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Ferien und neues von der illegalen Goldmine

Bernd, unser lieber Freund und ehemaliger Volontär, kam uns diesen Monat besuchen. Da er unseren Betrieb, die Kühe und die Hunde sehr gut kennt, hat er uns angeboten für eine Woche auf alles aufzupassen. Vielen herzlichen Dank dafür! Damit hat er uns einen kurzen, aber dringend benötigten Urlaub ermöglicht. Für uns waren die letzten Wochen bzw. Monate extrem kräftezehrend. Die illegale Mine und der Vorfall mit dem Diebstahl der Wildkamera hat uns viel Zeit und Geld aber vor allem auch Nerven gekostet. Die Anzeige gegen den Dieb läuft und im März werden sowohl wir als auch er eine Aussage bei der Kriminalpolizei der Provinz Napo machen müssen.

Unsere Ferien starteten wir in den Thermalquellen von Papallacta, wo sich Joëlle morgens um 6.00 Uhr für eine gute Stunde allein in den Pool setzen konnte. So ein Ferienbeginn ist perfekt! Ab da, waren wir für eine ganze Woche in den Anden, der sogenannten Sierra, unterwegs. Wir besuchten unseren Freund Joep im Parque Condor in Otavalo. Bei dieser Gelegenheit besuchten wir natürlich auch den bekannten und sehr bunten Touristenmarkt von Otavalo, wo wir uns mit neuen Hosen und Michi mit einer warmen Wolljacke für die diesjährige Reise in die Schweiz eindeckten. Ebenfalls besuchten wir zwei Kraterseen. Der eine, Laguna de Cuicocha, ist bekannter und wird sowohl von einheimischen als auch von ausländischen Touristen rege besucht. Der andere, Laguna de Mojanda, ist nicht so bekannt und wird vor allem am Wochenende vorwiegend von einheimischen Touristen besucht.

Da wir die Sierra noch nicht so gut kennen, wollten wir unbedingt auch nach Quilotoa. Dort gibt es ebenfalls einen sehr bekannten Kratersee, man sagt es sei die schönste Vulkanlagune von Ecuador. Wir wollten zwei Nächte in Quilotoa bleiben. Dieses kleine Dorf befindet sich am Krater auf ca. 3900 m ü. M. Leider hat es an unserem Ankunftstag wie aus Kübeln geschüttet und wir konnten weder den Kratersee besuchen noch eine erste Wanderung unternehmen. Nach einer sehr schlechten Nacht, wegen der Höhe konnten wir kaum schlafen, sind wir am Morgen in einer Nebelsuppe aufgewacht. Da es nicht erkennbar war, ob das Wetter besser oder schlechter werden wird, sind wir losgegangen, um auf dem Kraterrand eine Rundwanderung zu machen. Nach ca. einer Stunde hat es wieder geregnet und stark gewindet. Von der Lagune war nichts sichtbar und wir entschieden, dass der Wind zu gefährlich ist und drehten um.

Im Hintergrund ist der Kratersee von Quilotoa nicht sichtbar

Da wir bereits eine schlechte Nacht hinter uns hatten und völlig durchfroren waren, entschieden wir uns diese Höhe zu verlassen und unsere letzte Nacht in Latacunga zu verbringen. Das befindet sich auf ca. 2700 m ü. M. was das Schlafen etwas angenehmer macht. Nicht weit von Latacunga ist Saquisili, wo immer donnerstags ein grosser Markt stattfindet, der grösste Markt in den Anden Ecuadors. Von allen umliegenden Tälern kommen die Einheimischen, um entweder Waren und Tiere zu verkaufen oder einzukaufen, es ist kein typischer Touristenmarkt. Als Tierliebhaber mit schwachen Nerven, sollte man den Tiermarkt besser nicht besuchen. Wir waren bereits 2009 einmal dort, damals zusammen mit Michis Eltern und Maura Weder, die uns im amaZOOnico besuchen kamen.

