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Insekten und ihre Gefahren – Fleischteileten

Immer wieder zeigen wir Fotos von Insekten in vergrösserter Ansicht. Sie sind schön und manchmal auch gespenstisch aber die Meisten sind ungefährlich. Und dann gibt es noch die, die sehr schmerzhaft sein können. Es leben ca. 3000 Schmetterlingsarten, in allen Farben und Formen, in unserer Region.

Wo es Schmetterlinge gibt, gibt es auch Raupen. Sie sind meistens sehr bunt und stachelig. Wenn man sie aus Versehen berührt stechen sie nicht sondern sie nesseln, ähnlich wie Brennnesseln in Europa. Das kann sogar zu Blasenbildung führen und ist sehr schmerzhaft. Man sollte sie nur mit den Augen betrachten auch wenn sie sehr flauschig aussehen.

Bienen können etwas mühsam sein wenn sie einem um den Kopf schwirren sind aber ungefährlich, denn die Wildbienen haben keinen Stachel. Wespen hingegen schon. Sie greifen aber nur an wenn man ihnen direkt ins Nest reinläuft. Aber das kennt man ja auch von Zuhause. Eine Begegnung mit der Conga (Paraponera clavata) oder auch 24-Stunden-Ameise genannt kann sehr schmerzhaft sein. Ihr Stich gilt als der schmerzhafteste Insektenstich der Welt. Michael hatte früher schon seine Erfahrungen mit der Conga gemacht und auch jetzt wieder. Die Grundregel damit einen nichts sticht lautet: Schaue immer zuerst hin bevor du etwas anfasst und wenn du auf den Hintern fällst versuche dich auf keinen Fall fest zu halten, sondern lass dich fallen.

Heuschrecke

Michael war dabei eine Kuh zu behandeln als er sich wegen seinem Bein am Zaun abstützen wollte. Als er die Röhre festhielt liess er sie mit einem Schrei auch gleich wieder los. Tja, selber schuld, er hatte nicht zuerst hin geschaut. Eine Conga hatte ihn in die Fingerkuppe des linken Ringfingers gestochen. Michael weiss nicht recht was schmerzhafter war, sein Beinbruch oder dieser Stich. Beim Beinbruch schiesst einem Adrenalin hoch um den Schmerz zu lindern. Bei Congastichen ist es nur reiner Schmerz. Er war froh, dass wir noch starke Schmerzmittel zu Hause hatten um den Schmerz zu stillen. Die Schmerzen halten nur ca. zwölf Stunden an aber man kann auch schon mal Fieber für 24 Stunden bekommen. Daher kommt auch der Deutsche Name 24-Stunden-Ameise. Im Englischen heisst sie übrigens Bullet Ant (Gewehrkugelameise) weil ihr Stich so schmerzhaft wie eine Schussverletzung ist. Der Schmerz ging vorbei aber das injizierte Nervengift machte die Fingerkuppe von Michaels Ringfinger für rund zwei Wochen gefühlstaub. Es war eine schmerzhafte Erfahrung aber es blieben keine Schäden zurück.

Mit diesen Informationen wollen wir niemanden erschrecken und vor allem keine zukünftigen Besucher abschrecken. Bis jetzt wurde weder Joëlle noch ein Besucher je von einer Conga gestochen. Sie passen eben einfach besser auf als Michael das tut.

Wir haben leider letzte Woche eine grosse Kuh verloren. Sie hatte wohl Limonen direkt vom Baum gefressen und dabei ist ihr eine in den Rachen gerutscht und sie erstickte daran. Was in der Schweiz mit Äpfeln passieren kann, geschieht hier mit Limonen. Wir hatten die Kuh am Vortag nicht gefunden und suchten sie darum rund zwei Stunden lang bis es zu dunkel wurde. Am nächsten Morgen haben wir sie dann aber mitten auf der Weide tot aufgefunden. Sie konnte noch nicht lange gestorben sein, denn wie war noch nicht gebläht und auch noch nicht ganz steif. Sie lag auf einer Weide die mit dem Auto nicht zugänglich sondern nur per Fussmarsch von ca. 20 Minuten erreichbar ist. Wir konnten sie also nicht in einem Stück runter bringen und deshalb auch nicht verkaufen. Da lagen nun 500 kg Fleisch das wir nicht verrotten lassen wollten. Wir fragten unsere Mitarbeiter ob die Bevölkerung der Insel Anaconda wohl daran interessiert sei, sie müssten es einfach bei uns abholen. Wir wollten ihnen die Kuh schenken. César, unser Mitarbeiter, machte genau fünf Telefonate und rund eine Stunde später standen über 30 Familien da und die Stimmung war ähnlich wie bei einem Volksfest. Das Buschtelefon ist schnell, wenn es darauf ankommt.

Sie alle halfen mit die Kuh zu zerlegen. César schaute dafür, dass das Fleisch und die Innereien gerecht an alle Familien verteilt wurden. Am Schluss waren nur noch die Haut und das ungeborene Kalb übrig. Alles andere wurde verwertet und mitgenommen, auch der Kopf aus dem eine Suppe gemacht wird. Da es natürlich zu viel Fleisch auf einmal für einige Familien war, haben sie es dann nochmals zu Hause mit den Nachbarn und weiteren Familienangehörigen geteilt. Viel davon wurde auch geräuchert um es haltbar zu machen und die Familien, die einen Tiefkühler besitzen, haben es eingefroren. Wir haben zwar über 900 Dollar verloren, konnten dafür aber über 30 Familien helfen und glücklich machen. In der momentanen Krise fehlt Vielen das Geld für Fleisch und einige Familien hatten wohl schon länger keines mehr gehabt.

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Rechtsstreit und Kakao

Endlich konnten wir in unserer Kakaoplantage mit der Arbeit beginnen. Wir haben es ja schon einige Male erwähnt, dass wir einen Rechtsstreit hatten. Dieser Streit konnte nun endlich vor Gericht ohne Urteil beigelegt werden. Aber jetzt die ganze Geschichte von Anfang an: Als wir uns entschieden haben das Landstück von Christine von Steiger zu kaufen, hatte sie noch einen Pächter der das Land bewirtschaftete und auch im Haus am Rio Barantilla wohnte. Vicotr wurde ein halbes Jahr im Voraus darauf aufmerksam gemacht, dass man ihm beim nächsten Besuch die Pacht kündigen werde. Ihm wurde die Pacht gekündigt mit der Zusicherung, dass er nach erfolgtem Besitzerwechsel für uns Arbeiten könne und weiterhin im Haus wohnen dürfte. Victor glaubte aber, dass die Kündigung und der alte Pachtvertrag nicht korrekt seien und verklagte Christine auf eine Lohnnachzahlung. Vor dem Arbeitsgericht wurde aber bestätigt, dass alles seine Richtigkeit hat und somit die Pacht vorbei ist und er keinen Anspruch auf Lohnzahlungen hat weil es eben ein Pacht- und kein Arbeitsvertrag war. Er durfte ja jederzeit alles Erwirtschaftete behalten und musste auch keinen Pachtzins bezahlen.

