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Das Neue Jahr hat gut begonnen

Wir haben den Jahreswechsel mit Christine und unseren Nachbarn, der Familie Walraven, gefeiert. Traditionell hat Michi natürlich wieder eine Puppe gebastelt, um sie um Mitternacht zu verbrennen und so alles Schlechte loszuwerden.

Wir waren dann doch etwas müde und haben uns deshalb entschieden den Jahreswechsel gemeinsam mit den Sandwichinseln zu feiern.

Das Jahr 2025 hat für uns sehr gut begonnen. In der ersten Woche bekamen wir die frohe Kunde, dass wir bei Red de Bosques aufgenommen wurden. Das freut uns sehr, denn nun können wir unseren Wald beim Umweltministerium als privaten Schutzwald registrieren und bekommen dadurch einen neuen Status. Bis jetzt wurde er als Landwirtschaftsfläche geführt, aber neu ist es jetzt ein geschützter Wald. Red de Bosques hilft ihren Mitgliedern bei Problemen, sie haben ein riesiges Netzwerk. Wenn die Bedrohung der Goldwäscher auf unserem Land akuter wird, haben sie Anwälte, die helfen können. Aber sie haben auch gute Beziehungen in verschiedenste Behörden. Hoffen wir einfach, dass wir sie deswegen nicht brauchen werden.

Sonnenaufgang am 1. Januar 2025

Bei uns ist gerade viel los. Joëlle hat viel Arbeit bekommen, da in der Firma, für die sie arbeitet, jemand länger ausfällt. Michi hat auch mehrere kleinere Aufträge erhalten und Bambus konnten wir auch schon verkaufen. Zwar nur kleinere Mengen, aber so leert sich das Lager und wir müssen bald unseren Stock wieder auffüllen. Im Dezember hatte Michi noch geplant das Haus neu zu streichen und einen neuen Hühnerstall zu bauen. Das Haus kann warten, aber der Hühnerstall nicht. Unser neuer Hahn hat eine kräftige Stimme, aber vor allem singt er in einer sehr unangenehmen Tonlage. Sogar Hector schmerzt es in den Ohren, wenn der Schweizerhahn morgens um 4 Uhr kräht. Darum baut César nun den neuen Hühnerstall, etwas weiter vom Haus entfernt.

Michi hat gerade keine Zeit um beim Bau des Hühnerstalls mitzuwirken, denn er darf für ein Hotel eine Bar inkl. Stühle aus Bambus bauen. Als erstes musste er sie zeichnen, dann alle Verbindungen austüfteln und schon ging es los mit dem Zuschneiden. Die Deckplatte des Tresens und die Sitzflächen der Stühle werden aus Holz sein. Dieses Holz er bei einem hiesigen Schreiner zuschneiden lassen. Wir haben darauf geachtet, dass es keine geschützte Holzart ist aber vor allem, dass es legal geerntet wurde. Wir hoffen das die Platten bald kommen, so dass Michi alles zusammensetzten kann. Der Zeitdruck beim Kunden ist gross und wir wollen ihn ja auch nicht verlieren.

Die Bar aus Bambus ist in Arbeit

Seit Anfang des Jahres sind auch die Strassenplaner wieder einmal unterwegs. Wir wurden informiert, dass sie Bohrungen an den Strassenrändern machen, um festzustellen wie der Untergrund beschaffen ist und wo die neue Strassenführung durchgehen soll. Die Strasse sollte auf insgesamt neun Meter verbreitert und asphaltiert werden. Das sind Neuigkeiten die wir so bereits vor 14 Jahren gehört haben. Neu ist aber, dass tatsächlich Bohrungen gemacht werden. Wer weiss, vielleicht meinen sie es ja dieses Mal wirklich ernst. Wir würden ca. 1 500 m2 Land verlieren, eine Entschädigung dafür wird es nicht geben. Nur wenn sie einem mehr als fünf Prozent der gesamten Landfläche enteignen, muss der Staat Entschädigung zahlen. Wir sind ja mal gespannt wie es da weiter geht.