Nach einer Woche, in der wir nie unter 2500 m ü. M. waren, sind wir sehr froh wieder zu Hause im Regenwald zu sein. Zum einen, weil wir die Höhe nicht mehr so gut vertragen und zum anderen, weil es hier so schön warm ist. Nun konnten wir endlich auch mal etwas rumreisen und das Land, in dem wir wohnen etwas besser kennenlernen. Manchmal haben wir den Eindruck, dass die Leute, die uns besuchen kommen Ecuador fast besser kennen als wir selbst. Wir konnten richtig gut abschalten und auf andere Gedanken kommen. Nochmals vielen Dank dafür lieber Bernd, wir freuen uns schon darauf, wenn du uns das nächste Mal besuchen kommst 😊.

Während unseres Urlaubs fand eine erste Operation zur Bekämpfung der illegalen Mine am Rio Rodriguez statt. An der Aktion waren Polizei, Staatsanwaltschaft und Militär beteiligt. Dabei wurden ein Bagger, eine Z-Siebmaschine, Diesel und Bargeld beschlagnahmt. Eine Person wurde festgenommen. In der offiziellen Mitteilung ist die Rede davon, dass die angrenzenden Gemeinden den Behörden dankbar für das Eingreifen sind. Das ist sehr gut so, denn somit sind sowohl Selva Viva und dessen Anwalt als auch wir aus der Schusslinie. Es war ein guter Tag für die mehr oder weniger offiziell Beteiligten, die den Wald schützen und nicht ausbeuten wollen. Damit ist dieses leidige Kapitel aber noch nicht zu ende. Jetzt gilt es weiterhin zu beobachten, ob nicht wieder gearbeitet wird.

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Die Strasse

Die Strasse die zu uns raus führt ist eine Interprovinzial Strasse welche die Provinzhauptstädte von Napo und Orellana, also Tena mit Coca verbindet und darum eine Staatsstrasse ist. Wir haben schon einmal in einem Blog über sie berichtet, damals ging es um die Verbreiterung. Seit der Verbreiterung vor gut zwei Jahren ist nicht mehr geschehen. Die Strasse wurde vor ca. 25 Jahren von der Ölgesellschaft gebaut. Etwa 40 Kilometer von uns entfernt befindet sich ein Ölfeld, wo Bohrtürme stehen und Öl gefördert wird (Bloque 21 Yuralpa). Bis vor ungefähr zehn Jahren war diese Strasse eine Sackgasse. Dann verband man sie mit der Strasse die von Coca her kommt. Früher kümmerte sich die Ölgesellschaft um den Unterhalt, damit sie mit ihren Lastwagen problemlos hin und her fahren konnten. Heute fühlt sich niemand mehr verantwortlich und sie zerfällt. Besonders die Brücken leiden, da diese nie für solche Belastungen gebaut wurden und auch nicht mehr unterhalten werden. Die letzten sieben Kilometer, nachdem die asphaltierte Strasse zu Ende ist, bis zu unserm Haus sind jedes Mal recht abenteuerlich.

Zum einen da die Brücken einige Löcher aufweisen., die immer grösser werden, und zum anderen rutscht bzw. bricht die Strasse an vielen Stellen ab und wird immer schmaler. Zum Glück haben wir ein geländetaugliches Auto, sonst kämen wir nicht zu Hause an.

Wenn wir sehen, welche LKWs der Ölgesellschaft vor unserer Haustüre durchfahren staunen wir immer wieder, dass die Brücken noch da sind. Vor einigen Wochen hat die Ölgesellschaft mal wieder einen Bohrturm mit allen dazugehörigen Materialien ersetzt. Die Ausrüstung und das ganze Material wird auf Sattelschleppern an die Küste transportiert wo es gewartet wird. Für so einen Austausch braut es mindesten 120 LKWs.