Als wir dann letzten Juli in Ecuador ankamen hatten wir nicht damit gerechnet, dass Victor und seine Familie uneinsichtig sind und das Gerichtsurteil nicht akzeptierten. Wir suchten viele Male das Gespräch und haben ihm dabei immer wieder zugesichert, dass er für uns arbeiten könne und im Haus wohnen bleiben dürfe. Er weigerte sich den Vertrag den wir ihm anboten zu unterschreiben. Er hat einfach weiterhin unser Land für sich selbst bewirtschaftet. Deshalb sahen wir uns nach ein paar Monaten gezwungen rechtliche Schritte einzuleiten. Für unseren Anwalt war die Sachlage klar und wir wussten, dass wir Recht hatten. Da Victor auf Zeit spielte, die wir ja leider nicht hatten da wir endlich mit unserer Plantage beginnen wollten, hat er noch nebenbei eine Besitzanspruchsklage angedroht. So eine Klage kann gut zwei bis drei Jahre dauern da sie vor einem Zivilgericht geführt werden muss. Dort fehlen aber die Richter. Es gibt seit der Corona Krise nur noch einen Richter für diese Art von Fällen – und das für die ganze Provinz Napo. Man stelle sich das mal vor, nur einen Richter für einen Kanton in der Schweiz oder für ein Bundesland in Deutschland… Als unser Fall vor Gericht kam gab uns der Richter nochmals eine Möglichkeit eine Einigung zu finden was wir auch nutzten. Wir wollten nicht, dass Victor verliert denn die Folge für ihn wäre Gefängnis gewesen. Dies wegen nicht Anerkennung eines Gerichturteils (Pachtkündigung) und Zeitverschwendung des Gerichts wegen eines Falls der keiner ist. Wir fragten Victor was er denn von uns wolle. Wir staunten nicht schlecht was seine Forderungen waren: 10 ha Land, das Haus und USD 7000, dafür würde er seine Besitzanspruchsklage nicht einreichen. Das war dann aber für uns zu viel des Guten und wir boten ihm das Haus an, das darum liegende Land bis zur Strasse und für seine Anwaltskosten USD 2000. Uns war bewusst, dass die Zeit die wir verlieren würden und die Aufwände die durch das weiterführen dieses Falls und einer Besitzanspruchsklage entstünden viel kostspieliger wären und wir hatten sowieso nie vor in diesem Haus zu leben. Erst wollte er unser Angebot nicht annehmen. Sein Anwalt hat ihm aber unmissverständlich klargemacht, dass es das Beste sei was er erhalten könne. So hat er dann doch noch eingewilligt. Vor dem Richter wurde unsere Vereinbarung mündlich aufgenommen und dann vom Richter schriftlich bestätigt und beglaubigt. Leider hat uns das viel Zeit und sehr viel Geld gekostet aber dafür haben wir jetzt Ruhe und die Differenzen zwischen Victor und uns sind endlich geklärt.

Naja, leider noch nicht ganz endgültig. Wir pachten noch zusätzliche 4 ha Land von Christine. Aber auch dieses Land wird immer noch von Victor bewirtschaftet und es besteht auch dort ein Rechtsstreit (zwischen ihm und Christine). Seit einem Jahr wartet Christine nun schon auf einen Verhandlungstermin. Er wird den Fall verlieren, aber erst in zwei bis drei Jahren. Solange können wir dieses Land nicht nutzen, er aber schon.

Eigentlich beginnt die Kakaoernte ungefähr im Februar. Wir konnten aber erst Anfang Mai beginnen, da wir wegen des Rechtsstreits nicht früher durften. Leider ist deshalb rund 70 % der Ernte am Baum verfault oder von Tieren zerfressen worden. Wir mussten zuerst die Plantage etwas ausschneiden da sie schon seit etwa zwei Jahren von Victor nicht mehr genutzt wurde. Unseren Kakao kann man alle zwei bis drei Wochen in den Monaten Februar bis Ende Juni ernten. Wir haben „Cacao Nacional“. Das ist unter anderem die Sorte die nach Europa exportiert wird. Joëlle hat mit Kallari (Kooperative die von Kleinbauern Kakao kauft) Kontakt aufgenommen ob und in welcher Form sie Bohnen kaufen. Man kann sie ihnen im Schleim (feucht) oder getrocknet verkaufen. Der getrocknete Kakao wird billiger eingekauft. Da kann man nämlich viele schlechte Bohnen einschmuggeln und somit wird die Qualität schlechter. Für den im Schleim wird mehr bezahlt weil man keine schlechten Bohnen drunter mischen kann, so ist er von höherer Qualität und kann exportiert werden.

Wir haben uns entschieden den Kakao feucht zu verkaufen weil die Arbeit des Trocknens wegfällt, dies ist sehr aufwändig hier im Regenwald. Wir ernten die Kakaoschoten, öffnen sie und geben die guten Bohnen in einen Sack den wir dann am nächsten Tag verkaufen können. Wir haben bis jetzt zweimal ernten können. Der Gewinn hat gerademal gereicht die Arbeiten in der Plantage zu decken. Wenn wir aber nach beendeter Ernte die Kakaobäume richtig zurückschneiden und nächstes Jahr von Anfang an Ernten können, werden wir sicher einen kleinen Gewinn erzielen.

