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Es geht voran

Wir hatten bereits einmal über unseren Urwaldsnack die Blattschneiderameisenköniginnen geschrieben. Sie fliegen einmal pro Jahr aus und verpaaren sich. Dabei graben sie sich in den Boden ein und bauen einen neuen Staat auf. Das heisst natürlich nur die, die es geschafft haben und nicht gegessen worden sind. Wie immer haben es einige geschafft und zu unserem Leidwesen bei uns im Garten einen neuen Bau errichtet. Blattschneiderameisen sind kleine Arbeitsmaschinen die ganz klare Strukturen und Arbeitsaufträge in ihrem Reich haben. Es gibt den Bautrupp der nichts anderes macht als den Bau unterirdisch zu vergrössern und somit viel Erde rausträgt.

Der Bau in unserem Garten ist innert einem Monat auf vier Quadratmeter angewachsen und haben dabei leider so einiges untergraben. Das ist aber nicht das grosse Problem sondern das Beschaffen von Futter oder anders gesagt das Füttern ihres sich im Bau befindenden Pilzes von dem sie sich dann auch Ernähren und der das Klima im Bau konstant hält. Sie brauchen Unmengen von Blättern um den Pilz wachsen zu lassen. Für das Beschaffen von Blättern gibt es spezialisierte Blattschneiderameisen die ganze Bäume kahl schneiden.

Leider haben sie auch unsere Baumschule und das Gewächshaus entdeckt. Da verstehen wir keinen Spass wenn sie uns innert einem Tag alles abfressen.

Nach dem Besuch der Blattschneiderameisen

Aber wie wird man ein solches Volk wieder los? Eigentlich ganz einfach, man vergiftet den Pilz und nimmt ihnen somit das Futter weg. Das kann man auf natürliche Weise machen oder auch mit Chemie. Klar haben wir die natürliche Weise gewählt und Haferflocken in die Transportwege der Ameisen gestreut. Einige Ameisen haben sie dann in den Bau getragen und so den Pilz verunreinigt. Nach einer Woche war der Bau verlassen. Sie sind umgezogen und wir haben wieder unsere Ruhe.

Mit unserem Bambusprojekt geht es voran. Das Becken ist fertig und das Ganze ist überdacht. Es war eine richtige Herkulesarbeit das aufzustellen. Die heftigen Niederschläge um Weihnachten haben einen Hang zum Rutschen gebracht und wir müssen nun zusätzlich eine Stützmauer bauen. Erfahrung im Reifenmauern bauen haben wir ja bereits. Es dauert einfach länger und kostet dadurch leider auch viel mehr Zeit und Geld. Wir wollen uns aber nicht auf unser Glück verlassen und schützen lieber so unsere Anlage. Nächste Woche wollen wir das Becken erstmals füllen, zuerst nur mit Wasser um zu sehen ob es hält. Beim nächsten abnehmenden Mond werden wir die ersten Bambusstangen ernten und dann mit der Immunisierung beginnen. So haben wir noch etwas Zeit um die Besonnungsanlage zu bauen.

Überdachung

Für eine „rund um Bräunung“ muss der Bambus etwa fünf Tage an der Sonne stehen bevor er dann ins Trocknungshaus kommt. Das aber muss auch noch gebaut werden und dann mit den ersten selber behandelten Bambusstangen. Bis dahin richten wir ein Provisorium neben dem Becken ein. Ja ihr seht, dass das Ganze doch etwas grössere Ausmasse annimmt. Aber wir machen es lieber von Anfang an gleich richtig um die Nachfrage, die wir zum Teil auch schon haben, abdecken zu können. Jetzt brauchen wir zuerst mal eine kleine Pause und etwas Ruhe um unsere Batterien wieder aufzuladen. Beim Mauern bauen kennen sich unsere Mittarbeiter bestens aus, da müssen wir uns nicht darum kümmern. Wir werden uns wieder mehr um unser Alltägliches (wenn es so etwas überhaupt gibt) kümmern. In ca. drei Wochen können wir mit der Kakao Ernte beginnen. Der Rückschnitt hat den Bäumen gut getan und sie tragen reichlich Schoten. Es ist sehr wichtig eine gute Ernte einzufahren um die Kosten der Plantage decken zu können. Auch die Vanille Plantage müssen wir regelmässig „reinigen“ und einige Vanillepflanzen runter holen die zu hoch gewachsen sind. Wir haben es leider verpasst ihnen zu zeigen wo sie hin wachsen sollen.

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Rechtsstreit und Kakao

Endlich konnten wir in unserer Kakaoplantage mit der Arbeit beginnen. Wir haben es ja schon einige Male erwähnt, dass wir einen Rechtsstreit hatten. Dieser Streit konnte nun endlich vor Gericht ohne Urteil beigelegt werden. Aber jetzt die ganze Geschichte von Anfang an: Als wir uns entschieden haben das Landstück von Christine von Steiger zu kaufen, hatte sie noch einen Pächter der das Land bewirtschaftete und auch im Haus am Rio Barantilla wohnte. Vicotr wurde ein halbes Jahr im Voraus darauf aufmerksam gemacht, dass man ihm beim nächsten Besuch die Pacht kündigen werde. Ihm wurde die Pacht gekündigt mit der Zusicherung, dass er nach erfolgtem Besitzerwechsel für uns Arbeiten könne und weiterhin im Haus wohnen dürfte. Victor glaubte aber, dass die Kündigung und der alte Pachtvertrag nicht korrekt seien und verklagte Christine auf eine Lohnnachzahlung. Vor dem Arbeitsgericht wurde aber bestätigt, dass alles seine Richtigkeit hat und somit die Pacht vorbei ist und er keinen Anspruch auf Lohnzahlungen hat weil es eben ein Pacht- und kein Arbeitsvertrag war. Er durfte ja jederzeit alles Erwirtschaftete behalten und musste auch keinen Pachtzins bezahlen.