Wir waren gerade beim Abendessen als wir LKWs hörten und bei uns plötzlich das Licht aus ging. Wir rannten los, um zu schauen was geschehen war. Leider mussten wir feststellen, dass ein LKW unsere Stromleitung zum Bambuslager mitgerissen hat, er hatte es mit der Höhe der Ladung etwas übertrieben. Man beachte, dass die Leitung auf mehr als sechs Metern über der Strasse hing. Da wir uns bei der Strominstallation für ein gutes Kabel entschieden hatten, hielt es sehr gut, weshalb der Strompfahl und die Stromzähler arg in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Das Kabel lag, nachdem es ausgerissen wurde auf der Strasse und alle nachfolgenden LKWs, rund ein Dutzend, sowie der restliche Verkehr fuhren darüber hinweg. Wir konnten leider den Verursacher nicht anhalten, aber den nachfolgende LKW schon. Der Chauffeur spielte alles runter. Wir setzten uns gleich mit der Transportfirma in Verbindung. Die schickten noch am gleichen Abend, etwa drei Stunden später, jemanden der das Kabel wieder aufhängte, es aber nicht ersetzte. Da über das Kabel LKWs mit über 40 Tonnen und andere Fahrzeug hinweg fuhren, weist es einige risse auf. Wir mussten diese Angelegenheit unserem Anwalt übergeben, der jetzt eine Klage einreicht um den entstandenen Schaden einzufordern. Wenn man keine Klage einreicht, bleibt man selbst auf den Kosten sitzen. Wir mussten nicht lange überlegen, ob wir diesen Schritt gehen, denn die ganze Installation hat uns über 1000 Dollar gekostet. Bei unserem Nachbarn in Campococha hat der gleiche LKW das Internetkabel runtergeholt, er konnte ihn auch nicht stoppen. Mal schauen, wie es mit dieser Geschichte weiter geht.

Wir haben uns für das neue Jahr vorgenommen alles etwas ruhiger anzugehen. Letztes Jahr war bei uns sehr viel los, besonders wegen der illegalen Goldmine und der Wilderei. Dies hat uns sehr viel Nerven gekostet. Wir mussten viele Gespräche führen, die nicht immer spurlos an uns vorbei gingen. Ja, für den Umweltschutz hier vor Ort braucht man ein richtig dickes Fell, das wächst einem aber nur langsam. Auf keinen Fall werden wir unseren Idealen untreu weshalb wir uns weiterhin für den Tier- und Umweltschutz einsetzten. Die Klage wegen des Diebstahls der Wildkamera und der Wilderei ist eingereicht und läuft.

César und Michi arbeiten momentan an der Fertigstellung der neuen Werkstatt. Es entsteht auch ein kleines Lagerhäuschen, welches in den Hang hineingebaut wird. Das bedeutet aber, dass eine Wassersperre eingebaut werden muss. Das Verstand der «Zementmeister» anfangs nicht ganz, weshalb ihm Michi vorzeigen musste warum, und vor allem wie er es möchte. Michi kann Vieles, aber beim Zement hat er nur Fragen. Er weiss wie er hält und was es braucht, aber er kann es nicht umsetzten. Auch César versteht die Materie nicht ganz und so brauchten sie einen Meister der das Lager so baut, wie es geplant wurde.

In etwa vier Wochen beginnt die Kakaoernte. Die Bäume tragen viele Früchte und wir hoffen auf eine gute Ernte. Aufgrund von Ernteausfällen in Afrika ist der Kakaopreis um75 Prozent gestiegen. Wir erwarten deshalb einen guten Ertrag.

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Kurz vor Weihnachten

Ende November durften wir Sinchi, unseren treuen Gefährten und lieben Begleiter, gehen lassen. Er war während 14 Jahren und 7 Monaten stets an unserer Seite.

Sinchi hinterlässt nicht nur bei uns eine riesige Lücke, sondern auch bei unseren anderen drei Hunden. Sie müssen sich nun zuerst neu ordnen und bestimmen, wer die oder der neue Chef ist. Yuma erhebt da ihren berechtigten Anspruch, da sie am längsten bei uns ist.

