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Goldrausch

Wir haben ja bereits der Öfteren über den illegalen Goldabbau berichtet. Nun hat es ein Ausmass angenommen, welches uns sehr nachdenklich stimmt. Wir müssen uns gut überlegen, was wir hier noch machen können, aber vor allem abwarten ob und wie die Regierung auf die Eskalation der letzten Tage reagiert. Das wird für uns wegweisend sein. Aber hier erst einmal was geschehen ist: Diese Woche wollte die Armee eine der grössten illegalen Minen im ecuadorianischen Amazonasbecken schliessen. Die mehrere Kilometer lange Mine befindet sich am Rio Punino an der Provinzgrenze zwischen Napo und Orellana. Es wurden mehrere Quadratkilometer Regenwald gerodet und der Fluss Punino ist für Tod erklärt worden, wegen der hohen Schwermetallbelastung. Aber tausende Indigene leben an und von diesem Fluss. Die Minenbetreiber sind Mitglieder von Narco-Banden und/oder Anhänger von Ablegern der ehemaligen FARC aus Kolumbien. Als die Soldaten ankamen, wurden sie von den Betreibern beschossen und mit Sprengstoff zurückgedrängt. Es starben elf Soldaten! Der Rio Punino liegt Luftlinien etwa 75 Kilometer von uns entfernt. Untenstehender Link führt zum detaillierten Bericht (Plan V ist eine digitale Plattform für investigativen Journalismus, Nachrichten und Analysen).

Masacre en el Alto Punino revela el avance de los Comandos de la Frontera en la Amazonía – Plan V

Diese Aktivitäten sind so aus dem Ruder gelaufen, dass sie sogar ganz einfach in GoogleMaps sichtbar sind:

Link zu GoogleMaps – Alto Punino

„Unsere“ illegale Mine hinter Ahuano nimmt auch solche Züge an. Keiner kennt die Leute die dort Gold waschen, man weiss lediglich, dass ein korrupter Exbürgermeister die Fäden vor Orte in der Hand hat. Wer aber genau dahintersteckt, weiss niemand der es preisgeben würde.

Treffen der lokalen Akteure
Foto: Sebastian Jahnke, 03.05.2025

Da auch die Gemeinderegierung von Ahuano die hohle Hand macht und deshalb in die andere Richtung schaut, wird sehr offensichtlich nichts dagegen unternommen. Denn „wo kein Kläger – da kein Richter“. All diejenigen die das bis jetzt schöngeredet haben, können sich den Tatsachen nicht mehr entziehen. Leider sind das auch Personen von befreundeten Organisationen. Solange der Goldpreis so hoch ist und immer weiter steigt, wird sich das auch nicht ändern.

Ohne den Versuch es zu Verschleiern, wird direkt an der Strasse gebaggert
Foto: Sebastian Jahnke, aktuelle Aufnahme vom 03.05.2025

Auch diese Tätigkeiten sind auf GoogleMaps sichtbar:

Link zu GoogleMaps – Huambuno (Ahuano)

Leider hat das auch Auswirkungen auf andere illegale Tätigkeiten wie z. B. die Jagd. Es gibt viele neue Personen, die gerne mal Wildfleisch essen und dadurch die illegale Jagd fördern. Wir wissen gleich von zwei Fällen, wo man einen Tapir geschossen und auf der Strasse an die Goldwäscher verkauft hat. Es sind leider die altbekannten Jäger die übrigens sehr aktiv im Nachbarsgrundstück illegal Goldwaschen und dabei die Gelegenheit zum Jagen nutzen. Die illegale Jagd nimmt wieder sichtlich zu. Wir, aber auch die Waldhüter von Selva Viva, haben vermehrt Unterstände oder Hochsitze an strategischen punkten gefunden und dann sofort zerstört. Seit die Tierauffangstation amaZOOnico wieder Tapire auswildert, hatte sich der Bestand in der Region erholt. Nun aber nimmt er rasant ab. Leider interessiert sich der Besitzer vom amaZOOnico nur dafür, was auf seinem eigenen Land geschieht. Wenn die Tiere auf fremden Grundstücken geschossen werden, will er nichts unternehmen. Verständlich, die altbekannten Jäger sind seine Freunde. Wir, die Finca Don Sigifredo, haben mit Selva Viva, Hotel La Casa del Suizo, Grand Selva Lodge, Comunidad 27 de Febrero, Comunidad Campococha, Frauenorganisation Campococha und weiteren Privatpersonen und Nachbarn eine kleine Allianz gebildet die sich gegenseitig hilft und im Fall eines illegalen Eindringens sofort warnt. Leider will der amaZOOnico und die Liana Lodge davon nichts wissen und sie hatten bis jetzt einfach keine Zeit. Auch bei der letzten Einladung zu einem Treffen wegen einer akuten Situation, hatten sie keine Zeit und so haben sie einmal mehr keine Stellung gegenüber des illegalen Goldwaschens bezogen. Traurig.

