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Die Strasse

Die Strasse die zu uns raus führt ist eine Interprovinzial Strasse welche die Provinzhauptstädte von Napo und Orellana, also Tena mit Coca verbindet und darum eine Staatsstrasse ist. Wir haben schon einmal in einem Blog über sie berichtet, damals ging es um die Verbreiterung. Seit der Verbreiterung vor gut zwei Jahren ist nicht mehr geschehen. Die Strasse wurde vor ca. 25 Jahren von der Ölgesellschaft gebaut. Etwa 40 Kilometer von uns entfernt befindet sich ein Ölfeld, wo Bohrtürme stehen und Öl gefördert wird (Bloque 21 Yuralpa). Bis vor ungefähr zehn Jahren war diese Strasse eine Sackgasse. Dann verband man sie mit der Strasse die von Coca her kommt. Früher kümmerte sich die Ölgesellschaft um den Unterhalt, damit sie mit ihren Lastwagen problemlos hin und her fahren konnten. Heute fühlt sich niemand mehr verantwortlich und sie zerfällt. Besonders die Brücken leiden, da diese nie für solche Belastungen gebaut wurden und auch nicht mehr unterhalten werden. Die letzten sieben Kilometer, nachdem die asphaltierte Strasse zu Ende ist, bis zu unserm Haus sind jedes Mal recht abenteuerlich.

Zum einen da die Brücken einige Löcher aufweisen., die immer grösser werden, und zum anderen rutscht bzw. bricht die Strasse an vielen Stellen ab und wird immer schmaler. Zum Glück haben wir ein geländetaugliches Auto, sonst kämen wir nicht zu Hause an.

Wenn wir sehen, welche LKWs der Ölgesellschaft vor unserer Haustüre durchfahren staunen wir immer wieder, dass die Brücken noch da sind. Vor einigen Wochen hat die Ölgesellschaft mal wieder einen Bohrturm mit allen dazugehörigen Materialien ersetzt. Die Ausrüstung und das ganze Material wird auf Sattelschleppern an die Küste transportiert wo es gewartet wird. Für so einen Austausch braut es mindesten 120 LKWs.

Wir waren gerade beim Abendessen als wir LKWs hörten und bei uns plötzlich das Licht aus ging. Wir rannten los, um zu schauen was geschehen war. Leider mussten wir feststellen, dass ein LKW unsere Stromleitung zum Bambuslager mitgerissen hat, er hatte es mit der Höhe der Ladung etwas übertrieben. Man beachte, dass die Leitung auf mehr als sechs Metern über der Strasse hing. Da wir uns bei der Strominstallation für ein gutes Kabel entschieden hatten, hielt es sehr gut, weshalb der Strompfahl und die Stromzähler arg in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Das Kabel lag, nachdem es ausgerissen wurde auf der Strasse und alle nachfolgenden LKWs, rund ein Dutzend, sowie der restliche Verkehr fuhren darüber hinweg. Wir konnten leider den Verursacher nicht anhalten, aber den nachfolgende LKW schon. Der Chauffeur spielte alles runter. Wir setzten uns gleich mit der Transportfirma in Verbindung. Die schickten noch am gleichen Abend, etwa drei Stunden später, jemanden der das Kabel wieder aufhängte, es aber nicht ersetzte. Da über das Kabel LKWs mit über 40 Tonnen und andere Fahrzeug hinweg fuhren, weist es einige risse auf. Wir mussten diese Angelegenheit unserem Anwalt übergeben, der jetzt eine Klage einreicht um den entstandenen Schaden einzufordern. Wenn man keine Klage einreicht, bleibt man selbst auf den Kosten sitzen. Wir mussten nicht lange überlegen, ob wir diesen Schritt gehen, denn die ganze Installation hat uns über 1000 Dollar gekostet. Bei unserem Nachbarn in Campococha hat der gleiche LKW das Internetkabel runtergeholt, er konnte ihn auch nicht stoppen. Mal schauen, wie es mit dieser Geschichte weiter geht.