Hektor weiss noch nicht so recht, was er davon halten soll, aber er fügt sich und Floh ist noch zu jung und hat andere Flausen im Kopf. Die Veränderung in der Meute ist zu spüren. Klar ist, dass wir alle Sinchi vermissen. Aber dennoch sind wir froh, dass wir ihn rechtzeitig gehen lassen durften. Er wird für immer in unseren Herzen bleiben.

Michi hat ein kleines Platzproblem bei seiner Werkstatt und hat deshalb den Vorplatz des Schulhäuschen in Beschlag genommen. Das ist aber keine dauerhafte Lösung, weshalb wir einen neuen Unterstand für unser Auto bauten. Natürlich ist auch dieser Bau aus Bambus.

So konnten wir erneut einigen jungen Leuten zeigen, wie man einfache und stabile Konstruktionen aus Bambus macht. Auch Louis, unser derzeitiger Praktikant (Student der ZHAW), konnte mithelfen und viele Erfahrungen sammeln. Jetzt kann Michi den alten Autounterstand zu einer Werkstatt umbauen. Mal schauen, wie lange es dauert bis auch da zu wenig Platz ist. Wir sind jedenfalls froh, wenn es nicht immer direkt neben dem Haus staubt, wenn jemand an der Arbeit ist.

César mit dem Bauteam

Wir haben begonnen rund zwei Hektaren alte Weidefläche wieder dem Wald zurückzugeben. Als Erstes haben wir es einfach Verbuschen lassen umso sehen zu können, welche Sekundärbäume da wachsen. Dann haben wir begonnen einzelne Fruchtbäume zu pflanzen oder zu fördern, indem wir sie frei schnitten. Nun sind wir in der Phase in der wir gezielt einzelne Primärbäume pflanzen und so die Artenvielfalt wieder erhöhen. In der ganzen Zeit liessen wir immer wieder die Kühe in diesen Abschnitt, die frassen das nachwachsend Gras. Wir müssen da aber immer noch gezielt die gepflanzten Bäume freischneiden gehen. Vereinzelt würden sie sonst von Schlingpflanzen zerdrückt werden. So geben wir den neuen Bäumen eine höhere Überlebenschance. Louis schreibt eine Arbeit zum Thema Auswirkungen der Viehhaltung auf den sekundären Regenwald. Kurz gesagt über das Zusammenspiel von Wiederaufforstung, Kühen und einheimischen Wildtieren. Er ist mit César mehrmals kontrollieren gegangen, ob die Bäumchen noch leben oder ob die Kühe sie gefressen oder zertrampelt haben. Mit Erstaunen stellte er fest, dass es mehr Schaden durch Insektenfrass gibt als durch die Kühe. Auch er durfte dort noch drei Bäume pflanzen die er dann als Patenpflanzen zu Weihnachten verschenken wird. Er weiss ja nun genau wo sie stehen und mit den Koordinaten, die er mit seinen Urkunden erhält, können auch die Beschenkten nachschauen, wo die Bäumchen stehen.

Drohnenaufnahme der Aufforstungssfläche

Louis hat für seine Arbeit auch Wildkameras aufgestellt. Zum einen bei der Aufforstungsfläche und zum anderen rund um die Finca Don Sigifredo. Michi hat ebenfalls noch weitere Kameras aufgestellt, um zu sehen was in einzelnen Sektoren geschieht, denn wir hören leider wieder vermehrt Schüsse aus dem Wald. Nach einem Monat holte Michi seine Kameras zurück und musste feststellen, dass eine gestohlen wurde. Zum Glück haben wir bei der betroffenen Stelle zwei Kameras aufgestellt, denn Michi hatte dort Tapir Spuren gefunden und wollte die Tiere sowohl von vorne als auch von der Seite fotografieren. Wir hatten auch tatsächlich Tapire auf den Bildern, worüber wir uns extrem freuten.