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Leben auf Pump

Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die lokale Bevölkerung werden immer sichtbarer. Wir können natürlich nur über das schreiben was wir hier sehen, aber es scheint im ganzen Land gleich zu sein. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf. Wir möchten nicht sagen, dass die lokale Bevölkerung arm ist weil sie Hunger leiden muss. Traditionell sind die Leute hier draussen im Regenwald Selbstversorger. Praktisch jede Familie hat einen grossen Garten (Chakra) wo Bananen, Yuka (Maniok), Mais, Heilpflanzen und viele verschiedene Früchte für den Eigenbedarf angebaut werden. Um die Häuser werden Hühner, Enten und anderes Geflügel gehalten. Hungern muss hier fast niemand aber Geld gibt es trotzdem keins. Viele Leute arbeiteten vor der Krise im Tourismus, den gibt es aber kaum mehr und deshalb haben die Meisten ihre Arbeit verloren. Einige Familien haben Kakao- und Kaffeeplantagen. Wenn sie Geld benötigen verkaufen sie einige Früchte oder die Ernte der Plantagen. Da fängt das Problem aber bereits schon an. Der erste Abnehmer bezahlt nicht sofort sondern erst in ein bis zwei Monaten – wenn überhaupt. Aber auf diesen Abnehmer sind die Familien angewiesen, denn praktisch niemand hier besitzt ein Auto um die Waren zu transportieren. Der nächste Zwischenhändler zahlt nur die Wegspesen und der letzte Käufer vertröstet dann dauernd auf später. Kakao und Kaffee kommen aber immer in Europa an und dort ist der Nachschub gesichert. Wo das Geld verschwindet weiss niemand. Leider, wie überall auf der Welt, nutzen einige Reiche die Krise aus um noch reicher zu werden. Trauriger Weise gilt das auch für Vertragsbauern, die für einige der schönen Labels produzieren. Unter dem Deckmantel Corona kann man auch hier alles machen. Als Folge davon lässt die lokale Bevölkerung in den Läden alles anschreiben bis sie gezwungen sind mal wieder einen gewissen Betrag zu bezahlen. So werden die Schulden einfach hin und her geschoben. Viele haben schon mit Tauschgeschäften begonnen: Eier für Bananen, Kanufahrten für Mais usw. Ja, die ganze Region lebt auf Pump. Leider haben viele Familien noch offene Kredite aus den „guten Zeiten“ als man noch Geld verdienen konnte. Wann die Banken alles zurückfordern werden ist nur noch eine Frage der Zeit. Aber was wollen die überhaupt zurückfordern es gibt ja gar nichts mehr. Viele Arbeitgeber nutzen die aktuelle Situation auch aus und zahlen sehr kleine Löhne: Acht Dollar am Tag. Nicht pro Stunde sondern pro Tag mit acht Arbeitsstunden. Das ist tatsächlich erlaubt, denn der Staat hat den Mindestlohn von zwölf auf acht Dollar pro Tag runtergesetzt um mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Wir bleiben aber fair und bezahlen den Taglöhnern 15 Dollar plus ein reichhaltiges Mittagessen. Da wir im Aufbau sind haben wir immer mal wieder einige Taglöhner die uns helfen. Nur César konnten wir einen Festanstellungsvertrag geben.

Taglöhner

Wir werden oft von verzweifelten Familien angesprochen ob wir nicht eine Woche Arbeit für sie hätten. Sie müssen Kredite abbezahlen, ein Familienfest steht bevor an dem sie sich beteiligen müssen oder sie brauchen einfach Geld um Medikamente zu kaufen. Wir sind keine Bank und wir verleihen kein Geld aber Arbeit haben wir meistens, natürlich auch wegen dem längeren Ausfall von Michael. Aber auch wir können nicht immer allen eine Arbeit geben obwohl es dadurch für uns natürlich viel schneller vorangehen würde. Aber unser Budget ist sehr begrenzt. Als einer der wenigen Arbeitgeber haben wir dafür bei der Bevölkerung viel Akzeptanz bekommen aber leider auch viele Neider. Wir müssen immer aufpassen, dass wir nicht einzelne Familien bevorzugen und müssen jeweils alle berücksichtigen. „Wer gute Arbeit leistet bekommt den Job“ geht leider nicht immer, denn die einzelnen Familien verstehen das nicht.

Das Video zeigt die Gebäude der Finca Don Sigifredo und die Umgebung:

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Strassenbau und Drohne

Wir wohnen an der Strasse die Tena mit Coca verbindet. Das sind zwei Provinzhauptstädte und somit ist die Strasse eine Nationalstrasse. Die ersten 35 km von Tena aus und die letzten 10 km vor Coca sind breit genug und asphaltiert. Ca. 90 km ist eine Schotterstrasse die mal breiter und  mal schmaler ist. Jetzt wurde mit der Verbreiterung dieser Schotterstrasse begonnen aber sie wird nicht asphaltiert werden, denn das ist viel zu teuer. Hier läuft so etwas nicht so ab wie in Europa wo man das ankündigt und vor allem mit den Landbesitzern das Gespräch sucht. Hier fahren einfach die Bagger auf. Wir haben schon länger gewusst dass sie kommen werden, denn sie arbeiten in unsere Richtung. Die Bagger fuhren auf und begannen die Ränder um 1.5 Meter zu verbreitern, so dass die Strasse am Schluss 50 cm Breiter ist. 510 Meter führt die Strasse durch unser Land. Das sind einige Quadratmeter die sie uns klauen und für die wir nicht entschädigt werden.

Die grösseren Probleme sind aber die Schäden die sie anrichten an unseren Zäunen und Weiden. Bäume werden einfach gefällt und zerstören unsere Zäune. Abwasserkanäle werden neu gezogen und einfach in die Weiden umgeleitet, so dass Abschwemmungen und neue Sumpfgebiete entstehen. Wir haben schnell beim zuständigen Bauleiter interveniert, dass es so nicht geht. Die Abwasserkanäle wurden wieder so zurückgebaut wie sie ursprünglich waren. Das hat nicht allen gefallen, aber das ist uns egal. Die Zäune wurden halb geflickt, aber das wird leider nicht ausreichen um unsere Kühe vom Ausbüxen abzuhalten.

Durch die schweren Maschinen hat es auch einige kleinere und grössere Erdrutsche gegeben. Die Strasse ist bei uns leicht abfallend, an einigen Stellen ist sie in unsere Weide hinein abgebrochen. Wie sie das reparieren wollen wissen wir noch nicht. Denn die Truppe, die das verursacht hat ist nicht zuständig für die Reparatur. Es wurde bereits begonnen die erste Schicht des neuen Schotterbelages aufzutragen und die grösste Abbruchstelle wurde einfach mit einem Stock und einem roten Fähnchen markiert bzw. gesichert. Bis die Strasse ganz abbrechen wird ist es nur eine Frage der Zeit.

