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Familienzuwachs

Michi ist wieder zurück aus den Ferien und voller Tatendrang. Er konnte sich gut erholen und seine Batterien wieder aufladen. In seiner Abwesenheit sind die Jungpflanzen gut gewachsen und sind nun pflanzfertig, es sind über 70 Bäume von neun verschiedenen Arten. Seit einem Jahr bereiten wir eine ehemalige Kuhweide für die Wiederbewaldung vor. Sie verbuschte sehr schnell und wir waren erstaunt, was in einem Jahr alles wieder gewachsen ist. Entlang des Baches haben wir den grossen Bambus zur Ufer- und Hangsicherung gepflanzt. In etwa acht Jahren werden wir ihn selbst ernten und nutzen können. Oberhalb dieser Weidefläche haben wir bis zum Waldrand Bäume gepflanzt. So haben wir gut einen Hektar umgenutzt.

Die Aufforstung ist eine körperlich sehr anstrengende Arbeit. Zuerst müssen Schneisen durch die Buschlandschaft geschlagen werden. Dabei ist es sehr wichtig, die Pflanzen zu kennen, damit keine wertvollen Jungbäume gefällt werden. Anschliessend werden in dieser Schneise die Löcher für die Pflänzchen gegraben und zum Schluss werden noch die Jungbäume herangetragen. Leider ist es nicht möglich, sie mit einer Schubkarre zu transportieren, da das Gelände einerseits zu steil und andererseits stellenweise zu sumpfig ist. Zu viert waren wir eine Woche lang beschäftigt und hoffen nun, dass die Pflänzchen gut anwachsen. Zu guter Letzt haben César und Michi diese Woche noch die GPS-Koordinaten aufgenommen. Mit Freude haben wir festgestellt, dass bisher alle gut anwachsen sind. Sogar diejenigen, die alle Blätter an die Insekten verloren haben, treiben bereits wieder aus.

Video zur Aufforstung
Musik von Ronald Kah, Web: https://ronaldkah.de

Als Michael und César diese Woche in der Bambushalle arbeiteten, waren vor der Tür einige Autos beim Umladen. Da dies nichts Besonderes ist, haben wir dem Treiben keine grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Aber als plötzlich ein kleiner Hund bei uns auftauchte, der vom Nachbarshund verfolgt wurde, fragten wir uns, wem er wohl gehören könnte. César kennt ihn nicht, obwohl er wahrscheinlich 90% aller Hunde auf der Insel Anaconda kennt. Als der Nachbarshund nicht aufhörte zu bellen, ging Michael nachsehen, was los war. Der Junghund sass neben einem zerrissenen Sack und wurde lautstark weggebellt, worauf Michi sich des Fremden annahm. Michi konnte schnell das Eis brechen. Er konnte die Kleine sogar untersuchen und so stellte er fest, dass sie ein Mädchen ist. Wir vermuten, dass sie im Sack transportiert wurde und von einem Auto gefallen ist, da sie Schürfwunden an den Vorderbeinen hat und immer hinter dem Sack herlief. Joëlle war auch gerade da und wir fragten bei den Nachbarn und auf der Strasse nach, aber niemandem gehörte die Hündin. Ohne viel darüber zu reden, war es klar, dass wir sie für den Moment zu uns nach Hause nehmen würden. Wir lockten sie Richtung Haus wo sich natürlich unsere anderen Hunde befanden. Die Zusammenführung von Hunden ist nicht immer so einfach wie das bei uns der Fall war. Sinchi, der Chef beschnupperte sie und dann war gut. Bombi war etwas genervt von einem weiteren so kleinen aktiven Hund und liess sie links liegen. Hector hat sich sehr über die neue Spielkameradin gefreut. Nur Yuma ist etwas Zickig und zeigt ihr immer wieder, wo ihr Platz ist. Nach nur zwei Tagen macht die Kleine mit, als wäre sie schon immer dabei gewesen. Wir haben sie entfloht und entwurmt weil sie ein richtiges Flohtaxi war, deshalb heisst sie jetzt Floh.