Tena wird immer etwas moderner, es ist ja auch die Hauptstadt der Provinz Napo. Bis jetzt gab es genau einen Supermarkt der Kette «TIA» in Tena und in der ganzen Provinz Napo gibt es davon gerade mal zwei Filialen. Seit zwei Wochen gibt es nun einen weiteren Supermarkt: TuTi. Das ist ein Harddiscounter, so wie es früher Aldi oder Lidl waren. Ein für Ecuador komplett neues Einkaufssystem das die Leute hier nicht kennen. Auch wir sind natürlich schauen gegangen. Es ist nicht alles günstiger, aber es hat ganz viele Produkte die es früher in Tena nicht gab – uns freut es.

Fertigpizza, Eiscreme und sonst noch allerlei Ungesundes aus dem TuTi

Jetzt spüren wir die Nachfolgen der Stromeinsparungen die Ecuador vom 20. September 2024 bis 22. Dezember 2024 hatte. Es hat z. B. die Bierproduktion getroffen. Die zwei grossen und einzigen Bierkonzerne (Heineken: mit Biela, Brahma, Heineken und AmBev: mit Pilsener, Club, Budweiser) konnten nicht mehr brauen. Nun gibt es einen Lieferengpass bei den Bieren die in Ecuador hergestellt werden. Betroffen sind vor allem die Mehrwegflaschen in der «normalen» Grösse. Nun werden alle Lagerbestände von Einwegflaschen und Dosen geleert bis die Mehrwegflaschen gewaschen und wieder abgefüllt sein werden. Das hört sich erstmal komisch an, ist aber ein sehr grosses Problem. Denn da hängen sehr viele Arbeitsplätze dran. Es gibt keine Kurzarbeit in Ecuador, was bedeutet: Keine Arbeit = kein Job und demzufolge kein Einkommen. Bei der Stahlindustrie ist es genau das gleiche Bild. Bis die Industrie wieder hochgefahren ist und normal produzieren kann muss man schon bald wieder mit Stromeinsparungen rechnen, denn der Januar ist bis jetzt schon wieder viel zu trocken. Auf alle Fälle geniessen wir unser Feierabendbier noch solange wir Bier haben…

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Das Jahr geht zu Ende

Wir sassen mal wieder wegen eines Streiks fest und mussten einmal mehr improvisieren. Als uns die Materialen für die Renovation des Hauses ausgingen, nutzten wir die Zeit um Bäume zu pflanzen. Bei uns hat es endlich begonnen regelmässig zu regnen und die Böden sind auch wieder gut getränkt. Also passte alles und wir konnten in drei Tagen 50 neue Bäume pflanzen. Michi hatte einen wichtigen Zahnarzttermin in Quito und am gleichen Tag erwarteten wir Besuch aus der Schweiz. Da die Strassen aber wegen des Streiks alle blockiert waren, konnte er nicht den normalen Weg fahren und musste einen Umweg von vier Stunden in Kauf nehmen. Er hat deshalb viele neue Strassen und Fähren gefunden, die nirgends verzeichnet sind und die man nur findet, wenn man die jeweiligen Anwohner fragt, wo der schnellste Weg nach Loreto ist.

Auf der Fähre über den Rio Napo

Am Tag darauf, bei der Rückfahrt mit Christine (unsere Besucherin) waren dann bereits die Strassenblockaden verschwunden und man konnte wieder den normalen Weg fahren. Bis sich nach einem Streik in Tena wieder alles normalisiert und alles wieder vorrätig ist, dauert es schon einige Tage. Die Streikenden haben sich, Tena und uns immerhin 14 Tage von der Umwelt abgeschnitten. Ob sie mit dieser Aktion Erfolg hatten, wird sich erst nach den Feiertagen zeigen. Falls nicht, wird der Irrsinn wieder von vorne beginnen. Wir verstehen das Anliegen, welches an den Präsidenten gerichtet ist sehr gut und finden das neue Gefängnis mitten in der Stadt auch idiotisch. Die eigene Stadt aber von der Aussenwelt abzuschneiden ist garantiert nicht der richtige Weg und bringt vor allem viel Unverständnis in der eigenen Bevölkerung.

