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Der Wald lebt

Wie wir schon in vorangegangenen Berichten geschrieben haben, stellen wir Wildkameras auf um zu schauen was für Tiere auf unserem Land leben oder es durchstreifen. Und natürlich auch um uns einen Eindruck zu verschaffen ob und wie sich der Wildbestand verändert. Es soll aber auch zur Abschreckung für Wilderer dienen. Das erscheint uns recht erfolgreich zu sein. Waren in den ersten Monaten noch drei Wilderer auf den Bildern zu sehen, hatten wir im letzten Jahr keinen Einzigen mehr auf den Fotos. Es hat sich wohl rumgesprochen und jetzt meiden sie unser Land. Das Hauptziel ist aber schon Tiere vor der Kameras zu haben. Zwei Kameras stehen immer am gleichen Ort und bei vier weiteren Kameras wechseln wir alle sechs Wochen den Standort. Wir konnten schon einige Säugetiere und Vögel auf den Bildern entdecken. Das sind Nasenbären, Krabbenwaschbären, Agutis, Pakas, Hirsche, Gürteltiere, verschiedene Opossums, Ozelote, Wieselkatzen, Tairas, Wildschweine und sogar einen Puma.

Als Michael aber letzte Woche die Kameras zurückholte und sie auswertete machte er eine extrem erfreuliche Entdeckung. Ein Tapir ist auf den Fotos an gleich drei verschiedenen Tagen zu sehn. Da hatten wir also zum ersten Mal einen Tapir vor der Linse und nur einen Tag später auch den Jaguar. Wir waren extrem erfreut und sehr überrascht, dass der Jaguar und der Tapir unseren Wald durchkreuzen. Laut den Waldhütern sind Jaguar Spuren selten so nahe an der Strasse gefunden worden.

Tapir
Jaguar

Da es sich um Fotos von einer fix stationierten Kamera handelt, ist sie auch nicht weit entfernt von unserem Haus platziert. Sie befindet sich 300 Meter Luftlinie in einer alten Plantage die wir am Aufforsten sind. Das wiederum bedeutet aber auch nur 100 Meter hinter und neben einer unserer Kuhweiden. Tatsächlich waren die Kühe gerade auf dieser Weide als das Foto geschossen wurde. Zum Glück gibt es anscheinend wieder mehr Beutetiere für den Jaguar und so lässt er unsere Kühe in Ruhe. Wir sind froh wenn er den Hirsch- und Wildschweinbestand etwas reduziert oder vertreibt, denn die haben leider einigen Schaden an den neu gepflanzten Bäumen angerichtet und wir müssen teilweise nachpflanzen gehen. Sie haben uns vier Patenbäumchen abgefressen, die wir natürlich ersetzten werden.

Pekaris

Aber der Jaguar hat seine Sache gut gemacht. In den darauf folgenden Tagen war kein grösseres Säugetier mehr auf den Fotos zu sehen. Mal sehen wie lange der Schreckeffekt anhält. Als Michael eine Kamera aus dem Wald auswertete stellte er fest, dass über 400 Fotos darauf waren und er war sehr gespannt was da alles in die Falle ging. Es war recht lustig als er feststellte, dass wir ein balzendes Paar Brillenvögel vor der Linse hatten die genau da ihren Tanz aufführten und so die Kamera 350 Mal auslösten. Leider war die Videofunktion nicht eingeschaltet. Einmal hatten wir einen Königsgeier auf einem Video. Laut Literatur kommt er in dieser Region nicht vor. Wir waren also sehr erstaunt und hoch erfreut als wir diesen riesigen Vogel sahen.

Für unser Bambusprojekt haben wir letzten Sonntag den acht Meter hohen Galgen aufgestellt. Wir hatten einen Bagger der uns half die Röhrenkonstruktion hoch zu heben und sie in die vorgesehenen Löcher zu stellen. Schnell musste noch ein Kubikmeter Zement gemischt und in die Löcher gefüllt werden (von Hand natürlich) und dann stand das Ungetüm. Nun müssen wir nur noch die Verstrebungen anbringen, dann wird der Galgen einsatzfähig sein. „Ja, nur noch schnell“ das wurde Michael zum Verhängnis und er hat sich an einer Röhre von 200 kg übertan und ist nun mit starken Rückenschmerzen ausser Gefecht. Das bedeutet Stillstand und das schmerzt Michael fast am meisten. Aber so hatte er Zeit eine Rohfassung von diesem Blog zu schreiben. Und Joëlle, die gerade die Grippe hat, liegt auch flach. Wir sollten wirklich etwas kürzer treten, unsere Körper haben es uns gerade diese Woche wieder mitgeteilt.

Letzte Woche ernteten wir unseren ersten Kakao dieses Jahr. Der Rückschnitt der Plantage vom letzten Jahr trägt Früchte. Bei dieser ersten Ernte hatten wir über 50 kg Ertrag. Das entspricht etwa gleichviel wie der Menge des ganzen letzten Jahres. Jetzt können wir bis im Juli alle drei bis vier Wochen ernten. Währendem alles teurer wird, fallen die Kakaopreise in den Keller, das soll einer mal verstehen… Ecuador hat per Anfang Jahr den Mindestlohn um 5 % angehoben und somit wurde alles viel teurer. Die Absatzpreise sind aber immer noch die gleichen wie vor zwölf Jahren oder wie im Falle von Kakao sogar gesunken. Als wir vor zwölf Jahren im amaZOOnico arbeiteten, zahlten wir für ca. 20 kg Kochbananen $ 2.50. Der Preis ist noch heute der gleiche, egal wo man die Produkte verkauft. Kakao und Kaffeepreise sind gesunken, in der Schweiz aber steigen die Preise!

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2 Anworten auf „Der Wald lebt“

Alles Gute an Euch beide.
Es ist immer wieder spannend Eure Beiträge zu lesen und ich freue mich schon auf den nächsten.

Fantastische Tierwelt, da gibt es Lebewesen von denen ich noch nie gehört habe. Eure Blog sind eine richtige Kulturbereicherung.
Ich wünsche euch beiden eine gute Besserung, dass ihr bald wieder mit voller Kraft an euren Projekten arbeiten könnt. Überreisst euch nicht.
Herzliche Grüsse
André

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