uns zum Verhängnis da wir sie dort nicht unter Kontrolle hatten. 60 cm Vanillepflanze kostet rund 2 Dollar. Das ist viel Geld bei über 100 Pflanzen von insgesamt über 300 Metern. Das verlorene Geld ist das eine Übel, schlimmer sind die fast drei Jahre Arbeit die jetzt kurz vor der ersten Blühte weg sind, es ist alles vorbei. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen und sind schon auf der Suche nach einem sichereren Standort für die neue Plantage.

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Trockenzeit

Etwas früher als erwartet hat bei uns die Trockenzeit begonnen, denn bereits im Juli hatten wir im Durchschnitt schon sehr wenig Regen. Das bedeutet nicht, dass es bei uns nicht regnet, das tut es sehr wohl nur einfach viel weniger. In den drei Jahren, die wir wieder zurück sind, hatten wir in den Monaten der Trockenzeit einen durschnittlichen Niederschlag von ca. 160 mm/m2. Das ist im Vergleich zur Jahresdurchschnittsmenge von ca. 330 mm/m2 pro Monat recht wenig. Ab dem ersten Tag (seit wir wieder hier sind) hat Michael eine Regenmessstation aufgestellt und misst bzw. notiert jeden Tag die Regenmenge. Die Natur braucht auch die Trockenzeit im Regenwald. Viele Baumsorten wie z.B. die Korallenbäume werfen zu Beginn der Trockenzeit alle Blätter ab und fangen im selben Moment an zu Blühen. Diese Bäume stechen regelrecht aus dem immer grünen Wald heraus. Ihre Blüten sind Rot bis Orange und man könnte meinen der Baum stünde in Flammen.

Das gleiche machen aber auch andere Baumarten. Es gibt verschiedenen „Farbenphasen“ im Wald. Zuerst sind die rotblühenden Bäume dran danach kommen die Gelben und zum Schluss die Violetten. Nein, sie blühen nie zur gleichen Zeit. Die auffallend leuchtenden Baumarten haben so viele Samen, die dadurch sicher verbreitet werden. Es sind alles Sekundärbaume welche diese Strategie zur Weiterverbreitung haben.

Hingegen blühen grosse Urwaldriesen sehr unauffällig und das auch nur alle zwei bis drei Jahre. Nach der Trockenzeit beginnt dann die Frucht- und Samenzeit. Auch wir werden dann wieder vermehrt einzelne Bäume anlaufen um zu schauen ob sie uns Samen schenken. Nicht nur für die Pflanzen sondern auch für diverse Tiere ist die Trockenzeit wichtig, besonders für einzelne Vogelarten. Die verschiedensten Vogelarten haben die verschiedensten Strategien entwickelt um sich erfolgreich Fortzupflanzen. Einzelne Taubenarten brüten das ganze Jahr hinweg. Sobald sie einen trockenen Platz gefunden haben, beginnen sie mit dem Brüten. So können sie bis zu acht Mal pro Jahr Junge aufziehen und wenn mal ein Gelege oder Küken gefressen wird, ist es nicht so schlimm und sie beginnen gleich mit der nächsten Brut. Sie betreiben darum auch keine wirkliche Brutpflege. Die Tangare machen es den Tauben gleich und brüten mehrmals pro Jahr. Die Papageinartigen, z.B. die Mülleramazonen, brüten am Ende der Trockenzeit um dann genügend Futter für die Jungen finden zu können und betreiben eine sehr intensive Brutpflege, denn sie haben nur eine Chance pro Jahr. Da aber Amazonen bis zu 60 Jahre alt werden können, haben sie auch bedeutend mehr Zeit. Tauben und Tangare werden nur ca. acht bis zehn Jahre alt, da bleibt ihnen nicht so viel Zeit. Die Familie der Stirnvögel Brütet nur in der Trockenzeit. Bei uns gibt es den Grünschopf-Stirnvogel und die Gelbbürzelkassike. Der grosse Stirnvogel heisst hier Oropendola, was frei ins Deutsche übersetzt Uhrenpendel heisst. Der Name leitet sich von ihrem Nest ab. Sie weben grosse freischwebende Nester. Es gibt eine rund einen Meter lange Eingangsröhre an deren unteren Ende sich das Nest befindet. Diese Nester werden immer entweder an einem frei stehenden oder einem alles überragenden Baum befestigt. Darum sieht man die Nester oft in Weiden bei einzelnen, freistehenden Bäumen. So schützen sich die Vögel vor Fressfeinden wie z.B. Affen oder auch Schlangen. Oropendolas sind sogenannte Kolonienbrüter und deshalb nie alleine.

Die Gelbbürzelkassiken bauen ebefalls an freistehenden Bäumen ihr Nest, aber das ist nicht freischwebend. Auch sie weben in der Kolonie eine Kugel mit verschieden Eingängen und mit verschieden Brutkammern. So können sie beim Eindringen eines Feindes flüchten oder den Feind von hinten angreifen. Das Kollektiv bei der Brut ist sehr wichtig.

Das sind nur wenige Beispiele von der Wichtigkeit der Trockenzeit und auch nur ein ganz kleiner Einblick in das Brutverhalten einiger Vögel.