Auch wir versuchen die Weihnachtstage etwas ruhiger zu gestalten. Leider war die Vorweihnachtszeit überhaupt nicht ruhig. Einmal mehr war es Michi der festgestellt hat, dass man im Schutzwald von Selva Viva aktiv Gold wäscht. Es wurden zwar keine Bagger eingesetzt, aber mit Wasserpumpen wurde das Ufer abgewaschen. Nach Rücksprache mit dem neuen Geschäftsführer von Selva Viva, Lester Espin, stellten wir Fotofallen auf und konnten so innert weniger Tage die Personen identifizieren. Der Geschäftsführer ist dann auch gleich mit den drei Waldhütern und Christine, die ja Präsidentin von Selva Viva ist, zu diesen Personen hin gegangen und hat das Gespräch gesucht. Mal schauen, ob sie nochmal auf den Kameras auftauchen werden, denn davon wissen sie nichts.

ausgewaschene Uferböschung

Nur gerade einen Tag später hat uns unser niederländischer Nachbar angerufen und erzählt, dass er soeben einen Bagger mit einer Waschanlage von seinem Grundstück verscheucht hat. Der Bagger sei im Fluss in unsere Richtung unterwegs.

Bagger mit Waschanlage im Rio Cusano

Da liegt aber noch ein Grundstück des Hotels Casa del Suizo dazwischen. Und genau da hat sie Michi dann auch mit der Drohne gefunden. Joëlle hat sofort die Besitzer vom Casa del Suizo und noch viele Personen mehr informiert. Damit die Kommunikation aller involvierten Personen einfacher wurde und alle auf dem gleichen Stand gebracht werden mussten, eröffnete Joëlle eine WhatsApp Gruppe. Innert weniger Stunden konnte so die Umweltpolizei und das Militär informiert werden und sie warteten nur noch auf den Befehl zum Ausrücken. Der Geschäftsführer von Selva Viva hat es sogar geschafft den Gouverneur der Provinz Napo auf den Plan zu rufen.

Michi schaute mit Hilfe der Drohne immer wieder, wo die Goldwäscher sich gerade befanden und Casa del Suizo ging direkt vor Ort, um nachzuschauen.

Bagger im Rio Cusano und flussaufwärts die Waschanlage

Noch in der gleichen Nacht wurde es den Goldwäschen vermutlich zu gefährlich und sie haben sich aus dem Staub gemacht. Casa del Suizo hat die Verantwortlichen dieser illegalen Goldwaschaktion enttarnt und mit ihnen gesprochen. Das war eine extrem erfolgreiche Aktion, bei der alle am gleichen Strick zogen und dem illegalen Goldwaschen in unserer Region der Kampf angesagt wurde. Es zeigt uns endlich, dass wir doch nicht die einzigen sind die dieses grüne Paradies hier, solange dies noch möglich ist, erhalten wollen. Leider hat sich aber auch einmal mehr gezeigt, dass die vermeintlich gleichgesinnten Projekte dem Umweltschutz doch nicht so nahestehen, aber dafür andere, von denen wir es nicht erwartet hätten, uns tatkräftig beistanden und mithalfen.

Bagger auf der Isla Anaconda geparkt, bis zum Einbruch der Dunkelheit

Für uns neigt sich ein schwieriges Jahr dem Ende zu. Wir mussten viele schwere Entscheidungen treffen, was unser Projekt Finca Don Sigifredo betrifft. Wir erlitten viele Rückschläge und hatten so einige Zweifel. Joëlles Job hat uns aber in finanzieller Hinsicht viel Ruhe gebracht und sichert die Existenz der Finca Don Sigifredo. Die erfolgreiche Aktion gegen die Goldwäscher war ein sehr versöhnlicher Abschluss für uns. Klar ist, wir werden uns selber treu bleiben und uns auch nächstes Jahr wieder für den Umweltschutz stark machen, auch wenn das natürlich nicht allen gefällt.

Sonnenaufgang im Nebel

Nachträglich noch schöne und besinnliche Weihnachten, die ihr alle hoffentlich hattet, und dann vor allem einen guten Start ins neue Jahr.