Das grüne Paradies ist am Untergehen. Sei es wegen des Abholzens für die Goldwäscher oder durch das Verschmutzen der Flüsse durch Schwermetalle als Folge des Goldwaschens. Wir versuchen das Paradies so lange es geht zu schützen. Durch die Aufklärungsarbeit, die wir betreiben und durch den Schutz des Waldes von Selva Viva hoffen wir und unsere Verbündeten das wir noch lange was davon haben. Der Schutz des Waldes ist aber teuer. Nicht alle arbeiten ehrenamtlich so wie wir. Die Waldhüter von Selva Viva bekommen Löhne und die Anwälte arbeiten zwar zum Selbstkostenpreis, aber verständlicherweise auch nicht gratis. Selva Viva braucht Unterstützung und sucht immer wieder Genossenschafter oder Spender, die mithelfen den Regenwald zu schützen. Du kannst unter Angabe des Zwecks direkt Spenden an:

Postfinance: CH42 0900 0000 1514 4267 7
BIC: POFICHBEXXX
Genossenschaft zum Schutz des Regenwaldes (GSR)

Oder einen Anteilsschein für CHF 1 000 per Einzahlung an obenerwähntes Konto erwerben. Wichtig, bei der Einzahlung den Hinweis «Anteilsschein» nicht vergessen.

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Tage wie diese

Es gibt Tage, da geht einfach alles schief und man wäre besser im Bett geblieben. Wir haben gleich einige davon eingefahren, genau gesagt waren es drei hintereinander. Wir wollten am Sonntag nach Ahuano fahren, um neue Drohnenaufnahmen von der illegalen Mine zu machen. Auf der Fahrt dorthin ist uns der Stossdämpfer gebrochen, aber das war ja nur eine Frage der Zeit bei den hiesigen Strassenverhältnissen. Nicht so schlimm, das ist eigentlich recht schnell repariert. Allerdings müssen wir dafür extra nach Tena fahren, was recht zeitaufwendig ist. Als wir dann am Abend draussen vor dem Haus die neuen Drohnenaufnahmen anschauten, bemerkten wir, dass Wasser aus dem Boden drang. Unsere Befürchtung wurde war, wir hatten einen Wasserrohrbuch. Das bedeutete kein Wasser mehr im Haus und es drohte der ganze Tank leer zu laufen, was das Schlimmste gewesen wäre. Da so etwas nicht bis zum nächsten Morgen warten kann, begann Michi sofort den Boden aufzureissen, um das Loch zu suchen.

Nach einer guten Stunde Spitzen und Graben hat er es dann auch gefunden. Die Schlauchverbindungen waren auseinander gerutscht da die Brieden durchgerostet waren. Michi konnte es noch am selben Abend provisorisch flicken, sodass wir wieder Wasser hatten.

Die Brieden waren durchgerostet

Am nächsten Tag baute er eine richtige Schweizer Lösung mit Schacht und Wasserhähnen für die einzelnen Häuser.