Der jetzige Bautrupp ist nur für den groben Belag zuständig. Der Trupp davor war für das Ausebnen zuständig und der Trupp vor diesem Trupp für das Abbaggern und Abtransportieren von Erdmaterial. Der nächste Bautrupp ist dann für den feinen Belag zuständig. Aber keiner ist für Reparaturen oder das Abstützen der Strasse verantwortlich. Der kommt dann, oder auch nicht, wenn die Strasse fertig ist oder sie ganz abrutscht. Es macht ja auch keinen Sinn eine Strasse zu reparieren die man gerade am Bauen ist.

Wir sind jeden Tag präsent und intervenieren, wo nötig, sofort und das jetzt schon seit drei Wochen. Es wird sicher nochmals so lange dauern bis die Strasse fertig sein wird und wir werden noch einige Gespräche führen müssen. Leider beeinträchtigt uns das auch bei den Arbeiten und Vorbereitungen unseres Bambusprojekts das wir nahe an der Strasse bauen wollen.

Drohnenaufnahme von Simon Weidinger

Wir haben in unseren letzten Beiträgen ein paar Fotos von Luftaufnahmen unserer Region gepostet. Wir hatten letztes Jahr Besuch von Simon Weidinger, einem Reisenden, der mit Jessie und Claus vom Casa Helbling zu uns kam. Er hatte eine Drohne dabei und hat für uns diese schönen Fotos und Videos gemacht. Es war auch für uns sehr spannend unsere Finca aus der Vogelperspektive zu sehen. Lustig war auch, dass wir unsere Kühe auf diese Weise ganz einfach zählen und sie auch ohne körperlichen Aufwand suchen konnten. Es war sehr beindruckend zu sehen, dass umgefallene Bäume sehr gut sichtbar sind wenn man über den Wald fliegt.

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Kühe und ihre Behandlung

Wir haben zurzeit 27 Kühe, davon sind 25 in einer Gruppe. Zwei kleine Stierchen haben wir von Nachbarn gekauft um sie gross zu ziehen und um sie später weiterverkaufen zu können. Sobald sie gross genug sind, werden sie auch in die Gruppe integriert werden.

Rambo und Luke

Wir haben reine Fleischkühe und betreiben Muttertierhaltung mit einem Zuchtstier. Wir werden immer wieder gefragt: „Warum habt ihr Kühe im Regenwald, die zerstören doch alles?“ Es stimmt natürlich, dass Kühe viel Platz brauchen und leider auch viel Regenwald dafür verschwindet. Wir haben deshalb begonnen die Weiden und Plantagen zu kombinieren. Damit möchten wir aufzeigen, dass ein Ertrag von beidem kombiniert möglich ist. Wenn man eine Kakaoplantage nicht zu dicht bepflanzt, also nicht intensiv sondern extensiv bewirtschaftet, können Kühe gut darin umhergehen und Gras und Kräuter fressen. Damit helfen sie sogar mit bei der Pflege der Plantage. Dies geht natürlich auch mit anderen Fruchtbäumen. Sobald unsere Setzlinge gross genug sind werden wir mit einer gemischten Fruchtbaumplantage beginnen. Solange die Nutzung nicht intensiv ist und der Kuhbestand klein bleibt kann man dies, wie gesagt, gut kombinieren. Die Früchte sind für den Eigenbedarf und für ein kleines Einkommen.

Hueca mit Tatiana (unser jüngstes Kalb)

Die lokale Bevölkerung ist „Fleisch-Esser“ und hat früher einfach Fleisch aus dem Wald geholt. Die Leute sind jagen gegangen und haben jedes Tier bejagt. Man kann ihnen das Jagen nicht verbieten ohne ihnen eine Alternative zur Fleischbeschaffung aufzuzeigen. Kühe halten ist aber nicht so einfach wie es klingt. Man muss sie jeden Tag kontrollieren und nach Wunden untersuchen. Eine kleine Wunde kann sich innert 48 Stunden zu einer grossen Entzündung mit Maden darin entwickeln. Das muss man dann gut behandeln und immer wieder reinigen.

Die Wunde auf dem Foto zeigt eine Wunde nach der ersten Reinigung, Michael hat hunderte von Maden rausgenommen (zum Glück gibt es keine Geruchsfotos). Das war ein entzündeter Vampirbiss, ja hier gibt es Vampirfledermäuse. Sie kommen in der Nacht und machen mit ihren messerscharfen Zähnen einen kleinen Schnitt am Hals eines Tieres und geben ihren Speichel dazu, sodass das Blut nicht mehr gerinnt. Dann kann die Fledermaus in Ruhe das auslaufende Blut ablecken. Bei ausgewachsenen Kühen ist das nicht so schlimm, bei Kälbern aber schon. Die Wundheilung dauert etwas länger und darum gibt es oft Entzündungen und Infektionen. Das kann man aber gut ohne Antibiotika behandeln. Zecken, Milben und Deichselfliegenlarven sind die Hautparasiten der Kühe die man gut im Auge behalten muss. Sie haben einen Zyklus und treten  rund drei Mal pro Jahr in grossen Mengen auf. Dann müssen wir einfach schnell genug sein und den Kühen ein Insektenschutzmittel auftragen. Wenn man nicht schnell genug ist kann es zu Zeckenfieber kommen oder zu schweren Hautinfektionen. Bis jetzt haben wir alles gut im Griff und haben noch keine grösseren Infektionen gehabt.

Madonna, Lady Gaga, Bonnie und Bruce

Da unser Hühnerhaus fertig ist haben wir auch schon Bewohner dafür gesucht und gefunden. Wir haben drei Hennen und einen Hahn gekauft. Es ist nicht leicht hier eine Rasse zu finden die gross ist und zugleich Eier legt. Der Hahn ist noch jung und wie alt die Hennen sind können wir nicht genau sagen. Der Verkäufer meinte sie seien etwa ein Jahr alt, das kann sein oder auch nicht. Sie haben auf Jeden Fall schon die ersten Eier gelegt.

Sie wollen auch in unser Haus

Der Fischteich ist durch die starken Regenfälle in den letzten Tagen gut ausgewaschen worden und wir haben mit dem Füllen begonnen. Mit 27 Metern Länge und 8 Metern Breite bei einer Tiefe von über 1,5 Metern müsste man meinen dies dauere ein Weilchen. Aber nicht wenn es an Ostersonntag einen Dauerregen gab. Innert vier Stunden war er schon halb voll und wir können nächste Woche die ersten Fische kaufen gehen.