Zwei Tapire

Weniger schön waren dagegen die Bilder von einem Wilderer, wie er nur gerade 24 Stunden zuvor unsere Kamera stiehlt. Tatsächlich haben wir sehr gute Fotos, auf denen man das Gesicht des Wilderers gut erkennt und man sieht sein Gewehr. Aber vor allem sieht man wie er unsere Kamera, nachdem er sie von der Befestigung gelöst hat, in den Händen hält. Wir kennen die Person, er ist unser Nachbar auf der anderen Seite des Flusses.

Der Wilderer beim stehlen unsere Kamera

Für uns war klar, dass wir etwas unternehmen werden. Wir hofften sehr auf die Unterstützung von Selva Viva und dem amaZOOnico, um gemeinsam etwas zu unternehmen und eine geschlossene Haltung gegen die Wilderei zu zeigen. Die Fotos wurden nur 50 Meter von der Grenze zu Selva Viva und rund zwei Kilometer von der Wildtierauffangstation amaZOOnico aufgenommen. Zum ersten Mal gibt es gute Beweisfotos von einem Wilderer. Tja, es war einmal mehr nur Wunschdenken. Der Geschäftsführer von Selva Viva und Besitzer des amaZOOnicos sagte ganz klar, dass es zwar nicht schön ist, aber auch nicht im Schutzwald von Selva Viva geschah und deshalb unser eigenes Problem sei. Wir bekamen zwar vereinzelt Zustimmung vom Schweizer Vorstand Selva Vivas, aber der Geschäftsführer hat entschieden. Wir staunten nicht schlecht über die Absage. Auch der amaZOOnico hat kein Interesse etwas gegen die Wilderei zu unternehmen, obwohl die Tapire auf den Fotos vermutlich von ihnen ausgewildert wurden. Als dann vom Vorstand des Fördervereins des amaZOOnicos in der Schweiz, ehemalige Volontäre der Wildtierauffangstation, keine Reaktion oder Stellungnahme kam, stellten sich uns einige Fragen.

Wir liessen ein Schreiben durch unserem Anwalt aufsetzen, wo wir dem Wilderer die Möglichkeit gaben uns die Kamera oder deren Gegenwert zurückzugeben, um so einer Klage zu entgehen. Wir waren leider nicht zu Hause als der Wilderer tatsächlich eine Kamera zurückbrachte, Louis hat sie entgegengenommen. Er staunte jedoch nicht schlecht, denn es war nicht unsere Kamera, sondern seine. Am nächsten Tag sind Louis und César natürlich gleich seine anderen Kameras einsammeln gegangen. Von vier waren nur noch zwei da. Die Fotos für seine Arbeit sind weg und es fehlt ihm noch eine Kamera. Jetzt sind wir dabei den Wilderer erneut zu kontaktieren und mit ihm zu klären, wie viele Kameras er insgesamt gestohlen hat. Es müssen ja mindestens zwei sein. Diejenige welche wir bekommen haben, stimmt nicht mit derjenigen auf dem Foto überein. Leider kostet uns das viel Zeit und Nerven. Wir wissen nicht was uns mehr ärgert, die vermeintliche Scheinheiligkeit der sogenannten Tier- und Umweltschutzorganisationen und ihrer Funktionäre oder der reumütige Wilderer.

Sonnenaufgang

Auf diesem Weg wünschen wir allen unseren treuen Lesern, Spendern und Wohltätern ruhige und erholsame Weihnachten. Wir wünschen euch nur das Beste!