Auch für uns ist die Trockenzeit eine arbeitsintensive Zeit. Es ist die Zeit des Baumschnittes bei der Kakaoplantage. Wir haben zum einen die Bäume zurückgeschnitten und zum anderen auch gleich bei rund einem Viertel der Bäume den Verjüngungsschnitt gemacht. Die Trockenzeit ist auch die Zeit mit sehr viel Sonnenschein und eignet sie sich deshalb super um Bambus zu trocknen. Darum werden wir auch nach dem nächsten Vollmond wieder Bambus ernten und behandeln. So hoffen wir innert Kürze unsere Lagerhalle wieder füllen zu können.

Michael war wieder einmal gezwungen nur zu zuschauen. Er durfte endlich den Nagel und die Schrauben entfernen lassen, die seit der Operation nach dem Beinbruch im Dezember 2020 in seinem Bein waren. Er konnte aber natürlich nicht still sitzen und so hat er es denn auch ab und zu etwas übertrieben was er schmerzhaft spürte. Er plante Joëlles neues Büro und hat die Möbel auch gleich selber gebaut – natürlich alles aus Bambus.

Joëlles neues Büro

Zuerst musste aber die ganze Stubeneinrichtung neu gezimmert werden, denn da waren vor längerer Zeit Erdtermiten eingezogen, welche die Stühle von innen heraus langsam auffrassen. Alle Möbel wurden aus Bambus gefertigt ohne einen einzigen Nagel oder Schraube zu benutzen, alle Verbindungen sind aus Bambusdübeln.

Neue Wohnzimmermöbel
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Den Überblick behalten, keine einfache Aufgabe

Es ist erstaunlich, was in Ecuador alles zu einer Lebensaufgabe werden kann. Es ist absolut unmöglich, sich darauf zu verlassen, dass eine persönlich abgegebene schriftliche Anfrage oder ein persönlich bestätigter Auftrag auch tatsächlich bearbeitet wird. Es kommt immer wieder vor, dass man eine Fallnummer zur Nachverfolgung mit der entsprechenden Handynummer zur Kontaktaufnahme erhält. Leider ist es dann häufig so (gerade diese Woche wieder geschehen), dass bei der Handynummer eine Ziffer „vergessen“ oder so unleserlich geschrieben wird, dass sie unbrauchbar ist. Dies macht eine Nachverfolgung ohne erneuten persönlichen Besuch der Institution unmöglich. Ausserdem ist es üblich, alle Geschäfte über WhatsApp abzuwickeln. Auch die Bank oder das Krankenhaus kommunizieren extrem sorglos sehr sensible Daten über dieses Medium, daran muss man sich erst gewöhnen. Aber da es in Ecuador überhaupt keinen Datenschutz gibt, gewöhnt man sich eigentlich recht schnell daran. Um die „Pendenzen“ nicht aus den Augen zu verlieren, hat Joëlle beschlossen, wieder ganz altmodisch mit einer Papierliste zu arbeiten. Denn nur so kann sie einigermassen den Überblick behalten, wie weit etwas bearbeitet ist und wie oft sie schon nachgefragt hat.

Im letzten Blog haben wir über Floh berichtet, unsere kleine Findelhündin. Dank Michis Internetrecherchen über Hundezähne und deren Entwicklung bzw. Schäden durch Mangelernährung während des Wachstums wissen wir nun, dass sie zwischen 5 und 6 Monate alt sein muss. Unser Entschluss steht fest, wir behalten Floh und lassen sie kastrieren. Mittlerweile wissen wir, dass sie nicht vom Auto gefallen ist sondern ziemlich sicher ausgesetzt wurde.

Floh ist müde

Zwei Tage nachdem Floh bei uns aufgetaucht ist, haben Michi und César leider einen toten Kater im Bambusbecken gefunden. Einen weiteren Tag später haben sie im Bambuslager eine noch junge Kätzin mit vier neugeborenen Welpen angetroffen. Als Michi die Umgebung inspizierte, fand er wieder einen Sack, der aussah, als wäre er von innen aufgerissen worden. Nun müssen wir davon ausgehen, dass sowohl Floh als auch die Katzen in ihren Säcken am Puerto Barantilla zurückgelassen wurden. Britta, eine Lehrerin die gerade für Sommerunterricht hier ist, kümmert sich liebevoll um die kleine Katzenfamilie. Zweimal am Tag schaut sie nach, ob es allen gut geht und füttert sie. Wir haben jetzt nicht mehr nur ein halbes Tierheim…

Wir werden versuchen für die Katzen ein Zuhause zu finden

Michi hat angefangen, Möbel aus Bambus zu bauen. Zum einen, weil es ihm Spass macht und zum anderen, weil das Sofa, die Stühle und der Wohnzimmertisch im Haus seit Jahren von Erdtermiten zerfressen werden. Der erste Stuhl war nicht ganz einfach, da er ja noch nie so etwas gebaut hat. Aber mit viel Geduld, Einfallsreichtum und einigen cholerischen Ausbrüchen hat er es hingekriegt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen!

Der zweite Stuhl war dann auch viel schneller und einfacher zu bauen. Joëlle ist mächtig stolz auf ihren Mann, der aus Überzeugung und Leidenschaft Tierpfleger geworden ist und jetzt auch Möbel baut. Als Nächstes will er einen Wohnzimmertisch und ein Sofa bauen und dann sicher auch Betten. Diese Möbel werden ohne Nägel und Schrauben gebaut, sie halten nur durch den Druck und die Spannung der miteinander verbundenen Teile, die durch Bambusdübel gesichert werden. Er verwendet drei verschiedene Bambusarten. Wer weiss, vielleicht gibt es ja Privatpersonen oder sogar Hotelbesitzer, die sich für seine nachhaltigen und sozialverträglichen Möbel interessieren.