Kategorien
Allgemein

Die Brücke

Vor etwas mehr als einem Jahr haben wir eine Brücke über ein Schlammloch gebaut, so dass die Kühe einfacher die Weide wechseln konnten. Als letzte Woche unser Mittarbeiter Frank die Kühe kontrollieren ging hatte er festgestellt, dass es Löcher in den Bretten gab. Deshalb war klar, dass diese Bretter so rasch als möglich ersetzt werden mussten. In der Nähe lagen noch ein paar übriggebliebene Stücke von einem umgefallenen Mahagonibaum und so liessen wir diese richtig zuschneiden um die Brücke reparieren zu können. Das war ja recht und gut aber die Kühe wollten genau wissen was Frank da repariert und sind gleich zu fünft auf die Brücke gegangen um zu schauen, dass er es auch richtig macht. Wenn der Chef nicht kontrolliert machen es halt die Begünstigten. Das war aber zu viel Gewicht für den mittleren Balken und so ist dieser unter der immensen Last eingebrochen. Nur gut, dass nichts passiert ist. Frank hat alles beobachtet und uns gesagt die Kühe seien einfach von der Brücke runter spaziert und weg gegangen. Jetzt war das Ganze etwas schwieriger zu reparieren. Zuerst musste ein neuer Mittelbalken her und das musste hartes Holz sein. Dafür mussten wir einen kleinen Baum fällen der das Gewicht aushält und auch einige Zeit bestand haben wird. Den Stamm zu tragen war nicht einfach. Zu sechst haben wir ihn über unwegsames Gelände hingetragen und dann in die Brücke eingesetzt. Jetzt steht die Brücke wieder wie eine Eins. Wir haben auch den Kühen mitgeteilt, dass maximal drei Tiere darauf dürfen Mal schauen wie lange sie sich daran halten werden.

Auf Grund der immer noch anhaltenden Arbeitslosigkeit werden wir immer wieder um Arbeit gebeten. Leider haben wir aber nur begrenzt Arbeit und unser Budget ist nicht mehr so gross wie es auch schon war. Viele Leute versuchen nun Arbeit im ganzen Land zu finden. Der Bruch der Ölpipeline oberhalb des Rio Cocas ist eine Katastrophe mit einem Ausmass das man sich kaum vorstellen kann. Einige Leute aus der Region, besonders erfahrene Kanufahrer, haben da vorübergehend Arbeit gefunden.

Ein Gewitter zieht auf

Um die Familien zu unterstützen starteten wir ein neues kleines Projekt. Wir lassen bei den Familien verschiedene Sachen herstellen die wir dann in die Schweiz bringen lassen und dort probieren zu verkaufen. Die (erweiterte) Familie von César hat uns über hundert Fonduegabeln aus Bambus geschnitzt. Wir haben pro Rohling 1 $ bezahlt und sie bei uns noch etwas nach geschliffen und poliert.

Milena beim Fonduegabeln schleifen

Eine andere Familie hat uns 100 Armbänder geknüpft. Auch da haben wir einen fairen Preis bezahlt, 2.50 $, was normalerweise der Verkaufspreis für Touristen ist (die ja leider fehlen).

Wir bekommen aber nicht nur Verkaufsangebote von Kichwas auch die Waoranis (eine andere indigene Ethnie die noch tiefer im Wald lebt) kommen vorbei und brauchen Geld. Da haben wir dann eine Hängematte bestellt. Als sie zwei Monate später wieder kamen, was wir nicht geglaubt hätten, brachten sie gleich zwei Hängematten mit. Natürlich haben wir sie beide gekauft. Die Eine hat Michael selber behalten und die Andere wurde in die Schweiz gebracht. So eine Hängematte wird ausschliesslich aus Palmfasern gemacht. Es braucht rund 500 Meter Seil das aus einem einzigen Stück besteht, was natürlich selber von Hand hergestellt wird. Alleine für das verweben des Seils brauchen sie zwei Wochen. Der Handel mit den Waoranis ist immer etwas Spezielles. Sie laufen oft tagelang durch den Wald um zu uns zu kommen. Die Frauen verkaufen ihre Handarbeit um Geld für Salz, Öl, Seife, Reis und andere benötigte Dinge zu bekommen. Die Männer verkaufen manchmal Wildfleisch von Tieren die sie auf dem Weg erlegt haben. Jedes Mal wenn sie da sind kaufen wir etwas von den Frauen und geben ihnen auch noch was zu Essen mit auf den Weg. Uns ist wichtig nicht nur eine Frau oder Familie zu berücksichtigen. Deshalb kaufen wir immer jeder Person etwas ab, so dass alle etwas verdienen können. So konnten wir einen vollen Koffer mit diversen Sachen gratis in die Schweiz schicken (vielen Dank Christine!).