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Der Wald lebt

Wie wir schon in vorangegangenen Berichten geschrieben haben, stellen wir Wildkameras auf um zu schauen was für Tiere auf unserem Land leben oder es durchstreifen. Und natürlich auch um uns einen Eindruck zu verschaffen ob und wie sich der Wildbestand verändert. Es soll aber auch zur Abschreckung für Wilderer dienen. Das erscheint uns recht erfolgreich zu sein. Waren in den ersten Monaten noch drei Wilderer auf den Bildern zu sehen, hatten wir im letzten Jahr keinen Einzigen mehr auf den Fotos. Es hat sich wohl rumgesprochen und jetzt meiden sie unser Land. Das Hauptziel ist aber schon Tiere vor der Kameras zu haben. Zwei Kameras stehen immer am gleichen Ort und bei vier weiteren Kameras wechseln wir alle sechs Wochen den Standort. Wir konnten schon einige Säugetiere und Vögel auf den Bildern entdecken. Das sind Nasenbären, Krabbenwaschbären, Agutis, Pakas, Hirsche, Gürteltiere, verschiedene Opossums, Ozelote, Wieselkatzen, Tairas, Wildschweine und sogar einen Puma.

Als Michael aber letzte Woche die Kameras zurückholte und sie auswertete machte er eine extrem erfreuliche Entdeckung. Ein Tapir ist auf den Fotos an gleich drei verschiedenen Tagen zu sehn. Da hatten wir also zum ersten Mal einen Tapir vor der Linse und nur einen Tag später auch den Jaguar. Wir waren extrem erfreut und sehr überrascht, dass der Jaguar und der Tapir unseren Wald durchkreuzen. Laut den Waldhütern sind Jaguar Spuren selten so nahe an der Strasse gefunden worden.

Tapir
Jaguar

Da es sich um Fotos von einer fix stationierten Kamera handelt, ist sie auch nicht weit entfernt von unserem Haus platziert. Sie befindet sich 300 Meter Luftlinie in einer alten Plantage die wir am Aufforsten sind. Das wiederum bedeutet aber auch nur 100 Meter hinter und neben einer unserer Kuhweiden. Tatsächlich waren die Kühe gerade auf dieser Weide als das Foto geschossen wurde. Zum Glück gibt es anscheinend wieder mehr Beutetiere für den Jaguar und so lässt er unsere Kühe in Ruhe. Wir sind froh wenn er den Hirsch- und Wildschweinbestand etwas reduziert oder vertreibt, denn die haben leider einigen Schaden an den neu gepflanzten Bäumen angerichtet und wir müssen teilweise nachpflanzen gehen. Sie haben uns vier Patenbäumchen abgefressen, die wir natürlich ersetzten werden.

Pekaris

Aber der Jaguar hat seine Sache gut gemacht. In den darauf folgenden Tagen war kein grösseres Säugetier mehr auf den Fotos zu sehen. Mal sehen wie lange der Schreckeffekt anhält. Als Michael eine Kamera aus dem Wald auswertete stellte er fest, dass über 400 Fotos darauf waren und er war sehr gespannt was da alles in die Falle ging. Es war recht lustig als er feststellte, dass wir ein balzendes Paar Brillenvögel vor der Linse hatten die genau da ihren Tanz aufführten und so die Kamera 350 Mal auslösten. Leider war die Videofunktion nicht eingeschaltet. Einmal hatten wir einen Königsgeier auf einem Video. Laut Literatur kommt er in dieser Region nicht vor. Wir waren also sehr erstaunt und hoch erfreut als wir diesen riesigen Vogel sahen.

Für unser Bambusprojekt haben wir letzten Sonntag den acht Meter hohen Galgen aufgestellt. Wir hatten einen Bagger der uns half die Röhrenkonstruktion hoch zu heben und sie in die vorgesehenen Löcher zu stellen. Schnell musste noch ein Kubikmeter Zement gemischt und in die Löcher gefüllt werden (von Hand natürlich) und dann stand das Ungetüm. Nun müssen wir nur noch die Verstrebungen anbringen, dann wird der Galgen einsatzfähig sein. „Ja, nur noch schnell“ das wurde Michael zum Verhängnis und er hat sich an einer Röhre von 200 kg übertan und ist nun mit starken Rückenschmerzen ausser Gefecht. Das bedeutet Stillstand und das schmerzt Michael fast am meisten. Aber so hatte er Zeit eine Rohfassung von diesem Blog zu schreiben. Und Joëlle, die gerade die Grippe hat, liegt auch flach. Wir sollten wirklich etwas kürzer treten, unsere Körper haben es uns gerade diese Woche wieder mitgeteilt.

Letzte Woche ernteten wir unseren ersten Kakao dieses Jahr. Der Rückschnitt der Plantage vom letzten Jahr trägt Früchte. Bei dieser ersten Ernte hatten wir über 50 kg Ertrag. Das entspricht etwa gleichviel wie der Menge des ganzen letzten Jahres. Jetzt können wir bis im Juli alle drei bis vier Wochen ernten. Währendem alles teurer wird, fallen die Kakaopreise in den Keller, das soll einer mal verstehen… Ecuador hat per Anfang Jahr den Mindestlohn um 5 % angehoben und somit wurde alles viel teurer. Die Absatzpreise sind aber immer noch die gleichen wie vor zwölf Jahren oder wie im Falle von Kakao sogar gesunken. Als wir vor zwölf Jahren im amaZOOnico arbeiteten, zahlten wir für ca. 20 kg Kochbananen $ 2.50. Der Preis ist noch heute der gleiche, egal wo man die Produkte verkauft. Kakao und Kaffeepreise sind gesunken, in der Schweiz aber steigen die Preise!

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Besuch in der Schweiz

Letzten Monat war Michael zu Besuch in der Schweiz. Er sich dreieinhalb Wochen Zeit genommen um über unser Projekt zu berichten und Vorträge zu halten darüber was bisher geschehen ist und natürlich auch um neue Spenden zu sammeln. Jetzt können wir mit vollem Tatendrang weiter Planen. Der Besuch in der Schweiz war für ihn sehr schön und lehrreich. Er durfte einen Schweisserkurs bei seinem Bruder in der Schlosserei besuchen. Dort bekam er einen groben Einblick ins Schweissen. Natürlich hat er auch Urlaub gemacht und sich mit Freunden getroffen, Familie besucht und konnte sich dabei auch etwas erholen vom ganzen Trubel hier in Ecuador. Wir bedanken uns recht herzlich bei allen die Michael unterstützt haben sei es in Form von finanziellen Beiträgen für unser Projekt aber auch durch Unterkunft und Verpflegung und natürlich auch für das Ausleihen von Autos, so dass Michi immer schön flexibel bleiben konnte. Dadurch konnte Michi sein Bein richtig schonen und war nach seiner Rückkehr wieder voll einsatzfähig und voller neuem Tatendrang. In der Zwischenzeit war Joëlle hier auf der Finca Don Sigifredo tätig. Es ist leider noch nicht möglich, dass die beiden gemeinsam verreisen können. Deshalb hat sie während der Abwesenheit von Michi viele seiner Aufgaben übernommen. Es ist beindruckend, was alles täglich gemacht werden muss. Wenn man zu zweit ist fällt das manchmal gar nicht so richtig auf. Zudem waren da ja auch noch die administrativen Aufgaben die in dieser Zeit etwas hinten anstehen mussten. Täglich kamen neue Herausforderungen dazu. Manchmal wusste sie kaum mehr wo ihr der Kopf stand. Die Koordination der Arbeiten konnte sie zum Glück grösstenteils César überlassen. Er arbeitet ja schon seit etwas mehr als einem Jahr bei uns und kennt sich deshalb bestens aus.

Michael ist mit einer Drohne im Gepäck aus der Schweiz zurückgekommen. AmaSelva hat diese grosszügigerweise Selva Viva gespendet. Noch in der Schweiz konnte Michi bei seinem Freund Patrick, der die gleiche Drohne besitzt, Flugunterricht nehmen. Die Drohne dient Selva Viva zur Überwachung des Schutzwaldes, um darüber zu fliegen und zu kontrollieren ob Bäume rausgefällt werden und natürlich auch als Abschreckung für Wilderer. Die hohe Auflösung der Kamera erlaubt es uns, beim Zoomen von Bildern die in einer Höhe von 200 Meter gemacht wurden, die Gesichter von Menschen zu erkennen. Michi übt nun fast täglich über den Wald zu fliegen und dabei die nötige Flugroutine zu erlangen. Da die Drohne eine sehr grosse Reichweite hat können wir von unserem Haus aus rund einen Viertel des ganzen Schutzwaldes von Selva Viva sowie unseren eigenen Wald überfliegen. Wie schön wenn Arbeit auch richtig Spass macht.

Als Michael endlich zurückkehrte und nachdem Joëlle ihn informierte was alles gelaufen war, brauchte auch sie eine kleine Auszeit. Unsere lieben Tanten haben extra für Joëlle einen kleinen „Batzen“ mitgegeben, so dass sie sich drei Tage lang eine Auszeit in den Thermalquellen von Papallacta nehmen konnte. Sie lag so lange im heissen Wasser bis ihr fast Schwimmhäute wuchsen und sich Kiemen bildeten. Danach kam sie erholt und entspannt wieder zurück. Sie konnte diese kleine Auszeit richtig geniessen. Nach ihrer Rückkehr gab es eine Überraschung wenn nicht sogar eine kleine Sensation. Denn unsere Kuh Asia, hatte endlich ihr Kalb geworfen. Wir hatten schon fast nicht mehr daran geglaubt, denn seit wir damals 2020 hier ankamen, war sie immer die dickste Kuh auf der Weide. Wir waren kurz davor einen Tierarzt zu bitten eine Kontrolle durchzuführen ob sie tatsächlich trächtig ist.

Endlich haben wir den Vertrag für die Finca Don Sigifredo bekommen um für Selva Viva im Schutzwald ca. drei Hektaren aufzuforsten. Als Gegenleistung dürfen wir eine halbe Hektare alte Kakao Plantage, die an unsere Finca grenzt, bewirtschaften. Umgehend haben wir damit begonnen diese Plantage frei zu schneiden, zu säubern und die Bäume etwas zurückzuschneiden. Wir hoffen, dass wir nicht zu spät waren beim Rückschnitt der Plantage, denn die Kakao Blüte hat bereits begonnen. Nun haben wir insgesamt rund eine Hektare Kakao der wir durch neue Pflanzung eine weitere Hektare hinzufügen möchten. Für das Wiederaufforsten der drei Hektaren haben wir bereits Pflanzen gezogen und werden nächsten Monat rund 200 Bäume auspflanzen.

Mit Michis Rückkehr haben wir einen kleinen Bauauftrag für Christines Schulhäusschen bekommen. Es wird ein grösserer Aussenbereich entstehen und der Dachstock wird zu einer Wohnung für die Lehrer ausgebaut. Da sind wir im Moment dran und mittendrin. Das ist hier im Regenwald nicht so einfach, denn man darf beim Einkaufen nichts vergessen auch keine Kleinigkeiten wie Schrauben, Nägel usw. Der nächste Baumarkt ist eine Stunde von uns entfernt, man kann da nicht mal eben hinfahren um noch schnell etwas Fehlendes zu besorgen…

Umbau des Dachstocks zum Wohnbereich

In den letzten drei Wochen fiel hier kaum Regen und die Böden sind stark ausgetrocknet. Der Fluss Arajuno ist sehr, sehr niedrig, so dass man jetzt sogar an gewissen Stellen knietief hindurchwaten kann. Wenn es im Regenwald nicht mehr regnet ist das ein Problem. Unsere Quellfassung droht zu versiegen und falls es soweit kommen sollte werden wir ein riesiges Problem haben. Denn Wasser ist Lebensgrundlage. Auch für das Auspflanzen ist es wichtig, dass der Boden genügend feucht ist. Letzte Nacht kam endlich das langersehnte Gewitter. Es hielt acht Stunden mit Blitz, Donner und etwas Regen an. Es war aber nur der berühmte Tropfen auf den sprichwörtlich heissen Stein denn es fielen nur 20 mm. Der Regen wurde von der Erde direkt aufgesogen.

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