Fischteich halb voll
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Hühnerhaus, Samen, Bagger und Besuch

Es hat eine Weile gedauert bis wir endlich wieder mal Zeit fanden einen Blogg zu schreiben. Bei uns ist viel los und die Ereignisse überschlagen sich momentan. Michael ist immer noch beeinträchtigt durch seinen Beinbruch und wir befinden uns gerade in einem Rechtsstreit mit dem Vorpächter auf unserem Land. Darüber werden wir aber erst dann berichten wenn alles geklärt ist und wir sicher sein können, dass sich die Gegenpartei auch an die richterliche Veranlassung hält. Aber deswegen können wir immer noch nicht mit der geplanten Plantage beginnen. Die Arbeit geht uns deshalb sicher nicht aus.

Unser Hühnerhaus ist fertig. Das Lehrstück für César und Michael ist ein Hühnerpalast geworden. Es hat grosses Interesse bei der Bevölkerung geweckt und einige Familien kamen vorbei um es sich anzuschauen. Sie konnten es meist kaum glauben, dass es ausschliesslich mit Bambus gebaut und kein Holz verarbeitet wurde. Sie versuchten daran zu rütteln und staunten sehr, dass es sich nicht bewegt – genauso wie bei einem Steinhaus. Wenn man ihnen dann noch die Materialkosten sagt bekommen sie grosse Augen. Nur 150 USD, davon kostet das Dach schon 90 USD, der Maschendraht 20 USD, der Zement 14.00 USD und Armierungseisen und Gewindestangen 20 USD. Der Rest sind Schrauben und Scharniere. César wird im April für zwei Wochen nach Macas gehen wo er beim Bau von einem grossen Bambushaus mithelfen darf. Danach wird er schon fast ein Spezialist sein und kann es dann für sich selbst nachbauen. Unser Bambusprojekt wird aus verschieden Gründen vorgezogen. Wir hoffen, dass wir uns damit finanziell nicht übernehmen werden.

Es ist Samenzeit bei den Edelhölzern und Michael ist fleissig am Pflanzen ziehen, das kann er gut mit seinem Bein. In den letzten Wochen hat er über 400 Setzlinge von fünf verschiedenen Baumsorten gezogen. Im Gewächshaus (Unterstand) wird es langsam aber sicher sehr eng. Es sollten dringend ca. 100 Jungbäume im Wald gepflanzt werden, das muss jetzt aber warten, denn so mobil ist er noch nicht.

Hinter dem Haus gibt es einen alten Fischteich der seit mehr als 15 Jahren nicht gereinigt worden ist und deshalb dort ein Sumpfgebiet entstand. Wir möchten aber gerne wieder einen Fischteich wo wir Tilapas züchten können. Das ist der Speisefisch Nummer eins in der Region. So hörten wir uns um wer einen Bagger hat und vor allem wie teuer der ist. Oskar, von dem wir auch jeweils Sand und Steine kaufen, hatte das günstigste Angebot. Deshalb haben wir letzte Woche den Bagger kommen lassen. Unsere Nachbarn hatten gleich auch noch Arbeit für ihn und so konnten wir uns den Transport teilen.

Es war sehr eindrücklich was da alles für Tiere aus dem Sumpf auftauchten. César hatte den Auftrag den Aushub zu überwachen und so viele Tiere wie möglich zu retten. Schildkröten, Schlangen, Frösche usw. kamen zum Vorschein. Am meisten hat uns erstaunt, dass es sogar Aale hatte. Ja richtig: Aale die es in dieser Region gar nicht geben sollte. César hatte in seinem ganzen Leben bis dahin noch keinen gesehen. Aber die älteren Leute von der Insel kannten sie und wollten sie haben da sie sehr gut zum Essen aber sehr schwer zu fangen sind. So haben wir 15 Aale verschenkt und rund 20 haben wir umgesiedelt. Alle anderen Tiere haben wir ebenfalls umgesiedelt. Nach elf Stunden baggern haben wir nun wieder einen grossen Fischteich den wir in den nächsten Wochen in Betrieb nehmen können. Wir freuen uns schon auf die ersten eigenen Fische.

Die letzten Wochen hatten wir Besuch von Chrigi und Sigi von Steiger denen ja das Haus gehört in dem wir zurzeit wohnen. Es war sehr schön sie bei uns zu haben und wir haben gemeinsam auch gleich gestalterische Veränderungen um das Haus vorgenommen. Der Vorplatz wurde zementiert und mit einem Mosaik verschönert. Nun ist es dort nicht mehr so sumpfig nach dem Regen und wir haben eine grössere Schmutzschleuse. Sie waren natürlich auch sehr gespannt wie die Kühe aussehen und haben sich sehr über die mittlerweile acht Kälber gefreut. Leider sind ihre Ferien schon wieder zu Ende. Ein grosses Dankeschön an Chrigi und Sigi für alles was sie für uns getan haben und dass wir bis auf weiteres in ihrem Haus leben dürfen.

Faultiermosaik
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Termiten, Hühnerhaus und Geschichten die der Alltag schreibt

Es ist ein Muss jeden Tag eine Kontrollrunde um die Gebäude und Holzlager zu drehen, denn die gefrässigen Termiten können innert Stunden einziehen. Aber solche Mitbewohner möchte man nicht. Die kleinen holzfressenden Insekten mit sehr grossem Appetit, fressen dir im wahrsten Sinne des Wortes das Haus unter dem Hintern weg. Hier gibt es zwei Arten von Termiten; die Erdtermiten und die Baumtermiten. Sie sind ein Segen für den Wald, denn sie zersetzen sehr schnell einen umgefallenen Baum und sie sind Futter für Ameisenbären, Gürteltiere sowie viele Vögel und Reptilienarten. Im Haus sind sie aber ein Fluch. Sie nisten sich im Holz ein und fressen es von innen her auf. Die Baumtermiten kommen meistens in der Nacht und bauen gleich eine überdachte Autobahn. Sie kommen nie alleine sondern immer mit einer Gefolgschaft von Millionen.

Die Erdtermiten machen eine kleine Strasse und suchen morsches Holz oder lieber noch Papier, dort fressen sie sich einfach durch die Blätter. Sie kommen aber nur mit einem kleinen Heer von ein paar hundert Tierchen. Wenn man nicht täglich alles kontrolliert können sie innert kürzester Zeit einen grossen Schaden anrichten. Und wenn sie einmal eingezogen sind kann man sie leider nur noch mit Insektengift loswerden.