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Weihnachten an Neujahr

Wir hoffen, dass ihr alle gut ins neue Jahr gestartet seid. Für uns war der erste Tag im 2023 so etwas wie verspätete oder auch zwölf Monate zu frühe Weihnachten. Tina und Thomas, Michis Bruder und seine Partnerin, kamen uns besuchen. Sie sind am ersten Januar angekommen und haben natürlich viele Geschenke und super Leckereien aus der Schweiz mitgebracht. Wir möchten uns bei allen recht herzlich bedanken für die vielen schönen Überraschungen. So ins neue Jahr zu starten war extrem schön. Am gleichen Tag kam auch Bernd zu uns. Er ist unser Volontär für die nächsten drei Monate. Bernd war vor ca. fünf Jahren schon einmal hier, aber damals als Volontär für die Schule. Jetzt hilft er bei uns mit und entlastet uns bei der Arbeit. Der arme hatte einen wirklich schwierigen Einstieg. Er hatte eine Woche Zeit alles zu lernen, was das Haus und die Haustiere betrifft, bevor wir ihn sechs Tage allein liessen. Wir nutzten die Gelegenheit und sind mit Tina und Thomas kurzerhand in den Urlaub gefahren.

Unterwegs nach Vilcabamba

Das war unser erster gemeinsamer Urlaub seit über 2,5 Jahren. Bernd kannte das Haus und die Region von früher schon und darum war er auch damit einverstanden. César war ja tagsüber für Hof und Tiere da. Wir fuhren mit unserem Auto nach Vilcabamba ins Hotel Izhcayluma um unsere Freunde zu besuchen. Das liegt gerade mal 650 km südlich von unserer Finca. In der Schweiz wäre das eine 6-Stunden Fahrt hier sind es 11 Stunden wenn man entlang des Amazonasbeckens fährt oder 14 Stunden über die Anden. Es war eine sehr schöne Zeit und wir konnten uns mal etwas erholen. Klar sind sechs Tage kurz ja eher sogar zu kurz, aber wir nehmen was wir bekommen. Tina und Thomas sind dann weiter nach Cuenca und danach nach Galapagos gereist. Wir werden sie vor ihrem Rückflug nochmals in Quito treffen.

Unsere Rückfahrt führte uns über die Anden in zwei Tagen zurück nach Hause. Unterwegs haben wir sehr viele Eindrücke gesammelt. Nun wissen wir auch wieder warum wir im Regenwald leben. Bei uns ist es einfach wärmer und viel, viel grüner. OK, es gibt in den Anden keine stechenden Insekten aber man kann ja leider nicht alles haben. Bernd war schon etwas erleichtert als wir wieder zurück waren. Er hat es super gemacht und alle Tiere sind wohl auf.

In der Zwischenzeit ist die Arbeit aber nicht stehen geblieben. Für das Bambushaus auf der Insel hatten wir begonnen die Fundamente zu giessen. Wie bereits erwähnt wird das Haus auf Stelzen gebaut zum Schutz bei Hochwasser. Michael will mit diesem Modellhaus aufzeigen, dass man beim Bauen komplett auf Holz verzichten kann. Darum machen wir die Stelzen aus gebrauchten Autoreifen und verzichten auch da auf Verschalungsbretter. Mit Zement gefüllte und in den Boden eingelassene LKW-Reifen dienen als Fundamente.

LKW-Reifen im Boden eingelassen
Mit Zement gefüllte Reifen

Um zwölf solche Pfeiler mit Zement zu füllen braucht es eine beachtliche Menge Sand und Steine, was alles  zum Bauplatz auf die Insel getragen werden muss. Da haben wir uns betreffend des Aufwands ordentlich verschätzt und es hat zwei volle Arbeitstage länger gedauert als dies vorgesehen war. Jetzt müssen wir schauen wo wir das wieder einsparen können. Michael kann vieles, aber mit Zement da kennt er sich überhaupt nicht aus. Und da er das weiss hat er darum von Anfang an einen Spezialisten angestellt. César hatte den Auftrag die Zementierungsarbeiten während unserer Abwesenheit zu überwachen. Jetzt muss das Ganze erst richtig aushärten und dann können wir darauf aufbauen.