Als wir dann letzten Juli in Ecuador ankamen hatten wir nicht damit gerechnet, dass Victor und seine Familie uneinsichtig sind und das Gerichtsurteil nicht akzeptierten. Wir suchten viele Male das Gespräch und haben ihm dabei immer wieder zugesichert, dass er für uns arbeiten könne und im Haus wohnen bleiben dürfe. Er weigerte sich den Vertrag den wir ihm anboten zu unterschreiben. Er hat einfach weiterhin unser Land für sich selbst bewirtschaftet. Deshalb sahen wir uns nach ein paar Monaten gezwungen rechtliche Schritte einzuleiten. Für unseren Anwalt war die Sachlage klar und wir wussten, dass wir Recht hatten. Da Victor auf Zeit spielte, die wir ja leider nicht hatten da wir endlich mit unserer Plantage beginnen wollten, hat er noch nebenbei eine Besitzanspruchsklage angedroht. So eine Klage kann gut zwei bis drei Jahre dauern da sie vor einem Zivilgericht geführt werden muss. Dort fehlen aber die Richter. Es gibt seit der Corona Krise nur noch einen Richter für diese Art von Fällen – und das für die ganze Provinz Napo. Man stelle sich das mal vor, nur einen Richter für einen Kanton in der Schweiz oder für ein Bundesland in Deutschland… Als unser Fall vor Gericht kam gab uns der Richter nochmals eine Möglichkeit eine Einigung zu finden was wir auch nutzten. Wir wollten nicht, dass Victor verliert denn die Folge für ihn wäre Gefängnis gewesen. Dies wegen nicht Anerkennung eines Gerichturteils (Pachtkündigung) und Zeitverschwendung des Gerichts wegen eines Falls der keiner ist. Wir fragten Victor was er denn von uns wolle. Wir staunten nicht schlecht was seine Forderungen waren: 10 ha Land, das Haus und USD 7000, dafür würde er seine Besitzanspruchsklage nicht einreichen. Das war dann aber für uns zu viel des Guten und wir boten ihm das Haus an, das darum liegende Land bis zur Strasse und für seine Anwaltskosten USD 2000. Uns war bewusst, dass die Zeit die wir verlieren würden und die Aufwände die durch das weiterführen dieses Falls und einer Besitzanspruchsklage entstünden viel kostspieliger wären und wir hatten sowieso nie vor in diesem Haus zu leben. Erst wollte er unser Angebot nicht annehmen. Sein Anwalt hat ihm aber unmissverständlich klargemacht, dass es das Beste sei was er erhalten könne. So hat er dann doch noch eingewilligt. Vor dem Richter wurde unsere Vereinbarung mündlich aufgenommen und dann vom Richter schriftlich bestätigt und beglaubigt. Leider hat uns das viel Zeit und sehr viel Geld gekostet aber dafür haben wir jetzt Ruhe und die Differenzen zwischen Victor und uns sind endlich geklärt.

Naja, leider noch nicht ganz endgültig. Wir pachten noch zusätzliche 4 ha Land von Christine. Aber auch dieses Land wird immer noch von Victor bewirtschaftet und es besteht auch dort ein Rechtsstreit (zwischen ihm und Christine). Seit einem Jahr wartet Christine nun schon auf einen Verhandlungstermin. Er wird den Fall verlieren, aber erst in zwei bis drei Jahren. Solange können wir dieses Land nicht nutzen, er aber schon.

Eigentlich beginnt die Kakaoernte ungefähr im Februar. Wir konnten aber erst Anfang Mai beginnen, da wir wegen des Rechtsstreits nicht früher durften. Leider ist deshalb rund 70 % der Ernte am Baum verfault oder von Tieren zerfressen worden. Wir mussten zuerst die Plantage etwas ausschneiden da sie schon seit etwa zwei Jahren von Victor nicht mehr genutzt wurde. Unseren Kakao kann man alle zwei bis drei Wochen in den Monaten Februar bis Ende Juni ernten. Wir haben „Cacao Nacional“. Das ist unter anderem die Sorte die nach Europa exportiert wird. Joëlle hat mit Kallari (Kooperative die von Kleinbauern Kakao kauft) Kontakt aufgenommen ob und in welcher Form sie Bohnen kaufen. Man kann sie ihnen im Schleim (feucht) oder getrocknet verkaufen. Der getrocknete Kakao wird billiger eingekauft. Da kann man nämlich viele schlechte Bohnen einschmuggeln und somit wird die Qualität schlechter. Für den im Schleim wird mehr bezahlt weil man keine schlechten Bohnen drunter mischen kann, so ist er von höherer Qualität und kann exportiert werden.

Wir haben uns entschieden den Kakao feucht zu verkaufen weil die Arbeit des Trocknens wegfällt, dies ist sehr aufwändig hier im Regenwald. Wir ernten die Kakaoschoten, öffnen sie und geben die guten Bohnen in einen Sack den wir dann am nächsten Tag verkaufen können. Wir haben bis jetzt zweimal ernten können. Der Gewinn hat gerademal gereicht die Arbeiten in der Plantage zu decken. Wenn wir aber nach beendeter Ernte die Kakaobäume richtig zurückschneiden und nächstes Jahr von Anfang an Ernten können, werden wir sicher einen kleinen Gewinn erzielen.