Dann wollten wir unseren Bambus aus dem Immunisierungsbecken holen, womit wir auch begannen. Doch als das Kugellager des Flaschenzuges platzte und uns die Kugeln auf den Kopf fielen, war Michi zum Glück schon vorbereitet und hatte bereits Ersatz besorgt. Wir montierten einen Flaschenzug für  zwei Tonnen Traglast, der sollte nun halten. So schafften wir es dann doch noch, den ganzen Bambus aus dem Becken zu holen. Ebenfalls wollten wir an diesem Tag auch noch die neue Tischsäge einweihen, ja genau wollten. Wir stellten fest, dass wir beim Transport einen kleinen Schaden verursacht hatten und die Sägeblätter nicht mehr gerade liefen. Zum Glück konnte Joëlle den Stossdämpfer noch nicht reparieren lassen, so konnte sie die Tischsäge auch gleich mitnehmen. Am Mittwoch war dann  der Spuk vorbei und alles wieder repariert und funktionstüchtig.

Wie wir zu Beginn dieses Berichts erwähnten, haben wir nachgesehen wie sich die illegale Mine weiterentwickelt hat. Wir waren erschüttert, als wir das Ausmass sahen. Offiziell existiert die Mine für den Ausbau der Strasse die von Misahuallí nach Ahuano führt. Natürlich wollten wir uns diese Strasse anschauen. Uns fiel die Kinnlade runter, als wir die Luxusstrasse sahen. Ja im Ernst, so einen Aufbau einer Strasse hatten wir in Ecuador noch nie gesehen. Es gibt fünf verschiedene Schichten mit einem Netz dazwischen, damit das Material nicht abrutschen kann. Und das Beste: Es wird nicht mit gewaschenem Sand aus der „offiziellen“ Mine gebaut, nein, alles ist gebrochenes Material von grossen Steinen. Natürlich, weil es besser verdichtet und besser hält, nur wissen wir nicht, woher dieses Material kommt. Vielleicht ja aus der offiziellen Mine in Misahuallí?

Zu guter Letzt wird das Ganze dann noch mit einer super Asphaltschicht überzogen.

Und das alles tatsächlich nur, um die Strasse zwischen Ahuano und Misahuallí auszubauen. Das ist ungefähr so, als würde man eine Autobahn zwischen Ittenthal und Sulz bauen. Braucht keiner, ausser natürlich den Profiteuren des Systems. Die Strasse, an der wir wohnen und die die beiden Provinzhauptstädte Tena und Coca verbindet, ist auf 62 km eine Schotterstrasse, die teilweise nur mit 4×4 befahrbar ist. Für die Instandhaltung oder den lang ersehnten Ausbau fehlt hier aber den jeweiligen Regierungen das Geld. Nun fragten wir uns natürlich: Wenn die neue Strasse mit gebrochenem Material gebaut wird, wohin kommt dann der Sand aus der Mine? Die Antwort haben wir bei unserem Drohnenflug gefunden. Von der neuen Strasse zweigen immer wieder neue Nebenstrassen ab. Wir haben Dutzende von kleinen und großen Goldminen und Goldwaschanlagen entdeckt. Die Anlagen schossen in kürzester Zeit wie Pilze aus dem Boden. Dort haben wir auch unseren Sand wiedergefunden. Die Farben in den verschiedenen Becken sehen nicht gerade gesund aus, was vermuten lässt, dass da Chemikalien zum Einsatz kommen.

Das Ganze liegt an einem Fluss, von dem viele Menschen leben. Es schmerzt uns sehr, das mit ansehen zu müssen. Aber aufgrund der politischen Situation und vor allem zu unserer eigenen Sicherheit können wir nichts dagegen tun. Wir werden es aber weiter verfolgen und wenn sich eine sichere Möglichkeit ergeben sollte, werden wir versuchen, etwas zu unternehmen.

Die Trockenzeit hat begonnen. Das heisst, es regnet nicht mehr so viel und die verschiedenen Bäume beginnen zu blühen oder werfen ihre Blätter ab. Für viele Vögel ist jetzt Brutzeit und das bedeutet viel Balzgezwitscher und Balztänze. Michi wird dann im nächsten Blog darüber berichten. Die Trockenzeit ist aber auch die Zeit der schönen Sonnenauf- und vor allem -untergänge. Fast jeden Abend staunen wir aufs Neue über die ungeheure Farbenpracht.