Transport über den Arajuno im Kanu

Fair Trade ist uns persönlich sehr wichtig und gerade deshalb wollen auch wir niemanden ausnutzen. In der ersten Januarwoche hat uns Leo, ein Bekannter von uns, eine grosse Menge Bambus Gigante angeboten da er in einer finanziellen Notlage war und dringend Geld benötigte. Wir hatten bei ihm schon mal Bambus gekauft und in einem vorgängigen Beitrag auch darüber geschrieben. Damals hatten wir uns auf einen Preis pro Meter geeinigt. Doch wegen seines Notfalls wollte er uns gleich eine ganze Matte (bzw. Strauch) Bambus verkaufen. Ihm war egal wann wir die Stangen ernten würden aber er brauchte das Geld jetzt sofort. Michael kannte bereits die Dimensionen der Matten und hatte aufgrund dessen ein sehr konkretes finanzielles Limit vor Augen. Wir dachten, wenn wir eine durchschnittliche Matte für $1’000 kaufen könnten wäre das für uns ein gutes Geschäft. Er bot uns aber eine grosse Matte an und gab uns noch den Rest von der bereits vorgängig teilweise abgeernteten dazu und das für $1’000. Nun muss man wissen, dass man in Ecuador immer handelt. Wenn man also $800 erzielen möchte beginnt man bei  $1’200, so bekommt man dann auch was man möchte. In diesen 1 ¼ Matten stehen ca. 350 gute Halme und bei $1’000 bezahlen wir nur $3 pro 18 Meter was die Hälfte unter dem Durchschnitt im Einkauf ist. Wir staunten also nicht schlecht über das Angebot. Und wie gesagt hätten wir den Preis noch drücken können, das wäre aber nicht mehr fair gewesen und deshalb haben wir ihm dann ohne zu Handeln die $1’000 bezahlt. Leo war überglücklich das wir ihm den Preis zahlten und er strahlte über das ganze Gesicht. Der Vertag wurde dann auch gleich mit einer Chicha de Chonta (vergorene Palmfrüchte) beschlossen. Dies ist unsere lieblings Chicha die es nur saisonal gibt. Nun haben wir Riesen Bambus auf Vorrat eingekauft und hoffen nun auf grosse Aufträge, nicht dass wir dann noch darauf sitzen bleiben.

Das ist die gekaufte Matte

Mit den Aufträgen ist es leider so eine Sache. Wir hatten einen riesen Auftrag der über 10`000 Stangen betrug und dafür wurde auch bereits eine Anzahlung gemacht. Dieser Auftrag war auch der Grund weshalb wir unsere ganze Anlage so gross gebaut haben. Über Weihnachten wurden wir informiert, dass das Bauprojekt geplatzt ist. Das war für uns ein grosser Schock, den wir erst mal verdauen mussten. Uns war natürlich bewusst, dass wir mit dem Bau hoch gepokert hatten. Aber mit dem riesen Auftrag hätten wir unsere Investitionen wieder draussen gehabt. Einmal mehr haben wir wieder dazu gelernt und müssen schauen wie wir das mit der Vorauszahlung regeln. Unglücklicherweise haben wir es im Vertrag als Kredit für den Bau bezeichnet mit einer Rückzahlung in Form von Bambus. Der wird ja aber jetzt nicht mehr benötigt. Mal abwarten was die Vertragspartner meinen und bis wann sie das Geld zurückhaben wollen. Im Moment arbeiten wir an einem kleineren Auftrag für ein Hotel in der Nähe von Puyo. Benötigt werden 150 Stangen Bambus Gigante den haben wir bereits und 150 Stangen Guadua die sind gerade noch am trocknen. Hinzu kommen 200 m2 geöffneter Bambus (esterillas oder caña picada) oder auch Bambusbretter genannt. Wir werden nächste Woche die noch fehlenden 100 m2 produzieren.

Im Moment ist Blütezeit des Kakaos. Unsere Bäume tragen sehr viele Blühten da wir rechtzeitig mit dem Baumschnitt fertig waren. Nun hoffen wir auf eine grosse Ernte, welche wir in ca. drei Wochen beginnen werden können.

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Jahreswechsel

Wir wünschen allen einen guten Start ins neue Jahr und dass wir alle gesund bleiben und uns bald wieder in die Arme nehmen können.