Wir haben uns für das neue Jahr vorgenommen alles etwas ruhiger anzugehen. Letztes Jahr war bei uns sehr viel los, besonders wegen der illegalen Goldmine und der Wilderei. Dies hat uns sehr viel Nerven gekostet. Wir mussten viele Gespräche führen, die nicht immer spurlos an uns vorbei gingen. Ja, für den Umweltschutz hier vor Ort braucht man ein richtig dickes Fell, das wächst einem aber nur langsam. Auf keinen Fall werden wir unseren Idealen untreu weshalb wir uns weiterhin für den Tier- und Umweltschutz einsetzten. Die Klage wegen des Diebstahls der Wildkamera und der Wilderei ist eingereicht und läuft.

César und Michi arbeiten momentan an der Fertigstellung der neuen Werkstatt. Es entsteht auch ein kleines Lagerhäuschen, welches in den Hang hineingebaut wird. Das bedeutet aber, dass eine Wassersperre eingebaut werden muss. Das Verstand der «Zementmeister» anfangs nicht ganz, weshalb ihm Michi vorzeigen musste warum, und vor allem wie er es möchte. Michi kann Vieles, aber beim Zement hat er nur Fragen. Er weiss wie er hält und was es braucht, aber er kann es nicht umsetzten. Auch César versteht die Materie nicht ganz und so brauchten sie einen Meister der das Lager so baut, wie es geplant wurde.

In etwa vier Wochen beginnt die Kakaoernte. Die Bäume tragen viele Früchte und wir hoffen auf eine gute Ernte. Aufgrund von Ernteausfällen in Afrika ist der Kakaopreis um75 Prozent gestiegen. Wir erwarten deshalb einen guten Ertrag.

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Tage wie diese

Es gibt Tage, da geht einfach alles schief und man wäre besser im Bett geblieben. Wir haben gleich einige davon eingefahren, genau gesagt waren es drei hintereinander. Wir wollten am Sonntag nach Ahuano fahren, um neue Drohnenaufnahmen von der illegalen Mine zu machen. Auf der Fahrt dorthin ist uns der Stossdämpfer gebrochen, aber das war ja nur eine Frage der Zeit bei den hiesigen Strassenverhältnissen. Nicht so schlimm, das ist eigentlich recht schnell repariert. Allerdings müssen wir dafür extra nach Tena fahren, was recht zeitaufwendig ist. Als wir dann am Abend draussen vor dem Haus die neuen Drohnenaufnahmen anschauten, bemerkten wir, dass Wasser aus dem Boden drang. Unsere Befürchtung wurde war, wir hatten einen Wasserrohrbuch. Das bedeutete kein Wasser mehr im Haus und es drohte der ganze Tank leer zu laufen, was das Schlimmste gewesen wäre. Da so etwas nicht bis zum nächsten Morgen warten kann, begann Michi sofort den Boden aufzureissen, um das Loch zu suchen.

Nach einer guten Stunde Spitzen und Graben hat er es dann auch gefunden. Die Schlauchverbindungen waren auseinander gerutscht da die Brieden durchgerostet waren. Michi konnte es noch am selben Abend provisorisch flicken, sodass wir wieder Wasser hatten.

Die Brieden waren durchgerostet

Am nächsten Tag baute er eine richtige Schweizer Lösung mit Schacht und Wasserhähnen für die einzelnen Häuser.