Termiten beim Aufräumen

Im letzten Beitrag haben wir berichtet, dass wir einen Teil Bambus gerodet haben. Mit den geschnitten Bambusstangen haben wir begonnen ein Hühnerhaus zu bauen. Es ist ein Lernstück für die richtige Bauweise mit Bambus, wir haben dafür unbehandelten Bambus verwendet. Die Bauweise von unserem Hühnerhaus ist die gleiche wie die für ein zweistöckiges Wohnhaus. Für die Hühner ist dies schon etwas zu luxuriös. Aber es geht uns darum, dass unser Mitarbeiter César lernt mit Bambus zu bauen. Michael kennt bisher nur etwas Theorie, er hatte ja Zeit sich einzulesen, darum ist unser guter Freund Claus Vogel extra einen Tag aus Quito zu Besuch gekommen um César zu zeigen und zu erklären wie man damit baut.

César und Claus

Claus hat viel Erfahrung, denn er hat selber schon an der Küste Ecuadors Bambushäuser gebaut. Wir wollen den Bambus als nachhaltigen Baustoff in dieser Region fördern. Darum braucht es Leute die damit umgehen können. César war am Anfang sehr skeptisch mit Bambus zu bauen aber bald war er Feuer und Flamme dafür. Er hat verstanden, dass die Bauweise mit Bambus billiger und einfacher ist aber dennoch genau so gut hält. Die Materialkosten für unser Hühnerhaus mit Dach belaufen sich auf nur rund 300 USD. Die Materialkosten für ein Wohnhaus im gleichen Baustil, mit behandeltem Bambus (der eingekauft werden muss), belaufen sich auf nur etwa 5000 USD.

Claus baut im April ein Bambushaus in Macas. Das ist nur rund vier Stunden von uns entfernt. César darf bei Claus zwei Wochen mitarbeiten um zu sehen wie man ein Bambushaus als Grosses baut. Claus und wir wollen zusammen ein Bambusprojekt aufbauen; von der Pflanzung über die Behandlung und Verarbeitung von Bambus. Die ersten Schritte haben wir bereits unternommen. Wir haben über 100 Bambussetzlinge gepflanzt und hoffen, dass sie gut gedeihen werden.

Als Joëlle an einem Abend den Waldhüter Jaime mit dem Auto nach Hause gefahren hat ist ihr ein Polizeiauto entgegen gekommen. Bei der Rückfahrt wurde sie kurz vor unserem Haus von der Polizei gestoppt. Joëlle war nicht angegurtet und ohne Schutzmaske unterwegs. Es stellte sich dann heraus, dass die Polizei eine Panne hatte und Hilfe brauchte. Die Beamten hatten keinen Ersatzreifen, Wagenheber oder Werkzeug dabei. Hier ist dies aber obligatorisch für jedes Auto und wird auch von der Polizei kontrolliert und gebüsst. Joëlle nahm Carlos (Polizist), der übrigens auch keine Schutzmaske hatte und sich auch nicht angurtete, mit zu uns nach Hause um ihm mit Werkzeug auszuhelfen. Michael staunte nicht schlecht als sie mit ihm angefahren kam. Carlos war sehr froh, dass er unser Internet nutzen und so mit dem Stützpunkt telefonieren konnte. Genau, er hatte auch kein Guthaben auf dem Telefon, tja das ist halt so in Ecuador. Carlos grosser Traum ist es mal in die Schweiz zu reisen und er freute sich sehr darüber, dass wir Schweizer sind. Wir halfen ihm natürlich aus, das hat aber nicht viel gebracht denn die Felge war hinüber und der Reifen konnte nicht gepumpt werden. So mussten die Polizisten warten bis sie ein Ersatzrad vom Stützpunkt geliefert bekamen. Er sagte zu uns das einzige deutsche Wort das er kennt: „Danke“. Carlos ist nun unser neuer bester Freund und er und seine Kollegen sind auch schon zweimal auf ein kaltes Getränk bei uns vorbei gekommen. Eines Abends ist er gekommen um uns zu sagen, dass eine Kuh ausgebrochen sei und auf der Strasse spaziere. Ja es hat seine Vorteile wenn man gute Beziehungen zur Polizei hat. Jetzt werden wir umgehend informiert wenn unser Kühe wieder einmal ausgebrochen sind.

Nachtfalter
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Neuigkeiten

Bei uns geht es weiter trotz all der Rückschläge. Michael hat sich abgefunden mit dem Beinbruch und ist sich nun bewusst, dass es etwas länger mit der Heilung dauern wird. Er koordiniert nun die Arbeiten und arbeitet selbst nicht mehr aktiv mit. Das fällt ihm aber sehr schwer. Wir sind gerade daran den alten Bambuswald zu reinigen um jungen Trieben eine Chance zu geben gerade hoch wachsen zu können. Wir haben rund ¾ Hektare verwilderten Bambus der über Jahre nicht geerntet wurde und somit zu einem undurchdringbaren Wald wurde. Der einheimische Bambus ist einer der besten der Welt und eignet sich dadurch perfekt zum Bauen von Häusern. Die Kultivierung ist aber etwas schwierig denn er hat Verästelungen mit spitzen und harten Dornen die ihn vor Fressfeinden schützen soll. Die Mitarbeiter haben bis auf die neuen Sprösslinge alles abgeschnitten und grosse Haufen mit Dornen und altem Bambus gemacht.

In den alten und morschen Stängeln ist ein Käfer drin der grosse Löcher in die Stangen frisst und ihn dadurch schwächt. Rund 100 Stangen die nicht zu stark beschädigt waren haben wir zum Trocknen mitgenommen um sie für den Bau unseres zukünftigen Hühnerhaus zu gebrauchen.

Da kommt es nicht so auf die beste Qualität an. Wir haben auch 200 Setzlinge von Bambus gekauft die wir in der nächsten Woche einpflanzen werden. Wir wollen den Rohstoff Bambus wieder mehr bekannt machen, er ist leider etwas in Vergessenheit geraten. Dieser Baustoff ist nachhaltig und sehr robust.

Wir haben erneut Kühe verkauft, vier kleine Stiere mussten gehen. Das letzte Mal haben wir sie einem Viehhändler verkauft und konnten über den Preis handeln, denn er hatte nach Lebendgewicht bezahlt. Ja, das Abschätzen des Gewichts einer Kuh ist Verhandlungssache. Da zwei Rinder aber Träger von Neospora caninum waren wollten wir sicherstellen, dass sie sicher in den Schlachthof kommen. Neospora ist ein Parasit der über Samenflüssigkeit weiter gegeben wird und zu Fehlgeburten führt. Darum mussten sie gehen bevor sie zum Sprung kommen. Leider waren sie noch etwas klein aber besser so als ein Risiko einzugehen. Wir fragten einen Metzger ob er Interesse habe von uns Rinder zu kaufen. Er kam sie dann sofort anschauen und kaufte alle vier, aber nur zum offiziellen Schlachtpreis von 1,60 $ pro Libra. (1 Libra = 453 Gramm). Joëlle machte die Transportpapiere fertig und die Tiere wurden dann abgeholt. Hier kann man viel, aber ohne Papiere kann man keine Tiere in den Schlachthof bringen. Am darauffolgenden Tag ging dann Joëlle zum Metzger um das Fleisch anzuschauen und zu wiegen. Wir staunten nicht schlecht was alles zum Schlachtpreis dazu gehörte. Bis auf den Kopf, das Fell, den Darm, den Mageninhalt, die Lymphknoten und einige Fettablagerungen wird alles verkauft. Die Fettablagerungen und Lymphknoten durften wir sogar behalten. Unsere Hunde waren dankbar!

Da wir beim Metzger ein Vorkaufsrecht hatten fragten wir unser Mitarbeiter ob sie was von unseren Kühen haben wollten. Wir wollten natürlich ein Filetstück. Was für den normalen Europäer Schlachtabfälle sind, sind in Ecuador Delikatessen. Unsere Mitarbeiter wollten Pansen, Milz, Rippenstücke und am liebsten die Füsse mit Fell und Huf, aber gewaschen. Der Senior Metzger war begeistert von unserer Fleischqualität. Der Junior Metzger hingegen riet uns den Tieren weniger Auslauf zu geben um sie so etwas fetter zu machen. Für ihn hatte das Fleisch zu wenig Muskelfett. Für uns war es genau richtig, denn das Fleisch war sehr zart.

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Besuch aus der Schweiz, Baumpatenschaften

Am 28. Dezember sind mein Bruder Thomas und seine Partnerin Tina uns für dreri Wochen Besuchen gekommen. Sie haben uns viele Leckereien aus der Schweiz mitgebracht. Auch die vier versprochenen Wildkameras haben sie mitgebracht. Wir durften sie nicht bezahlen da sie uns von Thomas und meinen Eltern gespendet wurden. Danke vielmals! Auf Grund meines Beinbruchs konnte ich den beiden leider nicht viel vom Wald zeigen. César hat aber mit ihnen einen Tagesausflug nach Chorongo Alpa gemacht. Da konnten sie auch gleich eine von unseren „alten“ Wildkameras einsammeln. Anstelle von Tagesausflüge haben sie tatkräftig mitgeholfen auf der Finca. Sie haben Joëlle sehr entlasten können die viele Arbeiten von mir auffangen muss. Thomas und Tina haben über 250 Pflanzen pikiert und umgepflanzt. Fast täglich die Kühe gezählt und für uns und unsere Mitarbeiter gekocht. Natürlich haben sie auch ihre Ferien genossen, hoffen wir zumindest. Wir werden ja sehen ob sie uns wieder einmal besuchen kommen. Zum Abschluss ihrer Ferien gingen wir dann alle vier zum Baden in die Thermen von Papallacta. César und seine Familie passten solange auf das Haus und die Tiere auf. Die Thermalquellen auf 3500 M.ü.M. sind wirklich einen Besuch wert. Für mich und Joëlle waren das die ersten zwei freien Tage, seid wir in Ecuador sind. Einfach mal nichts tun müssen, keine Behördengänge, keine Kälber tränken und einfach nicht arbeiten – das tat uns richtig gut.

Finca Don Sigifredo

Zur gleichen Zeit waren auch Sebastian und sein Kollege Jan als Volontäre im amaZOOnico. Sie wollten natürlich wissen was wir Neues aufbauen und sind uns regelmässig besuchen gekommen. Jan war begeistert von unseren Baumpatenschaften. Er ist Präsident eines Vereins der sich für Regenwaldschutz einsetzt und hat sich gleich mit dem Vorstand in Verbindung gesetzt um einige Patenschaften zu übernehmen für den Verein und für sich privat. Sebastian und Jan durften dann natürlich ihre Patenbäume selber Pflanzen. César hat geeignete Standorte gesucht und geschaut, dass die Bäumchen richtig gepflanzt wurden. Jan stellte schnell fest, dass das Pflanzen sehr schweisstreibende Arbeit ist und das Gelände unserer Finca nicht immer nur flach ist. Joëlle hat die Koordinaten mit GPS aufgenommen.

Das waren unsere ersten verkauften Patenschaften und wir hatten noch keine richtigen Urkunden. Melanie Niebecker hat uns in kürzester Zeit welche hingezaubert. Nun können wir für jede Patenschaft eine Urkunde mit GPS-Daten ausstellen und jeder kann auf GoogleMaps schauen wo sein Baum steht. Und wer seinen Patenbaum besuchen kommen möchte findet ihn auch.

Urkunde Baumpatenschaft

Mein Beinbruch hält vieles auf. Der Alltag (wenn man von sowas überhaupt schreiben kann) geht aber trotzdem weiter. Ich muss mich in Geduld üben und mach das was ich kann und helfe wo es mein Bein es zulässt. Joëlle wächst dafür über sich hinaus. Sie musste viele alltägliche Arbeiten von mir übernehmen, besonders am Wochenende. Auch César hat vieles übernehmen müssen und ist dabei auch gewachsen. Es ist nicht üblich in der Kultur hier, dass man mitdenken darf und muss. Aber genau das macht César und darum ist er auch ein so wichtiger Mitarbeiter der sogar andere führen kann. Wir lassen uns nicht aufhalten und unsere nächsten Projekte sind auch schon am Start und werden halt von mir leider nur beratend geleitet.

Nach einem strengen Tag tut ein gutes Essen richtig gut, vor allem Leckereien aus der Schweiz. Thomas und Tina haben uns auf unseren Wunsch hin Fondue mitgebracht. Wir waren aber nicht ausgerüstet für ein Fondue und ich musste mir überlegen wie wir es richtig essen und geniessen können. Alupfannen, das wissen wir von früher, gehen nicht. Zumindest die aus Ecuador sind nicht brauchbar. Also musste unsere beschichtete Pfanne herhalten. Da darf man aber nicht mit Metallgabeln rein. Deshalb musste ich schnell Fonduegabeln aus Bambus schnitzen. Nun noch der Campingkocher und zwei Steine in ein Rechaud verwandeln und schon kann man genüsslich Fondue im Regenwald essen. Ja es war ein strenger, kalter (22 Grad) und verregneter Tag als wir uns etwas Seelenfutter gönnten. Es war soooo lecker, dass wir es mit der Menge ein wenig übertrieben haben und deshalb sind wir danach ins Bett gerollt.

Fonduegabeln aus Bambus
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Cédula – eine Lebensaufgabe

Mitte Dezember sind wir nach Quito gefahren, weil wir endlich unseren Termin für die Autorisierung unserer ecuadorianischen Identitätskarte (Cédula) hatten. Den Termin haben wir bereits im August vereinbart, vier Monate Wartezeit ist ja auch kein Ding. Wir hatten unser Terminfenster (ja Fenster, keinen persönlichen Termin) zwischen 8.00 und 9.00 Uhr. Um 10.00 Uhr waren wir dann tatsächlich an der Reihe. Obwohl wir dachten wir seien super vorbereitet und mit allen nötigen Dokumenten ausgerüstet, fehlten natürlich noch einige lustige Papierchen. Hinzu kam noch, dass wir alle Dokumente gelocht und abgeheftet in einer Kartonmappe präsentieren mussten. Das war nirgends erwähnt, aber man scheint das wissen zu müssen. Hinzu kam auch noch, dass die Kopie unserer Pässe zu schlechte Qualität hatte – die Informationen schienen nicht lesbar zu sein. Deshalb sind wir wieder raus aus der Ausländerbehörde wo uns eine sehr nette Frau, spezialisiert auf dumme Ausländer, mit allen zusätzlichen Dokumenten, neuen Passkopien, einem Locher und Kartonmappen geholfen hat. Natürlich gegen Entgelt. Um 11.00 Uhr hielten wir dann endlich die Autorisierung in Händen und wurden zum Schalter für die Ausstellung der Cédula geschickt. Dort standen wir erneut eine halbe Stunde in einer Warteschlange nur um dann zu hören, dass nicht mehr als 100 Cédulas pro Tag ausgestellt werden können, dies sei die maximale Kapazität. Wir versuchten es dann auf die blonde Art und sagten wir wohnen so weit weg und ob es denn nicht irgendeine Möglichkeit für eine Ausnahme gäbe. NEIN, auch nicht für uns. Danach haben wir frustriert die fünf-stündige Fahrt nach Hause angetreten. Am nächsten Tag hat sich Joëlle beim Zivilstandsamt in Tena erkundigt, ob wir evtl. dort ausnahmsweise unsere Cédula ausstellen lassen könnten. Nee, is nich! Für Ausländer ist das nur in Quito und Guayaquil möglich. Aaaaaaber, aufgrund der Information auf der Autorisierung müssten wir dann auch noch unsere Geburtsurkunden sowie einen Auszug aus dem Heiratsregister präsentieren. Diese Dokumente müssen natürlich international in fünf Sprachen ausgestellt und apostilliert sein.

Und dann war Michis Unfall… deshalb konnten wir nicht rechtzeitig zurück nach Quito um die Cédula ausstellen zu lassen. Zudem ist die Autorisierung nur 15 Tage gültig. Es war deshalb klar, dass wir den ganzen Prozess von vorne beginnen müssen. In der Zwischenzeit sind die Heirats- und Geburtsurkunden per DHL in die Schweizer Botschaft geliefert worden. Dies weil es in Ecuador ja keine Post mehr gibt. Das ist Service Public der Schweizer Botschaft. Vielen Dank an die Zivilstandregister Rorschach, Wolhusen und Laufenburg für den prompten Service und die unkomplizierte Hilfe. Und natürlich einen riesigen Dank an Jürg, der für uns die Dokumente gesammelt und per DHL weitergeleitet hat!

Warteschlange bis zum Ende des Gebäudes

Zweiter Anlauf: Diesmal haben wir vorgesorgt und eine Rechtsanwältin engagiert, spezialisiert auf solche Aufgaben, die uns helfen konnte. Nochmal das Ganze von vorne, aber diesmal mit „Unfallbonus“ wegen Michis Beinbruch. Er geht an Krücken und kann nicht sehr lange stehen, deshalb wurden wir beim Anstehen jeweils bevorzugt. Diesmal bekamen wir die Autorisierung innert 30 Minuten, das ist rekordverdächtig. Bei der anschliessenden Ausstellung der Cédula wurde festgestellt, dass wir bereits vor neun Jahren eine Cédula hatten. Die Autorisierung war aber für eine Cédula die neu ausgestellt werden soll, wir hätten aber eine Verlängerung beantragen müssen – hoppla! Zudem haben wir in der Zwischenzeit geheiratet und Joëlle hat den Namen Wüst angenommen. Deshalb mussten wir zuerst im ecuadorianischen Zivilstandsregister die neun Jahre alten Daten ändern lassen. Nur so konnten wir eine neue Autorisierung für eine Verlängerung bekommen. Da es mittlerweile Mittag war als wir die neue Autorisierung in den Händen hielten, war es nicht mehr möglich am gleichen Tag die Cédula ausstellen zu lassen. Am nächsten Morgen waren wir um ca. 7.40 Uhr wieder beim Zivilstandsamt. Dort warteten in einer langen Schlange schon sehr viele Leute auf den Einlass ins Gebäude. Doch ein sehr freundlicher Wachmann hat uns wegen Michis Krücken vorgelassen und so ging es sehr rasch vorwärts. Bereits um 9.30 hielten wir unsere Cédulas in den Händen! Mit diesen Ausweisen können wir ab sofort legal agieren. Wir werden endlich César einen richtigen Arbeitsvertrag für eine Festanstellung geben können und auch Steuern dürfen wir jetzt bezahlen.

Zuchtbeet

In unserem Projekt wachsen die Pflanzen fleissig weiter. Tina und Thomas sind für Michi eingesprungen und haben rund 250 Pflanzen pikiert. Es sind verschiedene Fruchtbäume die wir in unseren Kuhweiden pflanzen werden. Unsere spanischen Zedern sind so gut gewachsen, dass wir mit der Auspflanzung begonnen haben. Das ist der Beginn der Wiederaufforstung unseres Waldes. Auch unsere Kühe sind sehr fruchtbar, insgesamt haben wir bis jetzt vier Kälbchen die munter mit ihren Müttern in der Herde unterwegs sind. Ausserdem haben wir noch weitere vier trächtige Kühe die in den nächsten Wochen werfen sollten.