Den Jahreswechsel haben wir mit einem ecuadorianischen Brauch gefeiert. Man baut sich eine Puppe (Muñeco) in der man die negativen Energien vom alten Jahr verarbeitet, Dinge und Ereignisse die man einfach hinter sich lassen und abschliessen möchte. Es können aber auch positive Dinge sein die man ins neue Jahr mitnehmen möchte. Wichtig ist ein geschriebenes Testament das man der Puppe beigibt. Um 24 Uhr wird die Puppe angezündet und abgebrannt. Die Flammen und der Rauch sollen die verbrannten Gedanken zu den Naturgeistern bringen, auf dass es so kommen wird wie im Testament festgehalten. Auch wir bauten eine Puppe und legten ihr ein Testament bei. Beim Jahreswechsel zündeten wir sie an und stiessen darauf an. Beim Bau der Puppe war natürlich klar, dass wir Michis Beinbruch hinter uns lassen wollen. Am liebsten hätten wir die Puppe auf dem Unglücksholz verbrannt was aber nicht möglich war, da das Holzstück noch immer nicht bis zum Haus gekommen ist. Und dies trotz intensivster Bemühungen. Ja, es ist ein Unglücksholz. Michis Bruder Thomas, der gerade auf Besuch ist und zwei Freunde, die gerade im amaZOOnico sind, haben es versucht. Dem Einen ist es auf den Fuss gefallen und er ist mit einer starken Prellung davon gekommen, der Andere hatte einen Zuckersturz und der Dritte ist im Sumpf knietief eingesunken, so dass er hinfiel und die Holzplatte jetzt im Sumpf liegt. Die Übung wurde abgebrochen bevor ein weiterer Unfall passieren konnte. Zumindest liegt die Platte jetzt 200 Meter näher beim Haus.

„Woher stammt das Unglücksholz eigentlich?“ wurden wir oft gefragt. Wie ihr evtl. wisst versuchen wir ja so wenige Bäume wie möglich zu schlagen und suchen deshalb immer nach gefallenem Holz am Fluss und im Wald. Einer der Waldhüter von Selva Viva hatte uns gesagt, dass auf unserer obersten Weide ganz hinten ein Mahagonibaum gefällt wurde. Er wurde vor rund zwei Jahren von unserem Vorpächter gefällt. Warum ist uns unklar denn er stand ganz hinten direkt am Waldrand. Jetzt lag er da und drohte zu verrotten. César sollte ihn sich anschauen und einen Probeschnitt machen. Der Weg bis zum Baum dauert ohne Gepäck ca. 30 Minuten. Als César den Schnitt machte war schnell klar, dass der Kern kein Loch hat und das Holz deshalb gut ist. Wir vermassen den Stamm und stellten fest, dass er 21 Meter lang ist und einen Durchmesser von ca. 110 Zentimetern hat. Es war klar, dass César den Stamm nicht schneiden konnte. Er ist super für kleinere Schnitte aber für diesen Stamm musste ein Profi her. Wir fragten Wilbert, er ist der Spezialist wenn es um solche Arbeiten geht. Er machte uns einen Kostenvoranschlag für das Schneiden und den Transport des Holzes. Aufgrund der Distanz und des Gewichtes des Holzes wurde der Transport etwas teuer und wir vereinbarten, dass er nur die Vierkanthölzer (24 cm x 12 cm x 240 cm) runter bringen sollte. Die zehn runden Platten wollte ich selber tragen. Hätten wir mal besser nur neun Platten schneiden lassen… Er bekam den Auftrag und begann dann gleich mit dem Zersägen des Stammes. Roter Mahagoni ist sehr hartes Holz und mit einer Dichte von ca. 1,6 bis 1,8 auch sehr schwer. Er konnte aus dem Stamm 42 Balken schneiden und verbrauchte dabei eine neue Kette der Säge. Wilbert ist ein Meister der Kettensäge und ich staune immer wieder, wie er auf rund 2 mm genau Balken schneidet. Man kann einen rechten Winkel hinlegen und er stimmt und das bei einem Holz in das man einen Nagel nur schwer einschlagen kann. Die ganze und erweiterte Familie von Wilbert, auch Frauen und Kinder, halfen dann die Balken zu transportieren. Ein Balken wiegt gut 150 bis 200 kg.

An einem Tag halfen bis zu 14 Personen mit beim Schleppen. Innert drei Tagen war das Holz vor unserem Haus. Jetzt haben wir ca. vier Kubikmeter rotes Mahagoni das wir verwenden können für Möbel- und Hausbau. Auch wenn das mit dem Hausbau noch zwei bis drei Jahre warten muss, verrottet das Holz nicht. Leider wurde aber ein sehr wertvoller Primärbaum vor zwei Jahren gefällt. Wir machen nun einfach noch das Beste aus ihm, so dass er nicht ganz um sonst gefällt wurde.