Waoranifrauen die uns die Hängematten verkauft haben

Wir haben auch viel Schokolade von Kallari mit geschickt. Kallari kauft unseren Kakao.

Michaels Bruder Stefan verkauft im Gasthaus Bad, Hemberg (077 444 81 65) diese Produkte. Dort bekommt man auch mehr Infos zu den Produkten und ihren Produzenten. Der Verkaufserlös wird direkt wieder in unser Projekt gesteckt. Wenn es Anklang findet werden wir versuchen das Angebot auszubauen um so ein weiteres kleines Einkommen für die umliegende Bevölkerung zu schaffen. Wir würden uns sehr freuen wenn wir zumindest die Kosten decken könnten. Falls jemand einen speziellen Wunsch hat, z.B. nur die Naturfäden aus Palmfasern (Armbänder sowie Hängematte sind daraus gefertigt) oder eine extragrosse Hängematte und es nicht eilt, der kann sich direkt bei uns melden:

    Kategorien
    Allgemein

    Rechtsstreit und Kakao

    Endlich konnten wir in unserer Kakaoplantage mit der Arbeit beginnen. Wir haben es ja schon einige Male erwähnt, dass wir einen Rechtsstreit hatten. Dieser Streit konnte nun endlich vor Gericht ohne Urteil beigelegt werden. Aber jetzt die ganze Geschichte von Anfang an: Als wir uns entschieden haben das Landstück von Christine von Steiger zu kaufen, hatte sie noch einen Pächter der das Land bewirtschaftete und auch im Haus am Rio Barantilla wohnte. Vicotr wurde ein halbes Jahr im Voraus darauf aufmerksam gemacht, dass man ihm beim nächsten Besuch die Pacht kündigen werde. Ihm wurde die Pacht gekündigt mit der Zusicherung, dass er nach erfolgtem Besitzerwechsel für uns Arbeiten könne und weiterhin im Haus wohnen dürfte. Victor glaubte aber, dass die Kündigung und der alte Pachtvertrag nicht korrekt seien und verklagte Christine auf eine Lohnnachzahlung. Vor dem Arbeitsgericht wurde aber bestätigt, dass alles seine Richtigkeit hat und somit die Pacht vorbei ist und er keinen Anspruch auf Lohnzahlungen hat weil es eben ein Pacht- und kein Arbeitsvertrag war. Er durfte ja jederzeit alles Erwirtschaftete behalten und musste auch keinen Pachtzins bezahlen.