Die Frage bleibt, wer kennt Floh oder ihren Besitzer? Floh ist weiblich, unkastriert und etwa 10 Monate alt. Wenn sich bis nächste Woche niemand bei uns meldet, werden wir sie kastrieren lassen und behalten. Wer weiss, vielleicht meldet sich der Besitzer noch. Bis dahin haben wir jetzt halt ein halbes Tierheim.

…und hungrig

Joëlle hat einen Auftrag für Bambus an Land gezogen. Er ist nicht so gross aber wir erhoffen uns Folgeaufträge. Da ein Mitbewerber schlechtes Material geliefert hatte, sind wir eingesprungen und durften nachliefern. Der Architekt hat uns besucht und unsere Anlage besichtigt. Er möchte nun bei den nächsten Bauprojekten mit uns zusammenarbeiten. Da er für gewisse Bauten besondere Anforderungen hat, haben wir uns für die Investition in zwei neue Maschinen entschieden. Das sind Maschinen, die es so nicht gibt und die man nicht einfach so kaufen kann. Michi hatte eine klare Vorstellung von einer Tischsäge mit zwei Sägeblättern mit der man Latten von 2, 4 oder 6 cm Breite direkt aus den Bambusstangen rausschneidet. Die zweite Maschine ist eine Anlage zur Herstellung von Bambusdübeln. In ganz Ecuador gibt es nur eine solche Maschine, die aus China importiert wurde. Wir haben einen Maschinenbauer gefunden der uns das genau so baute wie Michi es sich wünschte.

Neue Tischsäge nach Mass

Bei der Vorführung der Tischsäge in Tena schnitt sie alles super, aber zurück in der Werkstatt kam das alte leidige Thema wieder auf: die Stromspannung. Wir dachten, wir hätten das vor einem Jahr gelöst. Jetzt sind wir wieder an dem Punkt angelangt, an dem Joëlle sich mit der Stromgesellschaft herumschlagen muss, damit sie die Spannung bei uns hochschrauben. Die Bambusanlage hat einen eigenen Stromzähler, für den wir einen höheren Tarif bezahlen als für das Wohnhaus. Es ist ein Industriezähler und deshalb sollten wir auch eine höhere Spannung haben. Mal sehen, wie lange das dauert, oder ob wir uns ein eigenes Stromregelgerät anschaffen müssen um vernünftig arbeiten zu können.

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Termiten, Hühnerhaus und Geschichten die der Alltag schreibt

Es ist ein Muss jeden Tag eine Kontrollrunde um die Gebäude und Holzlager zu drehen, denn die gefrässigen Termiten können innert Stunden einziehen. Aber solche Mitbewohner möchte man nicht. Die kleinen holzfressenden Insekten mit sehr grossem Appetit, fressen dir im wahrsten Sinne des Wortes das Haus unter dem Hintern weg. Hier gibt es zwei Arten von Termiten; die Erdtermiten und die Baumtermiten. Sie sind ein Segen für den Wald, denn sie zersetzen sehr schnell einen umgefallenen Baum und sie sind Futter für Ameisenbären, Gürteltiere sowie viele Vögel und Reptilienarten. Im Haus sind sie aber ein Fluch. Sie nisten sich im Holz ein und fressen es von innen her auf. Die Baumtermiten kommen meistens in der Nacht und bauen gleich eine überdachte Autobahn. Sie kommen nie alleine sondern immer mit einer Gefolgschaft von Millionen.

Die Erdtermiten machen eine kleine Strasse und suchen morsches Holz oder lieber noch Papier, dort fressen sie sich einfach durch die Blätter. Sie kommen aber nur mit einem kleinen Heer von ein paar hundert Tierchen. Wenn man nicht täglich alles kontrolliert können sie innert kürzester Zeit einen grossen Schaden anrichten. Und wenn sie einmal eingezogen sind kann man sie leider nur noch mit Insektengift loswerden.

Termiten beim Aufräumen

Im letzten Beitrag haben wir berichtet, dass wir einen Teil Bambus gerodet haben. Mit den geschnitten Bambusstangen haben wir begonnen ein Hühnerhaus zu bauen. Es ist ein Lernstück für die richtige Bauweise mit Bambus, wir haben dafür unbehandelten Bambus verwendet. Die Bauweise von unserem Hühnerhaus ist die gleiche wie die für ein zweistöckiges Wohnhaus. Für die Hühner ist dies schon etwas zu luxuriös. Aber es geht uns darum, dass unser Mitarbeiter César lernt mit Bambus zu bauen. Michael kennt bisher nur etwas Theorie, er hatte ja Zeit sich einzulesen, darum ist unser guter Freund Claus Vogel extra einen Tag aus Quito zu Besuch gekommen um César zu zeigen und zu erklären wie man damit baut.

César und Claus

Claus hat viel Erfahrung, denn er hat selber schon an der Küste Ecuadors Bambushäuser gebaut. Wir wollen den Bambus als nachhaltigen Baustoff in dieser Region fördern. Darum braucht es Leute die damit umgehen können. César war am Anfang sehr skeptisch mit Bambus zu bauen aber bald war er Feuer und Flamme dafür. Er hat verstanden, dass die Bauweise mit Bambus billiger und einfacher ist aber dennoch genau so gut hält. Die Materialkosten für unser Hühnerhaus mit Dach belaufen sich auf nur rund 300 USD. Die Materialkosten für ein Wohnhaus im gleichen Baustil, mit behandeltem Bambus (der eingekauft werden muss), belaufen sich auf nur etwa 5000 USD.

Claus baut im April ein Bambushaus in Macas. Das ist nur rund vier Stunden von uns entfernt. César darf bei Claus zwei Wochen mitarbeiten um zu sehen wie man ein Bambushaus als Grosses baut. Claus und wir wollen zusammen ein Bambusprojekt aufbauen; von der Pflanzung über die Behandlung und Verarbeitung von Bambus. Die ersten Schritte haben wir bereits unternommen. Wir haben über 100 Bambussetzlinge gepflanzt und hoffen, dass sie gut gedeihen werden.

Als Joëlle an einem Abend den Waldhüter Jaime mit dem Auto nach Hause gefahren hat ist ihr ein Polizeiauto entgegen gekommen. Bei der Rückfahrt wurde sie kurz vor unserem Haus von der Polizei gestoppt. Joëlle war nicht angegurtet und ohne Schutzmaske unterwegs. Es stellte sich dann heraus, dass die Polizei eine Panne hatte und Hilfe brauchte. Die Beamten hatten keinen Ersatzreifen, Wagenheber oder Werkzeug dabei. Hier ist dies aber obligatorisch für jedes Auto und wird auch von der Polizei kontrolliert und gebüsst. Joëlle nahm Carlos (Polizist), der übrigens auch keine Schutzmaske hatte und sich auch nicht angurtete, mit zu uns nach Hause um ihm mit Werkzeug auszuhelfen. Michael staunte nicht schlecht als sie mit ihm angefahren kam. Carlos war sehr froh, dass er unser Internet nutzen und so mit dem Stützpunkt telefonieren konnte. Genau, er hatte auch kein Guthaben auf dem Telefon, tja das ist halt so in Ecuador. Carlos grosser Traum ist es mal in die Schweiz zu reisen und er freute sich sehr darüber, dass wir Schweizer sind. Wir halfen ihm natürlich aus, das hat aber nicht viel gebracht denn die Felge war hinüber und der Reifen konnte nicht gepumpt werden. So mussten die Polizisten warten bis sie ein Ersatzrad vom Stützpunkt geliefert bekamen. Er sagte zu uns das einzige deutsche Wort das er kennt: „Danke“. Carlos ist nun unser neuer bester Freund und er und seine Kollegen sind auch schon zweimal auf ein kaltes Getränk bei uns vorbei gekommen. Eines Abends ist er gekommen um uns zu sagen, dass eine Kuh ausgebrochen sei und auf der Strasse spaziere. Ja es hat seine Vorteile wenn man gute Beziehungen zur Polizei hat. Jetzt werden wir umgehend informiert wenn unser Kühe wieder einmal ausgebrochen sind.

Nachtfalter
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