Dann wollten wir unseren Bambus aus dem Immunisierungsbecken holen, womit wir auch begannen. Doch als das Kugellager des Flaschenzuges platzte und uns die Kugeln auf den Kopf fielen, war Michi zum Glück schon vorbereitet und hatte bereits Ersatz besorgt. Wir montierten einen Flaschenzug für  zwei Tonnen Traglast, der sollte nun halten. So schafften wir es dann doch noch, den ganzen Bambus aus dem Becken zu holen. Ebenfalls wollten wir an diesem Tag auch noch die neue Tischsäge einweihen, ja genau wollten. Wir stellten fest, dass wir beim Transport einen kleinen Schaden verursacht hatten und die Sägeblätter nicht mehr gerade liefen. Zum Glück konnte Joëlle den Stossdämpfer noch nicht reparieren lassen, so konnte sie die Tischsäge auch gleich mitnehmen. Am Mittwoch war dann  der Spuk vorbei und alles wieder repariert und funktionstüchtig.

Wie wir zu Beginn dieses Berichts erwähnten, haben wir nachgesehen wie sich die illegale Mine weiterentwickelt hat. Wir waren erschüttert, als wir das Ausmass sahen. Offiziell existiert die Mine für den Ausbau der Strasse die von Misahuallí nach Ahuano führt. Natürlich wollten wir uns diese Strasse anschauen. Uns fiel die Kinnlade runter, als wir die Luxusstrasse sahen. Ja im Ernst, so einen Aufbau einer Strasse hatten wir in Ecuador noch nie gesehen. Es gibt fünf verschiedene Schichten mit einem Netz dazwischen, damit das Material nicht abrutschen kann. Und das Beste: Es wird nicht mit gewaschenem Sand aus der „offiziellen“ Mine gebaut, nein, alles ist gebrochenes Material von grossen Steinen. Natürlich, weil es besser verdichtet und besser hält, nur wissen wir nicht, woher dieses Material kommt. Vielleicht ja aus der offiziellen Mine in Misahuallí?

Zu guter Letzt wird das Ganze dann noch mit einer super Asphaltschicht überzogen.

Und das alles tatsächlich nur, um die Strasse zwischen Ahuano und Misahuallí auszubauen. Das ist ungefähr so, als würde man eine Autobahn zwischen Ittenthal und Sulz bauen. Braucht keiner, ausser natürlich den Profiteuren des Systems. Die Strasse, an der wir wohnen und die die beiden Provinzhauptstädte Tena und Coca verbindet, ist auf 62 km eine Schotterstrasse, die teilweise nur mit 4×4 befahrbar ist. Für die Instandhaltung oder den lang ersehnten Ausbau fehlt hier aber den jeweiligen Regierungen das Geld. Nun fragten wir uns natürlich: Wenn die neue Strasse mit gebrochenem Material gebaut wird, wohin kommt dann der Sand aus der Mine? Die Antwort haben wir bei unserem Drohnenflug gefunden. Von der neuen Strasse zweigen immer wieder neue Nebenstrassen ab. Wir haben Dutzende von kleinen und großen Goldminen und Goldwaschanlagen entdeckt. Die Anlagen schossen in kürzester Zeit wie Pilze aus dem Boden. Dort haben wir auch unseren Sand wiedergefunden. Die Farben in den verschiedenen Becken sehen nicht gerade gesund aus, was vermuten lässt, dass da Chemikalien zum Einsatz kommen.

Das Ganze liegt an einem Fluss, von dem viele Menschen leben. Es schmerzt uns sehr, das mit ansehen zu müssen. Aber aufgrund der politischen Situation und vor allem zu unserer eigenen Sicherheit können wir nichts dagegen tun. Wir werden es aber weiter verfolgen und wenn sich eine sichere Möglichkeit ergeben sollte, werden wir versuchen, etwas zu unternehmen.

Die Trockenzeit hat begonnen. Das heisst, es regnet nicht mehr so viel und die verschiedenen Bäume beginnen zu blühen oder werfen ihre Blätter ab. Für viele Vögel ist jetzt Brutzeit und das bedeutet viel Balzgezwitscher und Balztänze. Michi wird dann im nächsten Blog darüber berichten. Die Trockenzeit ist aber auch die Zeit der schönen Sonnenauf- und vor allem -untergänge. Fast jeden Abend staunen wir aufs Neue über die ungeheure Farbenpracht.