    Als wir dann letzten Juli in Ecuador ankamen hatten wir nicht damit gerechnet, dass Victor und seine Familie uneinsichtig sind und das Gerichtsurteil nicht akzeptierten. Wir suchten viele Male das Gespräch und haben ihm dabei immer wieder zugesichert, dass er für uns arbeiten könne und im Haus wohnen bleiben dürfe. Er weigerte sich den Vertrag den wir ihm anboten zu unterschreiben. Er hat einfach weiterhin unser Land für sich selbst bewirtschaftet. Deshalb sahen wir uns nach ein paar Monaten gezwungen rechtliche Schritte einzuleiten. Für unseren Anwalt war die Sachlage klar und wir wussten, dass wir Recht hatten. Da Victor auf Zeit spielte, die wir ja leider nicht hatten da wir endlich mit unserer Plantage beginnen wollten, hat er noch nebenbei eine Besitzanspruchsklage angedroht. So eine Klage kann gut zwei bis drei Jahre dauern da sie vor einem Zivilgericht geführt werden muss. Dort fehlen aber die Richter. Es gibt seit der Corona Krise nur noch einen Richter für diese Art von Fällen – und das für die ganze Provinz Napo. Man stelle sich das mal vor, nur einen Richter für einen Kanton in der Schweiz oder für ein Bundesland in Deutschland… Als unser Fall vor Gericht kam gab uns der Richter nochmals eine Möglichkeit eine Einigung zu finden was wir auch nutzten. Wir wollten nicht, dass Victor verliert denn die Folge für ihn wäre Gefängnis gewesen. Dies wegen nicht Anerkennung eines Gerichturteils (Pachtkündigung) und Zeitverschwendung des Gerichts wegen eines Falls der keiner ist. Wir fragten Victor was er denn von uns wolle. Wir staunten nicht schlecht was seine Forderungen waren: 10 ha Land, das Haus und USD 7000, dafür würde er seine Besitzanspruchsklage nicht einreichen. Das war dann aber für uns zu viel des Guten und wir boten ihm das Haus an, das darum liegende Land bis zur Strasse und für seine Anwaltskosten USD 2000. Uns war bewusst, dass die Zeit die wir verlieren würden und die Aufwände die durch das weiterführen dieses Falls und einer Besitzanspruchsklage entstünden viel kostspieliger wären und wir hatten sowieso nie vor in diesem Haus zu leben. Erst wollte er unser Angebot nicht annehmen. Sein Anwalt hat ihm aber unmissverständlich klargemacht, dass es das Beste sei was er erhalten könne. So hat er dann doch noch eingewilligt. Vor dem Richter wurde unsere Vereinbarung mündlich aufgenommen und dann vom Richter schriftlich bestätigt und beglaubigt. Leider hat uns das viel Zeit und sehr viel Geld gekostet aber dafür haben wir jetzt Ruhe und die Differenzen zwischen Victor und uns sind endlich geklärt.

    Naja, leider noch nicht ganz endgültig. Wir pachten noch zusätzliche 4 ha Land von Christine. Aber auch dieses Land wird immer noch von Victor bewirtschaftet und es besteht auch dort ein Rechtsstreit (zwischen ihm und Christine). Seit einem Jahr wartet Christine nun schon auf einen Verhandlungstermin. Er wird den Fall verlieren, aber erst in zwei bis drei Jahren. Solange können wir dieses Land nicht nutzen, er aber schon.

    Eigentlich beginnt die Kakaoernte ungefähr im Februar. Wir konnten aber erst Anfang Mai beginnen, da wir wegen des Rechtsstreits nicht früher durften. Leider ist deshalb rund 70 % der Ernte am Baum verfault oder von Tieren zerfressen worden. Wir mussten zuerst die Plantage etwas ausschneiden da sie schon seit etwa zwei Jahren von Victor nicht mehr genutzt wurde. Unseren Kakao kann man alle zwei bis drei Wochen in den Monaten Februar bis Ende Juni ernten. Wir haben „Cacao Nacional“. Das ist unter anderem die Sorte die nach Europa exportiert wird. Joëlle hat mit Kallari (Kooperative die von Kleinbauern Kakao kauft) Kontakt aufgenommen ob und in welcher Form sie Bohnen kaufen. Man kann sie ihnen im Schleim (feucht) oder getrocknet verkaufen. Der getrocknete Kakao wird billiger eingekauft. Da kann man nämlich viele schlechte Bohnen einschmuggeln und somit wird die Qualität schlechter. Für den im Schleim wird mehr bezahlt weil man keine schlechten Bohnen drunter mischen kann, so ist er von höherer Qualität und kann exportiert werden.

    Wir haben uns entschieden den Kakao feucht zu verkaufen weil die Arbeit des Trocknens wegfällt, dies ist sehr aufwändig hier im Regenwald. Wir ernten die Kakaoschoten, öffnen sie und geben die guten Bohnen in einen Sack den wir dann am nächsten Tag verkaufen können. Wir haben bis jetzt zweimal ernten können. Der Gewinn hat gerademal gereicht die Arbeiten in der Plantage zu decken. Wenn wir aber nach beendeter Ernte die Kakaobäume richtig zurückschneiden und nächstes Jahr von Anfang an Ernten können, werden wir sicher einen kleinen Gewinn erzielen.

    WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner